

Was tun, Herr General? - Der Podcast zum Ukraine-Krieg
Mitteldeutscher Rundfunk
Wie kann man Putins Invasion stoppen? Welche Strategie verfolgt die russische Armee in der Ukraine? Wie stark sind die Verteidiger? Wie hilfreich ist die Unterstützung von Deutschland und NATO? MDR AKTUELL Moderator Tim Deisinger wird diese und andere drängende Fragen zum Ukraine-Krieg in diesem Podcast mit dem ehemaligen NATO-General Erhard Bühler in einer "Lagebesprechung" diskutieren. Im Mittelpunkt jeder Episode: eine profunde Bewertung des Kriegsgeschehens, die politische Gemengelage in Moskau, Washington und Berlin und auch die Folgen für die sicherheitspolitische Weltlage. Der Militär-Experte Erhard Bühler ist Generalleutnant des Heeres a.D. und hat seit 1976 in unterschiedlichsten Funktionen der Bundeswehr gedient. So übernahm er im Jahr 2010 die Führung des KFOR-Einsatzes in Pristina (Kosovo). 2019 wurde er Befehlshaber des Allied Joint Force Command im niederländischen Brunssum, eines der beiden militärischen Oberkommandos der NATO in Europa. Von hier wurde u.a. der NATO-Einsatz in Afghanistan gesteuert.
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Apr 12, 2024 • 1h 9min
#205 Bundeswehr: Die Zeitenwende an einem kritischen Punkt
In dieser Folge geht es um die Ausstattung der Bundeswehr und die Ausgaben für die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands. Schon jetzt ist klar: Mit dem Sondervermögen von über 100 Milliarden Euro wird es nicht getan sein. Nach einem Zeitungsbericht ist das Geld inzwischen fast zu 100 Prozent verplant. Wie also steht es um die sogenannte "Zeitenwende"? Ex-Nato-General Erhard Bühler sagt dazu, dass man derzeit zahlreiche Versäumnisse aus der Zeit vor dem Ukraine-Krieg aufholen müsse. Und da werde man von den aktuellen Ereignissen immer wieder überholt. Die Zeitenwende stehe an einem kritischen Punkt. Noch in diesem Jahr müssten Entscheidungen getroffen werden, um zu zeigen, dass man es mit der Zeitenwende in Deutschland ernst meine. Die Bundeswehr brauche deutlich mehr Geld. Mit zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes für die Verteidigung werde es künftig nicht getan sein. Was also muss geschehen?
Außerdem geht es um die Frage, wie viele Hilfen Deutschland für die Ukraine geleistet hat. Kanzler Scholz spricht von insgesamt 28 Milliarden Euro. Ein CDU-Politiker will nachgerechnet haben, dass bisher nur zehn Milliarden Euro geflossen sind. Wer hat Recht? Bühler hat eine Vermutung. Und er sagt, Deutschland habe weit weniger als viele andere Länder an Unterstützung geleistet, wenn man die Hilfen ins Verhältnis zur wirtschaftlichen Stärke setze.
Die aktuelle Lage im Ukraine-Krieg: Die russische Armee hat erneut schwere Luftangriffe auf die Energieinfrastruktur in der Ukraine durchgeführt. Die Ukraine stehe vor einem Dilemma, weil sie nicht genug Flugabwehr habe, so Bühler. In dem Zusammenhang geht es darum, wie viel die Unterstützer noch liefern könnten in dem Bereich. Am Boden gibt es verschiedene Angriffsschwerpunkte der russischen Armee, teils mit geringen Geländegewinnen. Bühler vermutet, dass es das Hauptziel der Russen ist, im Bereich Awdijiwka/Bachmut einen Durchbruch zu erzielen.
Im zweiten Teil des Podcasts beantwortet Bühler eine ganze Reihe von Hörerfragen, unter anderem zu diesen Themen: Was wurde aus der Wagner-Gruppe? + Bündnispartner und die Geheimhaltung + Die Verteidigungsfähigkeit Deutschland und das Grundgesetz
Wenn Sie Fragen haben: Schreiben Sie an general@mdraktuell.de oder rufen Sie kostenfrei an unter 0800 637 37 37.

Apr 9, 2024 • 1h 8min
#204 Neue Töne von Stoltenberg?
