

Handelsblatt Crime - spannende Streitfälle der deutschen Wirtschaft
Ina Karabasz, Solveig Gode, Sönke Iwersen
Korruption, Skrupellosigkeit, Größenwahn: In unserem Podcast Handelsblatt Crime berichten wir über die spektakulärsten Streitfälle der deutschen Wirtschaft. Begleiten Sie das Handelsblatt-Investigativ-Team ins Dunkle und Absurde der deutschen Wirtschaftswelt.
Handelsblatt Crime finden Sie auf allen relevanten Podcast-Plattformen - und natürlich hier auf der Handelsblatt-Website.
Jetzt reinhören: 14-tägig mit den Hosts Solveig Gode und Ina Karabasz sowie dem Handelsblatt Investigativ-Team unter der Leitung von Sönke Iwersen.
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Und falls Sie die Stimmen hinter Handelsblatt Crime gerne einmal live erleben wollen, finden Sie hier nähere Informationen zu unserem nächsten Live-Auftritt: [Handelsblatt Crime Podcast-Liveshow]
(https://bergson.com/event/aufgedeckt-die-spektakulaersten-streitfaelle-der-deutschen-wirtschaft-2)
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May 8, 2022 • 44min
Ergo und die historischen Sex-Reisen
Handelsblatt Crime vom 08.05.2022
Budapest war nur der Anfang. Als das Handelsblatt im Mai 2011 die Motivationspraktiken der Ergo aufdeckte, sprach der Konzern von einem Einzelfall. Das war ein Fehler.
Vielleicht wäre der Ergo-Führung einiges erspart geblieben, hätte sie nicht versucht, das Unvermeidliche abzustreiten. Im Mai 2011 deckte das Handelsblatt die Sex-Reise nach Budapest bei der Unternehmenstochter Hamburg Mannheimer auf. Ergo gab sich entsetzt, zeigte die vermeintlich Verantwortlichen an und bezeichnete die Freiluft-Orgie in Budapest als einmalig. Den unabhängigen Untersuchungsbericht, der das angeblich bestätigte, hielt sie unter Verschluss.
So kam es, wie es kommen musste. Wir recherchierten weiter und fanden eine Reise nach der anderen. Zur Reeperbahn in Hamburg, Bordellen auf Mallorca und einem Swinger-Hotel auf Jamaica. Mehr als ein Jahr nach dem eigentlichen Skandal standen die bevorzugten Mittel der Mitarbeiterführung bei der Hamburg-Mannheimer alle wieder in der Zeitung. Ein Bestseller-Autor aus den USA erkannte in alledem sogar das Wesen des Deutschen an sich.
In Handelsblatt Crime spricht Mary Abdelaziz-Ditzow mit Sönke Iwersen über seine Recherche, die einfach nicht abriss. Hier geht es um die unglückselige Entscheidung der Ergo, den Schlamassel der Staatsanwaltschaft zu übergeben, die Justizposse, als kein Gericht in Hamburg die Schmuddelaffäre verhandeln wollte, und den Grund, warum die Original-Sex-Reise nach Budapest sogar im Haus der Geschichte landete.
Interner Bericht enthüllt Details der Ergo-Affäre
Mit Ergo ins FKK-Paradies auf Jamaika
Ergo bremst Transparenz mit juristischen Mitteln
Budapester Lustreisen landen im Museum
Ein Reisebericht mit Folgen
Bitte keinen Prozess!
Chronik des Ergo-Skandals
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Apr 24, 2022 • 46min
Sex-Skandal der Ergo-Versicherung: So wurde die Lustreise nach Budapest aufgedeckt
Handelsblatt Crime vom 24.04.2022
Der Versicherungskonzern verwandelte im Sommer 2007 eine Therme in Budapest in ein Freiluftbordell. Wie es zu den Enthüllungen des Handelsblatts kam.
