Julia Tulipans' Evolution Radio Show
Julia Tulipan, Mag. Julia Tulipan
Julia Tulipan: Deine Gesundheits- & Fitness-Revolution! 🥑🔥 Als Pionierin der Keto-Ernährung & Stoffwechseltherapie begleitet dich Julia zu echter Körper- & Gesundheitstransformation im Podcast und auf JuliaTulipan.com 🌟 Mehr als Keto-Rezepte? 🌟 Lerne, nachhaltig Fett zu verbrennen, mentale Klarheit zu erlangen & deinen Stoffwechsel durch wissenschaftliche Strategien zu optimieren – für Energie, Leistung & Zuckerunabhängigkeit. 💡 Tiefe Einblicke: LowCarb, LCHF & Paleo! 💡 Expertentipps aus Julias Praxis. Durchbreche Stagnation, balanciere Hormone & erreiche Elite-Gesundheit ohne Dogmen. 🔥 Bereit für den nächsten Schritt? 🔥 Julias 1:1 Premium-Coaching bietet maßgeschneiderte Pläne & Begleitung, um deine Erfolgsstory zu gestalten. Lebensstil-Mastery steht im Fokus, nicht kurzfristige Diäten. 🎧 Gesundheitsoptimierung: Tauche ein! 🎧 Entdecke, was Wissenschaft & Passion bewirken. #KetoExpertin #StoffwechselRevolution #MetabolischeFlexibilität #Gesundheitselite 💪 Deine Reise beginnt jetzt!
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May 13, 2019 • 45min
Muskelaufbau und Kraftsport mit Keto - Interview mit Trainer Christian Rumerskirch
Mein heutiger Gast ist Christian Rumerskirch
Keto und Kraftsport geht das? Ja, das geht und mein heutiger Gast ist Experte auf dem Gebiet. Christian Rumerskirch ist ausgebildeter Fitnesstrainer mit jahrzehntelanger Erfahrung. Christian ernährt sich selbst seit 10 Jahren streng ketogen und nutzt die Ernährung um seinen Körper zu formen und zu definieren. Seine Erfahrung gibt er auch als Coach und Bewegungstrainer weiter.
Wir sprechen über seine Erfahrungen und die wichtigen Tipps und Tricks wie man Keto für den Kraftsport richtig umsetzt. Spielen Cheatdays eine Rolle? Gibt es Unterschiede zwischen Masseaufbau und Definitionsphase? Wie lange dauert der Umstieg und worauf muss man besonders Wert legen?
Das Video der aktuellen Folge direkt auf Youtube öffnen
Unterstützung für diese Folge kommt von geNUSS[explosion] von [næhr:sinn] - dem lower carb knusper nuss müsli
[næhr:sinn] geNUSS[explosion] ist ein hochwertiges lower-carb Müsli (low-carb bzw. kohlenhydratreduziert im Vergleich zu herkömmlichen Knuspermüsli) und besteht zu 100% aus natürlichen Zutaten. Es ist gut als Frühstück und Snack und hat nur 13,7g verwertbaren Kohlenhydraten auf 100g.
Es ist getreidefrei und sojafrei. Perfekt für den Start in den Tag.
Wir verarbeiten nur hochwertigste, nährstoffreiche Zutaten, die dich länger satt machen und nachhaltig mit Energie versorgen. Wir nutzen ballaststoffreiche Kokosnuss, Erdmandel und heimische Nüsse.
Mehr darüber erfährst du auf http://naehrsinn.at/
Christian Rumerskirch
Experte für differenziertes Krafttraining und Trainingsanalyse
Christian Rumerskirch, der sich selbst seit ca. 8 Jahren ketogen ernährt, ist Trainingsexperte für differenziertes, zielorientiertes Krafttraining und Vollblutsportler seit seiner Jugend.
Nach einem schweren Motorradunfall 1998, der seinen Körper strukturell in 2 Hälften teilte, beschäftigt er sich tiefgehend mit den Möglichkeiten hochintensiver Gewichtseinleitung in den menschlichen Körper, mit unterschiedlichsten Widerständen, zur Stabilisierung und Entlastung verletzungsanfälliger Strukturen und Gelenke im menschlichen Körper.
Mit den Schwerpunkten Rückengesundheit sowie Weightmanagement leitet er derzeit das Trainer-/Betreuungsteam in einem Gesundheitszentrum in Tulln, hält Seminare in den Bereichen ketogene Ernährung und Trainings- u. Belastungsoptimierung im Krafttraining, leitet Kleingruppenausbildungen u.a. in den Bereichen Krafttraining, Schulter- u. Rückengesundheit sowie Core- und Kettlebelltraining und arbeitet als Ernährungs- u. Personalcoach im In- und Ausland.
Ausbildungen
EU–DIPLOM MASTER-TRAINER (Dr. Gottlob Institut - Deutschland)
IKFF CKT – LEVEL I Kettlebell-Instructor (Steve Cotter, Director, International Kettlebell & Fitness Federation)
STAATL. DIPLOM TRAINER für allg. Körperausbildung (BSPA - Linz)
STAATL. DIPLOM - SENIOREN LEHRWART (BSPA - Linz)
STAATL. FITNESSTRAINER (BSA – Deutschland)
STAATL. ERNÄHRUNGSTRAINER (BSA – Deutschland)
KETTLEBELL AUSBILDUNG (Dr. Till Sukopp - Deutschland)
http://christianrumerskirch.wixsite.com/abmastertrainer
Bitte beachten Sie auch immer den aktuellen
"Haftungsausschluss (Disclaimer) und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen" auf https://paleolowcarb.de/haftungsausschluss/
Diese Klauseln beziehen sich auf die Inhalte (Tipps, Ratschläge und Produktbeschreibungen) auf der Webseite, in meinen Büchern, E-Mails und Vorträgen [im Folgenden kurz INHALTE genannt]. Ersteller der Inhalte ist PaleoLowCarb.de, Mag. Julia Tulipan und weitere Autoren [im Folgenden kurz ANBIETER genannt]
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Die Inhalte werden mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt. Der Anbieter übernimmt jedoch keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der bereitgestellten Inhalte. Die Nutzung der Inhalte der Website erfolgt auf eigene Gefahr des Nutzers. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des jeweiligen Autors und nicht immer die Meinung des Anbieters wieder. Mit der reinen Nutzung der Inhalte des Anbieters kommt keinerlei Vertragsverhältnis zwischen dem Nutzer und dem Anbieter zustande.
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Alle Inhalte wurden mit großer Sorgfalt ausgearbeitet und stellen die Recherche des aktuellen Stands der Wissenschaft dar. Sie dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung.
Der Inhalt ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker. Die Inhalte stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten diagnostischen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar.
Der Text erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch kann die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Information garantiert werden.
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Nichts, was in den Inhalten des Anbieters enthalten ist, ist dazu bestimmt, Krankheiten zu diagnostizieren oder zu behandeln. Der Anbieter ist kein Arzt und gibt keine medizinischen oder gesundheitlichen Heilversprechen ab.
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May 6, 2019 • 35min
Wenn ich erst mal Schlank bin... Zum Glücklich sein gehört wohl mehr. Interview mit Romina Scalco
Mein heutiger Gast ist Romina Scalco.
Romina ist Bloggerin, zertifizierte LCHF-Ernährungsberaterin und Buchautorin. Sie hat selbst lange Zeit mit Ihrem Gewicht und diversen Gesundheitsproblemen wie PCOS gekämpft. Die Umstellung auf LCHF hat sie endlich einen großen Schritt weiter gebracht. Ihr Wissen und Ihre Erfahrung gibt sie nun auf Ihrem Blog https://www.low-carb-blog.ch und als Dozentin bei der LCHF-Akademie Deutschland weiter.
Dass zu einem gesunden Körper auch ein gesunder Geist gehört, dass ist weithin bekannt, doch wenige achten wirklich darauf. Romina weiß, dass “Glücklich sein” nicht unbedingt etwas damit zu tun hat, welche Kleidergröße man hat, sondern es um eine innere Einstellung geht, die jeder üben muss. In ihrem Buch “Schlank gleich glücklich? Was abnehmen mit glücklichsein zu tun hat und warum wir viel öfter Arschbomben machen sollten.” - gibt Romina wichtige Tipps und Hilfestellung zum Glücklich sein.
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Taschenbuch
Kindle
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Links
https://www.low-carb-blog.ch/ernaehrungscoaching/
https://lchf-deutschland.de/romina-scalco/
https://lchf.de/romina-scalco-schlank-gleich-gluecklich
https://lchf-akademie.de/akademie/dozenten-autoren/scalco-romina/
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Mar 4, 2019 • 56min
Ketone in der Atemluft Messen - Interview mit Ketonix Gründer Michel Lundell (Englisch)
“What gets measured, gets managed” - dieser Spruch war für meinen heutigen Gast wegbereitend. Michel Lundell ist IT-Spezialist, lebt in Schweden und erkrankte als Erwachsener an Epilepsie.
Nach der initialen Diagnose nahm Michel erst Medikamente. Doch nachdem sein Arzt die Dosis weiter erhöhen wollte, diese Medikamente aber mit schweren Nebenwirkungen verbunden sind, schlug Michel dem Arzt vor, ob er nicht eine ketogene Diät versuchen könnte.
Seit 2012 ernährt sich Michel ketogen und ist Anfallsfrei. Da er sich nicht jeden Tag in den Finger stechen wollte um die Ketonwerte zu messen, entwickelte er das ersten Gerät um Aceton (Ketonkörper) in der Atemluft zu messen. Der Ketonix ist mittlerweile gut erprobt und ein Non Invasive Class I Medical Device, registered at FDA (US) and Läkemedelsverket (SE).
Das Interview ist auf Englisch und Michel zeigt eine kurze Präsentation der daten und Funktionsweise von Ketonix.
Ketonix hier direkt bestellen
Die Folge auf YouTube anschauen
Shownotes auf http://www.EvolutionRadioShow.de/131
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Podcast https://itunes.apple.com/de/podcast/evolution-radio-show/id983310991
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Feb 12, 2019 • 39min
Chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS) mit Aurelia von Linden
Mein heutiger Gast ist die Heilpraktikern Aurelia von Linden. Sie sieht sich als Brücke zwischen Schulmedizin und alternativ medizinischen Ansätzen.
Obwohl Aurelia von Linden in Ihrer Praxis mit vielen verschiedenen Beschwerdebildern konfrontiert ist, ist eines ihrer Schwerpunkte das chronische Erschöpfungssyndrom, auch CFS genannt. Wir sprechen über CFS, die Symptome, die Ursachen, warum Betroffene meist eine lange Odyssee an Arztbesuchen hinter sich haben und was man bei CFS tun kann.
Podcast auf YouTube hier https://youtu.be/B5y-mj4TCLU
Aurelia von Linden ist eine Heilpraktikerin, die den Dingen gerne auf den Grund geht.
Sie ist ausgebildet in manualtherapeuthischen Methodenund in internistischen Therapieformen.
Die Behandlungsformen in Ihrer Praxis stellen die Brücke zwischen schulmedizinischen und alternativen Therapiemethoden dar. Eine wichtige Grundlage bilden spezielle Laboruntersuchungen.
Auch wenn Sie bisher noch keine Lösung für Ihre Beschwerden gefunden haben, gebt Sie die Hoffnung nicht auf, Ihnen andere Wege aufzeigen zu können. Gerne arbeitet sie auch mit Ihrem Hausarzt und Ihren Fachärzten zusammen.
http://www.schmerzloesungen.de
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Jan 18, 2018 • 1h 3min
Futter für das Hirn: Damit das Licht im Oberstübchen anbleibt | Interview mit Ulrike Gonder
In Folge #129
Mein heutiger Gast ist die Öko. troph. Ulrike Gonder.
Ulrike Gonder ist nicht nur ein Mensch, der scheinbar von innen heraus zu strahlen scheint, sondern auch ein Quell schier unerschöpflichen Wissens. Sie hat mittlerweile zahlreiche Bücher zu diversen Ernährungsthemen geschrieben, wobei es ihr das Fett besonders angetan hat. Sie begeistert bei Vorträgen und Seminaren durch ihre mitreißende Art und ihre Fähigkeit komplexe Themen verständlich aufzubereiten.
Essen! Nicht! Vergessen!: Demenzrisiko einfach wegessen - oder: Wie die Ernährung vor Alzheimer & Co. schützen kann.
Ihr neues Buch, hat sie zusammen mit dem Internisten Dr. Peter Heilmeyer geschrieben. In diesem Buch widmet sie sich einem durchaus ernsten Thema - nämlich der Demenz.
Alleine in Österreich gibt es 130.000 Demenzkranke und diese Zahl soll sich bis 2050 verdoppeln. In Deutschland leben gegenwärtig fast 1,6 Millionen Demenzkranke. Also ein Thema, das uns alle angeht.
Doch die frohe Botschaft ist, dass dies kein unausweichliches Schicksal ist, sondern wir ALLE etwas tun können um dem vorzubeugen. Was hat Insulin mit Hirngesundheit zu tun? Wieso ist Fett so wichtig und was kannst du tun, damit das Licht im Oberstübchen nicht ausgeht!?
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20% auf alle Produkte im BRAINEFFECT Shop
Gutscheincode: Evolutionradioshow - 20% auf alle Produkte im BRAINEFFECT Shop unter www.brain-effect.com
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Und nicht vergessen: Wenn du uns auf Youtube siehst, und wenn du es noch nicht getan hast, dann abonniere unseren Kanal „Evolution Radio Show“
Wenn du das Podcast hörst, dann findest du die Links für Apple iTunes und Android hier auf unserer Homepage
Transkript
Julia:
Ja, liebe Ulrike – Herzlich Willkommen zur Evolution Radio Show!
Ulrike:
Hallo Julia!
Julia:
Du hast ja ein neues Buch geschrieben und zwar mit dem Dr. Peter Heilmeyer zusammen und das heißt „Essen! Nicht! Vergessen!“. Und das ist ein Titel der jetzt erst einmal ein wenig zum Schmunzeln anregt, ja. Aber es geht doch um ein sehr ernstes Thema. Kannst du da ein bisschen was dazu sagen?
Hintergründe für die Auswahl des Buchtitels „Essen! Nicht! Vergessen!“
Ulrike:
Ja, wir haben ja diesen etwas flapsigen Titel und wir haben ja auch ein flapsiges und wie ich finde ganz lustiges Cover gewählt - und das mit Absicht. Wir haben da schon auch mit dem Verlag sehr gut darüber nachgedacht. Du hast natürlich Recht, es ist ein absolut ernstes Thema. Ich glaube wir haben alle Angst davor irgendwie dement zu werden, den Verstand zu verlieren, zu verblöden, wie immer man das nennen möchte. Aber wir haben ja eine frohe Botschaft, wenn man das so sagen darf. Wir haben ja die frohe Botschaft, dass man etwas tun kann und entscheidend ist halt auch hier, dass man rechtzeitig anfängt. Und ich glaube, deswegen ist so der bisschen lustige flapsige Titel oder auch das Cover ganz gut geeignet, weil wir eben die Leute motivieren möchten bevor sie krank werden, oder zumindest ganz am Anfang etwas zu tun und sie zu motivieren, einfach ihren Lebensstil ein bisschen zu verbessern, weil man so viele Einflussmöglichkeiten hat, und das hat sich noch gar nicht rumgesprochen. Und das war so ein bisschen der Anlass, es wirklich auch fröhlich zu machen, weil ich denke so lange man noch gesund ist oder nur Risikofaktoren nur noch keine Symptome hat, darf man das Ganze auch noch fröhlich sehen.
Julia:
Ja, das stimmt. Ich habe das jetzt ein bissel nachgeschaut, dass ja für Österreich gibt es Zahlen, 130.000 sind irgendwie an Demenz oder Alzheimer erkrankt und das soll sich irgendwie verdoppeln bis 2050. Deutschland schaut jetzt auch nicht viel besser aus – 1,6 Millionen. Also es ist doch eine ganz schöne Zahl.
Ulrike:
Das ist eine große Zahl und man hat eben Sorge durch die demographische Entwicklung, dass die Zahlen zunehmen werden. Also es steigt wohl nicht so schnell wie man ursprünglich befürchtet hat. Das ist eigentlich auch eine frohe Botschaft. Aber das hängt eben damit zusammen, dass man den einen oder anderen Risikofaktor schon im Auge hat und etwas tun kann. Aber allein dadurch, dass wir eben auch mehr ältere Herrschaften haben werden und mehr insulinresistente – und da kommen wir wahrscheinlich noch drauf zurück – werden natürlich die Zahlen steigen. Und wir dürfen ja auch nicht vergessen, für jeden Menschen der erkrankt – es ist ja eine fortschreitende demenzielle Erkrankung, ja also eine Erkrankung des Hirns, wo Hirnbereiche Schaden nehmen, die voran schreitet – für jeden Menschen der erkrankt ist, brauchen wir ja mindestens einen auch der ihn pflegt/oder sie pflegt. Das heißt, da kommt ja auch diese Doppelbelastung her, ja. Es trifft ja eben nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Pfleger, sei es zu Hause oder im Krankenhaus. Und das ist ja Enormes was da geleistet wird, und im Grunde genommen haben die Gesundheitssysteme ja, oder die Vertreter auch große Sorge, ob wir das halt auch finanziell und personell irgendwie stemmen können was da auf uns zurollt.
Julia:
Ja, verständlich. Ich meine jeder der, ich weiß nicht entweder in der Familie vielleicht so was schon mal erlebt hat oder im nahen Bekanntenkreis, weiß wie belastend so etwas ist und dass das teilweise, auch wenn es natürlich vielleicht die Mutter oder der Vater oder eben nahe Angehörige sind, das teilweise schon auch die Familie wirklich an ihre Grenzen bringt.
Ulrike:
Absolut, absolut ja.
Julia:
Also das ist wirklich eine Riesenbelastung und das betrifft eben sozusagen nicht „nur“ die Person die jetzt davon betroffen ist direkt, sondern natürlich auch die ganze Familie, und das eben über Jahre vielleicht sogar.
Ulrike:
Vielleicht Jahrzehnte. Also wir haben auch im weiteren Bekanntenkreis Fälle. Die Leute sind wirklich viele viele Jahre krank und es wird ja immer schlimmer und immer beschwerlicher. Es ist auch ein bürokratischer Krieg. Für jede kleine Unterstützung müssen unendlich viele Papiere ausgefüllt werden. Es muss gestritten werden mit den Institutionen. Also das ist eben insgesamt keine erfreuliche Aussicht und das war so auch der Anlass. Nachdem sich die Hinweise gemehrt haben, dass tatsächlich Lebensstil, Lebensweise ganz viel auch mit dem Alzheimer-Risiko zu tun hat, haben wir dann irgendwann – also Peter Heilmeyer ist ja Arzt, Internist – und haben wir dann irgendwann gesagt, so jetzt haben wir eigentlich genug Indizien zusammen und Kenntnisse zusammen, Hinweise zusammen, dass man es auch wagen kann, so ein Buch zu schreiben. Man bewegt sich natürlich auch ein bisschen auf glattem Eis, weil das ja eine große Hoffnung auch ist, wenn man sagt, man kann über Lifestyle, über Lebensstil und insbesondere über Ernährung ja einiges tun. Vielleicht sage ich das auch vorweg: Wir machen hier natürlich keine seltsamen Heilsversprechen, sondern wir haben zusammengetragen was es an Evidenz gibt. Es gibt sehr sehr viele Risikofaktoren die sich mit anderen Erkrankungen überschneiden und von denen wir schon wissen, dass wir sie über Ernährung und Lebensstil günstig beeinflussen können. Und was uns eben sehr optimistisch gestimmt hat, sind neue Erkenntnisse aus den USA, wo verschiedene Systeme angewendet werden. In Deutschland beginnt das jetzt auch sehr zaghaft, aber wo tatsächlich die ersten Leute zurückgeholt wurden – natürlich nur ganz am Anfang der Erkrankung. Also ich sage ja immer, eine Hirnzelle die tot ist, die können wir natürlich nicht mehr lebendig machen. Das heißt, dort wo Hirnschäden schon weit fortgeschritten sind, kann man nicht mehr viel machen. Aber ich sage es mal auch ein bisschen flapsig, man hat doch den Eindruck, dass manche Hirnzellen zu Beginn nur schlafen, und die kann man wieder aufwecken.
Julia:
Wiederbeleben.
Ulrike:
Wieder beleben sozusagen, genau.
Julia:
Bevor wir uns jetzt eben genauer bissel anschauen – was sind denn so die Risikofaktoren und wie kann man die dann vielleicht mit Lebensstilintervention, mit Ernährung oder sonstigen Sachen beeinflussen? Was versteht man eigentlich unter Demenz/Alzheimer? Das wird ja teilweise so im Sprachgebrauch auch oft verwechselt, vielleicht auch gleich verwendet. Aber es sind ja doch zwei unterschiedliche Sachen.
#Risikofaktoren und deren Beeinflussung
Die Begriffe Demenz und Alzheimer
Ulrike:
Ja, also die große Überschrift ist im Grunde Demenz. Demenz bedeutet ja, dass Hirnfunktionen ausfallen, dass kognitive Fähigkeiten wegfallen. Und es gibt natürlich eine ganze Fülle an demenziellen Erkrankungen – so nennt man das glaube ich. Und es gibt auch ganz viele Ursachen. Also man kann durch, weiß ich Schläge auf den Kopf – wir denken an die Boxer, an den Kinofilm neulich mit der Football League, Infektionen, Vergiftungen, Alkoholabusus, Alter. Es gibt ganz ganz viele Gründe und Risikofaktoren für eine Demenz - das mal vorweg geschickt. Die Alzheimer-Erkankung wird als die häufigste Demenz angegeben. Etwa 2/3 der Demenzformen sagt man sind Alzheimer. Wobei man auch dazu sagen muss, aber das wäre eine abendfüllende Diskussion, ich will das nur erwähnt haben, dass eine Alzheimer-Diagnose ist immer auch ein bisschen geschätzt und geraten, weil eigentlich könnte man es erst definitiv nach einer Obduktion sehen, ob es tatsächlich Alzheimer war. Nur dann ist es ja für den Betroffenen auch zu spät. Insofern ist das eine akademische Diskussion. Aber jedenfalls ist z. B. typisch für Alzheimer-Patienten, dass die ersten Störungen so im Gedächtnis anfangen. Ja und das hängt damit zusammen, dass eine bestimmte Region im Gehirn, der Hippocampus – oder auf deutsch „Seepferdchen“, wir haben zwei so Seepferdchen im Kopf – dass diese Region zunächst Schaden nimmt, und das ist eben ein Hirnbereich, wo das Kurzzeitgedächtnis sitzt. Und darüber lässt sich auch erklären, dass oft Dinge zuerst vergessen werden, die in der jüngeren Zukunft waren. Man wundert sich ja immer, dass die Patienten oft noch vom Krieg erzählen können, ja oder ganz früh zurückliegend, weiß ich als die Kinder klein waren, aber das was gestern oder gerade eben passiert ist, fällt ihnen nicht mehr ein. Das erklärt sich aber über diesen Hippocampus, der eben gerade bei Alzheimer oft zuerst betroffen ist. Bei anderen Demenzformen sind andere Hirnstrukturen betroffen. Also es gibt da große Unterschiede, aber so wie es aussieht, oder so wie es im Moment die Mediziner uns erklären, ist die Alzheimer-Demenz die häufigste mit etwa 2/3 der Fälle. Und dann gibt es noch eine Form die ungefähr ¼ ausmacht. Das ist die so genannte vaskuläre Demenz und das heißt, vaskulär bedeutet, die Gefäße sind geschädigt. Und wenn wir uns vorstellen, dass unser Hirn ja ein sehr aktives Organ ist, das sehr viel Energie verbraucht und sehr viele Nährstoffe benötigt. Und die Nährstoffe werden natürlich mit den Blutgefäßen dorthin transportiert. Und wenn die Blutgefäße kaputt sind, nicht mehr elastisch sind, verstopft sind, verkalkt sind, dann kann man sich vorstellen, dass auch die Hirnfunktion nachlässt. Da haben wir auch die erste Gruppe von Risikofaktoren. Alles was unseren Gefäßen schadet, schadet eben nicht nur dem Herzen oder macht Bluthochdruck, sondern kann auch dem Gehirn schaden. In etlichen Fällen gibt es auch Überschneidungen. Dann sind die Gefäße nicht in Ordnung und es kommen andere Risiken hinzu. Das heißt, Gefäßgesundheit ist ja was, Sport, gesunde Ernährung, Blutdruck senken - da ist man schon bei der Gefäßgesundheit. Das würde auch dem Hirn zugutekommen. Aber wir wissen, oder wir sehen zunehmend aus Beobachtungsstudien, dass z. B. Menschen die sich wenig bewegen ein erhöhtes Demenzrisiko haben. Menschen die insulinresistent sind haben ein erhöhtes Demenzrisiko und sie müssen nicht an Diabetes erkrankt sein. Das fand ich z. B. sehr spannend. Wir wissen, dass manche Infektionen das Diabetesrisiko erhöhen, dass Schwermetalle wichtig sein können. Aber wenn ich es mal ein bisschen runter breche, was auch für die Ernährung dann wieder interessant ist, so war für uns das offensichtlichste im Grunde genommen die Insulinresistenz und die Gefäßgesundheit. Noch etwas ganz wichtiges, was uns aufgefallen ist: Man findet sehr sehr früh, bevor irgendwelche Symptome auftauchen, findet man mit Bild gebenden Verfahren – man kann ja heute sozusagen die Hirnaktivität sichtbar machen mit PET-Scans z. B. – kann man sehen, dass schon bevor irgendwelche Symptome kommen bei Risikopatienten die jetzt eben z. B. Gefäßprobleme haben, die z. B. insulinresistent sind, die sehr alt sind, die in der mütterlichen Linie Demenz in der Familie hatten, was erhöhtes Risiko ist, die bestimmte Genmutationen haben, das erhöht das Risiko. Bei diesen Menschen sieht man, dass schon 10 – 15 Jahre bevor irgendetwas auffällig ist, die Energieversorgung des Gehirns leicht gestört ist, also sozusagen an der einen oder anderen Stelle der Stecker gezogen ist. Man kann sich vorstellen, unser Gehirn braucht sehr viel Energie, es macht etwa 2 % des Körpergewichts aus und es verschlingt etwa ¼ der Energie die wir in Ruhe verbrauchen. Da sieht man mal so diese Diskrepanz. Und wenn ein so Energie zehrendes Organ Schwierigkeiten im Energienachschub hat, dann kann man sich vorstellen, dass das über die Jahre und Jahrzehnte dann krank macht. Also das waren so für uns die Knackpunkte. Es gibt lange Listen von Risikofaktoren, aber das waren so die Knackpunkte. Und kommt natürlich unser moderner Lebensstil dazu, wie gesagt Bewegungsmangel, Stress, oxidativer Stress, das falsche Licht, zu wenig Schlaf – name the thing! Also vieles was uns anderswo auch krank macht kann auch dem Hirn schaden. Und das ist noch ein Punkt, der uns im Buch ganz wichtig war. Viele sehen ja so Alzheimer oder eine Demenz als eine isolierte Erkrankung des Gehirns an. Und das ist genau wie beim Krebs eigentlich Quatsch. Ganz selten ist der Mensch insgesamt gesund, nur sein Hirn gibt den Löffel langsam ab, oder lässt das Licht langsam ausgehen. Sondern oft findet man eben an vielen anderen Stellen auch Probleme, seien es Entzündungen oder - es gibt einen amerikanischen Augenarzt, der darauf hinweist, dass wenn man im Augenhintergrund schon Probleme mit den Nerven erkennen kann oder mit den Blutgefäßen, dass man dann davon ausgehen kann, dass auch im Gehirn etwas nicht stimmt. Also wir könnten auch die Früherkennung deutlich verbessern.
Julia:
Ja, das weißt ja auch wieder bissel auch auf die vaskuläre Seite hin. Wenn schon die Blutgefäße, ich meine wenn man eben im Augenhintergrund da Probleme mit Blutgefäßen erkennt, ist das ja nur exemplarisch dafür, wie es wahrscheinlich im Rest des Körpers auch ausschaut.
Ulrike:
Genau.
Julia:
Und gerade alles was ums Auge herum ist hat ja sehr nahe Beziehungen zum Gehirn.
Ulrike:
Zum Gehirn, ja. Man kann ja das Auge so als Ausstülpung des Gehirns sehen. Wir haben hier auch ganz viel DHA, diese Fischfettsäure die sehr oxidationsempfindlich ist und auch das gleiche Nervensystem. Also mir hat es in einem der Bücher, die ich für die Recherche verwendet habe, der Spruch sehr gut gefallen: Wir haben nur ein Nervensystem und nur einen Blutkreislauf und alles hängt zusammen. Deswegen kann man nicht sagen, jetzt ist nur das Hirn krank oder nur das Auge. Es sind dann eben oft Stoffwechselstörungen. Und nur so können wir ja eigentlich auch erklären, warum bestimmte Ernährungsmaßnahmen oder gesunder Schlaf, oder Ketonkörper – werden wir auch drauf kommen – warum die auch bei so vielen Erkrankungen hilfreich sein können, weil das klingt ja nach Woodoo, wenn wir halt sagen, ich weiß nicht, das ist günstig für den Krebspatienten, für den Diabetiker, für den der abnehmen will und auch der, der sein Hirn schützen will - der denkt, na ja ok, jetzt sind wir hier in der Abteilung Wunderheilung.
Julia:
Genau!
Ulrike:
Aber das Entscheidende ist ja, dass wir uns hier im Grunde auf ganz grundlegenden Stoffwechselvorgängen der Zelle - die Energiegewinnung ist einfach grundlegend fürs Leben auch jeder Zelle wichtig – dass wir uns auf der Basis eigentlich aller Stoffwechselaktivität befinden. Und deswegen kann es auch so viele Auswirkungen haben natürlich dann.
Julia:
Ja, eben, und vor allem, wenn eben die eigentliche Ursache all dieser Sachen die du angesprochen hast womöglich eine ähnliche ist, ja also Fehlregulationen des Stoffwechsels z. B., dann macht’s ja auch wieder Sinn, warum die gleiche Intervention bei diesen scheinbar unterschiedlichen Erkrankungen so positive Ergebnisse zeigt.
Ulrike:
Genau.
Julia:
Jetzt ist es ja so, dass momentan wenn man jetzt die Diagnose Alzheimer, Demenz oder so etwas bekommt, ist das ja praktisch gefühlt das Todesurteil sozusagen und man hat das Gefühl, ja da kann man gar nichts machen, man ist praktisch hilflos ausgeliefert. Oder so wird es einem auf jeden Fall vermittelt in erster Linie. Kannst du ganz kurz sagen, wie würde jetzt momentan die Standardtherapie ausschauen? Ich meine wird da überhaupt…..
Der momentane Stand der Alzheimer Therapie
Ulrike:
Also, im Grunde genommen steht auch überall noch zu lesen: Es ist eine unumkehrbare Hirnerkrankung. Das ist ja sehr fatalistisch, ist es auch. Und tatsächlich hat die Medizin auch fast nichts zu bieten. Es gibt ganz wenige zugelassene Medikamente, die bestenfalls Dinge etwas aufschieben. Also ich rede jetzt nicht davon, dass man natürlich den Bluthochdruck behandeln kann mit Lifestyle, mit Medikamenten, dass man für die Gefäßgesundheit was machen kann. Das ist klar. Und deswegen glaube ich gehen auch die Zahlen, steigen auch die Zahlen nicht so stark, weil die Medizin in dem Bereich schon einiges bewirken kann. Aber wenn die Diagnose gestellt ist und dann gibt’s eigentlich fast gar nichts. Wie gesagt, 2 – 3 Medikamente und es werden Unmengen an Geldern in den Sand gesetzt sage ich mal, weil auch immer wieder daran geforscht wird, wie man diese Ablagerungen – es gibt ja diese Amyloidablagerungen und solche Fibrillen, die man in einem Alzheimer-Hirn findet. Das sind typische Anzeichen, also spezielle Strukturen, die da eigentlich nicht hingehören. Und mein Eindruck ist, dass immer daran geforscht wird, wie man diese Ablagerungen wegkriegt, oder wenn sie schon mal da sind, oder wie man sie verhindert. Und da wird ein ums andere Mal werden die Millionen in den Sand gesetzt. Und Peter Heilmeyer und mich erinnert das so ein bisschen an die Cholesteringeschichte, wo man auch immer versucht, das Cholesterin aus den Plugs oder in den Plugs zu verhindern. Aber das ist ja eine Reaktion des Körpers auf etwas. Und wenn man dann anfängt zu recherchieren, dann stellt man fest, dass das Amyloid – das ist also ein Protein – dass das ganz viele Aufgaben auch im Gehirn hat, dass das überall im Körper vorkommt. Und wenn es aber eben falsch gespalten wird, wenn es nicht mehr abtransportiert werden kann, weiß ich weil man insulinresistent ist, wenn also was in diesem ganzen Amyloidstoffwechsel schiefläuft oder wenn der oxidative Stress zu hoch ist, wenn zu viele Schadstoffe, schädliche Stoffe da sind, dann kann sich eben dieses Amyloid anhäufen. Jetzt kann man sich glaube ich ganz gut vorstellen, dass Medikamente, die immer nur an diesen Symptomen rumdoktern, auch wenig Aussicht auf Erfolg haben. Ich glaube, so allmählich findet da ein bisschen Umdenken auch statt in der Medizin. Aber große Erfolge sind bisher noch nicht zu verzeichnen. Und das spricht natürlich wiederum für die Lebensstil-Intervention, wenn da jetzt tatsächlich auch erste Erfolge – es sind zwar erst Fallstudien, also wir haben noch keine großen Studien. Aber wir haben jetzt mehrere hundert Fallbeschreibungen, die zeigen, dass man tatsächlich etwas tun kann.
Julia:
Ja, der Vergleich mit dem Cholesterin glaube ich ist wirklich sehr gut, weil das sehr sehr ähnlich vom….
Ulrike:
Von der Denke her
Julia:
...von der Denkweise her ist, ja genau. Ich meine du hast das ja schon gesagt. Es gibt eben viele Risikofaktoren, aber für viele ist der einzige Faktor der immer zählt: Ja, meine Oma hat das schon gehabt oder meine Mama, oder meine Tante oder mein Onkel, was auch immer, also immer nur dieser familiäre Aspekt. Das heißt, ich bin verdammt dazu an Demenz und Alzheimer zu erkranken, ja so fatalistisch ein wenig.
Ist Demenz in der Familie ein unausweichliches Schicksal?
