

Handelsblatt Crime - spannende Streitfälle der deutschen Wirtschaft
Ina Karabasz, Solveig Gode, Sönke Iwersen
Korruption, Skrupellosigkeit, Größenwahn: In unserem Podcast Handelsblatt Crime berichten wir über die spektakulärsten Streitfälle der deutschen Wirtschaft. Begleiten Sie das Handelsblatt-Investigativ-Team ins Dunkle und Absurde der deutschen Wirtschaftswelt.
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(https://bergson.com/event/aufgedeckt-die-spektakulaersten-streitfaelle-der-deutschen-wirtschaft-2)
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Sep 11, 2022 • 52min
Der Cum-Ex-Meister und sein Ziehsohn
Handelsblatt Crime vom 11.09.2022
Hanno Berger sitzt auf der Anklagebank im Landgericht Bonn. Nun tritt ein Mann in den Zeugenstand, der Berger einmal seinen Mentor nannte. Heute sind sie Feinde.
Es wird ein Show-Down. Hanno Berger und Benjamin Frey waren einmal enge Partner. Heute nennt Berger seinen einstigen Ziehsohn einen Verräter. Frey spricht von Berger als Kopf einer Bande, die sich an der Gemeinschaft bereicherte. Wenn die beiden im Landgericht Bonn zum ersten Mal seit Jahren aufeinandertreffen, brennt die Luft.
Im Podcast Handelsblatt Crime zeichnet das Investigativ-Team den Weg dieser beiden außergewöhnlichen Anwälte nach. Hanno Berger, als Pfarrerssohn geboren, ging 1981 in die Finanzverwaltung in Hessen und wurde innerhalb erstaunlich kurzer Zeit oberster Bankenprüfer in Deutschlands Finanzmetropole. Dann wechselte er die Seiten, beriet große Konzerne und Superreiche dabei, Steuern zu sparen.
Bald war das nicht mehr genug. Berger wurde Meister einer Methode, sich mehr Steuern erstatten zu lassen, als man gezahlt hatte. Er wurde Mister Cum Ex.
Benjamin Frey war einmal sein Schüler. Aufgewachsen in der friesischen Provinz in einem Arbeiterhaushalt, überraschte Frey seine Familie mit einem exzellenten Jura-Studium und landete nach seiner Dissertation 2001 ausgerechnet in der amerikanischen Großkanzlei, in der Berger inzwischen die Steuerabteilung leitete. Frey tat alles, um aufzufallen. Berger nahm ihn unter seine Fittiche.
Die beiden wurden unzertrennlich. Sie wechselten zu einer anderen Kanzlei, 2010 gründeten sie ihre eigene. Gemeinsam verdienten sie Millionen mit Cum-Ex-Geschäften. Steuergeschäfte auf Kosten der Allgemeinheit machten sie schwer reich. Dann zerbrach erst ihr Erfolg, dann ihre Partnerschaft. Heute sind sie bittere Feinde.
„Ich hatte halt viel zu tun“: Angeklagter Hanno Berger legt Geständnis ab
„Wir fühlten uns wie die Größten“ – Kronzeuge im Cum-Ex-Prozess rechnet ab
Warburg-Eigner Olearius scheitert mit Beschwerde gegen Anklage
Landesbanken versinken in Cum-Ex-Affäre
Ermittlungen gegen langjährige HSBC-Deutschlandchefin Gräfin von Schmettow
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Aug 28, 2022 • 50min
Tat ohne Täter – wie sich Politik und Justiz im Cum-Ex-Skandal blamieren
Handelsblatt Crime vom 28.08.2022
Ausgerechnet Landesbanken mischten bei Geschäften auf Kosten der Steuerzahler kräftig mit. Die Strafverfolgungsbehörden müssten ermitteln. Aber sie zögern.
Bis zu 18 Milliarden Euro soll die Rettung der West LB nach der Finanzkrise gekostet haben – so schätzte es 2018 der damalige NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans. Der SPD-Politiker saß auch im Aufsichtsrat der West LB. Dass die Bank nach den Milliardenhilfen aus dem Steuertopf den Steuerzahler mit Cum-Ex-Geschäften schädigte, merkte Walter-Borjans nicht. Immer wieder sagte er auf Nachfragen, es habe solche Geschäfte bei der Landesbank nicht gegeben. Das habe ihm der Vorstand so gesagt.
