WDR Zeitzeichen

WDR
undefined
Jan 24, 2025 • 14min

Die starke Frau hinter dem Propheten Mohammed: Khadija

Khadija (Geburtsjahr 555) trägt wesentlich zur Entstehung des Islam bei. Die erste Frau des Propheten ist deutlich älter als er und zunächst Mohammeds Arbeitgeberin.In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:wie Mohammed für Khadija zunächst als Karawanenführer arbeitet, welche gesellschaftlichen Konventionen Khadija und Mohammed brechen, warum Khadijas wirtschaftliche und persönliche Stärke für Mohammeds Aufstieg entscheidend ist, wie sie wesentlich dazu beigeträgt, dass es den Islam überhaupt gibt, weshalb ihre Rolle trotz ihrer Bedeutung lange unterschätzt und unerzählt bleibt.In Mekka ist Khadija eine reiche und angesehene Kauffrau. Der junge Mohammed ist ihr Angestellter. Trotz eines Altersunterschieds von etwa 15 Jahren bietet sie ihm die Ehe an - ein ungewöhnlicher Schritt für die damalige Zeit. Ihre Partnerschaft ist geprägt von gegenseitigem Respekt und Vertrauen.Als Mohammed im Jahr 610 seine erste Offenbarung empfängt, ist Khadija die erste, die an ihn und seine Mission glaubt. Sie stärkt ihm den Rücken und nutzt ihren Einfluss, um ihn vor den Feinden seiner Botschaft zu schützen. Erst nach ihrem Tod 619 ändert sich Mohammeds Leben radikal. Bis dahin bleibt sie seine einzige Frau: Khadija - eine Frau, deren Vermächtnis die Geschichte des Islam maßgeblich prägt und die doch von den Geschichtsschreibern vergessen wird.Das sind unsere wichtigsten Quellen:Ibn Ishaq, Das Leben des Propheten. Aus dem Arabischen von Gernot Rotter, 1998Tilman Nagel, Mohammed – Leben und Legende, 2008Bärbel Beinhauer-Köhler, Fatima bint Muhammad. Metamorphosen einer frühislamischen Frauengestalt, 2002Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner und -partnerinnen:Prof. Dr. Albrecht Fuess (Islamwissenschaftler, Universität Marburg)Prof. Dr. Katajun Amirpur (Islamwissenschaftlerin, Universität zu Köln) Seyran Ateş (Rechtsanwältin, Frauenrechtlerin, Imamin, Berlin) Prof. Dr. Tilman Nagel (Islamwissenschaftler, Universität Göttingen) Prof. Dr. Bärbel Beinhauer-Köhler (Religionswissenschaftlerin, Universität Marburg)Weiterführende Links:Planet Wissen: IslamPlanet Wissen: Islam - Mohammed ibn Abd Allah – der Prophet aus MekkaZeitzeichen: Todestag von MohammedZeitzeichen: Schlacht von Badr, erster Sieg Mohammeds gegen MekkaWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Marfa Heimbach Redaktion: Matti Hesse Technik: Sarah Fitzek
undefined
Jan 23, 2025 • 15min

