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Der tägliche Podcast über Geschichte von der Antike bis heute, über Europa und die Welt, über die Geschichte der Menschheit: 15 Minuten zu historischen Persönlichkeiten und Erfindungen. Von George Washington bis Rosa Luxemburg, vom Büstenhalter bis Breaking Bad.
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Sep 23, 2024 • 14min
Der Schatz von Staffordshire: Zeitreise mit dem Metalldetektor
Die Entdeckung des größten angelsächsischen Schatzes wurde am 24.9.2009 bekanntgegeben. Dem Entdecker brachte er große Belohnung - und den Fluch des Goldes.Das ist der Traum eines jeden Hobby-Archäologen: Der arbeitslose Sondengänger Terry Herbert entdeckt auf einem Acker in Staffordshire im Sommer 2009 den bisher größten Schatz aus der angelsächsischen Zeit. Mithilfe eines 14 Jahre alten Metalldetektors findet er über 3.500 einzelne Objekte, darunter aufwendig dekorierte Schwertgriffe, Helm-Teile und sogar Kreuze. Insgesamt besteht der Fund aus fünf Kilogramm Gold und 1,3 Kilogramm Silber.Fünf Tage buddelt Herbert auf dem Acker eines Bauern, der ihm dies eher widerwillig erlaubt hat, dann ruft er Archäologen hinzu. Die sind sich sicher, die Objekte stammen aus dem 7. Jahrhundert nach Christus. Am 24. September 2009 wird die Entdeckung des Sensationsfundes bekanntgegeben. Die Nachricht geht um die Welt, denn der Fund ist ein Meilenstein für die britische Archäologie und Geschichtsschreibung. Die Stücke bringen Licht in eine geheimnisvolle Zeit - zwischen dem Ende des römischen Reiches und der Landung von Wilhelm des Eroberers.Allerdings gibt es bis heute viele offene Fragen: Sind es Trophäen eines hohen Kriegsherrn oder stammt der Schatz aus einer großen Plünderung? Auch darüber, wie das Edelmetall unter die Erde gelangte, lässt sich bislang nur spekulieren. Der Schatz von Staffordshire selbst ist inzwischen restauriert, katalogisiert und ausgestellt - in Museen in Birmingham und Stoke-on-trent. In diesem Zeitzeichen erzählt Ralph Erdenberger:wie die Schatzsuche per Sonde funktioniert,vom Gefühl, wenn man als erster etwas aus dem Boden holt,wie viel Geld Terry Herbert für den Fund erhält, und warum es am Ende für schlechte Stimmung sorgt,wie unterschiedlich ein Fund in Deutschland je nach Bundesland entlohnt wird.Das ist unser wichtigster Interviewpartner:Carsten Konze, SondengängerWeiterführende Links:Planet Wissen: Abenteuer Schatzsuche - Der Traum vom großen FundYoutube-Channel von Carsten KonzeBirmingham Museum: Ausstellung des Staffordshire-Schatzes in Birmingham Stoke-on-Trent Museum: Der Fund des Staffordshire-Schatzes Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Ralph Erdenberger Redaktion: Matti Hesse

Sep 22, 2024 • 15min
Stigmatisiert und weggesperrt: Das Schicksal der "Typhus-Mary"
Die Köchin Mary Mallon (geboren am 23.9.1869) erlangte als erste gesunde Typhus-Dauerausscheiderin in den USA traurige Berühmtheit. 26 Jahre wurde sie insgesamt isoliert.Als alle Mitreisenden außer ihr erkrankt sind, steht fest: Mary Mallon, die am 23. September 1869 geboren wurde, ist eine sogenannte Dauerausscheiderin. Sie trägt das Typhus-Bakterium in sich, ohne selbst zu erkranken. Aber sie kann andere infizieren. Ihr Recht auf persönliche Freiheit spielt nun keine Rolle mehr. Die US-Behörde stuft die irische Einwanderin als Gefahr für die Allgemeinheit ein, die Angst vor Typhus ist groß. Kurzerhand wird die Köchin auf die Quarantäne-Insel North Brother Island im East River gebracht.Dort wird Mary Mallon zum Versuchsobjekt. Anfangs werden ihr Urin, ihr Stuhl und ihr Blut fast täglich auf Typhus-Erreger getestet. Sie soll