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Amtsgeheimnisse - Der Gemeindebund-Podcast

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Jul 16, 2025 • 47min

#21 Die „Wettbewerbshüterin“ der Nation – mit Natalie Harsdorf

In der neuen Folge des Gemeindebund-Podcasts „Amtsgeheimnisse“ spricht Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl mit der Generaldirektorin der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) Natalie Harsdorf über ihre Arbeit als Ermittlerin und Aufdeckerin und ihrem Antrieb sich als „Schiedsrichterin“ einzuschalten, wenn Ungerechtigkeiten oder Unstimmigkeiten vorliegen. Doch was macht die BWB eigentlich und wer kann sich an die BWB wenden? Natalie Harsdorf erklärt im Gespräch, dass es die BWB dann brauche, wenn etwas nicht so läuft, wie es laufen soll und wenn Ungereimtheiten auftauchen. Die BWB bietet als Unterstützung aber auch Schulungen für Gemeinden oder Checklisten an, die den Gemeinden bei Compliance-Fragen helfen. An die BWB kann sich jeder und jede wenden, die das Gefühl haben, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Und was haben Gemeinden konkret von der BWB? Die Gemeinden waren und sind immer wieder mit Kartellthemen konfrontiert – aktuell sind dieGemeinden wegen des Baukartells auf die Expertise der BWB angewiesen – immerhin sind viele Gemeinden österreichweit und die gesamte Bauwirtschaft von dem Kartell betroffen, in dem es in erster Linie um Preisabsprachen geht. Ziel der BWB ist es, die Ungereimtheiten so schnell wie möglich auszuräumen und den Fall vor Gericht zu bringen. Das Problem dabei ist: Dass Viele Gemeinden erst überprüfen müssen, in wie weit und ob sie überhaupt betroffen sind. Um Schadenersatzansprüche geltend zu machen, wurde auch ein gemeinsamer Prozessfinanzierer gefunden. Doch bis mehr Bewegung in die Sache kommt, wird es noch dauern.Die Behörde hat die Gemeinden aber auch schon in anderen Themen - so im Fall des Müllkartells, des LKW-Kartells oder Unstimmigkeiten mit gestiegenen Benzinpreisen  und Vergabeabsprachen intensiv - betreut und  unterstützt. Natalie Harsdorf rät jedenfalls für künftige Fälle zu mehr Eigenverantwortung und mehr Bauchgefühl. „Die Menschen haben ein gutes Gespür, wenn ihnen etwas komisch vor kommt“, weiß die Generaldirektorin aus Erfahrung. Ihr ist aber auch klar: „Ohne Schiedsrichter halten sich die Spieler nicht an die Regeln – und deswegen braucht es die BWB“, sagt Harsdorf. Auch wenn es die BWB erst seit 2002 gibt, zeigt sich die Behörde zufrieden mit ihrer Arbeit. „Die Bußgelder infolge der Strafverfahren zeigen Wirkung. Man merkt, dass die Unternehmen zunehmend in Compliance investieren, vorsichtiger werden und uns kontaktieren“, sagt Harsdorf. Das und mehr hören Sie in der aktuellen Folge des Gemeindebund-Podcasts „Amtsgeheimnisse“. Österreichischer Gemeindebund
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Jul 2, 2025 • 16min

#20 Amtsgeheimnisse vor Ort – 50/50 Frauenanteil mit Bürgermeisterin Silvia Karelly

