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Der tägliche Podcast über Geschichte von der Antike bis heute, über Europa und die Welt, über die Geschichte der Menschheit: 15 Minuten zu historischen Persönlichkeiten und Erfindungen. Von George Washington bis Rosa Luxemburg, vom Büstenhalter bis Breaking Bad.
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Oct 1, 2024 • 15min
Das Urteil im "Lesben-Mord-Prozess" fällt (am 1.10.1974)
Als Monika Ihns und Judy Andersen wegen Mordes vor Gericht stehen, macht die Presse aus ihrer Liebe einen Skandal. Für die Frauenbewegung wird der Prozess zum Wendepunkt.Anfang der 1970er Jahre gründen sich überall in Deutschland Schwulen- und Lesbengruppen, um für ihre Rechte zu kämpfen. Im Gegensatz zur männlichen ist weibliche Homosexualität zwar nicht verboten, aber in den Siebzigern gesellschaftlich ein großes Tabu. Und nicht nur Homosexualität, auch die Gleichberechtigung von Frauen wird nur zögerlich akzeptiert. Gewalt in der Ehe ist Privatsache, Vergewaltigung in der Ehe kein Straftatbestand. Das muss auch Marion Ihns erfahren. Als sie sich von ihrem Mann Wolfgang scheiden lassen will, willigt dieser nicht ein. Jahre später lernt Marion Ihns bei einem Besuch in Dänemark die zehn Jahre jüngere Judy Andersen kennen - und lieben. Doch Wolfgang verweigert ihr weiterhin die Scheidung. Wenig später ist er tot, getötet von einem Auftragsmörder. Doch für die eigentliche Tat interessiert sich kaum jemand, der Mörder wird schnell zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt. Stattdessen wird die lesbische Liebe der Frauen zum Skandal. Die Boulevardpresse macht aus dem Mordprozess einen "Lesben-Prozess". Lange bevor er überhaupt losgeht, macht die BILD-Zeitung schon Stimmung. Die Texte sind voller homophober Klischees. Die Berichterstattung eskaliert mit dem Prozessauftakt im Sommer 1974. Doch die Frauen der Bundesrepublik lassen sich die Diffamierung nicht gefallen. Der Prozess wird zum Schlüsselereignis der Frauenbewegung. Während des Prozesses kommt es zu Protesten und Tumulten vor und auch im Gerichtssaal.Am 01. Oktober 1974 werden beide Frauen wegen Mordes zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Der Prozess macht Gewalt gegen Frauen zu einem Kernthema der zweiten Frauenbewegung und regt unter anderem Alice Schwarzer dazu an, die "Emma" zu gründen.In diesem Zeitzeichen erzählt Laura Dresch:wie Frauen in den 1970er Jahren von ihren Ehemännern abhängig sind,mit welchen Schlagzeilen die Presse gegen die lesbischen Frauen hetzt,wie die beiden Frauen beim Prozess regelrecht vorgeführt werden,dass während der Verhandlung zum ersten Mal fotografiert werden darf, wie wichtig der Prozess für die Frauenbewegung ist.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Dr. Sarah Bornhorst (Historikerin Berlin)Monne Kühn (Aktivistin und Teilnehmerin an den Protesten in Itzehoe)Urteil des Prozesses, Landgericht Itzehoe, 1974Pressedokumentation zum Mordprozess gegen Marion Ihns und Judy Andersen, Berichtszeitraum: 1973-1987, einsehbar im Archiv FrauenMediaTurm, Köln, Signatur: Pressedokumentation / PD-LE.11.07 / Objekt-Nr.: 13431Bornhorst, Sarah: 1974. Lesben vor Gericht und auf den Barrikaden: Der Itzehoe-Prozess und die Lesbenbewegung, in: Agnes Bresselau