Auf den Punkt

Süddeutsche Zeitung
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Apr 6, 2022 • 13min

Schutz vor Corona: Warum Eigenverantwortung nicht reicht

Am Montag hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach noch verkündet, dass die bislang verpflichtende Isolation bei einer Infektion mit Corona ab Mai entfallen soll. Die Gesundheitsämter seien überlastet und könnten eh nicht mehr kontrollieren, ob die Isolation eingehalten wird. Deshalb sei eine Isolation nach dem positiven Test ab jetzt zwar eine dringende Empfehlung, aber keine Pflicht mehr. Am Dienstagabend dann die Kehrtwende: Lauterbach verkündet in der Talkshow von Markus Lanz, dass er einen Fehler gemacht habe und es doch weiter eine Isolationspflicht von fünf Tagen für Infizierte geben soll. Im Podcast spricht SZ-Gesundheitsexperte Werner Bartens über diese "180-Grad-Wende" des Ministers: "Da kann man sagen, das war jetzt ein verspäteter Aprilscherz. Wenn gerade so jemand, der für so viel Gründlichkeit und Genauigkeit und Wissenschaftlichkeit steht wie Karl Lauterbach, was erklärt und dann am nächsten Tag wieder zurücknimmt." Es erzeuge aber auch Respekt, dass Lauterbach seinen Fehler eingestanden habe. Mit der aktuellen Corona-Politik in Deutschland ist Bartens dennoch nicht zufrieden: "Es wird jetzt so getan, als ob die Pandemie handstreichartig beendet ist. Dass man per Dekret verkündet: Das war's jetzt, Schluss damit." Das sei aber nicht der Fall. Im Podcast spricht sich Bartens auch für eine Impfpflicht ab 18 Jahren und nicht erst ab 60 aus. Über diese Form der Impfpflicht soll am Donnerstag im Bundestag abgestimmt werden. Weitere Nachrichten: Scholz spricht im Bundestag über das Massaker in Butscha. Den Podcast Geschichte Daily können Sie hier auf Spotify hören. Moderation, Redaktion: Antonia Franz Redaktion: Tami Holderried Produktion: Jakob Arnu Weiteres Audiomaterial über dpa und ZDF.
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Apr 5, 2022 • 12min

Wie die Brutalität des Krieges zeigen?

Eine kleine Familie liegt tot auf einer Straße in der Ukraine. Getötet beim Versuch vor russischen Granaten zu fliehen. Anfang März hat die New York Times auf ihrer Titelseite dieses Bild veröffentlicht - und damit weltweit eine Debatte ausgelöst: Welche Bilder sollen - oder dürfen Medien zeigen? Wie vom Krieg berichten? Gerade hat der Deutsche Presserat dazu aufgerufen, “sorgsam” mit der Auswahl solcher Fotos umzugehen. Vor der Veröffentlichung sei, “zwischen dem Informationsinteresse der Leserschaft und den Interessen von Opfern und deren Angehörigen abzuwägen”. "Wir müssen uns bewusst machen, dass es in der Ethik in dem Sinn keinen Gesetzgeber gibt, der etwas verbietet oder erlaubt, der einzige Gesetzgeber sind wir selbst", sagt Claudia Paganini, Professorin für Medienethik an der Hochschule für Philosophie in München. In erster Linie gehe es um die "Persönlichkeitsrechte der Opfer". Es gebe auch viele andere objektive Blickwinkel, "die auch die Destruktivität und die Brutalität des Krieges zeigen". Journalismus dürfe nicht "in Aktivismus abgleiten". Wenn man die ikonographischen Bilder des 20. und 21. Jahrhunderts betrachte, dann falle ihr auf, dass es oftmals "gar nicht unbedingt brutale oder spektakuläre Bilder" waren. Bei 9/11 sei beispielsweise das Bild von Feuerwehrleuten im Gedächtnis, die eine Fahne am Ground Zero hissen. Es habe weniger mit den Bildern selbst zu tun, als mit den Emotionen innerhalb der Gesellschaft. Weitere Nachrichten: Von der Leyen und Borrell reisen nach Kiew, Kritik an Fall der Isolationspflicht, Griechenland tilgt Schulden. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum dritten und letzte Teil des sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarats finden Sie hier. Moderation, Redaktion: Lars Langenau Redaktion: Vinzent-Vitus Leitgeb Produktion: Justin Patchett
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Apr 4, 2022 • 11min