Silvia Karelly ist Bürgermeisterin der Gemeinde Fischbach in der Steiermark und sie hat eines geschafft, woran schon viele gescheitert sind: Ihre Liste im Gemeinderat besteht zu mehr als 50 Prozent aus Frauen – von 11 ÖVP Mitgliedern sind 6 weiblich. „Als ich Bürgermeisterin geworden bin, habe ich gemerkt, dass es nur sehr wenige Frauen im Gemeinderat gibt. Ich wollte 50/50. Alle haben gesagt, das geht nicht und ich habe gesagt - geht nicht gibt’s nicht. Ich habe mir ein Ziel gesetzt und es auch erreicht. Wenn man etwas wirklich will, dann geht es auch“, so Silvia Karelly. Wie die Bürgermeisterin in ihrer Fraktion Geschlechterparität erreicht und welche Auswirkungen das auf die Gemeinde hat, erzählt sie in der aktuellen Podcast-Folge von „Amtsgeheimnisse vor Ort“ mit Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl.Die Bevölkerung der meisten Gemeinden besteht zu mindestens 50 Prozent aus Frauen. Warum also sollte nicht auch ihre politische Repräsentation im Gemeinderat so ausgestaltet sein? Leider ist der Frauenanteil in der Kommunalpolitik sehr gering. Nur etwa ein Viertel aller Gemeinderät:innen sind weiblich. Das will Silvia Karelly, Bürgermeisterin von Fischbach, ändern. „Es gibt sehr viele Frauen, die sich in der Gemeinde engagieren – in der Pfarre, in den Vereinen, bei Veranstaltungen. Für den Schritt in die Kommunalpolitik fehlt oft nur sehr wenig. Wir Frauen wollen direkt angesprochen werden“, meint die Bürgermeisterin, die als Beispiel vorangeht. Warum ihr das so wichtig ist? „Es braucht ehrliche Einbindung – nicht der Quote wegen, sondern, weil wir die Perspektiven und Lebenserfahrungen von Frauen in unserer Politik haben wollen. In unserer Liste haben wir Frauen aus allen Ortsteilen, allen Alters- und aus allen Berufsgruppen, um möglichst viele Perspektiven einzubinden“, unterstreicht Karelly. In dieser Podcast-Folge spricht sie auch über „Rezepte“ für mehr Frauen im Amt: „Man muss auch stark als Motivatorin wirken und als gutes Beispiel vorangehen. Das zeugt von Ausstrahlung und Motivation und die muss ehrlich sein. Denn Frauen durchschauen sofort, wenn sie nur der Quote wegen eingebunden werden.“ Dass ihr starkes Engagement für Frauenförderung manche abschreckt, nimmt die Bürgermeisterin und Landtagsabgeordnete gerne in Kauf. Sie empfiehlt anderen Gemeinden, direkt auf Frauen zuzugehen und sie zur Mitwirkung in der Politik einzuladen. Bürgermeisterin Silvia Karelly ist in der neuesten Folge des Gemeindebund-Podcasts „Amtsgeheimnisse vor Ort“ mit Präsident Johannes Pressl zu hören. Österreichischer Gemeindebund
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Jun 25, 2025 • 54min

Amtsgeheimnisse-Spezial - Ukraine: Reise in ein Kriegsland – Wie geht das?

In einer Spezial-Folge des Gemeindebund-Podcasts „Amtsgeheimnisse“ spricht Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl mit dem Vizepräsidenten des NÖ Gemeindebundes, Stefan Seif, Bürgermeister Helmut Mall (St. Anton am Arlberg) sowie Stadtrat Norbert Ciperle anlässlich einer Reise in die Ukraine. Auf Einladung der Österreichischen und der Ukrainischen Botschaft reiste eine 13-köpfige Delegation des Österreichischen Gemeindebundes unter der Leitung von Vizepräsident Stefan Seif Anfang Juni nach Kiew zum Gemeindetag der ukrainischen Städte und Gemeinden. Auf dem Programm standen - neben der Einladung zum Gemeindetag – auch Gespräche mit ukrainischen Gemeindevertretern zu möglichen Partnerschaften und Kooperationen, ein Austausch zur aktuellen Lage in der Ukraine sowie ein Besuch in der Botschaft. Was bei keiner Reise in  die Ukraine fehlen darf: Ein Besuch der vom russischen Angriffskrieg schwer zerstörten Gemeinden, Bucha, Borodianka, Irpin sowie der Gedenkstätten tausender gefallener Soldaten und unschuldig getöteter Menschen aus der Zivilbevölkerung.Auch wenn in Kiew vermeintlich ein „normales“ Leben stattfindet, ist das Land dennoch im Krieg. Die Teilnehmer mussten dies hautnah miterleben, als Kiew in der Nacht auf den 6. Juni von den schwersten Drohnenangriffen der letzten Zeit getroffen wurde. „Einige Teilnehmer unserer Delegation haben die Nacht im Bunker verbracht, die Alarm-App war permanent auf Warnstufe rot“, erzählt Delegationsleiter Stefan Seif.  Für die drei Gesprächspartner, genauso für die gesamte Delegation war es keine „normale“ Reise, sondern Erlebnisse, Erfahrungen, Erzählungen, die noch lange nachwirken und so schnell nicht vergessen werden. Und sie sind sich einig: „Österreich, Europa und die ganze Welt – wir alle müssen die Ukraine unterstützen und dürfen nicht tatenlos zusehen, wie die Russen dieses freie und friedvolle Land zerstören“, erzählen Stefan Seif, Helmut Mall und Norbert Ciperle im Gespräch mit Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl in einer Spezial-Folge des Gemeindebund-Podcasts „Amtsgeheimnisse“. Österreichischer Gemeindebund
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Jun 18, 2025 • 48min