von Bressensdorf, Jürgen Finger, et. al (Hg.): Kipppunkte. Momente des Wandels im 20. Jahrhundert, Göttingen 2024, S. 245-258.Bayramoğlu, Yener: Die kriminelle Lesbe. Die Kriminalisierung des lesbischen Subjekts in den 1970er-Jahren in der BILD-Zeitung, in: Ders. [Hg.]: Queere (Un-)Sichtbarkeiten. Die Geschichte der queeren Repräsentationen in der türkischen und deutschen Boulevardpresse, Bielefeld 2018, S. 223-235. Weiterführende Links:Chronik der Lesbenbewegung in der BRDFeministische Projekte in Berlin 1974-78: HexenjagdDossier: FrauenbewegungUnser Hör-Tipp: “Der Zerfall Babylons” - Im Podcast geht Volker Kutscher, Bestseller-Autor der Gereon Rath-Reihe und damit der Vorlagen für “Babylon Berlin”, auf eine Zeitreise in die Jahre 1929-1938: Was hat die Menschen damals angetrieben und wie kam es zur Machtergreifung Hitlers.Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Laura DreschRedaktion: Carolin Rückl und David Rother

Sep 30, 2024 • 15min
Umstrittener Vorläufer des THW: die Technische Nothilfe
Nach ihrer Gründung am 30.9.1919 wurde die Technische Nothilfe im Deutschen Reich zur Streikbekämpfung eingesetzt. Erst später kam der Schwenk zum Katastrophenschutz."Treu helfen wir" – ein Versprechen, das das Technische Hilfswerk (THW) seit seiner Gründung 1950 prägt. Doch hinter diesem modernen Selbstbild verbirgt sich eine tiefere Geschichte, die in den Wirren der Weimarer Republik beginnt und bis heute nachhallt. Die Technische Nothilfe (TN) wird nach dem Ersten Weltkrieg ins Leben gerufen und agiert meist im Dienst des Staates: in Zeiten politischer Unruhen, als Streikbrecher oder Schützer lebenswichtiger Infrastrukturen. Während des Zweiten Weltkriegs unter der SS sogar im Bereich ziviler Luftschutz. Nach dem Krieg wird die TN von den Alliierten verboten, doch 1950 entsteht das THW – in klarer Abgrenzung zur umstrittenen Vergangenheit. Statt politischer Einsätze steht seit seiner Neugründung der humanitäre Zivil- und Katastrophenschutz im Vordergrund. Mittlerweile zählt das THW zu den wichtigsten Akteuren und setzt dabei vor allem auf freiwillige Helfer, die weltweit im Einsatz sind, um bei Naturkatastrophen, Großschadensereignissen oder humanitären Krisen zu unterstützen. In diesem Zeitzeichen erzählt Susanne Rabsahl:warum der Begriff "lebenswichtige Versorgung" in der Weimarer Republik so dehnbar ist, wie die Technische Nothilfe für politische Zwecke instrumentalisiert wird,wie Otto Lummitzsch, Gründer sowohl der TN als auch des THW, eine zentrale Rolle in beiden Organisationen spielt,welche politischen Verwicklungen ihn prägen,und warum die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte wichtig bleibt.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Andreas Linhardt: Die technische Nothilfe in der Weimarer Republik, 2006.Dr. Andreas Linhardt, Historiker Bernd Müller-Strauss, THW-Historische SammlungWeiterführende Links:Bundesvereinigung THW- historische SammlungPlanet Wissen - Das Technische Hilfswerk (THW)Zeitzeichen 25.08.1953 - Das THW wird BundesanstaltWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Susanne Rabsahl Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak Technik: Holger Märten

Sep 28, 2024 • 15min
Vera Figner: Strategin des Attentats auf Zar Alexander II.