Tim Deisinger und der frühere Nato-General Erhard Bühler sprechen zunächst über die aktuelle Lage. Die Ukraine hat mehrere russische Militärflugplätze mit Drohnen angegriffen, die russischen Angriffe auf ukrainisches Territorium gehen unvermindert weiter. Bühler spricht sich dafür aus, die Luftverteidigung der Ukraine zu stärken. Dafür sollte der Westen mehr Unterstützung anbieten. Im Zentrum der Kämpfe steht derzeit die Stadt Tschassiw Jar. Nach Ansicht von Bühler kommt ihr eine strategische Bedeutung zu. Sollte es den Russen gelingen, Tschassiw Jar einzumnehmen, wäre der Weg frei in den westlichen Donbass.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat der BBC ein Interview gegeben, in dem er ein mögliches Verhandlungsangebot der Ukraine und auch Kompromisse andeutete. Bühler will das nicht überbewerten. Seiner Ansicht nach sollte die Rolle des Nato-Generalsekretärs auch nicht überbewertet werden. Stoltenberg sei kein Regierungschef. Am Ende des Krieges werde aber sicher ein Verhandlungsergebnis geben.
Am Ende des Podcasts sprechen Deisinger und Bühler über die Bundeswehr-Reform. Bühler findet es positiv, dass die Reform jetzt endlich angepackt wird. Es gehe vor allem um Strukturveränderungen, das sei zumindest ein erster Schritt.
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Apr 5, 2024 • 60min
#203 Nato-Bodentruppen in der Ukraine? Rechtliche Aspekte
In dieser Folge blicken Tim Deisinger und Ex-Nato-General Erhard Bühler zunächst auf das aktuelle Kriegsgeschehen. Auf See gebe es keine Entwicklungen, sagt Bühler. Auch die Frontlinie habe sich gar nicht verschoben. Bei den russischen Luftoperationen sei scheinbar eine kleine Pause angesagt, auch wenn es schwere Drohnenangriffe unter anderem auf Charkiw gegeben habe. Bühler ordnet außerdem die ukrainischen Angriffe in der Republik Tartastan ein, die sich gegen eine Drohnenfabrik und eine Raffinerie richteten.
Deisinger und Bühler sprechen außerdem ausführlich über das Thema Nato. Zuerst geht es nochmal um die Frage, was passiert, wenn ein Nato-Land Bodentruppen in die Ukraine schicken würde. Damit hat sich jetzt der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags befasst. Bühler erklärt die theoretische Betrachtung. Sie mache nochmal deutlich, dass es keinen Automatismus für Artikel 5 gebe. Wenn ein Land Truppen in ein Kriegsgebiet führe, könne es nicht automatisch damit rechnen, dass ihm nach Artikel 5 geholfen werde, wenn es in der Ukraine angegriffen würde. Das sei nicht vom existierenden Nato-Vertrag gedeckt. Weiteres Thema ist die "Nato Mission Ukraine", die Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg vorgeschlagen hat. Kernaufgaben würden die Koordinierung von Waffenlieferungen und Ausbildungsaktivitäten für die ukrainischen Streitkräfte werden. Außerdem will Stoltenberg die Bündnispartner dazu bewegen, der Ukraine für die kommenden fünf Jahre militärische Unterstützung im Wert von 100 Milliarden Euro zuzusagen. Bühler nennt letzteres eine gute Maßnahme für die Ukraine. Er erläutert außerdem, warum ein solcher Topf aus seiner Sicht für mehr Gerechtigkeit innerhalb der Nato-Staaten bei der Unterstützung der Ukraine sorgen würde.
Ausarbeitung des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestag: "Konfliktparteien im Ukrainekrieg und Nato-Bündnisfall" https://www.bundestag.de/resource/blob/996556/81817aa12807264506cbc0a35566f52a/WD-2-021-24-pdf.pdf
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Apr 2, 2024 • 1h 8min
#202 Ein Brief, die SPD und der Krieg
In dieser Folge sprechen Tim Deisinger und Ex-Nato-General Erhard Bühler über einen besonderen Brief. Geschrieben haben ihn Historiker und Historikerinnen. Adressat ist die SPD, der die Autoren auch selbst angehören. Sie setzen sich kritisch mit der Rolle der Sozialdemokraten in den Debatten um den Ukraine-Krieg auseinander. Die Kommunikation sei schlecht und nicht deutlich genug pro-ukrainisch. Damit einher gehe eine zu zögerliche Unterstützung für das angegriffene Land. Darüber hinaus geht es um eine Aufarbeitung der Russland-Politik der letzten Jahrzehnte, die maßgeblich von der SPD mitgeprägt wurde. Und die Autoren bemängeln eine mangelnde Gesamtstrategie für den Umgang mit Russland. Bühler hält die Kritik für in großen Teilen zutreffend. Warum das so ist, macht er an einer ganzen Reihe von Beispielen deutlich.