#19 Über Gemeinsamkeiten und Herausforderungen der Gemeinden in Deutschland und Österreich - mit Uwe Brandl

In der neuen Folge des Gemeindebund-Podcasts „Amtsgeheimnisse“ spricht Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl mit dem Präsidenten des Deutschen Städte- und Gemeindebundes Uwe Brandl über Gemeinsamkeiten und Herausforderungen der Kommunen in Deutschland und Österreich sowie seine Einschätzung zur künftigen Entwicklungen der Gemeinden und dem Standing der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Gefragt nach der typischen österreichischen Gemeinde antwortet Uwe Brandl: „Für mich ist diese unglaublich sauber, nett und pragmatisch in der Lösungsfindung“, sagt der oberste deutsche Gemeindevertreter. Brandl bestätigt im Gespräch mit Johannes Pressl dass die Kommunen, da wir dort vor den gleichen Herausforderungen stehen: Sinkende Einnahmen, knappe Kassen, Ausbaubedarf in der Kinderbetreuung oder die Sorgen in der Pflege und im Sozialbereich. Verschärft habe sich laut Brandl die Situation durch die globalen Entwicklungen, die sich auf europäischem Boden durch den russischen Angriffskrieg und die damit verbundenen Energiekostensteigerungen, die Lieferkettenengpässe weiter verschlechtert und damit zu geringen Einnahmen im Staatshaushalt geführt haben. „Wenn der Staat sich nichts anderes einfallen lässt, als den Gemeinden ständig neue Aufgaben aufzubürden, ohne die Finanzierung dafür bereit zu stellen, dann wird das ganz schnell zu einem noch größeren Problem führen - und zwar zu einem systemischen Problem“, sagt Uwe Brandl. Vor dieser Situation stehen die Gemeinden in Deutschland aktuell. Uwe Brandl spricht aber auch von überbordenden Auflagen für die Gemeinden, die es zu hinterfragen gelte und nennt in dem Zusammenhang den Baubereich aber auch die Digitalisierung, wo es sinnvolle Einsparmöglichkeiten gebe. Neidvoll blickt der oberste deutsche Gemeindevertreter auf die Österreicher wenn es um den direkten Draht zur Bundesregierung, dem Bundespräsident oder dem Landeshauptmann geht. Aber auch hinsichtlich der Abwendung des Rechtsanspruches auf Kinderbetreuung beneidet Brandl seine österreichischen Kollegen für die bessere Lösung. Und was sind seine Lösungsvorschläge gegen die Politikverdrossenheit und  den  Mangel an Kandidaten für das Bürgermeisteramt? „Wir setzen auf Fortbildung, Ermutigung und das Rückenstärken bestehender Amtsträgerinnen und Amtsträger. Wir müssen auch wieder mehr in den Fokus richten, dass man in keinem Amt den Lebensraum der Bürgerinnen und Bürger so unmittelbar gestalten kann, wie im Bürgermeisteramt“, sagt Uwe Brandl im Gespräch mit Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl in der aktuellen Folge des Gemeindebund-Podcasts „Amtsgeheimnisse“. Österreichischer Gemeindebund
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Jun 11, 2025 • 49min

Amtsgeheimnisse-Sonderreihe: Nahversorgung – Teil 2: Wirtschaftlichkeit ist nicht alles