Jahrzehntelang galt die Werbefigur „Herr Kaiser“ der Hamburg-Mannheimer-Versicherung als Inbegriff deutscher Tugenden: höflich, hilfsbereit und immer auf dem neuesten Stand in der deutschen Versicherungswelt. Doch im Mai 2011 machte das Handelsblatt Schluss mit der Idylle: Ein Bericht zeichnete das Bild absurder Dekadenz gepaart mit notarieller Genauigkeit bei der Abrechnung von Prostituierten.
Die im Ergo-Versicherungskonzern aufgegangene Hamburg-Mannheimer (HMI) hatte im Sommer 2007 für ihre 100 besten Vertreter die traditionsreiche Gellert-Therme in Budapest in ein Freiluftbordell verwandelt und eine rauschende Sex-Party mit Dutzenden Hostessen und Prostituierten organisiert.
„Es gibt keinen guten Zeitpunkt für einen solchen Skandal“, sagt Sönke Iwersen, Co-Leiter des Handelsblatt-Investigativ-Teams, in der neuen Folge von „Handelsblatt Crime“. Doch der Skandal wurde ausgerechnet während einer der größten Werbekampagnen des international tätigen Versicherungskonzerns aufgedeckt. Damals bewarb das Unternehmen die Zusammenlegung von Traditionsmarken wie Victoria und Hamburg-Mannheimer unter dem Dach der neuen Marke Ergo mit dem Werbeslogan „Versichern heißt Verstehen“.
Ergo gab sich nach der Enthüllung entsetzt, zeigte die vermeintlich Verantwortlichen an und bezeichnete die Freiluft-Orgie in Budapest als einmalig. Den unabhängigen Untersuchungsbericht, der das angeblich bestätigte, hielt sie jedoch unter Verschluss.
Weitere Recherchen des Handelsblatts zeigten schließlich, dass Budapest kein Einzelfall war: Auch auf der Reeperbahn in Hamburg, in Bordellen auf Mallorca und in einem Swinger-Hotel auf Jamaica wurden ähnliche Partys mit Vertretern veranstaltet.
Wie die Ergo die Öffentlichkeit mehrfach über das wahre Ausmaß der Sex-Affäre täuschte, warum Vertreter der Hamburg-Mannheimer schlussendlich mit der ganzen Geschichte auspackten und welche Rolle Jürgen Klopp spielte, der damalige Meistertrainer von Borussia Dortmund und ehemaliger Werbepartner der HMI, erklärt Iwersen in der neuen Folge von „Handelsblatt Crime“.
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Apr 10, 2022 • 44min
Cum-Ex und Wirecard: Bei der Aufklärung kommt es auf Steueranwalt Hanno Berger und Kronzeuge Oliver Bellenhaus an
Handelsblatt Crime vom 10.04.2022
Der Cum-Ex- und der Wirecard-Skandal sind die beiden größten und meist beachteten Wirtschaftskriminalfälle in den vergangenen Jahren. Und in diesen Wochen kommt noch einmal viel Bewegung in beide Fälle: Zum einen steht Hanno Berger, der „Ideengeber“ des milliardenschweren Steuerhinterziehungsskandals Cum-Ex seit dem vergangenen Montag vor Gericht. Zum anderen ist Markus Braun, der ehemalige CEO der krachend untergegangenen Wirecard AG, nun auch offiziell angeklagt.
In dieser Folge von Handelsblatt Crime, die am Freitag live im Studio mit Zuschauerinnen und Zuschauern des Handelsblatt-Wirtschaftsclubs aufgezeichnet wurde, haben die Moderatorinnen Ina Karabasz und Mary-Ann Abdelaziz-Ditzow mit Investigativ-Chef Sönke Iwersen über den Prozess gegen Hanno Berger und den Kronzeugen im Fall Wirecard gesprochen: Oliver Bellenhaus.
Das Berufsleben von Hanno Berger lässt sich in vier Akte teilen. Erst diente er dem deutschen Staat, dann nahm er ihn aus, anschließend versteckte sich Berger vor ihm. Nun hat der letzte Abschnitt begonnen. Berger muss sich für das, was er getan hat, verantworten.
