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Der tägliche Podcast über Geschichte von der Antike bis heute, über Europa und die Welt, über die Geschichte der Menschheit: 15 Minuten zu historischen Persönlichkeiten und Erfindungen. Von George Washington bis Rosa Luxemburg, vom Büstenhalter bis Breaking Bad.
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Apr 1, 2024 • 15min
Genderdebatte im Römischen Senat: Am 01. April 47 v. Chr.
Während Caesar in Ägypten weilt, beginnt am 1. April 47 v. Chr. im römischen Senat eine - damals neue - Diskussion: Die Genderdebatte. Es geht nicht nur um Sternchen!Geschlechterkampf im alten Rom: Jahrhundertelang sind Frauen unterdrückt. Doch sie wollen sichtbarer werden. Anfangs verzieren sie den öffentlichen Raum mit ihren Parolen - besonders gern Bordellwände, da können sie sicher sein, dass dort auch hingeschaut wird. Am 1. April 47 v. Chr. wird dann endlich das "Lex neutrae genus" erstmalig auf die Agenda des Senats gesetzt. Anscheinend ein erster Sieg für die Frauen, allerdings mit weitreichenden Folgen. Das Thema wirft Wellen und wogt über Jahre durch den Senat, über Märkte, in Gassen, Tavernen und Provinzen. Am Ende nutzt es einem: Gaius Julius Caesar. Hat er die Debatte künstlich befeuert? Darauf deuten alte Schriftrollen hin, die nun erstmals mit Hilfe Künstliche Intelligenz entziffert werden können.In diesem Zeitzeichen erzählen Veronika Bock und Ulrich Biermann:dass Frauen sich schon früh vernetzten, um ihre Männer und Väter zu beeinflussen,dass das von Frauen geforderte "Lex neutrae genus" es bis in den Senat schaffte,wie der Senator Ursinus Hoecerius die Diskussion darüber lange am Köcheln hielt,dass Gaius Julius Caesar durch die Genderdebatte seine Macht sicherte.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Gabriella Manzano (Professorin für Genderstudies und Alte Geschichte an der FU Herculaneum)Sofia Kriese (hat in ihrer Masterarbeit das Frauenbild in lateinischen Schulbüchern untersucht)Anna Katharina Romund (promovierte zur Frage weiblicher Handlungsspielräume in der Krise der römischen Republik)Weiterführende Links:Zeitzeichen 13.07.100 v. Chr.: Geburtstag von Gaius Julius CaesarÜbersicht: Künstliche Intelligenz (KI) - Chancen und RisikenWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autoren: Veronika Bock und Ulrich BiermannRedaktion: Gesa Rünker

Mar 30, 2024 • 14min
Christian Morgenstern: leichtfüßige Lyrik und ernstes Wesen
Am 31.3.1914 ist einer der größten deutschen deutscher Dichter der Moderne gestorben: Christian Morgenstern ist längst nicht nur für seine komischen Gedichte berühmt...Christian Morgenstern stammt aus München. Sein Vater ist Landschaftsmaler, beide Großväter auch. Er selber bedauert manchmal, dass er nicht auch Maler geworden ist. Aber er wird Dichter - und was für einer. Kurt Tucholsky schreibt über Morgenstern: "Wie unsere Väter sich an den niederdeutschen Holzschnittzeichnungen des grossen Philosophen [Wilhelm Busch] verlustierten, so kugelt sich ein ganzes junges Geschlecht über [Morgensterns Verse], dass es eine Art hat. Es ist aber auch zu hübsch: man lacht sich krumm, bewundert hinterher, ernster geworden, eine tiefe Lyrik, die nur im letzten Augenblick ins Spasshafte abgedreht ist - und merkt zum Schluss, dass man einen philosophischen Satz gelernt hat."Am allerliebsten "kugeln" sich die Studenten zu Kaisers Zeiten über Christian Morgensterns "Galgenlieder". Und es sind damals tatsächlich auch Lieder. Die Melodien, die