In knapp einem Drittel aller Gemeinden gibt es keinen Nahversorger mit Vollsortiment mehr. Seit 2010 ist die Zahl der Nahversorger um weitere elf Prozent gesunken. Dafür greift eine andere Entwicklung Platz: Die Teilsortimenter (Tankstellenshops, bäuerliche Direktvermarkter und diverse Automatenshops) werden mehr. Ist das die Lösung für die Zukunft? Müssen die Gemeinden oder private Initiativen, Vereine und Genossenschaften übernehmen, wenn die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben ist? Diese Fragen waren Thema einer Tagung, die unter dem Titel „Hat die Nahversorgung ausgesorgt?“ am 13. Mai 2025 im Haus der Industrie stattfand. Der Österreichische Gemeindebund lud die wichtigsten Stakeholder der österreichischen Nahversorgung, Gemeinden und neue Anbieter zu einer offenen Diskussion über die Zukunft der Nahversorgung. In einer Podiumsdiskussion sprach Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl mit Billa-Vorstand Robert Nagele, Spar-Geschäftsführer Alois Huber, Elmar Ruth, der Bereichsleiter von Nah&Frisch bei Kastner und MPREIS-Geschäftsführer David Mölk über die Position der Stakeholder aus der Wirtschaft und mögliche Lösungen für die Zukunft. Dabei kristallisierte sich heraus, dass das größte Potenzial für kleine Gemeinden in kooperativen Multifunktionslösungen und Selbstbedienungsläden liegt. Durch die Digitalisierung ergeben sich viele Chancen, die auch erweiterte Öffnungszeiten rentabel machen – etwa automatisierte Kassen ohne Personal. Die Kastner Großhandelsgruppe, zu der unter anderem Nah&Frisch gehört, hat viel Erfahrung mit individuellen Lösungen, besonders für kleine Gemeinden unter 2.000 Einwohner. Nah&Frisch bietet auch multifunktionale Nahversorgung, wie etwa Post, Gastronomie, Tabakwaren, Fotoservice, Putzerei-Angebote und weitere. Gleichzeitig sind die Filialen auch sozialer Treffpunkt in der Gemeinde. Das Modell MiniM ist eine innovative Abwandlung des Nahversorgers MPreis. Es handelt sich um Verkaufsflächen von 150 bis 350 Quadratmetern. Auch hier werden neben Lebensmitteln auch Zusatzservices angeboten wie Post, Bank, E-Ladestationen und Apotheken. David Mölk von MPreis sieht die Politik gefordert, um gewisse Regelungen anzupassen, wie etwa die gesetzlichen Ladenöffnungszeiten oder das Tabakmonopol zu liberalisieren. Weitere Stellschrauben sind laut MPreis-Chef einfachere Widmungsmöglichkeiten für Verkaufsflächen, Bürokratieabbau, die Senkung von Abgaben und erleichterte Förderungen. Fazit: Die Wirtschaftstreibenden wünschen sich Unterstützung durch die Politik. Die Diskussion zeigte aber auch, dass Wirtschaftlichkeit nicht alles ist. Ein Praxisbeispiel kam von Michael Wurmetzberger, Bürgermeister der Gemeinde Kaumtal in Niederösterreich, die einen multifunktionalen Hybridmarkt umgesetzt hat. In Teil zwei dieser Sonderreihe zur Nahversorgung dreht sich alles um die Grenzen der Wirtschaftlichkeit, die im Rahmen einer Podiumsdiskussion bei einer Veranstaltung, die am 13. Mai 2025 diskutiert wurden.Einen Nachbericht und weiterführende Informationen zu der Tagung „Hat die Nahversorgung ausgesorgt?“ vom 13. Mai 2025 finden Sie unter https://gemeindebund.at/termine/nahversorgungsevent-am-13-mai-2025/. Österreichischer Gemeindebund
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Jun 11, 2025 • 45min

Amtsgeheimnisse-Sonderreihe: Nahversorgung – Teil 4: Der Nahversorger als Herzschlagader der Gemeinde

