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Mar 22, 2024 • 15min

Frei, selbstbestimmt, endlich erwachsen: Volljährigkeit mit 18

Als am 22.3.1974 der Bundestag das Volljährigkeitsalter von 21 auf 18 Jahre senkt, werden in der BRD aus rund 2,5 Millionen Jugendlichen junge Erwachsene.Endlich können sie ihre Ausgehzeiten oder auch die Haarfarbe selber bestimmen: 1974 werden 2,5 Millionen Jugendliche mit einem Schlag zu Erwachsenen. Mit Absenkung des Volljährigkeitsalters von 21 auf 18 Jahre können sie nun selber entscheiden, was sie einkaufen - oder auch selber Verträge unterschreiben. Damals ist die Jugend in Deutschland noch - anders als heute - in der Mehrheit. Die Herabsenkung auch des Wahlalters auf 18 bedeutet plötzlich 2,5 Millionen neue Wählerinnen und Wähler in der BRD. In der damaligen DDR ist das Wahlalter bereits seit den 1950er Jahren auf 18 herabgesetzt.Doch mit dem neuen Volljährigkeitsalter bleiben die alten Abhängigkeiten bestehen. Viele junge Erwachsene befinden sich mit 18 Jahren noch in der Ausbildung und wohnen weiterhin zu Hause. Und auch heute bleibt die alte Frage: Was ist der richtige Weg, um junge Menschen in die Entwicklung einer demokratischen Gesellschaft einzubeziehen? Dabei wird heute eine Herabsetzung des Wahlalters von 18 auf 16 Jahre diskutiert. Bei einigen Kommunal- und Landtagswahlen gilt sie bereits, ebenso bei der Europawahl. Zu allen Zeiten gibt es unterschiedliche Ansichten darüber, wann ein Mensch reif ist zu wählen oder sich wählen zu lassen. In diesem Zeitzeichen erzählt Anja Arp:Warum sich auch Banken und auch die Industrie für die neue Regelung eingesetzt haben,warum Jüngere heute viel konservativer wirken,worin sich die Generation Y von der Generation Alpha unterscheidet.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Rüdiger Maas: Generation lebensunfähig, Wie unsere Kinder um ihre Zukunft gebracht werden, München 2023 Douglas Coupland: Generation X, Berlin 1994 Jürg Pfister: Motivation der Generation X, Verlag für Theologie und Religionswissenschaftlern, Nürnberg 2003 Florian Illies: Generation Golf - Eine Inspektion, Frankfurt 2001 Heinz Bude: Abschied von den Boomern, MünchenWeiterführende Links:Wahlalter bei Europawahl auf 16 Jahre abgesenktKurzinformation: Der Eintritt der Volljährigkeit (PDF)Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Anja ArpRedaktion: Gesa Rünker
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Mar 20, 2024 • 15min

Wie John Law mit einem Papiergeldsystem Frankreich retten wollte

Frankreich ist im frühen 18. Jahrhunderts hoch verschuldet. John Law (Todestag 21.3.1729) verspricht mit einem Finanz-System Rettung. Nach großem Boom zerplatzt die Blase."Das Verlangen nach Gewinn ist das wahre Motiv für das Vertrauen." So lautet der Schlüssel des Finanz-Systems, das der schottische Nationalökonom John Law zu Beginn des 18. Jahrhunderts entwickelt. Gold und Silber, so seine Überzeugung, lähmten die Wirtschaft, Papiergeld dagegen bringe sie zum Boomen. Law verkauft das Papiergeld als Wunderwaffe gegen die immer häufiger anzutreffende galoppierende Staatsverschuldung. Law kombiniert die Ideen zu verschiedenen Papiergeldsystemen, die in Europa kursieren. Grund und Boden erscheinen ihm dabei die ideale Deckung für das zirkulierende Papiergeld. Die Aktienkurse der 1717 gegründeten "Mississippi-Gesellschaft", gedeckt durch Grund und Boden in der Kolonie Louisiana, schnellen in die Höhe.Doch 1720 wird offenkundig, dass Louisiana kein El Dorado ist. Das Vertrauen der Anleger, das Herzstück des Law`schen Systems, sinkt. Es kommt zum Desaster. Law ist weit über das Ziel hinausgeschossen. Er hat den Markt nicht nur mit Aktien überschwemmt, sondern auch mit Papiergeld.Am 21. März 1729 stirbt John Law an einer Lungenentzündung. In den Augen der Nachwelt bleibt sein Ruf skandalumwittert. Für viele Wirtschaftswissenschaftler ist er aber weiter ein Ideengeber und experimentierfreudiger Vorläufer moderner Finanzsysteme. In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:Wie Law das Vermögen seines Vaters verspielte,wie ihm die damals neue Wahrscheinlichkeitsrechnung reich machte,wie er den Aktienmarkt zum Kochen brachte,wie er auch den französischen Staat (vorerst) vor der Pleite bewahrte,wie es nach dem Finanzcrash in Frankreich weiterging.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Professorin Friedrun Quaas (Uni Leipzig)Quaas, Friedrun: John Law (1671-1729), Pionier der Geldtheorie. Marburg 2023 Meyer, Jean: La vie quotidienne en France au temps de la Régence. Paris 1979 Desgraves, Louis: Montesquieu. Frankfurt am Main 1992 Faure, Edgar: La banqueroute de Law. Paris 1977 Saint-Simon, Louis de Rouvroy Duc de: Die Memoiren des Herzogs von Saint-Simon. Vierter Band 1715-1723. Herausgegeben und übersetzt von Sigrid von Massenbach. Frankfurt am Main/Berlin/Wien 1979Weiterführender Link:Homepage von Prof. Dr. Friedrun QuaasWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christoph VormwegRedaktion: Matti HesseTechnik: Jürgen Beiner
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Mar 19, 2024 • 15min

