

Was tun, Herr General? - Der Podcast zum Ukraine-Krieg
Mitteldeutscher Rundfunk
Wie kann man Putins Invasion stoppen? Welche Strategie verfolgt die russische Armee in der Ukraine? Wie stark sind die Verteidiger? Wie hilfreich ist die Unterstützung von Deutschland und NATO? MDR AKTUELL Moderator Tim Deisinger wird diese und andere drängende Fragen zum Ukraine-Krieg in diesem Podcast mit dem ehemaligen NATO-General Erhard Bühler in einer "Lagebesprechung" diskutieren. Im Mittelpunkt jeder Episode: eine profunde Bewertung des Kriegsgeschehens, die politische Gemengelage in Moskau, Washington und Berlin und auch die Folgen für die sicherheitspolitische Weltlage. Der Militär-Experte Erhard Bühler ist Generalleutnant des Heeres a.D. und hat seit 1976 in unterschiedlichsten Funktionen der Bundeswehr gedient. So übernahm er im Jahr 2010 die Führung des KFOR-Einsatzes in Pristina (Kosovo). 2019 wurde er Befehlshaber des Allied Joint Force Command im niederländischen Brunssum, eines der beiden militärischen Oberkommandos der NATO in Europa. Von hier wurde u.a. der NATO-Einsatz in Afghanistan gesteuert.
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Jul 25, 2023 • 1h 6min
#135 Wagner in Belarus
In dieser Folge schauen Tim Deisinger und Ex-Nato-General Erhard Bühler nach Belarus. Nach dem Aufstand der Wagner-Gruppe ist es ruhiger geworden um die Söldner und ihren Chef Jewgeni Prigoschin. Es ist unklar, wie viele Soldaten Wagner noch hat. Bühler berichtet von Zahlen, nach denen Wagner bei den Kämpfen in der Ukraine die große Mehrheit der Truppen durch Tod oder Verwundung verloren hat. Die in Russland verbliebenen Angehörigen dürften über kurz oder lang Teil der russischen Armee werden. In Belarus sollen aktuell etwa 10.000 Wagner-Söldner sein. Was genau sie dort tun, darüber gibt es verschiedene Angaben. Das angrenzende Polen ist auf jeden Fall alarmiert und verlegt Truppen an die Grenze zu Belarus. Bühler hält das für nachvollziehbar. Es sei wahrscheinlich, dass Russlands Präsident Wladimir Putin die Wagner-Präsenz in Belarus nutzen werde, um Drohungen gen Polen und Ukraine auszusenden.
Aktuelle Lage: Im Osten der Ukraine greift die russische Armee zwischen Swatowe und Kreminna an. An einer Stelle ist sie mehrere Kilometer vorgerückt. Ziel dürfte das Erreichen eines Flusses sein. Die Ukrainer erzielen dagegen bei Bachmut weitere Geländegewinne. Im Süden stehen die russischen Truppen unter Druck, da die Ukraine weiter angreift. Es gibt ukrainische Geländegewinne, allerdings sehr langsam. Die Ukraine kann darüber hinaus Erfolge vermelden im Kampf gegen Versorgungslinien im russischen Hinterland. Und es gab Drohnenangriffe auf Moskau.
Weitere Themen: Neue Munition für die Ukraine. +++ Unbedachte Äußerungen des ukrainischen Präsidenten und die Abberufung des ukrainischen Botschafters in Großbritannien. +++ Der Bundeswehrbericht zum Ukraine-Krieg.
Wenn Sie Fragen haben: Schreiben Sie an general@mdraktuell.de oder rufen Sie kostenfrei an unter 0800 637 37 37.

Jul 21, 2023 • 54min
#134 Wie eine europäische Luftverteidigung aussehen kann
In dieser Folge sprechen Host Tim Deisinger und Ex-Nato-General Erhard Bühler über den sogenannten European Sky Shield. Deutschland will mit mehreren anderen europäischen Staaten ein Luftverteidigungssystem aufbauen. Bühler spricht von einer wichtigen Initiative. Polen will sich nicht daran beteiligen und plant stattdessen ein anderes System. Bühler erklärt die Unterschiede, die Hintergründe, die Funktionsweisen solcher Systeme und ihren Sinn.