Es war falsch. Mehr als 600 Millionen Euro hat die Portigon, die Nachfolgegesellschaft der West LB, inzwischen an Rückstellungen gebildet. Sie sind für Kosten bestimmt, die aus der Aufarbeitung von milliardenschwerem Cum-Ex-Handel der ehemaligen Landesbank erwachsen. Walter-Borjans steht da wie ein begossener Pudel. Die Zeche zahlt am Ende wieder der Steuerzahler – auch die Portigon befindet sich im Staatsbesitz.
In anderen Bundesländern sieht es nicht besser aus. Und fiel schon den Aufsichtsräten in den Landesbanken nicht auf, dass krumme Geschäfte liefen, so störten und stören sich auch die Ermittlungsbehörden nicht daran. In Frankfurt dauerte es drei Jahre, bis die Staatsanwaltschaft nach Bekanntwerden von Cum-Ex-Geschäften bei der Helaba eine Durchsuchung unternahm.
Landesbanken versinken in Cum-Ex-Affäre
KOMMENTAR: Tschentscher sollte gehen
Nach Geständnis: Der Angeklagte Hanno Berger windet sich
Raubritter mit beschränkter Haftung
Maschmeyer & Cum Ex: Der ahnungslose Milliardär
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Aug 14, 2022 • 53min
Landesbanken im Cum-Ex-Skandal: Chefetagen als justizfreie Zone
Handelsblatt Crime vom 14.08.2022
Staatliche Banken machten Geschäfte auf Kosten des Staates. In ihren Aufsichtsräten saßen reglose Landespolitiker. Nun kommt auch die Justiz nicht auf Touren.
Es sind fünf Buchstaben, die sich ins öffentliche Bewusstsein gebrannt haben: Cum-Ex. Banken und Steueranwälte erfanden eine Methode, sich und ihren wohlhabenden Kunden mehr Steuern erstatten zu lassen, als sie zahlten. Der Schaden für den Steuerzahler: Zwölf Milliarden Euro.
Seit vielen Jahren läuft die Aufarbeitung dieses Skandals. Inzwischen gibt es erste Urteile. Mehr als 100 Verfahren mit mehr als 1500 Beschuldigten stecken noch in der Warteschleife.
Das Handelsblatt hat nun eine Gruppe identifiziert, die sich keine Sorgen machen muss: Vorstände und Aufsichtsräte von Landesbanken. Auch sie beteiligten sich an Cum-Ex-Geschäften, auch sie griffen in die Steuerkasse. Nur: die Justiz hält sich seltsam zurück.
Bei Landesbanken saßen Landespolitiker in den Aufsichtsräten. Die LBBW in Baden-Württemberg etwa zahlte schon vor Jahren 200 Millionen Euro aus illegalen Cum-Ex-Geschäften zurück. 2013 nahm die Staatsanwaltschaft Stuttgart Ermittlungen auf. Aber auch neun Jahre später gibt es keinerlei Fortschritt.
Das liegt vor allem daran, dass nur ein einsamer Staatsanwalt ermittelt. Nach Recherchen des Handelsblatts setzt die Justiz in Stuttgart bei der Verfolgung des größten Steuerskandals in der Region seit neun Jahren auf die Ermittlerzahl Eins. Zwar seien die zu klärenden Sachverhalte besonders komplex, mehr Personal wolle man aber nicht anfordern.
So können sich die Verantwortlichen zurücklehnen. Der ehemalige LBBW-Chef Siegfried Jaschinski sagte dem Handelsblatt, er habe von den Cum-Ex-Geschäften in seiner Bank erst aus der Zeitung erfahren. Im LBBW-Verwaltungsrat saßen Politikgrößen wie Stefan Mappus und Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster. Beide beantworteten keine Fragen. LBBW-Aufseher Heinz Dürr sagte: „Während meiner Zeit im Verwaltungsrat der LBBW wurde nicht über das Thema Cum-Ex gesprochen.“
So bleiben die Chefetagen in Landesbanken eine justizfreie Zone. In dieser Folge von Handelsblatt Crime leuchten wir sie aus.
