

Julia Tulipans' Evolution Radio Show
Julia Tulipan, Mag. Julia Tulipan
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Jan 18, 2018 • 1h 3min
Futter für das Hirn: Damit das Licht im Oberstübchen anbleibt | Interview mit Ulrike Gonder
In Folge #129
Mein heutiger Gast ist die Öko. troph. Ulrike Gonder.
Ulrike Gonder ist nicht nur ein Mensch, der scheinbar von innen heraus zu strahlen scheint, sondern auch ein Quell schier unerschöpflichen Wissens. Sie hat mittlerweile zahlreiche Bücher zu diversen Ernährungsthemen geschrieben, wobei es ihr das Fett besonders angetan hat. Sie begeistert bei Vorträgen und Seminaren durch ihre mitreißende Art und ihre Fähigkeit komplexe Themen verständlich aufzubereiten.
Essen! Nicht! Vergessen!: Demenzrisiko einfach wegessen - oder: Wie die Ernährung vor Alzheimer & Co. schützen kann.
Ihr neues Buch, hat sie zusammen mit dem Internisten Dr. Peter Heilmeyer geschrieben. In diesem Buch widmet sie sich einem durchaus ernsten Thema - nämlich der Demenz.
Alleine in Österreich gibt es 130.000 Demenzkranke und diese Zahl soll sich bis 2050 verdoppeln. In Deutschland leben gegenwärtig fast 1,6 Millionen Demenzkranke. Also ein Thema, das uns alle angeht.
Doch die frohe Botschaft ist, dass dies kein unausweichliches Schicksal ist, sondern wir ALLE etwas tun können um dem vorzubeugen. Was hat Insulin mit Hirngesundheit zu tun? Wieso ist Fett so wichtig und was kannst du tun, damit das Licht im Oberstübchen nicht ausgeht!?
Bitte beachten Sie auch immer den aktuellen
"Haftungsausschluss (Disclaimer) und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen" auf https://paleolowcarb.de/haftungsausschluss/
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Transkript
Julia:
Ja, liebe Ulrike – Herzlich Willkommen zur Evolution Radio Show!
Ulrike:
Hallo Julia!
Julia:
Du hast ja ein neues Buch geschrieben und zwar mit dem Dr. Peter Heilmeyer zusammen und das heißt „Essen! Nicht! Vergessen!“. Und das ist ein Titel der jetzt erst einmal ein wenig zum Schmunzeln anregt, ja. Aber es geht doch um ein sehr ernstes Thema. Kannst du da ein bisschen was dazu sagen?
Hintergründe für die Auswahl des Buchtitels „Essen! Nicht! Vergessen!“
Ulrike:
Ja, wir haben ja diesen etwas flapsigen Titel und wir haben ja auch ein flapsiges und wie ich finde ganz lustiges Cover gewählt - und das mit Absicht. Wir haben da schon auch mit dem Verlag sehr gut darüber nachgedacht. Du hast natürlich Recht, es ist ein absolut ernstes Thema. Ich glaube wir haben alle Angst davor irgendwie dement zu werden, den Verstand zu verlieren, zu verblöden, wie immer man das nennen möchte. Aber wir haben ja eine frohe Botschaft, wenn man das so sagen darf. Wir haben ja die frohe Botschaft, dass man etwas tun kann und entscheidend ist halt auch hier, dass man rechtzeitig anfängt. Und ich glaube, deswegen ist so der bisschen lustige flapsige Titel oder auch das Cover ganz gut geeignet, weil wir eben die Leute motivieren möchten bevor sie krank werden, oder zumindest ganz am Anfang etwas zu tun und sie zu motivieren, einfach ihren Lebensstil ein bisschen zu verbessern, weil man so viele Einflussmöglichkeiten hat, und das hat sich noch gar nicht rumgesprochen. Und das war so ein bisschen der Anlass, es wirklich auch fröhlich zu machen, weil ich denke so lange man noch gesund ist oder nur Risikofaktoren nur noch keine Symptome hat, darf man das Ganze auch noch fröhlich sehen.
Julia:
Ja, das stimmt. Ich habe das jetzt ein bissel nachgeschaut, dass ja für Österreich gibt es Zahlen, 130.000 sind irgendwie an Demenz oder Alzheimer erkrankt und das soll sich irgendwie verdoppeln bis 2050. Deutschland schaut jetzt auch nicht viel besser aus – 1,6 Millionen. Also es ist doch eine ganz schöne Zahl.
Ulrike:
Das ist eine große Zahl und man hat eben Sorge durch die demographische Entwicklung, dass die Zahlen zunehmen werden. Also es steigt wohl nicht so schnell wie man ursprünglich befürchtet hat. Das ist eigentlich auch eine frohe Botschaft. Aber das hängt eben damit zusammen, dass man den einen oder anderen Risikofaktor schon im Auge hat und etwas tun kann. Aber allein dadurch, dass wir eben auch mehr ältere Herrschaften haben werden und mehr insulinresistente – und da kommen wir wahrscheinlich noch drauf zurück – werden natürlich die Zahlen steigen. Und wir dürfen ja auch nicht vergessen, für jeden Menschen der erkrankt – es ist ja eine fortschreitende demenzielle Erkrankung, ja also eine Erkrankung des Hirns, wo Hirnbereiche Schaden nehmen, die voran schreitet – für jeden Menschen der erkrankt ist, brauchen wir ja mindestens einen auch der ihn pflegt/oder sie pflegt. Das heißt, da kommt ja auch diese Doppelbelastung her, ja. Es trifft ja eben nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Pfleger, sei es zu Hause oder im Krankenhaus. Und das ist ja Enormes was da geleistet wird, und im Grunde genommen haben die Gesundheitssysteme ja, oder die Vertreter auch große Sorge, ob wir das halt auch finanziell und personell irgendwie stemmen können was da auf uns zurollt.
Julia:
Ja, verständlich. Ich meine jeder der, ich weiß nicht entweder in der Familie vielleicht so was schon mal erlebt hat oder im nahen Bekanntenkreis, weiß wie belastend so etwas ist und dass das teilweise, auch wenn es natürlich vielleicht die Mutter oder der Vater oder eben nahe Angehörige sind, das teilweise schon auch die Familie wirklich an ihre Grenzen bringt.
Ulrike:
Absolut, absolut ja.
Julia:
Also das ist wirklich eine Riesenbelastung und das betrifft eben sozusagen nicht „nur“ die Person die jetzt davon betroffen ist direkt, sondern natürlich auch die ganze Familie, und das eben über Jahre vielleicht sogar.
Ulrike:
Vielleicht Jahrzehnte. Also wir haben auch im weiteren Bekanntenkreis Fälle. Die Leute sind wirklich viele viele Jahre krank und es wird ja immer schlimmer und immer beschwerlicher. Es ist auch ein bürokratischer Krieg. Für jede kleine Unterstützung müssen unendlich viele Papiere ausgefüllt werden. Es muss gestritten werden mit den Institutionen. Also das ist eben insgesamt keine erfreuliche Aussicht und das war so auch der Anlass. Nachdem sich die Hinweise gemehrt haben, dass tatsächlich Lebensstil, Lebensweise ganz viel auch mit dem Alzheimer-Risiko zu tun hat, haben wir dann irgendwann – also Peter Heilmeyer ist ja Arzt, Internist – und haben wir dann irgendwann gesagt, so jetzt haben wir eigentlich genug Indizien zusammen und Kenntnisse zusammen, Hinweise zusammen, dass man es auch wagen kann, so ein Buch zu schreiben. Man bewegt sich natürlich auch ein bisschen auf glattem Eis, weil das ja eine große Hoffnung auch ist, wenn man sagt, man kann über Lifestyle, über Lebensstil und insbesondere über Ernährung ja einiges tun. Vielleicht sage ich das auch vorweg: Wir machen hier natürlich keine seltsamen Heilsversprechen, sondern wir haben zusammengetragen was es an Evidenz gibt. Es gibt sehr sehr viele Risikofaktoren die sich mit anderen Erkrankungen überschneiden und von denen wir schon wissen, dass wir sie über Ernährung und Lebensstil günstig beeinflussen können. Und was uns eben sehr optimistisch gestimmt hat, sind neue Erkenntnisse aus den USA, wo verschiedene Systeme angewendet werden. In Deutschland beginnt das jetzt auch sehr zaghaft, aber wo tatsächlich die ersten Leute zurückgeholt wurden – natürlich nur ganz am Anfang der Erkrankung. Also ich sage ja immer, eine Hirnzelle die tot ist, die können wir natürlich nicht mehr lebendig machen. Das heißt, dort wo Hirnschäden schon weit fortgeschritten sind, kann man nicht mehr viel machen. Aber ich sage es mal auch ein bisschen flapsig, man hat doch den Eindruck, dass manche Hirnzellen zu Beginn nur schlafen, und die kann man wieder aufwecken.