Zum Ende des Getreideabkommens sagt der Ex-General, er glaube nicht, dass Russland Getreideschiffe direkt angreifen werde. Auszuschließen sei es aber nicht. Die Nato dürfe sich nicht direkt in den Konflikt hineinziehen lassen, indem sie den Schutz der Getreideschiffe übernehme, wenn diese aus ukrainischen Häfen ausliefen. Eine Alternative wäre eine Initiative der Türkei mit den Vereinten Nationen. Das gehe aber nur über den UN-Sicherheitsrat, in dem auch Russland sitze. Kurzum: Die Lage sei schwierig.
Zur aktuellen militärischen Lage: Die Russen greifen zwischen Kupjansk und Kreminna an. Es handle sich um kleinere Angriffe, so Bühler. Die Ukraine halte die Linien. Bei Bachmut erzielten die Ukrainer kleine Fortschritte nördlich und südlich der Stadt. Von ukrainischer Seite heißt es, die Voraussetzungen für eine Einnahme der Stadt könnten bald erfüllt sein. Im Süden gebe es an der Front wenig Bewegung. Bühler glaubt, dass die Ukraine hier einen indirekten Ansatz verfolgt, bei dem die russischen Verteidiger nicht zur Ruhe kommen sollen, bis sich eine Chance zum Durchbruch bietet.
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Jul 19, 2023 • 57min
#133 Russische Offensive im Osten?
In dieser Ausgabe sprechen Tim Deisinger und Ex-Nato-General Erhard Bühler ausführlich über die aktuelle Lage. Die ukrainische Offensive kommt weiter nur langsam voran. Laut Bühler haben sich die Ukrainer noch nicht entschieden, wo sie den Großteil ihrer Offensivkräfte einsetzen werden. Außerdem geht es um Meldungen, nach denen die Russen bei Kupjansk im Osten der Ukraine mehr als 100.000 Soldaten zusammengezogen haben. Steht dort eine russische Offensive bevor? Bühler glaubt eher an weitere Entlastungsangriffe, um die ukrainische Offensive im Süden zu stören.
Für großes Aufsehen hat auch der Angriff auf die Brücke von Kertsch in der Nacht zum Montag gesorgt. Laut Bühler erfolgte der Angriff vermutlich vom Wasser aus. Die Auswirkungen könnten die Russen noch lange spüren. Moskau spricht von einem Terrorakt. Für den General ist klar: Die Brücke ist ein legitimes militärisches Ziel.
Außerdem beantworten wir wie immer zahlreiche Fragen von Hörerinnen und Hörern. Unter anderem geht es dabei um das ausgelaufene Getreideabkommen.
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Jul 14, 2023 • 1h 1min
#132 Wie einig ist die Nato wirklich?
In dieser Ausgabe sprechen Tim Deisinger und Ex-Nato-General Erhard Bühler noch einmal über den Nato-Gipfel. Bühler sagt, die Nato habe sich geschlossen gezeigt, trotz einer schwierigen Sicherheitslage im Zuge des Ukraine-Kriegs. Er widerspricht dem Eindruck, dass es bei dem Gipfel vor allem um den Beitritt der Ukraine zum Bündnis gegangen sei. Daneben seien andere wichtige Themen in der Wahrnehmung zu kurz gekommen. Wichtig sei unter anderem die gemeinsame Erklärung der G7-Staaten zur langfristigen Unterstützung der Ukraine gewesen. Ebenso seien die Ankündigungen zu weiteren Waffenlieferungen und die Entscheidung zur militärischen Ausrichtung des Bündnisses bedeutsam. Letzteres werde die Nato auf Jahre hinweg prägen. Auch bei den Militärausgaben der Staaten habe es wichtige Zusagen der Staaten gegeben. Bühler erklärt, warum er das alles so wichtig findet.
Eine Frage bleibt dennoch: Wie einig ist die Nato? Es gab durchaus Kontroversen, beispielsweise um den Umfang der Unterstützung für die Ukraine und das Tempo beim Nato-Beitritt. Oder um den Panzer-Reparatur-Hub in Polen, über den es keine Einigung gab. Auch darüber sprechen Deisinger und Bühler.
Die aktuelle Lage: Die Ukraine macht bei ihrer Offensive weiter kleine Fortschritte. Der kleine Brückenkopf, den die Ukrainer bei Cherson am gegenüberliegenden Ufer des Dnipros errichtet haben, wird derzeit von den russischen Truppen attackiert. Die Ukrainer halten ihn aber nach wie vor.
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Jul 11, 2023 • 1h 2min
#131 Soll die Ukraine in die Nato?