Ulrike:
Genau. Also das wäre vielleicht die erste frohe Botschaft, dass man sagt, es gibt eigentlich nur, also von der Genetik her gibt’s einmal Mutationen in den sog. Präsenilin-Genen. Die sind tatsächlich eine genetische Ursache. Das kann jeder haben, bekommen, die das Alzheimer-Risiko sehr deutlich erhöhen. Aber natürlich kriegen auch diese Leute das nicht zu 100 %. Aber sie kriegen es zu einem höheren Prozentsatz und auch früher. Die erkranken oft schon in der 5. Lebensdekade. Normalerweise sagt man ja, weiß ich, über 70 oder 80 dann fängt das an. Und dann gibt’s genetische Besonderheiten. Es gibt spezielle Cholesterintransporter, Moleküle. Da gibt’s verschiedene Varianten und das vererbt sich natürlich auch. Und wir wissen auch tatsächlich, dass in der mütterlichen Linie, wenn da Alzheimer oder Demenz war, dass es dann auch das Risiko für die Nachkommen erhöht. Auch hier heißt es aber natürlich nicht, dass man mit 100 %iger Wahrscheinlichkeit erkrankt, aber man hat eine höhere Wahrscheinlichkeit als jemand, in dessen Familie die Krankheit noch nicht aufgetreten ist. Aber, selbst wenn ich da eine gewisse Vorbelastung habe - und das ist wieder die frohe Botschaft – dann kann ich mit gewissen Lebensstilfaktoren, gesunder Schlaf, richtiges Licht, gesunde Ernährung, bestimmte Fette, bestimmte Lebensmittel, auch Fastenzeiten, kann ich dafür sorgen, dass mein Risiko auch wieder sinkt. Und ich meine wir reden bei Ernährung und Lebensstilmaßnahmen sowieso nie über 0 oder 100 %, sondern es geht ja immer um erhöhte oder verminderte Wahrscheinlichkeiten. Nur wenn man das mit ganz einfachen Maßnahmen wirklich die Wahrscheinlichkeit verringern kann, dann denke ich ist es ja, wäre das auszuprobieren, ja. Man weiß tatsächlich, dass z. B. bei Menschen, die das in der Familie, gerade in der mütterlichen Linie hatten – was übrigens für die Mitochondrien spricht in der Zelle, das sind die kleinen Zellkraftwerke, die von der Mutter auf die Kinder übertragen werden, die für die Energiegewinnung zuständig sind – also diese besondere Belastung durch die mütterliche Linie zeigt auch wieder, dass wir hier ganz viel mit Energiegewinnung, mit dem Energiestoffwechsel zu tun haben. Bei diesen Menschen sieht man das z. B. auch sehr früh. 20 Jahre bevor es Symptome gibt haben die schon eine Unterversorgung.
Julia:
Ja Wahnsinn.
Ulrike:
Also schon Beeinträchtigungen – so muss ich es sagen – Beeinträchtigungen in der Energieversorgung. Und das bedeutet eben bei der heutigen normalen Lebensweise, dass die Zuckerverwertung gestört ist der Gehirnzellen.
Julia:
Ich meine du hast jetzt ein paar mal sozusagen das Schlagwort gebracht ja gesunde Ernährung. In Bezug auf Gehirngesundheit und natürlich du hast auch Insulinresistenz erwähnt: Was bedeutet gesunde Ernährung für das Gehirn, welche Rolle spielt da die Insulinresistenz?
#Gehirngesundheit und gesunde Ernährung
Insulinresistenz
Ulrike:
Ich fange mal mit der Insulinresistenz an. Also wir sprechen ja von einem ganz wichtigen Hormon das eben im Kohlenhydratstoffwechsel eine Rolle spielt. Insulin sorgt ja dafür, dass viele Zellen den Zucker erst nutzen können der in unserem Blut unterwegs ist und der ja da auch sein muss in geringer Menge. Wir denken bei Insulinresistenz, also wenn das Hormon nicht mehr wirkt, dann wissen wir ja kommt der Fettstoffwechsel durcheinander, wie Gewichtszunahme usw., alle diese Geschichten die passieren können bei Menschen die insulinresistent sind. Die werden auch früher oder später zum Diabetiker. Das heißt das Insulin wirkt nicht mehr richtig. Der Stoffwechsel kommt durcheinander, und dann ist eben eine eher fett-/ eiweißbetonte Ernährung viel günstiger, weil die Zuckerverwertung ja nicht mehr stimmt und weil auch oft viel zu viel Zucker im System ist. Jetzt muss man dazu wissen, dass auch ein Gehirn insulinresistent werden kann. Und dann müssen wir aufpassen, dass wir nicht in die Falle tappen und denken, im Gehirn ist das Insulin dafür verantwortlich, dass die Neuronen, also die Hirnzellen die für die Signalweiterleitung verantwortlich sind, dass die jetzt Insulin bräuchten, um Zucker aufzunehmen. Das wäre eine doofe Sache, wenn das im Gehirn so wäre. Dann würde da glaube ich öfter mal ein Blackout passieren. Das stellt sicher, dass es so gut wie möglich mit Zucker versorgt wird. Das heißt, für die eigentliche Zuckeraufnahme brauchen die Neuronen gar kein Insulin in der Regel. Es gibt ein paar Zellen die das auch brauchen. Aber wir machen es jetzt mal ganz einfach, braucht nicht. Aber das Insulin hat ganz viele verschiedene wichtige Aufgaben im Gehirn. Zum Beispiel wirkt es im Gehirn als Sättigungshormon. Jetzt haben wir ja ganz oft schon gehört, Insulin ist ein Masthormon und fördert Hunger, tirili und was nicht alles. Das ist auch richtig, wenn zu viel im System ist. Nur wenn wir zu viel Insulin im Blut haben – und jetzt wird’s spannend – kommt im Hirn zu wenig an. Das heißt, zu viel Insulin im Blutkreislauf im Körper außerhalb des Gehirns bedeutet in der Regel zu wenig Insulin im Gehirn. Also hier müssen wir quasi ganz umdenken. Und wenn wir zu wenig Insulin im Gehirn haben, dann ist z. B. das Gedächtnis beeinträchtigt, das Lernen beeinträchtigt, die Konsolidierung von Gedächtnisgeschichten. Also die Sättigung kann beeinträchtigt sein. Also wir haben im Hirn ganz andere Aufgaben fürs Insulin. Und wir haben dann wenn jemand insulinresistent ist, also wenn er sich falsch ernährt, übergewichtig ist, zu viel Insulin im Blut hat, haben wir meistens zu wenig Insulin im Gehirn. Jetzt gibt es natürlich Leute die sagen, gut, dann pfeif ich mir noch ein bisschen was rein. Man kann Insulin inhalieren z. B. durch die Nase. Das hat man auch ausprobiert – ja, doch. Daran wird geforscht und das Gute ist eben oder das Einfache, man müsste es nicht spritzen, sondern es würde eben durch die Nase kann man es direkt ins Gehirn, deswegen kann man ja auch schnüffeln, ja. Schlechte Droge, aber wirkt, geht durch. Aber das hat im Grunde auch die Hoffnungen nicht erfüllt. Es bewirkt ein bisschen was, aber meistens nur vorübergehend und auch nicht bei allen. Also es scheint doch nicht der Königsweg zu sein. So, wie kriegt jetzt die Hirnzelle, wie kriegt die genug Zucker. Die eigentliche Frage ist eigentlich – braucht die so viel Zucker? Bei unserer normalen üblichen Ernährung wo wir so viel Kohlenhydrate essen läuft unser Hirn mit Zucker. Das ist der Normalfall heute, war aber nicht immer so, bzw. wir müssen immer bedenken, dass unser Hirn flexibel ist und auch flexibel sein muss. Wenn man so ein empfindliches Ding da oben in der Schädelkalotte hat, dann kann man das nicht mit einem Brennstoff versorgen. Bei jeder leichten Unterzuckerung würden wir ja umkippen, bzw. bei jeder Hungerphase die es früher immer gegeben hat. Bei jeder Fastenkur würden wir umkippen, wenn unser Hirn nicht in der Lage wäre eben auch andere Energieträger zu nutzen. Die Fette selber, so wie das z. B. Muskelzellen können, sind dafür nicht so gut geeignet. Erstens gehen sie nicht schnell genug durch die Blut-Hirnschranke. Ein paar kommen durch, aber das ist nicht so die Masse wie es dann vom Muskel verwertet werden kann als Energieträger. Und deswegen hat die gütige Natur den Umweg über die Ketonkörper gebaut. Das heißt, wenn wir nicht essen, wenn wir fasten, so wie das immer in unserer Evolution war und wie das auch früher war – man hat eben nicht 17 Stunden am Tag gemümmelt und genascht und geschnuckelt, wie man hier in Hessen sagt, sondern hatte längere Nahrungspausen – dann wird eben Körperfett abgebaut. Und bei einem Teil dieser Fette wird der Fettabbau an einer Stelle unterbrochen. Dann werden Ketone gebildet und diese Ketone die können genauso leicht wie Zucker ins Gehirn gelangen. Die Leber gibt die ab, also sie baut sie aber nutzt sie nicht selber - das ist ja auch clever eingerichtet - werden ins Blut abgegeben. Und die können genauso gut und genauso leicht ins Gehirn gelangen wie Zucker. Sie werden genauso prima zur Energieversorgung hergenommen. Und jetzt kommt’s aber: Wenn die Zuckerversorgung schon gestört ist – warum auch immer, ich glaube man weiß es nicht ganz genau. Kann sein, dass zu wenig Zucker ins Gehirn gelangt, kann sein, dass die Zellmembranen der Hirnzellen nicht mehr richtig funktionieren, dass die Signalkaskaden nicht stimmen. Also es gibt ganz viele Möglichkeiten, warum so eine Hirnzelle nicht mehr genug Zucker aufnehmen kann. Aber sie kann sehr lange noch Ketone aufnehmen, also sowohl bei gesunden aber jungen Menschen, auch bei alten Menschen - das hat man messen können – kann das Gehirn eben auch Ketonkörper aufnehmen und sogar auch bei beginnender Demenz. Auch hier wieder: Wenn die Hirnzellen schon zu weit geschädigt sind, wenn die Mitochondrien schon kaputt sind, geht es nicht mehr, weil für die Ketonkörperverwendung braucht die Zelle Mitochondrien. Aber am Anfang einer Schädigung oder wenn die Zellen noch schlafen, wenn sie sozusagen ihre Mitochondrien nur runtergefahren haben, aber wenn die nicht kaputt sind, um mal so ein bisschen ganz einfach bildlich das zu sprechen, dann können eben Ketonkörper ganz hilfreich sein, auch kurzkettige Fettsäuren. Die eine oder andere flutscht auch durch und kann sogar im Gehirn dann zu Ketonkörpern umgebaut werden. Die Astrozyten, die Neuronentankstellen die können das. Die versorgen ihre Kollegen. Das heißt wir haben einen alternativen Brennstoff ja, wo der Zucker nicht mehr verwertet werden kann. Wo er nicht hinkommt oder einfach die Mechanik nicht mehr stimmt, kann das Keton rein, kann der Ketonkörper rein. Dann ist die Energieversorgung wieder glatt gezogen. Und Stephen Conain aus Kanada der hat so ein schönes Bild entwickelt. Also der sagt, das Hirn zieht Zucker nach Bedarf. Ja, also wenn irgendwo die Innenaktivität steigt und es wird mehr Energie benötigt, dann zieht das Hirn normalerweise mehr Zucker aus dem Blut. Aber wenn das nicht geht, sei es, dass die Blut-/Hirnschranke kaputt ist oder das irgendwelche Transporter nicht funktionieren, dann kommt halt nicht genug Zucker an. Aber wenn Ketonkörper im Blut da sind, die gehen durch, weil die werden vom Blut ins Hirn geschoben. Das ist ein ganz anderer Weg. Ja, also die gehen flutsch rein. Und rein theoretisch könnte man bis zu 70 % des Energiebedarfs des Gehirns über Ketonkörper decken. Also nicht alles, wir brauchen immer auch ein bisschen Zucker. Insofern ist es schon richtig, dass auch Zucker benötigt wird. Aber eben nicht in dieser Masse. Und dann wird es noch viel spannender, weil die Ketone, sagen wir mal das Beta-Hydroxybutyrat als wichtigster Ketonkörper, der kann noch viel mehr als Energie liefern. Und das macht die Sache so wahnsinnig spannend. Also ich weiß ja immer nicht, ob das normal ist, dass man über solche Moleküle, oder von Molekülen so begeistert sein kann. Aber wenn ich das alles lese, bin ich hin und weg, weil ich finde auch, das hat die Natur, die Schöpfung, die Evolution – wie auch immer – so wunderbar eingerichtet, dass das alles so ineinander greift und sich ersetzen kann. Es ist halt so, dass Ketone – zumindest das Beta-Hydroxybutyrat - auch entzündungshemmend wirken. Ganz oft haben wir eine Entzündungskomponente bei einer Alzheimer-Erkrankung, nicht bei allen aber bei den meisten. Dieser Ketonkörper kann einen Teil der Insulinwirkung übernehmen, ja, für Gedächtnisbildung usw. Das Beta-Hydroxybutyrat kann im Hippocampus, da in diesem Gedächtnis, Seepferdchen da, trallala, wo das alles stattfindet, kann es dafür sorgen, dass neue Neuronen gebildet werden. Ja, es sorgt dafür, dass der brain derived neurotrophic factor – das ist wieder so ein englisches Wort, BDNF – dass der gebildet wird. Das heißt, da können neue Zellen entstehen. Wir brauchen ja für die Gedächtnisbildung neue Verknüpfungen, neue Zellen. Und es gibt ganz wenige Hirnregionen, wo überhaupt neue Zellen bei Erwachsenen gebildet werden können. Und das ist im Hippocampus. Und da können die Ketonkörper das anstoßen. Sie wirken antioxidativ. Das heißt, wir haben hier nicht nur ein Energiesubstrat, was noch viel länger durchgeht, auch wenn der Zucker schon nicht mehr durchgeht oder nur noch teilweise. Sondern wir haben einen wunderbaren Schutzstoff, der eben auch einen Teil der fehlenden Insulinwirkung abdeckt, der für Neubildung, der Mitochondrienbildung anregen kann. Also ein ganzer Blumenstrauß an tollen Funktionen, und das ist einfach Klasse. Und deswegen sind die Ketone so wichtig.
Julia:
Ja, das ist auch was, was mich, also warum mich die ketogene Ernährung oder Ketone und das alles so wahnsinnig fasziniert, weil es einfach unglaublich ist, welche Signalmoleküle das eigentlich sind und was die alles machen.
Ulrike:
Und so kleine Biester, ne. Die sind so ganz einfach, so ganz kleine Sachen.
Julia:
Alles was perfekt ist, das ist einfach unglaublich was die Dinger können, ja.
Ulrike:
Ich brauch mal grad ein bisschen hell hier; bisschen dunkel irgendwie. Es wird auch gerade dunkel.
Julia:
Ist dir das Licht ausgegangen?
Ulrike:
Nein, ich hoffe, dass es noch nicht so schnell ausgeht! Das war übrigens ein Satz von Melanie Newport. Die hat ja so ein bisschen auch Ketone und Kokosöl und diese Geschichten bekannt gemacht in der Behandlung. Das war übrigens ein Satz ihres Mannes. Der hat gesagt, nachdem die das ausprobiert haben: Das Licht in meinem Kopf ist wieder da. Das finde ich so eindrucksvoll, wenn ein Betroffener das sagt. Und das Ende sagt ketogene Ernährung. Also für mich war schon auch wichtig, dass wir jetzt nicht alle Senioren auf eine ketogene Ernährung setzen müssen.
Julia:
Da würde es wohl eh viel leichter.
Ulrike:
Das wird ein bisschen schwierig glaube ich. Weil das spannende ist, man braucht gar nicht so viel. Also wir wissen ja aus der Behandlung von Epilepsie-kranken Kindern, dass wir da relativ viele Ketonkörper brauchen und auch eine relativ strenge Ernährung. Aber auch wieder die kanadische Arbeitsgruppe um Stephen Conain die haben eigentlich genaue Messungen gemacht. Es sind am Anfang nur 10, 15, 20 % die den Zellen an Energie fehlen. Und die kann man mit relativ geringen Ketonmengen schließen diese Energielücke. Das heißt, ich muss am Anfang gar keine strenge Ernährungsform machen. Und deswegen haben wir in unserem Buch, haben wir das auch LOGI+ genannt. Also die LOGI-Methode ist ja eine Form der kohlenhydratreduzierten Ernährung, aber relativ moderat. Das heißt, wir sagen eben weniger Stärke, weniger Zucker, um diese Blutzucker- und Insulinspitzen wegzunehmen, die ja auch dann zu Insulinresistenz führen können bzw. die das wieder, wenn man das weniger isst, eben zurücknimmt. Dann ganz viel Gemüse für die Schutzstoffe, da können wir noch drauf kommen, aber eben gesunde Fette, genug Eiweiß. Auch das Hirn braucht Eiweiß. Und mit Plus meinen wir Kokosöl. Das Kokosöl wird ja auch immer so ein bisschen entweder gehypt als Wundermittel oder es wird eben gesagt, das ist ganz gefährlich und macht wieder Herzinfarkt und schlag-mich-tot. Es wundert mich immer, dass solche Geschichten immer noch für Schlagzeilen sorgen können. Und wie so oft liegt die Wahrheit in der Mitte. Kokosöl hat wunderbare Eigenschaften, nämlich u. a. die, dass es auch dann die Ketonbildung etwas ankurbeln kann, wenn man jetzt keine strenge Ernährung macht. Ich würde jetzt natürlich nicht empfehlen, Fastfood und Kokosöl zu essen oder Junkfood und Kokosöl. Das macht ja irgendwie keinen Sinn. Aber zu einer moderat kohlenhydratreduzierten Ernährung, bisschen Kokosöl dazu geben, das ist sicherlich sinnvoll. Und das kann man auch nachmessen. Das ist ein milder Effekt. Und es gibt auch andere Möglichkeiten, um die Ketone zu erhöhen, z. B. mit MCT-Öl, die schneller wirken als Kokosöl. Kokosöl wirkt dafür etwas anhaltender. Und mit solchen Sachen kann man diese kleine Energielücke die am Anfang ist ganz gut schließen. Und was mir auch gut gefallen hat aus den Berichten aus Amerika, dass es eben auch sinnvoll ist wirklich mindestens über Nacht eine 12stündige, besser 14-/15stündige Nahrungskarenz einzuhalten, weil auch in dieser Zeit der Körper kleine Mengen Ketone bildet und die dann eben ihre günstigen Effekte ausüben können und – deswegen haben wir auch immer nebenbei, es ist zwar ein Ernährungsbuch, aber wir haben immer Schlaf und Licht und alles das mit erwähnt, weil es ja ineinander geht – in der Nacht und wenn wir gut schlafen und in der Dunkelheit wird eben auch repariert, werden eben auch ungünstige Stoffe aus dem Gehirn abtransportiert. Wir wissen ja heute, dass das Hirn auch so eine Art Lymphsystem hat und dass eben in der Nacht da geputzt und aufgeräumt wird und eben alles was da nichts verloren hat rauskommt, ja und dann über den Körper sozusagen entsorgt wird. Wobei das Hirn ja auch zum Körper gehört, aber du weißt was ich meine.
Julia:
Ja.
Ulrike:
Das heißt, das eben auch, dass wir auch mit dem bisschen regelmäßig essen bzw. auch mal ein paar Stunden nicht essen und am besten halt über Nacht, dass wir auch diese Prozesse unterstützen. Ja, das wir einmal die milde Ketonbildung haben und andererseits – ich sage es jetzt wieder flapsig – die Reinigungs- und Reparaturvorgänge im Hirn unterstützen können. Das ist natürlich am Anfang, wenn wir noch ganz halbwegs beieinander sind, reicht das wahrscheinlich. Je mehr man betroffen ist, desto strenger muss man natürlich sein. Und dann kann auch eine ketogene Ernährung sinnvoll sein.
Julia:
Ja, das ist auch so etwas eben was vielleicht auch wichtig ist, dass man, weil das was du ansprichst mit deinem LOGI+ oder einer ähnlichen Form der Ernährung, dass man einfach sagt, wenn ich die Insulinresistenz und diese vaskulären Schäden und freie-Radikale-Schäden z. B. als Basis nehme für die Progression der Erkrankung, dann kann ich natürlich sagen, gut wenn ich jetzt eine Ernährungsform wähle, die weniger Kohlenhydrate enthält und nährstoffdicht ist, gute Fette enthält, eben auch die ganzen Baustoffe nutzt oder bringt und natürlich die Radikalbelastung minimiert, dann ist das ja auch eine Art von Prävention.
Ulrike:
Ganz wichtig! Entzündungshemmend, viele Antioxidantien, hohe Nährstoffdichte. Wir dürfen nicht vergessen, dass unser Hirn ja nicht nur Energie braucht, sondern eben auch die richtigen Fette. Es braucht antioxidative Mikronährstoffe. Es baut natürlich einen Teil seiner Antioxidantien selber. Auch da helfen die Ketone mit. Aber es braucht dafür natürlich Mineralien. Es braucht Selen. In unserem Hirn ist relativ viel Vitamin C. Es baut sein Glutathion selbst, auch ein antioxidativer Stoff. Und dafür muss es natürlich auch Energie übrig haben, aber dafür braucht es auch die richtigen Baustoffe. Und deswegen ist genau was du sagst eine Ernährung die eben auf Grundnahrungsmitteln basiert, die sehr nährstoffdicht sind, auch tierisch und pflanzlich ist immer ideal, wenn man es kombiniert. Wer das eine oder andere weglässt, muss natürlich wieder, braucht wieder viel mehr knowhow, muss wieder viel mehr kombinieren. Aber eigentlich ist die Kombination dafür ideal, Lebensmittel aus dem Meer, ja, nicht nur Fisch, Meeresfrüchte, Seetang, Algen, ich weiß nicht was. Alles das was aus dem Meer kommt hat eine wunderbare Kombination. Also wir haben die für das Hirn wichtigen Fettsäuren wie DHA. Wir haben das Jod, was die Doppelbindungen schützt, was antioxidativ wirkt. Wir haben das Selen, was auch in die gleiche Richtung geht. Wir haben Vitamin D. Wir haben Vitamin B12. Also wir dürfen gerade die tierischen Lebensmittel nicht unterschätzen. Die bringen einen super Nährstoffmix mit. Und natürlich die Pflanzen, die eben wieder andere Vitamine und Mineralien mitbringen, die lösliche Ballaststoffe mitbringen, die die Darmflora gesund halten. Es gibt auch Erkenntnisse die zeigen, dass wahrscheinlich ein durchlässiger Darm auch die Blut-Hirnschranke schädigen kann. Das heißt auch hier wieder eine Verschränkung was unseren Darm gesund hält, trägt indirekt auch zur Hirngesundheit bei, weil es einfach dafür sorgt, dass die Schleimhäute, dass die Barrieren richtig funktionieren, dass keine Entzündungsstoffe, keine Krankheitserreger von einem zum anderen Ort gelangen. Und das zeigt eigentlich auch wie vielfältig und wie grundsätzlich Ernährung helfen kann.
Julia:
Ja, das wird ja leider immer ein bissel also runtergespielt, dass irgendwer von Bedeutung, dass eben Ernährung in irgendeiner Weise einen Beitrag dazu leisten könnte zur Gesunderhaltung bzw. auch in der Progression von Erkrankungen sich noch irgendwie mit einbringen kann. Und dann natürlich, dass sich das doch auch langsam glaube ich auch schon in der Wahrnehmung irgendwie rumspricht.
Ulrike:
Soll ich mal das große Licht anmachen?
Julia:
Ja mach mal an, mach.
Ulrike:
So, jetzt sieht man mich glaube ich wieder ein bisschen besser. Also ich bin noch kein Grufti. Guck mal, ich habe dir mein Neuron mitgebracht. Ich habe ein kleines Stoffneuron mit Axonen und Dendriten, das gibt’s in Stoffform. Leider gibt’s noch keine Astrozyten, das sind ja die – ich sag ja immer flapsig Neuronentankstellen – die nicht nur stützt, sondern auch Nährzellen für die Neuronen. Also die muss man gut behandeln die kleinen Jungs.
Julia:
Vielleicht noch ein paar Worte auch zum Thema Fett, weil eben du hast das angesprochen, gute Fette, DHA, EPA.
Ulrike:
Stopp! Veto! Man sagt immer DHA EPA. Im Gehirn ganz wichtig: DHA und Arachidonsäure, ja. Das sind eigentlich die beiden.
Julia:
Die böse Arachidonsäure.
Ulrike:
Die böse Arachidonsäure ganz wichtig fürs Gehirn. Es gibt sogar Hirnregionen, da ist mehr Arachidonsäure als DHA. Also das ist sehr unterschiedlich im Gehirn und das Hirn will gar nicht so viel EPA. Das ist auch wichtig, ist ja auch entzündungshemmend, aber im Gehirn wird mehr Arachidonsäure und DHA gebraucht, weil die dort eben verschiedene Funktionen ausüben. Natürlich muss das auch alles ausgewogen sein. Aber eigentlich versorgt sich das Gehirn aus der Peripherie. Und da wir in unserem Blut selten Arachidonsäuremangel haben, ist das kein Thema. Sondern wir haben eher ein Problem, dass nicht genug DHA da ist ja, weil wir nicht genug Fisch essen oder Algen oder was auch immer. Wobei die DHA ein zweischneidiges Schwert ist. Es ist also auch nicht so einfach, dass man sagen kann, ja wenn man älter wird ist zu wenig DHA da und dann kriegt man irgendwie, kriegt man eben dann Hirnstörungen. Es ist oft genug DHA da, aber sie ist – ich nehme wieder ein flapsiges Bild – sie ist ranzig geworden, defekt. Und dann kann sie natürlich ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen. Und daran wird wieder deutlich, oder das erklärt auch, warum wir in den epidemiologischen Studien sehen, dass Leute, die regelmäßig Fisch essen, ein geringeres Alzheimer-Risiko haben. Aber wenn ich Supplemente gebe, Fischöl-Supplemente, habe ich oft keinen Effekt. Manchmal bringt es was. Das kommt auch wieder ein bisschen auf die Dosierung und auf den Status an, auch der Menschen und auf den Krankheitsstand. Aber Fisch scheint besser zu sein. So, warum? Fisch bringt Eiweiß, Fisch bringt DHA, Fisch bringt auch Arachidonsäure. Das wird immer vergessen. Also wir haben ja die ganzen mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Fisch bringt Jod. Fisch bringt Vitamin D, Selen. Also wir haben hier einen perfekten Nährstoffmix, ja, noch ein bisschen Gemüse dabei, sozusagen für die Darmflora und dann haben wir ganz tolle Sachen. Also richtige Fette für das Gehirn bedeutet in erster Linie DHA und Arachidonsäure, wobei wir an Letzterer eben in der Regel keinen Mangel leiden und deswegen sprechen wir sehr viel von den Omega 3 Fettsäuren. Und die EPA wird natürlich auch gebraucht. Aber mehr eigentlich in anderen Körperteilen, und sie kommen ja zusammen meistens auch im Fisch und in Lebensmitteln vor. Insofern ist sie auch wichtig, aber im Gehirn spielt sie nicht ganz so die große Rolle wie die DHA.
Julia:
Es wird ja auch oft vergessen, dass das Gehirn ich glaube zu 70 % in der Trockenmasse aus Fett eigentlich besteht.
Ulrike:
Ziemlich viel und ziemlich viel Cholesterin.
Julia:
Genau, diese Anhangsfette, also man spricht immer nur über die Omega 3.
Ulrike:
Genau.
Julia:
Aber ich meine, das besteht ja nicht nur aus Omega 3 sondern auch aus wichtigen anderen Fetten.
Ulrike:
Das wäre eine Katastrophe!
Julia:
Das Cholesterin das müsste man rausnehmen.
Ulrike:
Das würde uns aus den Ohren rauslaufen, genau. Und wahrscheinlich wären wir gar nicht so alt geworden, zumindest ich nicht, weil du sprichst da einen ganz wichtigen Punkt an. Die ungesättigten Fettsäuren die sind exorbitant wichtig, gerade die DHA die in der Natur seit 600 Mio. Jahren für Signalübermittlung verwendet wird. Die ist extrem wichtig und extrem gut dafür geeignet. Aber sie hat eben auch eine Schattenseite. Sie ist extrem empfindlich. Sie hat 6 Doppelbindungen. Da kann es überall knallen und zischen. Und das heißt sie geht auch leicht kaputt. Und sie muss natürlich auch – die sitzt ja überwiegend in den Zellmembranen und wir sehen nachher an diesen Neuronen mit den langen Fortsätzen, da ist ja ganz viel Zellmembranmaterial, und die Zelle packt auch die DHA schon genau dahin wo sie gebraucht wird. Sie will sie z. B. nicht gern in der Mitochondrienmembran haben, weil da wird der ganze Sauerstoff verarbeitet. Das ist nicht so prickelnd. Da kann die leicht kaputt gehen. Aber wir brauchen sie für die Signalübermittlung. Das heißt, es muss genug da sein und das Hirn versucht die auch zu konservieren, aber wir müssen natürlich genug essen. Und wenn ganz viele Oxidations- und Entzündungsvorgänge im Körper sind, dann geht natürlich auch viel kaputt. Und deswegen ist auch der Nachschub schon wichtig. Das ist nicht unerheblich. Aber, ich sage ja immer so ein bisschen ketzerisch, es heißt ja immer in den Zellmembranen ist die Hälfte der Fettsäuren sind ungesättigt, und dann sage ich ja immer ganz ketzerisch, so, und was ist denn dann die andere Hälfte? Ja – gesättigt, genau! Das heißt, auch die gesättigten Fettsäuren und auch das Cholesterin spielen eine sehr sehr wichtige Rolle, aber eben auch Ketone, die ja auch aus allen Fetten, auch aus gesättigten Fetten, besonders aus mittelkettigen gebildet werden. Wir brauchen z. B. Fettabkömmlinge wie die Ketone auch, um die Myolinschicht um die Nervenzellen, also um den langen Fortsatz bei den Nervenzellen zu bilden. Der besteht aus ganz speziellen vielen gesättigten Fettsäuren und Ketone sind wichtig, auch um diese Fettsäuren aufzubauen. Und daran sehen wir auch, dass wir gar nicht nur über DHA reden, sondern dass es auch gesättigte Fettsäuren in allen möglichen Längen und Größen gibt, die für die Gehirnfunktion wichtig sind. Jetzt gibt es natürlich Leute die sagen, ja aber die gesättigten kann der Körper ja selber machen. Ja, aber nicht, wenn wir insulinresistent sind und fettarm essen und ich weiß nicht was alles, wenn der gesamte Stoffwechsel nicht funktioniert, wenn Entzündungen da sind usw. Das heißt, wir brauchen auch gesättigte Fettsäuren bzw. wir müssen uns auch gar nicht davor fürchten, wenn wir die Kohlenhydrate reduzieren, so wie wir das sonst ja auch immer sagen. Dann werden die Fette eben eher zur Energieversorgung und auch für die Bau- und Strukturmaßnahmen verwendet, wofür sie ja eigentlich auch da sind.
Julia:
Super. Was wären jetzt sozusagen, weil wir ja gerade jetzt bei den Lebensmitteln sind, was wäre deiner Meinung nach, oder deine TOP-3-Lebensmittel? Wie sind die absoluten Gehirnflitzer, die müssen unbedingt sein?
Die wichtigsten Gehirn-Lebensmittel, 46:36
Ulrike:
Also die müssen unbedingt sein. Na ja gut, also Fisch ist ganz klar. Ja, das hat sich glaube ich auch so ein bisschen rumgesprochen, also fetter Fisch hat sich auch rumgesprochen. Da kommt immer dann die Sache, ja, der hat aber auch Schadstoffe. Auch dazu gibt es schon Studien. Also einmal kann man natürlich gucken, dass man möglichst schadstoffarmen Fisch findet/bekommt. Aber man weiß auch, dass tatsächlich Menschen die regelmäßig Fisch essen durchaus auch mehr Quecksilber im Hirn haben. Aber sie haben eben auch mehr Omega 3. Sie haben mehr Selen, und sie haben weniger Demenz. Also es scheint wohl noch so zu sein, dass der Nutzen überwiegt und dass unser Fisch besser wird und die Meere sauberer, das denke ich immer sind politische Entscheidungen. Da müssen wir uns auf ganz anderer Ebene einsetzen, dass unsere Lebensmittel besser werden. Aber es ist aus meiner Sicht keine Lösung zu sagen, wir essen jetzt keinen Fisch mehr. Sonder wir müssen gucken, dass wir bessere Lebensmittel kriegen und uns dafür politisch einsetzen.
Julia:
Man muss ja auch überlegen: Was ist die Alternative, Ja, und ist die jetzt so viel besser? Ich meine, dann habe ich halt Glyphosat drin.
Ulrike:
Ja, ok. Gut, du hast gefragt die 3 wichtigsten. Also der Fisch steht sicherlich ganz oben, der Meeresfisch mit dem Jod noch dabei. Und dann an zweiter Stelle würde ich dann schon die pflanzlichen Lebensmittel, und ich würde eigentlich, ich würde Gemüse, Obst und Nüsse fast nebeneinander stellen. Die haben alle ihre Vorteile. Sie haben phenolische Substanzen, also sekundäre Pflanzenstoffe. Sie haben Ballaststoffe. Sie bringen das pflanzliche Eiweiß mit. Also sie haben eine Fülle an Schutzstoffen, die den Fisch oder andere tierische Lebensmittel optimal unterstützen. Ich glaube ein bisschen beim Beerenobst haben wir natürlich den Vorteil, dass nicht so viel Zucker drin ist und dass sie ballaststoffreich sind. Aber ich glaube, dass die Empfehlung zu Beerenobst auch ein bisschen daher rührt, dass das Beerenobst eigentlich auch am besten untersucht ist. Es ist ja immer auch die Frage wo haben wir Daten. Und ja, es gibt ein bisschen was zu Zitrusfrüchten. Es gibt sehr viel zu Blaubeeren. Es gibt ein bisschen was zu Cranberries oder Granatapfel. Aber weiß ich nicht, wenn wir jetzt ich sage mal Feigen und Äpfel und Nektarinen untersuchen, kommt vielleicht auch was dabei heraus. Also ich will jetzt gar nicht sagen es ist nur das Beerenobst. Aber das hat natürlich eine Fülle an Schutz- und Wirkstoffen und ist sehr gut zu verwenden. Gemüse haben wir ja schon gesagt. Nüsse ganz interessanterweise eben auch mit vielen interessanten Fetten, Eiweiß, Ballaststoffe. Also auch eine tolle Kombination. Aber Nüsse sind natürlich immer eher Snacks. Also wir wollen ja jetzt nicht, dass die Leute kiloweise Nüsse essen. Aber die kann man ruhig auch genießen. Das wären so meine TOP und natürlich ergänze ich Kokosöl.
Julia:
Natürlich!