neue Medikamente ausprobieren und sich die Gallenblase entfernen lassen. Mary Mallon klagt gegen ihre Verbannung – und verliert. Dabei ist sie längst nicht die einzige symptomfreie Überträgerin von Typhus. In New York sind 1918 schon 70 Personen bekannt. Doch Mary Mallon ist die Einzige, die man einsperrt. Als sie 1938 in der Isolation stirbt, hat sie als "Typhoid Mary", als "Typhus-Mary", traurige Berühmtheit erlangt.In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:von George Soper, der als Ermittler Mary Mallon als mögliche Verbreiterin von Typhus ausfindig macht,wie Mary Mallon untertaucht und mit anderem Namen in einer Klinik kocht,über ihr Leben in der Isolationund warum sie als Mann wohl nicht isoliert gewesen wäre.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Judith Leavitt, Medizinhistorikerin, Autorin einer Biographie über Mary MallonHeiner Fangerau, Medizinhistoriker, Heinrich-Heine-Universität DüsseldorfJudith Leavitt: Typhoid Mary – Captive To The Public’s Health. Boston 1995Heiner Fangerau und Alfons Labisch: Pest und Corona. Pandemien in der Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Freiburg, Basel, Wien 2020Filio Marineli, Gregory Tsoucalas, Marianna Karamanou, and George Androutsos: Mary Mallon (1869-1938) and the history of typhoid fever. Annals of Gastroenterology. 2013.Weiterführende Links:13.10.1821 – Der Mediziner und Politiker Rudolf Virchow wird geboren27.05.1910 – Todestag des Mediziners Robert KochWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Andrea KathRedaktion: Matti HesseTechnik: Sascha Schiemann

Sep 21, 2024 • 14min
Schweizer Bauernjungen gewinnen 1499 gegen Ritterheere
Der Friede von Basel beendet am 22.9.1499 den Schweizerkrieg – ein frühes Beispiel für das, was heute "asymmetrische Kriegsführung" heißt.Über den Namen wird bis heute gestritten: Schwabenkrieg nennen ihn die Schweizer, Schweizerkrieg die Deutschen. Unstrittig ist, dass die bäuerlichen Eidgenossen die hochgerüsteten Kämpfer des Königs bei der Schlacht in Dornbach besiegen. Dem Krieg vorausgegangen ist ein langes Gerangel um die Vorherrschaft im Südwesten des Reiches.Schließlich erklärt aus Mainz König Maximilian I. der Eidgenossenschaft den Reichskrieg. Vor Konstanz lässt er sein stattliches Heer und die Truppen seiner Verbündeten aufziehen. Da seine Kriegskasse aber leer ist, schickt er einen Teil seine Ritter westlich zur Plünderung der kleinen, aber reichen Stadt Solothurn. Das wollen die Einwohner freilich nicht so hinnehmen. Und so stürmt am 22. Juli 1499 eine Horde junger Schweizer auf die königlichen Truppen bei Dornbach zu. Das Kämpfen hatten die Dorfjungen in blutigen Streits mit Nachbardörfern gelernt, während die Gegner das Kriegshandwerk zur hohen Kunst des Adels entwickelt haben. Doch waren die Adeligen erst einmal vom Pferd, waren sie in ihren starren Rüstungen leicht zu schlagen.So nehmen die edlen Schwaben vor der geballten Streitlust der schweizerischer Knaben Reißaus. Maximilian I. muss sich geschlagen geben. In seinem Auftrag lässt er Mönche noch einmal nachfragen, ob er wohl seine Toten vom Schlachtfeld holen kann. Die Antwort der Schweizer ist schroff: "Die Edlen müssen bei den Bauern liegen." Zwei Monate nach der Schlacht, am 22. September 1499, wird in Basel der Schweizer-/Schwabenkrieg offiziell beendet. In diesem Zeitzeichen erzählt Hans Conrad Zander:warum König Maximilian I. die Schweizer als "böse Bauern" betitelt,und sie durch Hochmut und Unverstand falsch einschätzt,warum nach der Schlacht bei Dornbach die Schweizer ihre Besiegten laufen lassen,was der Krieg mit dem Kampf der USA gegen die Taliban gemein