In dieser Ausgabe sprechen Tim Deisinger und Ex-Nato-General Erhard Bühler über den Nato-Gipfel und die große Diskussion um eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine. Bühler sagt, die Nato dürfe im Ukraine-Krieg keine Kriegspartei werden. Somit könne die Ukraine derzeit nicht Mitglied werden. Auch Vorschläge, zumindest Teile der Ukraine schon jetzt in die Nato aufzunehmen, sieht Bühler kritisch. Das würde zu einer unsicheren und unberechenbaren Lage führen. Darüber hinaus thematisieren Deisinger und Bühler die „israelische Variante“, die die USA für die Ukraine ins Gespräch gebracht haben.
Zur aktuellen Lage in der Ukraine: Die Ukrainer versuchen weiter, in drei Räumen die russische Verteidigung zu durchbrechen. Sie sind dabei bis zu zehn Kilometer vorgedrungen. Bühler sagt, die Russen hätten für diese Distanz bei ihrer letzten Offensive Monate gebraucht. Die Ukraine gehe langsam und vorsichtig vor. Noch befinde sie sich in einer frühen Phase der Offensive. Ob diese bisher erfolgreich oder wenig erfolgreich verlaufe, könne man von außen nicht sagen. Nördlich und südlich von Bachmut führt die russische Armee Entlastungsangriffe durch. Die Russen dürften nicht unterschätzt werden, so Bühler.
Thema im Podcast ist auch die Streumunition, die offenbar von den USA geliefert werden soll. Bühler sagt, das solle vor allem den aktuellen Mangel an Artilleriemunition ausgleichen. Zum Einsatz gegen Minenfelder und ausgebaute Stellungen an der Front tauge Streumunition aber nur eingeschränkt. Um einen „Gamechanger“ handle es sich nicht. Und: Mehr als 100 Staaten haben sich gegen den Einsatz von dieser Munition ausgesprochen. Darunter ist auch Deutschland.
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Jul 8, 2023 • 1h 7min
#130 Fünfhundert Tage Krieg
Das ist definitiv keine „Jubiläumsfolge“. Seit 500 Tagen dauert der Krieg in der Ukraine nun an. Die Ukrainer wünschen ein Ende des Krieges herbei, den Russland über sie gebracht hat. Diesen Wunsch teilen auch Tim Deisinger und Ex-Nato-General Erhard Bühler. In dieser Folge ziehen sie eine Bilanz des bisherigen Kriegsverlaufs. Zum Start sprechen sie das Leid an, das dieser Krieg über die Menschen bringt. Jeden Tag gibt es zahllose Tote und Verletzte. Das könne niemanden kaltlassen, so Bühler.
Bei ihrer Bilanz sprechen Deisinger und Bühler darüber, welche Kriegsziele Russland bisher erreicht hat. Die russische Armee hat große Teile der Ukraine besetzt und formal annektiert. Darüber hinaus habe Moskau wenig erreicht, so Bühler. Die Ukraine werde von einem breiten westlichen Bündnis gestützt. Inzwischen werde gar die Nato-Mitgliedschaft der Ukraine diskutiert. Allerdings: Russland habe Zeit und spiele auf Zeit. Und es habe seine Strategie geändert, nachdem es zu Beginn des Krieges und im vergangenen Herbst herbe Rückschläge habe hinnehmen müssen.
Demgegenüber steht die Ukraine, deren Bürgerinnen und Bürger sich nach wie vor gegen die Invasion stemmen. Bühler sagt, die Menschen wollten keinen Besatzungsfrieden, sondern einen gerechten Frieden und die Befreiung ihres Landes. Der Westen habe Chancen verpasst, die Ukraine schneller und besser zu unterstützen. Darunter leide auch die derzeit laufende Offensive der Ukrainer. Dennoch glaubt Bühler weiter an den Erfolg des aktuellen Unternehmens.
Im zweiten Teil des Podcasts werden Fragen von Hörerinnen und Hörern beantwortet. Unter anderem geht es auch hier um die Offensive der Ukraine, verschiedene Szenarien des Kriegsausgangs, die Rolle von Belarus, die Zukunft der Krim, die Belieferung der Ukraine mit Kampfflugzeugen und getötete Kinder und Jugendliche im Krieg.
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Jul 4, 2023 • 58min
#129 Zu hohe Erwartungen an die Offensive?