In knapp einem Drittel aller Gemeinden gibt es keinen Nahversorger mit Vollsortiment mehr. Seit 2010 ist die Zahl der Nahversorger um weitere elf Prozent gesunken. Dafür greift eine andere Entwicklung Platz: Die Teilsortimenter (Tankstellenshops, bäuerliche Direktvermarkter und diverse Automatenshops) werden mehr. Ist das die Lösung für die Zukunft? Müssen die Gemeinden oder private Initiativen, Vereine und Genossenschaften übernehmen, wenn die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben ist? Diese Fragen waren Thema einer Tagung, die unter dem Titel „Hat die Nahversorgung ausgesorgt?“ am 13. Mai 2025 im Haus der Industrie stattfand. Der Österreichische Gemeindebund lud die wichtigsten Stakeholder der österreichischen Nahversorgung, Gemeinden und neue Anbieter zu einer offenen Diskussion über die Zukunft der Nahversorgung.Dass beim Thema Nahversorgung Wirtschaftlichkeit nicht alles ist, zeigte eine Podiumsdiskussion über den Nahversorger als sozialen Treffpunkt und Wohlfühlort. Mit Anton Kasser, Bürgermeister von Allhartsberg (NÖ), Herbert Walkner, Bürgermeister von St. Koloman (Sbg.), Josef Ofner, Bürgermeister von Hüttenberg (Ktn.), Christian Haider, Leiter der NÖ Dorf- und Stadterneuerung und Bürgermeister Thomas Heissenberger aus Hochneukirchen-Gschaidt (NÖ) diskutierten Vertreter aus den Gemeinden darüber, was es für eine einen Ort bedeutet, keinen Nahversorger zu haben und welche Lösungen sie für ihre Gemeinden gefunden haben. „Mit der Schließung des letzten Nahversorgers geht das Leben in den Gemeinden verloren“, so Anton Kasser. Bürgermeister Herbert Walkner erzählte in der Podiumsdiskussion von kreativen Wegen, die die Gemeinde St. Koloman beschreitet, um ihre Bürger:innen mit Lebensmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs zu versorgen. So etwa durch gemeinschaftliche Fahrten zum Einkaufen für weniger mobile Personen oder die Umfunktionierung von Betriebsflächen. Auch Walkner sieht den Nahversorger als wichtigen sozialen Treffpunkt in der Gemeinde. Mittlerweile hat man es geschafft, einen Pächter für einen neuen Nahversorger für St. Koloman zu finden – nach großen Bemühungen der Gemeinde. Walkner: „Als Gemeinde sind wir dafür zuständig, dass wir Lösungen finden.“ Josef Ofner, Bürgermeister der Marktgemeinde Hüttenberg in Kärnten, berichtete von den großen Herausforderungen bei der Sicherstellung der Nahversorgung. Von der Metaebene aus betrachtet Christian Haider von der Dorf- und Stadterneuerung die Entwicklung in den Gemeinden. Er sieht die Multifunktions-Lösung als positives, zukunftsträchtiges Modell. Die Digitalisierung eröffnet Haider zufolge viele neue Chancen für abgelegene Regionen. Doch bei allen digitalen Lösungen müsse man den sozialen Aspekt unbedingt mitdenken, beispielsweise über digitale Austauschplattformen. Als Prozessbegleiter ermutigte er die Gemeinden auch zu Kooperationen mit der Forschung: Etwa bei der Frage, wie man die Menschen zu den Nahversorgern bringen kann. Nahversorgung an Ehrenamtliche auszulagern, sieht er hingegen kritisch. Ein Positivbeispiel mit kreativer Lösung stellt die Gemeinde Hochneukirchen-Gschaidt dar: Bürgermeister Thomas Heissenberger erzählte von dem Modell eines genossenschaftlich betriebenen Wirtshauses. Es zeigt, dass man mit viel Vorüberlegung, Kreativität und Bürgerbeteiligung nachhaltige Lösungen finden kann. Auch der Bürgermeister und Vizepräsident des Österreichischen Gemeindebundes Erich Trummer teilt seine Erfahrungen: Im vierten und letzten Teil dieser Sonderreihe zum Thema Nahversorgung hören wir explizit die Sicht der Gemeinden und erfahren von den praktischen Hürden und innovativen Lösungswegen, die inspirieren, aber auch zum Nachdenken anregen.Einen Nachbericht und weiterführende Informationen zu der Tagung „Hat die Nahversorgung ausgesorgt?“ vom 13. Mai 2025 finden Sie unter https://gemeindebund.at/termine/nahversorgungsevent-am-13-mai-2025/. Österreichischer Gemeindebund
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Jun 11, 2025 • 42min