Jugendfreizeit im Dienst der SED: Die Pioniere

Sport und Spiele verspricht die Pionierorganisation, deren Gründung am 20.3.1949 in Ostberlin gefeiert wird. Doch Teilnahme ist Pflicht, Ziel ist die Treue zur DDR.Die Gründungsfeier der Jungen Pioniere findet am 20. März 1949 im Berliner Friedrichstadtpalast statt - ein halbes Jahr vor der Gründung der DDR. Offiziell besteht die Aufgabe der Jungen Pioniere von Anfang an darin, am Aufbau des real existierenden Sozialismus in der DDR mitzuwirken. In der Praxis sieht diese Arbeit aber harmloser aus. Zumeist werden bei offiziellen Anlässen Gedichte aufgesagt und Blumen überreicht.Ein Gebot der Massenorganisation für Kinder lautet: "Wir Jungpioniere singen und tanzen, spielen und basteln gern." Tatsächlich aber geht es darum, schon Grundschüler mit einem "Wir"-Gefühl auf den Arbeiter- und Bauernstaat und seine Ideologie einzuschwören. Dazu gehört auch eine Art Uniform. Neben einer weißen Bluse trägt der Jungpionier bis zur vierten Klasse ein blaues Halstuch, um dann anschließend mit einem roten Halstuch zum "Thälmannpionier" aufzusteigen. Andere Jugendorganisationen sind in der DDR nicht zugelassen."Eins, zwei, drei. Es lebe die Partei" - 40 Jahre lang bejubeln die Jungen Pioniere unablässig die Staatsmacht. Dann geht der von ihnen besungene, bedichtete und betanzte real existierende Sozialismus eher sang- und klanglos unter.In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Klug:was den Jungpionieren alles geboten - und was von ihnen erwartet wird,was passiert, wenn jemand nicht in die Organisation eingetreten ist,wie die SED ihre Idee einer einheitlichen Massenorganisation für Kinder so schnell durchsetzen konnte.Das sind unsere wichtigsten Interviewpartnerinnen:Dr. Anna Kaminsky, Direktorin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-DiktaturPetra Lange, ehemaliges Mitglied der Jungen PioniereWeiterführende Links:18. August 1944 - Ernst Thälmann im KZ Buchenwald ermordet9. November 1989 - Fall der Berliner MauerWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Thomas KlugRedaktion: Gesa Rünker
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Mar 18, 2024 • 14min