Ulrike:
Weil das Kokosöl einfach selbst, wenn ich jetzt mich nicht so perfekt ketogen ernähre oder nicht so Top LOGI mich ernähre, aber es bringt eben doch einen kleinen Zusatzeffekt durch die milde Ketonbildung. Ich glaube, dass gerade wenn das schon darum geht, wie kann ich auch alte Leute motivieren – das Kokosöl bringt ja auch so eine leichte Süße von Natur aus mit und man weiß ja, dass oft die Leute dann auch auf Süßes stehen. Dann ist das vielleicht auch eine Möglichkeit, ein gutes Fett eben in Süßspeisen einzuarbeiten oder auch einen Teil der Süße dadurch einzusparen. Ich kann ja auch mit Kokosflocken arbeiten. Ich kann Kokosnuss essen. Also ich muss ja nicht nur das Öl nehmen, sondern ich kann ja auch andere Kokosprodukte verwenden und da habe ich ganz vielseitige.
Julia:
Jetzt weiß man natürlich auf der einen Seite halt glücklich, wenn man jemanden älteren betreut und der wirklich noch zu Hause ist, da hat man es natürlich einfacher, weil man ja auch da noch mitbestimmt was vielleicht auf den Tisch kommt. Wenn man für sich selbst kocht und das auch präventiv natürlich macht, dann ist das auch eine andere Sache. Aber wie würdest du das sehen, wenn jetzt jemand schon in einem Pflegeheim ist oder in einem Seniorenheim, gar nicht unbedingt pflegebedürftig jetzt, aber angewiesen darauf, dass andere für einen kochen. Macht das dann Sinn, trotzdem Kokosöl einzubauen und zu versuchen vielleicht einfach weniger Kartoffeln jetzt essen oder so.
Ulrike:
Oder Kokosprodukte. Weniger - was meinst du?
Julia:
Kartoffeln oder irgendwas. Also kann man, hast du jetzt persönlich Erfahrung in der Umsetzung oder von jemandem gehört, ist das möglich?
Bedeutung und Auswirkung des Einsatzes von Kokosöl, 50:59
Ulrike:
Also ich will mal eine Sache erzählen die ich jetzt gehört habe, nicht so sehr aus dem Pflegeheim, sondern aus der privaten Betreuung. Also in den Pflegeheimen, ich würde mir halt wünschen, dass es dort mehr ausprobiert würde, weil da ist ja eben oft noch wirklich süße Speisen und preiswerte Speisen. Dann sind wir immer beim Grießbrei, bei Nudeln und Kartoffeln. Ich würde mir sehr sehr wünschen, dass eben auch die Menschen die im Pflegeheim für die Verpflegung zuständig sind, dass die ein bisschen mehr eben Kohlenhydrate reduzieren und auch sich mit Kokosöl beschäftigen. Ich glaube das passiert noch viel zu wenig, ja. Ich habe aber die Tage eine Geschichte zugetragen bekommen von einer Frau die ihre Mutter pflegt, die schon an Alzheimer erkrankt ist. Die kriegt das noch mit. Man denkt ja auch immer, ja man hat Alzheimer und ist dann weg. Aber das Schlimme ist ja, dass es sehr lange dauert und dass man am Anfang sehr wohl alles mitbekommt. Und die Mutter ist also erkrankt und die Tochter kümmert sich und ernährt sie möglichst ketogen, möglichst LowCarb mit Kokosöl. Und jetzt hat sich aber bis zur demenzkranken Mutter rumgesprochen, dass Kokosöl ja ganz böse ist, dass das Herzinfarkt macht und nicht gut ist, woraufhin sie dann mal wieder Brot gegessen hat. Und die Tochter berichtet, dass sie schon ganz kurz danach sich in der Wohnung nicht mehr orientieren konnte, also eine unmittelbare Wirkung. Und dann haben sie wieder umgestellt, und jetzt kennt sie sich wieder aus. Das finde ich sehr sehr eindrucksvoll, ist n = 1, ist jetzt ein Erfahrungsbericht. Ich bin mir sicher wir werden mehr davon hören. Der Dale Bredesen, der amerikanische Arzt, der ein umfängliches Lebensstilprogramm entwickelt hat zur Alzheimer-Therapie auch, die berichten ähnliche Dinge. Die haben die ersten Fallbeschreibungen wo sie Leute haben, die Vorstufen von Demenz haben, die z. T. am Beginn der Erkrankung sind, die aber schon so beeinträchtigt waren, dass sie ihre Arbeit nicht mehr richtig machen konnten oder z. T. sogar schon aufhören mussten. Und die erste Fallserie die beschrieben wurde, das waren 10 Patienten. Und da hat man genau das gemacht, also man hat für gesunden Schlaf gesorgt. Man hat geguckt, dass die Leute sich auch ein bisschen entspannen, soziales Miteinander und eben Kokosöl in der Ernährung oder eben MCT-Öle, also die Ketonbildung, nächtliches Fasten. Und man hat bei 9 von 10 eine solche Verbesserung gefunden, dass die wieder arbeiten gehen können oder eben wieder ihre Arbeit genauso gut machen können wie vorher. Also mir ist sehr wohl bewusst, dass das natürlich wissenschaftlich alles noch anfechtbar ist, weil es erst Fallbeschreibungen sind. Aber irgendwo muss man anfangen. Und ich denke wir haben ein sehr geringes oder eigentlich gar kein Risiko für Nebenwirkungen. Wir haben die Chance, das auszuprobieren. Das steht ja auch jedem frei. Und ich habe gehört auch, es gibt jetzt die ersten Arztpraxen in Deutschland, z. B. in Freiburg gibt’s eine Praxis, die ähnliche Programme machen. Und das sind ja Leute, die noch nicht erkrankt sind und die eben auch sagen, wir sehen gute Erfolge. Was die Erkrankten angeht, da kommen eben jetzt die ersten Berichte auch aus Amerika von Bredesen und auch das stimmt uns sehr optimistisch. Aber aus den Pflegeheimen höre ich ehrlich gesagt noch gar nichts. Und das wäre eigentlich mein sehnlichster Wunsch, dass auch ein paar Pfleger oder Altenheimbesitzer oder Aktionäre unser Buch lesen und dass man einfach erkennt, dass man wahrscheinlich mit ganz einfachen Maßnahmen wirken kann. Ich sage immer, man könnte ja mal im ersten Stock Kokosöl einführen und im zweiten Stock macht man weiter wie bisher und dann wird man schon Unterschiede sehen. Davon bin ich überzeugt.
Julia:
Ja, das ist wichtig. Also die Geschichte die du vorhin erzählt hast, weil ich habe genau, also auch jemanden der mir etwas Ähnliches erzählt hat von der Mutter, die mehr oder weniger ketogen ernährt worden ist. Und die musste, also da war es irgendwie so, die hat eine, da gibt es so Getränke, so Trinknahrung die dann so zuckerhaltig ist, ja. Und die hat nicht gewusst, dass sie die trinkt. Aber die hat dann angefangen dies zu trinken und auf einmal hat die eben nicht mehr auf die Toilette gefunden, ja.
Ulrike:
Zum Beispiel.
Julia:
Also das war eben wirklich…
Ulrike:
Und das ist wirklich sehr eindrucksvoll. Ich weiß sehr wohl, dass die Kasuistiken in der Evidenzpyramide sehr weit unten stehen. Aber sie gehört zur Evidenz dazu.
Julia:
Aber irgendwo muss man anfangen, so wie du es sagst.
Ulrike:
Ja, und die randomisierte kontrollierte Doppelblindstudie ist in anderen Bereichen auch nicht vom Himmel gefallen. Da hat man auch erst Dinge beobachtet, hat dann Grundlagenforschung gemacht, und das ist ja auch etwas was uns ja auch optimistisch stimmt was die ketogene Ernährung oder die Ketonkörperanwendung in anderen Bereich betrifft, dass wir ja auch aus der Grundlagenforschung sehr gute Hinweise haben. Und natürlich sind das im Moment alles Angebote, Hinweise. Aber ich finde die Menschen sollten das wissen, und dann entscheidet jeder für sich, ob er das ausprobieren möchte oder nicht. Aber wenn es so gute Aussichten gibt oder solche Aussicht auf Erfolg oder auf Aufschieben oder auf besseres Wohlbefinden, dann finde ich haben die Menschen ein Recht, das zu erfahren.
Julia:
Genau. Vor allem muss man auch immer abwägen, was sind Kosten - Nutzen oder Risikoabwägung machen. Man kann natürlich nach randomisierten Doppelblindstudien schreien, aber es ist eine Sache ob ich ein Medikament teste, das vielleicht schwerste Nebenwirkungen hat oder ob ich eine Ernährungsintervention ausprobiere, die schlimmstenfalls halt nichts bringt, ja. Also vor allem, da muss man sicherlich die Verhältnismäßigkeiten glaube ich auch betrachten, ja.
Ulrike:
Genau.
Julia:
Ich möchte noch mal dein Buch gleich in die Kamera halten.
Ulrike:
Das ist gut.
Julia:
„Essen! Nicht! Vergessen!“ eben von dir, Ulrike Gonder und Dr. Peter Heilmeyer, im systemed Verlag erschienen, und ich kann es jedem nur wärmstens empfehlen. Das was wir jetzt besprochen haben ist ja wirklich nur ein ganz ganz Mini-Mini- ja Ausschnitt aus diesem, aus dem tollen Buch, aus dem ganzen Wissen das da drin ist. Es sind Anleitungen auch wie man es wirklich umsetzen kann sehr praktisch und toll geschrieben, also verständlich. Also sachlich, fachlich sehr kompetent, aber auch verständlich, was ja oft dann das Schwierige ist, so ein komplexes Thema ja nicht zu stark zu vereinfachen, weil auch das birgt Gefahren meiner Meinung nach.
Ulrike:
Unbedingt, ja.
Julia:
Wenn es zu stark vereinfacht ist, macht es auch angreifbar natürlich. Deswegen Gratulation zu dem Buch – wirklich sehr sehr gelungen!
Ulrike:
Freut mich, danke!
Julia:
Und da möchten wir gleich noch auf etwas anderes hinweisen, nämlich: Im Februar und zwar 17./18. Februar wird der LCHF-Kongress in Düsseldorf wieder stattfinden zum 2. Mal und du wirst über dieses Thema sprechen.
Ulrike:
Ja, wir haben das genannt „Futter fürs Hirn – damit das Licht im Oberstübchen an bleibt“. Da habe ich die große Ehre, den ersten Vortrag halten zu dürfen und da freue ich mich sehr drauf.
Julia:
Toll. Und es gibt ja noch etwas, nämlich im April.
Ulrike:
Genau, im April werde ich mit den Damen von LCHF Deutschland, mit Iris und Margret, ein 2-Tages-Seminar anbieten genau für Menschen, die etwas für ihre Hirngesundheit tun wollen, also nicht für bereits Erkrankte, sondern die präventiv etwas für ihre Hirngesundheit tun wollen, werden wir ein 2-Tages-Seminar anbieten. Infos gibt’s dann auch auf der Internetseite von LCHF Deutschland. Und da wird es eben auch, aber nicht nur, um Ernährung gehen, sondern eben auch Stressabbau, Bewegung, Konzentrationsübungen, Licht – all die Fragen, die wir im Buch auch gestreift haben.
Julia:
Super. Und das ist, gibt’s da schon einen Veranstaltungsort?
Ulrike:
Das wird in der Nähe von Hamburg sein und es ist dann auch ein Flyer online, und man kann sich auch per Email informieren.
Julia:
Also wir werden dann natürlich sowieso in den shownotes verlinken, sowohl natürlich zum Buch, zum Kongress und zu dem Wochenendseminar, dass dann in allen Oberstübchen das Licht an bleiben möge!
Ulrike:
Genau.
Julia:
Dann vielen lieben Dank Ulli für deine Zeit!
Ulrike:
Ich danke dir!
Julia:
Es war wie immer eine Freude.
Ulrike:
Und die Zeit ist schon wieder so schnell um. Wir haben immer – ich glaube uns geht der Gesprächsstoff nicht aus.
Julia:
Ja, vielen Dank noch mal. Einen schönen Abend wünsche ich und bis bald!
Ulrike:
Bis bald! Tschüß Julia!
Bücher
Essen! Nicht! Vergessen!: Demenzrisiko einfach wegessen - oder: Wie die Ernährung vor Alzheimer & Co. schützen kann.
Leseprobe als PDF beim Verlag
Webseiten
Ulrike Gonder und ihr Blog | (auf Facebook folgen)
Paleo Low Carb - JULIAS BLOG | (auf Facebook folgen)
‼️ Bitte beachte den aktuellen "Haftungsausschluss (Disclaimer) und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen" auf meiner Webseite.

Dec 12, 2017 • 52min
Endlich allergiefrei! - Lebensmittelallergien und Unverträglichkeiten Verstehen. Lindern. Heilen. | Interview mit Autorin Nadja Polzin
In Folge #128
Mein heutiger Gast ist Nadja Polzin.
Nadja Polzin ist ganzheitliche Ernährungsberaterin, Heilpraktikerin
i.A., Autorin, Referentin und Bloggerin.
Nadja Polzin litt selbst unter verschiedenen Allergien und Unverträglichkeiten. Die fehlenden Antworten der Ärzte, die sie aufsuchte, motivierten sie, die Problematik der Allergien und Unverträglichkeiten auf eigene Faust zu studieren, zu experimentieren, Seminare zu besuchen und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Das Ergebnis von mehr als fünf Jahren persönlicher Forschung zu diesem Thema und der Erfahrung mit ihren Klienten findet sich in ihrem neuen Buch allergiefrei!
Ich kenne Nadja jetzt schon ein paar Jahre und und schätze sie sehr. Ich freue mich sehr, dass ich euch heute dieses geniale Interview mit Nadja präsentieren darf.
Bitte beachten Sie auch immer den aktuellen
"Haftungsausschluss (Disclaimer) und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen" auf https://paleolowcarb.de/haftungsausschluss/
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Das Video der aktuellen Folge direkt auf Youtube öffnen
Und nicht vergessen: Wenn du uns auf Youtube siehst, und wenn du es noch nicht getan hast, dann abonniere unseren Kanal „Evolution Radio Show“
Wenn du das Podcast hörst, dann findest du die Links für Apple iTunes und Android hier auf unserer Homepage
Transkript
Julia:
Ja liebe Nadja, Herzlich Willkommen zur Evolution Radio Show!
Nadja:
Hallo Julia, freut mich dabei zu sein! Danke für die Einladung.
Julia:
Ja sehr gerne. Ja wir wollen gleich sozusagen in medias res gehen, gleich anfangen mit dem spannenden Thema, nämlich über Allergien und Unverträglichkeiten zu sprechen. Aber bevor wir so richtig mit dem eigentlichen Thema beginnen: Das Thema Allergien, Unverträglichkeiten beschäftigt dich ja persönlich einfach schon sehr sehr lange. Du schreibst in deinem Buch, dass du schon mit Ende 20 eigentlich, also dass du eigentlich von vorne von Kindheitsbeinen an mit Allergien zu kämpfen hast und Unverträglichkeiten, aber dann so mit Ende 20 sich noch etwas mehr verschlechtert hat, was dich dann auch dazu bewogen hat, weiter zu forschen, dem nachzugehen. Wie war das bei dir, also was hat sich da verändert und was hat dich zum Nachdenken da gebracht und irgendwie auch den Status Quo zu hinterfragen?
Nadjas Geschichte, 01:16
Nadja:
Ja, das ist eine gute Frage. Also ich habe tatsächlich schon mein ganzes Leben mit Allergien zu tun. Bei mir in der Familie war das durchaus ein Thema. Mein Vater hatte Heuschnupfen. Mein großer Bruder hat Heuschnupfen, und ich bin mit ja so 11, 12 Jahren als Hausstauballergikerin diagnostiziert worden und hatte auch also Atemprobleme, alles was damit zusammenhängt. Mir fingen dann zu Hause an irgendwie den Wellensittich abzuschaffen, den Teppichboden rauszuwerfen, genau. Ja, Tiere waren nicht mehr. Ich bin auch bis heute kein wahnsinniger Tierfreund. Und das waren so die ersten Schritte in das Allergikerleben sozusagen. Und mit Ende 20 kam dann tatsächlich noch ne ganze Menge dazu. Ich habe zu dem Zeitpunkt in Irland gelebt in einem Haus relativ am Ende der Welt sozusagen, am A…., am Ende – genau! Also ich hatte in dem Haus immer Probleme und Schwierigkeiten eigentlich und habe immer irgendwelchen allergischen Reaktionen gehabt, was auch daran liegt, dass es da sehr feucht ist, dass man mit Schimmel zu tun hat usw. Das ist über einen Zeitraum von 2,5 – 3 Jahren dann richtig schlimm geworden, dass ich auch Hautausschläge bekommen habe, dass ich wirklich richtig aufgequollen war. Also das ist mir eine Zeit lang gar nicht so richtig aufgefallen. Das sieht man dann immer erst – wenn ich heute die Bilder sehe, denke ich um Gottes Willen! Also das Gesicht voller Wassereinlagerungen und man ist halt aufgequollen. Ich war auch ein bisschen übergewichtig. Insofern hat sich das auch ein bisschen versteckt. Ja und so bin ich dann zu diesem Thema gekommen und der Ausschlag gebende Punkt war 2012 als ich nach Deutschland zurück gekommen bin und gesagt habe, ok, das geht so nicht weiter - Hautausschläge, viele Depressionen gehabt, Akne gehabt mit Ende 20 noch und jede Menge Beschwerden eigentlich. Also das was man alles mit Ende 20 nicht haben sollte - Gelenkschmerzen, Depressionen, Stimmungsschwankungen, starke Regelblutung und Schmerzen auch in der Zeit, was viele Frauen ja haben und als normal ansehen, was es aber eigentlich nicht ist. Ich habe dann gesagt, ok du änderst jetzt irgendwas. Als erstes nimmst du 15 kg ab, das war so der Ausschlag gebende Punkt. Und so bin ich dann nach und nach in dieses Thema Ernährung auch rein gekommen, über den Sport natürlich und habe mich dann damit beschäftigt. Naja, ok, du probierst jetzt das Eine oder Andere mal aus und stellte fest, es verändert sich irre was, wenn man anders isst. Das war eigentlich der Punkt, wo ich gesagt habe, ok also das lohnt sich jetzt da weiter reinzugucken. Was kann ich damit eigentlich machen? Also konkret habe ich dann irgendwann angefangen glutenfrei zu essen und das hat eine Woche gedauert, bis meine mentalen Beschwerden sich quasi fast in Luft auflösten. Und alles was man so an Stimmungsschwankungen und so was hatte, das war also fast wie weggeblasen. Das war so krass diese Erfahrung, die ich da gemacht habe, so wow – wo ist denn das jetzt hin? Also, mir konnte ja keiner sagen woran es liegt. Meine Hormonspiegel waren in Ordnung und es waren keine auffälligen Blutwerte, ok die eines Allergikers. Immer so ein bisschen erhöhten IGE, aber sonst eigentlich nichts wahnsinnig Auffälliges. Ja, das änderte sich halt wie gesagt innerhalb kürzester Zeit nachdem ich glutenfrei probiert habe, also glutenfreie Ernährung probiert habe. Ok, das hat mich dann nicht mehr losgelassen. Die letzten 5 Jahre waren ein Ernährungsbuch nach dem anderen, um genau zu sein.
Julia:
Das heißt eigentlich, praktisch war zuerst eigentlich mehr der Wunsch wegen dem Abnehmen. Aber war jetzt gar nicht der Kontext da, aha, ich könnte an den Allergien und an diesen Sachen etwas ändern und es hat sich dann praktisch so als unerwartetes Nebenprodukt auf einmal ergeben, oder?
Nadja:
Das war es total, ja absolut! Also ich meine, wie kommt man zum Thema Ernährung? Das ist ja tatsächlich für die meisten Menschen irgendwie das Gewichtsthema und gar nicht so sehr das gesundheitliche. Wir verknüpfen ja in unserer Gesellschaft erstaunlicherweise Ernährung nie mit Gesundheit, oder in ganz ganz wenigen Fällen mit Gesundheit, obwohl es die Grundlage unseres Körper ist. Und insofern, ich hatte ja auch einige Ärzte aufgesucht und da ist ja niemand auf die Idee gekommen zu sagen, ja vielleicht mögen Sie wenn Sie Hautprobleme haben etwas an Ihrer Ernährung verändern. Vielleicht ist da irgendein Problem, ja. Ja ja, nee, also Ernährung – nee hat im Prinzip keine Auswirkung auf die Haut.
Julia:
Genau, ja, also das ist leider das Credo das man immer hört. Ich habe jetzt auch mit einer gesprochen die hat rheumatoide Arthritis und eben auch mit Ernährung unglaubliche Erfolge. Die ist jetzt mittlerweile, also die ist über 50 und ihrer Altergruppe Europameisterin im Gewichtheben geworden, obwohl die erst seit 5 Jahren trainiert. Da hat sie das erste Mal eine Langhantel in der Hand gehabt, sagen wir mal so. Gewaltig und da auch: Nein mit Ernährung kann man nichts machen.
Nadja:
Nein, da hat man wirklich, also im Prinzip überhaupt gar keine Chance. Also ich kann hier ein Medikament geben, ne Salbe. Kortison ist ja sehr beliebt bei allen entzündlichen Erkrankungen. Und sobald man dann anfängt die Nebenwirkungsliste zu lesen, denkt man: Och, vielleicht gibt’s noch etwas anderes, ich guck mal bei Google. So fängt dann die Reise glaube ich für viele an.
Julia:
Ja, wahrscheinlich. Das heißt also für dich praktisch bis zu dem Zeitpunkt wo du einfach gesagt hast, so kann es eigentlich nicht mehr weitergehen, ich muss jetzt irgendwas machen, war das nie ein Thema. Also man hat einfach die Allergien und mit denen lebt man. Das ist praktisch einfach so Gott gegeben mehr oder weniger. Das hat man halt, ja und da ist im Grunde nichts was man tun kann. Das war auch bis dahin also das was du auch vermittelt bekommen hast.
Nadja:
Ja, ja. Nee, da kann man wirklich, also da kann man überhaupt nichts machen. Man kann Medikamente nehmen, doch, das kann man tun und zwar gegen jede der einzelnen Beschwerden die ich so hatte gab es eins. Also das fängt ja bei den, also bei allem was zum Thema Frauengesundheit, da kriegt man dann die Pille drüber. Das war auch für die mentalen Beschwerden angesagt, so Stimmungsschwankungen und Aggressionen. Ja, wenn Sie so etwas haben kriegen Sie die Pille dagegen. Die hilft auch gegen die Akne übrigens. Auch wenn Ihr Hormonspiegel ganz normal ist. Also da ist ja gar nichts was irgendwie sichtbar ist. Bei den Hautgeschichten und alles was entzündlich ist da kriegt man halt Kortison. Das ist eigentlich das was man tun kann. Und darüber hinaus gibt’s leider nicht so wahnsinnig viel, zumindest nicht wenn man zum Arzt geht, oder bei vielen Ärzten – sagen wir es so.
Julia:
Ich meine jetzt hast du ja praktisch initial schon viele Verbesserungen gesehen und Erfolge gesehen, was dann sozusagen deinen Hunger nach mehr Wissen geschürt hat und du ja immer weiter und weiter ausprobiert hast. Wie geht’s dir heute? Also was ist dein jetziger Stand von deiner Gesundheit her?
Nadjas heutiger Gesundheitsstand, 08:13
Nadja:
Also das was ich, ich habe eine Symptomliste. Ich habe gerade die Präsentation für das Webinar nächste Woche auf meinem Kanal vorbereitet und ich dachte so, boah, was du alles gehabt hast – das gibt’s doch gar nicht! Und was übrig geblieben ist, ist Schwachstelle Nase bei mir, immer noch so ein bisschen Schnupfen ab und zu, besonders an stressigen Tagen, also wenn der Kopf irgendwie sagt: So, das reicht jetzt, ich habe die Nase voll – dann ist sie auch wirklich zu. Ansonsten würde ich aber sagen ist eigentlich das Meiste Geschichte, doch wirklich, ja. Also weder Frauengesundheit, das sind alles so Themen, die sind komplett abgehakt. Depressionen in dem Ausmaß wie ich sie gehabt habe, absolut Vergangenheit, Aggressionen Vergangenheit, heftigste Stimmungsschwankungen, alles was so an richtigen – also ich beschreibe das immer mit so einer Welle. Also ich habe wirklich so ein auf und ab gehabt innerhalb des Tages auch, und das ist eigentlich passé zum Glück. Also ich würde sagen, das Meiste was mich mit 29 noch geplagt hat ist heute zum Glück vergessen.
Julia:
Echt toll, ja super. Wir werden jetzt dann noch im Laufe des Podcasts natürlich noch mehr darüber reden jetzt über die genauen Tipps und Tricks die du so angewandt hast und was man vielleicht im speziellen machen kann. Aber vielleicht vorab, ich denke es ist ganz wichtig, dass du mal erklärst den Unterschied überhaupt zwischen Allergie und einer Unverträglichkeit, weil das wird ja ganz gern in einen Topf geschmissen und ich glaube das ist ganz wichtig, dass du das mal erklärst was da die Unterschiede eigentlich sind.
Unterschiede zwischen Allergie und Unverträglichkeit - 09:51
Nadja:
Ja, also im Wesentlichen sind das 2 verschiedene Mechanismen eben der Immunantwort kann man so sagen. Also eine Allergie gibt tatsächlich eine Antwort des Immunsystems. Das heißt, all die Zellen die unser Immunsystem so beinhaltet, so Killerzellen und Makrophagen und was es da alles so gibt, die reagieren und versuchen den Eindringling unschädlich zu machen im Zuge einer systemischen Entzündungsreaktion. Das ist bei einer Unverträglichkeit anders. Bei einer Unverträglichkeit ist es so, dass es diese Immunantwort an sich nicht gibt. Es gibt aber trotzdem über andere Mechanismen eine Entzündungsreaktion und das kann manchmal komplett identisch aussehen. Also, es gibt Allergien und Unverträglichkeiten die sehen wirklich total gleich aus von der Symptomatik. Das eine ist nur mit Immunsystem, das andere ohne Immunsystem. Das ist ganz interessant eigentlich. Das Wesentliche, also wie ich es unterscheide, sind eigentlich ja, also eine Allergie ist tatsächlich etwas was ich nachweisen kann, was ich messen kann. Bei einer Unverträglichkeit ist das häufig deutlich schwieriger und die Unverträglichkeit ist auch viel viel einfacher reversibel, um das mal so zu sagen. Also jemand der im Erwachsenenalter eine Unverträglichkeit erwirbt, der kann das mit, also in kürzerer Zeit wieder in den normalen Zustand bringen, als das bei einer Allergie der Fall ist.
Julia:
Also das sind mal wichtige Unterscheidungen natürlich. Ich denke, ich meine oder wie ist das bei einer Allergie generell so, dass die Reaktion ziemlich akut ist und bei der Unverträglichkeit möglicherweise teilweise 12 oder 24 Stunden später sogar auftreten kann. Ist das auch ein..
Nadja:
Also, ja, könnte man sagen. Aber es gibt auch Allergien, die eben nicht zum Soforttyp gehören. Das heißt, da kann auch die Reaktion erst nach 24 Stunden oder nach 48 Stunden auftreten. Da gibt es ganz unterschiedliche Subkategorien auch. Die werden normalerweise nicht untersucht. Ich glaube es gibt 6 Allergietypen. Also normalerweise hat man irgendwie eine die untersucht wird, ein Allergietyp der am weitesten verbreitet ist. Aber es gibt tatsächlich welche, die auch mit einer Spätreaktion kommen, wo es dann tatsächlich mal 24 Stunden dauern kann auch. Also diesen zeitlichen Abstand würde ich jetzt nicht unbedingt als Unterscheidungsmerkmal sehen.
Julia:
Ja gut, ich denke, dass ist halt auch wahnsinnig schwierig, gerade wenn eine verzögerte Reaktion stattfindet da auch irgendwann einmal drauf zu kommen, dass A mit B zusammenhängt. Ich meine, wenn ich etwas esse und mir schwillt alles an oder ich habe eine wirkliche sofortige Reaktion ist es ja relativ einfach das dann einzukreisen was es ist. Aber ich glaube das macht es auch so wahnsinnig schwierig und wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum viele Leute glaube ich auch sehr lange brauchen, um auf so etwas drauf zu kommen, weil es einfach so zeitverzögert oft auftritt.
Nadja:
Ja, total. Also das ging mir auch so. Also auch in den späteren Jahren, jetzt wo ich wirklich im Thema drin war und wo ich das Gefühl hatte, eigentlich weiß ich was ich hier tue, dass man auf bestimmte Lebensmittel wie Milchprodukte z. B. mit entweder total leichten Symptomen reagiert, die man gar nicht so wahrnimmt. Also wenn ich den ganzen Tag Cappuccino trinke und ich werde immer so ein bisschen müde und trinke dann noch einen Cappuccino und noch einen Cappuccino, dann reagiere ich vielleicht oder dann ist mir gar nicht so richtig klar, dass die Milch eigentlich mich müde macht, die ich da die ganze Zeit trinke. Die Reaktion ist auch nicht immer so deutlich wie man das jetzt bei einem anaphylaktischen Schock bei einer Allergie eben tatsächlich auch mitkriegen würde. Ja, das macht das Ganze auch wirklich schwierig, das mit Lebensmitteln überhaupt in Verbindung zu bringen.
Julia:
Ja voll. Ich meine vielleicht weil du es eben gerade schon angesprochen hast das Thema – wie können sich, weil du hast es nur so umrissen, wie können sich jetzt so Allergien und Unverträglichkeiten äußern? Weil viele Leute denken ja wirklich nur an entweder ‚Ich schwell auf und schaue aus wie ein Kugelfisch’, ja, oder halt Hautausschläge, Juckreiz, massiven Durchfall vielleicht oder Bauchschmerzen, ja. Aber du hast das ja schon angeschnitten, da gibt’s ja eine Vielzahl an anderen Symptomen. Vielleicht kannst du da mal so bissel einen Überblick geben, damit man auch sensibel wird und weiß auf was man schauen muss.
Mögliche Symptome, 14:14
Nadja:
Also im Prinzip kann man bei beiden, sowohl bei Allergien als auch bei Unverträglichkeiten tatsächlich eigentlich alles was an systemischen Entzündungen im Körper passieren kann als Symptom mit nehmen. Das fängt an natürlich, also wie du schon sagtest mit der Haut. Das sind so typische allergische Orte sage ich jetzt mal, also Hautausschläge, Ekzeme, Nesselsucht, was es da alles so gibt. Da gibt’s ja ganz ganz verschiedene Symptomatiken auch. Die sind eigentlich meines Erachtens immer mit irgendeiner Fehlleitung des Immunsystems oder irgendeiner Reaktion des Immunsystems verbunden. Dann gibt es alles Mögliche an mentalen Erscheinungen, d. h. alles was Müdigkeit, Erschöpfung, Depression, Angstzustände, Panikzustände, also das kann ganz ganz unterschiedliche mentale Auswirkungen auch haben. Das ist das, was mich eigentlich am allermeisten auch beschäftigt hat in den letzten Jahren, dass das so ist und keiner darauf guckt. Also das hat mich wirklich am meisten erschrocken. Die Leute kriegen Psychopharmaka verschrieben und keiner guckt irgendwie, gibt’s da irgendein Allergen was da eine Rolle spielt. Also nicht nur Lebensmittel, sondern auch andere Umweltgifte, auf die vielleicht allergisch reagiert wird. Dann Gelenkschmerzen, alles was in diese Kategorie fällt, also Einschränkungen des Bewegungsapparates das kann passieren. Das ist bei mir z. B. eine klassische Glutenreaktion gewesen so Gelenkschmerzen in den Knien. Auch heute, wenn ich ein Bier mir traue zu trinken, dann kriege ich das auch noch. Ja, also zumindest habe ich es eine ganze Zeit lang. Mittlerweile geht’s ganz gut. Aber also eine ganze Zeit lang habe ich echt mit heftigen Knieschmerzen reagiert auf ein Bier. Das sind ja so Sachen, das ist den Leuten nicht klar. Das ist einfach so, weil es total ungewöhnlich ist, eher subtil ist und einfach nicht mit unserem Essen in Verbindung steht, fertig. Was haben wir denn noch so? Also da haben wir natürlich alles was an Frauengesundheitsgeschichten ist, also Myome, Regelschmerzen, PMS, polyzystisches Ovarialsyndrom. Überall spielen eigentlich, also eigentlich kann das Immunsystem einfach überall angreifen. Es ist so. Offensichtlich gibt’s da vielleicht einen Teil genetische Disposition an welchen Stellen das der Fall ist, aber also im Prinzip kann der ganze Körper zur Zielscheibe werden sozusagen, ja.
Julia:
Wahnsinn, ja. Das heißt, da muss man sich einfach sehr sehr gut beobachten denke ich mal.
Nadja:
Ja, ja, ja.
Julia:
Was ist jetzt deiner Meinung nach, ich meine du hast eben Ernährung auch oft angesprochen, was ist so deiner Meinung nach jetzt so ganz zentral, wenn es darum geht‚ ja, ich möchte allergiefrei werden oder ich möchte einfach auch mal dahin kommen wo du jetzt bist.
Wichtige Schritte für ein allergiefreies Leben, 17:06
Nadja:
Ok, also Nr. 1 ist Geduld!
Julia:
Ok, da wird’s schon schwierig.
Nadja:
Da wird’s schon schwierig. Ja, ich habe ja Schmerzen oder ich habe irgendwelche Beschwerden. Das ist natürlich, dann habe ich meistens nicht so wahnsinnig viel Geduld. Also es ist eine Sache vielleicht vorweg. Bevor man das so sagt oder bevor man das jetzt erläutert, ist ja, was ja viele deiner Zuschauer sicherlich auch wissen, dass das Immunsystem eigentlich zentral im Darm angesiedelt ist. Das heißt bis zu 80 % unserer Immunzellen tummeln sich in unserem Verdauungstrakt und deswegen ist das eigentlich auch der Punkt auf den man ganz genau gucken sollte. Selbstverständlich in erster Linie bei Lebensmittelallergien und Unverträglichkeiten spielt der Verdauungstrakt eine Rolle. Und um den sollte man sich auch kümmern. Also alles was dem Darm und in erster Linie unserem Mikrobiom, also unsere Bakterien, unseren Mitbewohnern sozusagen nützt, nützt auch uns und unserem Immunsystem. Da gibt’s eine ganz ganz enge Verbindung zwischen dem Mikrobiom und unserem Immunsystem. Die kommunizieren die ganze Zeit miteinander. Die kommunizieren mit unseren Darmzellen. Die kommunizieren mit unseren Immunzellen, also in den Zwischenräumen der Darmschleimhaut usw. Und wenn das ein bisschen außer Kontrolle geraten ist aus unterschiedlichen Gründen - Medikamente, Alkohol, Stress sind so die wesentlichen Punkte glaube ich, Fehlernährung natürlich – dann wird es schwierig und dann ist tatsächlich der Fokus auf das Mikrobiom und auf das Immunsystem im Darm eigentlich das Wichtigste was man machen kann. Da gibt es verschiedene Ansätze die man wählen sollte und der Erste ist selbstverständlich die Ernährung anzupassen. Also weg von Zusatzstoffen, Konservierungsstoffen die das Immunsystem schädigen, bei Konservierungsstoffen immer noch die Frage, tötet das auch unser Mikrobiom? Das ist ja tatsächlich auch so ein Thema.
