heise meets … Der Entscheider-Talk

Heise Business Services
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Apr 12, 2023 • 34min

Change Management: „Wir haben wirklich heilige Kühe geschlachtet!“

heise meets … Marco Schmid, Schmid Elektronik Viele Entscheider ringen damit, ihrem etablierten Unternehmen wieder mehr frischen Innovationsgeist, Aufbruchstimmung und Startup-Mentalität einzuhauchen. Aber je traditionsreicher eine Firma ist, umso schwieriger scheint dies erreichbar zu sein. In dieser Folge des Podcasts „heise meets … der Entscheider-Talk“ spricht Sebastian Gerstl von den Heise Business Services mit einem Geschäftsführer, der dies geschafft hat: Mit Marco Schmid, CEO des familiengeführten Elektronik-Entwicklers Schmid Elektronik aus dem Schweizer Münchwilen, diskutiert er über Innovations- und Wissensmanagement aus der Perspektive eines Managers, der die Entscheidungsprozesse eines seit 50 Jahren bestehenden Familienunternehmens radikal umgekrempelt hat Marco Schmid sah sich 2015 mit dem dringenden Wunsch konfrontiert, sein Unternehmen zu modernisieren und ihm neuen kreativen Geist einzuhauchen. Denn mit Blick auf die innovationstreibenden Unternehmen aus dem Silicon Valley einerseits und auf den fließenden Umgang chinesischer Firmen mit Kunden und neuen Entwicklungen andererseits drängte sich ihm der Eindruck auf, dass in der Schweiz und in Deutschland im Wissens- und Innovationsmanagement viel zu wenig getan wird: „Ich habe gesehen, wie links und rechts die Post abgeht“, sagt Schmid, „während wir zu Hause irgendwie mit angezogener Handbremse fahren“. So drängte sich ihm die Frage auf, ob es nicht einen Weg geben könnte, europäische Tugenden wie Ingenieurskunst und Gründlichkeit mit asiatischem Flow und amerikanischem Innovationsgeist zu verknüpfen. Tatsächlich zwang ihn schließlich eine Zufallsbegegnung dazu, seine unternehmerische Denkweise für Entscheidungsfindung und Innovationsprozesse radikal umzudenken. Im Gespräch mit „heise meets…“ erzählt der gelernte Engineer, CEO und Coach aus seinem Erfahrungsschatz. Er erklärt, warum Erfahrungen, die er auf einer Rennstrecke gesammelt hat, ihn mit seinem etablierten Unternehmen endlich wieder einen Startup-Geist haben spüren lassen – und wieso er anderen Entscheidern gleich welcher Unternehmensgröße oder -branche dazu rät „einfach mal etwas verrücktes zu machen“.
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Apr 5, 2023 • 30min

Fachkräftesuche im Ausland: „Der Bedarf steigt“

heise meets … Ramiro Vera-Fluixá, Bundesagentur für Arbeit In dieser Folge des „heise meets … der Entscheider-Talk“-Podcasts behandelt Gastgeber Sebastian Gerstl das Thema Fachkräftemangel und wie man diesem Problem entgegenwirken kann. Eine Möglichkeit ist das Anwerben von qualifiziertem Personal aus dem Ausland, deshalb hat er Ramiro Vera-Fluixá von Bundesagentur für Arbeit zum Gespräch eingeladen. Ramiro Vera-Fluixá studierte Internationale Beziehungen in Buenos Aires, lebt seit über 30 Jahren in Deutschland und kümmert sich heute bei der Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit um ausländische Fachkräfte. „Ich bin mit meinem Team zuständig für die Vermittlung von Fachkräften und Ausbildungsplatzbewerbern“, sagt der Leiter des Teams für die Regionen Nordafrika, Mittlerer Osten und Asien. „Unsere Aufgabe ist die operative Abwicklung von Projekten mit diesen Ländern.“
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Mar 29, 2023 • 43min