Julia:
Wiederbeleben.
Ulrike:
Wieder beleben sozusagen, genau.
Julia:
Bevor wir uns jetzt eben genauer bissel anschauen – was sind denn so die Risikofaktoren und wie kann man die dann vielleicht mit Lebensstilintervention, mit Ernährung oder sonstigen Sachen beeinflussen? Was versteht man eigentlich unter Demenz/Alzheimer? Das wird ja teilweise so im Sprachgebrauch auch oft verwechselt, vielleicht auch gleich verwendet. Aber es sind ja doch zwei unterschiedliche Sachen.
#Risikofaktoren und deren Beeinflussung
Die Begriffe Demenz und Alzheimer
Ulrike:
Ja, also die große Überschrift ist im Grunde Demenz. Demenz bedeutet ja, dass Hirnfunktionen ausfallen, dass kognitive Fähigkeiten wegfallen. Und es gibt natürlich eine ganze Fülle an demenziellen Erkrankungen – so nennt man das glaube ich. Und es gibt auch ganz viele Ursachen. Also man kann durch, weiß ich Schläge auf den Kopf – wir denken an die Boxer, an den Kinofilm neulich mit der Football League, Infektionen, Vergiftungen, Alkoholabusus, Alter. Es gibt ganz ganz viele Gründe und Risikofaktoren für eine Demenz - das mal vorweg geschickt. Die Alzheimer-Erkankung wird als die häufigste Demenz angegeben. Etwa 2/3 der Demenzformen sagt man sind Alzheimer. Wobei man auch dazu sagen muss, aber das wäre eine abendfüllende Diskussion, ich will das nur erwähnt haben, dass eine Alzheimer-Diagnose ist immer auch ein bisschen geschätzt und geraten, weil eigentlich könnte man es erst definitiv nach einer Obduktion sehen, ob es tatsächlich Alzheimer war. Nur dann ist es ja für den Betroffenen auch zu spät. Insofern ist das eine akademische Diskussion. Aber jedenfalls ist z. B. typisch für Alzheimer-Patienten, dass die ersten Störungen so im Gedächtnis anfangen. Ja und das hängt damit zusammen, dass eine bestimmte Region im Gehirn, der Hippocampus – oder auf deutsch „Seepferdchen“, wir haben zwei so Seepferdchen im Kopf – dass diese Region zunächst Schaden nimmt, und das ist eben ein Hirnbereich, wo das Kurzzeitgedächtnis sitzt. Und darüber lässt sich auch erklären, dass oft Dinge zuerst vergessen werden, die in der jüngeren Zukunft waren. Man wundert sich ja immer, dass die Patienten oft noch vom Krieg erzählen können, ja oder ganz früh zurückliegend, weiß ich als die Kinder klein waren, aber das was gestern oder gerade eben passiert ist, fällt ihnen nicht mehr ein. Das erklärt sich aber über diesen Hippocampus, der eben gerade bei Alzheimer oft zuerst betroffen ist. Bei anderen Demenzformen sind andere Hirnstrukturen betroffen. Also es gibt da große Unterschiede, aber so wie es aussieht, oder so wie es im Moment die Mediziner uns erklären, ist die Alzheimer-Demenz die häufigste mit etwa 2/3 der Fälle. Und dann gibt es noch eine Form die ungefähr ¼ ausmacht. Das ist die so genannte vaskuläre Demenz und das heißt, vaskulär bedeutet, die Gefäße sind geschädigt. Und wenn wir uns vorstellen, dass unser Hirn ja ein sehr aktives Organ ist, das sehr viel Energie verbraucht und sehr viele Nährstoffe benötigt. Und die Nährstoffe werden natürlich mit den Blutgefäßen dorthin transportiert. Und wenn die Blutgefäße kaputt sind, nicht mehr elastisch sind, verstopft sind, verkalkt sind, dann kann man sich vorstellen, dass auch die Hirnfunktion nachlässt. Da haben wir auch die erste Gruppe von Risikofaktoren. Alles was unseren Gefäßen schadet, schadet eben nicht nur dem Herzen oder macht Bluthochdruck, sondern kann auch dem Gehirn schaden. In etlichen Fällen gibt es auch Überschneidungen. Dann sind die Gefäße nicht in Ordnung und es kommen andere Risiken hinzu. Das heißt, Gefäßgesundheit ist ja was, Sport, gesunde Ernährung, Blutdruck senken - da ist man schon bei der Gefäßgesundheit. Das würde auch dem Hirn zugutekommen. Aber wir wissen, oder wir sehen zunehmend aus Beobachtungsstudien, dass z. B. Menschen die sich wenig bewegen ein erhöhtes Demenzrisiko haben. Menschen die insulinresistent sind haben ein erhöhtes Demenzrisiko und sie müssen nicht an Diabetes erkrankt sein. Das fand ich z. B. sehr spannend. Wir wissen, dass manche Infektionen das Diabetesrisiko erhöhen, dass Schwermetalle wichtig sein können. Aber wenn ich es mal ein bisschen runter breche, was auch für die Ernährung dann wieder interessant ist, so war für uns das offensichtlichste im Grunde genommen die Insulinresistenz und die Gefäßgesundheit. Noch etwas ganz wichtiges, was uns aufgefallen ist: Man findet sehr sehr früh, bevor irgendwelche Symptome auftauchen, findet man mit Bild gebenden Verfahren – man kann ja heute sozusagen die Hirnaktivität sichtbar machen mit PET-Scans z. B. – kann man sehen, dass schon bevor irgendwelche Symptome kommen bei Risikopatienten die jetzt eben z. B. Gefäßprobleme haben, die z. B. insulinresistent sind, die sehr alt sind, die in der mütterlichen Linie Demenz in der Familie hatten, was erhöhtes Risiko ist, die bestimmte Genmutationen haben, das erhöht das Risiko. Bei diesen Menschen sieht man, dass schon 10 – 15 Jahre bevor irgendetwas auffällig ist, die Energieversorgung des Gehirns leicht gestört ist, also sozusagen an der einen oder anderen Stelle der Stecker gezogen ist. Man kann sich vorstellen, unser Gehirn braucht sehr viel Energie, es macht etwa 2 % des Körpergewichts aus und es verschlingt etwa ¼ der Energie die wir in Ruhe verbrauchen. Da sieht man mal so diese Diskrepanz. Und wenn ein so Energie zehrendes Organ Schwierigkeiten im Energienachschub hat, dann kann man sich vorstellen, dass das über die Jahre und Jahrzehnte dann krank macht. Also das waren so für uns die Knackpunkte. Es gibt lange Listen von Risikofaktoren, aber das waren so die Knackpunkte. Und kommt natürlich unser moderner Lebensstil dazu, wie gesagt Bewegungsmangel, Stress, oxidativer Stress, das falsche Licht, zu wenig Schlaf – name the thing! Also vieles was uns anderswo auch krank macht kann auch dem Hirn schaden. Und das ist noch ein Punkt, der uns im Buch ganz wichtig war. Viele sehen ja so Alzheimer oder eine Demenz als eine isolierte Erkrankung des Gehirns an. Und das ist genau wie beim Krebs eigentlich Quatsch. Ganz selten ist der Mensch insgesamt gesund, nur sein Hirn gibt den Löffel langsam ab, oder lässt das Licht langsam ausgehen. Sondern oft findet man eben an vielen anderen Stellen auch Probleme, seien es Entzündungen oder - es gibt einen amerikanischen Augenarzt, der darauf hinweist, dass wenn man im Augenhintergrund schon Probleme mit den Nerven erkennen kann oder mit den Blutgefäßen, dass man dann davon ausgehen kann, dass auch im Gehirn etwas nicht stimmt. Also wir könnten auch die Früherkennung deutlich verbessern.
Julia:
Ja, das weißt ja auch wieder bissel auch auf die vaskuläre Seite hin. Wenn schon die Blutgefäße, ich meine wenn man eben im Augenhintergrund da Probleme mit Blutgefäßen erkennt, ist das ja nur exemplarisch dafür, wie es wahrscheinlich im Rest des Körpers auch ausschaut.
Ulrike:
Genau.
Julia:
Und gerade alles was ums Auge herum ist hat ja sehr nahe Beziehungen zum Gehirn.
Ulrike:
Zum Gehirn, ja. Man kann ja das Auge so als Ausstülpung des Gehirns sehen. Wir haben hier auch ganz viel DHA, diese Fischfettsäure die sehr oxidationsempfindlich ist und auch das gleiche Nervensystem. Also mir hat es in einem der Bücher, die ich für die Recherche verwendet habe, der Spruch sehr gut gefallen: Wir haben nur ein Nervensystem und nur einen Blutkreislauf und alles hängt zusammen. Deswegen kann man nicht sagen, jetzt ist nur das Hirn krank oder nur das Auge. Es sind dann eben oft Stoffwechselstörungen. Und nur so können wir ja eigentlich auch erklären, warum bestimmte Ernährungsmaßnahmen oder gesunder Schlaf, oder Ketonkörper – werden wir auch drauf kommen – warum die auch bei so vielen Erkrankungen hilfreich sein können, weil das klingt ja nach Woodoo, wenn wir halt sagen, ich weiß nicht, das ist günstig für den Krebspatienten, für den Diabetiker, für den der abnehmen will und auch der, der sein Hirn schützen will - der denkt, na ja ok, jetzt sind wir hier in der Abteilung Wunderheilung.