Ein Bonustrack: Neues aus dem Gerichtssaal des Landgerichts Bonn. Dort hat Hanno Berger, Mister Cum-Ex, gerade ein Geständnis abgelegt. Oder auch nicht…
Schäden in Milliardenhöhe: Landesbanken versinken in Cum-Ex-Affäre
Razzia bei der Hamburg Commercial Bank
Richter zu Hanno Berger: „Dann zahlen Sie den Kram zurück!“
„Herr Berger, hören Sie doch einfach mal zu“
Insider verkauft Cum-Ex-Infos für fünf Millionen Euro an die Steuerfahndung
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Aug 8, 2022 • 27min
Das Cum-Ex-Geständnis des Angeklagten Hanno Berger
Handelsblatt Crime vom 08.08.2022
Hanno Berger gilt als der Architekt der illegalen Aktiendeals zu Lasten der Steuerkasse. Jetzt ist er angeklagt – und macht vor Gericht eine erstaunliche Kehrtwende.
Auf der Anklagebank des Landgerichts Bonn sitzt Hanno Berger, er will heute eine Erklärung abgeben, vielleicht sogar seine Taten gestehen. Er habe eine kurze Erklärung vorbereitet, erklärt er dem Richter. Dann erzählt Berger, wie er zu einem der gefragtesten Steueranwälte Deutschlands wurde – und irgendwann vergas, auf die Einhaltung der Grenzen der Legalität zu achten.
In dem Bonner Strafprozess werden Berger drei Fälle besonders schwerer Steuerhinterziehung im Zeitraum 2007 bis 2013 vorgeworfen. Der Angeklagte soll die Privatbank M.M. Warburg zu den Cum-Ex-Geschäften beraten und maßgeblich geholfen haben, die nötigen Strukturen einzurichten. Zudem soll er Investoren akquiriert haben. Laut Staatsanwaltschaft soll er dazu beigetragen haben, den Fiskus um 278 Millionen Euro zu schädigen. Berger selbst hat an den Deals knapp 14 Millionen Euro verdient.
Fast zehn Jahre hat er jegliche Schuld von sich gewiesen. Jetzt macht er eine Kehrtwende. „Das war wohl ein Fehler“, sagt Berger vor Gericht. „Man hätte es anders sehen können.“ Anders sehen müssen? Bergers Verteidiger wird deutlicher: „Herr Berger hat ein freimütiges und offenes Geständnis abgelegt, dass er zumindest ab dem Jahr 2009 mit bedingten Vorsatz die Cum-Ex-Geschäfte seiner Mandanten begleitet hat.“
Es war ein spannender Tag am Landgericht in Bonn. In Handelsblatt-Crime berichten Ina Karabasz, Sönke Iwersen und Volker Votsmeier aus dem Gerichtssaal. Zu Wort kommt auch Richard Beyer, der Wahlverteidiger von Hanno Berger.
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Jul 31, 2022 • 55min
Dieselgate (Teil 3): Volkswagen in den Fängen der Justiz
Handelsblatt Crime vom 31.07.2022
Gut drei Jahre lang hielt Volkswagens These, der Konzern habe sich in Deutschland eigentlich nichts zu Schaden kommen lassen. Dann hagelte es Urteile mit allerdeutlichsten Worten.
Es waren halb Urteile, halb Moralpredigten. Wenn die Anwälte der Volkswagen AG im Jahr Drei der Dieselaffäre ihre Post öffneten, mussten sie tief durchatmen. Der Konzern habe seine Kunden betrogen, hieß es vom Landgericht Nürnberg. Volkswagens „Gewinnstreben um den Preis der bewussten Täuschung von Verbrauchern und Behörden ist als verwerflich zu betrachten“, schallte es aus Düsseldorf. Ein Richter in Stuttgart tadelte, Volkswagen verstoße „gegen das Anstandsgefühl aller billig und gerecht Denkenden“.
Volkswagen, einst Stolz der deutschen Automobilwirtschaft, war in den Augen der Richter zum Sündenpfuhl geworden. Die Dieselfahrzeuge des Konzerns wären schadhaft, seine Führung moralisch untauglich und juristisch verantwortlich, lautete das Credo zahlreicher Urteile. Volkswagen konterte, man erachte die Urteile als rechtsfehlerhaft und rechne mit einer Korrektur. Dann strebte man lieber einen Vergleich an.