Vom Versager zum Retter vor den Nazis: Winston Churchill

Held mit vielen Makeln, eine echt schräge Gestalt und der vielleicht bedeutendste Staatsmann des 20. Jahrhunderts: Mythos Winston Churchill (gestorben am 24.1.1965).In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:warum Winston Churchill vor dem Zweiten Weltkrieg bei vielen Briten unbeliebt ist,wie er seinen aufwendigen Lebensstil finanziert,durch welches Fiasko der Politiker Premierminister wird,mit welchen Worten Churchill nach seinem Amtsantritt auf den deutschen Westfeldzug reagiert,welche Positionen er gegenüber der Sowjetunion vertritt.Winston Churchill wollte und ging zum Militär. Er ist beim Mahdi-Aufstand 1898 im Sudan dabei und kann im Burenkrieg aus der Gefangenschaft entkommen. Als Held geht er in die Politik und wechselt mehrmals die Partei: von den Konservativen zu den Liberalen und später wieder zurück. Er durchläuft ein Ministerium nach dem anderen.Seine große Zeit kommt während des Zweiten Weltkriegs: Als Premierminister bleibt er abgezockt und zäh. Er verhindert, dass Großbritannien von der Wehrmacht besetzt wird und sorgt mit dafür, dass Deutschland bedingungslos kapitulieren muss. Doch dann ist seine Zeit vorbei: Obwohl er noch einmal Premierminister wird, muss er mit ansehen, wie Großbritannien nur noch eine Nebenrolle im Welttheater spielt.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Franziska Augstein (Churchill-Biografin)Franziska Augstein: Churchill. München 2024Peter Alter: Winston Churchill (1874-1965). Stuttgart 2006Weiterführende Links:Stichtag 19.07.1941: Winston Churchill propagiert das Victory-ZeichenStichtag 14.02.1942: Briten befehlen Bombardierung deutscher StädteStichtag 10.05.1956: Winston Churchill erhält Aachener FriedenspreisSWR: Er nahm Churchill 1898 im Burenkrieg gefangenZDF: Winston Churchill: Kriegsheld oder Kriegstreiber?Hörtipp: Am 24.01. startet eine neue Staffel Tatort Geschichte. Der Podcast bespricht True Crime aus der Geschichte. Und das nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich. Im Fokus steht die Frage, was das eigentlich mit uns heute zu tun hat. Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Heiner WemberRedaktion: Matti HesseTechnik: Moritz Raestrup
undefined
Jan 22, 2025 • 15min

Der Mann, der Europa den Jazz brachte: Django Reinhardt

Jazz-Gitarrist Django Reinhardt: ein Mythos, ein Sinto, der die Nazis überlebte. Ein schlimmer Unfall sorgt dafür, dass er (geboren 23.1.1910) einen neuen Stil entwickelt. In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:wie Django Reinhardt als Sinto im Alltag von Rassismus betroffen ist,warum ein Wohnwagenbrand seinen Gitarrenstil beeinflusst,was Louis Armstrong 1934 von Reinhardts Auftritt in Paris hält,wie Reinhardt im von den Nazis besetzten Frankreich überlebt,welche Geschichten und rassistischen Zuschreibungen es zu Django Reinhardt gibt.Im Winter macht die fahrende Schaustellerfamilie Reinhardt regelmäßig Pause in Liberiches, einem kleinen wallonischen Dorf in Belgien. Dort wird am 23. Januar 1910 Sohn Django geboren. Er wächst inmitten von Instrumenten auf und lernt von seinem Onkel Geige spielen. Mit zwölf Jahren greift Django zum Gitarren-Banjo und begleitet Akkordeonisten in Pariser Cafés.Reinhardt ist virtuos und gefragt: Er spielt solo, im Duett und in großen Unterhaltungsorchestern. Dann entwickelt er mit dem "Quintette du Hot Club de France" einen eigenen Sound: In diesem Jazz-Ensemble spielen nur Saiten-Instrumentalisten. Damit wird er auch in den USA bekannt. Mit nur 43 Jahren stirbt er im Mai 1953 an einem Hirnschlag. Sein Einfluss auf Gitarristen und den Jazz reicht bis heute. Er ist eine musikalische Legende und ein Mythos, um den sich viele Geschichten ranken - mal mehr, mal weniger wahr.Das ist unser wichtigster Interviewpartner:Wolfram Knauer (ehemaliger Direktor des Jazzinstituts Darmstadt)Weiterführende Links:WDR3: Europas erster Jazz-GigantZeitzeichen 17.02.1921: Der Jazzmusiker Schnuckenack Reinhardt wird geborenHamburg-Journal: NDR-Jazzband feiert Django ReinhardtNDR-Jazzworkshop: A Tribute to Django Reinhardt & Stéphane GrappelliWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor und Autorin: Ulrich Biermann und Veronika Bock Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse
undefined
Jan 21, 2025 • 15min