Julia:
Genau!
Ulrike:
Aber das Entscheidende ist ja, dass wir uns hier im Grunde auf ganz grundlegenden Stoffwechselvorgängen der Zelle - die Energiegewinnung ist einfach grundlegend fürs Leben auch jeder Zelle wichtig – dass wir uns auf der Basis eigentlich aller Stoffwechselaktivität befinden. Und deswegen kann es auch so viele Auswirkungen haben natürlich dann.
Julia:
Ja, eben, und vor allem, wenn eben die eigentliche Ursache all dieser Sachen die du angesprochen hast womöglich eine ähnliche ist, ja also Fehlregulationen des Stoffwechsels z. B., dann macht’s ja auch wieder Sinn, warum die gleiche Intervention bei diesen scheinbar unterschiedlichen Erkrankungen so positive Ergebnisse zeigt.
Ulrike:
Genau.
Julia:
Jetzt ist es ja so, dass momentan wenn man jetzt die Diagnose Alzheimer, Demenz oder so etwas bekommt, ist das ja praktisch gefühlt das Todesurteil sozusagen und man hat das Gefühl, ja da kann man gar nichts machen, man ist praktisch hilflos ausgeliefert. Oder so wird es einem auf jeden Fall vermittelt in erster Linie. Kannst du ganz kurz sagen, wie würde jetzt momentan die Standardtherapie ausschauen? Ich meine wird da überhaupt…..
Der momentane Stand der Alzheimer Therapie
Ulrike:
Also, im Grunde genommen steht auch überall noch zu lesen: Es ist eine unumkehrbare Hirnerkrankung. Das ist ja sehr fatalistisch, ist es auch. Und tatsächlich hat die Medizin auch fast nichts zu bieten. Es gibt ganz wenige zugelassene Medikamente, die bestenfalls Dinge etwas aufschieben. Also ich rede jetzt nicht davon, dass man natürlich den Bluthochdruck behandeln kann mit Lifestyle, mit Medikamenten, dass man für die Gefäßgesundheit was machen kann. Das ist klar. Und deswegen glaube ich gehen auch die Zahlen, steigen auch die Zahlen nicht so stark, weil die Medizin in dem Bereich schon einiges bewirken kann. Aber wenn die Diagnose gestellt ist und dann gibt’s eigentlich fast gar nichts. Wie gesagt, 2 – 3 Medikamente und es werden Unmengen an Geldern in den Sand gesetzt sage ich mal, weil auch immer wieder daran geforscht wird, wie man diese Ablagerungen – es gibt ja diese Amyloidablagerungen und solche Fibrillen, die man in einem Alzheimer-Hirn findet. Das sind typische Anzeichen, also spezielle Strukturen, die da eigentlich nicht hingehören. Und mein Eindruck ist, dass immer daran geforscht wird, wie man diese Ablagerungen wegkriegt, oder wenn sie schon mal da sind, oder wie man sie verhindert. Und da wird ein ums andere Mal werden die Millionen in den Sand gesetzt. Und Peter Heilmeyer und mich erinnert das so ein bisschen an die Cholesteringeschichte, wo man auch immer versucht, das Cholesterin aus den Plugs oder in den Plugs zu verhindern. Aber das ist ja eine Reaktion des Körpers auf etwas. Und wenn man dann anfängt zu recherchieren, dann stellt man fest, dass das Amyloid – das ist also ein Protein – dass das ganz viele Aufgaben auch im Gehirn hat, dass das überall im Körper vorkommt. Und wenn es aber eben falsch gespalten wird, wenn es nicht mehr abtransportiert werden kann, weiß ich weil man insulinresistent ist, wenn also was in diesem ganzen Amyloidstoffwechsel schiefläuft oder wenn der oxidative Stress zu hoch ist, wenn zu viele Schadstoffe, schädliche Stoffe da sind, dann kann sich eben dieses Amyloid anhäufen. Jetzt kann man sich glaube ich ganz gut vorstellen, dass Medikamente, die immer nur an diesen Symptomen rumdoktern, auch wenig Aussicht auf Erfolg haben. Ich glaube, so allmählich findet da ein bisschen Umdenken auch statt in der Medizin. Aber große Erfolge sind bisher noch nicht zu verzeichnen. Und das spricht natürlich wiederum für die Lebensstil-Intervention, wenn da jetzt tatsächlich auch erste Erfolge – es sind zwar erst Fallstudien, also wir haben noch keine großen Studien. Aber wir haben jetzt mehrere hundert Fallbeschreibungen, die zeigen, dass man tatsächlich etwas tun kann.
Julia:
Ja, der Vergleich mit dem Cholesterin glaube ich ist wirklich sehr gut, weil das sehr sehr ähnlich vom….
Ulrike:
Von der Denke her
Julia:
...von der Denkweise her ist, ja genau. Ich meine du hast das ja schon gesagt. Es gibt eben viele Risikofaktoren, aber für viele ist der einzige Faktor der immer zählt: Ja, meine Oma hat das schon gehabt oder meine Mama, oder meine Tante oder mein Onkel, was auch immer, also immer nur dieser familiäre Aspekt. Das heißt, ich bin verdammt dazu an Demenz und Alzheimer zu erkranken, ja so fatalistisch ein wenig.
Ist Demenz in der Familie ein unausweichliches Schicksal?
Ulrike:
Genau. Also das wäre vielleicht die erste frohe Botschaft, dass man sagt, es gibt eigentlich nur, also von der Genetik her gibt’s einmal Mutationen in den sog. Präsenilin-Genen. Die sind tatsächlich eine genetische Ursache. Das kann jeder haben, bekommen, die das Alzheimer-Risiko sehr deutlich erhöhen. Aber natürlich kriegen auch diese Leute das nicht zu 100 %. Aber sie kriegen es zu einem höheren Prozentsatz und auch früher. Die erkranken oft schon in der 5. Lebensdekade. Normalerweise sagt man ja, weiß ich, über 70 oder 80 dann fängt das an. Und dann gibt’s genetische Besonderheiten. Es gibt spezielle Cholesterintransporter, Moleküle. Da gibt’s verschiedene Varianten und das vererbt sich natürlich auch. Und wir wissen auch tatsächlich, dass in der mütterlichen Linie, wenn da Alzheimer oder Demenz war, dass es dann auch das Risiko für die Nachkommen erhöht. Auch hier heißt es aber natürlich nicht, dass man mit 100 %iger Wahrscheinlichkeit erkrankt, aber man hat eine höhere Wahrscheinlichkeit als jemand, in dessen Familie die Krankheit noch nicht aufgetreten ist. Aber, selbst wenn ich da eine gewisse Vorbelastung habe - und das ist wieder die frohe Botschaft – dann kann ich mit gewissen Lebensstilfaktoren, gesunder Schlaf, richtiges Licht, gesunde Ernährung, bestimmte Fette, bestimmte Lebensmittel, auch Fastenzeiten, kann ich dafür sorgen, dass mein Risiko auch wieder sinkt. Und ich meine wir reden bei Ernährung und Lebensstilmaßnahmen sowieso nie über 0 oder 100 %, sondern es geht ja immer um erhöhte oder verminderte Wahrscheinlichkeiten. Nur wenn man das mit ganz einfachen Maßnahmen wirklich die Wahrscheinlichkeit verringern kann, dann denke ich ist es ja, wäre das auszuprobieren, ja. Man weiß tatsächlich, dass z. B. bei Menschen, die das in der Familie, gerade in der mütterlichen Linie hatten – was übrigens für die Mitochondrien spricht in der Zelle, das sind die kleinen Zellkraftwerke, die von der Mutter auf die Kinder übertragen werden, die für die Energiegewinnung zuständig sind – also diese besondere Belastung durch die mütterliche Linie zeigt auch wieder, dass wir hier ganz viel mit Energiegewinnung, mit dem Energiestoffwechsel zu tun haben. Bei diesen Menschen sieht man das z. B. auch sehr früh. 20 Jahre bevor es Symptome gibt haben die schon eine Unterversorgung.
Julia:
Ja Wahnsinn.
Ulrike:
Also schon Beeinträchtigungen – so muss ich es sagen – Beeinträchtigungen in der Energieversorgung. Und das bedeutet eben bei der heutigen normalen Lebensweise, dass die Zuckerverwertung gestört ist der Gehirnzellen.