Im Juli 2021 wurde Berger in der Schweiz festgenommen, im Februar 2022 nach Deutschland ausgeliefert. Inzwischen sitzt er auf der Anklagebank des Landgerichts Bonn. In dieser Folge von Handelsblatt Crime geht es um die Frage, was ihn dort erwartet – und ob es wirklich hilfreich ist, dass Berger die Justizvertreter als „Schweinerichter“ bezeichnet.
Oliver Bellenhaus hat eine Doppelrolle im Wirecard-Skandal. Der 48-Jährige ist einerseits Ziel der Anklage in Deutschland, andererseits ist er auch Kronzeuge. Bellenhaus verließ im Juli 2020 freiwillig sein Luxusapartment in Dubai, um sich der Staatsanwaltschaft in München zu stellen. Dann packte er aus.
Bellenhaus war Chef der „Fälscherwerkstatt“, wie die Wirecard-Tochter in Dubai intern genannt wurde. In Absprache mit Ex-Vorstandsmitglied Jan Marsalek habe er über ein Netz aus Briefkastenfirmen Geschäfte erfunden, um Wirecards Zahlen zu schönen. Bellenhaus sagte dazu: „Wir haben ein Unternehmen gebaut, das echt war. Bis auf die Umsätze.“
„Es war ein supergeiles Leben“ – Das ist der Kronzeuge im Wirecard-Skandal
„Es ist ein Wahnsinn…“: Die letzten 48 Stunden von Wirecard
Jan Marsalek und der Coup des Jahrhunderts
Hanno Berger vor Gericht: „Es ist vielleicht eine kleine Bombe, die ich gleich platzen lasse“
Staatsfeind Nummer eins auf der Anklagebank
Erste Anklage im Cum-Ex-Skandal erhoben – Hanno Berger im Fokus
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Mar 27, 2022 • 37min
Sanktionsschlupflöcher: Russische Oligarchen liefern sich Katz-und-Maus-Spiel mit EU-Behörden
Handelsblatt Crime vom 27.03.2022
Die russischen Oligarchen haben im Zuge der Sanktionen des Westens besondere Aufmerksamkeit erfahren: Es wurden Vermögen auf ausländischen Konten eingefroren sowie Luxusvillen und Jachten beschlagnahmt.
Wegen ihrer Machtposition innerhalb der russischen Wirtschaft gelten Oligarchen als Putins vermeintliche Achillesferse. Sie besitzen Großunternehmen meist in Schlüsselbranchen wie der Rohstoffindustrie. „Sie sind politisch stark vernetzt, sowohl mit dem Kreml als auch mit den Regionalgouverneuren“, erklärt Russland-Experte Mathias Brüggmann in der neuen Folge von Handelsblatt Crime.
Männer wie FC-Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch, Alfa-Bank-Gründer Michail Fridman oder Tui-Großinvestor Alexei Mordaschow haben jahrelang das System des Kreml-Chefs unterstützt und zählen zu Putins engsten Vertrauten.
All das taten sie in den vergangenen Jahrzehnten, um Milliardenvermögen anzuhäufen – und das oftmals mit nicht legalen, aber vom russischen Staat genehmigten Methoden. „Beweise für diverse Korruptionsvorwürfe sind schwer zu bekommen. Es gibt allerdings Zeugen von damals, die solche Aussagen machen“ erklärt London-Korrespondent Carsten Volkery. „Diese Vorwürfe wurden allerdings auch nie weiter verfolgt“, ergänzt Brüggmann.
Die Korruptionsvorwürfe sind jedoch gewaltig: Ein Großteil der wichtigsten Staatsaufträge wie der Bau der Brücke auf der Krim geht nach wie vor an Putins engste Vertraute, faire Ausschreibungen soll es nicht geben.
Der Einfluss der russischen Oligarchen reicht aber auch über die russischen Grenzen hinaus: Seit Jahren gilt London aufgrund der niedrigen bürokratischen Hemmschwellen als beliebter Standort, um russische Vermögen anzulegen.