hat.Das sind unsere wichtigsten Quellen:Historischer Verein des Kantons Solothurn: Jahrbuch für solothurnische Geschichte. Gedenkschrift 500 Jahre Schlacht bei Dornach. Solothurn 1999. (Digital bei ETH Zürich)Walter Schaufelberger: Der Alte Schweizer und sein Krieg. Studien zur Kriegführung vornehmlich im 15. Jahrhundert. Zürich 1952.Weiterführende Links:29.10.1531 – Georg Truchsess von Waldburg stirbt in Bad Waldsee14.09.1515 – Die Schlacht bei Marignano01.08.1291 – Das "ewige Bündnis" von Uri, Schwyz und UnterwaldenWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Hans Conrad ZanderRedaktion: David RotherTechnik: Christine Reinartz

Sep 21, 2024 • 15min
Ein Hallelujah in Millionen Kehlen
Leonard Cohen wird am 21.09.1934 geboren - und lebt ein Leben voller Brüche: Ein früher Erfolg mit einer einzigartigen Stimme, ein bemerkenswerter Dienst im Krieg - und eine tiefe Rastlosigkeit in den persönlichen Beziehungen.Leonard Cohen beginnt seine musikalische Karriere vergleichsweise spät, nachdem er bereits als Schriftsteller Erfolge feiert. Ermutigt von der Folk-Sängerin Judy Collins wagt er sich mit Anfang 30 selbst ans Mikrofon und legt mit Songs wie "Suzanne" den Grundstein für eine Karriere, die ihn zu einer Ikone der Melancholie und Reflexion macht. Seine Musik ist von einer tiefen Spiritualität und einem ständigen Ringen mit den großen Fragen des Lebens geprägt. Persönliche Erfahrungen und universelle Themen wie Liebe, Verlust, Sehnsucht und Erlösung spielen eine zentrale Rolle. Geboren und aufgewachsen in Montreal, prägt ihn auch seine jüdische Herkunft. Die Komplexität des menschlichen Seins drückt er in einfachen, aber kraftvollen Worten und Melodien aus. Sein Werk bleibt zeitlos und wird auch in Zukunft Menschen berühren, die in seiner Musik Trost, Verständnis und vielleicht auch ein wenig Licht finden – in den Rissen, durch die das Licht hindurchscheint. In diesem Zeitzeichen erzählt Uwe Schulz:wie Leonard Cohen während des Jom-Kippur-Krieges spontan an die Front geht und seine Gitarre als Friedensinstrument einsetzt,warum der Sänger fünf Jahre in einem Zen-Kloster in Kalifornien verbringt und was er dort sucht,welche Bedeutung die Stadt Montreal für ihn hat und warum die Menschen ihn dort bis heute verehren,warum Cohen seine Muse Suzanne Verdal nie wieder kontaktiert, obwohl sie ihn zu einem seiner berühmtesten Lieder inspiriert,und wie das Lied "Hallelujah" erst durch den Film "Shrek" weltberühmt und damit zum Symbol einer ganzen Generation wird.Das sind unsere wichtigsten Quellen:Matti Friedman: Wer durch Feuer. Krieg am Jom Kippur und die Wiedergeburt Leonard Cohens, Leipzig 2023. Wolfgang Haberl: Leonard Cohen: Die Macht der Worte, Waiblingen 2018. Erminia Passannanti: Leonard Cohen. A Jewish Mind Fascination with Jesus of Nazareth, Oxford 2023. Sylvie Simmons: I’m Your Man. Das Leben des Leonard Cohen., München 2014. Weiterführende Links:"Hallelujah": Leonard Cohen, ein Leben, ein LiedStadt Land Kunst: Leonard Cohen: Hydra, das Paradies in GriechenlandARTE Blow up: Leonard Cohen im FilmWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Uwe Schulz Redaktion: Frank Zirpins

Sep 19, 2024 • 14min
Vor 50 Jahren: Erzbistum Köln startet Dialog mit dem Islam