Für das Attentat auf den russischen Zaren Alexander II. wird Vera Figner zu lebenslanger Haft auf der Schlüsselburg verurteilt. Nach 20 Jahren kommt sie frei - und ist es dennoch nicht."Sie werden gewiss verstehen, meine Herren: Es ist besser, die Leibeigenschaft von oben abzuschaffen, als zu warten, bis sie sich selbst von unten abschafft." So begründet der russische Zar Alexander II. 1861 die Abschaffung des jahrhundertealten, grausamen Systems der Leibeigenschaft. Die Reformen helfen den Bauern jedoch kaum.Vera Figner ist damals 9 Jahre alt. Sie wächst mit drei Schwestern und zwei Brüder in einer adligen, wohlhabenden Gutsbesitzerfamilie auf. Sie liest sehr viel, vor allem sozialkritische Romane über das schwere Los der russischen Bauern. Beim Studium in der Schweiz gerät sie in revolutionäre Zirkel. Zusammen mit hunderten jungen Intellektuellen zieht sie bis in die entlegensten Dörfer Russlands, um den Bauern zu helfen.Doch der "Gang ins Volk scheitert" am Misstrauen der Bauern. Die Geheimpolizei von Zar Alexander II. reagiert mit Massenverhaftungen und öffentlichen Schauprozessen. Und die revolutionäre Bewegung antwortet ebenfalls mit Gewalt. Eine Handvoll Revolutionäre gründet das Exekutivkomitee der Narodnaja Volja ("Volkswille"). Mit dabei ist Vera Figner. Drei Attentate der Gruppe auf den Zaren misslingen, das vierte kostet Alexander II. das Leben. Vera Figner wird 1884 zu lebenslanger Zwangsarbeit in der berüchtigten Festung Schlüsselburg verurteilt. 1904 wird sie begnadigt und unter Polizeiaufsicht in den hohen Norden ans Weiße Meer verbannt. 1917 wird sie amnestiert und leitet noch viele Jahre das "Komitee zur Hilfeleistung für befreite Sträflinge und Verbannte". In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:warum Vera Figner ihre Kindheit als "Kasernenatmosphäre" beschreibt,warum ihre einzige Ehe nach nur drei Jahren scheitert,warum sich eine adlige Gutsherrentochter radikalisiert und zur Terroristin wird,wieso Figner nach dem Zarenattentat nicht hingerichtet wird.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:Prof. Dr. Anke Hilbrenner (Osteuropahistorikerin, Universität Düsseldorf)V. Figner: Nacht über Russland, Hamburg 1988 A. Hilbrenner: Gewalt als Sprache der Straße. Terrorismus und die Suche nach emotionaler Gemeinschaft im Russischen Reich vor 1917, Stuttgart 2022 S. Rindlisbacher: Leben für die Sache. Vera Figner, Vera Zasulič und das radikale Milieu im späten Zarenreich, Wiesbaden 2014Weiterführende Links:Zeitzeichen 29.04.1818: Geburtstag von Zar Alexander II.Stichtag 23.02.1918: Rote Armee in Russland gegründetWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Marfa HeimbachRedaktion: Matti HesseTechnik: Sarah Fitzek

Sep 27, 2024 • 14min
Brigitte Bardot: Menschenfeindin voller Tierliebe
Ihre Karriere startet als Sexsymbol und französische Filmikone - zuletzt macht die am 28.9.1934 geborene Brigitte Bardot immer wieder mit radikalem Tierschutz und Ausflügen ins rechte Lager von sich reden.Brigitte Anne-Marie Bardot wird am 28. September 1934 in Paris geboren - in viel Wohlstand und wenig Wohlwollen. Der Vater Ingenieur und Industrieller, die Mutter einer Dame der Gesellschaft, herrisch und hartherzig, die jüngere Schwester vermeintlich hübscher. Brigitte leidet und lutscht Daumen.Mit 15 Jahren posiert das damals noch brünette Mädchen als Fotomodell für das Cover des Frauenmagazins "Elle". Schon bald ist sie ein gefragtes Mannequin und auf der Leinwand zu sehen. Ihren Durchbruch hat sie 1956 als laszive Lolita im Film "Und immer lockt das Weib".Doch bereits Anfang der 1960er-Jahre keimt in Brigitte Bardot eine neue Rolle, die der Tierschützerin. 