Julia:
Ja, natürlich ja.
Nadja:
Zucker – alles was süß ist nährt natürlich die Hefen und Pilze in uns und auch die nicht so günstigen Bakterien. Die freuen sich wahnsinnig über so einen Schokoriegel. Das ist natürlich das, was man dann als erstes irgendwie auch abschalten sollte und Dinge die tendenziell fordernd sind für das Immunsystem. Wenn die Darmschleimhaut kaputt ist, dann erst recht, wie eben Milchprodukte, Gluten, solche Sachen, ja.
Julia:
Würdest du persönlich grundsätzlich zu Gluten sagen, auf jeden Fall, also egal wie sich die Allergie äußert, Gluten sollte auf jeden Fall raus?
Nadja:
Ich bin mir ehrlich gesagt, also ich bin ja großer Fan der Paleo-Ernährung und lebe das ja auch selber jetzt seit eigentlich 5 Jahren und ich komme da auch, also ich komme da einfach auch im Kopf nicht mehr ran. Aber ich weiß, dass es nicht für jeden notwendig ist, das für immer sein zu lassen, sondern dass es auch Menschen gibt, die bestimmte Produkte nachher wieder vertragen können. Ich würde das, also und das tue ich bei meinen Klienten auch nicht, zu sagen, pass auf, das muss für immer aus deinem Speiseplan gestrichen werden. Das ist nicht der Fall. Aber es macht auf jeden Fall total viel Sinn, das für einige Wochen mal zu tun und dem Immunsystem und dem Darm die Möglichkeit der Regeneration zu geben.
Julia:
Da hast du was ganz wichtiges noch angesprochen, nämlich eben dass sich die Ernährung auch verändern kann, also dass es initial vielleicht strenger sein muss oder soll und sich dann eben auch, man sich wieder mehr vielleicht auch erlauben darf wie du sagst, ein Bier.
Nadja:
Geht auch immer wieder – nee, genau, also ich denke einfach, dass es auch psychologisch total sinnvoll ist zu sagen, pass auf, es ist nicht so, dass du nie wieder essen darfst oder so. Ja, das macht den Leuten Angst, das ist doch klar. Ich meine was mache ich mit der Familienfeier nächste Woche Donnerstag? Und alle essen Kuchen, und ich soll da dasitzen und soll das nicht tun. Aber wenn du schnell Ergebnisse erzielen willst über die Ernährung, dann sind bestimmte Sachen für einen Zeitraum X total sinnvoll. Und das Zweite, was zum Thema Gluten gerade echt zu sagen ist – und das habe ich auch in meinem Buch noch ein bisschen ausführlicher erklärt – ist eigentlich gar nicht so sehr das Brot selber und das Gluten selber vielleicht, sondern alles was in diesen Produkten die wir kaufen drin ist. Und das ist ja nicht nur Getreide, sondern das sind ich weiß nicht 200 Zusatzstoffe die dort schon für Brot erlaubt sind z. B. Weiß der Kuckuck wer da auf was reagiert! Das weiß wirklich kein Mensch, und selbst wenn jeder einzelne Zusatzstoff erlaubt ist, hat Tante Klara vielleicht ne Reaktion auf Enzym XYZ und der Nächste auf Enzym CDEF. Das ist eigentlich, also diese Produkte sind für mich ein großes Problem, mehr noch als zu sagen – pass auf, kauf dir ne Tüte mit Dinkelkörnern, mahl es selber, back dein Brot.
Julia:
Genau, also das sehe ich auch so wie du, vor allem aus Großbäckereien oder jeder Bäcker, der nicht wirklich das eben selber mahlt und selbst von Hand ein Brot macht und jetzt vielleicht auch noch der Zeit gibt zum Sauerteig machen, Sauerteigführung mit 40 Stunden Gehenlassen und so. Man muss ja eben denken diese Zusatzstoffe die du erwähnt hast. Die ganzen Teige müssen mit Maschinen verarbeitbar sein und da sind diese speziellen Zusatzstoffe auch drin und die werden eben gar nicht deklariert, ja.
Nadja:
Total, ja. Also gerade was Maschinenarbeit angeht, wird auch tatsächlich Gluten zugesetzt noch, also zu dem was sowieso drin ist im Getreide wird Gluten zugesetzt, damit das noch ein bisschen fluffiger wird das Ganze. Also da spielen so viele Faktoren auch eine Rolle. Wir reden jetzt gerade auch in der Presse über Glyphosat. Also das sind natürlich Themen, die da irgendwie eine Rolle spielen. Dann haben wir was viele ja nicht wissen in den Getreidesilos was da begast wird und was da gesprüht wird, damit da kein Ungeziefer rangeht. Das ist alles da drin. Das darf man nicht vergessen. Und wir gucken immer nur und sagen ja glutenfreie Ernährung. Es geht nur zum Teil um das, was an Gluten im Weizen drin ist. Es geht, also für mich persönlich, zu einem großen Teil um alles andere was da noch so drin ist. Für mich sind das Chemielabore. Das sind chemische Produkte im Prinzip was da beim Bäcker liegt.
Julia:
Ich glaube das ist auch ein Grund, warum aus den Studien was wenn sie dann Vergleiche mit Placebo machen und glutenfreier Ernährung und die Leute es nicht wissen und dann kommt da immer raus, die haben deswegen genauso Beschwerden oder es ist ja auch gar nicht viel besser. Und dann wird’s ja oft so dargestellt, als wäre das alles eine Einbildung. Jeder der nicht Zöliakie hat der darf gar nicht auf Gluten reagieren. Ich denke, dass da eben die Diskussion in die falsche Richtung geht, weil was nehmen die dann? - Andere stark verarbeitete Produkte, die halt so tun, als wären sie ein Brot aus Getreide! Dafür sind sie halt aus irgendwelchem anderen Klump, ja, das stark verarbeitet ist. Und ich glaube das passt sehr gut in das, was du gerade gesagt hast. Vielleicht liegts nicht nur an dem, sondern eben an all diesem anderen Zeugs was da drin ist.
Nadja:
Ja total, ja ja klar. Also da gab’s neulich wieder irgendwas, glutenfreie Ernährung ist nicht besser. Und dann haben die Leute die glutenfreien Produkte gegessen und man denkt sich so, ok, das kann’s jetzt irgendwie nicht gewesen sein.
Julia:
Aber da kann man sich wirklich teilweise nur an den Kopf greifen bei der Diskussion. Jetzt abgesehen von Ernährung – welche anderen Maßnahmen würdest du sagen sind wirklich wichtig, weil du hast das ja schon auch angesprochen, dass z. B. Stress eine Rolle spielt. Also wo setzt du noch an oder was hast du bei dir auch gesehen? Was schreibst du in deinem Buch, welche anderen Maßnahmen sind wichtig?
Weitere wichtige Maßnahmen, 24:53
Nadja:
Ja ich glaube, dass die Psyche auf jeden Fall eine ganz ganz große Rolle spielt, insbesondere beim Thema Unverträglichkeiten. Wir leben heute in einer Gesellschaft und das war auf der Paleo Convention, da hat Ötzi von Primal State das wunderschön gesagt: Man kann ganz viele Sachen ausgleichen, eine schlechte Ernährung mit einem guten Lebensstil und mit vielen Freunden und sozialem Gefüge usw. kann man gut ausgleichen. Das einzige was man nicht gut ausgleichen kann ist Einsamkeit. Das kann man nicht mit Sport, das kann man nicht mit super Ernährung oder irgendetwas anderem ausgleichen. Und wir leben in einer Gesellschaft, die tendenziell ja naja eigentlich sehr einsam ist. Wir haben unsere kleinen Familienverbände. Wir haben facebook und wir versuchen vieles mit uns selber auszumachen. Also ich möchte mich niemandem öffnen. Ich möchte mich niemandem zeigen. Ich möchte meine Probleme nicht diskutieren, meine Ängste, meine Sorgen. Ich könnte verletzbar werden und darüber werden viele Leute krank. Also das hat auf mich, also für mich war das auf jeden Fall ein Thema zu sagen, ok, ich habe jetzt hier eigentlich überhaupt gar keinen mehr so richtig dem ich vertrauen kann oder dem ich mich öffnen kann und will. Und das ist eine schwierige Sache. Das passiert auch selbst wenn man verheiratet ist oder selbst wenn man irgendwie in einer Partnerschaft lebt und alle sind irgendwie so Vollgas unterwegs in ihren Lebensthemen, beruflich. Man versucht Karriere zu machen. Man will stark sein und irgendwann geht das einfach. Irgendwann ist das einfach zu viel unter Umständen und ich finde das super wichtig, gerade dieser Alterswechsel von den 20ern in die 30er, wo sich ziemlich viel verändert im Leben. Manche kriegen Familie, der andere versucht beruflich auf die Beine zu kommen und da passiert ganz viel auch mit unserer Persönlichkeit mit dem wie wir sind. Das kann alles dazu beitragen, dass wir ein unwahrscheinliches Stresslevel aufbauen ohne das zu merken. Also wie gesagt, für mich war das auf jeden Fall so ein großes Problem. Ich halte das immer noch für wichtig, also diese Psychohygiene wie man das so schön nennt, sozialer Abgleich, sich mit Menschen zu unterhalten, sich mit Menschen auszutauschen, eine Freundin zu haben der man sagen kann, pass auf, eh mir geht’s heute echt Scheiße. Ich weiß nicht wo ich hin soll. Ich weiß nicht was ich machen soll. Ich fühle mich nicht gut. Das ist super wichtig; das ist unwahrscheinlich wichtig. Ich glaube in den Städten ist das ein großes Problem wo viele alleine sind. Ja, und wir sind halt weg von unserer Familie. Das ist es ja auch. Also meine Familie ist 500 km weiter weg. Ich sehe sie relativ selten und höre sie auch verhältnismäßig selten und so entwickelt sich so etwas einfach, ohne dass man das vielleicht auch merkt. Und bei Allergien ist es, gerade diese ganzen Hautprobleme, sagt man natürlich auch bei den psychosomatischen Sachen ist das jetzt was, wo einfach die Grenze überschritten ist, wo nicht mehr klar ist, was bin ich eigentlich und was ist meine Umwelt. Was gehört zu mir? Was bin ich als Person und was ist meine Umwelt? Das ist ein sehr naturheilkundlicher Ansatz. Das ist ganz klar. Da wird kein Hautarzt danach fragen.
Julia:
Und der sagt ja auch, Ernährung hat auch nichts zu tun damit.
Nadja:
Aber die Ernährung hat ja auch nichts damit zu tun – genau, richtig! Ja insofern, also die Psychohygiene und dieses welche Gedanken habe ich, wie geht’s mir tatsächlich auch emotional, spielt eine ganz ganz große Rolle für mich.
Julia:
Was hat dir da besonders geholfen? Ich meine es gibt ja sehr viele verschiedene Ansätze und Möglichkeiten. Was hat dir da am meisten geholfen oder was hast du auch für Erfahrung vielleicht mit anderen Leuten gemacht, die vielleicht einen anderen Ansatz gewählt haben?
Nadja:
Ja, andere Ansätze kann ich gar nicht so sagen. Also definitiv diese Gedankenüberprüfung - also die wurde in dem Buch „The Work“ von Byron Katie vorgestellt, die ich super effektiv finde - jedes blödsinnigen Gedankens der mir so im Kopf irgendwie mal auftaucht oder so was. Man neigt ja dazu zu glauben was man denkt. Und das ist natürlich totaler Blödsinn in vielen Fällen. Das steht bei mir übrigens hier groß im Büro an der Wand „Glaube nicht alles was du denkst.“ Das ist das eine, das andere ist Yoga auf jeden Fall, also Yoga und Meditation als verbundene Sache hat mir sehr sehr geholfen zur Ruhe zu kommen, atmen zu lernen und einfach ruhig zu werden.
Julia:
Hast du einen Tipp wie man, also wie gesagt viele können sich ja das gar nicht so richtig vorstellen mit Meditation und so und es ist vielleicht auch, wie kommt man da am besten rein oder wie macht man das am sinnvollsten?
Nadja:
Ja gut, also gerade wenn man so ist wie ich. Ich bin ja sehr schnell und sehr husch husch husch und der Kopf rast die ganze Zeit hin und her. Da ist 5 Minuten hinsetzen und Klappe halten und atmen echt schwer, gefühlte Meditation. Also mir muss schon einer einen Text vorgeben, hilft total viel. Also jetzt achte auf deine Atmung und jetzt stell dir vor und jetzt das und jetzt dieses.
Julia:
Das heißt dann über Kopfhörer?
Nadja:
Über Kopfhörer, ja, ganz genau, ja. Also entweder man hat ne gute Box die man am Bett stehen hat oder eben über Kopfhörer, genau. Und das kann ich auch im Büro machen jederzeit. Kopfhörer auf und ok 5 Minuten, und das ist echt ne total hilfreiche Sache, also ich finde ich persönlich und wichtig.
Julia:
Hast du etwas was du empfehlen kannst, weil es gibt ja auch so viele so Apps?
Nadja:
Ja, ich glaube in Deutschland sind wir gerade mit Seven Mind ist glaube ich eine deutsche App bin ich der Meinung. Ich bin sehr verliebt gewesen in Kim Fleckenstein, die get-on-Apps macht und da irgendwie so ein ganzes Portfolio zu allen möglichen Lebenszielen auch hat. Laura Seiler ist natürlich, ja, macht ganz ganz tolle freie Meditation, die man im Podcast runterladen kann und ja das sind eigentlich so die wesentlichen Sachen. Dann gibt es noch so ein paar Hypnosegeschichten. Das ist für mich ein relativ neues Thema, ist aber bei Allergien super effektiv. Also das ist richtig heftig finde ich was man da machen kann.
Julia:
Aber da muss man, meinst du jetzt Selbsthypnose oder müsste man da jemanden finden der das macht?
Nadja:
Ich bin da gerade so ein bisschen im Austausch mit verschiedenen Leuten und versuche das gerade so rauszufinden, was ist da eigentlich. Also ich habe eine Audioproduktion benutzt. Ich habe tatsächlich allergische Symptome auch auf Kälte und solche Sachen gehabt. Ich habe heute Morgen das erste Mal kalt geduscht. Ich bin total stolz und mir geht’s gut. Also ich habe keine Reaktion gehabt. Das war ein bisschen mutig, das heute auszuprobieren wo ich mit dir rede. Ich bin aber ok, hat ganz gut funktioniert. Also ich habe eine Audioproduktion, die ist auch im Buch empfohlen, kann man im Internet unter „schneller Allergieprozess“ finden. Da geht’s im Wesentlichen darum, dass man sagt, ok das Immunsystem reagiert auf ähnliche Sachen nicht, reagiert aber auf diese Sache und jetzt bringt man über einen Mentalprozess dem Immunsystem bei, auf das Allergen so zu reagieren, wie auf die Sache die so ähnlich ist, aber auf die es nicht reagiert, um das so grob zu sagen.
Julia:
Wahnsinn!
Nadja:
Ich bin nach der ersten, nachdem ich das das erste Mal gehört habe, bin ich aufgewacht und dachte, das kann jetzt nicht wahr sein, übel echt, weil ich dachte so, das kann jetzt überhaupt nicht sein! Also ich habe das echt gefühlt, dass das jetzt besser wird und dass das weg ist zu einem Teil. Ich habe es hingekriegt über den gleichen Prozess rückwärts wieder ‚Das kann nicht wahr sein, das kann nicht wahr sein, das kann nicht wahr sein.’
Julia:
Das geht auch.
Nadja:
Das geht auch, funktioniert auch umgekehrt, genau. Kann ich sehr empfehlen, das einmal auszuprobieren und es gibt natürlich Hypnotiseure die das auch machen.
Julia:
Aber alles auch, ich meine wenn man jetzt so noch gar nie etwas mit Meditation oder mit autogenem Training oder all diesen Dingen zu tun hatte oder egal was es halt gibt an Techniken, um mit dem Stress z. B. fertig zu werden – hast du da auch, oder was ist deine Erfahrung so im Schnitt, wie lange braucht das, bis man sich da auf das einlassen kann? Oder kann man das überhaupt nicht sagen? Oder sagt du, also man muss es schon mindestens eine Woche jeden Tag sich darauf einlassen, das machen und dann geht’s schon viel leichter oder was kannst du da sagen?
Nadja:
Ja das ist ja ähnlich wie bei der Ernährung. Also man muss die Sachen natürlich üben, das ist so. Aus meiner eigenen Erfahrung und so wie ich an dieses ganze Thema auch rangegangen bin, ist der erste Schritt, sich zu erlauben, dass das eine Möglichkeit sein könnte, besser mit diesen Themen umzugehen. Denn ich habe ganz ganz lange an der Ernährung festgehalten und habe gesagt, auf gar keinen Fall hat das irgendetwas mit meinem Kopf zu tun, also auf keinen Fall. Während mein Mann die ganze Zeit gesagt hat, das ist nur hier, nur hier, nur hier. Und ich habe gesagt, nein, das liegt am Essen. Und ich glaube der erste Schritt ist echt, zu sagen, ok jetzt isst du so perfekt oder es kann ja nicht sein, dass ich da so reagiere und alle anderen um mich herum nicht, was ist denn da los? Es besteht die Möglichkeit, dass es in meinem Kopf ist. Wenn man an dem Punkt angekommen ist und sagen kann, ok, es kann sein, dass es hilft und wenn es hilft, dann habe ich es nicht ausprobiert, weil ich zu eitel bin und glaube, dass ich eigentlich ganz gesund bin, obwohl ich’s nicht bin. Verdammt, Kopfhörer auf, ausprobieren! Eine Woche lang irgendwie vor dem Schlaf oder nach dem Aufwachen morgens sich irgendwas raussuchen und das machen und mal gucken, wie es einem so geht damit. Ich glaube das ist so nach 3 – 4 Tagen klar, dass es einem ziemlich gut damit geht, weil man einfach mal richtig gut zur Ruhe kommt und insofern, also ich glaube so wahnsinnig lange braucht das nicht, um einen da zu überzeugen.
Julia:
Ok. Ich meine jetzt wie gesagt, du hast so viele Ansätze jetzt genannt. Wenn jetzt jemand eben so ganz neu bei dem Thema ist, was ist deiner Meinung nach so die, was sind die ersten wichtigsten Schritte, wo du sagst, damit mal anfangen, dann hat man schon die ersten Erfolge und dann nach und nach sich die anderen Themen vielleicht erarbeiten?
Die ersten wichtigsten Schritte, 35:08
Nadja:
Also die erste Fragestellung ist natürlich immer, habe ich überhaupt eine Allergie und eine Unverträglichkeit? Ich glaube das ist eigentlich so der wichtigste Schritt. So ok, ich habe alle möglichen Beschwerden, wie auch immer. Ich führe jetzt mal Tagebuch, ich gucke mir das jetzt mal eine Woche an. Ich schreibe auf was ich esse, wann ich esse und wann meine Symptome denn so auftreten, weil es juckt dann irgendwie mal und dann kommt mal dies und dann kommt mal jenes und dann gucke ich in den Spiegel und habe plötzlich 4 Pickel im Gesicht oder so. Was habe ich denn ein paar Stunden vorher gegessen? Und dann kann man und das kann man mit den Lebensmittellisten machen die im Buch sind z. B., gucken so wo passt denn das eigentlich rein. Also was könnte das sein? Sind das jetzt Milchprodukte die mir Beschwerden machen oder sind das besonders histaminreiche Produkte? Sind das vielleicht Salicylate? Ist es jedes Mal wenn ich Brot gegessen habe oder wenn ich Müsli gegessen habe oder irgendwas in der Richtung? Was könnte das eigentlich sein? Ich glaube das ist so der erste Schritt, um ein Gefühl dafür zu kriegen, ob das überhaupt etwas mit der Ernährung zu tun hat bzw. ob es eine Allergie oder eine Unverträglichkeitsreaktion sein könnte. Und dann ist natürlich klar Darmsanierung angesagt und Ernährungsumstellung, Eliminationsdiät – d. h. auf diese Sachen auch wirklich zu verzichten für Zeitraum X, bzw. sie soweit zurückzuschrauben, dass das keine belastende Menge mehr ist. Da kann man vielleicht unterstützen mit Nahrungsergänzungsmitteln, mit Bakterienkulturen, mit fermentierten Lebensmitteln sofern das möglich ist, die ich immer noch am effektivsten finde. Das ist eigentlich so, das sind so die Schritte, die man dann geht und bei Unverträglichkeiten kann man so mit einem halben Jahr schon rechnen, dass man sich irgendwie so ein bisschen an dieses Thema auch halten muss und da echt etwas machen muss, bis das wieder so einigermaßen im Lot ist.
Julia:
Du hast das vorhin ganz kurz angesprochen: Eben wenn man weiß, dass man XY hat, eine Nahrungsunverträglichkeit oder eine Allergie und natürlich wir haben die Symptome und du leitest ja auch in deinem Buch, also gibt es auch eine Anleitung oder auch eine Auflistung der möglichen Symptome, was man alles haben kann. Aber wie schaut es denn mit sozusagen diesen schwarz auf weiß Labortests aus? Was gibt’s denn da? Gibt’s da etwas überhaupt? Haben die Aussagekraft oder nicht? Oder kann man wirklich nur auf sich selber hören?
Potential von Labortests vs. Selbsteinschätzung, 37:43
Nadja:
Ja das ist eine sehr berechtigte Frage, weil das tatsächlich nicht so einfach ist. Also es gibt Allergietests und die sind ja, also sie werden gemacht – sagen wir es mal so – die sind auch ziemlich aussagekräftig. Aber da eben nicht alles eine Allergie ist, ist an dem Ende schon wieder Schluss. Das Wichtigste ist eigentlich meines Erachtens auch die Allergie auszuschließen. Selbst das ist ein Schritt, der ist super wichtig. Denn der anaphylaktische Schock der da entstehen kann, der führt zum Tod. Das ist ganz einfach. Wenn ich nicht weiß, dass es eine Allergie ist oder ob es eine Allergie ist oder eine Unverträglichkeit, dann weiß ich auch nicht, muss ich das Notfallset mit mir herumtragen, falls ich doch irgendwie mit dem Lebensmittel in Kontakt komme aus Versehen vielleicht.
Julia:
Ja, natürlich.
Nadja:
Oder, oder, oder. Also das sind so Fragestellungen, die müssen geklärt werden, auch wenn das frustrierend ist am Anfang, weil die sagen ja ‚Sie haben keine Allergie’ und schicken einen wieder nach Hause. Ja und dann kann man froh sein. Dann kann man das abhaken und sagen ‚Ich habe keine Allergie, das ist toll.’ Das ist viel besser, weil die Unverträglichkeit ist sehr viel einfacher. Und dann geht man vielleicht noch die Tests durch, den H2-Atemtest für die Laktose- und die Fruktoseintoleranz. Je nach dem was da rauskommt, der ist offensichtlich auch nicht so super aussagekräftig, aber ich sage jetzt mal im Großteil der Fälle ist er das. Und ja, dann halt das Ausschlussverfahren, also Eliminationsdiät und gucken und danach wieder einführen vielleicht mal nach einer Woche oder vielleicht nach 2 Wochen gucken, so, reagiere ich jetzt da drauf, wenn ich das jetzt wieder esse. Das ist eigentlich, also der Goldstandard in der Medizin wäre auch zu sagen, pass auf, du gehst morgen in die Klinik, du isst das eine Woche lang nicht und nach einer Woche kommt der Arzt, gibt dir das und guckt was passiert. Das wäre so der absolute Goldstandard. Aber wenn du weißt, dass es keine Allergie sein kann und du kannst sagen ok, es ist eine Unverträglichkeit, dann kannst du das auch selber testen. Das ist dann halt „Scheiße“, weil du reagierst darauf und es ist unangenehm, aber du kannst das für dich beschließen, dass du darauf reagierst. Das ist in Ordnung. Ich bin damals losgegangen und hab eine Ernährungsberaterin gehabt und habe gesagt, pass auf, ich habe das Gefühl ich reagiere auf das und das und das und das. Und dann sagte sie, nein, das ist völlig überbewertet mit den Histaminen. Das kann überhaupt nicht sein. Ich kann nichts für dich tun. Und dann dachte ich so, ok, also sie ist die Expertin, spricht mir meine Körperbeobachtung ab. Was mach ich denn hier? Was mach ich denn jetzt? Und das möchte ich eigentlich den Leuten mitgeben, dass sie auch sich selber vertrauen können und dass der Arzt oder der Ernährungsberater oder der Heilpraktiker oder wer auch immer da vor einem sitzt auch nur ein Mensch ist und noch dazu ein Mensch, der nicht in deinem Körper drin steckt. Also das ist ganz einfach, also man kann sich selber vertrauen, total und auch irgendwie selber sagen, ok, ich habe das an mir beobachtet, das ist Scheiße so.
Julia:
Was hältst du eigentlich von jetzt diesen Nahrungsmittelunverträglichkeitstest, also wie IGE und…?
Nadja:
Ich glaube ich habe sie nicht erwähnt weiter.
Julia:
Weil das mich jetzt noch persönlich interessiert. Weil du hast, ich denke, dass du dich ein bissel sicherlich irgendwie damit beschäftigt hast oder es dir auf jeden Fall untergekommen ist. Ich will wissen, was deine persönliche Meinung einfach oder deine Erfahrung damit auch ist vielleicht.
Einschätzung von Nahrungsmittelunverträglichkeitstests, 41:08
Nadja:
Also es gibt diese Tests. Ich halte nicht besonders viel davon. Also das ist ein schwarz auf weiß wenn man es haben will oder so. Also es gibt diese IgG4-Tests, die viele Heilpraktiker machen. Das ist glaube ich noch ein Thema was erwähnt werden darf oder was ich selber für wissenschaftlich valide genug halte zu erwähnen, sagen wir es mal so. Da ist es so, dass die Ärzteschaft das nicht so gerne sieht und sagt, das hat irgendwie keine Aussagekraft. Die Heilpraktiker arbeiten aber damit und haben auch ganz gute Erfolge damit. IgG4 ist ein Immunmarker im Prinzip der ansteigt, auch wenn man das Lebensmittel sehr sehr häufig konsumiert. Das heißt, wenn ich oft Brot esse, dann habe ich natürlich eine Reaktion darauf, weil im Prinzip alles was an Fremdstoffen in den Körper kommt mit einer Immunantwort beantwortet wird. Ich denke IgG4 kann helfen, man sollte das jetzt nicht unbedingt, das ist jetzt kein Nachweis einer Allergie oder einer Unverträglichkeit.
Julia:
So als Dogma sozusagen ist es jetzt nicht so das einzige.
Nadja:
Ja, ganz genau, aber es zeigt schon, dass man gewisse Ernährungsgewohnheiten hat und dass man vielleicht etwas vielfältiger konsumieren darf in Zukunft.
Julia:
Genau. Und noch auf eine Sache, die du vorhin auch noch kurz sozusagen angerissen hast, weil du gemeint hast, man könnte Nahrungsergänzungsmittel nehmen, Probiotika oder was auch immer. Hast du da selber Erfahrungen oder würdest du sagen, eigentlich muss das nicht unbedingt sein oder gibt’s da was, wo du sagst, ja das kann ich wirklich empfehlen oder das hat für dich gut funktioniert?
Erfahrungen mit Nahrungsergänzungsmitteln, 42:51
Nadja:
Ja also es ist natürlich immer eine individuelle Entscheidung. Das ist ganz klar. Also man solle das normalerweise eigentlich auch mit jemandem absprechen, der da so ein bisschen Ahnung von Mikronährstoffen hat, also wie du jemand bist, Mikronährstoffcoach oder Orthomolekularmediziner – ein schönes Wort. Aber es geht natürlich in erster Linie auch heute immer um das Thema Symptome, wie kriege ich die jetzt weg. Also das ist ja unsere Tablettenmentalität die wir so haben, und wir wollen diese Sachen nicht mit uns rumschleppen und wir wollen nicht, dass es uns juckt ständig und wir wollen natürlich auch nicht das die Nase läuft usw. Also für mich hat gut funktioniert, und das ist auch etwas was ich weiterhin, wo ich echt Wert darauf lege, ist Omega 3, also Omega 3 Fettsäuren, um das Immunsystem und auch die Psyche zu stabilisieren. Also das ist echt ne gute Sache, ein gutes Fischöl sich zu besorgen oder Krillöl oder mittlerweile gibt’s auch Algenöl, was vegan ist. Also da muss man jetzt nicht mehr unbedingt auf Fische zurückgreifen. Ja, das ist eigentlich das Wichtigste. Ich hatte eine Histaminintoleranz. Also für mich war L-Methionin als Aminosäure relativ wichtig und Vitamin C in rauen Mengen. Das war wirklich ganz lange – ja so ungefähr. Ja also wenn du in einer Umgebung bist, wo du weißt, dass du reagierst, dann konsumierst du deine 5, 6, 7, 8 g Vitamin C am Tag bis der Durchfall kommt. Das ist ja dann wie das Symptom dafür, dass man zu viel davon hat. Aber du hast dafür keine anderen Beschwerden, also funktioniert halt ziemlich gut. Also Vitamin C ist echt ne super Sache. Dann haben wir natürlich einige andere Sachen noch die das Immunsystem stärken, wie Vitamin D. Wobei ich da natürlich auch dafür plädiere, dass man rausgeht im Sommer, anstatt Tabletten einzuwerfen.
Julia:
Ja, Licht.
Nadja:
Genau. Also das sind so die wesentlichen wichtigsten Sachen eigentlich. Was Präbiotika angeht und Probiotika, das ist ja auch noch so eine Frage, bin ich ein großer Fan von Fermenten, weil wir noch nicht genau wissen, wie wir das industriell so abwägen können, dass es uns wirklich nützlich ist. Und wenn es möglich ist und man keine Histaminintoleranz hat, dann auf jeden Fall Fermente in die Ernährung einbauen.
Julia:
Fermentierst du selbst?
Nadja:
Ja, ja. Ich habe mit allem möglichen experimentiert, und ich bin jetzt so bei Gemüsefermenten. Also viele trinken ja Wasserkefir oder Kombucha oder was man da so haben kann. Je nach dem was man so mag, also ja, da gibt es tolle Sachen.
Julia:
Ja, toll. Ja Naja, vielen herzlichen Dank. Ich meine wir haben jetzt wirklich einen wunderschönen Querschnitt bekommen über dein über diese Jahre angesammeltes Wissen, das du in deinem neu erschienenen Buch „Allergiefrei“ publiziert hast. Wo kriegt man das Buch?
Bezugsquellen für Nadjas Buch „Allergiefrei“, 45:55
Nadja:
Also erst mal damit es alle gesehen haben: So sieht es aus, und ihr könnt es bei amazon bestellen, ist im Selbstverlag erschienen, wird on demand gedruckt und direkt zu dir ins Postfach geliefert. Das geht super schnell. Oder als Kindle-Version ist es in Sekunden auf deinem Tablet-Reader, was auch immer du hast. Und ja, also amazon in erster Linie und ich glaube auch in wenigen Tagen müsste es auch über den Buchhandel bestellbar sein für alle die den großen Online-Riesen nicht unbedingt vertrauen, was auch immer, ihre Zahlungsdaten geben wollen. Die können es auch über den Buchhandel bestellen.
Julia:
Ok, super. Ja ich meine das tolle halt an dieser Möglichkeit ist, dass es eben wirklich, auch vom Umweltgedanken her, erst gedruckt wird, wenn es auch wirklich bestellt ist.
Nadja:
Toll, oder?
Julia:
…und man die Möglichkeit hat, das im Eigenverlag zu publizieren solche Dinge.
Nadja:
Ja richtig, ganz genau.
Julia:
Ja cool. Natürlich werden wir verlinken - das ist eh ganz klar - zu dir, zum Buch, wo man es bekommt. Noch mal auch die Dinge die du erwähnt hast würde ich ganz gerne verlinken, dass wir dann alle Ressourcen zusammen haben. Ja, dann vielen herzlichen Dank für deine Zeit!
Nadja:
Ja gerne, hat mir super viel Spaß gemacht. Vielen Dank, ist ja ein Herzensthema!
Julia:
Eben! Mir hat’s auch riesig viel Spaß gemacht. Ich habe wieder irrsinnig viel gelernt. Also weil grad das Thema ist so komplex und eben wenn man sich 5 Jahre mit nichts anderem beschäftigt, das ist einfach ein unglaublicher Wissensschatz, den du da angehäuft hast und der jetzt, nachdem du es geschafft hast, das in so einem tollen wirklich unglaublich gut gelungenen Buch niederzuschreiben, jetzt auch so vielen anderen Menschen damit helfen kannst, das zugänglich machen kannst und das ist wirklich unglaublich viel wert. Und danke dafür, dass du dir diese Zeit genommen hast, weil Buch schreiben ist Schweiß und Tränen und Blut und viel, viel, viel, viel Arbeit! Also wirklich toll, super gelungen und ich kann es nur jedem ans Herz legen und selbst wenn man jetzt nicht unbedingt selbst mit einer Allergie zu kämpfen hat, ist es trotzdem unbedingt ein lesenswertes Buch, weil man lernt sehr sehr viel andere Dinge und irgendwie einbauen kann man die immer und man kann auch davon profitieren, selbst wenn man jetzt nicht akut zumindest glaubt, keine Allergie zu haben oder keine Unverträglichkeit. Aber vieles kommt dann vielleicht erst auf.
Nadja:
Dankeschön, ja freut mich wenn es dir gefallen hat. Und ich freue mich natürlich über jedes Feedback und jede Bewertung die es dazu gibt. Kritisiert mich, haut mir rüber was ihr noch gelernt habt und was ihr wisst, weil dann wächst das Ganze. Das kann ja jederzeit verändert werden und ich finde das ist eine gute Sache.
Julia:
Genau, super. Ja dann, also vielen Dank und schönen Abend!
Nadja:
Danke, ebenfalls. Tschüß!
Julia:
Ciao.
##Bücher
allergiefrei! Lebensmittelallergien und Unverträglichkeiten Verstehen. Lindern. Heilen.
Webseiten
Nadja Polzin - foodlinx
Nadja Polzin - foodlinx.de |
Paleo Low Carb - JULIAS BLOG | (auf Facebook folgen)
‼️ Bitte beachte den aktuellen "Haftungsausschluss (Disclaimer) und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen" auf meiner Webseite.

Nov 27, 2017 • 31min
Die Dünndarmfehlbesiedelung - Ursachen, Diagnostik und Therapie - Interview mit Philipp Nedelmann/Sibolab
In Folge #127
Mein heutiger Gast ist Philipp Nedelmann. Er ist Heilpraktiker und Co-Founder von Sibolab. Es gibt inzwischen mehrere Millionen Menschen in Deutschland, die unter ständigen Verdauungsstörungen leiden. Ärzte nennen diese Krankheit häufig Reizdarm. Die Verbreitung dieses Leidens nimmt rasant zu. Viele Betroffene haben Ärzte-Odysseen hinter sich, ohne dauerhafte Besserung zu erreichen. Die Dünndarmfehlbesiedelung (DDFB bzw. SIBO) ist eine noch wenig bekannte Problematik. Herkömmliche Stuhluntersuchungen eignen sich nicht um SIBO zu diagnostizieren.