In dieser Folge von Handelsblatt Crime berichten unsere Reporter, wie aus dem größten Skandal der deutschen Autoindustrie der größte Vergleich der deutschen Rechtsgeschichte wurde. Mehr als eine Viertel Million Kunden schlossen sich einer so genannten Musterfeststellungsklage an, um Volkswagen zur Korrektur eines gewaltigen Betrugs zu zwingen: den millionenfachen Verkauf von angeblich umweltfreundlichen Fahrzeugen, die in Wahrheit umweltschädlich waren.
Es kostete mehr als 800 Millionen Euro. Weitere, weit höhere Rechnungen stehen noch aus. In Braunschweig läuft ein Anlegerprozess. Neben der Musterklägerin Deka Investment sind diverse weitere institutionelle Investoren dabei. Ihre Forderung: fast zehn Milliarden Euro. Der Richter muss entscheiden, ob Volkswagen die Anleger rechtzeitig über den Skandal um Millionen von manipulierten Dieselmotoren informierte. Vieles spricht dafür, dass dies nicht geschah.
Wenn es einen Mann gab, der dafür hätte sorgen können, dann er: Martin Winterkorn. Seit vielen Jahren allmächtiger Chef von Volkswagen, viel gerühmt und hoch bezahlt. Im Podcast zeichnen wir seinen Weg aus einfachen Verhältnissen an die Spitze des größten Automobilherstellers der Welt nach. Und seinen Fall. Im Auge des Sturms wollte Winterkorn plötzlich nicht mehr sein, als was er immer galt: allwissend, allgegenwärtig, in allem eingebunden. Diese These muss er nun auf der Anklagebank vertreten.
Richter tadeln VW, 13.3.2018
Richter Reuschle, 15.6.2018
Audi-Manager schweigen, 4.7.2018
VW blockiert Dokumente, 5.7.2018
Professoren und VW, 6.11.2019
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Jul 17, 2022 • 41min
Dieselgate (Teil 2): „Voll schiefgelaufen!“
Handelsblatt Crime vom 17.07.2022
Im Dieselskandal von Volkswagen gingen viele Mythen zu Bruch. Die Mär von der allwissenden Compliance und wegweisender Fehlerkultur sind nur zwei traurige Beispiele.
Zwei Inder und ein Schweizer Student kamen Volkswagen als Erste auf die Schliche. Alle drei waren an der West Virginia University eingeschrieben und beschäftigten sich am Institut für Emissionsforschung damit, wie Fahrzeuge umweltfreundlicher werden konnten. Die deutschen Hersteller schienen führend bei diesem Thema. Die Studenten wollten wissen, wie die überlegene Technologie aus Good Old Germany genau funktionierte.
So nahm das Schicksal seinen Lauf. Die Studenten bastelten sich ein mobiles Testgerät für Abgase. Damit konnten sie die Werte im Straßenverkehr messen und mussten sich nicht auf die Zahlen aus den Testlabors verlassen. Und siehe da: die echten Abgaswerte waren um ein Vielfaches höher als angepriesen.
In der zweiten Folge von Handelsblatt Crime zum Dieselgate zeichnen wir nach, wie die Ergebnisse der Studenten die Umweltbehörde erreichten. Ebenso stellen wie die Compliance Abteilung von Volkswagen vor. 550 Mitarbeiter, die den ganzen Tag nichts andere taten, als für die Einhaltung der unternehmenseigenen Regeln zu sorgen – und trotzdem keinen Schimmer vom größten Betrug der deutschen Autogeschichte hatten.
Das galt angeblich auch für Martin Winterkorn. Der allmächtige Vorstandsvorsitzende von Volkswagen ließ sich zwar jeden Freitag einen sogenannten Wochenendkoffer mitgeben. Darin enthalten: die wichtigsten Themen im Konzern, die der detailversessene Workaholic Winterkorn bis Montagfrüh durchgearbeitet haben wollte.