Julia:
Ich meine du hast jetzt ein paar mal sozusagen das Schlagwort gebracht ja gesunde Ernährung. In Bezug auf Gehirngesundheit und natürlich du hast auch Insulinresistenz erwähnt: Was bedeutet gesunde Ernährung für das Gehirn, welche Rolle spielt da die Insulinresistenz?
#Gehirngesundheit und gesunde Ernährung
Insulinresistenz
Ulrike:
Ich fange mal mit der Insulinresistenz an. Also wir sprechen ja von einem ganz wichtigen Hormon das eben im Kohlenhydratstoffwechsel eine Rolle spielt. Insulin sorgt ja dafür, dass viele Zellen den Zucker erst nutzen können der in unserem Blut unterwegs ist und der ja da auch sein muss in geringer Menge. Wir denken bei Insulinresistenz, also wenn das Hormon nicht mehr wirkt, dann wissen wir ja kommt der Fettstoffwechsel durcheinander, wie Gewichtszunahme usw., alle diese Geschichten die passieren können bei Menschen die insulinresistent sind. Die werden auch früher oder später zum Diabetiker. Das heißt das Insulin wirkt nicht mehr richtig. Der Stoffwechsel kommt durcheinander, und dann ist eben eine eher fett-/ eiweißbetonte Ernährung viel günstiger, weil die Zuckerverwertung ja nicht mehr stimmt und weil auch oft viel zu viel Zucker im System ist. Jetzt muss man dazu wissen, dass auch ein Gehirn insulinresistent werden kann. Und dann müssen wir aufpassen, dass wir nicht in die Falle tappen und denken, im Gehirn ist das Insulin dafür verantwortlich, dass die Neuronen, also die Hirnzellen die für die Signalweiterleitung verantwortlich sind, dass die jetzt Insulin bräuchten, um Zucker aufzunehmen. Das wäre eine doofe Sache, wenn das im Gehirn so wäre. Dann würde da glaube ich öfter mal ein Blackout passieren. Das stellt sicher, dass es so gut wie möglich mit Zucker versorgt wird. Das heißt, für die eigentliche Zuckeraufnahme brauchen die Neuronen gar kein Insulin in der Regel. Es gibt ein paar Zellen die das auch brauchen. Aber wir machen es jetzt mal ganz einfach, braucht nicht. Aber das Insulin hat ganz viele verschiedene wichtige Aufgaben im Gehirn. Zum Beispiel wirkt es im Gehirn als Sättigungshormon. Jetzt haben wir ja ganz oft schon gehört, Insulin ist ein Masthormon und fördert Hunger, tirili und was nicht alles. Das ist auch richtig, wenn zu viel im System ist. Nur wenn wir zu viel Insulin im Blut haben – und jetzt wird’s spannend – kommt im Hirn zu wenig an. Das heißt, zu viel Insulin im Blutkreislauf im Körper außerhalb des Gehirns bedeutet in der Regel zu wenig Insulin im Gehirn. Also hier müssen wir quasi ganz umdenken. Und wenn wir zu wenig Insulin im Gehirn haben, dann ist z. B. das Gedächtnis beeinträchtigt, das Lernen beeinträchtigt, die Konsolidierung von Gedächtnisgeschichten. Also die Sättigung kann beeinträchtigt sein. Also wir haben im Hirn ganz andere Aufgaben fürs Insulin. Und wir haben dann wenn jemand insulinresistent ist, also wenn er sich falsch ernährt, übergewichtig ist, zu viel Insulin im Blut hat, haben wir meistens zu wenig Insulin im Gehirn. Jetzt gibt es natürlich Leute die sagen, gut, dann pfeif ich mir noch ein bisschen was rein. Man kann Insulin inhalieren z. B. durch die Nase. Das hat man auch ausprobiert – ja, doch. Daran wird geforscht und das Gute ist eben oder das Einfache, man müsste es nicht spritzen, sondern es würde eben durch die Nase kann man es direkt ins Gehirn, deswegen kann man ja auch schnüffeln, ja. Schlechte Droge, aber wirkt, geht durch. Aber das hat im Grunde auch die Hoffnungen nicht erfüllt. Es bewirkt ein bisschen was, aber meistens nur vorübergehend und auch nicht bei allen. Also es scheint doch nicht der Königsweg zu sein. So, wie kriegt jetzt die Hirnzelle, wie kriegt die genug Zucker. Die eigentliche Frage ist eigentlich – braucht die so viel Zucker? Bei unserer normalen üblichen Ernährung wo wir so viel Kohlenhydrate essen läuft unser Hirn mit Zucker. Das ist der Normalfall heute, war aber nicht immer so, bzw. wir müssen immer bedenken, dass unser Hirn flexibel ist und auch flexibel sein muss. Wenn man so ein empfindliches Ding da oben in der Schädelkalotte hat, dann kann man das nicht mit einem Brennstoff versorgen. Bei jeder leichten Unterzuckerung würden wir ja umkippen, bzw. bei jeder Hungerphase die es früher immer gegeben hat. Bei jeder Fastenkur würden wir umkippen, wenn unser Hirn nicht in der Lage wäre eben auch andere Energieträger zu nutzen. Die Fette selber, so wie das z. B. Muskelzellen können, sind dafür nicht so gut geeignet. Erstens gehen sie nicht schnell genug durch die Blut-Hirnschranke. Ein paar kommen durch, aber das ist nicht so die Masse wie es dann vom Muskel verwertet werden kann als Energieträger. Und deswegen hat die gütige Natur den Umweg über die Ketonkörper gebaut. Das heißt, wenn wir nicht essen, wenn wir fasten, so wie das immer in unserer Evolution war und wie das auch früher war – man hat eben nicht 17 Stunden am Tag gemümmelt und genascht und geschnuckelt, wie man hier in Hessen sagt, sondern hatte längere Nahrungspausen – dann wird eben Körperfett abgebaut. Und bei einem Teil dieser Fette wird der Fettabbau an einer Stelle unterbrochen. Dann werden Ketone gebildet und diese Ketone die können genauso leicht wie Zucker ins Gehirn gelangen. Die Leber gibt die ab, also sie baut sie aber nutzt sie nicht selber - das ist ja auch clever eingerichtet - werden ins Blut abgegeben. Und die können genauso gut und genauso leicht ins Gehirn gelangen wie Zucker. Sie werden genauso prima zur Energieversorgung hergenommen. Und jetzt kommt’s aber: Wenn die Zuckerversorgung schon gestört ist – warum auch immer, ich glaube man weiß es nicht ganz genau. Kann sein, dass zu wenig Zucker ins Gehirn gelangt, kann sein, dass die Zellmembranen der Hirnzellen nicht mehr richtig funktionieren, dass die Signalkaskaden nicht stimmen. Also es gibt ganz viele Möglichkeiten, warum so eine Hirnzelle nicht mehr genug Zucker aufnehmen kann. Aber sie kann sehr lange noch Ketone aufnehmen, also sowohl bei gesunden aber jungen Menschen, auch bei alten Menschen - das hat man messen können – kann das Gehirn eben auch Ketonkörper aufnehmen und sogar auch bei beginnender Demenz. Auch hier wieder: Wenn die Hirnzellen schon zu weit geschädigt sind, wenn die Mitochondrien schon kaputt sind, geht es nicht mehr, weil für die Ketonkörperverwendung braucht die Zelle Mitochondrien. Aber am Anfang einer Schädigung oder wenn die Zellen noch schlafen, wenn sie sozusagen ihre Mitochondrien nur runtergefahren haben, aber wenn die nicht kaputt sind, um mal so ein bisschen ganz einfach bildlich das zu sprechen, dann können eben Ketonkörper ganz hilfreich sein, auch kurzkettige Fettsäuren. Die eine oder andere flutscht auch durch und kann sogar im Gehirn dann zu Ketonkörpern umgebaut werden. Die Astrozyten, die Neuronentankstellen die können das. Die versorgen ihre Kollegen. Das heißt wir haben einen alternativen Brennstoff ja, wo der Zucker nicht mehr verwertet werden kann. Wo er nicht hinkommt oder einfach die Mechanik nicht mehr stimmt, kann das Keton rein, kann der Ketonkörper rein. Dann ist die Energieversorgung wieder glatt gezogen. Und Stephen Conain aus Kanada der hat so ein schönes Bild entwickelt. Also der sagt, das Hirn zieht Zucker nach Bedarf. Ja, also wenn irgendwo die Innenaktivität steigt und es wird mehr Energie benötigt, dann zieht das Hirn normalerweise mehr Zucker aus dem Blut. Aber wenn das nicht geht, sei es, dass die Blut-/Hirnschranke kaputt ist oder das