ein anderer zu Morgensterns Texten komponiert, sind heute allerdings verschollen.Christian Morgenstern und Wilhelm Busch sind so etwas wie die Hofnarren ihrer Zeit - Hofnarren des ganzen wilhelminischen Bildungsbürgertums.Seit seiner Kindheit leidet Morgenstern an Tuberkulose. Am 31. März 1914, kaum 43 Jahre alt, stirbt er bei Meran in Südtirol.In diesem Zeitzeichen erzählt Hans Conrad Zander:warum seine Gedichte "Galgenlieder" heißen,wo und von wem diese "Galgenlieder" gern gesungen wurden,warum er später wieder zur melancholischen Lyrik zurückfand,dass Morgenstern durch halb Europa reiste, nur um Rudolf Steiner zu hören.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Christian Morgenstern: Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Hamburg 1967Anthony T. Wilson: Über die Galgenlieder Christian Morgensterns. Würzburg 2003Christian Morgenstern: Alle Galgenlieder. DitzingenWeiterführende Links:Zum 100. Todestag von Christian MorgensternChristian Morgensterns "Galgenlieder" im Projekt GutenbergWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Hans Conrad ZanderRedaktion: David RotherTechnik Jens Buchheister

Mar 29, 2024 • 15min
Adam Ries(e): Rechenmeister und kurfürstlicher Hofarithmetikus
Man nehme einen Müllerssohn, der der Masse des Volkes im 16. Jahrhundert das Rechnen beibringen wollte. Das macht nach Adam Riese ein neues Zeitzeichen.Über seine Geburt und Jugend ist kaum etwas bekannt. Einzig die Inschrift eines späteren Bildes gibt Auskunft über sein Geburtsjahr: "Anno 1550 - Adam Ries seins Alters im 58" steht dort geschrieben. Und 1550 minus 58 ergibt nach Adam Riese das Geburtsjahr 1492. Nach Adam Riese? Ja, schließlich geht es hier um den Mann, der den Menschen das Rechnen beibringt. Korrekt wäre auch "Adam Ries", denn so hat er selber Briefe unterschrieben. Überliefert ist aber auch "Riese". Mit Namen nimmt man es zu seiner Zeit nicht so genau, mit Zahlen hingegen schon - spätestens seit Adam Ries.Ries ist seinerzeit Rechenmeister, damals ein richtiger Beruf. Zudem schreibt er den Deutschen Rechenbücher in einer Sprache, die sie auch verstehen. Damit die Menschen etwa beim Einkauf auf dem Markt nicht mehr so leicht betrogen werden können. Drei Rechenbücher lässt er drucken, von denen sich wohl nur das erste an Kinder richtet. Die anderen sind schon zu kompliziert. Seine Bücher tragen dazu bei, dass sich die arabischen Ziffern, die wir bis heute benutzen, hierzulande durchsetzen. Ries errechnet als für seine Auftraggeber etwa, wie viel Silbererz sie gefördert haben - oder auch, wie viel Brötchen sie aus dem vorhandenen Mehl backen können. "Wir müssen kleinere Brötchen backen" geht auch auf Ries zurück. Einzig sein Todestag kann nicht errechnet, sondern muss geschätzt werden. Vermutlich Ende März 1559 stirbt er in seiner Wahlheimat Annaberg.In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:warum damals Müller viel rechnen mussten,wie viele Kinder Ries und seine Frau bekamen,dass heute genau 27.782 Nachkommen von Adam Ries bekannt sind. Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Prof. Dr. Bernd Rüdiger (Herausgeber von Ries-Schriften)Bernd Rüdiger: Adam Ries. Der größte deutsche Rechenmeister. Leipzig 2022Hans Wussing: Adam Ries. Zürich 1992Weiterführender Link:Adam-Ries-Bund e. V. mit Informationen zum Adam-Ries-HausWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Marko RösselerRedaktion: Matti Hesse

Mar 28, 2024 • 15min
WDR 3 wird 60: Geschichte eines guten Programms!