Fast 2.000 Jahre ignoriert die katholische Kirche Judentum und Islam. Am 20.9.1974 entsteht im Bistum Köln die erste "Ökumenische Kontaktstelle für Nichtchristen".Im September 1974 gründet Kardinal Josef Höffner die "Ökumenische Kontaktstelle für Nichtchristen", die heute als "Fachbereich für interreligiösen Dialog" bekannt ist. Als Plattform für Begegnungen, Austausch und soziale Unterstützung ist die Einrichtung wegweisend und setzt ein starkes Zeichen für das Miteinander der Religionen.Dieser Schritt hat seinen Ursprung im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965), das einen tiefgreifenden Wandel in der katholischen Kirche markiert. Erstmals wird eine Öffnung gegenüber anderen Religionen, insbesondere dem Judentum und später auch dem Islam, eingeleitet und der Grundstein für den interreligiösen Dialog gelegt.Das Erzbistum Köln leistet mit dem Fachbereich Dialog schon früh Pionierarbeit, und zeigt seit nun über 50 Jahren, dass der interreligiöse Austausch und das Miteinander der Religionen unverzichtbare Instrumente für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sind. In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:wie das Erzbistum Köln die Einladung zum muslimischen Gebet im Dom zunächst als "Betriebsunfall" bezeichnet, und wie diese Geste Jahre später dann doch den Weg für den interreligiösen Dialog ebnen kann,was die "Nostra Aetate" ist und was Papst Paul VI damit zutun hat,welchen Einfluss globale politische Ereignisse, wie der Nahostkonflikt, auf die Arbeit des Erzbistums haben,und warum der interreligiöse Dialog heute länst nicht mehr nur aus Gesprächen besteht und welches Ziel damit verfolgt wird.Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:Weihbischof Rolf Steinhäuser, Bischofsvikar für Ökumene und interreligiösen Dialog im Erzbistum KölnProf. Dr. Thomas Lemmen, Kath. Theologe und Islamwissenschaftler, Kath. Hochschule NRWDr. Werner Höbsch, Kath. Theologe, ehem. Leiter der Fachstelle Interreligiöser Dialog am Erzbistum KölnAnna Maria Fischer, Kath.Theologin, Islamwissenschaftlerin, Leiterin der Fachstelle Interreligiöser Dialog am Erzbistum KölnUte Gau, Diplompädagogin, seit 1983 an der Fachstelle Interreligiöser Dialog am Erzbistum KölnDunya Elemenler, Politikwissenschaftlerin, Muslimische Vorsitzende der Christlich-Islamischen GesellschaftWerner Heidenreich, Ingenieur, Mitglied der Deutschen Buddhistischen UnionWeiterführende Links:Interreligiöser Dialog im Erzbistum KölnWDR Zeitzeichen Veröffentlichung "Nostra Aetate"Michael Hollenbach - Der interreligiöse Dialog nach 9/11 Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Marfa Heimbach Redaktion: Christoph Tiegel und Matti HesseTechnik: Sarah Fitzek

Sep 18, 2024 • 15min
Marek Edelman: Kämpfer des jüdischen Widerstands
Marek Edelman kämpft beim Aufstand des Warschauer Ghettos und steht auch nach dem Krieg als Arzt in Polen für die Freiheit ein. Sein Geburtstag am 19.09.1919 allerdings ist nur Spekulation.Seine Eltern gehören zu den Juden Osteuropas und müssen vor den Bolschewiki fliehen. Darum ist nicht überliefert, wann und wo Marek Edelman zur Welt kommt. Geboren wird er vermutlich zwischen 1919 und 1922, wahrscheinlich in Gomel im heutigen Belarus.Als die Deutschen 1939 Polen überfallen, lebt Edelman in Warschau. Er muss wie andere Jüdinnen und Juden in das Ghetto ziehen, dass die Nationalsozialisten einrichten und mit einer Mauer umschließen. Geschätzt werden 400.000 Menschen auf weniger als zweieinhalb Prozent der Stadtfläche zusammengepfercht.Als im Februar 1942 die ersten Nachrichten von einem Vernichtungslager das Ghetto erreichen, beschließen Edelman und andere, sich nicht ohne Widerstand in den Tod führen zu lassen. Es konstituiert sich das Kommando der Jüdischen Kampforganisation. Im April 1943 greifen SS und Wehrmacht an. Knapp vier Wochen kann sich der Widerstand halten. Dann steckt die SS Haus um Haus in Brand. Nur wenige können durch die Kanalisation entkommen, darunter auch Marek Edelmann. In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:in welchem jüdischen Milieu Marek Edelman in Warschau aufwächst,wie er aus dem niedergebrannten Ghetto entkommt,dass er danach auf der Seite des polnischen Widerstandes weiterkämpft,gegen welche Einschränkungen er sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Polen engagiert,wie Edelman die Rolle Israels und der Palästinenser im Nahost-Konflikt sieht.