Massaker von Butscha: "Genozid? Es sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit"

Einen Monat lang war die Kleinstadt Butscha, eine Vorortgemeinde von Kiew mit fast 27 000 Einwohnern, unter russischer Besatzung. Vergangene Woche dann haben sich die Russen zurückgezogen. Videoaufnahmen zeigen apokalyptische Szenen: Dutzende Leichen liegen am Straßenrand. Einige mit Kopfschuss, mit Folterspuren - und gefesselten Händen auf dem Rücken. Hunderte verscharrt in Massengräbern. Moskau aber behauptet, die Bilder seien gefälscht. Die Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch hat Sonntag einen Bericht veröffentlicht, der weitere Fälle dokumentiert. "Es braucht jetzt schnell eine unabhängige Untersuchung und Aufklärung durch die Vereinten Nationen", fordert Wenzel Michalski, Deutschland-Direktor von Human Rights Watch. Die Bilder von dort würden denen aus dem Zweiten Weltkrieg gleichen, nur in Farbe. Michalski stellt allerdings den Gebrauch der Wörter "Genozid" oder "Völkermord" infrage. Unstrittig aber sei: "Es sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit." Und der Menschenrechtler sagt, dass man diese Bilder zeigen müsse, "damit es nicht noch öfter passiert" Weitere Nachrichten: Friedensverhandlungen auf der Kippe, Orbán gewinnt Wahl in Ungarn. Moderation, Redaktion: Lars Langenau Redaktion: Tami Holderried Produktion: Imanuel Pedersen Zusätzliches Audiomaterial über dpa.
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Apr 1, 2022 • 13min

Notfallplan Gas: Was auf Deutschland zukommt

Fürs Klima, für mehr Unabhängigkeit von Putins Gas oder einfach für den eigenen Geldbeutel – es gibt gerade noch mehr gute Gründe, Energie zu sparen als ohnehin eigentlich immer. Aber was würde das Ende der russischen Gaslieferungen nach Deutschland konkret bedeuten? Für uns als Verbraucher und für die deutsche Wirtschaft? Das erklärt Michael Bauchmüller, SZ-Experte für Energie und Klima. Er sagt, die kalte Dusche, wenn das russische Gas ausbleibt, sei dann sicher das kleinste Problem. "Vorher schon müssten Teile der Industrie ihr Gas abstellen. Und das ist dann eine Frage, die zehntausende Arbeitsplätze gefährdet und wahrscheinlich abermals Kurzarbeit im großen Stil bedeutet. Und sicherlich auch die Wirtschaft an sich beuteln wird." Weitere Nachrichten: Panzerlieferungen, Russische Diplomaten Moderation, Redaktion: Franziska von Malsen Redaktion: Vinzent-Vitus Leitgeb Produktion: Justin Patchett Zusätzliches Audiomaterial über Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
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Mar 31, 2022 • 10min