1973 - nach mehr als 40 Filmen - zieht sich die Schauspielerin vollständig aus dem Filmgeschäft zurück. Tiere werden zu ihrer Lebensaufgabe: Ob Walfang, Stierkämpfe, Tiertransporte - ihre Stiftung agiert seit Jahrzehnten weltweit.Sie provoziert auch mit reaktionärer Polemik. Rassistische Äußerungen richten sich beispielsweise gegen muslimische Einwanderer, deren rituelles Schlachten sie als barbarisch beklagt.In diesem Zeitzeichen erzählt Steffi Tenhaven:weshalb Brigitte Bardot in den 1950er-Jahren von Feministinnen für ihr Privatleben gefeiert wird,wie die spektakuläre Liebeserklärung von Gunter Sachs an die Schauspielerin aussieht,welche Rolle Paparazzis in Bardots Leben spielen,warum Bardot mit Tieren offenbar besser klarkommt als mit Menschen,wie sie ihr Leben in ihren Memoiren "Tränen des Kampfes" bilanziert.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Andrea Beetz (Diplom-Psychologin, Professorin für Heilpädagogik an der Internationalen Hochschule)Brigitte Bardot: B.B. Memoiren. Bergisch Gladbach 1996Brigitte Bardot: Tränen des Kampfes. Autobiografie. München 2018Alice Schwarzer: Brigitte Bardot, Schauspielerin; in: Alice Schwarzer porträtiert Vorbilder und Idole. Köln 2003Doku "Paparazzi - Die Verfolgung der B.B." (Prime Video)Dokumentarfilm "Brigitte Bardot: l'insoumise" (dt. Brigitte Bardot: die Rebellin). (Canal+)Mini-Serie über "Bardot" (Netflix)Weiterführender Link:SWR Kultur: Roger Vadim heiratet Brigitte BardotWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Steffi TenhavenRedaktion: Carolin Rückl und Frank ZirpinsTechnik: Christina Gabriel

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Sep 26, 2024 • 15min
Bier für den ganzen Hof: Der Baubeginn des Hofbräuhauses 1589
Herzog Wilhelm V. von Bayern war ein herzlicher aber bankrotter Herrscher des 16. Jahrhunderts. Er erzählt, wie sein durstiger Hofstaat ihn fast in den Ruin trieb, da Bier in Bayern ein Grundnahrungsmittel war. Um die hohen Kosten für importiertes Starkbier zu umgehen, gründete er 1589 das Hofbräuhaus. Dabei erfährt man auch, warum Bockbier nichts mit Ziegen zu tun hat und welche Rolle das Hofbräuhaus als kulturelles Zentrum bis heute spielt.

Sep 25, 2024 • 15min
Der Todestag des Malers August Macke (am 26.9.1914)
Auf seinen Bildern ist das Leben ein leuchtend bunter, endloser Sommertag. Sein eigenes Leben endet viel zu früh. Am 26.9.1914 stirbt August Macke mit nur 27 Jahren.August Macke ist vielfältig: Er ist Reisender, Vermittler zwischen Künstlergruppen, Ehemann und Vater. Vor allem aber ist Macke einer der bedeutendsten deutschen Maler des Expressionismus.Obwohl Betrachterinnen und Betrachter - selbst wenn sie keine Kunstkenner sind - Mackes Werke sofort erkennen, ist er nicht auf einen Stil festgelegt. Er malt idyllische Bilder von Spielzeug und Kindern im Garten. Gleichzeitig gibt es Werke, in denen er sich mit der Zersplitterung der Welt um ihn herum beschäftigt. Eines aber haben fast alle seine Bilder gemein: Sie leuchten von Weitem. Denn es gibt kaum einen Künstler, dessen Bilder in so freundlichen und positiven Farben erstrahlen wie die von Macke.Geboren wird August Macke 1887. Sein Talent zur Malerei zeigt sich früh und er scheut kein Risiko: Er schmeißt die Schule, um mit 17 Jahren an die Düsseldorfer Kunstakademie zu gehen - aber die ist ihm zu altmodisch. Doch er findet Menschen, die an sein Talent glauben. Letztlich wird die moderne französische Malerei zu seiner Lehrmeisterin.Macke schafft in kürzester Zeit ein Werk von enormem Umfang. Aber es bleibt unvollendet. Denn der Künstler wird nur 27 Jahre alt. Am 26.09.1914, nur wenige Wochen nach Beginn des Ersten Weltkriegs, wird August Macke auf dem Schlachtfeld in Frankreich getötet. In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Dänzer-Vanotti:von Mackes großer Liebe Elisabeth und ihrer gleichberechtigten Ehe,davon, dass Macke zu Lebzeiten kaum Bilder verkauft,von seiner Verbindung zur Künstlergruppe "Der Blaue Reiter",vom posthumen Ruhm des Künstlers - mit teuer verkauften Bildern und eigenem Museum.