Die BBC liefert das Vorbild, und am 29.3.1964 geht WDR 3 als täglich ausgestrahltes Programm an den Start: Für Menschen, die Kultur genießen, gern zuhören und mitdenken.Für Nordrhein-Westfalen ist der Start eines dritten, täglich ausgestrahlten Hörfunk-Vollprogramms ein Meilenstein seiner Mediengeschichte. Als der WDR in der Neujahrsnacht 1956 sein eigenes Programm mit den Radiosendern WDR 1 und WDR 2 in den Äther bringt, gibt es schon Ideen für ein drittes Programm. Zunächst sendet WDR 3 nur wenige Stunden am Wochenende. Vorbild ist das dritte Programm der BBC in London, ein Radioprogramm für kulturaffine Bildungsbürger. Anfang der 1960er-Jahre baut das sogenannte Dritte Programm seine Sendestrecken über die Woche aus - Stunde um Stunde, Tag um Tag.Am 29. März 1964 ist es schließlich so weit: Mit Richard Strauss' "Rosenkavalier" geht WDR 3 als drittes Voll-Programm an den Start. Das heißt: die Kölner senden fünf Stunden pro Tag.Seither ist das "Kulturradio" mit seinem Konzept der Kulturpartnerschaft zu einem bedeutenden Faktor in der Kulturlandschaft geworden. Mehr als 120 Kultureinrichtungen in NRW gehören heute zu dieser Partnerschaft, eine in Deutschland einmalige Kooperation.In diesem Zeitzeichen erzählt Herwig Katzer:was der Komponist Karl-Heinz Stockhausen mit dem WDR 3-Soundlabor zu tun hat,wie das "Kritische Tagebuch" geboren wird,welche Rolle Hörspiele bei WDR 3 spielen,wie sich die Anteile von Wort und Musik über die Jahre verschieben,warum WDR 3 heute kein reines Radioprogramm mehr ist.Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:Matthias Kremin (WDR 3-Programmchef)Björn Blaschke (langjähriger WDR 3-Hörfunkredakteur)Weiterführende Links:Multimedia: Glückwunsch WDR 3! 60 Jahre KulturradioBilder: Prominente Glückwünsche und Grüße zum 60.Westart: WDR 3Kostenloser Download: WDR 3-AppWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Herwig KatzerRedaktion: Gesa Rünker

Mar 27, 2024 • 15min
Piratensender "Radio Caroline" geht auf Sendung (am 28.3.1964)
Auf hoher See machen Rock-und-Pop-Fans 1964 vor der englischen Küste halblegal Radio - und der BBC Konkurrenz. Der Piratensender "Caroline" hat einen riesigen Erfolg.Die Idee für "Radio Caroline" hat der Ire Ronan O'Rahilly. Er vertritt in London Beatmusiker, darunter auch Georgie Fame. Der Manager möchte, dass deren Musik endlich im Radio gespielt wird. Doch er blitzt mit seinem Wunsch bei der öffentlich-rechtlichen BBC ab. Sie hat damals in Großbritannien das Sendemonopol.Darum lässt Ronan O'Rahilly eine alte Passagierfähre zum Sendeschiff umbauen. Das ankert unter der Flagge von Panama vor der englischen Küste - knapp außerhalb der Dreimeilenzone. So nutzt der Radiopirat geschickt Gesetzeslücken aus: Am Ostersamstag 1964 geht "Radio Caroline" auf Sendung.Die Idee hat enormen Erfolg und wird kopiert. Bereits im Herbst 1964 haben "Radio Caroline" und der Konkurrenzsender "Radio London" mehr Hörer als alle BBC-Wellen zusammen. Nicht amüsiert ist jedoch die Labour-Regierung unter Premier Harold Wilson. Per Gesetz wird britischen Staatsbürgern verboten, von England aus zu den Piratensendern überzusetzen, dort zu arbeiten oder Werbung zu platzieren.Zehn Privatsender müssen im August 1967 dichtmachen. Nur einer von ihnen kommt ungeschoren davon: "Radio Caroline" sendet weiter - bis heute.In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Pfaff:wie der erste Song heißt, den "Radio Caroline" sendet,wie viele DJs und Techniker an Bord von "Radio Caroline" Programm machen,welcher Rockstar gern zu Gast auf dem Schiff ist,welche britische Band einen Piratensender-Jingle auf einer ihrer LPs platziert,wie "Radio Caroline" 1967 dem Verbot von britischen Privatsendern entgeht.Das ist unser wichtigster Interviewpartner:Hans Jacobshagen (ehemaliger WDR-Redakteur)Weiterführende Links:"Radio Caroline": Jingle CompilationMDR: Abenteuer Piratensender - Radio ohne LizenzWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Thomas PfaffRedaktion: David RotherTechnik: Petra Laubach