Zur aktuellen Lage im Krieg: Russland hat die massiven Luftangriffe der vergangenen Tage und Wochen auch über die Ostertage fortgesetzt. Zentrales Ziel ist inzwischen die Energieinfrastruktur der Ukraine, darunter auch Wasserkraftwerke an Staudämmen. Bühler sieht darin ein russisches Kriegsverbrechen. Außerdem besonders betroffen: die Stadt Charkiw. Am Boden gibt es keine größeren Veränderungen. Gleichwohl gibt es schwere Kämpfe. Die Russen versuchen laut Bühler, bei Bachmut und Awdijiwka weiter vorzustoßen. Sie wollten dort Durchbrüche erzwingen.
Präsident Selenskyj spricht in einem Interview davon, dass Rückzüge an der Front notwendig werden könnten, wenn man nicht mehr Hilfe aus dem Ausland bekomme. Bühler hält das für plausibel. Die Ukraine habe zu wenig Soldaten, zu wenig Artilleriemunition und anderes Material. Dem gegenüber stehe eine wiedererstarkte russische Armee. Der Ukraine bleibe nur, sich flexibel zu verteidigen. Dazu gehöre es auch, sich aus aussichtslosen Lagen zurückzuziehen.
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Mar 28, 2024 • 1h 2min
#201 Der Moskau-Anschlag und die Folgen
Diese Folge steht zunächst im Zeichen der Moskauer Terrorattacke, bei der es mindestens 139 Tote gab. In einer ersten Reaktion von Präsident Wladimir Putin hieß es, es gebe Spuren, die in Richtung der Ukraine deuteten. In Kiew wurde das dementiert. Ex-Nato-General Erhard Bühler hält die russischen Vorwürfe gegen die Ukraine für haltlos. Solche brutalen und menschenverachtenden Anschläge kenne man vom IS, der sich auch zu der Tat bekenne. Die Reaktion Putins erklärt sich der Ex-General unter anderem mit innenpolitischen Motiven. Wird der Anschlag Folgen für den Ukraine-Krieg haben?
Außerdem geht es um drastische Äußerungen eines polnischen Armeegenerals. Er glaubt, dass Russland in zwei bis fünf Jahren den Krieg weitertragen könnte – auf Nato-Gebiet. Und es geht um den Vorwurf gegen Frankreich, dort bereite man sich auf ein Eingreifen in den Krieg mit Bodentruppen vor.
Weitere Themen: Die aktuelle Lage an der Front + Die Luftoperationen auf beiden Seiten + Eine russische Rakete im polnischen Luftraum
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Mar 22, 2024 • 54min
#200 Lässt der Kampfeswille der Ukrainer nach?
In der inzwischen 200. Folge schalten Tim Deisinger und der frühere Nato-General Erhard Bühler nach Kramatorsk. Dort engagiert sich Lars für die Organisation "Universal Aid Ukraine". Er hat seinen Job in Deutschland gekündigt. Jetzt verteilt er in der Ukraine in Frontnähe Essen und Medikamente. Dabei fährt er durch Dörfer, die von der Versorgung abgeschnitten sind, kommt mit vielen Zivilisten und Soldaten ins Gespräch. Lars sagt, bis letzten Sommer sei die Stimmung gut gewesen. Die Ukrainer hätten einen starken Kampfeswillen gehabt. "Das lässt massiv nach", so der Deutsche. In dieser Folge schildert er ausführlich, was ihm die Ukrainer sagen und wie der Alltag in Kramatorsk und in den umliegenden Dörfern ist.