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:Susanne Meyer-Büser, KunsthistorikerinKlara Drenker-Nagels, Leiterin des August-Macke-Hauses in BonnEdith Oellers, Malerin Marc, Macke und Delaunay: Die Schönheit einer zerbrechenden Welt (1910 - 1914). Katalog zur Ausstellung im Sprengel Museum Hannover, 2009Museum August-Macke-Haus in BonnWeiterführende Links:Planet Wissen: Malerei im ExpressionismusStichtag: 07. April 2009: Paul Klee und August Macke kommen in Tunis anZeitzeichen: 02.04.1891 - Geburtstag des Künstlers Max ErnstWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Irene Dänzer-VanottiRedaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse

Sep 24, 2024 • 15min
Johann Strauß Vater: Der Mann, der Wien in Tanz versetzte
Johann Strauß Vater (gestorben am 25.9.1849): Walzerkönig und Marketing-Profi. Sein erbitterter Kampf mit Johann Strauß Sohn um die Vormachtstellung freut den Boulevard.Johann Baptist Strauß musiziert schon als Kind im Wirtshaus seines Vaters. Nach dem frühen Tod seiner Eltern macht er auf Drängen seines Vormunds eine Lehre als Buchbinder. Dort entdeckt er die Lust am Geigenspiel, beginnt kurz darauf, Lieder zu schreiben und in Orchestern zu spielen.Strauß wird innerhalb kurzer Zeit zur führenden Figur der Wiener Unterhaltungsmusik. Das liegt zum einen an seiner unverwechselbar temperamentvollen Bühnenpräsenz. Er hat aber auch Talent: Fürs Musizieren und dafür, Werbung für sich und seine Musik zu machen.Auch im Ausland wird er gefeiert. Allein in England gibt Strauß knapp 80 Konzerte. Doch hinter der erfolgreichen Fassade knirscht es im privaten Leben des nervösen, leicht reizbaren Komponisten gewaltig. Er verlässt seine Frau und beginnt mit seinem Sohn, selbst ein erfolgreicher Musiker, einen Streit um die musikalische Vormachtstellung in der Familie.Kurz vor seinem Tod schreibt Johann Strauß, genannt Johann Strauß Vater, sein wohl bekanntestes Stück: den Radetzky-Marsch. Am 25. September 1849 stirbt er mit nur 45 Jahren an einer heute harmlosen Infektionskrankheit: Scharlach.In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vratz:wie die jüdischen Wurzeln der Familie Strauß in der Zeit der Nationalsozialisten zum Problem werden,von der tragischen Kindheit des Vaters Johann Strauß und wie diese ihn beeinflusst,von Wien in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als es Metropole und musikalische Hauptstadt ist,von der Rivalität zwischen Johann Strauß senior und junior, und wer den Streit gewinnt.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Michael Lemster, BiografMichael Lemster: Strauss. Eine Wiener Familie revolutioniert die Musikwelt, 2024Anton Mayer: Johann Strauß. Ein Pop-Idol des 19. Jahrhunderts, 1998Kurt Pahlen: Johann Strauß und die Walzerdynastie, 1975Eduard Strauss: Erinnerungen, 2018Johann Strauß (Sohn): Leben und Werk in Briefen und Dokumenten. Im Auftrag der Johann-Strauß-Gesellschaft Wien gesammelt und kommentiert von Franz Mailer, 1983-2007Weiterführende Links:Zeitzeichen: 25.10.1825 - Geburtstag von Johann Strauß (Sohn)Zeitzeichen: 02.01.1915 - Todestag des Komponisten Karl GoldmarkStichtag: 31. Dezember 1939 - Erstes Neujahrskonzert der Wiener PhilharmonikerWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christoph VratzRedaktion: Matti Hesse

Sep 23, 2024 • 14min
Der Schatz von Staffordshire: Zeitreise mit dem Metalldetektor