Wie steht es um die ukrainische Offensive? Es scheint so, dass es derzeit nicht gut läuft. Zumindest kann man ein Interview so lesen, dass der ukrainische Oberbefehlshaber der Armee, Walerij Saluschnyj, der „Washington Post“ gegeben hat. Er äußert sich darin verärgert darüber, wie die Offensive international kommentiert wird. Außerdem liefere der Westen zu wenig, unter anderem fehlten Kampfflugzeuge. Ex-Nato-General Erhard Bühler sagt zur militärischen Lage, sie sei „kompliziert“, die Nachrichtenlage „unübersichtlich“. Die Ukrainer greife in mehreren Bereichen an. Sie setze nach wie vor nur einen Teil ihrer Offensivkräfte ein. Noch bleibe die Ukraine hinter ihren Erwartungen zurück. Dennoch sei er zuversichtlich, dass das Land den Abwehrkampf bestehen könne, sagt Bühler. Es gebe durchaus einige kleinere Erfolge. Allerdings hat auch die russische Armee an anderen Abschnitten der Front kleinere Geländegewinne gemacht.
Außerdem: Ein Panzer-Reparatur-Hub in Polen soll errichtet werden, um der Ukraine zu helfen. Doch es gibt Streit zwischen Polen und Deutschland über die Umsetzung. +++ Muss der Bundestag zustimmen, wenn 4.000 Bundeswehr-Soldaten dauerhaft nach Litauen entsendet werden? +++ Und es geht noch einmal um das AKW Saporischschja.
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Jun 30, 2023 • 1h 9min
#128 Gefährliche Lage am AKW Saporischschja?
Zu Beginn des Podcasts sprechen Tim Deisinger und Ex-Nato-General Erhard Bühler über den Stand der Dinge nach dem Wagner-Aufstand in Russland. Inzwischen haben sich mehrere maßgebliche Akteure zu Wort gemeldet. Präsident Wladimir Putin versucht sich in seiner Erzählung der Ereignisse. Danach habe sich die ganze russische Nation geschlossen dem Aufstand entgegengestellt. Russland stehe gestärkt da. Bühler sagt dazu, die Tatsachen sprächen eine andere Sprache. Das System Putin sei vom Aufstand überrascht worden und habe dem zunächst nichts entgegensetzen können. Auch der belarusische Präsident Alexander Lukaschenko verbreitet seine Version der Ereignisse. Putin habe die Wagner-Truppen zunächst auslöschen wollen. Er, Lukaschenko, habe Putin davon abgebracht und auch den Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin zur Aufgabe bewogen. Diese Version hält Bühler für weitaus glaubwürdiger. Außerdem geht es um die Rolle des russischen Generals Sergej Surowikin, der inzwischen festgenommen worden sein soll.
Die aktuelle Lage im Ukraine-Krieg: Deisinger und Bühler ordnen den russischen Raketenangriff auf das Stadtzentrum von Kramatorsk ein. Im Nachgang gibt es verschiedene Versionen, wer dabei getroffen werden sollte. An der Front ist Russland weiter in der Defensive, außer bei Kreminna. Die Ukraine verfolgt ihre Offensive weiter. Bei Bachmut komme die ukrainische Armee langsam aber stetig voran, so Bühler.
Ein wichtiges Thema ist die aktuelle Lage am ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja, das unter russischer Kontrolle steht: Hier ist die Situation nach der Sprengung des Kachowka-Staudamms angespannt. Perspektivisch könnte Wasser zur Kühlung der sechs abgeschalteten Reaktoren fehlen. Noch gibt es einen abgetrennten Bereich des Kachowka-Stausees, der unbeschädigt ist und für die Kühlung genutzt wird. Es gibt aber Meldungen, dass die Russen auch den dortigen Staudamm vermint haben. Noch alarmierender klingen Meldungen des ukrainischen Geheimdienstes. Demnach sind vier der Reaktoren im AKW von den Russen zur Sprengung vorbereitet worden. Die Bedrohungslage sei da, so Bühler. Er rechnet aber nicht damit, dass die Russen das AKW wirklich zerstören wollen. Auch weil damit russisches Kernland bedroht würde. Ausschließen könne man es aber nicht. Es bleibt eine weitere Frage: Wie würde die Nato reagieren, wenn das AKW zerstört würde? Eine radioaktive Wolke könnte dann Nato-Gebiet bedrohen. Würde die Nato in den Krieg eintreten?