Ausgerechnet im August 2014 allerdings, als Informationen über viel zu hohe Abgaswerte in Dieselmotoren im Winterkorns Koffer lagen, passte der bestbezahlte Automanager Deutschland offenbar nicht richtig auf. Und selbst am Schadenstisch, der für die Problemanalyse eingerichtet worden war, wollten hochrangige Manager von Volkswagen die Probleme im Juli 2015 nicht lösen, sondern vertuschen. Ein paar Wochen später mailte dann einer nach einem Treffen mit der Umweltbehörde in Kalifornien: „Shit. Voll schiefgelaufen!“
Der große Adblue-Bluff
Das sagen Martin Winterkorn und die VW-Aufseher
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Wie die Kontrolle bei VW versagte
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Jul 3, 2022 • 42min
Dieselgate (Teil 1): Wie Volkswagen in die Existenzkrise gerät
Handelsblatt Crime 03.07.2022
Mehr als zehn Millionen manipulierte Fahrzeuge, mehr als 30 Milliarden Euro Schaden. Kein Skandal hat den Ruf der Autoindustrie so beschmutzt.
Der 18. September 2015 war ein Schicksalstag für Volkswagen. Kurz vor dem Wochenende verschickte die amerikanische Umweltbehörde EPA eine „Benachrichtigung über einen Verstoß“, so das Amtsenglisch. Volkswagen sollte in den USA 500.000 „regelwidrige Kraftfahrzeuge“ verkauft haben. Für jedes einzelne davon wäre eine Strafe von 37.500 Dollar möglich. Noch auf ihren Sofas konnten die 600.000 Mitarbeiter von Volkswagen das Risiko ausrechnen: 18,5 Milliarden Dollar.
Fünf Tage später trat Martin Winterkorn zurück. Der einst allmächtige Vorstandsvorsitzende von Volkswagen beteuerte, nichts gewusst zu haben von dem Skandal, der seinen Konzern ins Wanken brachte. Manipulierte Dieselmotoren, Betrugssoftware, gefälschte Abgaswerte? Winterkorn gab sich komplett ahnungslos.
In dieser Folge von Handelsblatt Crime sprechen Ina Karabasz, Investigativ-Chef Sönke Iwersen und Auto-Reporter Stefan Menzel über die Hintergründe des größten Skandals der deutschen Fahrzeugindustrie. Warum beschloss Volkswagen, die Umweltauflagen zu umgehen? Wer verdiente daran? Und wer waren die Komplizen?
Dieselgate ist ein Skandal mit irrwitzigen Details. „Lasst euch nicht erwischen“, sagte ein VW-Manager schon 2006. „Meine Einschätzung: Ganz ohne Bescheißen werden wir es nicht schaffen“, schrieb ein Audi-Ingenieur 2008. Als die Amerikaner Volkswagen aufforderte, die Software für die Motorensteuerung offenzulegen, mit der die Manipulation umgesetzt wurde, beruhigte ein Programmierer seinen Vorgesetzen: „Der Code ist so gut versteckt, den findet sowieso keiner.“
Dann fand man ihn. VW-Mitarbeiter kamen in Haft, Partner und Helfer des Konzerns wurden mit in den Strudel gezogen. 32 Milliarden Euro hat der Dieselskandal Volkswagen schon gekostet. Dabei ist die letzte Rechnung noch nicht geschrieben.
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Das Pamio-Video von 2008
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Jun 19, 2022 • 44min
Auf der Spur der verschwundenen „Kryptoqueen“
Handelsblatt Crime vom 19.06.2022
Mit der Kryptowährung „OneCoin“ versprach Ruja Ignatova Anlegern den Durchbruch am Kryptomarkt. Mittlerweile ist sie seit über fünf Jahren untergetaucht und hinterließ einen Schaden in Milliardenhöhe. Der Kriminalfall der „Dr. Ruja“.
Für den Aufbau ihrer angeblichen Kryptowährung „OneCoin“ sammelte Ruja Ignatova weltweit immer wieder Geld von Anlegerinnen und Anlegern ein. Auch in Deutschland konnte sie zahlreiche Investoren von OneCoin überzeugen. Ihren Fans erzählte sie vor laufender Kamera auf großen Bühnen, dass ihre Kryptwährung in Zukunft den Bitcoin von der Spitze aller Kryptowährungen verdrängen werde.