Amtsgeheimnisse-Sonderreihe: Nahversorgung – Teil 1: Sorgenkind Nahversorgung

In knapp einem Drittel aller Gemeinden gibt es keinen Nahversorger mit Vollsortiment mehr. Seit 2010 ist die Zahl der Nahversorger um weitere elf Prozent gesunken. Dafür greift eine andere Entwicklung Platz: Die Teilsortimenter (Tankstellenshops, bäuerliche Direktvermarkter und diverse Automatenshops) werden mehr. Ist das die Lösung für die Zukunft? Müssen die Gemeinden oder private Initiativen, Vereine und Genossenschaften übernehmen, wenn die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben ist? Diese Fragen waren Thema einer Tagung, die unter dem Titel „Hat die Nahversorgung ausgesorgt?“ am 13. Mai 2025 im Haus der Industrie stattfand. Der Österreichische Gemeindebund lud die wichtigsten Stakeholder der österreichischen Nahversorgung, Gemeinden und neue Anbieter zu einer offenen Diskussion über die Zukunft der Nahversorgung. Im ersten Diskussions-Panel ging es vor allem um die aktuellen Rahmenbedingungen für Nahversorger und Gemeinden. Am Podium diskutierten Wolfgang Richter, Geschäftsführer von RegioData Research, Christian Prauchner, Obmann des Bundesgremiums des Lebensmittelhandels in der WKÖ & Geschäftsführer von Prauchner, Werner Pamminger, der Geschäftsführer von Business Upper Austria und Christian Rosenwirth vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft. Die Diskussion zeigte die Problemstellen auf: Der Erhalt von Verkaufsflächen in einer kleinen Gemeinde ist aus Sicht der Anbieter in den wenigsten Fällen wirtschaftlich – vor allem, wenn man ein breites Sortiment anbieten möchte. Personalkosten könnten unter anderem durch sogenannte Hybrid-Lösungen oder völlig digitalisierte Kassensysteme gespart werden – sie können auch außerhalb der gewöhnlichen Öffnungszeiten in Betrieb sein. Dafür braucht es aber eine Ausweitung der gesetzlichen Öffnungszeiten. Doch auch andere gesetzliche und regulative Stellschrauben kamen in der Diskussion zur Sprache: Indem das Tabak-Monopol gelockert und der Verkauf von Medikamenten liberalisiert werden würde, könnten multifunktionale Nahversorgermodelle ermöglicht werden, um gemeinsame Potenziale zu bündeln und ein breites Angebot abdecken zu können. Davon profitieren sowohl die Bevölkerung als auch die Wirtschaftstreibenden. Die Experten am Podium plädierten auch für gezielte Förderungen und mehr Flexibilität bei der Widmung von Geschäftsflächen, um etwa Brachflächen und Leerstände nutzen zu können. Gleichzeitig ging ein Appell an die Bürgerinnen und Bürger selbst, mehr regional einzukaufen und die lokale Wirtschaft zu unterstützen. „Bürgerinnen und Bürger sollten den Nahversorger vor Ort auch nutzen, und nicht in größere Einkaufszentren ausweichen“. Dafür brauche es Bewusstseinsbildung. Ein guter Ansatz für die Zukunft sind regionale Kooperationen und gemeinschaftliche Projekte in Gemeinden mit Bürger:innen, Anbietern aus der Wirtschaft und der Gemeindeverwaltung. In Teil eins dieser Sonderreihe zur Nahversorgung werden die Rahmenbedingungen der Nahversorgung im ländlichen Raum von unterschiedlichen Stakeholdern beleuchtet und ein Problemaufriss gezeichnet.Einen Nachbericht und weiterführende Informationen zu der Tagung „Hat die Nahversorgung ausgesorgt?“ vom 13. Mai 2025 finden Sie unter https://gemeindebund.at/termine/nahversorgungsevent-am-13-mai-2025/. Österreichischer Gemeindebund
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Jun 11, 2025 • 49min

Amtsgeheimnisse-Sonderreihe: Nahversorgung – Teil 3: Wenn der Einkauf mit der Drohne kommt