Volkery sagt: „Viele russische Vermögen, die mit zweifelhaften Methoden erworben wurden, wurden durch sogenannte Enabler, respektable Persönlichkeiten aus der Oberschicht, die beispielsweise im House of Lords sitzen oder wie in Deutschland eben auch ein ehemaliger Bundeskanzler, legalisiert.“ Für die Europäische Union ist hier noch einiges zu tun, resümiert Brüggmann.
Und: Zwischen Oligarchen und Behörden gibt es im Zuge der Sanktionsmaßnahmen ein regelrechtes Katz-und-Maus-Spiel. „Schlupflöcher sind dabei eines der Themen, mit denen sich die Behörden nun auseinandersetzen müssen“, sagt Martin Murphy, Co-Investigativ-Chef im Handelsblatt-Crime-Interview.
Wie zuletzt bei der Luxusjacht „Dilbar“ des russischen Unternehmers Alischer Burchanowitsch Usmanow: Diese sollte von den Behörden vor Ort in Hamburg beschlagnahmt werden. Doch laut Usmanow gehört die Jacht einer Firma in Malta, die wiederum einer Stiftung gehört. „Das lässt sich so gar nicht überprüfen“, merkt Murphy an und ergänzt: „Hier steht am Ende Wort gegen Wort.“ Rein rechtlich sei es schwer nachzuweisen, doch praktisch sei Usmanow der einzige, der das Schiff benutzt.
„Wir haben einen Rechtsstaat und nach den Prinzipien wird das eben auch gelebt. Es dauert hier einfach ein bisschen länger. Wo man sich in Spanien längst die Boote einverleibt hätte, geht es hier noch nicht so schnell. Aber wenn die Behörden einmal arbeiten, ist es schon effektiv“, erklärt Murphy.
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Mar 13, 2022 • 37min
Ukraine-Krieg: Wie real ist die Gefahr russischer Hackerangriffe auf Deutschland?
Handelsblatt Crime vom 13.03.
Seit Putins Überfall auf die Ukraine gilt auch bei Experten für IT-Sicherheit in Deutschland die Alarmstufe rot. Die Befürchtung: Russland könnte mit Cyberangriffen wichtige Infrastruktur hierzulande angreifen – etwa als Rache für westliche Wirtschaftssanktionen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) warnt vor einer „erhöhten Gefährdung“. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) spricht von einer „abstrakt erhöhten Bedrohungslage“.
Besonders aufhorchen ließ die IT-Szene ein Zwischenfall, als kurz nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine plötzlich Tausende Windräder in Deutschland von der Fernwartung abgetrennt waren. Inzwischen hält auch die Bundesregierung einen Cyberangriff als Ursache für möglich. Die Wartung der Windräder erfolgte über einen Anbieter für Satelliten-Internet, der zeitgleich mit dem Einmarsch der Russen ausfiel.
Zugleich eilen zahlreiche „freiwillige“ Hacker der Ukraine zu Hilfe, überlasten russische Webseiten oder posten angebliche abgefangene Funksprüche bei Twitter. Das Anonymous-Kollektiv prahlte mit erfolgreichen Cyberattacken. Die deutschen Behörden warnen indes vor Aktionismus: Computersabotage ist immer noch eine Straftat. Und wenn Rechner in Russland attackiert werden, könne das zudem den Konflikt anheizen.
Cyberangriffe des russischen Militärs, Webseiten-Abschüsse freiwilliger Aktivisten und Erpressungsraubzüge von Internetkriminellen – zwei Wochen nach dem Kriegsbeginn ist die Lage an der Cyberfront unübersichtlich geworden. Was ist Vandalismus, was Kriminalität, was Krieg in der digitalen Welt?
Im Gespräch mit den Handelsblatt-Investigativ-Reportern Lars-Marten Nagel und Martin Murphy ordnet Ina Karabasz die Themen ein und versucht zu klären, wie gut Deutschland auf einen Cyberangriff vorbereitet ist. Jetzt bei Handelsblatt Crime.