Petersburger Blutsonntag: Der Tag, der Russland veränderte

Der friedliche Protest verzweifelter Arbeiter endet in einem Massaker. Der 22. Januar 1905 gerät zum "Blutsonntag" und läutet das Ende der russischen Zarenherrschaft ein.In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Klug:warum zehntausende Arbeiter in St. Petersburg friedlich demonstrieren möchten,warum die Regierung dennoch auf die Menge schießen lässt,dass Maxim Gorki Zeuge des Massakers wird - und darüber berichtet,dass dieser Tag Russland verändert.Im Januar 1905 gehen russische Arbeiter unter der Führung von Georgi Apollonowitsch Gapon in St. Petersburg auf die Straße. Sie erhoffen sich vom Zaren Nikolaus II. unter anderem verbesserte Arbeits- und Lebensbedingungen. Doch die Regierung lässt auf die friedlichen Demonstranten schießen. Daraufhin erhebt sich das russische Volk gegen die Obrigkeit. Es kommt zu einer Protestwelle gegen die Politik des Zaren. Dieser ist schließlich in einem Oktobermanifest zu Zugeständnissen bereit, es tritt jedoch keine wirkliche Verbesserung ein. Bis zu seinem Sturz durch die Februarrevolution im März 1917 kann sich der Zar an der Macht halten. Das ist unsere Quellen und Interviewpartner:Jörg Baberowski (Professor für Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin)Die Petition "Blutiger Sonntag" an den Zaren (1905)Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: Zarenreich und Februarrevolution 1904-1916Weiterführende Links:Zeitzeichen 12.03.1917: Beginn der Russischen RevolutionZeitklicks.de: Die Russische Revolution 1905Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Thomas KlugRedaktion: Christoph Tiegel/Frank ZirpinsTechnik: Holger Maerten
undefined
Jan 21, 2025 • 15min

George Orwell: Der Mann hinter "1984" und "Farm der Tiere"

George Orwell kämpfte aktiv gegen den Faschismus und ließ seine persönlichen Erfahrungen in Werke wie 'Mein Katalonien' einfließen. Seine scharfen Kritiken an Totalitarismus und sozialer Ungerechtigkeit finden Ausdruck in 'Farm der Tiere' und '1984'. Trotz seiner privilegierten Kindheit prägten Armut und Ungleichheit seinen Schreibstil. Die letzten Lebensjahre waren von Krankheit und Verlust geprägt, doch seine klaren, ehrlichen Texte haben Generationen beeinflusst und bleiben bis heute relevant.
undefined
Jan 19, 2025 • 14min

Rausch ohne Drogen: Achterbahn wird patentiert

Schreie, wacklige Beine, Angstlust und Erleichterung. Geschwindigkeiten am Rande der körperlichen Belastung. Am 20. Januar 1885 wird die Achterbahn patentiert.In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:von den Anfängen der Achterbahn in den russischen Bergen,welche wichtige Rolle Zuschauer bei Achterbahnfahrten spielen,warum Psychotherapeuten von "Angstlust" sprechen,welche Kräfte der menschliche Körper bei der Fahrt aushalten muss.Die ersten Achterbahnen sind eher langsam unterwegs - und das auch nur im Kreisverkehr. Heute setzen viele Freizeitparks auf Loopings und Hochgeschwindigkeit. Dabei hoffen sie auf trainierte Fahrgäste, denn die körperlichen Belastungen bei der Fahrt entsprechen mancherorts denen eines Kampfpiloten beim Katapultstart von einem Flugzeugträger.Und längst wird nicht mehr nur gesessen: In einigen Achterbahnen hängt man umgekehrt unter der Schiene mit frei baumelnden Füßen, im "Flying-Coaster" liegt man mit dem Gesicht nach unten und fühlt sich, als hätte man absolut keinen Halt mehr.Das ist unsere wichtigste Quelle und unser Interviewpartner:Stefan Poser (Technikhistoriker)Judith A. Adams: The American amusement park industry. Boston 1991Weiterführende Links:Planet Wissen: Geschichte der KirmesErlebte Geschichten (08.08.2023): Werner Stengel, der "Achterbahnpapst"Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autoren: Ulrich Biermann und Veronika BockRedaktion: Sefa Inci Suvak
undefined
Jan 18, 2025 • 15min