eCommerce: „Der Ansturm war gigantisch“

heise meets … Josef und Stefan Willkommer, TechDivision In dieser Folge des „heise meets … der Entscheider-Talk“-Podcasts beschäftigt sich Gastgeber Sebastian Gerstl mit dem Thema E-Commerce. Dafür hat er die Brüder Josef und Stefan Willkommer eingeladen, Mitbegründer der Firma TechDivision. Bei TechDivsion handelt es sich um einen inhabergeführten Digitalspezialisten aus Bayern, der sich seit über 15 Jahren mit Websites, Onlineshops, Prozessdigitalisierung, Consulting, Security und Online-Marketing-Konzepten beschäftigt. Dabei spricht das Unternehmen mit Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz vor allem den Mittelstand an. Die beiden Brüder stellen im Podcast ihre größten E-Commerce-Erfolge vor, zum Beispiel die Einhorn-Schokolade von Ritter Sport, die Ende 2016 Rekordverkäufe verzeichnete. Sie sprechen aber auch über Rückschläge und was sie aus ihnen gelernt haben. Ein weiteres Thema sind die größten Veränderungen im E-Commerce in den letzten 15 Jahren, beispielsweise andere Zielgruppen, anspruchsvollere Kunden oder das extrem gestiegene Bestellvolumen. Die beiden unterstreichen aber auch, dass sich trotz des großen Bestellvolumens ein professioneller Onlineshop nicht für jede kleine Firma eignet. Deshalb erläutern sie, wie viel Aufwand hinter professionellem E-Commerce steckt. „Das Ganze hat sich über die Jahre sehr, sehr stark professionalisiert, weiterentwickelt und diversifiziert“, so der Tenor. Mal schnell im Vorbeigehen mit wenig Geld einen Onlineshop zu starten, wie es vor 15 Jahren noch mit Aussicht auf Erfolg der Fall war, ergebe heutzutage kaum noch Sinn, erklären die Brüder. Auf der anderen Seite sagen die zwei Experten, dass es heutzutage kaum noch Produkte gibt, die sich nicht online vertreiben/verkaufen lassen, Tesla habe es zum Beispiel vorgemacht. Noch vor zehn Jahren hätte es niemand für möglich gehalten, Autos online zu verkaufen, doch mittlerweile ziehen sogar die deutschen Autobauer nach.
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Mar 22, 2023 • 36min

Digitale Souveränität: „Wir haben ein Problem – als Staat, Wirtschaft und Gesellschaft“

heise meets … Peter Ganten, Univention Die Open Source Business Alliance setzt sich unter anderem auch für digitale Souveränität ein und definiert den Begriff in mehrfacher Hinsicht: Einerseits geht es darum, dass Anwender (Einzelpersonen, Organisationen, Staaten) von Software Kontrolle über Datenflüsse und digitale Prozesse behalten. Andererseits sollen die User „gestaltungs- und innovationsfähig bleiben“, wie Peter Ganten es formuliert. Sie sollen es schaffen, selber Dinge in die Hand zu nehmen und weiterzuentwickeln, wenn sie Innovationen für nötig halten. Und drittens geht es laut Ganten zudem darum, die Abhängigkeit von den IT-Herstellern zu verringern. Um sich Gehör zu verschaffen, weist die Open Source Business Alliance in diesem Zusammenhang immer wieder auf Defizite hin. Peter Ganten sagt: „Wir haben ein Problem –als Staat, als Wirtschaft und teilweise auch als Gesellschaft.“ Darüber hinaus versucht der Verband, Alternativen aufzuzeigen, beispielsweise durch Open-Source-Produkte von Mitgliedsunternehmen, „die ein deutlich höheres Maß an digitaler Souveränität ermöglichen“, so Ganten. Er fügt an: „Wir glauben, dass Open-Source-Software tatsächlich ein ganz wesentlicher Schlüssel zu digitaler Souveränität ist – vielleicht nicht der einzige, es gibt auch noch ein paar andere Aspekte.“ Im Anschluss spricht der Fachmann über Kompatibilitätsprobleme bei konventioneller Hersteller-Software und erläutert, was quelloffene Software hier besser macht. Zu den weiteren Themen im Gespräch zählt zum Beispiel eine Studie der EU in Kooperation mit dem Fraunhofer Institut, die sich mit Open-Source-Software beschäftigt.
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Mar 15, 2023 • 32min