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Artikel:
https://www.handelsblatt.com/technik/it-internet/it-konferenz-cybersicherheit-war-nie-so-wichtig-wie-heute-ukrainekrieg-bestimmt-tech-festival-sxsw/28144124.html
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/energieversorgung-russische-hacker-koennten-die-deutsche-energie-infrastruktur-gefaehrden/28138036.html
https://www.handelsblatt.com/technik/it-internet/cybersicherheits-expertin-russland-will-mit-cyberattacken-kommunikationswege-stoeren-und-chaos-stiften/28107666.html

Feb 27, 2022 • 51min
Ohne Anne Brorhilker wäre der Cum-Ex-Skandal wohl nie aufgeklärt worden
Handelsblatt Crime vom 27.02.2022
Anne Brorhilker ist eine Art Superheldin der Ermittlerszene. Unerbittlich ermittelt die Kölner Staatsanwältin seit Jahren gegen eine ganze Phalanx von Banken und Anwälten.
Am Anfang ihrer Karriere hatte sie es mit Drogenabhängigen und Kleinkriminellen zu tun, ab 2013 drang Staatsanwältin Anne Brorhilker in die Welt der Investmentbanker und Superreichen vor. Ein Anwalt des Milliardärs Erwin Müller hatte einen Brandbrief geschickt. Der Drogeriekönig sei ohne sein Wissen in dubiose Steuergeschäfte geraten und habe Millionen verloren. Brorhilker nahm den Brief als ersten Puzzlestein. Das Puzzle hieß Cum-Ex.
Jahr für Jahr hatte sich eine Bande von Investoren, Banken, Beratern und Anwälten an der deutschen Steuerkasse bereichert. Brorhilker konnte das damals so noch nicht formulieren – sie stand erst ganz am Anfang der Nachforschungen.
Eine andere Person hätte vielleicht auch nicht nachgeforscht. Zu groß der Arbeitsaufwand, zu mächtig die Gegenüber. Die Deutsche Bank, Schweizer Geldhäuser mit hundertjähriger Geschichte, amerikanische Finanzriesen. Wenn sie die Aktenberge in Brorhilkers Büro sahen, schüttelten manche Kollegen nur die Köpfe.
Heute ist Brorhilker eine Art Superheldin der Ermittlerszene. Dutzende von Beamten sind ihr zugeordnet, aus ihrem schlichten Büro in einem abgetakelten Gebäude in Köln-Sülz bringt sie die mächtigsten Geldhäuser der Welt in die Defensive.
Brorhilker hat das Puzzle Cum-Ex zusammengesetzt, das System der Steuerhinterziehung geknackt. Drei Prozesse endeten schon mit Schuldsprüchen, der Bundesgerichtshof hat ihre Einschätzung voll bestätigt: Cum-Ex ist kriminell. Nun ist Brorhilker in der Überhand. Die mehr als 1000 Beschuldigten in ihren Akten werden keine Ruhe finden.
Im Gespräch mit den Handelsblatt-Investigativ-Reportern Sönke Iwersen und Volker Votsmeier erzählt Ina Karabasz die Geschichte der Staatsanwältin, die nicht lockerließ. Jetzt bei Handelsblatt Crime.
Handelsblatt Crime erscheint alle 14 Tage neu und ist überall dort zu hören, wo es Podcasts gibt.
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Feb 18, 2022 • 53min
Wirecard-Skandal: Wie Ex-Vorstand Jan Marsalek 315 Millionen Euro verschwinden ließ
Handelsblatt Crime vom 18.02.2022
Im Podcast Handelsblatt Crime sprechen unsere Investigativ-Reporter über den größten Coup des ehemaligen Wirecard-Vorstands Jan Marsalek. Eine Schlüsselrolle spielte ein Mann, den es nie gab.