Wir sprechen in dieser Folge über SIBO, was es ist und wie es entsteht. Welche Symptome sind typisch für SIBO und welche Testmethoden eignen sich. Wir sprechen auch über Therapiemöglichkeiten und was du dagegen tun kannst.
Bitte beachten Sie auch immer den aktuellen
"Haftungsausschluss (Disclaimer) und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen" auf https://paleolowcarb.de/haftungsausschluss/
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Gutscheincode: Evolutionradioshow - 20% auf alle Produkte im BRAINEFFECT Shop unter www.brain-effect.com
Das Video der aktuellen Folge direkt auf Youtube öffnen
Und nicht vergessen: Wenn du uns auf Youtube siehst, und wenn du es noch nicht getan hast, dann abonniere unseren Kanal „Evolution Radio Show“
Wenn du das Podcast hörst, dann findest du die Links für Apple iTunes und Android hier auf unserer Homepage
Transkript
Klassische Symptome einer Dünndarmfehlbesiedlung, SIBO, 02:42
Was ist und wie entsteht SIBO?, 04:50
Unterschiede in Lebensbedingungen und Wirkungsweisen von Bakterien in Dünn- und Dickdarm, 07:27
Unterschiede zwischen Philipps Testmethode und herkömmlichen Tests, 10:35
Behandlungsmöglichkeiten nach positivem Test, 20:41
Die-Off-Syndrom, 26:12
Kontaktmöglichkeiten, 25:24
Julia:
Ja lieber Philipp, Herzlich Willkommen zur Evolution Radio Show! Bitte, vielleicht stell dich einfach mal kurz vor. Was ist deine Profession? Was ist dein Hintergrund und wie hast du in das Thema hinein gefunden?
über Philipp, 00:30
Philipp:
Ok, ja, danke. Gerne stelle ich mich kurz vor. Also Philipp ist mein Name. Seit 2006 bin ich Heilpraktiker und habe so also mit der Naturkunde meine Praxis gestartet und bin über die Jahre immer mehr in das Thema Darm würde ich sagen auch hinein gerutscht, weil es auch immer mehr Leute, immer stärker Leute betrifft, dass Nahrungsmittel Probleme bereiten können, dass der Stuhl sich so verändert, dass die Verdauung sich so verändert. Und besonders eigentlich so in das Thema, das mir so sehr am Herzen liegt mit dem Reizdarm kam ich über einen Patienten vor vielen Jahren, der zu mir kam und wirklich massive Probleme hatte und dem bis dato nicht geholfen werden konnte. Wir haben - das ist auch tatsächlich eine ganz lange Geschichte, ich will das ein bisschen kürzer krempeln - sehr sehr viel ausprobiert mit dem. Ja, weil auch die gängigen Tests, auch Nahrungsmittelunverträglichkeitstests einfach nicht griffen. Und wir kamen über diese Reise dann bei dem Thema an, dass sich vermutlich Bakterien in seinem Dünndarm angesiedelt haben, die da diese Probleme verursachten. Und darüber sind wir dann weiter tiefer reingegangen und haben das Ganze ermöglicht auch für andere Patienten. Und seit dem beschäftige ich mich mit diesem Thema SIBO, also Small Intestine Bacterial Overgrowth Syndrom, sehr, ja und sehr intensiv. Meine Praxis habe ich in Berlin, also zu meiner Person und lebe hier auch schon eine ganze Weile mit Familie und bin sehr happy.
Julia:
Ja, du hast ja gesagt das nennt sich SIBO oder Dünndarmfehlbesiedlung. Auf Deutsch findet man das dann auch oft unter dem Begriff. Jetzt sind ja vielleicht also viele schon grundsätzlich mit dem Thema vertraut, ja das ist der Mikrobiom und es gibt ja auch schon einige Stuhltests usw. Aber das SIBO das ist ja doch etwas ganz anderes, die Fehlbesiedlung im Dünndarm. Was würdest du denn sagen, einmal was sind denn so die klassischen Symptome für jemanden der eine Dünndarmfehlbesiedlung hat?
Klassische Symptome einer Dünndarmfehlbesiedlung, SIBO, 02:42
Philipp:
Ja, also das klassischste Symptom von allen ist eigentlich der Blähbauch und zwar die Gasentwicklung irgendwo im Bauch, ohne dass sie entweichen kann, ja, entweder nach oben oder nach unten abgehen als Winde. Dann haben sich Gase im Dünndarm gebildet und da muss man sich immer die Frage stellen, wie kann das sein? Womit hat das etwas zu tun? Wurden jetzt einfach nur unglaubliche Mengen an Kohl und Zwiebeln und Knoblauch zugleich gegessen? Oder passiert das tatsächlich auch bei verschiedenen anderen Nahrungsmitteln, die man gar nicht so im Verdacht hatte? Genau, das ist so das was ganz vorne oben steht. Und dann kommen Folgeprobleme, wie z. B. erhöhte Stuhlfrequenz, also dass es in Richtung Durchfall geht, in Richtung Verstopfung geht, Oberbauchschmerzen gehören dazu. Das wäre so das Klassischste was in dem Rahmen ist. Das betrifft aber schon sehr sehr viele Menschen. Also in Deutschland sind es bestimmt 15 Mio. Menschen die von genau solchen Problemen betroffen sind, ja. Und dann kann das aber noch weiter gehen, dass selbst Hautprobleme entstehen oder Blutdruckschwankungen. Dann sind es Konzentrationsprobleme. Da sprechen die Amerikaner vom sog. Brainfog. Ja, da hast du das Gefühl als hättest du einen Helm auf oder eine nebelige Sicht. Das sind so Rosacea im Gesicht oder auch Fibromyalgie. Das ist eine schmerzhafte Erkrankung des gesamten Bewegungsapparates, die sehr schwer zu klassifizieren ist und sehr schwer einzuordnen ist. Das sind so Sachen, die auch mit einer Dünndarmfehlbesiedlung assoziiert werden können, also in Zusammenhang gebracht werden können.
Julia:
Ja, spannend, eigentlich auch sehr sehr vielfältig von den Symptomen her. Jetzt einfach nicht nur ok so Blähbauch oder was. Da könnte man jetzt noch dran denken, aber dann doch so Sachen wie Konzentrationsstörungen und auch Fibromyalgie ist ja doch etwas, was man jetzt vielleicht im ersten Moment nicht direkt mit dem Darm in Verbindung bringen würde. Was ist eigentlich SIBO und wie entsteht das?
Was ist und wie entsteht SIBO?, 04:50
Philipp:
Also SIBO, oder auch dieses DDFB, das hattest du ja vorhin gesagt im deutschen Raum findet man das häufig auch darunter, oder bakterielle Fehlbesiedlung des Dünndarms, bedeutet in der Regel, dass Bakterien aus dem Dickdarm es geschafft haben, in den Dünndarm überzusiedeln. Und dort verursachen sie dann die Probleme, weil sie im Grunde genommen ihrer ganz normalen Aufgabe nachgehen, nämlich Reste von Zuckern oder Kohlenhydraten die im Dickdarm ankommen, zu verstoffwechseln, und dabei entstehen Gase. Das ist vornehmlich Wasserstoff. Das gibt aber auch bestimmte Gruppen von Bakterien oder Bakterien ähnlichen Gattungen, die können den Wasserstoff umwandeln in Methangas. Da kann man vielleicht später noch mal etwas dazu sagen, wenn wir mal über den Test ein bisschen sprechen. Aber die Ursachen dafür, für so eine Dünndarmfehlbesiedlung, liegen meistens in einer Lebensmittelvergiftung oder einer Magen-Darmgrippe oder einem verstärkten Gebrauch oder Anwendung von Antibiotika oder auch Protonenpumpenhemmern, also Magensäureblockern.
Julia:
Ok.
Philipp:
Das kann auch ganz häufig vorkommen. Und in der Regel wie gesagt kommt die Bakterienfehlbesiedlung von hinten vom Dickdarm. In manchen Fällen geht aber die Besiedlung auch von oben los, vom Magen. Und das wäre dann der Fall, wenn der erste Abwehrring, die Magensäure, nicht richtig greift und Bakterien aus der Nahrung in den Dünndarm geraten, die dort dann für Unruhe sorgen. Das könnten dann tatsächlich auch pathogene Erreger sein. Ansonsten in der Regel was vom Dickdarm kommt, sind Bakterien die zu uns gehören. Deswegen erkennt unser Immunsystem die auch nicht und wir haben nicht, eigentlich keine weiteren Krankheitssymptome, sondern Beschwerden. Aber wir reagieren darauf nicht mit Fieber oder mit anderen Abwehrmechanismen, weil das im Grund genommen sich um unsere Bakterien handelt, ja. Man kennt sich, man greift sich auch nicht an. Aber für die Bakterien ist das paradiesisch im Dünndarm, kaum Konkurrenz, sehr viel Nahrung. Da wird dann fröhlich umgewandelt. Das ist der Rest von Kohlenhydraten oder was generell an Kohlenhydraten da ist. Gerade im hinteren Abschnitt wird ja die Laktose auch aufgenommen. Der Zucker wird dann gerne von Bakterien gespalten und dabei entstehen eben Gase. Ja, das ist für die Bakterien Energiegewinnung und das macht uns dann die Probleme, weil die Gase nicht einfach entweichen können.
Julia:
Und weil du gesagt hast im Darm oder im Dünndarm herrschen paradiesische Zustände für die Bakterien, vielleicht kannst du mal erklären wieso. Was ist der Unterschied jetzt zwischen dem Dünndarm und dem Dickdarm und auch hinsichtlich natürlich der Bakteriendichte und auch der Lebensbedingungen?
Unterschiede in Lebensbedingungen und Wirkungsweisen von Bakterien in Dünn- und Dickdarm, 07:27
Philipp:
Da ist der Dünndarm, der gilt als steril. Wir haben im Dünndarm pro ml Schleimhautflüssigkeit etwa, naja unter 10.000 Bakterien. Im Dickdarm sieht das ganz anders aus. Das klingt viel, ist aber unglaublich wenig. Im Dickdarm haben wir pro ml Schleimhautflüssigkeit mehr als 1 Milliarde Bakterien. Da herrschen also ganz andere Konkurrenzverhältnisse und auch Mengenverhältnisse an Bakterien insgesamt. Und das über den ganzen Dünndarm hinweg, der ist ungefähr 4 Meter lang. Der Dickdarm ist noch mal 1 Meter lang. Also wir haben hier auch so ein bisschen was Größenordnung angeht verschiedene Verhältnisse. Und wenn es nun Bakterien eben rüber schaffen, dann ist tatsächlich dieser Zustand gegeben, dass da wenig andere Bakterien sind und eben sehr viel Nahrung. Deswegen verschwinden die auch nicht einfach so von selbst. Dazu muss aber auch noch kommen, dass die Peristaltik vom Dünndarm nicht gut funktioniert, also die Eigenbewegung des Dünndarms und dass die Ileozäkalklappe nicht richtig geschlossen hat, weil das ist die Pforte, durch die die Bakterien durchwandern.
Julia:
Also das ist die zwischen dem Dünndarm und dem Dickdarm dann, oder?
Philipp:
Genau, die ist genau zwischen Dünndarm und Dickdarm. Die ist eigentlich so die Grenzpforte und soll, im Inneren geht es eigentlich nur in eine Richtung. Es geht vom Dünndarm in den Dickdarm. Wenn die aber nun durch bestimmte Verhältnisse, wie gesagt Magen-Darmgrippe, Lebensmittelvergiftung etc., da außer Kraft gesetzt ist oder auch die ganze Motilität, also Eigenbewegung, Peristaltik, die Bewegung des Darms außer Kraft gesetzt ist, dann können es Bakterien unter Umständen rüber schaffen und die dann auch von selber nicht mehr weggehen.
Julia:
Wäre denn auch z. B. so etwas wie eine Darmspülung oder eben so eine Colon-Hydro-Therapie auch ein mögliches Risiko, dass die da reingespült werden?
Philipp:
Ja, das wäre auf jeden Fall denkbar. Also die Erfolge die mit Colon-Hydro-Therapie da sind oder auch die Erfahrungen, die sind meine ich ganz gut. Ja, vielen Leuten hilft das auch sehr auch z. B. bei der Gewichtsreduktion oder bei der Reinigung oder was Hautprobleme angeht ist es eine ganz bewährte Therapie. Aber wenn es sich eh schon um ein schwaches Darmsystem handelt, ja, und nun über die Wassermenge und die Massage da auch Flüssigkeit in den Dünndarm rein gerät, dann wäre das denkbar, dass auch entsprechend Bakterien mitkommen. Ausschließen kann man das nicht.
Julia:
Ok. Ich meine du hast ja jetzt schon gesagt oder so ein bissel angesprochen die Sache mit dem, eben dass die verschiedene Gase bilden. Jetzt ist es ja so, es gibt eben einige ja schon Labors, die solche, also Tests anbieten, ja. Aber ihr habt ja bei euch eine ganz bestimmte Besonderheit bei eurem Test. Was ist jetzt der Unterschied zwischen eurem Test und dem Test, der oft sonst angeboten wird? Ja, eben was sind da die Unterschiede und warum ist da eurer praktisch genauer oder dem überlegen?
Unterschiede zwischen Philipps Testmethode und herkömmlichen Tests, 10:35
Philipp:
Ja, also es gibt da glaube ich verschiedene Punkte. Das wesentlichste Merkmal von unserem Atemgastest, das ist es ja dann, ist, dass wir nicht nur Wasserstoff messen sondern auch Methangas. Dadurch bekommen wir viel mehr Information über das was im Dünndarm passiert und bekommen auch die sog. Non-responder. Es gibt viele Leute die machen einen Wasserstoffatemgastest, dann auch auf Laktose oder Fruktose oder Glukose, Sorbitol – das sind so die Gängigsten – und haben aber keinerlei Anstieg, obwohl dabei Beschwerden bestehen, ja, obwohl der Bauch sich wölbt mit Gasen oder der Darm und dann meinetwegen auch Oberbauchschmerzen auftreten bis hin zu Durchfall. Und wir können eben auch das Methangas erfassen und kriegen den Non-responder. Dazu messen wir auch noch gegen CO2, also dass Messfehler bei der Durchführung des Tests auch ausgeklammert werden können. Das können wir dann korrigieren. Dann haben wir ein etwas, da haben wir ein stimmigeres Messergebnis. Dann kommt noch dazu, dass – das will ich jetzt gar nicht anderen Tests absprechen, aber das können wir unserem Test auf jeden Fall fürhalten – dass wir auf eine sehr hohe Qualität achten bei den Röhrchen. Wir haben Glasröhrchen, die haben einen besonderen Gummistopfen und die sind sehr stabil. Also die Atemgase die abgefangen wurden da drin, die sind bis zu 2 Wochen stabil, ja. Und dadurch haben wir die Möglichkeit, diesen Test auch quer durch Europa zu schicken, ggf. auch noch weiter.
Julia:
Das ist toll.
Philipp:
Ja, das ist ein Riesenvorteil.
Julia:
Also das heißt eben, weil du sagst eben Atemgase, also hier die Analyse würde eben nicht wie bei der Fehlbesiedlung oder Dysbiose im Dickdarm jetzt über Stuhl eben ablaufen, sondern über einen Atemgastest. Auch interessant, dass man das eben anders untersucht, weil würde man irgendetwas auch in einer Stuhlprobe sehen oder gibt es da Hinweise, wenn z. B. irgendwas im Stuhl schon nicht in Ordnung ist, dass das dann auch auf eine Dünndarmfehlbesiedlung hinweist?
Philipp:
Ja danke, dass du das ansprichst. Also die Stuhluntersuchungen können da ganz spannend sein und aufschlussreich sein. Leider bekommen wir eben über den Florabefund keine gute Aussage über den Dünndarm. Das liegt zum einen daran, dass dort auch eigentlich keine Bakterien sein sollen und zum zweiten muss der Stuhl auf dem Weg nach draußen und in das Röhrchen hinein ja durch den Dickdarm durch. Dann ist der komplett kontaminiert von allen Dickdarmbakterien, so dass man da keine vernünftige Aussage bekommt. Ja das ist eben wieder das Mengenverhältnis von Dünndarmbakterien zu Dickdarmbakterien. Im Grunde genommen sind ja die meisten Stämme auch im Dickdarm vertreten. Also kriegen wir da nichts über eine Dysbiose oder Fehlbesiedlung des Dünndarms raus. Was Sinn machen kann, ist eine Floramessung zu machen, wenn da wirklich eine starke Dysbiose ist, weil auch bei der Stuhlprobe kann es zu Messfehlern kommen durch zu lange an der Luft, zu lange Transportwege etc. Ja, das sind ja Bakteriengattungen, die einen können mit Luft gut umgehen, die anderen vertragen Luft eher nicht so gut. Da hat man häufig schon eine leichte Dysbiose. Das kann man halt auch so ein bisschen rausrechnen wenn man sich die Floramessung anguckt. Ja, aber wenn da was Starkes vorliegt, dann ist das schon natürlich auch sinnhaft, da mit einem Probiotikum eine Aufbaukur zu machen.
Julia:
Ok.
Philipp:
Das sehe ich schon so. Nur leider kriegen wir eben über den Dünndarm dann nicht viel raus. Das heißt, wir brauchen eine andere Strategie, um diesen Dünndarm zu screenen, weil einfach mit einer, so was jetzt gerade bei dem Reizdarm ja häufig gemacht wird, das sind Magenspiegelungen und dann Darmspiegelungen. Das heißt wir gucken von oben in den Körper rein und wir gucken von unten in den Körper rein, messen aber nicht die 4 Meter Dünndarm, ja. Die 4 Meter Dünndarm werden außen vorgelassen, weil dort im Grunde genommen nicht viel passiert so an Bakterienaktivität usw. ja, und das wird auch gar nicht vorausgesetzt. Das heißt, wir brauchen hier eine besondere Strategie. Und da lässt sich über das Atemgas eben recht genau feststellen, ob dort schon bakterielle Aktivität stattfindet oder nicht, dann in welchem Ausmaß und auch ungefähr wo. Wenn die Atemgase sehr früh ansteigen, also jetzt Wasserstoff und Methangas, dann können wir davon ausgehen, dass auch recht dicht beim Magen schon so eine bakterielle Aktivität stattfindet. Wenn das eher so zur Mitte hin ist oder zum Ende können wir sagen, ok das ist vielleicht noch weiter hinten, das lässt sich auch eher so oder so behandeln. Also auch tatsächlich sind die Therapieentscheidungen etwas unterschiedlich, je nach dem wo die Atemgase ansteigen.
Julia:
Aha, das heißt also z. B. könnte man jetzt davon ausgehen, vielleicht dass wenn es eher am Anfang des Dünndarms ist, dass wohl eher die Einwanderung vom Magen ausgeht, also vielleicht zu wenig Mangensäure da ist oder da pathogene Keime sind und wenn es am Ende des Dünndarms ist, eher vom Dickdarm aus die Besiedlung stattfindet?
Philipp:
Also genau, bei letzterem können wir ziemlich sicher sagen, dass es dann vom Dickdarm aus kommt, wenn die Atemgase eher spät ansteigen. Wenn sie früh ansteigen, können wir das nicht, weil es sein kann, dass der Dünndarm von hinten ganz durchbesiedelt ist, aber die Gasproduktion so stark ist, dass sich das durch den ganzen Test durch anhält.
Julia:
Ach so.
Philipp:
Da müsste man dann im Grund genommen, da könnte man mit einem Glukosetest nacharbeiten, um dann den ersten Abschnitt noch mal besonders anzugucken. Ja, das kann Sinn machen, hat sich aber bisher ist das kaum gemacht worden, oder kaum angefordert worden.
Julia:
Das heißt, weil du sagst die Glukose, das heißt je nachdem welches Substrat man gibt, würde man eine andere – was sieht man dann dadurch, also was kann man da ablesen?
Philipp:
Also wenn man Glukose verwendet, dann testet man eigentlich nur den ersten Abschnitt vom Dünndarm, weil die Glukose sehr gut aufgenommen wird vom Dünndarm, ja. Wenn da also Wasserstoff oder Methangas ansteigen, dann haben wir es schon mit einer Dünndarmfehlbesiedlung zu tun, die bis nach vorne durchgetreten ist oder eben vorne stattfindet. Wenn der Glukosetest negativ ist, dann heißt das erst mal nur der 1. Abschnitt ist frei, aber wir wissen noch nicht, was mit dem hinteren Teil des Dünndarms los ist, weil dann ja der ganze Zucker vom Körper selber schon aufgenommen wurde. Das heißt, der Zucker hat die Bakterien gar nicht erreichen können. Wenn wir Lactulose verwenden, was da unserer Meinung nach der sicherere Test ist, dann können wir den ganzen Dünndarm angucken, weil die Lactulose nicht aufgenommen wird von Dünndarm. Die landet, wenn keine Bakterien da sind, komplett im Dickdarm. Und das bedeutet, dass nach 120 Minuten irgendwann die Atemgase stark ansteigen. Und dann können wir auch eine Aussage über den Dünndarm treffen, also wie schnell er eine Flüssigkeit durchreicht. Wir können aber dann – genau, ja – aber dann wissen wir auch, da ist keine Bakterienfehlbesiedlung. Also das ist im Grunde genommen so eine Art Vortest. Das kann man auch als Vortest nehmen für einen Laktoseintoleranztest.
Julia:
Ok, ganz kurze Unterbrechung, vielleicht hast du es eh gerade gesagt, bei der Fruktoseintoleranz oder Malabsorptionstest oder Laktoseintoleranz misst man ja auch die Atemgase. Gibt’s da so etwas wie falsch positiv, also dass es eigentlich eine Fehlbesiedlung des Dünndarms ist und man es aber als Laktoseintoleranz interpretiert?
Philipp:
Ja, die Gefahr ist durchaus gegeben, falsch positive Tests und auch falsch negative Tests. Wenn man dieses Grundprinzip von dieser bakteriellen Fehlbesiedlung verstanden hat, dann wird das ganz klar, weil die Bakterien die sitzen ja quasi auf der Schleimhaut und in der Schleimhaut drin und die wollen einfach den Zucker haben, ja, nichts anderes. Das heißt, ob jetzt von außen eine Laktose gegeben wird oder eine Fruktose oder ein anderer Zucker ist den Bakterien erst mal egal. Und denen ist auch egal wie der Test heißt. Ja, das ist es, genau, ist denen egal. Wenn die dann also den Zucker bekommen, verstoffwechseln sie ihn und produzieren Gase. Und lt. der Leitlinien heißt es, wenn ein Laktoseintoleranztest einen Wasserstoffanstieg von größer als 20 parts per million aufzeigt, dann ist es positiv. Dann muss man gucken, in welchen Minutenzeiträumen diese Gase angestiegen sind. Dann muss man das doch eher kritisch betrachten. Weil, wenn innerhalb von 100 Minuten die Gase ansteigen, dann hat der Zucker, ist der entweder gerade da angekommen, wo der Körper ihn selber aufnehmen würde oder er ist noch nicht einmal da angekommen, ja. Das heißt, ein positiver, ein echter positiver Laktoseintoleranztest heißt 100 – 120 Minuten lang passiert gar nichts. Dann kommt die ganze Laktose im Dickdarm an und dann gehen die Atemgase nach oben. Wenn das vorher passiert, da müsste man eigentlich fairerweise sagen, der Test ist so nicht durchführbar, denn es ist dann ein Hinweis auf eine laktoseabhängige Fehlbesiedlung des Dünndarms, weil es eben zu früh angestiegen ist. Die Laktose wird im letzten Dünndarmabschnitt aufgenommen. Da findet dann auch die Spaltung statt. Wenn jetzt bei Minute 60 der Wasserstoff in die Höhe schießt, dann ist ja die Laktose nicht einmal dort angekommen, wo sie eigentlich aufgenommen werden würde. Und das muss einen stutzig machen. Das ist bei der Fruktose ähnlich, aber da ist man sich noch nicht ganz sicher, weil die Fruktose hat andere Aufnahmemechanismen als die Laktose. Sie wird nicht enzymatisch gespalten, sondern einfach entlang des Bedarfs, ja des Konstruktionsgefälles aufgenommen. Genau, und viele Laktose- und Fruktosetests die gehen nur bis 120 Minuten. Und wenn dann keine Anstiege sind, heißt es Laktoseintoleranz – äh Quatsch, keine Intoleranz. Aber das Ding ist, erst ab 120 Minuten wird es spannend bei dem Test.
Julia:
Ok.
Philipp:
Ja, das heißt, ein Test der 120 Minuten lang testet und es kam kein Ergebnis dabei raus, ist einfach für die Katz, ist für die Tonne. Da kann man nichts daraus lesen.
Julia:
Wahnsinn.
Philipp:
Braucht mehr Minuten.
Julia:
Ja, spannend. Ich meine jetzt wissen wir, wie wir darauf kommen, ob man es hat oder nicht. Was kann man jetzt tun, also was sind deine wichtigsten Tipps? Wie gehst du das an, wenn jetzt jemand positiv, also sowohl von den Symptomatiken her als auch natürlich vom Test her, reagiert? Was gibt’s da für Möglichkeiten vorzugehen?
Behandlungsmöglichkeiten nach positivem Test, 20:41
Philipp:
Ja, die gibt es. Und es geht ja erst mal auch vor allem darum, Beschwerden zu lindern, ja, dass es den Patienten oder den Menschen besser geht. Und das bedeutet, den Bakterien die Nahrung zu entziehen. Und da es sich um Kohlenhydrate handelt, raten wir dann dazu, eine kohlenhydratarme oder kohlenhydratfreie Ernährungsweise einzuschlagen. Die Stichwörter sind dann LowCarb oder das geht ja dann auch in Richtung Paleo, wobei man da dann auch ein bisschen noch ein paar Sachen wieder rauskürzen muss, ja so Süßkartoffeln z. B. glaube ich wird da ganz gerne gegeben. Die kann wie Dynamit wirken, ja bei jemandem der eine starke SIBO hat. Ja, aber ketogen geht dann schon auch in die Richtung. Und das ist das was wir über die Ernährung machen, ja, also Kohlenhydrate runter. Wenn jemand allerdings späten Gasanstieg hat, wo es erst sich so um den letzten Abschnitt handelt, dann kann man durchaus argumentieren, ob man vielleicht so etwas wie Kartoffeln und Nahrungsmittel mit einem hohen glykämischen Index, also wo der Zucker schnell übergeht ins Blut, ob man die drin lässt im Nahrungsplan, ja.
Julia:
Ok.
Philipp:
Und das andere ist dann, also das eine ist eben die Nahrung entziehen. Das andere sind bestimmte pflanzliche Mittel oder auch pharmazeutische Mittel, um die Bakterien in die Flucht zu schlagen. Ich habe ja vorhin gesagt, das sind Bakterien die eigentlich zum Körper gehören. Also wir erkennen die selber nicht als Feinde an und bekämpfen die nicht. Daher brauchen wir Hilfe von außen. Und das können dann bestimmte Produkte sein oder eben auch bestimmte Antibiotika. Gerade im Pharmaziebereich, wenn der behandelnde Therapeut ein Arzt ist, dann kann der z. B. Rifaximin verordnen, ggf. auch in Kombination mit Neomycin oder Metronidazol. Das sind Therapieprotokolle die sich auch sehr bewährt haben, ja. Gleichzeitig gibt es aber auch pflanzliche Protokolle die sich ebenso bewährt haben und die nachhaltiger wirken, was durchaus von Vorteil sein kann. Also das ist nicht nur jetzt mal eben wegbekommen, sondern tatsächlich soll es ja auch darum gehen, insgesamt von diesen Problemen befreit zu werden.
Julia:
Natürlich, ja.
Philipp:
Da arbeiten wir gerne mit hoch dosiertem Knoblauchextrakt, mit Oregano, mit Thymian, ja mit verschiedenen Mitteln mit Berberin. Das ist eine Wurzel, die sehr stark gegen Wasserstoffproduzenten wirkt. Und dann mit bestimmten Mitteln, die den Dünndarm anregen. Das sind Prokinetika heißen die. Ein einfaches Beispiel wäre Iberogast. Das bekommt man eigentlich in dem Bereich - das sind Apotheken. Es gibt da auch noch andere Varianten. Da haben wir sehr viele Mittel zusammengestellt und Pläne für Therapeuten, die mit uns zusammen arbeiten wollen, um dort auch Hilfestellung zu leisten. Aber das ist so die Vorgehensweise. Das ist auch eine nebenwirkungsarme Therapie. Man muss halt nur aufpassen auf die Dinge, die wir von Ernährungsumstellungen generell kennen. Es kann zu einem erheblichen Gewichtsverlust kommen, wenn die Kohlenhydrate wegfallen. Es kann zu einem Energieverlust kommen. Und da ist es dann eben wichtig, Strategien anzuwenden, die den Menschen darüber hinweg helfen.
Julia:
Und also so diese Sachen wie Oregano und das Berberin, ist das in Kapselform oder als Tee oder wie kann ich mir das vorstellen?
Philipp:
Ja, idealerweise ist das eine Kapselform. Also man kann es natürlich auch unterstützen mit verschiedenen Tees. Aber gerade Oregano würde ich auf keinen Fall als Öl nehmen, sondern immer in Kapselform, weil das ein ziemlich aggressives Mittel ist. Nicht alles was von der Natur kommt ist so sanft und vieles kopieren wir ja auch. Das Antibiotikum ist ja auch von einem Pilz, vom Penicillin, äh ist ja auch von einem Pilz entstanden. Also es ist ja ursprünglich auch natürlich, auch wenn es jetzt synthetisch aufbereitet wird. Aber so ein Oregano-Öl, wenn man das als ätherisches Öl zu sich nimmt, das kann richtig ätzend wirken auch im Mund und dann auch in der Speiseröhre. Das heißt, hier würde ich wirklich empfehlen, auf fertig gebaute Produkte zurückzugreifen und zwar in Kapselform. Aber manches gibt es auch in flüssiger Form. Es gibt ein Mittel z. B. das heißt Biocidin. Das geben wir auch gerne, sowohl gegen Wasserstoff als auch gegen Methangas produzierende Bakterien. Das kommt als Tropfen. Das wirkt sehr gut antibiotisch und dann gleichzeitig aber auch gegen Pilze, ja, weil auch eine Candida-Infektion kann gleichzeitig bestehen und das ganze Problem etwas erschweren. Da kann man dann gut schon auch dagegen mitgehen.
Julia:
Spannend, ja. Wie, wo können dich jetzt die Zuhörer und Zuschauer am besten finden, wenn man jetzt mehr auch über euch und über den Test vielleicht nachlesen möchte, bzw. sich informieren möchte?
Kontaktmöglichkeiten, 25:24
Philipp:
Also man kann einfach auf unserer Homepage gucken, www.sibolab.de. Dort haben wir einige Informationen zusammengetragen. Das ist allerdings alles eher etwas Generelles, etwas Gröberes. Wir arbeiten gerne mit Therapeuten und Ernährungsberatern und Wissenschaftlern zusammen, geben denen auch die Therapieprotokolle, Fristdiagramm wie man da vorgeht. Und so ist dann auch der Test eigentlich zu beziehen, in der Regel über die Therapeuten. Das ist am einfachsten, weil es dann auch eine Begleitung gibt.
Julia:
Ja genau.
Philipp:
Etwas schwierig ist es immer, weil in jeder Therapie gibt es Höhen und Tiefen, so auch in dieser. Das kann dann auch mal sich anfühlen, als wäre das Problem überhaupt nicht behoben sondern eher schlimmer geworden. Das hat mit dem sog. Die-Off-Syndrom zu tun. Da ist es immer wichtig auch einen Ansprechpartner zu haben. Da arbeiten wir eben gerne mit Therapeuten zusammen.
Die-Off-Syndrom, 26:12
Julia:
Kannst du noch kurz sagen, was versteht man unter dem Die-Off-Syndrom?
Philipp:
Ja, wenn jetzt über die pflanzlichen Antibiotika Bakterien absterben - das müssen noch nicht einmal Bakterien sein, die im Dünndarm sitzen, das können auch Borrelien sein, das können Streptokokken sein, das können aber auch Herde sein woanders im Körper - die haben bestimmte Mittel die verlassen auch da den Darm. Das Allimed z. B., was hochdosierter Knoblauchextrakt ist, geht auch in die Blutbahn über und wirkt sehr effektiv auch gegen Borrelien. Das ist eine ganz tolle Therapie, Therapieansatz da.
Julia:
Toll!
Philipp:
Wenn aber zu viele auf einmal absterben, dann kann sich das ziemlich übel auswirken für den Körper, also Unwohlsein, Übelkeit, richtig zittrig kann es werden. Und wenn es jetzt um die Bakterien im Dünndarm geht, dann werden teilweise so viele Gifte frei, oder im Überlebenskampf versuchen sie noch Reste von Kohlenhydraten zu verstoffwechseln, dass dann wieder auch Symptome auftreten. Da muss man gegen angehen. Ja, und das macht man am besten durch gute Fette, durch mehr Wasser trinken oder auch Aktivkohle.
Julia:
Ok, zum Binden von den Giftstoffen die da frei werden. Ja super! Ich habe auch eben die Möglichkeit für – wen es interessiert, der kann sich auch an mich wenden und den Test beziehen. Und sonst natürlich, wenn ihr selber in Heilpraktiker-Betreuung seid, sicherlich könnt ihr auch euren Heilpraktiker natürlich darauf aufmerksam machen und der kann sich dann an Sibolab, oder der Arzt oder der Therapeut eben an Sibolab wenden, an den Philipp Nedelmann und dann dort den Test natürlich beziehen. Dann sage ich herzlichen Dank für deine Zeit. Es war sehr sehr spannend. Es ist ein spannendes Thema, nicht so gut wenn es einen betrifft, aber trotzdem wahnsinnig spannend. Toll, dass es jetzt auch so viele Möglichkeiten gibt. Dann sage ich vielen Dank noch mal für deine Zeit, hat mich sehr gefreut und ja, ich hoffe wir sehen uns bald wieder!
Philipp:
Danke schön, das hoffe ich auch, auf jeden Fall! Alles Gute!
Es gibt inzwischen mehrere Millionen Menschen in Deutschland, die unter ständigen Verdauungsstörungen leiden. Ärzte nennen diese Krankheit häufig Reizdarm. Die Verbreitung dieses Leidens nimmt rasant zu. Viele Betroffene haben Ärzte-Odysseen hinter sich, ohne dauerhafte Besserung zu erreichen.
Wir haben für die Behandlung des Reizdarm-Syndroms eine eigene Therapie entwickelt.
##Ursache von vielen Verdauungsbeschwerden
Bakterien im Darm sind ein entscheidender Bestandteil unserer Verdauung. Die meisten Bakterien befinden sich am Ende im Dickdarm, wo sie die Nahrungsreste verdauen, die nicht vom Körper im Dünndarm aufgenommen werden konnten. Dazu gehören insbesondere Ballaststoffe, aber auch schwer verdauliche Kohlenhydrate wie solche in Bohnen.