“Flucht aus der Hölle”: Schwerkranke Kinder aus der Ukraine

Erst kamen die Frauen mit ihren Kindern. Mittlerweile flüchten auch immer mehr besonders schutzbedürftige Menschen aus der Ukraine. "Das sind enorme Herausforderungen", sagt Christine Bronner, die 2004 die Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München gegründet hat. Die kleine Organisation betreut eigentlich Familien mit unheilbar- oder schwersterkrankten Kindern in Bayern. "Wir helfen gerade aber auch etwa 20 Familien aus der Ukraine raus und in Kliniken in Deutschland unterzukommen." Darunter sei auch ein kleines, schwer krebskrankes Mädchen, das aus der Hölle von Mariupol geflohen sei. "Wir haben das Kind jetzt in Bayern in der passenden Kinderonkologie untergebracht." Ihre Organisation versorge aber auch Patienten, die noch in der Ukraine sind, sagt die Geschäftsführerin. Einen Artikel wie Sie richtig spenden, finden Sie hier. Und hier den Link zur Webseite vom Ambulanten Kinderhospiz München. Weitere Nachrichten: Evakuierungen in Mariupol, Ärztestreik. Moderation, Redaktion: Lars Langenau Redaktion: Tami Holderried, Pegah Julia Meggendorfer Produktion: Justin Patchett
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Mar 30, 2022 • 12min

Ukraine: “Alle sind davon überzeugt: Wir werden siegen!”

Nach den Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine war die Lage in der ukrainischen Hauptstadt in der Nacht auf Mittwoch eher ruhig. In anderen Teilen des Landes gingen die Kämpfe aber weiter. SZ-Redakteurin Sonja Zekri ist vor Ort in Kiew. Sie schildert ihre Eindrücke aus dem Zentrum der Stadt. Die Ukrainer fühlten großen Stolz auf ihre Armee, so Zekri. Die Menschen sähen deshalb auch keinen Grund, Zugeständnisse zu machen, um die Kämpfe zu beenden. Zekri sagt: “Man muss sich klarmachen: Niemand, mit dem wir gesprochen haben, sieht eine Veranlassung, jetzt einzulenken.” Interview mit der Wirtschaftsweisen Monika Schnitzer: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/konjunktur-deutschland-sachverstaendigenrat-1.5557294 Weitere Nachrichten: Prognose für Wirtschaftswachstum nach unten korrigiert, Habeck ruft Frühwarnstufe des Notfallplans Gas aus Moderation, Redaktion: Franziska von Malsen, Tami Holderried Redaktion: Tami Holderried Produktion: Jakob Arnu
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Mar 29, 2022 • 15min

Ex-Botschafter in Moskau: "Ich glaube nicht, dass aus russischer Sicht alles nach Plan läuft"

Nach wie vor tobt der Krieg in der Ukraine. Aber seit Dienstag gibt es wieder direkte Gespräche zwischen Russland und der Ukraine, diesmal in Istanbul. Sind das ernsthafte Verhandlungen oder bleibt es bei der Show? "Ich halte beides für möglich", sagt der deutsche Ex-Botschafter in Moskau, Ulrich Brandenburg. Jede Verhandlung bedeute auch immer "Zeitgewinn". Die Frage sei: Auf wessen Seite ist die Zeit? Keine Seite werde umgehend kapitulieren, die Kämpfe würden noch länger andauern, sagt der erfahrene Diplomat. Derzeit könne man wohl nur kurzfristige Ziele in Verhandlungen erreichen, wie Fluchtkorridore oder andere humanitäre Dinge. Der ukrainische Präsident Selenskyi hat inzwischen aber zwei mögliche Kompromisse angedeutet: eine mögliche Neutralität und der Verzicht auf die Nato-Mitgliedschaft. Was er hingegen zum Status der abtrünnigen Gebiete, also der Krim und der sogenannten "Volksrepubliken" in der Ostukraine gesagt habe, sei "nicht völlig eindeutig", so Brandenburg. Auch habe die Ukraine mit Sicherheitsgarantien mehrfach schlechte Erfahrungen gemacht. Absprachen seien in der Vergangenheiten aber von beiden Seiten nicht vollständig erfüllt worden. Weitere Nachrichten: Ukrainische Erfolge, Hilfe für russische Deserteure. Moderation, Redaktion: Lars Langenau Redaktion: Tami Holderried Produktion: Imanuel Pedersen Zusätzliches Audiomaterial über Reuters.
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Mar 28, 2022 • 14min