Es war der größte Deal, den Wirecard je über die Bühne brachte. 2015 kaufte das damals noch deutsche Vorzeigeunternehmen für 315 Millionen Euro den indischen Zahlungsabwickler Hermes. Der Vorstand feierte sich für einen gelungenen Coup. 2020 brach Wirecard zusammen. Heute bezeichnet der Insolvenzverwalter die Hermes-Gruppe als unverkäuflich.
Unser Handelsblatt Investigativ-Team hat nun den Grund dafür gefunden. Sechs Wochen, bevor Wirecard-die Hermes-Gruppe für 315 Millionen Euro übernahm, wurde sie von einem gerade erst gegründeten Fonds gekauft: für 35 Millionen Euro. Der Preisunterschied von 280 Millionen Euro galt lange als größtes Geheimnis in dem Wirecard-Skandal.
Unsere Reporter haben es gelüftet. Hinter dem geheimnisvollen Fonds, eingetragen ausgerechnet auf dem afrikanischen Inselstaat Mauritius, standen ihren Recherchen zufolge Jan Marsalek und sein enger Freund Henry O’Sullivan. Unsere Redakteure werteten Hotelbelege und andere Unterlagen aus, interne Mails aus und private Chats von Marsalek und O’Sullivan. Ihr Fazit: Marsalek und O’Sullivan sprachen schon über den Hermes-Deal, bevor der obskure Fonds auf Mauritius überhaupt gegründet war. Und sie plauderten anschließend darüber, was sie mit den vielen Wirecard-Millionen alles anfangen könnten.
Im Handelsblatt Podcast Crime können Sie heute die Spur des Geldes verfolgen. Geheime Treffen in der indischen Metropole Chennai, wundersame Preissteigerungen innerhalb weniger Wochen, ausladende Feiern in einer Nachtbar in Singapur. Sie erleben einen Vorstandsvorstand, der von nichts gewusst haben will, Wirtschaftsprüfer, die warnen, aber denen keiner zuhört. Und Sie erleben Rahul Sharma, das Phantom.
THEMEN DES ARTIKELS
Wirecard, Markus Braun, Jan Marsalek, Henry O’Sullican, KPMG, EY
Artikel 4.6.2021, https://www.handelsblatt.com/finanzen/protokoll-des-untergangs-es-ist-ein-wahnsinn-die-letzten-48-stunden-von-wirecard/27252540.html
Artikel 22.11.2021, https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/banken/wirecard-bilanzskandal-wambach-bericht-ey-stellt-strafanzeige/27823980.html
Artikel 22.1.2021, https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/banken/neue-dokumente-und-informationen-inside-wirecard-die-zwei-gesichter-des-markus-braun/26839218.html
Artikel 8.12.2020, https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/banken/wirecard-skandal-jan-marsalek-und-der-coup-des-jahrhunderts/26666344.html
Artikel 4.4.2021, https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/banken/wirecard-skandal-tuk-tuk-und-trueffel-einblicke-in-das-luxurioese-leben-von-jan-marsalek-vor-dem-wirecard-aus/27039642.html
Verweis auf ZDF Magazin Royale: https://www.youtube.com/watch?v=1g1jk_49r2U
Sharma, angeblich ein indischer Berater des Inselfonds, sprang mit Wirecards Anwälten um wie ein Feldwebel mit neuen Rekruten. Er blaffte, er beleidigte, er drohte. Ausweislich des E-Mail-Verkehrs in dem Hermes-Deal war es Rahul Sharma, der bei der Übernahme Tempo machte, bis die Wirecard-Millionen nach Mauritius flossen.
Unsere Investigativ-Reporter zeigen: Sharma war eine Fassade. Ein Fantasiename, hinter dem in Wirklichkeit wohl der Marsalek-Vertraute Henry O‘Sullivan steckte. Wo die Millionen heute sind, ist unbekannt, genauso wie der Aufenthaltsort von Jan Marsalek. Der ehemalige Asienvorstand von Wirecard ist seit Juni 2020 auf der Flucht.