Begründer der deutschen Hochseeflotte: Alfred von Tirpitz

Großadmiral, Marineminister, Strippenzieher. Einflüsterer des Kaisers, versessen nach Weltgeltung: die Karriere des eigentlich Bürgerlichen Alfred Tirpitz ist atemberaubend.Alfred Tirpitz wird am 19. März 1849 als Sohn eines Rechtsanwalt in Küstrin an der Oder geboren. In der Schule noch gescheitert, kommt er 1865 durch einen Freund zur preußischen Marine. Für die Aufnahmeprüfung büffelt er wie nie zuvor, wird als Kadett genommen. Anschließend legt er einen kometenhaften Aufstieg hin: Leutnant zur See, Kapitänleutnant, Kapitän zur See.Mit fünf Flottengesetzen von 1898 bis 1912 setzt der Admiral schrittweise den Bau von 61 Großkampfschiffen, 40 Kleinen Kreuzern, 144 Torpedo- und 72 U-Booten durch. Das deutsche Reich als ernsthafter Gegner der gewaltigsten Seemacht der Welt, England, das ist Tirpitz´ Ziel. Es beginnt ein verhängnisvolles Wettrüsten, das Deutschland klar verliert. Die Flotte, die viele Millionen gekostet hat, wird nie auch nur annähernd so groß wie die englische. Zudem befeuert sie die Feindschaft mit den Briten.Mit Kriegsbeginn 1914 zeigt sich schnell: Tirpitz' Idee einer Abschreckung durch eine "Risikoflotte" ist ein Hirngespinst. Nur einmal kommt es zur erhofften großen Seeschlacht gegen England - diese geht im Mai 1916 Unentschieden aus. Tirpitz‘ Karriere als Admiral ist da bereits zu Ende. Seine Großkampfschiffe rosten fortan in ihren Häfen vor sich hin.In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammmüller:in welch schlechtem Zustand Tirpitz die Flotte zu Beginn vorfindet,warum Kaiser Wilhelm II. der perfekte Partner für Tirpitz ist,wie es für Tirpitz nach seiner Karriere als Großadmiral weiter geht.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Professor Christoph Nonn (Historiker, Universität Düsseldorf)Horst Dederichs (Extremtaucher, Mönchengladbach) Rainer Hering, Christina Schmidt: Prinz Heinrich von Preußen - Großadmiral, Kaiserbruder, Technikpionier (2013)Michael Salewski: Tirpitz - Aufstieg, Macht, Scheitern (1979)Weiterführende Links:Planet Wissen: Die kaiserliche Flotte29. November 1856 - Geburtstag von Theobald von Bethmann HollwegWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Edda DammmüllerRedaktion: Matti HesseTechnik: Nicolas Dohle
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Mar 17, 2024 • 14min

Ferdinand Franz Wallraf - der Retter der Geschichte von Köln

Der Universal-Sammler Ferdinand Franz Wallraf: omnipräsent ist er in Köln mit seinen Hinterlassenschaften - und doch irgendwie nicht zu fassen. Er starb am 18.3.1824.Geboren wird Ferdinand Franz Wallraf 1748 als Kind eines Schneidermeisters. Früh ist klar, dass Wallraf nicht in die Fußstapfen seines Vaters treten wird. Stattdessen entscheidet sich der vielseitig interessierte Junge zunächst für den Lehrerberuf - und tritt dafür extra in den geistlichen Stand (Priesterweihe 1772) ein.Im Laufe der Jahre macht sich Wallraf in vielfacher Weise einen Namen in seiner Heimatstadt Köln - unter anderem wirkt er als Gelehrter, Stadtreformer und Universitätspolitiker. Gleichzeitig prägt er durch seine ausgesprochen große Sammelleidenschaft auch das kulturelle Leben Kölns. Zunächst sind es vor allem Mineralien, die sein Interesse wecken, später sammelt er auch Münzen, Kunstwerke sowie Bücher.Am 18. März 1824 stirbt Ferdinand Franz Wallraf. All seine Sammlungen hinterlässt er der Stadt Köln. So ist sein Name auch 200 Jahre nach seinem Tod in der Rheinmetropole allgegenwärtig - an zahlreichen Orten, aber auch in Vorträgen, Diskussionen und Ausstellungen. In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:wo einem in Köln überall der Name Wallraf begegnet,wie er die Geschichte der Stadt gerettet hat,was die "Pissgasse" über den Universalgelehrten verrät,von Wallrafs besonderer Beziehung zum Kölner Dom,warum man Wallraf heute als "Messi" bezeichnen würde.Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:Dr. Marcus Dekiert, Direktor des Wallraf-Richartz-Museums Dr. Gudrun Gersmann, Professorin für Neuere Geschichte an der Uni KölnDr. Christiane Hoffrath, Leiterin der Universitätsbibliothek zu KölnWeiterführende Links:Wallrafs Bücher neu restauriert29. Januar 1797 - Die Gelehrte Sibylle Mertens-Schaaffhausen wird geborenWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Ralph ErdenbergerRedaktion: David Rother
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Mar 16, 2024 • 14min