Tagsüber Hollywooddiva, nachts Erfinderin: Hedy Lamarr

Ihre Schönheit machte Hedy Lamarr zum Star – und stand ihrem Erfolg am Ende im Weg. Am 19.1.2000 starb die Schauspielerin, die als Erfinderin den Grundstein für WLAN und Bluetooth geliefert hat.In diesem Zeitzeichen erzählt Christopher Heimer:dass Hedy Lamarr am 9. November 1914 als Hedwig Eva Maria Kiesler in Wien geboren wird,warum sie als 18-Jährige mit ihrem Film "Ekstase" sogar den Papst aufregt,wie die Jüdin 1937 vor den Nazis und ihrem Ehemann in die USA flieht,welche Rolle ihre Brüste im Filmgeschäft spielen, wie ihre Forschung zu wechselnden Frequenzen Wegbereiter für Bluetooth und WLAN sind.Mit 18 Jahren heißt Hedy Lamarr noch Hedwig Eva Maria Kiesler und heiratet den reichen österreichischen Waffenfabrikanten Fritz Mandl. Die Ehe soll nicht glücklich gewesen sein, aber Lamarr lernt viel über Waffentechnik. Dieses Wissen nutzt die jüdische Schauspielerin später in Hollywood, um gemeinsam mit ihrem Musikerfreund George Antheil die alliierten Torpedos zu verbessern. Ihre Idee, die Steuerung über mehrere schnell wechselnde Frequenzen vorzunehmen, lehnt die Navy jedoch ab. Auch ihre Filmgesellschaft MGM will, dass sie ihre Erfindung geheim hält. Intelligenz passe nicht zu ihrem Image als Leinwandgöttin. Später stellt sich heraus, dass die Navy die Idee weiterentwickelt und bereits 1962 während der Kubakrise einsetzt. Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Michaela Ehrenstein, SchauspielerinWilhelm Pellert, Autor und RegisseurMichaela Lindinger: Hedy Lamarr. Filmgöttin - Antifaschistin – Erfinderin, Wien 2019Richard Rhodes: Hedy’s Folly. The Life and Breakthrough Inventions of Hedy Lamarr, the Most Beautiful Woman in the World, New York 2012Jochen Förster/Anthony Loder: Hedy Darling. Hollywood-Ikone, Technik-Pionierin, gefallener Stern. Das filmreife Leben der Hedy Lamarr, erzählt von ihrem Sohn, Hollenstedt 2012Weiterführende Links:Hedy Lamarr: Legendäre Diva und geniale Erfinderin (ARD Mediathek)Terra X: Verkannte Pioniere der Geschichte (ARD Mediathek)Die Geschichte Hollywoods (ARD Mediathek)Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christopher HeimerRedaktion: Carolin Rückl und David Rother
undefined
Jan 17, 2025 • 15min