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Professor Hans-Jürgen Bömelburg (Historiker mit dem Schwerpunkt neuere Geschichte Polens)Marek Edelman: Erinnerungen an das Warschauer Ghetto - Das Ghetto kämpft. Stuttgart 2024Weiterführende Links:Zeitzeichen 16.11.1940: Das Warschauer Ghetto wird abgeriegeltZeitzeichen 16.05.1943: Der Aufstand im Warschauer Ghetto wird niedergeschlagenPlanet-Wissen: zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Marko Rösseler Redaktion: Frank Zirpins Technik: Nico Söllner

Sep 17, 2024 • 15min
Start-up 1819: Harkorts Mechanische Werkstätte in Wetter/Ruhr
Friedrich Harkorts Maschinenfabrik war die Keimzelle der Ruhrindustrie. Und Harkort selbst eine schillernde Gestalt: Pionier, Freigeist - und Produktpirat...Seine Leidenschaft ist der technische Fortschritt: Als der Unternehmer Friedrich Harkort in englischen Technik-Zeitungen Dampfmaschinen sieht, hat er den Wunsch, solche Maschinen in Westfalen zu bauen. Im Frühjahr 1819 kann er zusammen mit dem Bankier Heinrich Kamp die Burg Wetter als Fabrikgelände erwerben. Im September des Jahres geht die "Mechanische Werkstätte Harkort & Co" in Betrieb. Bald stellt er Dampfmaschinen für die Wasserhebung und Kohleförderung in Bergwerken sowie für Spinnereien und Tuchfabriken her. Den Stahl dafür stellt er bald selbst her: Er baut auf der Burg ein Walzwerk und einen Hochofen. So können in Wetter Eisenbahnschienen, Räder für Eisenbahnen und auch die Achsen für die Kohlewagen hergestellt werden.15 Jahre lang entwirft und produziert Friedrich Harkort in Wetter alle möglichen Produkte aus Eisen. Doch er kümmert sich immer mehr um andere Produkte und vernachlässigt die "Mechanische Werkstätte". Darum drängt ihn sein Kompagnon Kamp 1834 schließlich aus dem Betrieb. Später geht die "Mechanische Werkstätte" in der "Deutschen Maschinenfabrik AG" auf, der Demag. Noch heute werden in Wetter an der Ruhr Maschinen gebaut. In diesem Zeitzeichen erzählt Jana Magdanz:welche Handwerksbetriebe Friedrich Harkort vor seiner Maschinenfabrik führt,in welchem Land der Unternehmer seine Fachkräfte anwirbt,wie er Industriespionage betreibt,warum Harkort einer der ersten Manager in der Schwerindustrie ist,wie er für seine Arbeiter die betriebliche Krankenkasse erfindet.Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:Ulrich Wengenroth (Wirtschaftshistoriker, emeritierter Professor)Axel Heimsoth (Historiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Ruhrmuseum)Rigobert Suttner (Schiffsführer der MS Friedrich Harkort)Weiterführende Links:RBB-Preußenchronik: Friedrich Harkort - "Vater des Ruhrgebiets"ZDF: Deutschland in der Industriellen RevolutionARD-Plusminus: Maschinenbau – der neue Vorreiter beim Klimaschutz?Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Jana MagdanzRedaktion: David Rother

Sep 16, 2024 • 14min
Diokletian: Der konservative Revolutionär Roms