Die französische Revolutionärin Marie-Jeanne Roland

Sie ist mitten drin bei der Französischen Revolution. Ihr Mann ist Innenminister, sie schreibt Texte für ihn. Dann kommt Madame Roland (geboren am 17. März 1754) in Haft.Marie-Jeanne Phlipon wird am 17. März 1754 in Paris geboren. Das begabte und wissbegierige Mädchen, liebevoll Manon gerufen, kann bereits im zarten Alter von vier Jahren lesen und interessiert sich früh für philosophische, geschichtliche und religiöse Themen.Mit 25 Jahren heiratet Marie-Jeanne den 24 Jahre älteren Jean-Marie Roland de la Platière. Den Ausbruch der Revolution erleben die Eheleute in Lyon, und sie begeistern sich sofort für die neuen Ideen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Anfang 1791 zieht die Familie nach Paris. Ihr Salon wird zum Treffpunkt vieler Führungspersönlichkeiten der Revolution - darunter Jacques-Pierre Brissot, Maximilien Robespierre oder François Buzot. Obwohl Madame Roland behauptet, sich immer im Hintergrund gehalten zu haben, gilt sie als eine führende Vertreterin der Girondisten und gerät im vierten Jahr der Revolution in den tödlichen Machtkampf mit dem radikalen, jakobinischen Flügel.Nachdem Robespierre im April 1793 die Girondisten des Verrats an der Revolution beschuldigte, flieht ihr Mann aus Paris. Marie-Jeanne wird zusammen mit den girondistischen Abgeordneten verhaftet und am 8. November öffentlich hingerichtet. Im Angesicht der Guillotine richtet Madame Roland ihre letzten Worte an die Pariser Freiheitsstatue: "Ach Freiheit, wie viele Verbrechen werden in deinem Namen verübt!" In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:Über die Vorbilder von Marie-Jeanne und wie diese die Französin beeinflussen,wie sie im Hintergrund ihres Mannes geschickt die Fäden zieht,wie Madame Roland die Zeit in Haft verbringt,wie ihr Ehemann auf die Todesnachricht seiner Frau reagiert. Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Christiane Landgrebe (Roland-Biografin)Christiane Landgrebe: Madame Roland – Von der Bürgersfrau zur Revolutionärin. Berlin, 2024Barbara Beck: Legendäre Frauen - Zwischen Triumph und Verhängnis. Wiesbaden, 2020Guy Chaussinand-Nogaret: Madam Roland. Stuttgart, 1988Marie-Jeanne Roland de la Platière: Madame Roland - Memoiren aus dem Kerker. Zürich, 1987Weiterführende Links:6. Mai 1758 - Maximilien Robespierre wird geborenTerrorherrschaft in Frankreich 1793/94Planet Wissen: Die Französische RevolutionWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christoph VormwegRedaktion: David RotherTechnik: Petra Laubach
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Mar 15, 2024 • 15min

Nebukadnezar II. erobert Jerusalem am 16.3.597 v.Chr.

Babylon ist damals die größte und wohl prächtigste Stadt der Welt. Dessen König erobert im 6. Jahrhundert v.Chr. das kleinere Jerusalem - und verändert damit den Lauf der Religionsgeschichte...Ab Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. erblüht Babylon zu immer größerer Pracht. König Nebukadnezar erobert immer mehr Staaten in der Region, die wir heute den "Nahen Osten" nennen. Unter ihnen auch das kleinere Königreich Juda. Doch irgendwann weigert sich das unterworfene Juda, Babylon Tribut zu zahlen.Doch Nebukadnezar lässt sich das nicht bieten. Am 16. März 597 vor Beginn unserer Zeitrechnung erobert er die Stadt Jerusalem. Ein Ereignis, von dem auch das Alte Testament der Bibel berichtet: Jojachin, der König von Juda, sowie seine Familie und sein Hofstaat werden nach Babel verschleppt.Nebukadnezar setzt zwar einen neuen König in Jerusalem ein, doch auch dieser lehnt sich auf. Deshalb steht der babylonische König nach einem Jahrzehnt erneut vor den Toren Jerusalems. Diesmal wird die Stadt und der Tempel zerstört und die Überlebenden als Sklaven nach Babel geschafft.In diesem Zeitzeichen erzählt Daniela Wakonigg:wo die Überreste von Babylon zu finden sind,welche beiden antiken Weltwunder sich in der Stadt befunden haben,wie das babylonische Exil der Judäer sich auf ihre Religion auswirkt,wann die Herrschaft der Babylonier endet,was es mit dem Satz "Nächstes Jahr in Jerusalem" auf sich hat.Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:Kristin Kleber (Professorin am Institut für Altorientalistik und Vorderasiatische Archäologie an der Universität Münster)Weiterführende Links:Planet Wissen: Geschichte des jüdischen VolkesZDFinfo: Die sieben größten WeltwunderHR: Babylon - Die hängenden Gärten der SmiramisWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Daniela WakoniggRedaktion: David RotherTechnik: Moritz Raestrup
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Mar 14, 2024 • 15min