irgendwelche Transporter nicht funktionieren, dann kommt halt nicht genug Zucker an. Aber wenn Ketonkörper im Blut da sind, die gehen durch, weil die werden vom Blut ins Hirn geschoben. Das ist ein ganz anderer Weg. Ja, also die gehen flutsch rein. Und rein theoretisch könnte man bis zu 70 % des Energiebedarfs des Gehirns über Ketonkörper decken. Also nicht alles, wir brauchen immer auch ein bisschen Zucker. Insofern ist es schon richtig, dass auch Zucker benötigt wird. Aber eben nicht in dieser Masse. Und dann wird es noch viel spannender, weil die Ketone, sagen wir mal das Beta-Hydroxybutyrat als wichtigster Ketonkörper, der kann noch viel mehr als Energie liefern. Und das macht die Sache so wahnsinnig spannend. Also ich weiß ja immer nicht, ob das normal ist, dass man über solche Moleküle, oder von Molekülen so begeistert sein kann. Aber wenn ich das alles lese, bin ich hin und weg, weil ich finde auch, das hat die Natur, die Schöpfung, die Evolution – wie auch immer – so wunderbar eingerichtet, dass das alles so ineinander greift und sich ersetzen kann. Es ist halt so, dass Ketone – zumindest das Beta-Hydroxybutyrat - auch entzündungshemmend wirken. Ganz oft haben wir eine Entzündungskomponente bei einer Alzheimer-Erkrankung, nicht bei allen aber bei den meisten. Dieser Ketonkörper kann einen Teil der Insulinwirkung übernehmen, ja, für Gedächtnisbildung usw. Das Beta-Hydroxybutyrat kann im Hippocampus, da in diesem Gedächtnis, Seepferdchen da, trallala, wo das alles stattfindet, kann es dafür sorgen, dass neue Neuronen gebildet werden. Ja, es sorgt dafür, dass der brain derived neurotrophic factor – das ist wieder so ein englisches Wort, BDNF – dass der gebildet wird. Das heißt, da können neue Zellen entstehen. Wir brauchen ja für die Gedächtnisbildung neue Verknüpfungen, neue Zellen. Und es gibt ganz wenige Hirnregionen, wo überhaupt neue Zellen bei Erwachsenen gebildet werden können. Und das ist im Hippocampus. Und da können die Ketonkörper das anstoßen. Sie wirken antioxidativ. Das heißt, wir haben hier nicht nur ein Energiesubstrat, was noch viel länger durchgeht, auch wenn der Zucker schon nicht mehr durchgeht oder nur noch teilweise. Sondern wir haben einen wunderbaren Schutzstoff, der eben auch einen Teil der fehlenden Insulinwirkung abdeckt, der für Neubildung, der Mitochondrienbildung anregen kann. Also ein ganzer Blumenstrauß an tollen Funktionen, und das ist einfach Klasse. Und deswegen sind die Ketone so wichtig.
Julia:
Ja, das ist auch was, was mich, also warum mich die ketogene Ernährung oder Ketone und das alles so wahnsinnig fasziniert, weil es einfach unglaublich ist, welche Signalmoleküle das eigentlich sind und was die alles machen.
Ulrike:
Und so kleine Biester, ne. Die sind so ganz einfach, so ganz kleine Sachen.
Julia:
Alles was perfekt ist, das ist einfach unglaublich was die Dinger können, ja.
Ulrike:
Ich brauch mal grad ein bisschen hell hier; bisschen dunkel irgendwie. Es wird auch gerade dunkel.
Julia:
Ist dir das Licht ausgegangen?
Ulrike:
Nein, ich hoffe, dass es noch nicht so schnell ausgeht! Das war übrigens ein Satz von Melanie Newport. Die hat ja so ein bisschen auch Ketone und Kokosöl und diese Geschichten bekannt gemacht in der Behandlung. Das war übrigens ein Satz ihres Mannes. Der hat gesagt, nachdem die das ausprobiert haben: Das Licht in meinem Kopf ist wieder da. Das finde ich so eindrucksvoll, wenn ein Betroffener das sagt. Und das Ende sagt ketogene Ernährung. Also für mich war schon auch wichtig, dass wir jetzt nicht alle Senioren auf eine ketogene Ernährung setzen müssen.
Julia:
Da würde es wohl eh viel leichter.
Ulrike:
Das wird ein bisschen schwierig glaube ich. Weil das spannende ist, man braucht gar nicht so viel. Also wir wissen ja aus der Behandlung von Epilepsie-kranken Kindern, dass wir da relativ viele Ketonkörper brauchen und auch eine relativ strenge Ernährung. Aber auch wieder die kanadische Arbeitsgruppe um Stephen Conain die haben eigentlich genaue Messungen gemacht. Es sind am Anfang nur 10, 15, 20 % die den Zellen an Energie fehlen. Und die kann man mit relativ geringen Ketonmengen schließen diese Energielücke. Das heißt, ich muss am Anfang gar keine strenge Ernährungsform machen. Und deswegen haben wir in unserem Buch, haben wir das auch LOGI+ genannt. Also die LOGI-Methode ist ja eine Form der kohlenhydratreduzierten Ernährung, aber relativ moderat. Das heißt, wir sagen eben weniger Stärke, weniger Zucker, um diese Blutzucker- und Insulinspitzen wegzunehmen, die ja auch dann zu Insulinresistenz führen können bzw. die das wieder, wenn man das weniger isst, eben zurücknimmt. Dann ganz viel Gemüse für die Schutzstoffe, da können wir noch drauf kommen, aber eben gesunde Fette, genug Eiweiß. Auch das Hirn braucht Eiweiß. Und mit Plus meinen wir Kokosöl. Das Kokosöl wird ja auch immer so ein bisschen entweder gehypt als Wundermittel oder es wird eben gesagt, das ist ganz gefährlich und macht wieder Herzinfarkt und schlag-mich-tot. Es wundert mich immer, dass solche Geschichten immer noch für Schlagzeilen sorgen können. Und wie so oft liegt die Wahrheit in der Mitte. Kokosöl hat wunderbare Eigenschaften, nämlich u. a. die, dass es auch dann die Ketonbildung etwas ankurbeln kann, wenn man jetzt keine strenge Ernährung macht. Ich würde jetzt natürlich nicht empfehlen, Fastfood und Kokosöl zu essen oder Junkfood und Kokosöl. Das macht ja irgendwie keinen Sinn. Aber zu einer moderat kohlenhydratreduzierten Ernährung, bisschen Kokosöl dazu geben, das ist sicherlich sinnvoll. Und das kann man auch nachmessen. Das ist ein milder Effekt. Und es gibt auch andere Möglichkeiten, um die Ketone zu erhöhen, z. B. mit MCT-Öl, die schneller wirken als Kokosöl. Kokosöl wirkt dafür etwas anhaltender. Und mit solchen Sachen kann man diese kleine Energielücke die am Anfang ist ganz gut schließen. Und was mir auch gut gefallen hat aus den Berichten aus Amerika, dass es eben auch sinnvoll ist wirklich mindestens über Nacht eine 12stündige, besser 14-/15stündige Nahrungskarenz einzuhalten, weil auch in dieser Zeit der Körper kleine Mengen Ketone bildet und die dann eben ihre günstigen Effekte ausüben können und – deswegen haben wir auch immer nebenbei, es ist zwar ein Ernährungsbuch, aber wir haben immer Schlaf und Licht und alles das mit erwähnt, weil es ja ineinander geht – in der Nacht und wenn wir gut schlafen und in der Dunkelheit wird eben auch repariert, werden eben auch ungünstige Stoffe aus dem Gehirn abtransportiert. Wir wissen ja heute, dass das Hirn auch so eine Art Lymphsystem hat und dass eben in der Nacht da geputzt und aufgeräumt wird und eben alles was da nichts verloren hat rauskommt, ja und dann über den Körper sozusagen entsorgt wird. Wobei das Hirn ja auch zum Körper gehört, aber du weißt was ich meine.
Julia:
Ja.
Ulrike:
Das heißt, das eben auch, dass wir auch mit dem bisschen regelmäßig essen bzw. auch mal ein paar Stunden nicht essen und am besten halt über Nacht, dass wir auch diese Prozesse unterstützen. Ja, das wir einmal die milde Ketonbildung haben und andererseits – ich sage es jetzt wieder flapsig – die Reinigungs- und Reparaturvorgänge im Hirn unterstützen können. Das ist natürlich am Anfang, wenn wir noch ganz halbwegs beieinander sind, reicht das wahrscheinlich. Je mehr man betroffen ist, desto strenger muss man natürlich sein. Und dann kann auch eine ketogene Ernährung sinnvoll sein.