Die Entdeckung des größten angelsächsischen Schatzes wurde am 24.9.2009 bekanntgegeben. Dem Entdecker brachte er große Belohnung - und den Fluch des Goldes.Das ist der Traum eines jeden Hobby-Archäologen: Der arbeitslose Sondengänger Terry Herbert entdeckt auf einem Acker in Staffordshire im Sommer 2009 den bisher größten Schatz aus der angelsächsischen Zeit. Mithilfe eines 14 Jahre alten Metalldetektors findet er über 3.500 einzelne Objekte, darunter aufwendig dekorierte Schwertgriffe, Helm-Teile und sogar Kreuze. Insgesamt besteht der Fund aus fünf Kilogramm Gold und 1,3 Kilogramm Silber.Fünf Tage buddelt Herbert auf dem Acker eines Bauern, der ihm dies eher widerwillig erlaubt hat, dann ruft er Archäologen hinzu. Die sind sich sicher, die Objekte stammen aus dem 7. Jahrhundert nach Christus. Am 24. September 2009 wird die Entdeckung des Sensationsfundes bekanntgegeben. Die Nachricht geht um die Welt, denn der Fund ist ein Meilenstein für die britische Archäologie und Geschichtsschreibung. Die Stücke bringen Licht in eine geheimnisvolle Zeit - zwischen dem Ende des römischen Reiches und der Landung von Wilhelm des Eroberers.Allerdings gibt es bis heute viele offene Fragen: Sind es Trophäen eines hohen Kriegsherrn oder stammt der Schatz aus einer großen Plünderung? Auch darüber, wie das Edelmetall unter die Erde gelangte, lässt sich bislang nur spekulieren. Der Schatz von Staffordshire selbst ist inzwischen restauriert, katalogisiert und ausgestellt - in Museen in Birmingham und Stoke-on-trent. In diesem Zeitzeichen erzählt Ralph Erdenberger:wie die Schatzsuche per Sonde funktioniert,vom Gefühl, wenn man als erster etwas aus dem Boden holt,wie viel Geld Terry Herbert für den Fund erhält, und warum es am Ende für schlechte Stimmung sorgt,wie unterschiedlich ein Fund in Deutschland je nach Bundesland entlohnt wird.Das ist unser wichtigster Interviewpartner:Carsten Konze, SondengängerWeiterführende Links:Planet Wissen: Abenteuer Schatzsuche - Der Traum vom großen FundYoutube-Channel von Carsten KonzeBirmingham Museum: Ausstellung des Staffordshire-Schatzes in Birmingham Stoke-on-Trent Museum: Der Fund des Staffordshire-Schatzes Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Ralph Erdenberger Redaktion: Matti Hesse

Sep 22, 2024 • 15min
Stigmatisiert und weggesperrt: Das Schicksal der "Typhus-Mary"
Die Köchin Mary Mallon (geboren am 23.9.1869) erlangte als erste gesunde Typhus-Dauerausscheiderin in den USA traurige Berühmtheit. 26 Jahre wurde sie insgesamt isoliert.Als alle Mitreisenden außer ihr erkrankt sind, steht fest: Mary Mallon, die am 23. September 1869 geboren wurde, ist eine sogenannte Dauerausscheiderin. Sie trägt das Typhus-Bakterium in sich, ohne selbst zu erkranken. Aber sie kann andere infizieren. Ihr Recht auf persönliche Freiheit spielt nun keine Rolle mehr. Die US-Behörde stuft die irische Einwanderin als Gefahr für die Allgemeinheit ein, die Angst vor Typhus ist groß. Kurzerhand wird die Köchin auf die Quarantäne-Insel North Brother Island im East River gebracht.Dort wird Mary Mallon zum Versuchsobjekt. Anfangs werden ihr Urin, ihr Stuhl und ihr Blut fast täglich auf Typhus-Erreger getestet. Sie soll neue Medikamente ausprobieren und sich die Gallenblase entfernen lassen. Mary Mallon klagt gegen ihre Verbannung – und verliert. Dabei ist sie längst nicht die einzige symptomfreie Überträgerin von Typhus. In New York sind 1918 schon 70 Personen bekannt. Doch Mary Mallon ist die Einzige, die man einsperrt. Als sie 1938 in der Isolation stirbt, hat sie als "Typhoid Mary", als "Typhus-Mary", traurige Berühmtheit erlangt.In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:von George Soper, der als Ermittler Mary Mallon als mögliche Verbreiterin von Typhus ausfindig macht,wie Mary Mallon untertaucht und mit anderem Namen in einer Klinik kocht,über ihr Leben in der Isolationund warum sie als Mann wohl nicht isoliert gewesen wäre.