Nachhaltige Realwirtschaft: „Wir versuchen, Lust und Mut zu machen“

heise meets … Philipp Buddemeier, Better Earth Advisory Philipp Buddemeier beschäftigt sich seit über 15 Jahren mit dem Thema Nachhaltigkeit in Unternehmen, erst als internationaler Change Manager bei „Save The Children“, später als Projektleiter bei McKinsey. Nach weiteren Zwischenstationen gründete er 2020 in Berlin die Better Earth Advisory GmbH, eine Unternehmensberatung, die sich für nachhaltige Profitabilität im Einklang mit der Natur einsetzt. Ein zentrales Standbein von Better Earth bildet der Grundsatz „Impact First“ statt „Profit First“, den er auch in seinem Buch „Green Ferry – das Ticket ins konsequent nachhaltige Wirtschaften“ aufgreift. „Impact First“ steht für eine ökologische, sichere und sozial gerechte Wirtschaft, die auch ökonomisch erfolgreich ist. „Wir versuchen, Lust und Mut zu machen“, erklärt der Nachhaltigkeits- und Transformationsexperte. „Wir berichten in dem Buch von mutigen Pionieren, die vorangegangen sind – von der Freude, die sie erleben, und dem Erfolg.“ Buddemeier erläutert anhand von konkreten Beispielen, wie das „Impact First“-Prinzip bei Neugründungen funktionieren kann. Eines davon ist die Suchmaschine Ecosia, die mittlerweile als achtgrößte Suchmaschine der Welt gilt. Die Besonderheit dabei: Ecosia pflanzt Bäume, indem durch Suchmaschinenanfragen finanzielle Mittel für neue Bäume generiert werden, etwa in Brasilien oder Burkina Faso. Später spricht er aber auch darüber, wie sich längst etablierte Unternehmen nachhaltiger aufstellen können. Diese müssen sich laut Buddemeier zunächst einmal fragen, welche Philosophie sie verfolgen wollen: Weiterhin nur rein profitorientiert – oder auch wertorientiert und nachhaltig? „Wir kommen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern wollen Lust auf Nachhaltigkeitsorientierung machen“, so der Fachmann.
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Mar 8, 2023 • 28min

Unternehmerische Resilienz: „Wir sollten uns das Leben wie ein mentales Fitnessstudio vorstellen“

heise meets … Georgiy Michailov Georgiy Michailov ist Diplom-Volkswirt und arbeitet seit über 20 Jahren in Deutschland. Der gebürtige Usbeke ist Geschäftsführer und Partner bei der Unternehmensberatung Struktur Management Partner GmbH und gilt als Transformationsexperte und Spezialist für wertorientierte Geschäftsmodelle, Vertriebsoptimierung und Wachstum. Im Podcast spricht er sich besonders für mehr Resilienz und vor allem Anti-Fragilität in Unternehmen aus. Denn vor allem in den letzten Jahren zeigte sich, dass das Leben generell und das Schaffen von Unternehmen immer mehr Störfaktoren unterliegt: Klimawandel, Pandemie, Naturkatastrophen, Kriege, Fachkräftemangel, gestörte Lieferketten – und so weiter und so fort. Da stellt sich die Frage, wie Firmen mehr Resilienz (Widerstandsfähigkeit) erlangen können. Er sagt über seine Tätigkeit bei Struktur Management Partner: „Das, was wir tun, ist nichts anderes, als Unternehmen durch die Umbruchsphase zu navigieren.“ Anders formuliert: Er und sein Team helfen Firmen in Not zu überleben. Unternehmen sollten laut Michailov mehr darüber nachdenken, wie sie ihre Strukturen in ihrem Betrieb resilienter gestalten können. Dazu zählt auch, aus Fehlern und Scheitern zu lernen und nach Rückschlägen wieder aufzustehen. Doch wie macht man das? Die Antwort: „Wir sollten uns das Leben wie ein mentales Fitnessstudio vorstellen. Du bist dann resilient, wenn du Selbstvertrauen hast.“ Und dieses Selbstbewusstsein kann jeder Mensch trainieren, indem er sich beispielsweise Projekte vornimmt und gewissenhaft umsetzt. Es müssen keine großen Vorhaben sein, auch kleine reichen bereits. „Wenn du dir irgendwann über den Weg trauen kannst, weißt du, dass du auch mit Scheitern umgehen kannst.“
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Mar 1, 2023 • 31min