Wer sich über die Hilfsorganisation informieren oder spenden will, findet auf der Internetseite alle relevanten Fakten: https://www.universal-aid-ukraine.org/
Deisinger lässt Bühler auch wieder die aktuelle Lage im Krieg bewerten. Die Führung in Moskau lässt russische Freischärler in russischen Dörfern in der Region Kursk und Belgorod bombardieren. Die Freischärler planen auch einen Marsch Richtung Moskau. Für Bühler ist das "Propaganda", das werde ihnen nicht gelingen. Bühler erklärt aber, warum die Freischärler für die russische Führung dennoch zu einem großen Problem werden. Außerdem bewertet der Ex-Nato-General die Ankündigung des russischen Verteidigungsministers Sergei Schoigu, für den Dnipro einen neuen Marine-Verband aufzustellen. Wie soll der Verband arbeiten und was hat er für Aufgaben? Dann erklärt Bühler, wo die Ukrainer überall schon massiv Stellungen zur Verteidigung ausgebaut haben. Weiterhin schaut er auf die russischen Luftangriffe unter anderem auf Kiew, bei denen zwei Iskander-Raketen eingesetzt worden sind.
Ein Thema in dieser Folge ist das jüngste Ramstein-Treffen. Dem Format gehören mehr als 50 westliche Staaten an, die sich offiziell als Kontaktgruppe für die Verteidigung der Ukraine zusammengeschlossen haben. Die Initiative Tschechiens zur Beschaffung von Munition nimmt Fahrt auf. Deutschland hat Munition und militärische Ausrüstung in einem Umfang von einer halben Milliarde Euro zugesagt. Die Bulgaren wollen 100 Schützenpanzer liefern. Griechenland verspricht 70 Artilleriegeschütze. Außerdem wurde im Umfeld der Konferenz bekannt, dass Rheinmetall in der Ukraine vier Rüstungsbetriebe bauen will. Deisinger fällt trotzdem auf, dass die Reaktion der Ukraine auf die zugesagte Hilfe verhalten ausfällt. Woran liegt das?
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Mar 19, 2024 • 1h 9min
#199 Medwedew
In dieser Folge sprechen Tim Deisinger und der frühere Nato-General Erhard Bühler zunächst über das aktuelle Kriegsgeschehen. Darunter sind mehrere Berichte, die es zuletzt zu eingeschlagenen, ukrainischen Drohnen in Russland gab. Thema ist aber auch eine Aussage des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, wonach die Ukraine mittlerweile Ziele in mehr als 1.000 Kilometern Entfernung treffen könne. Bei den russischen Angriffen gibt es laut Bühler keine grundsätzlichen Veränderungen. Zu den Kämpfen am Boden sagt der Ex-General, es gebe keine wesentlichen Verschiebungen der Frontlinie, aber heftige Kämpfe.
Ausführlich geht es außerdem um den früheren russischen Präsidenten Dmitri Medwedew. Er ist derzeit stellvertretender Chef des Nationalen Sicherheitsrats in Russland. Deisinger und Bühler sprechen über seine Aussagen, die er regelmäßig im Messaging-Dienst Telegram veröffentlicht und seine möglichen Motive dahinter. Bühler geht außerdem auf Medwedews Werdegang ein. Er sagt, man müsse ihn ernst nehmen. Medwedew interpretiere sehr präzise und auf den Punkt gebracht, was der russische Präsident Wladimir Putin manchmal sehr unpräzise und andeutungsweise formuliere. Bühler bewertet außerdem Medwedews Reaktion auf eine von Selenskyj vorgestellte Friedensformel. Er sagt, dabei handele es sich um die Ausbuchstabierung der von Putin selbst benannten Ziele. Medwedew fungiere als Putin-Erklärer, wisse aber auch genau was er tue. Bühler hält es außerdem für ausgeschlossen, dass im Putin-Regime ein Amtsträger so weitreichende Aussagen treffen dürfe und Putin damit überrasche.
Deisinger und Bühler schauen aber auch auf die Diskussion im Deutschen Bundestag in der vergangenen Woche. Es ging erneut um mögliche Taurus-Lieferungen. Zudem fragte SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich, ob es nicht an der Zeit sei, darüber nachzudenken, wie man den Krieg einfrieren und dann beenden könne. Bühler sieht nicht, dass sich dieser Krieg so beenden lasse. Und es geht um den Schlagabtausch zwischen Kanzler Olaf Scholz und Norbert Röttgen sowie den mutmaßlichen Geheimnisverrat aus einer Sitzung des Verteidigungsausschusses heraus. Zum Schluss beantwortet Bühler noch Hörerfragen.