Die Probleme entstehen, wenn dieser Prozess durcheinander kommt. Das kann z.B. passieren wenn man verdorbene Lebensmitteln isst, die Motilität des Darmes geschwächt ist (z.B: durch eine Schilddrüsenunterfunktion), man, Magensäurehemmer einnimmt oder aus sonstigen Gründen, die zur einer reduzierten Darmfunktion führen.
In diesen Fällen haben es die Dickdarmbakterien leichter, in den Dünndarm "hochzuwandern". Wenn das einmal passiert ist, dann verwerten sie die gute Nahrung, die eigentlich der Körper aufnehmen sollte. Dies führt nicht nur zu einer Unterversorgung an Kalorien, Vitamine, Mineralstoffen, etc, sondern auch zu viel "Luft im Bauch". Die Bakterien produzieren nämlich als Nebenprodukt Gase wie Wasserstoff und Methan. Durch die nun enorm erhöhte Menge an "Futter" steigt dementsprechend auch das Gasvolumen an. Das sind dann die Blähungen, die so viele Menschen mit dem Reizdarm plagen.
Desweiteren geben die Bakterien Toxine (=Gifte) an den Darm ab, die wiederum u.a. den Hormonhaushalt stören. Das kann dann in Folge zu Gedächstnis- und Konzentrationsstörungen, Depression , Müdigkeit, Abgeschlagenheit, etc führen.
Da sich die Bakterien vor allem von Kohlenhydraten ernähren, führt eine Reduktion solcher in den allermeisten Fällen zu einer schnellen und dramatischen Verbesserung der Symptome. Allerdings kann man die Bakterien nicht aushungern, da sie sehr zähe Lebenswesen sind mit ausgeklügelten Überlebenstechniken. Die effektivsten Mittel liefert die Natur selber durch stark antimikrobielle Lebensmittel wie Knoblauchextrakte als auch durch Einsetzen von "guten" Bakterien, die sich mit den schlechten um den Platz streiten.
Helfen Sie Ihrem Darm, sich selbst zu helfen
#Therapieplan
Nach Durchführung des Atemtests und positivem Befund (d.h. eine Fehlbesiedlung liegt vor) wird anhand der Daten des Atemtests ein Therapieplan entwickelt.
Der Therapieplan teilt sich in eine Reinigungs- und eine Aufbauphase inkl. einer Ernährungsumstellung ein. Während die Ernährung während der gesamten Therapie umzustellen ist, teilt sich der Rest in zwei Phasen ein. Die Reinigungsphase dient in den ersten 4-8 Wochen dazu, die gesamte Belastung durch die Bakterien stark zu reduzieren. Diese Aufgabe wird zwar in der Aufbauphase fortgeführt, der Fokus ändert sich jedoch auf die Regeneration des Darmes inkl. dem Aufbau einer guten, schützenden Bakterienkultur.
In beiden Phasen kommt es auf die sorgfältige Auswahl der geeigneten natürlichen Nahrungsergänzungsmittel an.
##Ernährung
Die Ernährung ist das Fundament der Therapie. Die Ernährung bestimmt nämlich, welche Arten von Bakterien im Darm florieren und welchen das "Futter" entzogen wird. Da die problemverursachenden Bakterien Kohlenhydrate zum Überleben brauchen, sollten entsprechende Lebensmittel insbesondere in der Anfangsphase stark reduziert werden. Später können diese graduell wieder eingeführt werden.
Wir geben unseren Patienten eine Liste mit empfehlenswerten und zu vermeidenden Lebensmitteln mit. Anhand derer kann sich der Patient ausrichten. Insbesondere, aber nicht nur, Lebensmittel mit FODMAPs sollte gemieden werden. FODMAPs sind kurzkettige Kohlenhydrate (Mono-, Di- und Oligosaccharide) sowie Zuckeralkohole.
Alleine diese Ernährungsumstellung bewirkt bei den meisten Patienten innerhalb weniger Tage eine spürbare Besserung der Symptome.
##Reinigungsphase
In der Reinigungsphase liegt der Fokus auf dem Entfernen der problemverursachenden Bakterien und das Verhindern vom Ansetzen neuer Bakterien.
Zur Entfernung der bestehenden Dünndarmbakterien greifen wir auf natürliche Antibiotika zurück. Hierbei liegt die Betonung auf natürlich, denn die Natur hat deutlich intelligentere und körperunterstützende Mittel entwickelt als die menschlich hergestellten chemischen Produkte. Ein bewährtes Mittel in unserer Therapie ist z.B. Allicin, welches ein Extrakt aus der Knoblauchknolle ist. Allicin wurde im Rahmen unzähliger medizinischer Studien getestet und hat sich als stark antimikrobiell, antifungal und antiparasitär erwiesen. Gleichzeitig ist es ein natürliches Mittel, welches das Immunsystem unterstützt. Allicin ist nur eines von mehreren natürlichen Mitteln, welches wir zur Bakterienbekämpfung einsetzen.
##Aufbauphase
In der Aufbauphase wird die Stabilisierung des Darms, der Aufbau der Schutzfunktion und eine vermehrte Belegung mit guten Bakterien angestrebt.
Da die pathogenen Bakterien im Dünndarm eine optimale Aufnahme der Lebensmittel verhindern, führt dies nicht selten zu einer Unterversorgung an Vitaminen und Mineralstoffen. Hinzukommt, dass die Bakterien für den Aufbau ihres Biofilms, einer Art Schutzwall, Mineralstoffe wie Magnesium, Zink und Eisen aufbrauchen.
Von daher unterstützen wir den Körper durch entsprechende Nahrungsergänzungsmittel (NEM) als auch durch Empfehlung bestimmter Speisen. So enthält bspw. die Rinderkraftbrühe viele Nährstoffe, die dem reizdarmgeplagten Körper fehlen. Omega-3-Fettsäuren, Curcuma, Zink, etc sind Beispiele von NEMs, die wir in dieser Phase empfehlen.
Sowohl in der Reinigungs- als auch Aufbauphase unterstützen wir den Körper mit sogenannten Super-Probiotika. Diese sind aus natürlichen Lebensmitteln hergestellte fermentierte Produkte, die über ihre naturgegebenen Eigenschaften sehr effektiv beim Aufbau einer guten Darmflora helfen.
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Webseiten
Sibolab
Philipp Nedelmann
Sibolab UG
Kastanienallee 4
10435 Berlin (Prenzlauer Berg)
Philipp Nedelmann - sibolab.de |
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Nov 13, 2017 • 29min
Produktivität und Potentialfindung mit Hygiagogik | Interview mit Gabriele Glück
In Folge #126
Mein heutiger Gast ist Gabriele Glück. Sie ist Master of Physikopraktik (MP), Ausbilderin und Praktopädin in Physikopraktik und Hygiagogik.
Hygiagogik ist ein neuer Gesundheitsberuf und ein neuer Ansatz für ganzheitliche Gesundheitsvorsorge. HygiagogInnen verfolgen einen pragmatischen, streng erweiterten salutogenen Ansatz; streng erweitert im Sinne des subjektiven Gesundheitsempfindens, Gesundheitsbewusstseins und Gesundheithandelns. Die Tätigkeit ist in dem Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention angesiedelt. Ausgangspunkt der Tätigkeit ist ein mulitperspektivisches Assessment um entsprechende Ziele festzulegen. Es folgt ein multimethodales Profil um die Ressourcen und das Gesundheitspotential eines Klienten zu identifizieren. Daran schließt die multimodale Konzeption, die sich erstreckt von Gesundheitspflege, über Gesundheitsbildung zum Gesundheitstraining. Anschließend erfolgt eine multidimensionale Evaluation über kurz-, mittel- und langfristige Effekte.
Antonius Wolf ist der Urheber. Alle Programme sind Marken und Urheber -rechtlich geschützt. HygiagogInnen entfalten und ersetzen keine ärztliche Tätigkeit! Wir kooperieren häufig mit Ärzten.
Wir sprechen in dieser Folge über die Möglichkeiten mit Hilfe der Techniken aus der Hygiagogik, die allgemeine Gesundheit zustärken, Stressresistenz zu entwickeln, die eigenen Stärken zu erkennen und zu fördern. Vor allem was Potentialfindung, Kreativität und Produktivität betrifft, bietet die Hygiagogik tolle Ansätze.
"Die Stärkung der Gesundheit, das Erkennen verborgener Potentiale und das Hinführen zur Nutzung eigener Ressourcen ist das Ziel der Typologischen Gesundheitsentwicklung. In meiner Tätigkeit ergänze ich die Erkenntnisse ärztlicher Untersuchungen, unterstütze therapeutische Anwendungen und führe die Menschen in eine verbesserte Lebensqualität und Gesundheitskompetenz." - Gabriele Glück
Bitte beachten Sie auch immer den aktuellen
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Wenn du das Podcast hörst, dann findest du die Links für Apple iTunes und Android hier auf unserer Homepage
Transkript
über Gabriele
Erklärung des Begriffs „Hygiagogik“
Gründe für die Etablierung des neuen Gesundheitsberufes Hygiagogik
Wer nutzt die Programme der Hygiagogik?
Behandlungstechniken
Wissenswertes über den Beruf und die Ausbildung
Julia:
Liebe Gabi, Herzlich Willkommen zur Evolution Radio Show!
Gabriele:
Danke liebe Julia! Danke für deine Einladung und für die Möglichkeit!
Julia:
Bevor wir mit dem eigentlichen Thema loslegen, erzähl doch mal ein bissel was über dich und deinen Hintergrund und ja, wie du eben zu dem kommst was du jetzt tust.
Über Gabriele
Gabriele:
Ok. Also das was ich jetzt tue, tue ich bereits seit 20 Jahren. Ich war, vorher habe ich studiert russisch/englisch Dolmetscher und habe dann aber gemerkt, das ist jetzt nicht unbedingt, dass was mein Herz erfrischt und erfreut. Ich wollte eigentlich immer schon mit Menschen arbeiten und habe dann anfänglich mit Massage begonnen und mir war dann zu schnell langweilig. Und ich habe gedacht, ok, da muss doch mehr sein. Damals gab’s aber diese Ausbildung noch nicht. Dann habe ich mich halt so rumgeschwindelt mit allen möglichen Methoden und Konzepten. Und dann bin ich endlich bei der Physikopraktik – so hieß das damals – gelandet. Und dann habe ich gewusst, ok das ist so fundiert wird hier analysiert. Das war mir wichtig, dass man sagt, ok ich mache etwas und ich weiß warum ich das mache. Ich brauche immer so einen roten Faden, wo man sich da herumhangeln kann wie man etwas macht und warum man es macht. Gut, dann bin ich dort gelandet und habe dann auch mal bei einer Ärztin gearbeitet eine Zeit lang und habe mich dann selbständig gemacht mit einer eigenen Praxis, die gab’s damals schon. Die Praxis gab’s damals schon und da bin ich eingestiegen und habe die dann mit Kolleginnen übernommen und habe mittlerweile meine eigene Praxis in der Eßlinggasse am Schottenring in Wien. Ursprünglich komme ich aus Kärnten und habe da, bin ganz in der Natur aufgewachsen, und da auch die Liebe zur Natur entdeckt. Und der Ansatz in der Physikopraktik der ja, oder in der Hygiagogik mittlerweile, ist der klassisch chinesische Ansatz, wo dieser Mensch folgt der Erde, Erde folgt dem Himmel, Himmel folgt, äh Mensch folgt der Erde, Erde dem Himmel und Himmel dem Tao sagt man, dem Großen Ganzen. Und das hat mir gefallen, weil ich mir gedacht habe, ja das ist ein Ansatz der spricht mich an, weil ich eben auch so mit Natur aufgewachsen bin und mit dem Wissen, was wichtig wann wichtig ist z. B.
Julia:
Jetzt hast du ja gerade gesagt also Hygiagogik. Das wird jetzt wahrscheinlich ganz Wenigen irgendwas sagen, ja.
Gabriele:
Wahrscheinlich.
Julia:
Was ist das? Seit wann gibt es das?
Erklärung des Begriffs „Hygiagogik“
Gabriele:
Also die Hygiagogik ist ein neuer Gesundheitsberuf seit 2011 vom Ministerium, Gesundheitsministerium auch anerkannt. Also wir dürfen diese Berufsbezeichnung verwenden. Hygeia ist die Göttin der Gesundheit und Agogik ist das Leitende, das Anleitende, jemanden durch seinen Gesundheitsprozess begleiten. Von da kommen die zwei, diese Synthese zwischen altes Griechenland, die Antike, ja. Die westliche Philosophie und die chinesische Philosophie vereinigen sich da in einer Synthese.
Julia:
Ok, das heißt also von den Disziplinen die sich da vereinen, haben wir die traditionelle europäische Seite, oder die…
Gabriele:
Ja also was halt altes europäische Wissen ist.
Julia:
…ja, Medizin und die
Gabriele:
Philosophie vor allem auch und…
Julia:
…und auch TCM in dem Sinne?
Gabriele:
Mehr KCM sogar. Also das ist noch vor der TCM gewesen. Das ist so richtig wo es noch richtig um reine Gesundheitslehre geht. Weil die TCM ist im Vergleich dazu auch schon eher pathologisiert. Da geht man dann auch schon wenn du Kopfschmerz hast machst du das, wenn du Durchfall hast machst du das usw., ja also mit den verschiedenen Punkten. Super, nur wir sind halt einen Schritt weiter zurückgegangen zur klassisch chinesischen Medizin, wo es wirklich um die reine Gesundheitspflege geht.
Julia:
Ok
Gabriele:
Also dieses, das Erhalten von Gesundheit.
Julia:
Das steht im Vordergrund sozusagen.
Gabriele:
Das steht im Vordergrund. Also wir haben, oder ich habe einen starken salutogenen Zugang, d. h. alles was mit Gesundheit ist, Gesundheitskompetenz entwickeln, Gesundheitspflege, Gesundheitstraining, Gesundheitsbildung, ja.
Julia:
Ok. Man könnte ja jetzt fragen, was war jetzt da praktisch der eigentliche, die Triebfeder dahinter, diesen neuen Gesundheitsberuf zu entwickeln oder zu etablieren?
Gründe für die Etablierung des neuen Gesundheitsberufes Hygiagogik
Gabriele:
Na auf der einen Seite eine Notwendigkeit, die sich auch ergeben hat von uns, also was unsere Klienten auch gesehen haben oder Klienten/Klientinnen und auch, dass es das was wir machen soweit noch nicht gegeben hat. Also wir verbinden, wie soll ich das sagen jetzt, wir verbinden auf der einen Seite die somatosensorischen Ansätze, wenn du jemanden angreifst, dann die metakognitiven Ansätze, Gesprächsverfahren, wo es dann auch um Gespräche geht, um wie geht’s weiter, also wo man mal kommuniziert, verbal kommuniziert, aber und dann auch die sensomotorischen Ansätze, wo man sagt, ok wir bewegen uns mal. Und das alles vereint ist so unser Alleinstellungsmerkmal. Das gab’s bis jetzt noch nicht in dieser Form.
Julia:
Ok, das heißt man hat wie eine Art, also ich würde jetzt sagen von der Berufsgruppe des Physiotherapeuten oder Bewegungstherapeuten. Ich habe die Berufsgruppe praktisch wie Akupressur, vielleicht auch…
Gabriele:
Das ist keine Berufsgruppe!
Julia:
…oder die Berufsgruppe
Gabriele:
Du meinst die Ansätze.
Julia:
Ja die Methodik oder die Ansätze.
Gabriele:
Methodik, genau. Es gibt ganz viele Methoden und wir sind aber in einem System zu Hause. Das heißt, das ist der Vorteil. In einem System hast du mehrere Programme. Wir haben z. B. 3 Programme die größer sind und dann gibt’s noch 2 kleinere. Und dann gibt es mehrere Konzepte, und dann gibt’s in diesen Konzepten verschiedene Methoden und verschiedene Techniken. Das ist so ein Großes Ganzes, wo du viel Überblick hast auch, und wo du auch viele Möglichkeiten hast etwas anzuwenden oder den Menschen halt zu unterstützen.
Julia:
Das heißt jetzt z. B. vom Gespräch oder von der Kommunikation her sind dann auch Sachen, wie sie ein Psychotherapeut anwenden würde?
Gabriele:
Ein Psychotherapeut würde sich wieder auf die pathologische Linie, also die würde er gehen, den pathologischen Weg natürlich, weil er das auch gelernt hat. Das ist auch seine Profession. Und wir würden eher die phänomenologischen Ansätze rausholen. Also das ist philosophisch phänologisch, phänomenologisch.
Julia:
Was versteht man darunter?
Gabriele:
Das heißt, welche Anliegen gibt es. Also gar nicht so darin zu graben was funktioniert nicht, sondern mal schauen, ok was funktioniert im Moment. Wie schaut das Gesamtmilieu aus und wo kann ich ansetzen? Und wo sind die blockierten Ressourcen und die blockierten Potentiale, die der Mensch noch in sich trägt, aber noch nicht entfaltet hat.
Julia:
Also wie ein Coaching mehr oder weniger, wo man Ressourcen stärkt und versucht, das herauszuarbeiten.
Gabriele:
Das wäre ein Ansatz, aber gleichzeitig auch in Verbindung mit der haptischen, also mit den Anwendungen die du am Körper machst z. B. ja. Da haben wir z. B. die taktile Kommunikation. Taktile Kommunikation ist z. B. unsere Tuinagogik, wo ich dann die Menschen angreife z. B. Darf ich mal?
Julia:
Ja.
Gabriele:
Wenn ich dich so angreife und dann schaue ich einmal wie reagierst du, ah, ziehst du zurück die Hand, oder tut dir das gut, tut dir das nicht gut. Und da gibt es verschiedene Techniken und verschiedene Grifftechniken und manches sind kühlend, manche sind stärkend, manche sind zerstreuend, manche sind reparierend. Und das ist wie eine, wie Musik ist das ein bisschen, wie eine Sprache. Da habe ich viele Möglichkeiten, wie ich eine Melodie in deinen Körper bringe oder so ähnlich. Also ich verstehe das immer so bissel musikalisch. Das ist fast wie, also das hat mehr Techniken als die Musik Töne hat z. B. Das ist ein Ansatz der gut ankommt und der auch nachhaltig wirkt, weil in der alten chinesischen Medizin ist bereits beschrieben, dass diese Techniken eine positive Wirkung aufs Blut haben z. B. oder auf die Atmung, auf die Ausscheidung. Wenn ich das jetzt so in den Westen rüberziehe oder jetzt, das unterstützt die Mitochondrien; das unterstützt die ATP-Produktion, genau z. B. Ja aber auch die Blutqualität, mehr Phagozytoserate oder so, ja z. B.
Julia:
Ok, spannend. Vielleicht dass man sich das jetzt noch besser vorstellen kann, ja. Wer, praktisch wer kommt zu dir? Weil wenn du sagst Gesundheit erhalten oder Gesundheitsbewusstsein fördern, würde man jetzt eher denken, vielleicht jemand der jetzt nicht unbedingt ein Problem hat in dem Sinne oder es noch nicht erkannt hat. Und das ist ja oft sehr schwierig, sozusagen weil wir, oder man geht ja oft erst Hilfe suchen, oder man geht ja erst immer zu irgendwem wenn es wo drückt.
Gabriele:
So sind wir konditioniert, genau.
Julia:
Jetzt stelle ich mir das ganz schwierig vor. Vielleicht kannst du diesen Prozess einmal beschreiben. Wer kommt zu dir mit welchen Anliegen? Wie ist das?
Wer nutzt die Programme der Hygiagogik?
Gabriele:
Ok, das ist ganz ganz unterschiedlich, wirklich ganz unterschiedlich. Auch die Schichten sind ganz unterschiedlich. Wobei wir meistens eine eher höher gebildete Schicht haben. Das ist so im Moment noch. Das kann sich ja verändern. Das würde ich mir auch wünschen, ja, weil das soll keine Elitegeschichte sein für nur Auserwählte, die sich das auch leisten können. Ernsthaft, das ist mir ein großes Anliegen. Es ist so, dass die Menschen zu mir kommen, weil sie Gesundheitskompetenz erwerben wollen, ja. Das heißt, nicht nur das zu verstehen was sie lesen über Gesundheit sondern auch aus sich selber etwas schöpfen können und sagen, ok, was muss ich tun? Was muss ich tun, um gesund zu werden oder zu bleiben? Und das kann auch jemand sein der bereits eine Krankheit hat, der kommt und sagt, was kann ich wenn ich so lange ich lebe, habe ich auch Gesundheit, und Gesundheit sage ich ist auch ansteckend. Da schaut man halt, ok, wie kann ich diesen Menschen unterstützen. Und da kommen 30 % meiner Klienten sind Ärzte z. B. Dann gibt es viele Künstler, Manager, Selbständige jeder Art, allein erziehende Mamas - die sind ganz ganz, die liegen mir sehr am Herzen.
Julia:
Also alles Highperformer mit wenig Erholungsmöglichkeiten auch zeitlich.
Gabriele:
Alles in jeder Sicht, genau, ja in Zeiten wie diesen sowieso. Das ist für mich so, also vollkommen unterschiedlich, wirklich. Und ich habe auch so Betreuungen von Künstlern, die ich dann über Monate betreue wenn sie da sind, oder wenn sie dann auf Tour sind wieder nicht. Und eines der Ziele in dieser Gesundheitskompetenz und dahinter liegt die Leistungsexzellenz. Man merkt einfach, dass die Menschen, egal in welchem Status oder welche Möglichkeiten sie ursprünglich hätten, wenn sie ihre Gesundheit entfalten, entfalten sie gleichzeitig also Gesundheitskompetenz und dann Leistungsexzellenz. Und das ist aber für jedermann möglich, ja. Das kann genauso jemand der irgendwelche körperlichen Beeinträchtigungen hat trotzdem das Beste aus sich herausholen, ja. Das ist möglich für jedermann. Das ist uns auch wichtig. Also so nach diesem Aktiotop-Modell, dass man schaut welche Handlungskompetenzen hat jemand. Was muss er noch lernen. Das ist das Wichtigste, um seine Potentiale und seine Ressourcen zu schöpfen. Und vor allem, weil ich frage ja auch immer nach dem attraktiven Gesundheitsziel. Und wenn wir dann so ein Ziel besprochen haben, dann muss man mal schauen, ist das überhaupt möglich in diesem Zeitrahmen den er sich steckt oder muss man das noch ein bisschen verfeinern, oder vielleicht noch ein bisschen ein paar Schritte dazwischen legen oder vorlegen. Aber grundsätzlich kann jeder kommen. Jeder kann kommen, also ich habe da keine Ressentiments gegen irgendwen oder so. Aber es ist auch so, dass wirklich alle Schichten kommen, bis auf die Menschen die sich es natürlich nicht leisten können. Und da bin ich aber dann bei den allein erziehenden Mamas z. B. oder bei den Pensionisten, dann schau ich dann schon irgendwie, dass sich’s irgendwie ausgeht.
Julia:
Weil das wird wahrscheinlich noch nicht von den Krankenkassen, oder gar nicht übernommen.
Gabriele:
Gar nicht, nein nein. Wir werden überhaupt nicht subventioniert oder so.
Julia:
Obwohl es anerkannt ist.
Gabriele:
Ja wir sind da grad drin. Wir sind halt immer noch in der, wie soll ich sagen. Wir sind ja immer noch in der Phase wo wir noch sehr viel arbeiten müssen und wo wir unsere eigenen Finanzen reinstecken müssen. Also wir haben ja eine Klientenevaluation gemacht 2011 glaube ich war das jetzt, wo es um unsere…
Julia:
Da geht’s um die Wirksamkeit, oder?
Gabriele:
…danke - um die Wirksamkeit geht, wo das schon beschrieben ist. Also wir haben eine hohe Wirksamkeit in der Nachhaltigkeit.
Julia:
Ok.
Gabriele:
Kurzfristig auch, ja, mittelfristig auch hoch, aber am höchsten in der Nachhaltigkeit, ja. Also das heißt, das was wir tun wirkt lange, wirkt nachhaltig und vor allem wenn Menschen regelmäßig kommen. Und wenn sie dann eine Zeit lang nicht kommen und dann wiederkommen – das habe ich auch schon gehört, oder das gibt’s auch schon beschrieben von einem Sportler z. B. Der sagt, dass es dann so einen Memory-Effekt gab. Das heißt, du bist dann schneller wieder auf dem Level wo du schon mal warst, wo der Körper empfindungstrainiert ist.
Julia:
Ich meine jetzt diese eben grad z. B. jetzt Unternehmer oder Musiker. Mit welchen Problemen kommen denn die hauptsächlich, oder was sind denn da die Hauptanliegen?
Gabriele:
Na lange oben zu bleiben. Lange dieses Level das sie haben dann auch halten zu können, ja. Wenn du erfolgreich bist und du kannst das nicht genießen, weil du so ausgebrannt bist in Wahrheit, das ist so ein Anliegen, dass man sagt ok, ich möchte das was ich erreicht habe auch genießen können. Ich muss fit bleiben. Ich bin selbständig z. B. Ich darf nicht krank werden. Das heißt aber nicht, dass wer zu mir kommt nicht krank wird. Das heißt das überhaupt nicht. Sondern es kann passieren, weil der Körper braucht das auch aus regenerativen Gründen. Aber an und für sich ist es so, dass die Menschen kommen, um länger oben zu bleiben, um früher zu erkennen, wo sie ihren Weg korrigieren müssen. Ja, weil dieses Empfindungstraining macht ja auch viel mit dem Bewusstsein. Das sind so die Hauptanliegen und aber auch so mal runterzukommen, so ich möchte mich mal entspannen. Das geht hier am schnellsten. Oder Jetlag-Geschichten ganz häufig, also diese Anpassung wieder an die Zeit jetzt.
Behandlungstechniken
Julia:
Und was gibt’s da so für - ich meine kannst du da bissel was erzählen. Was wendest du so für Techniken an? Also einerseits für das Jetlag aber auf der anderen Seite auch dieses ‚Wie kann ich oben bleiben bzw. auf meine Gesundheit achten’ und dass man nicht krank wird. Das betrifft doch auch ganz viele einfach.
Gabriele:
Ja, das stimmt. Das Gemeine ist es, dass es immer ganz individuell ist. Das heißt, ich kann eigentlich als Hygiagogin nicht so großartig Tipps verteilen, weil das immer darum geht, wie ist das Milieu des Menschen. Das heißt, gibt’s da zu viel Hitze? Gibt’s da viel Kälte? Gibt’s viele Schwächezeichen? Gibt’s da Fülle oder ein Übermaß? Das heißt, das gibt dann so ein, die 8 Zeitkriterien aus der chinesischen Medizin, wo das differenziert werden kann, ja. Und je nach dem schaue ich, welche Prinzipien kommen zum Tragen. Welche Faktoren sind jetzt, ist es ein endogener Faktor z. B., da muss ich eher schauen, dass ich emotionale Arbeit mache. Ist es ein exogener Faktor, da muss ich schauen, muss ich irgendwas Zerstreuendes – Wind, Kälte oder Sommerhitze oder was auch immer. Oder ist es wirklich nur Stress oder ein Ernährungsverhalten das nicht passt. Je nach dem, das wird immer ganz ganz individuell angepasst. Was ich jedem sage: Schlafen ist wichtig. Das ist auch so mein Spezialgebiet. Ich habe selber 10 Jahre lang Schlafstörungen gehabt, deswegen. Da kenne ich mich aus wie das geht oder wie das auch nicht geht. Und dann auch diese ganzen Biohacks natürlich – Blueblocker-Brille und so. Das kann man aber alles auch wunderbar einbauen in meine Behandlung, in meine Anwendung. Und vor allem auch was wichtig ist, wenn die jetzt z. B. Verdauungsprobleme haben, ist es schwierig wenn sie Supplements nehmen, weil sie die oft nicht aufnehmen können. Das heißt, dieses zu optimieren z. B. Oder auch Entspannungsverfahren. Ich gebe ihnen dann oft auch Techniken mit, aber es ist halt immer wirklich individuell, was grad dran ist. Also das ist nicht so try and error, sondern es ist immer ganz klar fokussiert was jemand braucht.
Julia:
Aber wenn es jetzt um den Schlaf z. B. geht, was wären jetzt für dich so die, weiß nicht, 3, 4 Sachen, die du jetzt unabhängig von der Person, aber wo du sagst, die sind einfach super. Das würde ich irgendwie ausprobieren?
Gabriele:
Also etwas was gut wirkt ist z. B. Schreiben vor dem Schlafengehen, Tagebuch, damit du mental mal abschließt. Weil viele Menschen liegen im Bett und grübeln. Das sind so diese Grübler. Und da finde ich zielgerichtetes Denken einfach sinnvoller. Das heißt, du schreibst die Sachen auf und legst dir es hin. Nicht zu spät essen! Der Magen ist das Organ des Schlafes. Das heißt, wenn du zu spät ist, dann muss der arbeiten und dann kann er sich nicht erholen und dann kann das ganze System sich nicht erholen, genau. Dann muss man schauen, ok, wenn man zu spät fernschaut oder Elektrosmog natürlich – raus aus dem Zimmer. Das ist ganz klar. Und kalt duschen 2 Stunden vor dem Schlafen z. B. das ist auch sehr hilfreich, nicht bei jedem. Aber so, das wären so meine…und dann gebe ich ihnen auch oft so Selbstmassage mit. Da sagst du die Füße massieren, und da gibt’s eigene Techniken dazu. Dass man sagt, ok, wenn das Qi so nach oben steigt – jetzt bin ich schon wieder beim Fremdwort, das nächste – Qi so nach oben steigt, dann versuche ich das, ok, kann man das irgendwie beruhigen. Oder Bauchmassage, um die Nerven zu beruhigen. Das sind so Ansätze, aber wie gesagt, das kann man eigentlich, so rausnehmen ist schwierig.
Julia:
Wenn man jetzt sagt, ich würde gern da mal so bissel reinschnuppern, oder was würdest du denn sagen, wie viel Sitzungen muss man denn da mindestens machen, oder dass das überhaupt einen Sinn macht?
Gabriele:
Also ich habe Leute gehabt, die so nach der ersten Sitzung kamen und sagten ‚Unglaublich, ich gehe schon seit 30 Jahren zu unterschiedlichen, an unterschiedliche Stellen wende ich mich und es geht nichts weiter. Und plötzlich hast du mir eine Frage gestellt und jetzt habe ich einen Ansatz.’ Es kann aber auch sein, dass sie nach 10 Sitzungen oder nach 10 Anwendungen sagen ‚Ja, ich spüre jetzt ein bissel mehr.’ – oder so, oder weniger. Es ist unterschiedlich, weil jeder auch ein anderes, manche sind nano sensibel, manche sind hypersensibel und manche sind hyposensibel. Das ist genauso, das zieht sich durch. Es ist wirklich individuell.
Julia:
Ok. Es ist schwer, ja.
Gabriele:
Was natürlich schwierig ist, wenn du sagst, das ist schwer zu sagen, ok ich gebe euch jetzt Biohacks mit, ja – Besuch der Hygiagogin. Das wäre so ein Biohack, z. B. Nein ernsthaft, das ist… Aber was man schon machen kann, wenn man so ein Gesamtbild hat von jemandem, das ist ja wie Chronografie. Also du schaust dir da die Menschen an wie ein Bild, ja. Und dann sagst du, ok, momentan bist du eher dehydriert. Schau, dass du mehr isst, mehr Proteine z. B., damit du mehr Flüssigkeit sammelst im Körper, damit das besser genährt werden kann. Oder du sagst, ok, mach mal ein Blutbild und dann schauen wir, ob du irgendwelche, so ein orthomolekularisches Blutbild z. B., wo man schaut, ob dir Supplements fehlen z. B. Das macht man dann. Aber ich muss immer zuerst einmal einen Eindruck haben. Weil ich bin, wenn jemand zu mir reinkommt das erste Mal, bin ich ganz unwissend. Ich mache mich da auch, versuche mich da ganz leer zu machen. Ich habe keine Ahnung von dem Menschen, ja. Und jetzt lasse ich das mal auf mich zukommen, mal wirken. Und dann ist es so wie ein Puzzle, ja. Da - aha, da haben wir Hitze, aha da. Und dann kommt die Epigenetik noch dazu. Du weißt, jeder Mensch hat eine andere Geschichte.
Julia:
Ja natürlich.
Gabriele:
Und so gibt das Eine das Andere. Und dann fängt man an zu trainieren, die Gesundheitskompetenz.
Julia:
Die Gesundheitskompetenz!
Gabriele:
Genau, z. B.!
Julia:
Ja, das klingt einerseits irrsinnig, weiß nicht, ja wie ein Mosaik einfach, wirklich sehr komplex so diese verschiedenen Ansätze...
Gabriele:
Ja, ist es.
Julia:
…die du wählen kannst. Aber andererseits finde ich das auch sehr spannend, weil du einfach dieses breite, diesen Werkzeugkoffer hast, der einfach so mannigfaltig wirklich ist.
Gabriele:
Wirklich, manchmal komme ich mir vor wie eine Handwerkerin.
Julia:
Ja wirklich, du hast einen riesen Werkzeugkoffer eigentlich und ja, sozusagen das Problem ist, dass es erst ganz ganz Wenige von euch gibt.
Gabriele:
Genau! Das Problem ist, es gibt sehr Wenige von uns. Wir sind quasi, wir müssen geschützt werden. Wir sind eine minority.
Julia:
Genau, eine bedrohte Art.
Gabriele:
Nein, bedrohte Art hoffentlich nicht.
Julia:
Nein, aber es gibt ja erst ganz ganz Wenige.
Wissenswertes über den Beruf Hygiagoge und die Ausbildung
Gabriele:
Wenige, genau. Also weltweit gibt es glaube ich jetzt 20 Hygiagogen. Das ist wirklich wenig.
Julia:
Das ist wirklich wenig, ja.
Gabriele:
Wir sind dran. Also ich unterrichte jetzt auch, also jetzt morgen bis Sonntag wieder. Und das wäre super, wenn das jemanden interessieren würde, dass er sich mal an der Berufsakademie für integrative Gesundheitswissenschaften in Neusiedl z. B., Neusiedl am See, kundig macht.
Julia:
Also ist das jetzt eine, gibt’s das jetzt momentan nur in Österreich also als Vertretung praktisch wohin man sich wenden muss.
Gabriele:
Als Vertretung gibt es momentan in Österreich, in Neusiedl ist die Berufsakademie. Es gibt Praxen in Deutschland, z. B. es gibt eine Praxis, wo ich dann auch so Gesundheitstage mache, wo ich dann das auch kombiniere mit Klimatherapie auf Norderney, das ist eine Nordseeinsel.
Julia:
Was ist Klimatherapie?