Mar 26, 2024 • 15min
Er prägte Italien: Medienmogul und Politiker Silvio Berlusconi
27. März 1994: Silvio Berlusconi erringt seinen ersten Wahlsieg in Italien. Es ist der Auftakt zu einer politischen Karriere, die das Land nachhaltig verändert."Erstens bin ich sympathisch. Zweitens hab ich Grips. Und drittens sagt die Legende: Ich weiß, wie's geht." Das Selbstbewusstsein von Selfmade-Milliardär Silvio Berlusconi scheint grenzenlos. Der Baulöwe, Medienzar, Besitzer des Fußballklubs AC Mailand ist nie um einen zweifelhaften Gag verlegen.Ab den 1970er-Jahren baut Berlusconi sein Medienimperium auf. Als 1992 das etablierte Parteiensystem Italiens unter dem Schmiergeldskandal "Tangentopoli" zusammenbricht, nutzt Berlusconi das Macht-Vakuum. Er gründet eine eigene Partei, die "Forza Italia" ("Vorwärts Italien"). Seine Parole lautet: "Das Land vor dem Gespenst des Kommunismus retten."Dafür geht er ein Bündnis mit zwei Parteien vom rechten Rand ein: der Lega Nord und dem neofaschistischen MSI. Am 27. März 1994 siegt Berlusconis Bündnis. Doch seine erste Regierung hält nich lange. Sie zerbricht am Streit über eine Rentenreform. Ende 1994 tritt Berlusconi als Ministerpräsident zurück.Doch stoppt seine politischen Ambitionen nicht. Er wird noch mehrmals Ministerpräsident, obwohl er immer wieder in juristische Auseinandersetzungen verstrickt ist. Zwei Jahre vor seinem Tod 2023 scheint sogar eine Kandidatur als Staatspräsident möglich.In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammmüller:mit welchem Trick Berlusconis regionale TV-Sender landesweit präsent sind,wie er als Politiker die äußerste Rechte hoffähig macht,inwiefern Berlusconi als Vorbild für Trump verstanden werden kann,welches Verhältnis Berlusconi zur Justiz hat,mit welchem Versprechen er immer wieder Wähler an die Urnen lockt.Das ist unser wichtigster Interviewpartner:Professor Stefano Cavazza (Historiker an der Universität Bologna)Weiterführende Links:Stichtag: Berlusconi wird zum zweiten Mal MinisterpräsidentWeltspiegel: Politisches Facelifting für BerlusconiTagesschau: Silvio Berlusconi ist tot - Italien trauert um ehemaligen RegierungschefWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Edda DammmüllerRedaktion: Matti HesseTechnik: Nico Söllner

Mar 25, 2024 • 15min
Phantom eines Schriftstellers: Wer B. Traven wirklich war
Als Bestsellerautor ist B. Traven international bekannt, doch keiner kennt seine Identität: Erst nach seinem Tod am 26.3.1969 lösen sich einige Rätsel.Die Bücher von B. Traven sind im Feuilleton gelobt und beim Leser beliebt: In dem 1926 erschienenen Roman "Das Totenschiff" beschreibt er die höllischen Arbeitsbedingungen von Seeleuten, die ohne Papiere auf Frachtern schuften. Sie gleichen mehr den Toten als den Lebenden. Auch ausgebeuteten Baumwollpflückern gibt Tavern eine Stimme. Seine Sprache ist einfach, humorvoll, die Dialoe sind präzise. Die Geschichten sind abenteuerlich, spannend und sozialkritisch. Das kommt gut an. Zwischen den Weltkriegen wird B. Traven ein Auflagengarant mit Übersetzungen ins Russische, Englische, Spanische, Norwegische. Nur, wer hinter dem Pseudonym B. Traven steckt, bleibt ein Geheimnis. Niemand kennt ihn. Er selbst berichtet in Briefen an seinen Verlag, dass er in einem Bungalow bei Tampico in Mexiko lebt, umgeben von Schlangen, Spinnen, Raubtieren. Andere wollen wissen, dass sich hinter dem Pseudonym der wiedergeborene Jack London oder ein Hohenzollern-Prinz verbirgt.Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten darf B. Traven nicht mehr publiziert werden. Nach Kriegsende nimmt die Karriere wieder an Fahrt auf. Hollywood verfilmt seinen Roman "Schatz der Sierra Madre", der 1948 mit drei Oscars prämiert wird. Weitere Verfilmungen folgen und treiben die Verkaufszahlen in die Höhe. Bis zu seinem Tod werden 30 Millionen Bücher von ihm aufgelegt. Der Star-Autor selbst bleibt ein Phantom: keine Interviews, keine Fotos. Erst nach seinem Tod, am 26. März 1969, klärt sich einiges auf: Der als Otto Feige im heutigen Polen geborene Bestseller-Autor war auch als Hal Groves, Ret Marut oder Traven Torsvan unterwegs.In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Kosfeld:wie B. Traven für seine Bücher selbst auf Schiffen und Baumwollfeldern arbeitet, um sich in die Lage der Ausgebeuteten hineinzuversetzen,warum seine Frau erst nach seinem Tod seinen echten Namen erfährt,über die Dreharbeiten zu seinem Hollywood-Film "Schatz der Sierra Madre",dass B. Traven für die Geschwister jahrzehntelang verschollen gewesen ist,warum die vielen Identitäten auch tragisch sind.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Jan-Christoph Hauschild, LiteraturwissenschaftlerJan-Christoph Hauschild: Das Phantom. Die fünf Leben des B. Traven (Critica Diabolis). Berlin 2018.Hollywood-Regisseur John HustonWeiterführende Links:Lesetipp: Das Totenschiff von B. Traven1890 – Geburtstag des Schriftsteller B. TravenWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christian KosfeldRedaktion: Gesa Rünker

Mar 24, 2024 • 14min
Tödliche Heimsuchung für Westafrika: Ebola (2014)
In Guinea bricht 2014 das Ebolafieber aus. Die Epidemie verbreitet sich über mehrere westafrikanische Länder und gilt als größte seit Entdeckung des Ebolavirus 1976.Erstmal wird das Virus 1976 bei einem Stamm in Zaire am Fluss Ebola entdeckt, der zum Namensgeber der Krankheit wird. In den rund 50 Dörfern in der Umgebung des Flusses verbreitet sich das Virus und tötet dort fast alle Menschen, die sich infiziert haben. Danach kommt es immer wieder zu kleineren Ausbrüchen. Doch 2014 ist es anders, die Verbreitung schreitet schneller voran. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen warnt vor einem "beispiellosem Ausmaß" einer Ebola-Epidemie. Als sogenannter Indexfall gilt ein 18 Monate alter Junger, der Ende 2013 in Süd-Guinea mit einer Fledermaus gespielt hat. Vier Tage später ist er tot. Er ist der erste von mehr 11.000 Menschen, die in den kommenden Monaten an den Folgen von Ebola sterben werden. Erst allmählich wird dem Rest der Welt das Ausmaß der Epidemie klar und Experten werden ins Krisengebiet geschickt. Die Helfenden treffen auf eine erschreckende Lage: So viele Kranke, zu wenige Ärzte und Pfleger, zu wenig Material. Zudem ist Ebola hochansteckend. Die Kranken müssen isoliert werden – und oft kommt jede Hilfe zu spät. Erst im Herbst 2015 kann die WHO den Ebola-Ausbruch in Westafrika offiziell für beendet erklären. In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:wie der Kinderarzt Joachim Gardemann 2014 in das Ebola-Gebiet gereist ist,dass es 20 Minuten dauert, bis die Helfer die improvisierten Schutzanzüge angezogen haben und darin gerade einmal 40 Minuten arbeiten können,warum in Westafrika die Toten nicht – wie von der WHO empfohlen – verbrannt werden können, wie ein Ebola-Song den Menschen Mut gemacht hat. Das ist unser wichtigster Interviewpartner:Prof. Joachim Gardemann, ehemaliger Leiter des Kompetenzzentrums Humanitäre Hilfe an der FH Münster. Er ist auf dem Bild des Zeitzeichens im Einsatz zu sehenWeiterführende Links:Planet Wissen: Tropenkrankheiten 7. April 1948 – Gründung der WHO20. Dezember 1971 – Gründung von Ärzte ohne GrenzenWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Martina MeißnerRedaktion: David Rother, Christoph TiegelTechnik: Jürgen Mönkediek

Mar 24, 2024 • 15min
Albert Einstein wird 1934 "strafausgebürgert"