Saarlandwahl: Warum die SPD so erfolgreich war

Am Sonntag hat das Saarland gewählt: mit einem Spitzenergebnis für die SPD. Kandidatin Anke Rehlinger hat für ihre Partei die absolute Mehrheit geholt und kann das Saarland künftig allein regieren. Was hat Amtsinhaber Tobias Hans von der CDU falsch gemacht? Darüber und über die saarländische Seele spricht Nils Minkmar, der das Saarland seit Jahren beobachtet. Ihren Sieg, sagt Minkmar, verdanke Rehlinger vor allem ihrer Stärke im Umgang mit Menschen: "Anke Rehlinger war immer da, wenn irgendwo ein Laden dicht gemacht hat oder wenn viele Leute entlassen werden mussten, also in dramatischen Momenten. Sie gilt als eine Frau, die macht. Die jetzt keine großen Reden schwingt, so wie viele andere, sondern die wirklich vor Ort ist. Und das ist das Rezept, um im Saarland zu reüssieren." Weitere Nachrichten: Anfeindungen gegen Russen und Ukrainer, Krankmeldungen wg. Corona Moderation, Redaktion: Franziska von Malsen Redaktion: Tami Holderried Produktion: Imanuel Pedersen Zusätzliches Audiomaterial über dpa, Tagesschau.
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Mar 25, 2022 • 13min

Wie die Ukraine China als Blaupause für Taiwan dient

Pekings Rolle im Angriffskrieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin gegen die Ukraine ist seltsam ambivalent. Sowohl im UN-Sicherheitsrat als auch in der Vollversammlung der Vereinten Nationen enthält sich China. Offiziell gebe sich Peking als neutrale Macht, sagt SZ-China-Korrespondentin Lea Sahay. Aber das seien nur schöne Worte. Vielmehr unterstütze China Putin, beide hätten ein klares Kalkül: eine neue Weltordnung, in der das Recht des Stärkeren gelte und nicht die Stärke des Rechts. Wladimir Putin und Xi Jinping verbinde die Idee eines "ethno-nationalistischen Revisionismus". Sowohl Putin als auch Xi würden von der Wiedervereinigung großer Nation träumen. Und so könne die Ukraine durchaus als Blaupause für Taiwan dienen, wenn Putin mit seinem Angriffskrieg Erfolg haben sollte. Eine aktuelle Analyse zur Wahl im Saarland finden Sie hier. Weitere Nachrichten: Ukraine-Krieg, Energielieferungen, Wahl im Saarland. Moderation, Redaktion: Lars Langenau Redaktion: Vinzent-Vitus Leitgeb Produktion: Imanuel Pedersen Zusätzliches Audiomaterial über Pressekonferenz Biden.
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Mar 24, 2022 • 14min

Ukraine-Krieg: "Die militärischen Scheinlösungen haben versagt"

“Die Waffen nieder!” Dieser Aufruf von Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner prägt seit mehr als hundert Jahren den Pazifismus im deutschsprachigen Raum. Doch Putins Angriffskrieg macht so vieles anders. Aber was sind die Alternativen zu militärischem Schutz? "Die militärischen Scheinlösungen haben versagt", sagt Thomas Carl Schwoerer. "Pazifismus ist gefragter denn je." Schwoerer ist Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft/Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, der traditionsreichsten deutschen Friedensbewegung. Sofort nach Beginn hat die DFK-VK den Angriffskrieg verurteilt und die bislang größten Friedensdemonstrationen in Deutschland mitorganisiert. Schwoerer sagt: "Militärische Hochrüstung hat uns keinerlei Sicherheit gebracht." Der DFG-VK-Sprecher stellt in Frage, ob die hundert Milliarden zusätzlich für die Bundeswehr gerechtfertigt sind. "Wollen wir wirklich der drittgrößte Militärstaat nach den USA, China und noch vor Russland sein?" Weitere Nachrichten: Stoltenberg bleibt Nato-Generalsekretär, Entlastungspaket für Bürger. Moderation, Redaktion: Lars Langenau Redaktion: Vinzent-Vitus Leitgeb Produktion: Jakob Arnu

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