SAP in kleinen Unternehmen: „Wir entdecken ständig neue Anwendungsbereiche“

heise meets … Marcus Krug, SAP Marcus Krug ist Leiter des SAP-Innovationszentrums in Berlin und konzentriert sich dort auf neue Zukunftstechnologien und wie sich diese für SAP nutzen lassen. „Wir experimentieren mit neuen Technologien, wir bauen neue Produkte und überlegen dann zusammen mit der Standardentwicklung, wie diese Produkte in einen Produktstandard überführt werden können“, so der Head of Innovation Center Network Berlin, wie Krugs Job offiziell heißt. „Wir versuchen, nicht nur inkrementell zu arbeiten und Dinge zehn Prozent besser zu machen, sondern oft auch einen komplett neuen Blick darauf zu werfen und zu überlegen: Macht es vielleicht Sinn, Dinge in Zukunft anders zu machen?“ Dabei entstehen Visionen und schließlich Prototypen für die nächste Generation von Produkten, die im Idealfall Marktreife erreichen. „Wir entdecken ständig neue Anwendungsbereiche, die wir unserem Kerngeschäft hinzufügen können“, so Krug. Der Innovationsforscher verrät zudem, dass rund 80 Prozent der SAP-Kunden eher zu den kleinen und mittleren Unternehmen zählen. In erster Linie entscheide aber nicht unbedingt die Firmengröße darüber, ob der Einsatz von SAP-Anwendungssoftware sinnvoll ist, sondern die Komplexität der Prozesse innerhalb des Unternehmens. „Sobald man komplexere End-to-end-Prozesse abdecken muss, sei es im Bereich der Fertigung oder im Bereich des Vertriebs, dann spielt SAP-Software sehr schnell eine starke Rolle.“
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Feb 22, 2023 • 38min

Künstliche Intelligenz: „Man muss von seinen Zielen her denken“

heise meets … Alexander von Gernler, Genua GmbH Ethik gilt schon länger als wichtiges Thema bei der Entwicklung von Produkten, aber auch generell in der Informatik. Durch den KI-Hype (Stichwort: ChatGPT) kommt nun noch einmal Brisanz in die Debatte. Denn der Chatbot ChatGPT von der US-Firma OpenAI erzeugt nicht nur Euphorie, sondern weckt vor allem auch Ängste: Ersetzt die KI in Zukunft immer mehr menschliche Arbeitskräfte, werden Redakteure bald überflüssig? Was bedeutet das für das Bildungssystem, schreiben Kinder ihre Texte in der Schule nicht mehr selbst? Alexander von Gernler beschäftigt sich schon lange mit der Thematik Ethik und IT, er leitet die Abteilung „Research & Innovation“ bei der Genua GmbB in Kirchheim bei München und war bis 2021 Vizepräsident der Gesellschaft für Informatik e. V. Der studierte Informatiker sagt über den ChatGPT-Hype: „ChatGPT ist der Aufhänger schlechthin, weil es eine ganz neue Qualität von KI sichtbar und begreifbar für die breite Bevölkerung macht. Jeder kann mit der Maschine chatten, wenn er möchte.“ Auch Unternehmen müssen sich verstärkt mit der KI-Thematik beschäftigen, die Verantwortlichen sollten aber „nicht der Versuchung verfallen, KI um der KI Willen selbst einzusetzen“, so Alexander von Gernler. Vielmehr gehe es darum, erst mal die Bedürfnisse eines Unternehmens zu analysieren und dann zu überlegen, ob und wie künstliche Intelligenz hier helfen kann. Er sagt: „Man muss von seinen Zielen her denken und dann schauen, ob KI ein gutes Tool dafür ist. Aber um diese Überlegung anzustellen, ist jetzt der beste Zeitpunkt. Man sollte da nicht zögern und sich diese Fragen stellen.“
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Feb 15, 2023 • 39min