Der Physiknobelpreisträger lebt zur Nazizeit längst nicht mehr in Deutschland, will auch kein Deutscher mehr sein - dennoch wird ihm zu Propagandazwecken die Staatsbürgerschaft aberkannt...Albert Einstein gilt als einzigartiges Genie und berühmtester Wissenschaftler unserer Zeit. Doch der in Ulm geborene Physiker ist auch unbequem. Denn Einstein engagiert sich, tritt mutig für seine Überzeugungen ein. Als andere sich politisch arrangieren, zeigt er schon ein sensibles Gespür für die Entwicklungen, die sich im Deutschen Reich mit den Nationalsozialisten abzeichnen.In den 1920er-Jahren sieht sich Einstein, Pazifist und Sozialist jüdischer Herkunft, immer mehr antisemitischen Angriffen ausgesetzt. Nach der Machtübernahme Hitlers kehrt er von einer Lehrveranstaltung in den USA nicht mehr nach Deutschland zurück - dort werden seine Wohnung durchsucht und seine Schriften vernichtet. Seinem eigenen Antrag auf Ausbürgerung wird zunächst nicht stattgegeben. Stattdessen wird Einstein ein Jahr später, am 24. März 1934, die deutsche Staatsbürgerschaft per Strafausbürgerung aberkannt.Bis zu seinem Tod 1955 engagiert sich Albert Einstein in seinem amerikanischen Exil für andere Zwangsemigrierte, kämpft für seinen Traum von einer Welt ohne Krieg und Konflikte. In diesem Zeitzeichen erzählt Martin Herzog:welche anderen prominenten Deutschen mit Einstein strafausgebürgert werden,mit welchen Problemen der jüdische Physiker schon vor der NS-Zeit zu kämpfen hat,warum Einstein auch seiner Wahlheimat Amerika sehr skeptisch gegenübersteht,von Einsteins Deutschland-Boykott - mit einer einzigen Ausnahme.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Jürgen Neffe, Journalist und AutorJürgen Neffe: Einstein, eine Biografie. Berlin, 2005Sylvia Asmus, Deutsches Exilarchiv 1933-1945Weiterführende Links:Planet Wissen: Albert EinsteinZeitZeichen-Klassiker 2019: Einstein und die Relativitätstheorie27. September 2005 - Albert Einstein veröffentlicht RelativitätstheorieWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Martin HerzogRedaktion: David Rother

Mar 22, 2024 • 15min
Ein Attentat mit Folgen: August von Kotzebue
Als der Erfolgsautor August von Kotzebue am 23.3.1819 getötet wird, halten Teile der deutschen Öffentlichkeit das für eine gute Nachricht: Sie irrten sich.Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gärt es in Deutschland: Nach dem Ende des Napoleonischen Zeitalters mit der Schlacht bei Waterloo soll alles so werden wie früher - sagen die Herrscher der vielen kleinen deutschen Länder. Andere, darunter viele Studenten, wollen hingegen eine neue politische Ordnung, träumen von einem vereinten Deutschland.Beim Wartburgfest 1817 werfen Studenten Bücher von angeblich reaktionären Autoren in die Lagerfeuer. Unter ihnen: "Geschichte des deutschen Reiches", ein konservatives Geschichtsbuch von August von Kotzebue. Und einer, der das alles mit heißem Herzen begleitet, ist der Theologiestudent Karl Ludwig Sand. Sein Hass geht so weit, dass er zwei Jahre später August von Kotzebue in dessen Wohnzimmer erdolcht.Dabei ist August von Kotzebue eigentlich Theaterautor, sogar der erfolgreichste seiner Zeit. Aber er ist eben auch ein politischer und gesellschaftlicher Provokateur. Mit seinem Spott bringt er die politisch progressiven Kräfte gegen sich auf, allen voran die Burschenschaftler und damit Studenten wie Karl Ludwig Sand.Ein Jahr nach der Ermordung Kotzebues wird der Attentäter auf dem Schafott hingerichtet. Eine fast hysterisch aufgeheizte Menge feiert ihn dabei als Helden. Politisch bringt die Tat jedoch nicht mehr Freiheit, sondern durch die "Karlsbader Beschlüsse" 1819 Jahrzehnte der konservativen Restauration.In diesem Zeitzeichen erzählt Jutta Duhm-Heitzmann:wie Kotzebues phänomenale Laufbahn als Theaterautor begann,dass Kotzebue Goethe imponieren wollte,welche andere Seite August von Kotzebue noch hatte, warum ihm vorgeworfen wurde, als russischer Spion für den Zaren zu spionieren,welche Folgen seine Ermordung hatte.Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:Julia Bohnengel, Literaturprofessorin an der Universität HeidelbergWeiterführende Links:Zeitzeichen 31.08.1819: Ende der "Karlsbader Konferenz"Zeitzeichen 12.06.1815: Gründung der ersten BurschenschaftWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Jutta Duhm-HeitzmannRedaktion: Gesa Rünker