2017 wurde Ignatova schließlich das letzte Mal in Athen gesehen – seitdem ist sie verschwunden. Die in Deutschland aufgewachsene Unternehmerin soll mit „OneCoin“ einen Milliardenschaden verursacht haben. Heute ermitteln 20 Strafverfolgungsbehörden gegen Ignatova und Behörden suchen mit Nachdruck nach ihr. Erst kürzlich wurde der Suchradius um ein Vielfaches erweitert: Die Fahnder gehen davon aus, dass sie einerseits über erhebliche finanzielle Mittel und andererseits ein ausgebautes Netzwerk an Unterstützern und Kontaktpersonen verfügt.
Wer hinter der sogenannten „Dr. Ruja“ steckt und wer ihre Unterstützer sind, bespricht Host Mary Abdelaziz-Ditzow mit Handelsblatt Krypto-Expertin Mareike Müller und Investigativ-Redakteur Lars Marten Nagel.
Prozess um Kryptowährung Onecoin platzt
Fahndung nach „Kryptokönigin“ Ruja Ignatova
Das Rätsel um die „Kryptokönigin“
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Jun 5, 2022 • 50min
Hanno Berger: Steuer-Guru vor Gericht
Handelsblatt Crime vom 05.06.2022
Gut drei Dekaden lang führte an Deutschlands versiertestem Steuerexperten kein Weg vorbei, nun steckt er in der Sackgasse. Hanno Berger drohen 15 Jahre Haft wegen Steuerhinterziehung. Er hält das für einen Justizskandal.
Zehn Jahre lang musste die Öffentlichkeit auf diesen Tag warten, nun nimmt das Schauspiel seinen Lauf. Hanno Berger, erst einer von Deutschlands einflussreichsten Finanzbeamten und dann hochbezahlter Steueranwalt, kommt auf gleich zwei Anklagebänke – eine in Bonn, die andere in Wiesbaden.
Die Staatsanwälte machen ihn für einen der größten Steuerschäden in Deutschlands Geschichte verantwortlich. In einer Anklageschrift nennen sie Berger den „Spiritus Rector“ des Steuerhinterziehungsmodells Cum-Ex. Die Beteiligten ließen sich dabei Steuern erstatten, die sie gar nicht gezahlt hatten.
Berger hatte diese Praxis lange verteidigt. Dem Handelsblatt sagte er, es sei kein Verbrechen, Steuern zu sparen. Er habe nichts Unrechtes getan, sondern lediglich eine Gesetzeslücke ausgenutzt. Genau dies sei sein Job als Steueranwalt.
Nun ändert Berger seine Darstellung. Mit einem Mal will er nicht mehr der geniale Anwalt sein, der das Finanzamt austrickste. Stattdessen behauptet Berger, es habe die ihm vorgeworfenen Cum-Ex-Geschäfte in der Form gar nicht gegeben. Sein ganzer Prozess sei ein großer Irrtum.
Unsere Reporter lassen Berger vor Gericht nicht aus den Augen. Für das Handelsblatt fangen sie jede Regung ein, jedes gebrummelte Zwiegespräch mit seinen Verteidigern, denen Berger nie wirklich zu trauen scheint. Für diesen Podcast berichten wir direkt aus dem Landgericht Bonn und ordnen Berger und seine Geschichte ein in den größten Steuerskandal Deutschlands.
Hanno Berger vor Gericht: „Es ist vielleicht eine kleine Bombe, die ich gleich platzen lasse“
https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/cum-ex/cum-ex-skandal-hanno-berger-vor-gericht-es-ist-vielleicht-eine-kleine-bombe-die-ich-gleich-platzen-lasse/28355780.html
Die Deutsche Börse und das Geschäft, das es nicht geben durfte
https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/cum-ex/cum-ex-skandal-die-deutsche-boerse-und-das-geschaeft-das-es-nicht-geben-durfte/28255458.html
Deutlich mehr Banken involviert: Die geheime Cum-Ex-Kundenliste von Freshfields
https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/cum-ex/cum-ex-steuerskandal-deutlich-mehr-banken-involviert-die-geheime-cum-ex-kundenliste-von-freshfields/27985726.html
Cum-Ex-Chefermittlerin Anne Brorhilker wird befördert
https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/cum-ex/steuerkriminalitaet-cum-ex-chefermittlerin-anne-brorhilker-wird-befoerdert/27009510.html
Bafin-Vizepräsidentin Roegele verteidigte in ihrem früheren Job Cum-Ex-Deals
https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/cum-ex/cum-ex-steuerskandal-bafin-vizepraesidentin-verteidigte-in-ihrem-frueheren-job-umstrittene-aktiendeals/24049784.html
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May 22, 2022 • 45min
Warum Cum-Ex eine Größe der Hamburger High Society den Status und noch viel mehr gekostet hat
Handelsblatt Crime vom 22.05.2022
Christian Olearius war über Dekaden eine feste Größe in der Hamburger High Society. Dann kam Cum-Ex. Sein Tagebuch belastet den Ersten Bürgermeister von Hamburg und den Bundeskanzler.