In knapp einem Drittel aller Gemeinden gibt es keinen Nahversorger mit Vollsortiment mehr. Seit 2010 ist die Zahl der Nahversorger um weitere elf Prozent gesunken. Dafür greift eine andere Entwicklung Platz: Die Teilsortimenter (Tankstellenshops, bäuerliche Direktvermarkter und diverse Automatenshops) werden mehr. Ist das die Lösung für die Zukunft? Müssen die Gemeinden oder private Initiativen, Vereine und Genossenschaften übernehmen, wenn die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben ist? Diese Fragen waren Thema einer Tagung, die unter dem Titel „Hat die Nahversorgung ausgesorgt?“ am 13. Mai 2025 im Haus der Industrie stattfand. Der Österreichische Gemeindebund lud die wichtigsten Stakeholder der österreichischen Nahversorgung, Gemeinden und neue Anbieter zu einer offenen Diskussion über die Zukunft der Nahversorgung.Im Rahmen der Veranstaltung wurden auch neue Wege der Nahversorgung der Zukunft vertieft. Bei einer Podiumsdiskussion mit einer Reihe von neuen und alten Playern - Thomas F. Huber, Gründer & Geschäftsführer von ROSY´S GmbH, Walter Oblin, Generaldirektor & CEO der Österreichischen Post AG, Klaus Haberl, Founder & CEO der BistroBox GmbH, Alexander Gaied, Geschäftsführer von Foodora Austria und Michael Weberschläger, Leiter von APRO Kassensysteme GmbH – wurden einige innovative Lösungen vorgestellt: Die Post arbeitet demnach an einem Ausbau des automatisierten Versands, während Foodora in Kooperation mit REWE nun auch Lebensmittelzustellungen betreibt. Alexander Gaied, Geschäftsführer von Foodora, sieht darin auch eine Chance für Orte ohne Nahversorger. Weitere Beispiele für innovative Nahversorger-Lösungen, die völlig ohne Personal auskommen, sind die sogenannte BistroBox sowie Rosy’s, deren Vertreter ebenfalls am Podium mitdiskutierten. Die Bistro Box bietet automatisierte 24-Stunden Services, wo sich Kunden ihre eigene Pizza digital zusammenstellen können, die innerhalb weniger Minuten frisch gebacken bereitsteht. Rosy’s ist ein innovativer Anbieter von personalfreien Abholstationen für frische Lebensmittel und ersetzt so den fehlenden Nahversorger. Möglich wird das unter anderem durch automatisierte Bezahlabwicklung, wie sie etwa von Apro-Kassensysteme ermöglicht wird. Der dritte Teil der Sonderreihe zur Nahversorgung beleuchtet mögliche neue Lösungen für die Nahversorgung der Zukunft, wie im Rahmen einer Podiumsdiskussion bei der Nahversorgungs-Tagung am 13. Mai 2025 vorgestellt.Einen Nachbericht und weiterführende Informationen zu der Tagung „Hat die Nahversorgung ausgesorgt?“ vom 13. Mai 2025 finden Sie unter https://gemeindebund.at/termine/nahversorgungsevent-am-13-mai-2025/. Österreichischer Gemeindebund
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Jun 4, 2025 • 16min

#18 Amtsgeheimnisse vor Ort - So geht Bürgerbeteiligung – mit der jüngsten Bürgermeisterin Österreichs Nicole Thaller

Nicole Thaller, mit 28 Jahren die jüngste Bürgermeisterin Österreichs, setzt sich leidenschaftlich für Bürgerbeteiligung ein. Sie erklärt, wie sie eine umfassende Bürgerbefragung in ihrer Gemeinde Hofkirchen durchgeführt hat, um die Anliegen der Bürger zu erfahren. Mit einer beeindruckenden Rücklaufquote von 43 Prozent zeigt sie, wie wichtig es ist, die Meinungen der Bevölkerung in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Thaller teilt auch ihre persönlichen Erfahrungen als junge Politikerin und die Herausforderungen, die damit verbunden sind.
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May 21, 2025 • 45min