Kommunale ITK: „Das größte Problem ist, dass wir zu wenig messen“

heise meets … Dr. Simon Nestler, Technische Hochschule Ingolstadt Die Digitalisierung erfordert ein Zusammenspiel von Mensch und Maschine, doch nicht immer sind beide gut aufeinander abgestimmt. Prof. Dr. Simon Nestler beschäftigt sich wissenschaftlich mit der Mensch-Computer-Interaktion und berät in dieser Hinsicht auch Behörden. Gerade im öffentlichen Sektor haben viele Bürger den Eindruck, dass in puncto Digitalisierung noch großer Nachholbedarf herrscht: In manchen Amtsstuben dominiert immer noch das Faxgerät, in anderen können die Menschen bereits zahlreiche Dinge online erledigen. Doch selbst dann, wenn eine digitale Lösung im Amt etabliert wurde, heißt das noch lange nicht, dass diese gut funktioniert: Oft bleiben Bedienbarkeit und User Experience auf der Strecke. Das liegt laut Nestler daran, dass die Verantwortlichen im Vorfeld von Digitalisierungsprojekten in Behörden zu wenig über ihren genauen Sinn und ihre Bedienbarkeit nachdenken. Deshalb müssen, so sein Tipp, Experten und Expertinnen für Useability und User Experience von Anfang involviert sein. Anders ausgedrückt: Erst sollte präzise festgelegt werden, welche Zwecke das Projekt erfüllen soll, bevor es an die konkrete Umsetzung geht. Nach der Umsetzung sei es wichtig, Messungen durchzuführen, um zu überprüfen, wie gut die Bedienbarkeit und die User Experience im Alltag wirklich sind. „Erst wenn ich genau weiß, wo ich stehe, kann ich auf Basis dieser Daten Verbesserungen initiieren“, so Nestler. „Da geht es nicht um Ästhetik und schöne Oberflächen, sondern am Ende darum, Technologien so zum Einsatz zu bringen, dass sie Veränderungen in den Behörden nach sich ziehen.“
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Feb 8, 2023 • 34min

Hybrid Work: „Organisationen und Menschen sind immer in Veränderung“

heise meets … Dr. Georg Kraus, Kraus & Partner Nach drei Jahren im Homeoffice fallen viele Pandemiemaßnahmen im Februar 2023 weg, wodurch immer mehr Beschäftigte ins Büro zurückkehren (müssen). Manche Angestellte blühen erst im Team auf, andere arbeiten im Alleingang in den eigenen vier Wänden besser, berichtet Professor Kraus. Manche tun sich mit Veränderungen leicht, andere hingegen nicht. Viele Corona-Maßnahmen wurden aus der Not geboren, doch oft wird laut Georg Kraus übersehen, dass nur ein Bruchteil der Menschen ins Homeoffice wanderten, zum Beispiel Angestellte in der Verwaltung. Fabrikarbeiter mussten nach wie vor in die Fabrik, die Produktion kann ja nicht aussetzen. Betroffene von Heimarbeit mussten sich erst auf die neue Situation einstellen und improvisieren, nicht jeder hatte viel Wohnraum und ein Arbeitszimmer zur Verfügung. Hinzu kommt: Manche Menschen lassen sich leicht ablenken und schaffen es nicht, im Homeoffice eine Struktur aufrechtzuerhalten und genügend Selbstdisziplin aufzubringen. Auf der anderen Seite gibt es auch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die zu Hause deutlich mehr arbeiten als im Büro und ihr Soll übererfüllen. Aus Sicht von Führungskräften veränderte die Pandemie auch einiges, Stichwort: Kontrollverlust. Abteilungsleiter mussten sich darauf verlassen oder hoffen, dass ihre Belegschaft zu Hause ebenso fleißig ist wie im Büro. Laut deutschem Arbeitsrecht bekommt man faktisch Geld für Zeit, Angestellte stellen ihre Arbeitskraft für einen im Arbeitsvertrag vereinbarten Zeitraum zur Verfügung. In der Realität sieht das hingegen oft anders aus, hier zählt eher das Ergebnis und nicht mehr so sehr der Zeitaufwand. Laut Georg Kraus leben wir gerade in einer Übergangsphase zwischen diesen beiden Welten, zwischen Tradition (Kontrolle über die Arbeitszeit) und Moderne (Vertrauensarbeitszeit). Führungskräfte müssen folglich einschätzen, wer fürs Homeoffice geeignet ist und wer eher nicht. Das wiederum sorgt für Diskussionen in der Belegschaft: Warum darf der ins Homeoffice – und ich nicht? Eine Gratwanderung, die viele Firmen neuerdings dazu veranlasst, klare Betriebsvereinbarungen zu treffen: Der Mitarbeiter hat beispielsweise das Recht auf zwei Tage Homeoffice pro Woche. Das nimmt den Führungskräften zwar etwas den Druck, macht die Belegschaft insgesamt aber nicht unbedingt effektiver. Laut Professor Georg Kraus liegt die Kunst darin, individuell abzuwägen, wer sich wie in welcher Umgebung am besten einsetzen lässt.

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