Deisinger und Bühler sprechen auch darüber, ob das Image des Verteidigungsministers Boris Pistorius (SPD) erste Dellen bekommen hat. Seine Ankündigung, Tausende Bundeswehr-Soldaten dauerhaft nach Litauen zu schicken, scheint vorab wenig mit dem Rest der Bundesregierung und der Bundeswehr abgestimmt worden zu sein.
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Jun 27, 2023 • 1h 6min
#127 Wagner-Aufstand: Die Geschichte ist noch nicht zu Ende
Die Welt blickte gebannt nach Russland, als die Wagner-Truppe um ihren Chef Jewgeni Prigoschin den Aufstand wagte. Doch so schnell, wie es begann, endete es auch wieder. Darüber sprechen Tim Deisinger und Ex-Nato-General Erhard Bühler in dieser Folge. Viele Fragen seien noch offen, sagt Bühler. Auch wisse man noch zu wenig über den Deal, der den Aufstand beendet habe. Die Geschichte sei noch nicht beendet. Spekulationen über einen womöglich inszenierten Aufstand erteilt Bühler jedoch eine klare Absage. Und er erklärt im Detail, warum solchen Theorien seiner Meinung nach jegliche Plausibilität fehlt. Doch warum wagte Prigoschin den Aufstand? Bühler glaubt, der Wagner-Chef habe die Bodenhaftung verloren. Er habe sich und seine Rolle im russischen System massiv überschätzt.
Im Detail geht es auch darum, wie der Aufstand ablief: Dass die russische Armee so wenig Widerstand geleistet habe, ist für Bühler erklärbar. Die Wagner-Gruppe habe einen Ruf. Und die russischen Truppen hätten schlicht nicht gewusst, was sie erwarte. Die Führung habe versagt. Präsident Wladimir Putin habe Prigoschin zu lange gewähren lassen. Und Putin habe sich weiter beschädigt, weil er erst scharfe Strafen angekündigt und dann der Straflosigkeit für die Aufständischen zugestimmt habe. Der Aufstand habe aller Welt gezeigt, dass Putin nicht mehr die volle Kontrolle habe.
Die aktuelle militärische Lage in der Ukraine: Die Ukrainer versuchen weiter, mit kleineren Angriffen Schwächen in der russischen Verteidigung zu finden. Größere Geländegewinne bleiben dabei bisher aus. Ein Großteil der Offensivkräfte wartet noch auf den Einsatz, sie stehen noch hinter der Front. Und die Ukrainer sind an einer Stelle wieder mit Aufklärungseinheiten über den Dnipro übergesetzt.
Außerdem gab es eine Meldung, die viele aufhorchen ließ, auch bei der Bundeswehr. Deutschland will nun doch eine Brigade mit 4.000 zusätzlichen Soldaten und Soldatinnen dauerhaft in Litauen stationieren. Bühler sagt, sie sollten dort zusammen mit Truppen aus anderen Ländern mögliche Aggressoren abschrecken. Das sei eine Reaktion auf das Verhalten Russlands. Bühler spricht von einem notwendigen Schritt, mit dem Deutschland eine Führungsrolle übernehme.
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Jun 22, 2023 • 57min
#126 Offensive doch ausgebremst?
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eingeräumt, dass die Offensive langsamer als gewünscht vorankomme. Tim Deisinger und Ex-Nato-General Erhard Bühler schauen genauer auf die Aussage. Haben die Ukrainer den Gegner vielleicht unterschätzt oder die eigene Stärke überschätzt? Bühler meint, es sei noch zu früh, das zu bewerten. Die Offensive komme weiter voran. Zuletzt habe die Ukraine die logistisch wichtige Tschonhar-Brücke zwischen der Krim und dem südukrainischen Cherson zerstört. Das sei aus operativer Sicht ein wesentlicher Punkt.
Selenskyj hatte die geringen Geländegewinne auch auf die weiträumige Verminung des Geländes durch russische Truppen zurückgeführt. Bühler erklärt, welche Möglichkeit die Armee bei der Minenräumung hat und wie genau das abläuft.
Außerdem sprechen die beiden über den Parlamentarischen Abend des Reservistenverbandes. Bühler und Deisinger waren dort mit dem sicherheitspolitischen Medienpreis "Goldener Igel" in der Kategorie Internet ausgezeichnet worden. Im Podcast stellen sie auch andere Preisträger vor.
Zum Reservistenverband: Preisträger Goldener Igel
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