Franciscus Sylvius, Vorreiter der wissenschaftlichen Medizin

Die Forschung von Franciscus Sylvius (geboren am 15.3.1614) ist nicht immer angenehm: Um den ph-Wert zu messen, kostet er Speichel oder Urin der Patienten mit der eigenen Zunge.Franciscus Sylvius geht ab 1658 als Dozent und Doktor der Medizin an der berühmten Universität Leiden in Holland neue Wege. Mit seinen Studenten besucht er die Krankenstationen und denkt mit ihnen über die Ursachen all der Übel nach. Das ist neu: Normalerweise sollen Medizin-Studenten damals noch aus Büchern und nicht aus Erfahrungen lernen. Sylvius bedint sich dreierlei Arten von Erfahrungswissen - dem anatomischen, chemischen und praktischen. Als Rektor der Universität Leiden beschäftigt er sich mit Körperflüssigkeiten, Verdauungsvorgängen, dem Aufbau des Nervensystems und des Gehirns. Und er gründet das erste chemische Laboratorium an einer europäischen Universität.Dort forscht er zur Verdauung, dem Stoffwechsel, über Gärung und Fermentierung. Bei einem seiner zahlreichen Gärungs-Versuche mit Wacholderbeeren soll ein belebendes Getränk herausgekommen sein. Es soll sich dabei um eine frühe Form des Gins oder des Genever gehandelt haben. Als Erfinder der Getränke gilt Franciscus Sylvius dennoch nicht - auch andere vor ihm stellen diese Getränke her. Seine Patienten, die er mit seinem Wacholder-Gebräu kurieren will, düfte das nicht gestört haben. In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:warum die Syphillis dank nationalistischer Vorurteile unter diversen Bezeichnungen bekannt wird,welche vier Säfte laut Medizin des frühen 15. Jahrhunderts in allen gesunden lebenden Körpern im Gleichgewicht sind,von wem das Zitat "allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist" stammt,wie die Weisheit "Probieren geht über Studieren" Franciscus Sylvius zu einer recht unappettilichen Methode der Diagnostik bringt.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Dr. Dr. Thomas Richter, Apotheker, Medizinhistoriker und Germanist. Franciscus Sylvius: Praxeos Medicae. Liber Quartus. Amsterdam 1674. Mary Dobson: Die Geschichte der Medizin. Vom Aderlass bis zur Genforschung. Cambridge 2013. Wolfgang Eckart: Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin. 7. Auflage. Berlin/Heidelberg 2013. Karl-Heinz Leven: Geschichte der Medizin. Von der Antike bis zur Gegenwart. München 2008. Roy Porter: Geschröpft und zur Ader gelassen. Eine kleine Kulturgeschichte der Medizin. Frankfurt/Main 2006. Weiterführende Links:Planet Wissen: Beruf - ArztPlanet Wissen: Klostermedizin HeilpflanzenmedizinWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Marko RösselerRedaktion: Matti HesseTechnik: Sarah Fitzek
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Mar 13, 2024 • 15min

Sie revolutioniert die Baumwollernte: Die "Cotton Gin"