Es ist ein bitteres Ende einer großen Karriere. Christian Olearius hat gerade seinen achtzigsten Geburtstag gefeiert. Hinter ihm liegen viele Jahre als erfolgreicher Bankenchef, vor ihm liegt ein Prozess.
Olearius bestreitet ein Fehlverhalten und noch ist die Anklage nicht fertig. Aber kaum jemand in Hamburg zweifelt daran: Olearius kommt vor Gericht. Da kann ihm nicht einmal Olaf Scholz helfen.
Dabei hat Scholz seinem Freund Olearius viel zu verdanken. Der Chef der Hamburger Traditionsbank M.M. Warburg war in der Hansestadt eine Institution. Er spendete für das Thalia Theater, für die Elbphilharmonie, für die SPD. Man kannte sich, man schätzte sich.
Für Olearius war es deshalb gar keine Frage, an wen er sich wenden sollte, als seine Bank 2016 Probleme mit der Staatsanwaltschaft bekam. Er wandte sich an Olaf Scholz, damals Erster Bürgermeister von Hamburg.
Was dann geschah, schien Olearius Recht zu geben. Es ging um 47 Millionen Euro. Das Finanzamt Hamburg wollte sie eigentlich von der Warburg Bank zurückverlangen, weil sie aus Geschäften stammten, bei denen sich die Beteiligten doppelte Steuererstattungen erschlichen hatten. Cum-Ex hießen diese Geschäfte. Sie waren illegal.
Trotzdem verzichtete das Finanzamt plötzlich darauf, die Millionen zurückzuholen. Gab es dazu eine Weisung von Scholz? Der damalige Hamburger Bürgermeister und heutige Bundeskanzler kann sich nicht erinnern. Das wäre eine gute Verteidigung, hätte Olearius nicht jenes Gespräch mit seinem Freund in sein Tagebuch eingetragen. Nun tagt ein Untersuchungsausschuss.
In Handelsblatt-Crime sprechen Sönke Iwersen, Ina Karabasz und Volker Votsmeier über eine alte Männerfreundschaft, neue Erkenntnisse und eine Staatsanwältin aus Köln, die einfach nicht locker lässt. Nicht einmal in Hamburg.
Artikel: Olaf Scholz im Untersuchungsausschuss
https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/cum-ex/untersuchungsausschuss-scholz-will-sich-im-cum-ex-skandal-an-nichts-erinnern/27148770.html
Artikel: Geständnis im Fall Warburg
https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/cum-ex/steuerskandal-gestaendiger-investmentbanker-belastet-langjaehrigen-warburg-chef-im-cum-ex-prozess/27972846.html
Artikel: Privatbankier Olearius im Kreuzverhör:
https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/banken/m-m-warburg-gesellschafter-christian-olearius-privatbankier-im-kreuzverhoer/14801174.html
Artikel: Olearius gibt sein Amt ab
https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/banken/cum-ex-steuerskandal-warburg-aufsichtsratschef-christian-olearius-gibt-sein-amt-ab/25260590.html
Artikel: Razzia bei langjährigem Scholz-Weggefährten Kahrs
https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/cum-ex/cum-ex-skandal-razzia-bei-langjaehrigem-scholz-weggefaehrten-kahrs/27653522.html
Artikel:
Bafin prüft Eignung der Aufsichtsratsspitze von M.M. Warburg
https://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/devisen-rohstoffe/finanzaufsicht-cum-ex-steuerskandal-bafin-prueft-eignung-der-aufsichtsratsspitze-von-m-m-warburg/24871614.html
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