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Mar 15, 2024 • 1h 3min
#198 Die Angst in der deutschen Politik
In dieser Folge sprechen Tim Deisinger und Ex-Nato-General Erhard Bühler über die anhaltende Debatte um das Taurus-System. Kanzler Scholz bleibt bei seinem Nein und will das System nicht an die Ukraine liefern. Er begründet das damit, dass Deutschland nicht zur Kriegspartei werden dürfe. Macht Scholz den Deutschen Angst? Oder sind es seine Kritiker wie CDU-Politiker Roderich Kiesewetter, die Ängste schüren durch immer neue Forderungen? Bühler ordnet die unterschiedlichen Positionen ein. Dabei stellt er Schwächen in der Argumentation von Scholz fest. Der Kanzler müsse auch an die Sicherheit Deutschlands in ein paar Jahren denken. Die werde sich nicht verbessern, wenn die Ukraine den Krieg verliere.
Deisinger und Bühler schauen außerdem auf die aktuelle Lage. Dabei geht es unter anderem um die "Legion Freiheit Russlands" und um das "Russische Freiwilligenkorps". Das sind laut Bühler Milizen, die sich aus russischen Staatsbürgern zusammensetzten. Sie hätten erneut Russland angegriffen, nämlich die Region Belgorod und die Region Kursk. Dabei sei auch das Grenzdorf Tjotkino unter Kontrolle gebracht worden. Für Russland hätten diese Angriffe Folgen. Das Land müsse seine Grenzen nun besser schützen. Dabei erklärt der Ex-Nato-General auch, warum der russische Grenzschutz aus seiner Sicht bisher kaum funktioniert.
Eine Rolle spielen weiterhin die jüngsten Aussagen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Dieser hatte behauptet, die Lage an der Front sei so gut wie seit drei Monaten nicht mehr. Der Vormarsch der russischen Truppen sei gestoppt worden. Auch wenn Bühler verstehen kann, dass ein Präsident Zuversicht ausstrahlen müsse, hätten die Aussagen wenig mit der Realität zu tun. Es gibt aber auch Entwicklungen, die den Ex-Nato-General zuversichtlich stimmen. Zum Schluss bewertet Bühler noch das Arbeitspapier "Bundeswehr der Zukunft" einer Projektgruppe. Es sieht vor, dass die großen Organisationbereiche auf vier reduziert werden. Dazu gehören Heer, Luftwaffe, Marine und das Kommando Cyber- und Informationsraum. Bühler erklärt, wie sinnvoll die Pläne sind und was sich in der Praxis für die Soldatinnen und Soldaten ändert.
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Mar 12, 2024 • 56min
#197 Verhinderter Frieden? Das "Abkommen" von Istanbul
Oft wird behauptet, Russland und die Ukraine hätten sich kurz nach Kriegsbeginn auf ein Friedensabkommen verständigt. Jetzt hat das "Wall Street Journal" in einem Artikel Details veröffentlicht. In dieser Folge geht Tim Deisinger mit Ex-Nato-General Erhard Bühler die einzelnen Punkte durch und lässt sie von ihm bewerten. Dem Artikel zufolge sollten die Streitkräfte der Ukraine auf 85.000 Soldaten beschränkt werden. Beschränkungen sollte es auch bei den ukrainischen Panzern und Waffen geben. In dem Artikel war auch zu lesen, auf welche Gebiete die Ukraine hätte verzichten müssen und wie die Einhaltung des Friedens sichergestellt werden sollte. Auch darauf gehen Deisinger und Bühler ein. Der Ex-Nato-General kommt zu dem Schluss, dass die Ukraine den Vertrag nicht unterschreiben konnte. Sie hätte seiner Meinung nach einem "Diktatfrieden" zugestimmt.