Die "Hakenkreuzwelle" in Deutschland

Es begann mit einer Schmiererei an Weihnachten und wurde im Januar 1960 zu einer "Hakenkreuzwelle" in BRD und DDR. Wie viele Nazi-Gedankengut hatte in der Nachkriegszeit überlebt?In diesem Zeitzeichen erzählt Traudl Bünger :wie zwei 25-Jährige die neue jüdische Synagoge in Köln mit Hakenkreuzen und antisemitischen Parolen in der Weihnachtsnacht 1959 beschmieren, dass es in der Folge in ganz Deutschland zu judenfeindlichen Aktionen kommt,woraufhin Konrad Adenauer aufruft: "Wenn ihr irgendwo einen Lümmel erwischt, vollzieht die Strafe auf der Stelle und gebt ihnen einen Tracht Prügel, das ist die Strafe die er verdient",wie die Gegenproteste gegen die "Hakenkreuzwelle" zum ersten Mal die Positionen von früheren Nationalsozialisten in Staat und Verwaltung thematisieren. Keine 15 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs: Anfang 1960 sind Nazi-Symbole und antisemitische Schmierereien plötzlich überall – auf Mauern, Werbetafeln, Gebäuden, Wohnungstüren und S-Bahnen. Willy Brandt, damals Bürgermeister von Berlin, verspricht: "Wir werden neonazistische Gruppen in Berlin sich nicht entfalten lassen." Als Zeichen gehen in Berlin 40.000 zumeist junge Menschen gegen Antisemitismus, NS-Verherrlichung und Rassenhass auf die Straße.Auch die Justiz greift schnell und hart durch. Die Kölner Synagogenschänder und andere Täter werden zu Haftstrafen verurteilt. Und wenige Monate nach den Anschlägen verabschiedet der Bundestag ein Gesetz, das Volksverhetzung unter Strafe stellt. Der Nationalsozialismus wird Schulstoff. Die Hakenkreuzwelle beschleunigt letztlich den Diskurs über die Aufarbeitung des Nationalsozialismus. Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:Gideon Botsch, Professor für Politikwissenschaft, Universität PotsdamGideon Botsch: Die "Hakenkreuzschmierwelle" 1960 und das Verbot des Bundes Nationaler Studenten, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (2017)Gideon Botsch/Friedrich Burschel/Christoph Kopke/Felix Korsch (Hg.): Rechte Ränder. Faschismus, Gesellschaft und Staat, Berlin 2023Ronen Steinke: Terror gegen Juden. Wie antisemitische Gewalt erstarkt und der Staat versagt. Eine Anklage. Berlin 2020Weiterführende Links:Antisemitismus: Hakenkreuze und Hitlergruß (Der Spiegel)Synagogen-Schändung: Die Nacht von Köln (Der Spiegel)Michael Becker / Gottfried Oy / Christoph Schneider: Die Welle als Muster. Sechs Thesen zur anhaltenden Bedeutung der "antisemitischen Welle" 1959/1960 (Universität Duisburg-Essen)Marc-Simon Lengowski: Die antisemitische Welle 1959/1960 (Geschichtsbuch.Hamburg)Unser Hörtipp: Die neue Staffel Iron East. Es geht um die Musikrichtung Heavy Metal in Ostdeutschland. Diesmal geht es um die Zeit nach dem Mauerfall und wie sich der Ost-Metal entwickelt hat.Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Traudl Bünger Redaktion: David RotherTechnik: Christina Gabriel
undefined
Jan 16, 2025 • 16min