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Feb 13, 2022 • 51min
Wie Snowdens Retter ihn in Hongkong versteckten - und was sie ihm heute sagen wollen
Handelsblatt Crime vom 13.02.2022
2013 halfen sie Edward Snowden aus höchster Not, heute haben seine Lebensretter eine Nachricht für den US-Whistleblower. Im Handelsblatt-Podcast öffnen sie ihre Herzen.
Es ist eine Geschichte wie aus einem Hollywood-Thriller. Im Sommer 2013 fliegt Edward Snowden nach Hongkong. Er ist IT-Spezialist für den Spionagedienst NSA, ein Geheimnisträger ersten Grades. Dann geschieht das Ungeheuerliche. Am 9. Juni offenbart sich Snowden in einem Video-Interview mit dem britischen “Guardian” als Quelle hinter den Enthüllungen, die seit Tagen die Welt in Atem halten. Er enttarnt sich selbst.
Von diesem Moment an wird Snowden zum Gejagten. Der US-Geheimdienst ist hinter ihm her. Jeder Polizist in Hongkong sucht nach Edward Snowden. Und jeder Journalist. Nun muss er verschwinden, unsichtbar werden, um zu überleben. Und Snowden findet eine Lösung.
Er versteckt sich, wo ihn niemand suchen würde: bei Asylbewerbern in den dunkelsten Ecken von Hongkong. Die Flüchtlinge Ajith, Vanessa, Supun und Nadeeka beherbergen Snowden zwei Wochen lang. Dann entkommt er nach Moskau. Inzwischen lebt Snowden dort mit Frau und Kind.
Bei der letzten Folge von Handelsblatt Crime hat uns Investigativ-Chef Sönke Iwersen die Geschichte dieser vier Lebensretter von Snowden erzählt. Warum sie nach Hongkong flüchteten, was ihnen zuvor in Sri Lanka und auf den Philippinen widerfuhr. Und was ihnen geschah, nachdem sie Snowden 2016 halfen. Drei von ihnen leben heute in Kanada.
Im Gespräch mit dem Handelsblatt richten Nadeeka und Supun eine persönliche Nachricht an Edward Snowden. Wie sie lautet, das hören Sie hier bei Handelsblatt Crime.
Snowden wirbt für seine Lebensretter
Snowdens Schutzengel fürchten um ihr Leben
Warum hohe Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden wichtiger nehmen als je zuvor
Was Edward Snowdens Biografie über den Whistleblower verrät – und was nicht
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Jan 30, 2022 • 41min
Edward Snowden und seine Schutzengel: Diese Menschen retteten ihm auf seiner Flucht das Leben
Handelsblatt Crime vom 30.01.2022
US-Whistleblower Edward Snowden war nach seinen Enthüllungen eine lebende Zielscheibe. Vier Helfer machten seine Flucht nach Russland erst möglich.
Edward Snowden ist der wohl bekannteste Whistleblower aller Zeiten. Fast neun Jahre ist es nun her, dass der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter die Welt mit seinen Enthüllungen erschütterte. Snowden konnte beweisen, dass die US-amerikanischen Geheimdienste Hunderte Millionen von Bürgern rund um den Globus überwachten, die eigene Bevölkerung eingeschlossen – und das alles ohne Anlass, geschweige denn eine Genehmigung. US-Politiker hatten diese Praxis zuvor stets öffentlich bestritten.
Als Snowden die illegalen Methoden von CIA und NSA offenlegte, machte er einen riesigen Fehler: Seine Enthüllungen hatte er zwar minutiös bis ins letzte Detail vorbereitet, doch für den Tag danach hatte er kaum geplant – den Tag, an dem sein Gesicht auf jedem Bildschirm und in jeder Zeitung der Welt zu sehen sein würde.
Snowden hatte sich nach Hongkong abgesetzt, war nun dort aber eine lebende Zielscheibe. Es dauerte 14 Tage, bis ihm die Flucht nach Moskau gelang. Drei Jahre lang war unbekannt, wie Snowden diese Zeit in einer fremden Stadt überbrücken konnte – bis die Antworten im Handelsblatt standen.