Julia:
Ja, das ist auch so etwas eben was vielleicht auch wichtig ist, dass man, weil das was du ansprichst mit deinem LOGI+ oder einer ähnlichen Form der Ernährung, dass man einfach sagt, wenn ich die Insulinresistenz und diese vaskulären Schäden und freie-Radikale-Schäden z. B. als Basis nehme für die Progression der Erkrankung, dann kann ich natürlich sagen, gut wenn ich jetzt eine Ernährungsform wähle, die weniger Kohlenhydrate enthält und nährstoffdicht ist, gute Fette enthält, eben auch die ganzen Baustoffe nutzt oder bringt und natürlich die Radikalbelastung minimiert, dann ist das ja auch eine Art von Prävention.
Ulrike:
Ganz wichtig! Entzündungshemmend, viele Antioxidantien, hohe Nährstoffdichte. Wir dürfen nicht vergessen, dass unser Hirn ja nicht nur Energie braucht, sondern eben auch die richtigen Fette. Es braucht antioxidative Mikronährstoffe. Es baut natürlich einen Teil seiner Antioxidantien selber. Auch da helfen die Ketone mit. Aber es braucht dafür natürlich Mineralien. Es braucht Selen. In unserem Hirn ist relativ viel Vitamin C. Es baut sein Glutathion selbst, auch ein antioxidativer Stoff. Und dafür muss es natürlich auch Energie übrig haben, aber dafür braucht es auch die richtigen Baustoffe. Und deswegen ist genau was du sagst eine Ernährung die eben auf Grundnahrungsmitteln basiert, die sehr nährstoffdicht sind, auch tierisch und pflanzlich ist immer ideal, wenn man es kombiniert. Wer das eine oder andere weglässt, muss natürlich wieder, braucht wieder viel mehr knowhow, muss wieder viel mehr kombinieren. Aber eigentlich ist die Kombination dafür ideal, Lebensmittel aus dem Meer, ja, nicht nur Fisch, Meeresfrüchte, Seetang, Algen, ich weiß nicht was. Alles das was aus dem Meer kommt hat eine wunderbare Kombination. Also wir haben die für das Hirn wichtigen Fettsäuren wie DHA. Wir haben das Jod, was die Doppelbindungen schützt, was antioxidativ wirkt. Wir haben das Selen, was auch in die gleiche Richtung geht. Wir haben Vitamin D. Wir haben Vitamin B12. Also wir dürfen gerade die tierischen Lebensmittel nicht unterschätzen. Die bringen einen super Nährstoffmix mit. Und natürlich die Pflanzen, die eben wieder andere Vitamine und Mineralien mitbringen, die lösliche Ballaststoffe mitbringen, die die Darmflora gesund halten. Es gibt auch Erkenntnisse die zeigen, dass wahrscheinlich ein durchlässiger Darm auch die Blut-Hirnschranke schädigen kann. Das heißt auch hier wieder eine Verschränkung was unseren Darm gesund hält, trägt indirekt auch zur Hirngesundheit bei, weil es einfach dafür sorgt, dass die Schleimhäute, dass die Barrieren richtig funktionieren, dass keine Entzündungsstoffe, keine Krankheitserreger von einem zum anderen Ort gelangen. Und das zeigt eigentlich auch wie vielfältig und wie grundsätzlich Ernährung helfen kann.
Julia:
Ja, das wird ja leider immer ein bissel also runtergespielt, dass irgendwer von Bedeutung, dass eben Ernährung in irgendeiner Weise einen Beitrag dazu leisten könnte zur Gesunderhaltung bzw. auch in der Progression von Erkrankungen sich noch irgendwie mit einbringen kann. Und dann natürlich, dass sich das doch auch langsam glaube ich auch schon in der Wahrnehmung irgendwie rumspricht.
Ulrike:
Soll ich mal das große Licht anmachen?
Julia:
Ja mach mal an, mach.
Ulrike:
So, jetzt sieht man mich glaube ich wieder ein bisschen besser. Also ich bin noch kein Grufti. Guck mal, ich habe dir mein Neuron mitgebracht. Ich habe ein kleines Stoffneuron mit Axonen und Dendriten, das gibt’s in Stoffform. Leider gibt’s noch keine Astrozyten, das sind ja die – ich sag ja immer flapsig Neuronentankstellen – die nicht nur stützt, sondern auch Nährzellen für die Neuronen. Also die muss man gut behandeln die kleinen Jungs.
Julia:
Vielleicht noch ein paar Worte auch zum Thema Fett, weil eben du hast das angesprochen, gute Fette, DHA, EPA.
Ulrike:
Stopp! Veto! Man sagt immer DHA EPA. Im Gehirn ganz wichtig: DHA und Arachidonsäure, ja. Das sind eigentlich die beiden.
Julia:
Die böse Arachidonsäure.
Ulrike:
Die böse Arachidonsäure ganz wichtig fürs Gehirn. Es gibt sogar Hirnregionen, da ist mehr Arachidonsäure als DHA. Also das ist sehr unterschiedlich im Gehirn und das Hirn will gar nicht so viel EPA. Das ist auch wichtig, ist ja auch entzündungshemmend, aber im Gehirn wird mehr Arachidonsäure und DHA gebraucht, weil die dort eben verschiedene Funktionen ausüben. Natürlich muss das auch alles ausgewogen sein. Aber eigentlich versorgt sich das Gehirn aus der Peripherie. Und da wir in unserem Blut selten Arachidonsäuremangel haben, ist das kein Thema. Sondern wir haben eher ein Problem, dass nicht genug DHA da ist ja, weil wir nicht genug Fisch essen oder Algen oder was auch immer. Wobei die DHA ein zweischneidiges Schwert ist. Es ist also auch nicht so einfach, dass man sagen kann, ja wenn man älter wird ist zu wenig DHA da und dann kriegt man irgendwie, kriegt man eben dann Hirnstörungen. Es ist oft genug DHA da, aber sie ist – ich nehme wieder ein flapsiges Bild – sie ist ranzig geworden, defekt. Und dann kann sie natürlich ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen. Und daran wird wieder deutlich, oder das erklärt auch, warum wir in den epidemiologischen Studien sehen, dass Leute, die regelmäßig Fisch essen, ein geringeres Alzheimer-Risiko haben. Aber wenn ich Supplemente gebe, Fischöl-Supplemente, habe ich oft keinen Effekt. Manchmal bringt es was. Das kommt auch wieder ein bisschen auf die Dosierung und auf den Status an, auch der Menschen und auf den Krankheitsstand. Aber Fisch scheint besser zu sein. So, warum? Fisch bringt Eiweiß, Fisch bringt DHA, Fisch bringt auch Arachidonsäure. Das wird immer vergessen. Also wir haben ja die ganzen mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Fisch bringt Jod. Fisch bringt Vitamin D, Selen. Also wir haben hier einen perfekten Nährstoffmix, ja, noch ein bisschen Gemüse dabei, sozusagen für die Darmflora und dann haben wir ganz tolle Sachen. Also richtige Fette für das Gehirn bedeutet in erster Linie DHA und Arachidonsäure, wobei wir an Letzterer eben in der Regel keinen Mangel leiden und deswegen sprechen wir sehr viel von den Omega 3 Fettsäuren. Und die EPA wird natürlich auch gebraucht. Aber mehr eigentlich in anderen Körperteilen, und sie kommen ja zusammen meistens auch im Fisch und in Lebensmitteln vor. Insofern ist sie auch wichtig, aber im Gehirn spielt sie nicht ganz so die große Rolle wie die DHA.
Julia:
Es wird ja auch oft vergessen, dass das Gehirn ich glaube zu 70 % in der Trockenmasse aus Fett eigentlich besteht.
Ulrike:
Ziemlich viel und ziemlich viel Cholesterin.
Julia:
Genau, diese Anhangsfette, also man spricht immer nur über die Omega 3.
Ulrike:
Genau.
Julia:
Aber ich meine, das besteht ja nicht nur aus Omega 3 sondern auch aus wichtigen anderen Fetten.
Ulrike:
Das wäre eine Katastrophe!
Julia:
Das Cholesterin das müsste man rausnehmen.