Gabriele:
Klimatherapie wo die Leute dann quasi an das andere Klima trainiert werden, also wo sie quasi ihre Abwehr trainieren. Oben hast du z. B. in Norderney hast du so diese maritimen Aerosole, die sehr stark auf die Lunge wirken. Da gehen die Leute an den Strand, atmen oder gehen auch ins Wasser. Das macht meine Kollegin, Karin Rass macht das. Die macht so Klimatherapieansätze. Die wird auch Hygiagogin. Die ist auch noch in der Ausbildung. Sabine Schulze und Maria Aschauer, wir machen da gemeinsam so Kurtage und da wird das auch kombiniert und das funktioniert wunderbar. Und da kommen auch Leute mit aus Österreich die mitfahren, oder halt vor Ort. Und das merkt man wie gut ihnen das tut, ja. Du hast auf der einen Seite die maritimen Aerosole im Norden an der Nordsee und dann auch die Dirbene bei uns im Wald z. B. Das heißt, du hast verschiedene, also diese ganzen Duftstoffe aus dem Wald oder in den Bergen. Die Bergluft hat eine andere Wirkung. Ich versuche das halt so möglichst an verschiedenen Orten anzubieten, wo man das dann auch zusätzlich nutzen kann. Und in Oldenburg gibt es zwei Praxen. Es gibt in Rust eine Praxis.
Julia:
Die Ausbildung findet wie oder wo statt? Also wird die dann jeweils von den, also gibt es ein Zentrum, oder ein Ausbildungszentrum?
Gabriele:
Es gibt ein Ausbildungszentrum in Neusiedl am See. Es gibt aber auch verschiedene, wir unterrichten jetzt, also meine Kolleginnen und ich, in ihrer Praxis in Rust. Ich habe aber auch schon in Wien unterrichtet und in Oldenburg unterrichtet, an der Nordsee unterrichtet. Es kommt immer darauf an, wo die Schüler auch sind und wer sich bewegen möchte – Trainer, Lehrer oder Schüler, oder Studenten besser gesagt.
Julia:
Eben, das ist jetzt die Frage. Wie läuft es dann ab, wenn man eben die Ausbildung machen möchte. Muss man dann was weiß ich immer zu einem Präsenzwochenende irgendwohin fahren?
Gabriele:
Das sind immer 4 Tage, und dann machst du so die Ausbildung. Also ich würde sagen jetzt einmal, wenn du keine Grundausbildung hast, dann brauchst du eine Grundausbildung, damit du den Menschen angreifen darfst.
Julia:
Ja, genau.
Gabriele:
Wenn du jetzt aber schon eine medizinische Vorbildung hast – ich habe jetzt z. B. sind glaube ich lauter Physiotherapeuten die ich jetzt unterrichte. Die haben da schon einiges, was sie sowieso schon haben und jetzt noch die salutogenen Geschichten dazu lernen und die Programme, Physikopraktik z. B.
Julia:
Das heißt, eigentlich wäre es, also es ist gerichtet schon auch eher an Leute, die schon eine medizinische Grundausbildung haben, eben wie Physiotherapeuten, Ärzte?
Gabriele:
Das ist ein Vorteil, allerdings: Es ist kein Muss.
Julia:
Also man könnte es auch machen, wenn man jetzt keine medizinische Vorbildung hat?
Gabriele:
Das kann man machen.
Julia:
Aber erwirbt dann, darf man dann Leute anfassen?
Gabriele:
Die Kenntnisse, man muss eine Grundausbildung machen, damit man quasi, Tuinagogik z. B. als Grundausbildung, wo man dann auch die Berechtigung erhält, dass man Menschen angreifen darf.
Julia:
Ja, genau.
Gabriele:
Weil der Psychotherapeut darf den Menschen ja nicht angreifen, z. B. Also du musst beides haben. Du musst also jetzt nicht Psychotherapie machen, sondern du musst eine Grundausbildung haben, wo du auch die Berechtigung erwirbst. Genau. Und bei uns erwirbt man dann auch die Kenntnisse über die verschiedenen physikalischen Hilfsmittel z. B. Das muss man dann alles lernen halt.
Julia:
Wie lange dauert die Ausbildung?
Gabriele:
Ich würde jetzt einmal sagen all in all, also ich bin seit 20 Jahren, ich bin immer, immer wieder in Ausbildung. Aber so im Grund würde ich sagen jetzt 3 Jahre, hast schon einen großen Brocken bis zur Hygiagogin.
Julia:
Also bis man sozusagen das Diplom hat, 3 Jahre dauert das?
Gabriele:
Genau, ein Diplom, ca. jetzt ja. Aber genau weiß ich jetzt nicht auswendig muss ich ehrlich sagen, weil ich ja auch einen anderen Weg gegangen bin.
Julia:
Ca., nur so das man es weiß.
Gabriele:
Aber es ist auf alle Fälle ein sehr schöner Beruf, weil also mir wird nie langweilig. Ich habe nie zwei gleiche Geschichten. Und das ist schon auch schön zu sehen, wie sich die Leute entfalten. Mein Bruder hat immer gesagt, nach den Behandlungen ist er viel kreativer. Was auch interessant ist bei uns ist z. B., dass du sonst immer diese Dualität zwischen Körper und Geist hast, und wir haben Körper, Geist und Leib, Leibansatz. Ja das heißt, das ist der Leib ist mehr als der Körper, also ist nicht nur Körper alleine, sondern wenn man jemanden anschaut oder einen Baum anschaut, dann sind da nicht nur Zweige und Äste und der Stamm, sondern da hast du auch eine ganze Ausstrahlung. Das ist so, das hat etwas mit einem Gefühl zu tun. Also wenn ich etwas, Kinder, bei Kindern ist das so spannend zu sehen. Wenn die z. B. in einem Spannungsverhältnis leben zwischen, also wenn die Eltern ein Spannungsverhältnis haben, dann werden die das weiblich erfahren und dann erst später vielleicht kommen wirklich Symptome hoch, wo der Körper dann reagiert. Und dieses, das verbinden wir auch alles in unserer Arbeit und nehmen das mit, also Geist, das ist die Kognition sozusagen und den Leib und den Körper.
Julia:
Voll spannend. Liebe Gabi, echt interessant. Ich hoffe, wir haben jetzt vielen mal erstens das zeigen können, was es da Neues gibt und vielleicht auch Interesse.
Gabriele:
Genau, das wäre schön, ja, würde mich freuen!
Ausbildung zur Hygiagogin
Diplom Hygiagoge
http://www.physikopraktik.com/ausbildung.html
Webseiten
Österreichische Gesellschaft für Physikopraktik
Berufsakademie für Integrative Gesundheitswissenschaften
Gabriele Glück - Hygiagogik |
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Oct 30, 2017 • 22min
Snacks aus Insekten - sind sie nachhaltiger und gesünder als Fleisch? Marcus Fiedrich, Gründer von BEAR Protein, im Interview
In Folge #125
Mein heutiger Gast ist Marcus Fiedrich. Er ist Co-Founder von BEAR Protein, einem deutschen Food-Startup das den ersten Insektensnack für den Deutschen Markt herausbringen wird.
Wir sprechen in dieser Folge über die vielen Vorteile von Insekten als Nahrungsmittel, welche Hürden und Hindernisse ein innovatives Startup überwinden muss und wie Du BEAR Protein unterstützen kannst.
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Die Frage nach einer nachhaltigen und ökologisch, sowie ethisch vertretbaren Proteinquelle ist Allgegenwärtig. Die extensive Rinderhaltung ist ein Modell. Ein anderes ist die Nutzung von Insekten. Was für mache im ersten Moment vielleicht abstoßend erscheinen mag, ist eigentlich die ursprünglichste und vermutlich auch älteste von allen tierischen Proteinquellen. Insekten stehen auf dem Speiseplan. Unsere nächsten Verwandten, die Schimpansen und Bonobos, die ersten Hominiden und eigentlich jede heute noch lebende Jäger-Sammler Gemeinschaft - Insekten werden und wurden gegessen und stellen eine wichtige Nährstoffquelle dar.
#BEAR Protein Team
v.l. Marcus Fiedrich, Daina Ohl und Alexander Pfaff
Bitte beachten Sie auch immer den aktuellen
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Wenn du das Podcast hörst, dann findest du die Links für Apple iTunes und Android hier auf unserer Homepage
Transkript
Mehr als 2 Milliarden Menschen vertrauen bereits auf die ökologisch nachhaltigste, tierische Proteinquelle. Doch in der westlichen Welt ist diese gesunde Art sich zu ernähren noch nahezu unbekannt. Dabei ließen sich auf diese Weise viele Ressourcen einsparen.
Die Rede ist von essbaren Insekten. Essbare Insekten bieten ein vollständiges Aminosäureprofil, wertvolle ungesättigte Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe. Ihre Zucht verbraucht wenig Rohstoffe, produziert wenig CO2 und ist ethisch vertretbarer.
Um den Verzehr so einfach wie möglich zu machen haben wir einen handlichen Snack mit dem Mehl der ganzen Grille in Bioqualität entwickelt. Keine sichtbaren Grillenteile, aber alle Vorteile der Grille.
###Weshalb Grillen?
Grillen enthalten sehr hochwertiges Protein, wertvolle Omega-3- und -6-Fettsäuren, Vitamin B12 und Mineralstoffe. Damit können Grillen durchaus als Superfood bezeichnet werden.
Gleichzeitig ist ihre Zucht sehr ressourcensparend. Es wird deutlich weniger Wasser, Futter und Land verbraucht sowie weniger C02 ausgestoßen. Bei der Zucht von Grillen werden weder Antibiotika noch Hormone benötigt.
Bereits 2013 forderte die FAO (die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) Insekten in den westlichen Speiseplan aufzunehmen. Nur so könne, laut FAO, die wachsende Weltbevölkerung ernährt werden. Unter Edible insects Future prospects for food and feed security kannst du mehr erfahren.
###Und das schmeckt?
Ja. Damit unser Snack schmeckt haben wir in vielen Verkostungen nach eurem Geschmack gefragt. Mit eurer Hilfe haben wir drei Geschmacksrichtungen entwickelt.
Für den süßen Geschmack gibt es das weihnachtliche "Apfel-Zimt", für die Schokoladenfreunde "salzige-Schokolade" mit zartbitter Schokolade sowie Meersalz und dann haben wir noch das exotische "Sweet & Spicy". Für jeden Geschmack ist etwas dabei.
###Woher kommen die Grillen?
Leider gibt es aktuell noch keinen Züchter für den menschlichen Bedarf in Deutschland. Weltweit gibt es nur wenige Züchter, die in großem Maßstab Grillenmehl exportieren. Überzeugt hat uns dann ein Züchter in Kanada. Dieser züchtet mit einem einzigartigen Verfahren. Die Grillen werden auf einer sehr großen Fläche (ca. 20.000 m²) gehalten. Die einzelne Grille hat dabei mehr als 25x so viel Platz wie eine Kuh in Deutschland. Das für uns überzeugendste Argument war die Bio-Zertifizierung. Sie gewährleistet gleichbleibende Qualität und unabhängige Kontrollen.
###Weshalb heißt der Snack INSTINCT?
Es ist ein Verweis auf unsere Ur-Instinkte. Bis vor 2.000 Jahren war es auch in Europa üblich Insekten zu essen. Für über 2 Milliarden Menschen ist es das heute noch. In der westlichen Welt haben wir nur verlernt Insekten als normale Nahrung zu betrachten. Für eine gesunde und lebenswerte Zukunft ist es notwendig, dass wir uns auf diese Ur-Instinkte zurückbesinnen.
###Was ist noch drin?
Alle Zutaten sind biozertifiziert. Die Zertifikate liegen bereits vor.
Als weitere Zutat verwenden wir Reissirup, der deinen Zuckerspiegel langfristig stabilisiert und verhindert, dass du ins Zuckerloch fällst.
Wertvolle geröstete Kerne, wie Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne und Sesam ergänzen das Geschmackserlebnis. Jeder für sich ist ein kleines Kraftpaket.
###Geht es nur um den Snack INSTINCT?
Nein. Wir haben weitere Produkte mit Grillenmehl in der Planung. Kekse, Backmischungen und Burger haben wir bereits getestet. Wenn wir mit eurer Hilfe den Snack finanziert bekommen, dann können wir weitere Produkte umsetzen.
Für uns ist INSTINCT der erste Schritt in eine ressourceneffizientere Welt
Link zur Crowdfunding Kampagne: Startnext.com
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Oct 23, 2017 • 52min
Wenn die Kraftwerke der Zelle kaputt gehen - Interview mit Dr. Jens Pohl
In Folge #124
Mein heutiger Gast ist Dr. Jens Pohl. Er ist Diplombiologe, hat am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg promoviert und danach mehrere Jahre in den USA und dann auch in Deutschland geforscht.
Dr. Jens Pohl hat in den letzten 20 Jahren als Geschäftsführer verschiedene Biotechnik-Firmen in Heidelberg geleitet und besitzt ein breites Wissen im Bereich Pharmazie und klinischer Forschung. Er hat zahlreiche Fachartikel veröffentlicht und beschäftigt sich besonders mit dem Einfluss der Darmbakterien auf die Gesundheit des Immunsystems und mit mitochondrialer Gesundheit. Seit arbeitet Herr Dr. Pohl als Heilpraktiker und führt zusammen mit seiner Frau eine Praxis in der Nähe von Heidelberg.
Wir sprechen über die Mitochondrien, die Kraftwerke der Zelle. Warum die Erhaltung Ihrer Funktionsfähigkeit ganz zentral ist, wenn es um die Erhaltung der Gesundheit geht. Warum diese kleinen Zellbestandteile so empfindlich sind, Welche Umweltfaktoren schädigend auf Mitochondrien wirken und was du tun kannst um deine Mitos gesund zu erhalten.
"Wir sind überzeugt davon, dass für das Wohlergehen des ganzen Menschen, die Gesundheit seiner Zellen ausschlaggebend ist. Demzufolge war es ein logischer Schritt, Patienten dabei zu helfen, ihre Gesundheit zu erhalten – also in der Prävention, bevor sich Krankheitssymptome zeigen, und bei der Wiedererlangung der Gesundheit zu helfen. Die Aufgabe besteht darin, durch geeignete Diagnostik die Ursachen von Dysbalancen zu finden, und den Körper bei der Regeneration optimal zu unterstützen."
Bitte beachten Sie auch immer den aktuellen
"Haftungsausschluss (Disclaimer) und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen" auf https://paleolowcarb.de/haftungsausschluss/
#geNUSS[explosion] von [næhr:sinn] - das low carb knusper nuss müsli
[næhr:sinn] geNUSS[explosion] ist ein hochwertiges low-carb* Müsli und besteht zu 100% aus natürlichen Zutaten. Es ist gut als Frühstück und Snack und hat nur 13,7g verwertbaren Kohlenhydraten auf 100g.
Es ist getreidefrei und sojafrei. Perfekt für den Start in den Tag.
Wir verarbeiten nur hochwertigste, nährstoffreiche Zutaten, die dich länger satt machen und nachhaltig mit Energie versorgen. Wir nutzen ballaststoffreiche Kokosnuss, Erdmandel und heimische Nüsse.
Mehr darüber erfährst du auf lowcarbmüsli.at oder auf Amazon.de.
Das Video der aktuellen Folge direkt auf Youtube öffnen
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Wenn du das Podcast hörst, dann findest du die Links für Apple iTunes und Android hier auf unserer Homepage
Transkript
Über Dr. Jens Pohl
Funktion und Bedeutung der Mitochondrien
Warum Mitochondrien für den Menschen so wichtig sind
Problem verursachende Umweltfaktoren für Mitochondrien
Unterschied zwischen problematischen Einflüssen mit Anstieg chronischer Erkrankungen gegenüber normalen Stressoren
Auswirkungen der größten negativen Umweltfaktoren auf Mitochondrien
Chronic Fatigue Syndrome und Burnout
Schädigung der Netzhaut – Retinopathie und Mitochondriopathie
Mitochondrienanteil beim Training erhöht sich: Bewegung hilft
Ernährungsempfehlungen
Wichtige Cofaktoren für gesunde Mitochondrien
Behandlungsmethoden mit Rotlicht
Die wichtigsten 3 Dinge zur Gesunderhaltung der Mitochondrien
Kontaktmöglichkeiten zu Jens
Julia:
Ja, lieber Jens, Herzlich Willkommen zur Evolution Radio Show!
Jens:
Hallo Julia!
Julia:
Ich freue mich, dass du heute zu Gast bist, und bevor wir jetzt so richtig
losstarten mit unserem Thema, nämlich den Mitochondrien und wie man sie gesund
erhält oder welche Umweltfaktoren ein Problem darstellen, vielleicht kannst du
dich ganz kurz bissel vorstellen, weil es kennen dich vielleicht nicht alle von
den Zuhörern und Zuschauern. Was ist deine Ausbildung und was hat dich dazu
gebracht, dich genau mit dem Thema zu beschäftigen?
##Über Dr. Jens Pohl
Jens:
Also ich bin von Hause aus Biologe, Molekularbiologe und habe das vor vielen
Jahren mal studiert, habe dann eine Doktorarbeit im Bereich der Tumorimmunologie
gemacht, bin dann für ein paar Jahre zur Forschung in die USA gegangen, habe
dort an Steroidrezeptoren, hauptsächlich auch Vitamin-A-Rezeptoren gearbeitet,
dann noch ein bisschen in Deutschland dann nachher wieder weitergeforscht und
bin dann in die Biotech-Industrie gegangen. Dort habe ich dann viele Jahre als
Geschäftsführer so kleine Biotech-Unternehmen geleitet und habe mich jetzt vor
ein paar Jahren mit meiner Frau zusammen selbständig gemacht, und wir haben
jetzt eine Naturheilpraxis, also so ein kleines bisschen ein Paradigmenwechsel,
praktisch von der Pharmaindustrie rüber in die Naturheilkunde. Das klingt auf
den ersten Blick vielleicht ein bisschen widersprüchlich, auf der anderen Seite
ist es aber sehr gut ergänzend würde ich mal so sagen, ja. Das heißt also, sie
verteufelt die Pharmaindustrie definitiv nicht. Ich weiß, dass viele Produkte
die dort hergestellt werden und dann auch am Patienten angewandt werden,
durchaus ihren Stellenwert haben und ihre Berechtigung, sehe aber parallel auch
in unserer jetzt Praxis speziell, dass viele Patienten damit eben nicht
gesunden. Das heißt also, die haben meistens schon eine gewisse Odyssey an
Fachärzten hinter sich und wenn sie dann beim Heilpraktiker aufschlagen, haben
die meistens dann doch irgendwo noch ein Defizit und da gibt’s dann doch noch
eine Welt nebendran, mit der man dann diesen Patienten helfen kann.
Julia:
Ja. Es hat sicherlich beides seine Daseinsberechtigung und man darf natürlich
das auch nicht verteufeln…
Jens:
Genau.
Julia:
…weil auch Antibiotika haben ihren Sinn in manchen Bereichen, dass man
vielleicht so bei einer schweren Lungenentzündung da nicht dran stirbt.
Jens:
Ja, es ist gerade das Antibiotikum ist jetzt so ein schönes Stichwort. Wir reden
heute ja auch über die Mitochondrien, und wir werden jetzt gleich auch
vielleicht ein bisschen beleuchten den Zusammenhang eben von Mitochondrien und
das Erbe, wo diese Mitochondrien herkommen macht gerade diese kleine Organelle
auch extrem empfindlich auf Antibiotika. Die werden dann so quasi durch
Querschläger mit verletzt. Das Problem, das wir dann haben ist, wenn die dann
ihren Geist aufgeben, dann leidet dann halt auch wieder der Körper und da sieht
man ein schönes Beispiel, dass ein Medikament, das auf der einen Seite wirklich
wichtig ist und hat auch mit Sicherheit schon viele Menschenleben gerettet, auf
der anderen Seite aber auch langfristige Probleme verursachen kann, wenn man es
eben zu lange oder falsch dosiert.
##Funktion und Bedeutung der Mitochondrien
Julia:
Du hast jetzt gerade schon diese schöne Einleitung zu den Mitochondrien gemacht
und es ist ein langes kompliziertes Wort. Manche sind vielleicht schon drüber
gestolpert, aber vielleicht erzählst du mal ganz kurz, was sind Mitochondrien
eigentlich? Wie kommen die in unseren Körper? Was machen die dort überhaupt? Und
warum sind die so zentral?
Jens:
Also für mich ist das schon fast wie so ein Märchen, ein Biologiemärchen kann
man fast sagen. Es war einmal…, damit müsste man eigentlich anfangen, ja. Das
Leben auf unserer Erde ist ja vor 4 Milliarden Jahren entstanden, und ganz am
Anfang gab es eigentlich nur Einzeller. Es ist halt in der Biologie oft so, dass
in so einer Nahrungskette es Abkürzungen gibt und dass dann irgendwo immer
wieder versuchen verschiedene Lebewesen auf andere zurückzugreifen, ohne dass
sie sich Arbeit machen müssen. Das ist jetzt so, dass wir dann halt Räuber
haben, Parasiten haben und ein Parasit ist normalerweise eben ein anderes
Lebewesen, das von einem Lebewesen durch schädliche Aktionen die Lebensenergie
abzapft, ja. Häufig wird dabei auch dann der Wirt getötet und in der Urzeit war
es dann halt irgendwann einmal so, dass sich quasi eine Verbindung ergeben hat.
Es gibt kleine Bakterien, die in große Zellen hineinkriechen können, und das
gibt es auch heute noch, also z. B. Borrelien, die kennst du ja, die im Prinzip
durch Zecken verbreitet werden. Das sind Zellen, bakterielle Zellen, die in
unsere Säugerzellen hineinkriechen können, und so etwas gab es auch damals
schon, also vor knapp 3,5 Milliarden Jahren sind irgendwelche Bruttobakterien in
Bruttozellen hineingekrochen und eigentlich im Endeffekt nur um an deren
Nährstoffe heranzukommen. Es hat sich dann aber irgendwann so im Laufe der
Evolution herausgestellt, dass das für beide ein Vorteil sein kann, weil nämlich
damals auf der Erde Bedingungen geherrscht haben, die natürlich anders sind als
heute, um zu sagen es gibt Gebiete in denen herrscht Sauerstoff und es gibt
Gebiete in denen herrscht kein Sauerstoff. Und wenn du jetzt einen Organismus
hast, der in beiden Lebensbedingungen überleben kann, ist das halt für so einen
Organismus ein Vorteil. Und im Endeffekt war das so quasi die Keimzelle, der
Sinn für beide. Das heißt also der Wirt konnte in der einen Umgebung leben und
das Bakterium in der anderen. Die haben dann quasi ihre Fähigkeiten
zusammengeworfen und konnten dann auf der jungen Erde halt gemeinschaftlich
einen Vorteil haben und haben dann Lebensräume erschlossen. Nur durch diesen
Vorgang ist es schließlich und endlich dann auch möglich geworden, dass wir
Mehrzeller bekommen. Das heißt also, im Endeffekt hat mal irgendwann ein
Bakterium einen großen Wirt überfallen und wurde dann im Laufe der Zeit zu so
einem Symbionten. Ein Symbiont ist jetzt also ein Lebewesen, das nicht mehr
parasitär ist. Das nutzt nicht nur einseitig, sondern bei der Symbiose haben
beide Partner etwas voneinander. Und es ist jetzt aber so, wir wissen heute
noch, wenn wir uns Mitochondrien anschauen, da kann man ganz klarsehen, dass sie
dieses bakterielle Erbe immer noch mit sich tragen. Im Laufe der Jahrmilliarden
im Endeffekt hatten – also ein normales Bakterium hat ganz viele Gene. Sagen wir
mal zwischen 1500 bis 2000 Gene, und das hatte auch damals dieses Pro-Bakterium,
aus dem dann die Mitochondrien wurden. Die Mitochondrien haben im Zuge der
Arbeitsteilung innerhalb dieser Zelle dann sich entschlossen, einen Großteil
ihrer Gene in den Zellkern abzugeben. Das heißt also, die menschliche DNA, die
wir in unserem Erbgut haben, besteht tatsächlich zu einem nicht unerheblichen
Anteil aus bakteriellen Genen und ein paar wichtige Gene haben jetzt die
Mitochondrien zurückbehalten. Darüber gibt es jetzt viele Spekulationen, welche
sie aus welchem Grund eben zurückbehalten haben. Aber Fakt ist, sie haben immer
noch eben dieses mikrobielle Erbe und aus dem Grund sind sie halt auch sehr
sensibel auf viele Chemikalien, die eben Bakterien abtöten können, wie jetzt
eben auch die Antibiotika.
##Warum Mitochondrien für den Menschen so wichtig sind
Julia:
Hm, wirklich spannend, ja. Und in unserer Zelle, warum sind jetzt die
Mitochondrien so wichtig, also für uns als Menschen?
Jens:
Also im Zuge dieser Arbeitsteilung zwischen dem kleinen Organell, also ein
Organell ist ein Organismus, der innerhalb einer großen Zelle jetzt halt relativ
selbständig noch agieren kann, und diese Mitochondrien haben z. B. immer noch
die Fähigkeit, sich allein auch zu verdoppeln, zu vermehren. Also wie ein
Bakterium haben die tatsächlich noch sehr viele Fähigkeiten, und sie haben quasi
die Energieversorgung der Zelle an sich gerissen oder vielleicht behalten. So
kann man es vielleicht eher sagen. Die sind also insgesamt für die
Energieversorgung unserer Zellen verantwortlich. Wir benötigen tagtäglich sehr
viel Energie, um uns zu bewegen und um unseren Körper mit Temperatur zu
versorgen quasi. Ja wir sind ja mit 37 °C Körpertemperatur wärmer normalerweise
als unsere Umgebung, wenn wir jetzt nicht in der Wüste leben. Das heißt also,
unser Körper strahlt permanent Energie ab, wird permanent auf 37 °C gehalten,
und diese Wärmeenergie plus die Energie, die wir benötigen, um uns zu bewegen,
die wird eben in diesen Mitochondrien hergestellt. Keine Mitochondrien - keine
Energie – wir sind tot. Das ist also ganz schnell erklärt.
Julia:
Ok, also Mitochondrien sind mal zentral dafür, dass überhaupt ausreichend
Energie gemacht werden kann.
Jens:
Genau.
Julia:
Die können sich teilen. Die können sich vermehren, ja. Und sie haben einen
bakteriellen Ursprung kann man sagen.
Jens:
Ganz genau!
Julia:
Ihre Wurzeln waren mal Bakterien, die sozusagen eingewandert sind in diese
anderen Zellen. Wir wissen ja, dass – oder es kommt jetzt immer mehr, dass uns
klar wird, dass wahrscheinlich fast alle chronischen Erkrankungen auch irgendwo
einen Ursprung, oder zumindest einen Zusammenhang auch mit geschädigten
Mitochondrien haben, oder dass die einfach nicht mehr so richtig funktionieren.
Jetzt ist die Frage einmal, welche Faktoren schädigen Mitochondrien? Man denkt
ja, die sind ja super verpackt da, geschützt in den Zellen, und ich denke auch,
die waren jetzt da seit vielen Millionen Jahren und erst jetzt haben wir all
diese Probleme, auch all diese chronischen Erkrankungen. Also, welche
Veränderungen, welche Sachen in unserer Umwelt machen jetzt diese Probleme?
##Problem verursachende Umweltfaktoren für Mitochondrien
Jens:
Also, da muss man jetzt doch wieder ein kleines bisschen in die Biologie
zurückschauen und auch ein bisschen auf die Gene schauen, die in den
Mitochondrien noch verblieben sind. Also in Mitochondrien befinden sich
Genabschnitte für 37 verschiedene Dinge. Dinge sage ich deswegen, weil die sehr
heterogen sind. Es gibt RNA die da drauf codiert wird. Das ist eine andere Art
von Erbgut, die benötigt wird, um aus dem Erbgut Protein herzustellen. Und dann
werden tatsächlich noch 13 Gene innerhalb der Mitochondrien codiert, heißt also,
das ist also wie ein Bauplan. Das heißt also in unseren Chromosomen liegt
Erbinformation. Das ist wie die Blaupause. Das ist ein Bauplan, mit dem quasi
alles innerhalb der Zelle gebaut wird. Im menschlichen Erbgut gibt es so
20-/25000 – das ist nur eine Schätzung – Gene, und 25000 und noch deutlich mehr,
weil es ja noch Kombinationen gibt, Proteine die damit hergestellt werden
können. Und 13 davon haben sich quasi die Mitochondrien zurückbehalten, 13
Proteine. Und die liegen alle in komplexen, das nennt man die Atmungskette. Die
Atmungskette ist eigentlich so das Kernelement der Energieversorgung die wir
haben. Atmungskette hat was mit Sauerstoff zu tun, im Großen und Ganzen mit
Sauerstoff und Wasserstoff. Alles was wir an Sauerstoff einatmen landet mehr
oder minder im Endeffekt nachher in den Mitochondrien und wird zur
Energieherstellung verwendet. Im Endeffekt aus Wasser, Wasser wir gespalten in
Sauerstoff und Wasserstoff und im Endeffekt die beiden können dann quasi wieder
zusammenfinden. Im Chemieunterricht hat man früher mal was von der
Knallgasreaktion gehört. Da macht’s, wenn ich Sauerstoff und Wasserstoff
zusammenbringe irgendwann einmal einen dicken Knall. Das passiert in unseren
Zellen sehr dosiert und gedrosselt. Also so, die Energie ist vorhanden, wir
spalten das und dann führt man das wieder zusammen und diese Energie, die da
frei wird, die kann genutzt werden, entweder zur Bildung von kleinen
Trägermolekülen - wie Batterien kann man sich das vorstellen- das ATP ist
wichtig und dann halt noch in Wärme. Und das wird halt fein dosiert, wo halt was
notwendig ist. Das Kuriose ist jetzt, dass die Atmungskette elementar wichtig
für uns ist. Also wenn wir keine Energie herstellen können, sind wir relativ
schnell tot. Und jetzt fragt man sich, warum ausgerechnet so wichtige zentrale
Proteine wie die Atmungskette in den Mitochondrien drin sind. Das ist jetzt
tatsächlich so, dass Gene die in unserem Zellkern drin liegen, in den richtigen
schönen großen Chromosomen, die sind dort relativ gut geschützt. Das heißt, sie
sind natürlich erstmal, weil sie im Zellkern sind, schon ein bisschen weiter von
der Oberfläche der Zelle weg. Darum ist noch ein Zytoplasma, ist auch noch ein
bisschen ein Schutz. Dann kommt noch mal die Hülle vom Zellkern und innen drin
wird diese DNA, das ist also das Molekül in dem unsere Erbinformation codiert
wird, ganz eng noch mal um Proteine drum herumgewickelt und ist dann noch mal
geschützt. Und im Zellkern gibt es noch jede Menge Proteine, die sogar
DNA-Defekte wieder reparieren können. Auch die gibt es eigentlich in den
Mitochondrien nicht. Das heißt also, aus irgendeinem Grund – das klingt jetzt
absurd, aber aus irgendeinen Grund muss es einen Sinn machen, dass ausgerechnet
wichtige Gene in der Atmungskette in den Chromosomen drinbleiben, wo sie
eigentlich recht ungeschützt sind, wo sie wesentlich schneller mit Chemikalien
und Strahlung zerstört werden können und wo sie eigentlich relativ schnell
Defekte erleiden können. Das ist auf den ersten Blick ein Paradoxon, ja. Jetzt
gibt es aber viele Modelle und Erklärungsmöglichkeiten dafür, und ich sag mal
jeder findet ein Modell, das ihm selber am besten passt. Es gibt in den USA
einen Wissenschaftler. Der heißt Doug Wallis. Da würde ich sagen, das ist Moment
vielleicht der Mitochondrien-Experte schlecht hin, der auch sehr viele
evolutionsbiologische Aspekte in seine Forschung hineingebracht hat. Eine seiner
Theorien, die ich sehr gut nachvollziehen kann, ist, dass die Mitochondrien
quasi so eine Art Sensor darstellen. Das heißt, sie sind tatsächlich exponiert,
um eben durch Umwelteinflüsse – ich will jetzt mal nicht den Begriff Schädigung
verwenden, aber sie verändern sich durch Umwelteinflüsse und das erhöht den
Selektionsdruck. Selektion ist für das Individuum oft nicht gut, für eine
Population, für eine Menge von Individuen kann es ein Vorteil sein, dass quasi
die Individuen, die durch so eine Mutation die da stattfinden kann einen Vorteil
haben, setzen sich durch. Und so ist das halt bei den Mitochondrien auch. Sie
sind ein Sensor. Sie fühlen in der Umwelt was passiert. Es passieren
Veränderungen im mitochondrialen Erbgut, und diese Veränderungen können
vorteilhaft oder negativ sein. Und sind sie vorteilhaft, können sie sich relativ
schnell auch durchsetzen. Das heißt also, die Mitochondrien haben eine gewisse
Anpassungsmöglichkeit auf die Umwelt. Und das ist der Grund, warum sie auf der
einen Seite jetzt schnell geschädigt werden können. Aber eine Schädigung für
eine Population kann ein Vorteil sein. Das klingt absurd. Also wenn man selber
betroffen ist, wird man ausgemerzt. Das ist nicht schön. Aber wenn man eine
Mutation in einem Individuum hat, die vorteilhaft ist, kann sich die in einer
Population durchsetzen, und die kann einer Population jetzt wieder helfen. Das
heißt also, Chemikalien in der Umwelt, ich sag jetzt mal es sind nicht nur die
Chemikalien, sondern es sind die Temperaturbedingungen, es ist wie gesagt viel
Sauerstoff, wenig Sauerstoff. Die Menschheit hat sich ja irgendwann mal auf der
Erde verbreitet und hat Gegenden bevölkert, in denen sie vorher nicht war, und
im Zuge dieser Adaption auf gewisse Umweltbedingungen haben sich auch die
Mitochondrien verändert. Und die Individuen, die dann eben Mitochondrien hatten,
die für die Gegend einen Vorteil brachten, die haben sich dann durchsetzen
können, so ein Evolutionsvorteil, den du dadurch hast. Aber Individuen die
natürlich betroffen werden durch eine Schädigung, die haben auch dann Nachteile.
Das ist also im Prinzip jetzt ein zweischneidiges Schwert, was da im Prinzip
existiert.
##Unterschied zwischen problematischen Einflüssen mit Anstieg chronischer Erkrankungen gegenüber normalen Stressoren
Julia:
Nur in Bezug z. B. auch auf chronische Erkrankungen gesehen, könnte man ja
sagen, ist ja alles super, weil das ist ja Selektion und wir müssen uns halt
anpassen. Aber wie siehst du das, oder wie erklärst du das, den Unterschied
zwischen diesen modernen Problemstoffen oder Problemeinflüssen - ich möchte es
jetzt eher breiter fassen – die einfach diesen wirklich exorbitanten und sehr
auffallenden Anstieg an diversen chronischen Erkrankungen zeigt und die heißen
ja auch nicht nur umsonst Zivilisationskrankheiten, gegenüber jetzt diesen würde
ich jetzt fast sagen normal auftretenden Veränderungen, die sicherlich auch
einen Stressor darstellen können und teilweise zur Vernichtung ganzer
Populationen oder Spezies beitragen kann. Aber, da ist ja schon ein Unterschied
zwischen diesen beiden Stressoren.