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Judith Leavitt, Medizinhistorikerin, Autorin einer Biographie über Mary MallonHeiner Fangerau, Medizinhistoriker, Heinrich-Heine-Universität DüsseldorfJudith Leavitt: Typhoid Mary – Captive To The Public’s Health. Boston 1995Heiner Fangerau und Alfons Labisch: Pest und Corona. Pandemien in der Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Freiburg, Basel, Wien 2020Filio Marineli, Gregory Tsoucalas, Marianna Karamanou, and George Androutsos: Mary Mallon (1869-1938) and the history of typhoid fever. Annals of Gastroenterology. 2013.Weiterführende Links:13.10.1821 – Der Mediziner und Politiker Rudolf Virchow wird geboren27.05.1910 – Todestag des Mediziners Robert KochWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Andrea KathRedaktion: Matti HesseTechnik: Sascha Schiemann

Sep 21, 2024 • 14min
Schweizer Bauernjungen gewinnen 1499 gegen Ritterheere
Der Friede von Basel beendet am 22.9.1499 den Schweizerkrieg – ein frühes Beispiel für das, was heute "asymmetrische Kriegsführung" heißt.Über den Namen wird bis heute gestritten: Schwabenkrieg nennen ihn die Schweizer, Schweizerkrieg die Deutschen. Unstrittig ist, dass die bäuerlichen Eidgenossen die hochgerüsteten Kämpfer des Königs bei der Schlacht in Dornbach besiegen. Dem Krieg vorausgegangen ist ein langes Gerangel um die Vorherrschaft im Südwesten des Reiches.Schließlich erklärt aus Mainz König Maximilian I. der Eidgenossenschaft den Reichskrieg. Vor Konstanz lässt er sein stattliches Heer und die Truppen seiner Verbündeten aufziehen. Da seine Kriegskasse aber leer ist, schickt er einen Teil seine Ritter westlich zur Plünderung der kleinen, aber reichen Stadt Solothurn. Das wollen die Einwohner freilich nicht so hinnehmen. Und so stürmt am 22. Juli 1499 eine Horde junger Schweizer auf die königlichen Truppen bei Dornbach zu. Das Kämpfen hatten die Dorfjungen in blutigen Streits mit Nachbardörfern gelernt, während die Gegner das Kriegshandwerk zur hohen Kunst des Adels entwickelt haben. Doch waren die Adeligen erst einmal vom Pferd, waren sie in ihren starren Rüstungen leicht zu schlagen.So nehmen die edlen Schwaben vor der geballten Streitlust der schweizerischer Knaben Reißaus. Maximilian I. muss sich geschlagen geben. In seinem Auftrag lässt er Mönche noch einmal nachfragen, ob er wohl seine Toten vom Schlachtfeld holen kann. Die Antwort der Schweizer ist schroff: "Die Edlen müssen bei den Bauern liegen." Zwei Monate nach der Schlacht, am 22. September 1499, wird in Basel der Schweizer-/Schwabenkrieg offiziell beendet. In diesem Zeitzeichen erzählt Hans Conrad Zander:warum König Maximilian I. die Schweizer als "böse Bauern" betitelt,und sie durch Hochmut und Unverstand falsch einschätzt,warum nach der Schlacht bei Dornbach die Schweizer ihre Besiegten laufen lassen,was der Krieg mit dem Kampf der USA gegen die Taliban gemein hat.Das sind unsere wichtigsten Quellen:Historischer Verein des Kantons Solothurn: Jahrbuch für solothurnische Geschichte. Gedenkschrift 500 Jahre Schlacht bei Dornach. Solothurn 1999. (Digital bei ETH Zürich)Walter Schaufelberger: Der Alte Schweizer und sein Krieg. Studien zur Kriegführung vornehmlich im 15. Jahrhundert. Zürich 1952.Weiterführende Links:29.10.1531 – Georg Truchsess von Waldburg stirbt in Bad Waldsee14.09.1515 – Die Schlacht bei Marignano01.08.1291 – Das "ewige Bündnis" von Uri, Schwyz und UnterwaldenWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Hans Conrad ZanderRedaktion: David RotherTechnik: Christine Reinartz