#17 Bereust du deinen Rücktritt, Sebastian? - mit Sebastian Kurz

In der neuen Folge des Gemeindebund-Podcasts „Amtsgeheimnisse“ spricht Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl mit dem ehemaligen Bundeskanzler der Republik Österreich, Sebastian Kurz über seinen Rücktritt aus der Politik, sein neues Leben als Berater, Unternehmer und Investor sowie seine Hochachtung vor den Bürgermeisterinnen und Bürgermeisterinnen und ihrem Idealismus. Seinen Rückzug aus der Politik bereut Sebastian Kurz keineswegs: Er habe es extrem genossen für die österreichische Bevölkerung tätig gewesen zu sein und einen Beitrag für dieses Land leisten zu dürfen. Allerdings tue es auch gut, nach zehn Jahren Regierung und 15 Jahren Politik, etwas anderes zu erleben und etwas anderes zu tun. Immerhin verbringt Sebastian Kurz die Hälfte seiner Zeit im Ausland. Aus seiner Idee ein Jahr lang nichts zu tun, sei nichts geworden. Stattdessen hat der ehemalige Kanzler noch am selben Abend seines Rücktritts bereits an der Idee seines neuen Unternehmens getüftelt. Anfangs war er als Berater tätig, mittlerweile habe er seine eigenen Unternehmen in Abu Dabi, Wien und Israel und genieße es, andere Länder und Kulturen kennen zu lernen.Trotz seines sehr Reise intensiven Lebens, möchte er seine Basis in Wien und den Zweitwohnsitz in Niederösterreich nicht missen. Sein Bild von Gemeinde bedeute für ihn, „zuhause sein, verwurzelt zu sein vor Ort mit einer hohen Lebensqualität in Österreich und vielen engagierten Bürgermeistern“ leben zu dürfen. Die Gemeinden sind für Sebastian Kurz die „relevanteste Ebene des Staatsgefüges“, wenn es um das Leben der Menschen gehe. Nirgends wo anders seien Bürgerinnen und Bürger so nah mit den Lebensrealitäten konfrontiert, wie vor Ort. Deswegen sei Kurz auch so dankbar, dass es so viele engagierte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister vor Ort gebe, engagierte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, die das Leben der Menschen vor Ort ehrenamtlich und aus einem Idealismus heraus gestalten. „Für mich waren die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister immer sehr wichtige Ansprechpartner, weil sie die Sorgen und Nöte der Menschen hautnah miterleben und Stimmungsbarometer und Multiplikatoren sind, mit denen ich mich gerne ausgetauscht habe“, sagt Sebastian Kurz.In Krisenzeiten, wie sie Österreich und Europa aktuell durchleben, sieht der ehemalige Bundeskanzler immer eine Chance. Er verstehe den Pessimismus vieler Menschen nicht, vor allem der Jungen. Vielmehr sei er dankbar, was seine Großeltern und Elterngeneration geschaffen haben. Herausforderungen gebe es immer, aber man könne auch viel draus machen. Während er die Gemeinden gut aufgestellt sieht, sorgt sich Kurz global darum, „dass Europa nicht mehr das Zentrum der Welt ist.“ „Wir sind nicht mehr so wettbewerbsfähig, wir sind nicht mehr so sicher, auch wenn die Lebensqualität höher ist“, sagt Kurz. Man spüre, dass die Welt im Wandel sei. Die große Frage sei, ob es Europa und seine Staaten schaffen, ihren Platz zu erhalten.  „All das was uns in Europa ausmache, der Wohlstand, die Bildungseinrichtungen, das soziale Netz ist nur möglich mit Wettbewerb und wirtschaftlichem Erfolg“, sagt der Ex-Kanzler.Die aufstrebenden Staaten und Städte sind für Kurz nicht in Europa, sondern alles an „Transformation und an Wachstum“ spiele sich in den USA und in China ab. Aber auch Singapur, Israel und die vereinigten Emirate zählen zu relevanteren Playern, während Europa mehr und mehr zurück falle. Daher appelliert Sebastian Kurz in der aktuellen Podcast-Folge des Gemeindebundes im Gespräch mit Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl dringend an alle verantwortlichen in den europäischen Staaten die „unkontrollierte Zuwanderung zu beenden, weil das hohe Gut der Sicherheit und des Wohlstandes auf dem Spiel stehe.“ Österreichischer Gemeindebund

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