Im Jahr 284 kommt Diokletian an die Macht - gewaltvoll wie viele vor ihm. Doch dann beendet er das im Römischen Reich herrschende Chaos und schafft einen starken Staat. Es ist das Jahr 284 n. Chr.: Das Römische Reich befindet sich, von Chaos und Machtkämpfen erschüttert, in einer tiefen Krise. Zahlreiche Usurpatoren wechseln in rascher Folge. Bürgerkriege und Intrigen bestimmen den Alltag, und das riesige Imperium scheint kaum noch regierbar.Inmitten dieses Chaos tritt Diokletian auf die Bühne. Ursprünglich ein Militärbefehlshaber, nutzt er seinen Einfluss geschickt, um die Gunst seiner Truppen zu gewinnen und den Kaiserthron zu erobern. Doch anders als viele seiner Vorgänger verfolgt Diokletian einen Plan.Statt sich in endlosen Machtkämpfen zu verlieren, setzt er auf eine umfassende Reform des Reiches. Er erkennt, dass ein einziger Herrscher nicht mehr in der Lage ist das gesamte Imperium zu kontrollieren. Daher teilt er die Macht auf: Gemeinsam mit seinem Verbündeten Maximianus regiert er das Reich und führt später sogar eine Viererherrschaft ein, die sogenannte Tetrarchie. Diese Struktur ermöglicht eine effizientere Verwaltung und stärkere Kontrolle über die weit verstreuten Provinzen.In diesem Zeitzeichen erzählt Murat Kayi:Wie Rom im 3. Jahrhundert von einer Welle unzähliger selbsternannter Kaiser und Gegenkaiser überrollt wird, dass die Kommunikation im römischen Reich so langsam ist, dass manche Kaiser erst Monate später erfahren, dass sie gestürzt wurden, wie Diokletian das Erbrecht der Kaisersöhne ignoriert, wie er Steuern "für alle" einführt, wie seine administrative Einteilung des Reiches in Diözesen später von der christlichen Kirche übernommen wird, und mit ihm schließlich eine neue Epoche beginnt.Das sind unsere wichtigsten Quellen:Hans Peter L’Orange, Max Wegner: Das spätantike Herrscherbild von Diokletian bis zu den Konstantin-Söhnen 284 - 361 n. Chr., Berlin 1984.Karl Christ: Die Römische Kaiserzeit. München 2018.Alexander Demandt: Diokletian. Kaiser zweier Zeiten. Eine Biographie. C. H. Beck, München 2022.Timothy D. Barnes: The New Empire of Diocletian and Constantine. Harvard University Press, Cambridge/MA-London 1982 Alan K. Bowman: Diocletian and the first tetrarchy, A. D. 284–305. In: Alan K. Bowman u. a. (Hrsg.): The Cambridge Ancient History 12. The Crisis of Empire, AD 193–337. Cambridge 2005, Alexander Demandt, Andreas Goltz, Heinrich Schlange-Schöningen (Hrsg.): Diokletian und die Tetrarchie. Aspekte einer Zeitenwende. Berlin 2004.Andreas Goltz, Heinrich Schlange-Schöningen (Hrsg.): Das Zeitalter Diokletians und Konstantins. Bilanz und Perspektiven der Forschung, Wien/Köln 2022Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Prof. Dr. Sabine Panzram, Professorin Alte Geschichte Universität Hamburg Prof. Dr. Hartwin Brandt, Inhaber Lehrstuhl Alte Geschichte, Universität Bamberg Prof. Dr. John Weisweiler, Professor Alte Geschichte, Ludwig-Maximilian-Universität MünchenWeiterführende Links:Planet Wissen - Das Antike RomPlanet Wissen - Konstantin der GroßeARD Schätze der Welt - SplitNoch mehr Infos zu dieser und anderenZeitzeichensendungen von Murat Kayı finden Sie hier:Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Murat KayiRedaktion: Matti Hesse

Sep 15, 2024 • 15min
"Rapper's Delight": Wie Hip-Hop die Welt eroberte
Am 16.9.1979 erscheint "Rapper's Delight" der Sugarhill Gang. Der erste Rap-Hit der Geschichte bringt Hip-Hop aus New York in die Welt und prägt die Popkultur bis heute.In den 1970er-Jahren erobert ein neuer Sound die Straßen von New York. Die Musik-Revolution ereignet sich in den Stadtteilen, die mehrheitlich von Schwarzen bewohnt werden. Die Sounds kommen aus Boxen, von Mischpulten und Plattenspielern. DJs scratchen, sampeln und loopen.Sogenannte MCs - Master of Ceremonies - heizen das Publikum mit Ansagen an: Rapper erzählen Geschichten, reimen und spielen mit Sprache. Doch den kraftvollen Musikstil gibt es jahrelang nur live, niemand aus der Szene nimmt Rap-Platten auf. Das ändert sich