Kaffee in Wien: Das schwarze Gold der Osmanen

Einen großen Braunen und einen Einspänner gibt es außerhalb Wiens nur selten. Die österreichische Hauptstadt und Kaiser Leopold setzen ab dem 17.01.1685 auf die Kultur des Kaffeehauses.In diesem Zeitzeichen erzählt Herwig Katzer:wie die Osmanen den Kaffee vor Wien bringen,dass die Wiener Kaffeebohnen anfangs für Kamelfutter halten,dass schon früh in den Kaffeehäusern Wahrsagerinnen im Kaffeesatz lesen,wie sich Kaffeehäuser zum Treffpunkt für Künstler entwickeln,dass die Türken neben Kaffeebohnen auch Cannabis nach Wien gebracht haben könnten.Kaffeehäuser sind anfangs besonders bei Männern beliebt, gelten aber auch als "Feinde des Fleisches": Kaufmänner treffen sich dort über Stunden mit Freunden, statt sich um ihren Kaufmannsberuf zu kümmern. Später öffnen sich die oft düsteren Kaffeehäuser mit ihren schweren Vorhängen dem Tageslicht und breiteren Schichten der Stadt. Sie werden zum verlängerten Wohnzimmer des Bürgertums. Im 18. Jahrhundert gelten sie als Treffpunkt der Wiener Society, im 20. Jahrhundert treffen sich dort Literaten und Künstler. Heute kehren hier eher Touristinnen und Touristen ein. Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:Jens Soentgen, Chemiker und KaffeeexperteHedda Reindl-Kiel, IslamwissenschaftlerinThomas Macho, Kulturwissenschaftler Weiterführender Link:Zeitzeichen 14.07.1683: Zweite Belagerung Wiens durch das Osmanische ReichZeitzeichen 21.05.1919: Jakob Reumann wird 1. sozialdemokratischer Bürgermeister WiensWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Hör-Tipp: Der neue Sportschau-Podcast "Handball auf die 1". Dort gibt es täglich alles Wichtige zur WM und exklusive Interviews mit Spielern der deutschen Mannschaft. Der neue Sportschau-Podcast blickt hinter die Kulissen, ist nah dran am deutschen Team und transportieren die Atmosphäre aus dem handballverrückten Dänemark." Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Herwig KatzerRedaktion: Matti Hesse, Christoph Tiegel
undefined
Jan 16, 2025 • 15min

Eleanor Marx: Karls starke Erbin

Drei Töchter hat Karl Marx, Eleanor ist die jüngste von ihnen, geboren am 16.1.1855. Die Übersetzerin und Literatur-Enthusiastin erweist sich als die Kämpferischste.In diesem Zeitzeichen erzählt Melahat Simsek:wie die Familie Marx im Londoner Exil lebt,dass Eleanor Marx unangepasst und mutig ist, aber auch unter Depressionen und Magersucht leidet, über ihre schwierige Liebesbeziehung zu dem dubiosen Arzt und Sozialisten Edward Aveling, dass sie sich mit nur 43 Jahren das Leben nimmt.Eleanor Marx ist schon als Kind wild, intelligent und ein Sonnenschein für die Familie, von der sie "Tussy" genannt wird. Ihr Vater Karl Marx sagt über sie: "Tussy, das bin ich", weil sie ihm von seinen drei Töchtern am ähnlichsten zu sein scheint. So vertieft sie sich schon früh in seine Theorien, lauscht den Diskussionen im Hause Marx, wo sich Sozialdemokraten und Kulturschaffende aus aller Welt treffen. Als junges Mädchen schwärmt Eleanor für Shakespeare und träumt von einer Karriere als Schauspielerin.Ihren eigenen Berufswunsch stellt Eleanor zugunsten ihrer Familie zurück. Karl Marx verhindert auch ihre Beziehung zu dem französischen Sozialisten Olivier Lissagaray. Erst nach Karl Marx' Tod im März 1883 tritt Eleanor aus seinem Schatten: Sie schreibt für sozialistische Zeitungen in England, Frankreich und Deutschland, führt erfolgreich Massenstreikbewegungen an und setzt sich für das jüdische Proletariats im Londoner East End ein.Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerin:Eva Weissweiler, Autorin und JournalistinEva Weissweiler: Lady Liberty. Das Leben der jüngsten Marx-Tochter Eleanor. Hamburg 2018 Chūshichi Tsuzuki: The life of Eleanor Marx, 1855-1898: A Socialist Tragedy. Oxford 1967Hans Magnus Enzensberger (Hg.): Gespräche mit Marx und Engels, Frankfurt am Main 1973.Weiterführende Links:Stichtag 21.2.1848: Marx und Engels veröffentlichen das Kommunistische ManifestStichtag 28.11.1820: Friedrich Engels wird geborenStichtag 5.5.1818: Geburtstag von Karl MarxWelches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Melahat SimsekRedaktion: Sefa Inci SuvakTechnik: Jürgen Beiner

The AI-powered Podcast Player

Save insights by tapping your headphones, chat with episodes, discover the best highlights - and more!
App store bannerPlay store banner
Get the app