Jens:
Absolut! Also wenn du dir chronische Krankheiten anschaust die wir heute haben
und es gibt also auch aus der Arbeitsgruppe von Wallis viele Publikationen die
sagen, eigentlich sind alle chronischen Erkrankungen irgendwo mit den
Mitochondrien zusammenhängend. Ob das jetzt Diabetes ist, ob das die ganzen
Kreislauferkrankungen, Herzerkrankungen sind. Es geht in die Richtung auch der
Autoimmunerkrankungen usw. Also alles was chronisch ist, ist irgendwo mit den
Mitochondrien zusammenhängend. Jetzt muss man sich natürlich vorstellen, dass
wir eine schnellere Adaption unserer Umwelt haben als eine Adaption unserer
Körper. Wenn wir uns mal anschauen wie ein Kleinwarenhändler sein Sortiment noch
vor 200 Jahren vielleicht bestückt hat im Vergleich zum Supermarkt heute, da ist
fast nichts mehr identisch. Die heutigen Chemikalien, mit denen wir uns
auseinandersetzen müssen, die sind mit Sicherheit eins, der viele Zucker ist ein
anderes, die künstlichen Lebensbedingungen in denen wir uns bewegen ist noch mal
ein Punkt. Ein ganz wesentliches Ereignis kann man immer wieder sehen, wenn eine
Ernährungsart aus einer Gegend auf eine Population aus einer anderen Gegend
trifft, sagen wir es mal so. Also diese Schönheit bringenden amerikanischen
Produkte, die nach und nach die ganze Welt beglücken. Die Inuit (Eskimos) z.B.
die früher eine Adaption hatten auf kaltes Wetter und Umgebung mit wenig
Grünzeug und die einfach einen Stoffwechsel haben der mit viel Fleisch und viel
Fett gut zurechtkommt. Und die kommen dann plötzlich in den „Genuss“ von viel
Zucker. Was das dann macht, das kann man häufig sehen. Wenn die Polynesier mit
Cola in Konfrontation, und Cola steht jetzt nur pars pro toto für viele
kohlenhydrathaltige Lebensmittel, dann gehen die auch auseinander. Was sich hier
zeigt ist, dass du eigentlich im Laufe der Evolution Populationen hast, die
Mitochondrien entwickelt haben, die sich sehr gut auf die Umgebung eben
adaptiert haben, und wenn sich deren Lebensstil dann signifikant ändert, du hast
einfach andere Energieträger, du lebst dann anstatt draußen viel mehr drinnen.
Du hast andere Umgebungstemperaturen. Du veränderst deine Lichtzyklen, deine
zirkadianen Rhythmen. Du veränderst eben durch die Heizung deine
Wintertemperatur im Gegensatz zu eigentlich dem Normalfall, der in Westeuropa
stattfände, dass man im Winter einfach eine kühlere Umgebung hat. Dann entgleist
das Ganze, ja. Und dann kann auch dieser permanent gleich hoch energetische
Energieträger, deine Ernährung kann dazu führen, dass du dann halt auch schlicht
weg z. B. Übergewicht entwickelst. Das heiß, wir leben einfach gegen unsere
Natur. Das ist sehr oft dann eben das Ergebnis, an dem dann die Mitochondrien
dann auch leiden.
Auswirkungen der größten negativen Umweltfaktoren auf Mitochondrien
Julia:
Was sind jetzt deiner Meinung nach so die allergrößten Faktoren in unserer
Umwelt, die negativ auf die Mitochondrien wirken und wenn’s geht, vielleicht
auch kurz wieso wirkt sich das so aus, oder wie reagieren halt die Mitochondrien
drauf?
Jens:
Also fangen wir mal einfach mit Chemikalien an die z. B. in Medikamenten sind,
ja. Also eben hatten wir ja schon mal die Antibiotika angesprochen. Das
Ciprofloxacin z. B. das ist ein recht häufig eingesetztes Antibiotikum, das bei
Darmerkrankungen eingesetzt wird. Und wenn eben solche Antibiotika im Darm
wirken, dann ist das, wenn du eine infektiöse Darmerkrankung mit bakteriellem
Ursprung hast, durchaus das Mittel zur Wahl, um dann eben diese Schadbakterien
loszuwerden. Leider nietest du damit aber deine guten Bakterien um, und es wird
zum Teil in den Blutkreislauf übernommen, dringt auch in eukaryotische, also in
Säugerzellen, in unsere lebenden Zellen ein und kann dort auch die Mitochondrien
schädigen. Das heißt also hier, die Querschläger, die dann das Hauptziel
durchaus treffen, aber „casualties of war“ wie man so schön sagt. Das sind dann
einfach friendly fire - Kollateralschaden. Also die Amerikaner haben immer so
schöne Begriffe und das heißt also, durch einen Angriff auf die Feinde werden
dann auch deine Freunde mit umgebracht. Das ist leider mit den Mitochondrien
auch der Fall. Das Glyphosat ist auch so ein schönes Beispiel, das wir
heutzutage ja verbreitet immer mehr weltweit in der Agrarindustrie einsetzen.
Das hat auch einen Effekt auf unsere Mitochondrien, auf die Atmungskette. Wir
lagern solche Gifte ein und wir vergiften uns mit Pflanzengiften auch langsam.
Das sind natürlich Sachen wo wir zunehmend Probleme mitbekommen, ob das jetzt
die Schwermetallbelastungen sind usw. Neurologische Störungen können damit
entstehen. Jede Zelle hat Mitochondrien und gerade die Zellen, die die meisten
Mitochondrien haben, sind auch die die natürlich die meiste Energie benötigen
und am ehesten dann natürlich auch betroffen sind. In der Leber haben wir z. B.
pro Zelle wesentlich mehr Mitochondrien und im Herzmuskel viel mehr
Mitochondrien als in anderen Geweben. Und deswegen kannst du dir vorstellen,
dass diese Umweltgifte, ganz explizit natürlich jetzt auch die Leber betreffen
können und dann auch den Herzmuskel irgendwann schädigen. Die Folgeerscheinungen
sind dann sehr oft wieder chronische Erkrankungen, Herz-Kreislaufsystem und über
die Leber brauchen wir gar nicht lange diskutieren. Das ist so ein zentrales
Organ für uns. Wenn die geschädigt wird, da haben wir viele Probleme.
Julia:
Hm. Jetzt hast du ja gesagt, wir können mal davon ausgehen, dass praktisch jeder
der eine chronische Erkrankung hat sicherlich ein Problem mit den Mitochondrien
hat, oder? Könnte man das so pauschaliert sagen?
Jens:
Ja, pauschaliert.
Chronic Fatigue Syndrome und Burnout
Julia:
Und ich denke auch da fällt auch rein dieser ganz große Bereich von diesen
vielen Menschen, die so ganz diffuse Symptome haben, die einfach so müde sind
und so. Weil du auch gesagt hast, ich meine das hat mit Energiegewinnung zu tun
und es macht ja Sinn, wenn die Mitochondrien nicht funktionieren habe ich wenig
Energie. Ich bin nicht leistungsfähig.
Jens:
Also z. B. CFS, dieses Chronic Fatigue Syndrome, das geht in den Burnout über.
Das ist nicht ganz identisch, aber ich würde mal sagen, das ist ein
schleichender Übergang. Du hast eine Erschöpfung. Die Erschöpfung führt
langfristig dann irgendwann zu diesen Burnout-Symptomen und im Endeffekt ist
diese Energielosigkeit ganz eng zusammenhängend mit der Energieleistung deiner
Mitochondrien. Es gibt natürlich gewisse Cofaktoren, von denen man weiß, dass
sie in der Atmungskette eine Rolle spielen und eins der Hilfsmittel ist
natürlich jetzt hier auch, die Mitochondrien wieder so ein bisschen anzufüttern,
dass sie die Bausteine dann wiederbekommen, die sie benötigen um eben ihren Job
zu machen. Es ist nicht ganz so einfach. Also es gibt mitochondriale
Schädigungen, Mitochondriopathie heißt das Ganze, und da gibt es zwei
verschiedene. Die muss man auch voneinander unterscheiden. Vielleicht auch mal
noch einen kurzen Sprung zurück zur Herstellung, wo die Mitochondrien mal
herkommen und wie sie sich verbreiten oder vermehren. Die Mitochondrien die wir
in unseren Zellen haben, bekommen wir nur durch unsere Mütter. Das ist eine ganz
wichtige Information. Das heißt also, man kann heutzutage sagen, jeder weiß wo
er seine Mitochondrien herhat. Definitiv nicht vom Vater, also immer nur die
mütterlichen Linien. Die sind also jetzt was die Mitochondrien betrifft
tatsächlich viel wichtiger. Es gibt jetzt vererbbare mitochondriale
Erkrankungen, primäre und es gibt sekundäre. So unterscheidet man das
eigentlich. Das sind die primären, das heißt aus irgendeinem Grund kann sich so
ein Mitochondrium nachdem es eine Mutation hat die eigentlich schädlich ist
trotzdem noch durchsetzen. Das heißt der Träger stirbt dadurch nicht, und
deswegen kann sich so eine Mutation verbreiten. Es kann aber sein, dass du dann
nach kurzer Zeit deines Lebens vielleicht nach 4, 5 Jahren blind wirst.
Julia:
Ok.
##Schädigung der Netzhaut – Retinopathie und Mitochondriopathie
Jens:
Solche Erkrankungen gibt es tatsächlich. Das heißt also auch hier, dort wo wir
dann Defekte haben, das können Herzprobleme sein, also Retinopathien, dass die
Netzhaut im Auge eine Schädigung hat, weil auch die sehr stark mit Energie
versorgt werden muss durch den Stoffwechsel. Das heißt, da gibt es dann Defekte
und die zu heilen ist verdammt schwer. Machen wir uns da jetzt nichts vor. In
England gibt’s ja mittlerweile sogar neue Gentherapien, Drei-Eltern-Kinder nennt
man das Ganze. Das heißt, es wird tatsächlich die Eizelle einer Frau mit dem
Zytoplasma einer anderen Frau miteinander fusioniert. Das heißt man nimmt die
Eizelle einer Mutter und packt die quasi in den Restzellteil aus dem der Kern
entnommen wurde von einer gesunden Frau, weil die Mitochondrien ja im Zytoplasma
schwimmen und nicht im Zellkern. Und das wird dann befruchtet mit dem Vater.
Also so ein Kind hat tatsächlich dann genetisch gesehen drei verschiedene
Eltern. Und das ist in England jetzt vor ein paar Jahren zugelassen worden. Da
gibt es auch die ersten Kinder, die aus dieser Methode geboren wurden. Das ist
eine Methode, wie du diese Mitochondriopathie loswirst. Das ist eine genetische
Angelegenheit, ja. Und dann haben wir eben die erworbene Mitochondriopathie, und
das ist eben das, was wir durch Umweltprobleme bekommen. Da können Traumata
entstehen. Du kannst nach einem Unfall kannst du tatsächlich im Endeffekt eine
Mitochondriopathie erleiden. Das heißt, das ist ein ganz feines Wechselspiel
zwischen unserem Körper und den Zellen, in denen die Mitochondrien sitzen. Die
Mitochondrien können dem Körper Probleme machen, und unser Körper kann den
Mitochondrien Probleme machen. Wenn das entgleitet, das ist ein Bereich, da kann
man dann wieder eingreifen. Du hast keine genetische Problematik, die jede
Körperzelle betrifft, sondern du versuchst dann, die Gewebe wieder so ein
bisschen auf die Beine zu bringen, die eben durch so eine Mitochondriopathie
leiden. Die Mitochondrien haben, weil sie Bakterienursprung haben auch die
Fähigkeit, viele Sachen zu machen die Bakterien können. Sie können sich relativ
flott auch z. B. wieder vermehren. Jeder Sportler weiß das, wenn du ein Sportler
bist und du trainierst, erhöhst du a) deinen Sauerstoffbedarf. Das merkt das
Gewebe. Es muss mehr Sauerstoff, also den Sauerstoff benötigst du, um natürlich
Energie zu liefern. Dein Bedarf ist nicht der Sauerstoff, es ist indirekter
Sauerstoff. Du brauchst den Sauerstoff, um Energie zu produzieren. Damit du das
aber kannst, erhöht sich der Anteil deiner Mitochondrien beim Training. Und wenn
jemand tatsächlich jetzt eine sekundäre, eine erworbene Mitochondriopathie hat,
das Beste was er tun kann ist im Endeffekt, wenn er es schafft, du musst ihn
unterstützen. Wenn du jetzt ein Fatigue-Syndrom hast, also du hast ein
Erschöpfungssyndrom, ist das mit dem Training natürlich eine sehr schwierige
Sache. Aber rein tendenziell: Bewegung hilft.
Julia:
Ja.
##Mitochondrienanteil beim Training erhöht sich: Bewegung hilft
Jens:
Ergo, die Anzahl deiner Mitochondrien, die guten Bakterien, die guten
Mitochondrien können sich schneller vermehren als Geschädigte und du hast dann
wieder im Körper eine Selektion. Das heißt, du kannst durch die Zulieferung von
genügend Nährstoffen für die Mitochondrien und die Kombination mit dem richtigen
Training, kannst du dann die Mitochondrienanzahl der Guten vermehren und dich
dann auch wieder heilen.
Julia:
Hm. Also das heißt, Bewegung wäre jetzt, wenn man eben jetzt noch nicht gerade
in so einem Erschöpfungszustand ist, eines der besten Dinge wahrscheinlich, um
die Mitochondrien mal gesund zu erhalten bzw. viele Mitochondrien zu haben.
Jens:
Richtig. Also wie gesagt, wenn du natürlich jetzt eine Erschöpfung hast, kann’s
natürlich der Sargnagel sein. Also das soll jetzt nicht so die core message
sein, dass es für jeden richtig ist. Wenn du wirklich total erschöpft bist, dann
musst du erst mal langsam dich dann wieder aufbauen. Das kann man u. a. mit den
Nährstoffen machen, die eben wieder selektiv für die Mitochondrien ein Vorteil
halt sind. Also die Mitochondrien benötigen z. B. das Co-Enzym Q10 oder viele
B-Vitamine. Also ich würde jetzt einer Person die ein chronisches
Erschöpfungssyndrom hat mit Sicherheit nicht gleich raten, jetzt hier auch
wieder 5 km zu laufen. Aber eine leichte Bewegung würde schon helfen. Also der
berühmte Waldspaziergang der hilft auch bei einer Erschöpfung. Du musst dich
damit ja nicht überanstrengen. Sauerstoff, frischer Sauerstoff, frisches Licht,
dann im Wald, kein künstliches Licht würde dir helfen. Und das kannst du dann so
ein bisschen untermauern mit der richtigen Ernährung. Also jetzt weniger Zucker,
vielleicht ein bisschen mehr Kohlenhydrate mit Eiweiß und Fett usw. Du kannst
auch durch die Ernährung natürlich die Energiegewinnung der Mitochondrien
beeinflussen. Mitochondrien sind so quasi Allesbrenner. Ja, also es gibt so
Motoren die alles schlucken. Da kannst du quasi alles reinstopfen. Die verwerten
mehr oder minder alles. Aber manche der Produkte, die du benötigst um sie
anzuwerfen, die bringen dann auch mehr Schadstoffe dann wieder. Das heißt, es
gibt ja Motoren, wenn du da Schweröl reinmachst, dann kommt mehr Ruß aus dem
Auspuff. Und so kannst du dir das bei den Mitochondrien vorstellen. Es gibt
verschiedene Lebensmittel, wenn du die Mitochondrien damit befeuerst, gibt es
mehr Abfallprodukte, und ein Abfallprodukt das Mitochondrien herstellen bringt
jetzt wieder Mitochondrien um.
Julia:
Ja.
Jens:
Die stellen die Reactive oxygen species, ROS hat man das genannt, her. Das ist
zum Teil sinnvoll, also die müssen das können. Unter anderem helfen
Mitochondrien mit diesen ROS, mit diesen aggressiven Sauerstoffmolekülen auch im
Immunsystem Schadkeime zu zerstören. Mitochondrien sind in der Lage, einen
Selbstmord der Zelle zu verursachen. Das klingt jetzt auch wieder grauselig,
aber eine Tumorzelle z. B. die in deinem Körper entsteht, wenn die das Signal
bekommt, bring dich selber um, du hältst dich nicht an die Spielregeln im Organ
– das ist sehr gut, ja. Das heißt also, solche Zellen, die neben der Spur laufen
quasi dann eben auszumerzen, da helfen auch wieder unsere Mitochondrien dabei.
Und wenn jetzt aber auf der anderen Seite in einem gesunden Gewebe zu viel von
diesen ROS entstehen, dann kann ich wieder eine dauerhafte Entzündung damit
verursachen. Dann entwickelt sich sogar eine chronische Erkrankung aus einer
Fehlproduktion aus unseren Mitochondrien heraus. Also das ist schon ein feines
Wirksystem, dass man sehr stark mit Ernährung beeinflussen kann.
##Ernährungsempfehlungen
Julia:
Ja. Und was würdest du jetzt, also was empfiehlst du von der Ernährung her
jetzt, also konkret, wenn jetzt jemand zu dir kommt. Was ist empfiehlst du da
als Ernährungsstrategie?
Jens:
Also ich würde sagen, das ist jetzt nicht so eine One-for-all-Antwort die du
hier geben kannst, weißt du. Ich schau mir natürlich jetzt auch erst mal die
unterschiedlichen Individuen an, ja. Wenn du jetzt kommst und bist gesund und
willst eine Performance-Steigerung als Sportler haben, ist das eine ganz andere
Fragestellung als du bist jetzt der CFS, Chronic Fatigue Syndrome-Patient, der
wirklich auf dem komplett anderen Ende des Spektrums sich befindet. Dann musst
du aber auch schauen, dass jeder Mensch, jeder einen individuellen Stoffwechsel
hat, ja.
Julia:
Ja klar.
Jens:
Es gibt da unterschiedliche Muskelarten, mehr lange Fasern, mehr kurze Fasern.
Es gibt die Athleten die mehr geeignet sind für den Marathon. Es gibt die
Sprinter. Die alleine brauchen schon einen unterschiedlichen Ratschlag. Und so
ähnlich kannst du es auch bei den Individuen anschauen, die als Patienten dann
eben aufschlagen, ja. Wenn du eine Stoffwechselerkrankung hast und du hast jetzt
eine sehr starke Fettleibigkeit, ist die Zielvorgabe eine komplett andere, als
jetzt bei einem Untergewichtigen. Es gibt auch untergewichtige Personen, die
durchaus eine andere Fragestellung dann haben. Ich würde prinzipiell sagen, dass
alles was an schnell verwertbaren Zuckern heutzutage in der Ernährung ist
reduziert werden sollte. Das ist auch mein Ratschlag eigentlich für Sportler.
Sehr häufig kriegen ja Sportler gesagt, sie sollen jetzt hohe Mengen an
Kohlenhydraten verwenden, um mit diesen Kohlenhydraten noch mehr Energie leisten
zu können. Ich habe selber ein paar Mal Marathon gelaufen, und am Abend vor dem
Marathon da gibt’s die guten Pasta-Partys, ja. Auch in Berlin oder wo auch
immer, da sind dann tausende Leute. Am Tag vorher stopfen die sich dann am Abend
vorher die Nudeln rein. Das ist im Prinzip ein typisches Essen, was für
untrainierte Sportler entwickelt ist, ja. Du wirst kein Kenianer sehen, der bei
einer Nudelparty mitmacht, ja. Jetzt ist es so, dass du eben durch das Training
in der Lage bist, deine Mitochondrien eben zu verändern. Die Anzahl der
Mitochondrien kannst du ändern. Du kannst in gewissem Maße auch die Biochemie
deiner Mitochondrien mit beeinflussen. Und wenn du jetzt viel trainierst, dann
brauchst du nicht so viele Kohlenhydrate. Die Kohlenhydrate sind eben diese
Moleküle, die schnell verfügbar sind. Und im Körper hast du relativ wenig
Speicher für Kohlenhydrate. Das ist also das Glykogen in deiner Leber. Und das
hält bei einem Langstreckenläufer bis Kilometer 25 – 30 und dann sind die dann
am Zusammenbrechen. Und da hilft dann auch die Pastaparty vorne dran nichts. Das
unterscheidet dich vielleicht, du schaffst anstatt 25 deine 30 km. Aber es
bringt dich dem Ziel nicht unbedingt näher. Und wenn du ein wirklicher Sportler
bist der trainiert, dann machst du ein anderes Training und du machst eine
andere Ernährung. Der richtige Sportler der braucht tatsächlich weniger
Kohlenhydrate. Der kann auch Fettverbrennung machen. Deswegen wäre meine
Empfehlung jetzt auch normalerweise, du benötigst also nicht viele
Kohlenhydrate, wenn Kohlenhydrate eben nicht die schnell verwertbaren und mein
Tipp, um auch deine Mitochondrien gesund zu halten und auch zu gesunden, wäre
tatsächlich diese LowCarbHighFat (LCHF)-Ernährung, die sich ja immer durchsetzt.
Das muss jetzt nicht in die Keto-Ernährung reingehen. Also das ist schon eine
ganz spezielle Sonderernährung, die in manchen Fällen ihre Berechtigung hat.
Aber ich würde mal sagen, im Verhältnis zu dem was Jahrzehnte lang propagiert
wurde, viele Kohlenhydrate und wenig Fett, ist das was ich empfehle eigentlich
genau das Gegenteil, was auch den Mitochondrien guttut, wenn sie auch
dementsprechend trainiert werden, nicht. Also auch das musst du natürlich dann
immer in einem Zusammenhang sehen, richtige Ernährung, richtiges
Bewegungsprofil, abgestimmt auf denjenigen. Wer jetzt also 80 kg Übergewicht
hat, und so etwas gibt es, dem würde ich jetzt auch ein langsames Heranarbeiten
an das Ziel dann erst mal raten. Man kann es nicht übertreiben.
Julia:
Die andere Frage ist auch, ich meine du hast das vorhin schon angesprochen ein
bissel, Nährstoffe, also du brauchst Cofaktoren, damit die Atmungskette, damit
das überhaupt funktioniert und jetzt ist natürlich die eine Möglichkeit, dass
man eben die Ernährung jetzt nicht nur als Energielieferant sieht, sondern ja
eigentlich auch als Baustofflieferant für die Mitochondrien und für den Körper,
sind aber in der Richtung optimiert.
Jens:
Absolut, ja.
Julia:
Da kann man sicherlich viel machen. Aber es ist ja dann doch oft so, wenn man
schon in so einer Situation drin ist, dass es dann glaube ich auch oft schwer
ist, dass nur über die Ernährung zu machen bzw. sind jetzt auch nicht mehr so
viele Vitamine und all diese Sachen in den Lebensmitteln selbst drin. Das heißt,
wo würdest du sagen was sind so die wichtigsten Vitamine oder andere Faktoren,
auf die du achten würdest oder die für dich zentral sind?
##Wichtige Cofaktoren für gesunde Mitochondrien
Jens:
Also wenn ich jetzt eine erworbene Mitochondriopathie habe, ich kann das also
klar schon sehen, dass es nicht eine genetische Ursache hat, sondern es geht
jetzt halt wieder um die erworbene und ich sehe, dass es auch jetzt hier eine
Erschöpfungsproblematik gibt, die verschiedene Organe betreffen kann, dann würde
ich jetzt tatsächlich auch mit einer Supplementierung rangehen. Eben haben wir
das Coenzym Q10 ja schon mal kurz erwähnt. Es gibt eine Reihe von B-Vitaminen
die eine wichtige Rolle spielen. Du kannst auch mit Glutathion kannst du die
Mitochondrien ein bisschen pushen, aber du musst immer wieder vorsichtig sein
mit dem Einwerfen von Supplements. Also es gibt bei den Supplementen immer das
Problem, dass du erst mal gucken kannst, warum hast du das Defizit, ja. Also
viele Personen die eine Mitochondriopathie haben, haben aber auch ein
Darmproblem. Chronische Erkrankungen haben sehr oft ein Darmproblem, und wenn du
eine Darmschleimhaut hast, die nicht optimal ist, dann wird auch die Resorption
der Supplements (NEM – Nahrungsergänzungsmittel) und auch der
Ernährungsbestandteile eingeschränkt sein. Da kannst du oben reinwerfen wie du
willst, es rutscht durch und da haben wir vor kurzem Mal drüber gejuxt, es ist
ein teurer Stuhl den du dann hast. Das möchten wir natürlich vermeiden. Das
heißt also, im Endeffekt in eine gute Diagnose gehört nicht nur die Untersuchung
rein was fehlt, sondern auch den Grund herauszufinden, warum etwas fehlt.
Julia:
Ja.
Jens:
Und wenn ich eine Darmentzündung habe, muss ich mich auch um eine Darmentzündung
kümmern. Wenn ich irgendein Resorptionsproblem habe, dass kann auch sein, dass
ich im Aufschließen meiner Ernährung ein Problem habe. Das heißt also, du kannst
ein Problem mit der Galle haben, dann klappen die Lipasen nicht so. Du kannst
die Gallensäure nicht ordentlich produzieren. Du kannst ein Leberproblem haben,
das zu einem Gallenproblem führt. Du kannst ein Pankreasproblem haben, wo dir
dann einige Enzyme fehlen. Du kannst ein Magensäureproblem haben, wo du nicht
genügend Salzsäure produzierst, die hilft dein Eiweiß aufzuschließen. Wenn du
jetzt dann das ersetzen möchtest durch Proteindrinks, dann ist das nicht
zielführend. Ich meine dann soll man sich erst mal darum bemühen, zu gucken
warum gibt es ein Magensäureproblem. Und wenn du dann Pantoprazol-Patienten vor
dir sitzen hast, die eben noch mal diese ganzen Puffer bekommen, die verhindern,
dass du Magensäure produzierst, dann haben die sehr oft so einen Rattenschwanz
an Zusatzproblemen. Die haben dann eine Blinddarmfehlbesiedlung. Dann kommen
dann Resorptionsprobleme mit und im Endeffekt ist das Defizit dann nicht durch
Nahrungsergänzungsmittel zu schließen, ja.
Julia:
Ja.
Jens:
Worüber du dir auch Gedanken machen musst ist, es gibt eine Menge Chemikalien,
die werden vor Ort in der Zelle auch produziert und wenn die Zelle es vor Ort
erst produziert, ist das nicht das Gleiche wie wenn du jetzt eine Tablette oder
ein Pulver nimmst. Das muss jetzt nicht in der gleichen Menge wie du es oben
reinfütterst dann auch in der Zelle landen. Und es wird natürlich dann auch im
Körper stark verdünnt. Du hast einen Körper, der hat 60 – 70 kg, oft auch mehr,
und dann verteilst du jetzt so ein Löffelchen von irgendetwas, das landet nicht
unbedingt im Herzmuskel, ja. Und jetzt z. B. das Glutathion ist auch so eine
Substanz. Darüber kann man jetzt lange spekulieren. Es gibt einige Firmen, die
aus diesem Grund z. B. auch jetzt Varianten von dem Glutathion hergestellt
haben, die eine höhere Bioverfügbarkeit, bessere Resorptionsfähigkeit besitzen.
Ich würde also jetzt z. B. auch eher die Einzelbausteine vom Glutathion, du
kannst also Glutamin und Cystein, also diese Aminosäuren die würde ich gezielt
einnehmen, damit der Körper vor Ort das baut, was er benötigt. Es gibt da
unterschiedliche Ansätze, aber einfach nur das, was dem Mitochondrium fehlt oben
reinstopfen muss nicht der richtige Weg sein. Also sehr oft muss man sich
wirklich angucken Ursache und Wirkung, ja. Wo liegt das echte Problem.
Julia:
Ja, wie man sieht, es ist wieder mal nicht so einfach wie man sich das so
vorstellt. Und es ist klar, es sind immer viele Faktoren. Man kann einfach nicht
nur an einem, ja isoliert die Sache betrachten und denken, so da gebe ich jetzt
einfach mal ein bisschen Glutathion oder eben bissel Q10 und dann ist alles gut,
sondern wie du eben gesagt hast, es gibt so viele Umweltfaktoren. Du hast das
eben nur ganz kurz angesprochen, einfach so etwas wie Licht natürlich, aber auch
Bewegung, der Darm usw. und sofort. Das sind einfach eben, natürlich muss man
auf all diesen Ebenen ansetzen, ja.
##Behandlungsmethoden mit Rotlicht
Jens:
Ganz genau. Ein interessanter Punkt: Du hast gerade das Wort Licht noch mal
erwähnt. Etwas was man in der letzten Zeit auch häufiger sieht, sind jetzt
Behandlungsmethoden mit Rotlicht, ja. Die Mitochondrien haben in der
Atmungskette Moleküle drin, die eine gewisse Resonanz auf Lichtenergie haben.
Das heißt also, jeder Körper hat irgendwo eine gewisse Frequenz mit der er eine
Resonanz erzeugt. Und bei den Zytochromen, das sind also spezielle Teile
innerhalb der Atmungskette, also die Atmungskette ist sehr komplex. Das sind
glaube ich 83 verschiedene Proteine zusammengebaut in relativ komplexe
Strukturen. Und einige davon, die sind nun mal interaktiv mit Rotlicht. Das
heißt, wenn ich Rotlicht in den Körper hinein strahle, und das ist jetzt eher in
dem Bereich jetzt auch noch infrarot, das Infrarot-A-Licht, das dringt schon ein
bisschen tiefer ins Gewebe ein. Damit kriege ich eine Resonanz von den
Zytochromen und ich kann damit tatsächlich die Mitochondrien anregen und die
fangen auch an, sich damit zu vermehren. Also Rotlichtbehandlung ist etwas wo du
auch einen Heilungsprozess mit anregen kannst. Das ist eine interessante Sache.
Es gibt Methoden wo du tatsächlich auch Schilddrüsen wieder aktivieren kannst,
indem du eine Schilddrüse – die sollte jetzt nicht Tumor-gefährdet sein, auch da
muss man wieder vorsichtig sein, also das Anregen von Gewebe ist immer eine
zweischneidige Sache. Aber sagen wir mal eine Schilddrüse, die ein bisschen lahm
ist, die ein bisschen wenig produziert und die relativ klein ist, kann man
tatsächlich mit Rotlicht behandeln, und die wird damit auch wieder ein bisschen
nachwachsen. Also dazu gibt es interessante Studien. Und genauso gibt es also
auch viele mittlerweile Laserbehandlungen, wo man mit Rotlicht selektiv eben die
Mitochondrien anregen kann. Das ist ein spannendes Feld noch mal, ja.
Julia:
Ja, wirklich sehr spannend. Ja, ich meine wir kommen jetzt so langsam zum Ende.
Das ist so spannend und immer wieder schade, wie schnell die Zeit vergeht. Wenn
du sagen wir mal 3 Dinge raussuchen müsstest, wo du sagen würdest, die 3 Dinge
sind wichtig oder sollte man machen, um seine Mitochondrien gesund zu halten,
was würdest du sagen, was wären diese 3 Dinge?
##Die wichtigsten 3 Dinge zur Gesunderhaltung der Mitochondrien
Jens:
Also ich würde mal sagen, das Leben im Einklang mit den Jahreszeiten, das halte
ich für sehr wichtig. Und das sind die Mitochondrien mit Sicherheit zentral,
aber nicht das einzige. Und wenn ich sage mit den Jahreszeiten, dann meine ich
die jahreszeitliche Ernährung und die jahreszeitliche Lichthygiene und die
jahreszeitliche Temperaturumgebung. Also im Winter ist unser Schlafzimmer nicht
geheizt. Das heißt nicht, dass es friert. Aber es ist auch deutlich kälter als
sonst. Und das halte ich zumindest für extrem wichtig, dass du einfach mit den
Jahreszeiten lebst. Wo du lebst, das solltest du dich an deiner Umgebung auch
orientieren. Das heißt also, saisonal, regional, im Einklang mit der Natur. Ich
bin der Meinung, dass du sehr stark auf deine schnellen Kohlenhydrate achten
solltest, also möglichst wenig Zucker, möglichst wenig von diesen Nudeln,
Kartoffeln, Reis, Brot usw. essen. Das heißt nicht nein, ich sage nur weniger.
Und auch da wieder regional, saisonal - darauf achten. Und dann denke ich, dass
ein für deinen Körper geeignetes Bewegungsprogramm notwendig ist. Ältere
Personen verlieren irgendwann auch Mitochondrien. Du verkürzt die Telomere, das
sind so die Kappen auf deinen Chromosomen. Das heißt, du hast eine Zellalterung.
Das ist enorm wie du aber deinen Körper aufbauen kannst durch tatsächlich jetzt
wieder körperliche Bewegung. Und was ich da immer wieder gerne empfehle sind
diese HIT-Programme, also so High Intensity Training, also mit den Muskeln an
die Belastungsgrenze gehen. Die ist individuell, die altersbedingt natürlich
individuell, und eine ältere Person die einen Liegestütz schräg an der Wand
stehend macht ist immer noch deutlich besser als kein Liegestütz, ja. Also es
gibt den berühmten Frauenliegestütz. Wenn du den anders nicht hinkriegst, dann
so einen Liegestütz. Aber wie gesagt, 10 Liegestütze versuchen, möglicherweise
täglich, ja. Und das sind also diese, den Körper an die Belastungsgrenze
bringen. Das erhöht auch wieder deine Mitochondrienzahl, hält die Mitochondrien
am Leben und selektioniert die Guten aus. Also die Kombination mit der richtigen
jahreszeitlichen Ernährung im richtigen Umfeld mit dem richtigen Energieträger,
also nicht zu viel Zucker, mit der Bewegung – ich glaube das ist ein ganz
wichtiger Punkt.
Julia:
Super! Ja, wo finden dich jetzt die Zuhörer und Zuschauer im Internet, oder wo
bist du zu Hause? Wo kann man auch mehr über dich lesen und bissel sehen was du
so anbietest?
##Kontaktmöglichkeiten zu Jens
Jens:
Unsere Praxis findet man unter www.hygeanum.de. Wir
liegen in Deutschland zwischen Karlsruhe und Heidelberg an der A5 an der
Autobahn recht gut zu erreichen.
Julia:
Ja. Lieber Jens, herzlichen Dank für deine Zeit!
Jens:
Danke für dein Interesse!
Julia:
Es hat mich sehr gefreut, vielen Dank!
Jens:
Es hat mir auch Spaß gemacht und es war Klasse, dass wir endlich mal die Zeit
gefunden haben, nicht?!
Julia:
Ja, finde ich auch.
Jens:
Ok, tschüß!
Julia:
Tschüß!
Bücher
###Mitochondrientherapie - die Alternative: Schulmedizin? Heilung ausgeschlossen! von Dr. sc. med. Bodo Kuklinski, Dr. Anja Schemionek
Webseiten
Naturheilpraxis Hygeanum
Dr. rer. nat. Adriana Radler-Pohl, Heilpraktikerin und Dr. rer. nat. Jens Pohl, Heilpraktiker
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