Ulrike:
Das würde uns aus den Ohren rauslaufen, genau. Und wahrscheinlich wären wir gar nicht so alt geworden, zumindest ich nicht, weil du sprichst da einen ganz wichtigen Punkt an. Die ungesättigten Fettsäuren die sind exorbitant wichtig, gerade die DHA die in der Natur seit 600 Mio. Jahren für Signalübermittlung verwendet wird. Die ist extrem wichtig und extrem gut dafür geeignet. Aber sie hat eben auch eine Schattenseite. Sie ist extrem empfindlich. Sie hat 6 Doppelbindungen. Da kann es überall knallen und zischen. Und das heißt sie geht auch leicht kaputt. Und sie muss natürlich auch – die sitzt ja überwiegend in den Zellmembranen und wir sehen nachher an diesen Neuronen mit den langen Fortsätzen, da ist ja ganz viel Zellmembranmaterial, und die Zelle packt auch die DHA schon genau dahin wo sie gebraucht wird. Sie will sie z. B. nicht gern in der Mitochondrienmembran haben, weil da wird der ganze Sauerstoff verarbeitet. Das ist nicht so prickelnd. Da kann die leicht kaputt gehen. Aber wir brauchen sie für die Signalübermittlung. Das heißt, es muss genug da sein und das Hirn versucht die auch zu konservieren, aber wir müssen natürlich genug essen. Und wenn ganz viele Oxidations- und Entzündungsvorgänge im Körper sind, dann geht natürlich auch viel kaputt. Und deswegen ist auch der Nachschub schon wichtig. Das ist nicht unerheblich. Aber, ich sage ja immer so ein bisschen ketzerisch, es heißt ja immer in den Zellmembranen ist die Hälfte der Fettsäuren sind ungesättigt, und dann sage ich ja immer ganz ketzerisch, so, und was ist denn dann die andere Hälfte? Ja – gesättigt, genau! Das heißt, auch die gesättigten Fettsäuren und auch das Cholesterin spielen eine sehr sehr wichtige Rolle, aber eben auch Ketone, die ja auch aus allen Fetten, auch aus gesättigten Fetten, besonders aus mittelkettigen gebildet werden. Wir brauchen z. B. Fettabkömmlinge wie die Ketone auch, um die Myolinschicht um die Nervenzellen, also um den langen Fortsatz bei den Nervenzellen zu bilden. Der besteht aus ganz speziellen vielen gesättigten Fettsäuren und Ketone sind wichtig, auch um diese Fettsäuren aufzubauen. Und daran sehen wir auch, dass wir gar nicht nur über DHA reden, sondern dass es auch gesättigte Fettsäuren in allen möglichen Längen und Größen gibt, die für die Gehirnfunktion wichtig sind. Jetzt gibt es natürlich Leute die sagen, ja aber die gesättigten kann der Körper ja selber machen. Ja, aber nicht, wenn wir insulinresistent sind und fettarm essen und ich weiß nicht was alles, wenn der gesamte Stoffwechsel nicht funktioniert, wenn Entzündungen da sind usw. Das heißt, wir brauchen auch gesättigte Fettsäuren bzw. wir müssen uns auch gar nicht davor fürchten, wenn wir die Kohlenhydrate reduzieren, so wie wir das sonst ja auch immer sagen. Dann werden die Fette eben eher zur Energieversorgung und auch für die Bau- und Strukturmaßnahmen verwendet, wofür sie ja eigentlich auch da sind.
Julia:
Super. Was wären jetzt sozusagen, weil wir ja gerade jetzt bei den Lebensmitteln sind, was wäre deiner Meinung nach, oder deine TOP-3-Lebensmittel? Wie sind die absoluten Gehirnflitzer, die müssen unbedingt sein?
Die wichtigsten Gehirn-Lebensmittel, 46:36
Ulrike:
Also die müssen unbedingt sein. Na ja gut, also Fisch ist ganz klar. Ja, das hat sich glaube ich auch so ein bisschen rumgesprochen, also fetter Fisch hat sich auch rumgesprochen. Da kommt immer dann die Sache, ja, der hat aber auch Schadstoffe. Auch dazu gibt es schon Studien. Also einmal kann man natürlich gucken, dass man möglichst schadstoffarmen Fisch findet/bekommt. Aber man weiß auch, dass tatsächlich Menschen die regelmäßig Fisch essen durchaus auch mehr Quecksilber im Hirn haben. Aber sie haben eben auch mehr Omega 3. Sie haben mehr Selen, und sie haben weniger Demenz. Also es scheint wohl noch so zu sein, dass der Nutzen überwiegt und dass unser Fisch besser wird und die Meere sauberer, das denke ich immer sind politische Entscheidungen. Da müssen wir uns auf ganz anderer Ebene einsetzen, dass unsere Lebensmittel besser werden. Aber es ist aus meiner Sicht keine Lösung zu sagen, wir essen jetzt keinen Fisch mehr. Sonder wir müssen gucken, dass wir bessere Lebensmittel kriegen und uns dafür politisch einsetzen.
Julia:
Man muss ja auch überlegen: Was ist die Alternative, Ja, und ist die jetzt so viel besser? Ich meine, dann habe ich halt Glyphosat drin.
Ulrike:
Ja, ok. Gut, du hast gefragt die 3 wichtigsten. Also der Fisch steht sicherlich ganz oben, der Meeresfisch mit dem Jod noch dabei. Und dann an zweiter Stelle würde ich dann schon die pflanzlichen Lebensmittel, und ich würde eigentlich, ich würde Gemüse, Obst und Nüsse fast nebeneinander stellen. Die haben alle ihre Vorteile. Sie haben phenolische Substanzen, also sekundäre Pflanzenstoffe. Sie haben Ballaststoffe. Sie bringen das pflanzliche Eiweiß mit. Also sie haben eine Fülle an Schutzstoffen, die den Fisch oder andere tierische Lebensmittel optimal unterstützen. Ich glaube ein bisschen beim Beerenobst haben wir natürlich den Vorteil, dass nicht so viel Zucker drin ist und dass sie ballaststoffreich sind. Aber ich glaube, dass die Empfehlung zu Beerenobst auch ein bisschen daher rührt, dass das Beerenobst eigentlich auch am besten untersucht ist. Es ist ja immer auch die Frage wo haben wir Daten. Und ja, es gibt ein bisschen was zu Zitrusfrüchten. Es gibt sehr viel zu Blaubeeren. Es gibt ein bisschen was zu Cranberries oder Granatapfel. Aber weiß ich nicht, wenn wir jetzt ich sage mal Feigen und Äpfel und Nektarinen untersuchen, kommt vielleicht auch was dabei heraus. Also ich will jetzt gar nicht sagen es ist nur das Beerenobst. Aber das hat natürlich eine Fülle an Schutz- und Wirkstoffen und ist sehr gut zu verwenden. Gemüse haben wir ja schon gesagt. Nüsse ganz interessanterweise eben auch mit vielen interessanten Fetten, Eiweiß, Ballaststoffe. Also auch eine tolle Kombination. Aber Nüsse sind natürlich immer eher Snacks. Also wir wollen ja jetzt nicht, dass die Leute kiloweise Nüsse essen. Aber die kann man ruhig auch genießen. Das wären so meine TOP und natürlich ergänze ich Kokosöl.
Julia:
Natürlich!
Ulrike:
Weil das Kokosöl einfach selbst, wenn ich jetzt mich nicht so perfekt ketogen ernähre oder nicht so Top LOGI mich ernähre, aber es bringt eben doch einen kleinen Zusatzeffekt durch die milde Ketonbildung. Ich glaube, dass gerade wenn das schon darum geht, wie kann ich auch alte Leute motivieren – das Kokosöl bringt ja auch so eine leichte Süße von Natur aus mit und man weiß ja, dass oft die Leute dann auch auf Süßes stehen. Dann ist das vielleicht auch eine Möglichkeit, ein gutes Fett eben in Süßspeisen einzuarbeiten oder auch einen Teil der Süße dadurch einzusparen. Ich kann ja auch mit Kokosflocken arbeiten. Ich kann Kokosnuss essen. Also ich muss ja nicht nur das Öl nehmen, sondern ich kann ja auch andere Kokosprodukte verwenden und da habe ich ganz vielseitige.
Julia:
Jetzt weiß man natürlich auf der einen Seite halt glücklich, wenn man jemanden älteren betreut und der wirklich noch zu Hause ist, da hat man es natürlich einfacher, weil man ja auch da noch mitbestimmt was vielleicht auf den Tisch kommt. Wenn man für sich selbst kocht und das auch präventiv natürlich macht, dann ist das auch eine andere Sache. Aber wie würdest du das sehen, wenn jetzt jemand schon in einem Pflegeheim ist oder in einem Seniorenheim, gar nicht unbedingt pflegebedürftig jetzt, aber angewiesen darauf, dass andere für einen kochen. Macht das dann Sinn, trotzdem Kokosöl einzubauen und zu versuchen vielleicht einfach weniger Kartoffeln jetzt essen oder so.
Ulrike:
Oder Kokosprodukte. Weniger - was meinst du?
Julia:
Kartoffeln oder irgendwas. Also kann man, hast du jetzt persönlich Erfahrung in der Umsetzung oder von jemandem gehört, ist das möglich?