Die Erfindung der Maschine zur Entkörnung der Baumwolle, die am 14.3.1794 in den USA patentiert wird, hat weitgehende wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen.Das Jahr 1794 markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte der Baumwollverarbeitung in Amerika: die Erfindung der ersten Entkörnungsmaschine für Baumwolle, bekannt als "Cotton Gin", kurz für "Cotton Engine". Der Erfinder dieser Innovation ist der Amerikaner Eli Whitney.Die kurbelbetriebene Walze der Maschine macht das mühsame und zeitaufwändige Entfernen der Baumwollkörner von Hand überflüssig. Die von Catharine Littlefield Greene finanzierte Innovation beschleunigt die Baumwollverarbeitung erheblich und macht den Baumwollanbau im Süden der USA rentabel.Die Erfindung führt zu einer Revolution in der Baumwollindustrie: Der Baumwollanbau in den Südstaaten entwickelt sich zu einem Millionengeschäft. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung steigt jedoch auch der Bedarf an Arbeitskräften, was zur Ausweitung der Sklavenwirtschaft führt, die Spannungen zwischen den Nord- und Südstaaten verschärft und schließlich indirekt eine der Ursachen für den 1861 ausbrechenden Bürgerkrieg ist.In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finckwie eine schuhkartongroße Holzkiste dazu beiträgt, ein menschenverachtendes System zu etablieren, warum die Plantagenwirtschaft des Südens vor der Erfindung der Cotton Gin eigentlich alles anbaut, nur keine Baumwolle,warum die gleichzeitig einsetzende Industrialisierung eine Rolle spielt,was es mit "King Cotton" auf sich hat,warum die Entwicklungen bis heute nachwirken.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Volker Depkat (Amerikanist, Universität Regensburg)Volker Depkat: Geschichte der USA. Stuttgart, 2016Sven Beckert: King Cotton - Eine Geschichte des globalen Kapitalismus. München, 2014Angela Lakwete: Inventing the Cotton Gin - Machine and Myth in Antebellum America. Baltimore, 2003Weiterführende Links:Planet Wissen: BaumwolleSWR-Retro: Baumwollbörse in Bremen (1962)Quarks: Der weite Weg von der Baumwolle bis zum T-ShirtWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Almut FinckRedaktion: Gesa RünkerTechnik: Annette Skrzydlo und Martin Kopp
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Mar 12, 2024 • 14min

Der erste große Sieg der Muslime unter Mohammed gegen Mekka

Die Schlacht von Badr am 13.3.624 ist ein Schlüsselereignis der frühen islamischen Geschichte. Der Sieg öffnet den Muslimen unter Mohammed den Weg nach Mekka.Im Jahr 624 n. Chr. lebt Mohammed, der Prophet des Islam, mit seinen wenigen Anhängern in Medina. Wegen seiner aufrührerischen Reden vertreibt der mächtige Stamm der Quraisch ihn vorher aus seiner Heimatstadt Mekka. Diese Vertreibung, die Hiǧra, markiert den Beginn der islamischen Zeitrechnung im Jahr 622 n. Chr. Mohammeds Ziel aber bleibt die Rückkehr in seine Heimatstadt Mekka. Der Prophet erfährt, dass die Quraisch mit einer Karawane von Syrien auf dem Weg zurück nach Mekka sind. Mit Gütern und Handelswaren, begleitet von dreißig oder vierzig Mann. Mohammed sieht eine militärische Chance, es beginnt die Schlacht von Badr. Darüber schreibt der muslimische Geschichtsschreiber Ibn Ishaq in der ältesten bis heute überlieferten Mohammed-Biographie. Was mit einem Karawanenüberfall in Badr beginnt, wird zum Schlüsselereignis der frühen islamischen Geschichte. Zur Rettung ihrer Karawane rückt die gesamte Streitmacht der Mekkaner gegen Mohammed aus. Die Unterlegenheit der Muslime ist eindeutig: Sie zählen wenig mehr als 300 Mann, während die Mekkaner über eine Armee von 1.000 Mann, 100 Pferde und viele Waffen verfügen. Doch Mohammeds Kämpfer besiegen die Übermacht, der Weg nach Mekka ist frei und die Schlacht von Badr wird als eine der ganz wenigen Schlachten sogar namentlich im Koran erwähnt.In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:dass Mekka schon in vorislamischer Zeit Zentrum der altarabischen Götter, der Kultfeste und Pilgerreisen ist,wie Mohammeds Lehren das Wirtschaftssystem der Wüste bedrohen,wann Mohammed offensiv mit seiner Botschaft in die Öffentlichkeit tritt,warum Sunniten und Schiiten bis heute um Mohammeds legitime Nachfolge streiten. Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Prof. Dr. Tilman Nagel, Islamwissenschaftler, Universität GöttingenProf. Dr. Katajun Amirpur, Islamwissenschaftlerin, Universität zu Köln Tilman Nagel: Mohammed - Leben und Legende, München 2008Tilman Nagel: Allahs Liebling, München 2008Navid Kermani: Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen. Köln 2023Weiterführende Links:Planet Wissen: Mohammed ibn Abd Allah – der Prophet aus MekkaWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Marfa HeimbachRedaktion: Matti Hesse

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