Investigativ-Chef Sönke Iwersen fand Snowdens Helfer: Vier Asylbewerber, die in Hongkong selbst unter erbärmlichsten Bedingungen lebten, hatten den Amerikaner bei sich versteckt. Im Handelsblatt erzählten sie ihre Geschichte. Iwersen erhielt für sein Dossier „Snowdens Schutzengel“ den Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik. Doch die Geschichte war damit noch nicht zu Ende.
In der neuen Folge von Handelsblatt Crime erzählt Iwersen von einer unglaublichen Reise. Er gewährt Einblicke hinter die Kulissen der Flucht von Edward Snowden. Und in die Menschen, die ihm das Leben retteten.
Schutzengel – ganz unten
Interview mit Edward Snowden: „Es war unglaublich riskant für alle Beteiligten“
Meine Spurensuche nach Edward Snowden
Regisseur Oliver Stone: Der Mann für die schwierigen Fälle
Snowden-Film: Lehrjahre eines Patrioten
Lobrede zum Tucholsky-Preis für Sönke Iwersen
Dankesrede zum Tucholsky-Preis
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Jan 16, 2022 • 49min
Wirecard: Welche Warnsignale den Wirtschaftsprüfern von EY hätten auffallen müssen
Handelsblatt Crime vom 16.01.2022
Nur wenige waren so vertraut mit der Wirecard AG wie die Bilanzspezialisten von EY. Trotzdem fielen ihnen zahlreiche Unregelmäßigkeiten nicht auf.
Die Adresse war falsch, die Webseite nicht erreichbar, niemand ging ans Telefon: Als die Wirtschaftsprüfer von EY im März 2015 die Geschäftszahlen des philippinischen Unternehmens PayEasy untersuchen wollten, standen sie vor einer Nebelwand. Einer der wichtigsten Vertragspartner des Zahlungsdienstleisters Wirecard war einfach nicht zu durchschauen. Schon einen Monat später erteilte EY trotzdem das Testat für die Wirecard-Bilanz – und das „ohne Beanstandungen“.
Die bizarre Episode wird im sogenannten Wambach-Report geschildert, dem wahrscheinlich unangenehmsten Dokument, das es in der Historie von EY je gab. Seit 2009 hatte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft die Bilanzen des Münchener Zahlungsabwicklers freigestempelt, im Juni 2020 brach Wirecard schließlich zusammen und hinterließ einen Milliardenschaden. Ein Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages wollte wissen, wie das passieren konnte. Man setzte Martin Wambach, Mitglied im Vorstand des Instituts der Wirtschaftsprüfer, als Sonderermittler ein.
Sein Resümee war verheerend. Veröffentlicht wurde es aber nicht. Die Geheimdienststelle des Deutschen Bundestages stufte den Wambach-Report als geheim ein. Die Erkenntnisse über die Arbeit der Wirtschaftsprüfer, bezahlt vom Steuerzahler, blieben dem Steuerzahler zunächst verborgen.
In einer ungewöhnlichen Entscheidung machte das Handelsblatt damit Schluss. Die Handelsblatt-Redakteure werteten das Dokument des Versagens nicht nur minutiös aus. Chefredakteur Sebastian Matthes entschied, alle 168 Seiten auf der Webseite des Handelsblatts zu veröffentlichen. Ina Karabasz, Leiterin Journalismus Live, spricht in der neuen Folge des Podcasts Handelsblatt Crime mit den Handelsblatt-Redakteuren Sönke Iwersen, Felix Holtermann und Bert Fröndhoff über die Gründe für diese Entscheidung und über ihre Folgen.
Das Handelsblatt veröffentlicht den Geheimbericht zur Arbeit der EY-Wirtschaftsprüfer
Der geheime Wambach-Bericht zum Download
Nach der Veröffentlichung des Geheimreports: „Nun kann sich keiner mehr rausreden“
Wambach-Bericht: EY stellt Strafanzeige
Jetzt spricht Wirecard-Sonderprüfer Martin Wambach
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