Natürlich spielt in dieser Folge auch die aktuelle Lage eine Rolle. So haben die Ukrainer davon gesprochen, sie hätten die Brückenköpfe bei Cherson auf der russisch besetzten Seite des Dnepr ausbauen können. Bühler führt aus, warum er daran Zweifel hat. Außerdem geht er auf die Folgen der ukrainischen Angriffe mit Langstreckendrohnen ein. Damit seien Industrieanlagen und Öl-Depots unter anderem in St. Petersburg und Kursk getroffen worden. Russland habe eine sechsmontige Sperre für den Export von Öl-Produkten verhängen müssen. Bühler erklärt in dieser Folge auch, warum er den von Großbritannien vorgeschlagenen Ringtausch für nicht durchdacht hält. Die Briten wollten von Deutschland Taurus-Systeme. Dafür hätte London an Kiew Storm-Shadow-Marschflugkörper geliefert. Bühler bewertet außerdem die Forderungen von Papst Franziskus nach Verhandlungen.
Häufig stellen Hörerinnen und Hörer die Frage, warum in diesem Podcast auch gegensätzliche Meinungen von Politikern wie Michael von der Schulenburg und Sahra Wagenknecht oder den Generälen Harald Kujat und Erich Vad thematisiert werden. Dazu beziehen Deisinger und Bühler in dieser Folge etwas ausführlicher Stellung. Deisinger zufolge ist der Podcast ein Angebot zum Diskutieren. Er solle helfen zu verhindern, dass jeder nur in seiner Bubble lebe. Bühler bekräftigt, dass er zu diesem Konzept stehe.
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Mar 8, 2024 • 1h
#196 Bietet Kiew den Russen Verhandlungen an? Zu den Thesen von Michael v. d. Schulenburg
In dieser Folge sprechen Tim Deisinger und Ex-Nato-General Erhard Bühler über einen Artikel in der Berliner Zeitung, der für Aufmerksamkeit sorgt. Geschrieben hat ihn Michael von der Schulenburg, ein Ex-Diplomat und Politiker, der sich für das "Bündnis Sahra Wagenknecht" engagiert. In dem Artikel "Spektakuläres Szenario: Beenden Russen und Ukrainer ihren Krieg auf eigene Faust?“ schaut er in eine für ihn mögliche Zukunft. Nach dem Scheitern einer weiteren ukrainischen Großoffensive werde Präsident Wolodymyr Selenskyj abgelöst. Eine neue ukrainische Regierung werde sich an die Friedensgespräche kurz nach Beginn des Kriegs erinnern und versuchen, mit den Russen einen Vertrag auszuhandeln. Russlands Präsident werde darauf "großmütig" reagieren.
Bühler hält das Szenario für unrealistisch, will es aber auch nicht gänzlich ausschließen. Dabei erinnert er daran, dass eine überwältigende Mehrheit der Ukrainer hinter den Zielen ihres Präsidenten stehe. Für eine Ablösung Selenskyj gebe es keine Anhaltspunkte. Bühler glaubt auch nicht an einen "Großmut" Putins. Es gehe ihm nicht nur darum, dass die Ukraine nicht in die Nato komme und er den freien Zugang zum Schwarzen Meer behalte. Putin wolle die ganze Ukraine. Bühler zählt auch Mechanismen auf, wie der russische Präsident an seine Ziele kommen könnte. Dabei müsse er zunächst nicht zwangsläufig mehr Soldaten einsetzen als jetzt. Michael von der Schulenburg skizziert in dem Artikel auch eine Vertrauenskrise in der ukrainischen Armee nach der Entlassung von Armeechef Walerij Saluschnyj. Diese Gefahr besteht laut Bühler tatsächlich, "wenn die neue militärische Führung jetzt nicht schnell Fuß fasst."
Deisinger und Bühler schauen natürlich auch auf die aktuelle Lage. Der Ex-Nato-General hat keinen Zweifel daran, dass die Ukraine das russische Schiff "Sergej Kotow" mit Drohnen versenkt hat. Es war erst nach Kriegsbeginn in den Dienst gestellt worden und damit sehr modern. Welche Auswirkungen hat die Versenkung auf den Kriegsverlauf? Darauf hat Bühler klare Antworten. Er thematisiert auch Angriffe in Russland. So sei eine Eisenbahnbrücke in der Region Samara gesprengt worden, die zu einer Munitionsfabrik führe. Möglicherweise stecke die Widerstandsgruppe "Stop the Wagons" dahinter. Was weiß man über die Gruppe? Außerdem kommt Bühler auf die wahrscheinliche Zerstörung eines US-amerikanischen HIMARS-Systems zu sprechen und erläutert die Folgen.
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