am 16. September 1979, als die Single "Rapper‘s Delight" der Sugarhill Gang erscheint.In den USA werden bis zu 50.000 Einheiten pro Woche verkauft, weltweit sind es 14 Millionen Stück. Vor allem in Europa ist die Single wochenlang in den Charts. Der Siegeszug von Rap und Hip-Hop beginnt mit diesem Track. Es ist allerdings umstritten, ob es sich wirklich um die allererste Rap-Aufnahme handelt.In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Kosfeld:wie die Produzentin Sylvia Robinson in ihrem Straßenkreuzer die Sugarhill Gang gründet,warum die Basslinie von "Rapper's Delight" für den Musiker Nile Rodgers keine "Freude" ist, inwiefern in "Rapper's Delight" die homofeindlichen und sexistischen Seiten des Hip-Hop angelegt sind,welche drei Fernsehmoderatoren bei der deutschen Cover-Version über ihre Musiksozialisation rappenwie groß die Anerkennung für die gecastete Sugarhill Gang in der Hip-Hop-Community ist.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Dustin Breitenwischer (Professor für Amerikanistik an der Universität Hamburg)Dustin Breitenwischer: Die Geschichte des Hip-Hop in 111 Alben. Stuttgart 2021Daniel Haas: Hip-Hop. Stuttgart 2023Weiterführende Links:The Sugarhill Gang: "Rapper's Delight" (Official Video)NDR: Hip-Hop - Made in Germany (Serie)HR: Dichtung und Wahrheit - Wie Hip-Hop nach Deutschland kam (Serie)MDR: Größer als Hip-Hop - Die Geschichte des Splash!-Festivals (Serie)Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christian KosfeldRedaktion: Matti Hesse

Sep 14, 2024 • 14min
Tumulte in London: Britisches Parlament verbietet Fuchsjagd
Hunderttausende gehen gegen die Abstimmung am 15.09.2004 auf die Straße, Jäger dringen ins britische Parlament ein. Das Verbot kommt trotzdem - beendet aber nicht die Fuchsjagd...Zu Beginn seiner zweiten Amtszeit kündigt der britische Premierminister Tony Blair 2001 an, im Parlament über die Zukunft der Jagd mit Hunden abstimmen lassen - ohne Fraktionszwang. Auf die Ankündigung folgen eine hitzige Debatte und Großdemonstrationen mit bis zu einer halben Million Menschen.Die Stimmung in den Tagen vor der Abstimmung ist aufgeladen. Vor dem Parlamentsgebäude kommt es zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und einer wütenden Menge von Jagdbefürwortern. Am Tag der Abstimmung, dem 15. September 2004, dringen fünf Jagd-Fans in das Parlamentsgebäude ein und gelangen ungehindert bis in den Sitzungssaal.Die Sitzung im Unterhaus wird nach diesem Vorfall zwar unterbrochen, die Abstimmung kann aber noch am selben Tag stattfinden. Mehr als zwei Drittel der Abgeordneten stimmen für den "hunting act". Damit sind in England, Wales und Schottland Hetzjagden mit Hunden verboten.In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Tiemann:weshalb britische Jagdgesellschaften wie ein Nachstellen vergangener Zeiten wirken,warum Tierschützer Treibjagden als grausame Sportart ablehnen,wie 2004 der "Countryside March" von Menschen aus ländlichen Gebieten eskaliert,mit welchem Trick sich fünf Jagdbefürworter Zugang zum Parlamentsgebäude verschaffen,wer heute das bestehende Fuchsjagd-Verbot am liebsten abschaffen würde.Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:Annette Dittert (ARD-Korrespondentin im Studio London)Emma Judd (Sprecherin der League against cruel sports)Stefan Grußdorf (Forstamtsleiter Ahlhorn, Niedersachsen) Weiterführende Links:ARD-Korrespondentin Annette Dittert: Fuchsjagd - Mehr als ein Sport für England (2015)HR-Doku: Hounds - Jagen in EnglandHR-Ratgeber: Füchse - die AnpassungskünstlerWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christoph TiemannRedaktion: Carolin Rückl