Bedeutung und Auswirkung des Einsatzes von Kokosöl, 50:59
Ulrike:
Also ich will mal eine Sache erzählen die ich jetzt gehört habe, nicht so sehr aus dem Pflegeheim, sondern aus der privaten Betreuung. Also in den Pflegeheimen, ich würde mir halt wünschen, dass es dort mehr ausprobiert würde, weil da ist ja eben oft noch wirklich süße Speisen und preiswerte Speisen. Dann sind wir immer beim Grießbrei, bei Nudeln und Kartoffeln. Ich würde mir sehr sehr wünschen, dass eben auch die Menschen die im Pflegeheim für die Verpflegung zuständig sind, dass die ein bisschen mehr eben Kohlenhydrate reduzieren und auch sich mit Kokosöl beschäftigen. Ich glaube das passiert noch viel zu wenig, ja. Ich habe aber die Tage eine Geschichte zugetragen bekommen von einer Frau die ihre Mutter pflegt, die schon an Alzheimer erkrankt ist. Die kriegt das noch mit. Man denkt ja auch immer, ja man hat Alzheimer und ist dann weg. Aber das Schlimme ist ja, dass es sehr lange dauert und dass man am Anfang sehr wohl alles mitbekommt. Und die Mutter ist also erkrankt und die Tochter kümmert sich und ernährt sie möglichst ketogen, möglichst LowCarb mit Kokosöl. Und jetzt hat sich aber bis zur demenzkranken Mutter rumgesprochen, dass Kokosöl ja ganz böse ist, dass das Herzinfarkt macht und nicht gut ist, woraufhin sie dann mal wieder Brot gegessen hat. Und die Tochter berichtet, dass sie schon ganz kurz danach sich in der Wohnung nicht mehr orientieren konnte, also eine unmittelbare Wirkung. Und dann haben sie wieder umgestellt, und jetzt kennt sie sich wieder aus. Das finde ich sehr sehr eindrucksvoll, ist n = 1, ist jetzt ein Erfahrungsbericht. Ich bin mir sicher wir werden mehr davon hören. Der Dale Bredesen, der amerikanische Arzt, der ein umfängliches Lebensstilprogramm entwickelt hat zur Alzheimer-Therapie auch, die berichten ähnliche Dinge. Die haben die ersten Fallbeschreibungen wo sie Leute haben, die Vorstufen von Demenz haben, die z. T. am Beginn der Erkrankung sind, die aber schon so beeinträchtigt waren, dass sie ihre Arbeit nicht mehr richtig machen konnten oder z. T. sogar schon aufhören mussten. Und die erste Fallserie die beschrieben wurde, das waren 10 Patienten. Und da hat man genau das gemacht, also man hat für gesunden Schlaf gesorgt. Man hat geguckt, dass die Leute sich auch ein bisschen entspannen, soziales Miteinander und eben Kokosöl in der Ernährung oder eben MCT-Öle, also die Ketonbildung, nächtliches Fasten. Und man hat bei 9 von 10 eine solche Verbesserung gefunden, dass die wieder arbeiten gehen können oder eben wieder ihre Arbeit genauso gut machen können wie vorher. Also mir ist sehr wohl bewusst, dass das natürlich wissenschaftlich alles noch anfechtbar ist, weil es erst Fallbeschreibungen sind. Aber irgendwo muss man anfangen. Und ich denke wir haben ein sehr geringes oder eigentlich gar kein Risiko für Nebenwirkungen. Wir haben die Chance, das auszuprobieren. Das steht ja auch jedem frei. Und ich habe gehört auch, es gibt jetzt die ersten Arztpraxen in Deutschland, z. B. in Freiburg gibt’s eine Praxis, die ähnliche Programme machen. Und das sind ja Leute, die noch nicht erkrankt sind und die eben auch sagen, wir sehen gute Erfolge. Was die Erkrankten angeht, da kommen eben jetzt die ersten Berichte auch aus Amerika von Bredesen und auch das stimmt uns sehr optimistisch. Aber aus den Pflegeheimen höre ich ehrlich gesagt noch gar nichts. Und das wäre eigentlich mein sehnlichster Wunsch, dass auch ein paar Pfleger oder Altenheimbesitzer oder Aktionäre unser Buch lesen und dass man einfach erkennt, dass man wahrscheinlich mit ganz einfachen Maßnahmen wirken kann. Ich sage immer, man könnte ja mal im ersten Stock Kokosöl einführen und im zweiten Stock macht man weiter wie bisher und dann wird man schon Unterschiede sehen. Davon bin ich überzeugt.
Julia:
Ja, das ist wichtig. Also die Geschichte die du vorhin erzählt hast, weil ich habe genau, also auch jemanden der mir etwas Ähnliches erzählt hat von der Mutter, die mehr oder weniger ketogen ernährt worden ist. Und die musste, also da war es irgendwie so, die hat eine, da gibt es so Getränke, so Trinknahrung die dann so zuckerhaltig ist, ja. Und die hat nicht gewusst, dass sie die trinkt. Aber die hat dann angefangen dies zu trinken und auf einmal hat die eben nicht mehr auf die Toilette gefunden, ja.
Ulrike:
Zum Beispiel.
Julia:
Also das war eben wirklich…
Ulrike:
Und das ist wirklich sehr eindrucksvoll. Ich weiß sehr wohl, dass die Kasuistiken in der Evidenzpyramide sehr weit unten stehen. Aber sie gehört zur Evidenz dazu.
Julia:
Aber irgendwo muss man anfangen, so wie du es sagst.
Ulrike:
Ja, und die randomisierte kontrollierte Doppelblindstudie ist in anderen Bereichen auch nicht vom Himmel gefallen. Da hat man auch erst Dinge beobachtet, hat dann Grundlagenforschung gemacht, und das ist ja auch etwas was uns ja auch optimistisch stimmt was die ketogene Ernährung oder die Ketonkörperanwendung in anderen Bereich betrifft, dass wir ja auch aus der Grundlagenforschung sehr gute Hinweise haben. Und natürlich sind das im Moment alles Angebote, Hinweise. Aber ich finde die Menschen sollten das wissen, und dann entscheidet jeder für sich, ob er das ausprobieren möchte oder nicht. Aber wenn es so gute Aussichten gibt oder solche Aussicht auf Erfolg oder auf Aufschieben oder auf besseres Wohlbefinden, dann finde ich haben die Menschen ein Recht, das zu erfahren.
Julia:
Genau. Vor allem muss man auch immer abwägen, was sind Kosten - Nutzen oder Risikoabwägung machen. Man kann natürlich nach randomisierten Doppelblindstudien schreien, aber es ist eine Sache ob ich ein Medikament teste, das vielleicht schwerste Nebenwirkungen hat oder ob ich eine Ernährungsintervention ausprobiere, die schlimmstenfalls halt nichts bringt, ja. Also vor allem, da muss man sicherlich die Verhältnismäßigkeiten glaube ich auch betrachten, ja.
Ulrike:
Genau.
Julia:
Ich möchte noch mal dein Buch gleich in die Kamera halten.
Ulrike:
Das ist gut.
Julia:
„Essen! Nicht! Vergessen!“ eben von dir, Ulrike Gonder und Dr. Peter Heilmeyer, im systemed Verlag erschienen, und ich kann es jedem nur wärmstens empfehlen. Das was wir jetzt besprochen haben ist ja wirklich nur ein ganz ganz Mini-Mini- ja Ausschnitt aus diesem, aus dem tollen Buch, aus dem ganzen Wissen das da drin ist. Es sind Anleitungen auch wie man es wirklich umsetzen kann sehr praktisch und toll geschrieben, also verständlich. Also sachlich, fachlich sehr kompetent, aber auch verständlich, was ja oft dann das Schwierige ist, so ein komplexes Thema ja nicht zu stark zu vereinfachen, weil auch das birgt Gefahren meiner Meinung nach.
Ulrike:
Unbedingt, ja.
Julia:
Wenn es zu stark vereinfacht ist, macht es auch angreifbar natürlich. Deswegen Gratulation zu dem Buch – wirklich sehr sehr gelungen!
Ulrike:
Freut mich, danke!
Julia:
Und da möchten wir gleich noch auf etwas anderes hinweisen, nämlich: Im Februar und zwar 17./18. Februar wird der LCHF-Kongress in Düsseldorf wieder stattfinden zum 2. Mal und du wirst über dieses Thema sprechen.
Ulrike:
Ja, wir haben das genannt „Futter fürs Hirn – damit das Licht im Oberstübchen an bleibt“. Da habe ich die große Ehre, den ersten Vortrag halten zu dürfen und da freue ich mich sehr drauf.
Julia:
Toll. Und es gibt ja noch etwas, nämlich im April.
Ulrike:
Genau, im April werde ich mit den Damen von LCHF Deutschland, mit Iris und Margret, ein 2-Tages-Seminar anbieten genau für Menschen, die etwas für ihre Hirngesundheit tun wollen, also nicht für bereits Erkrankte, sondern die präventiv etwas für ihre Hirngesundheit tun wollen, werden wir ein 2-Tages-Seminar anbieten. Infos gibt’s dann auch auf der Internetseite von LCHF Deutschland. Und da wird es eben auch, aber nicht nur, um Ernährung gehen, sondern eben auch Stressabbau, Bewegung, Konzentrationsübungen, Licht – all die Fragen, die wir im Buch auch gestreift haben.
Julia:
Super. Und das ist, gibt’s da schon einen Veranstaltungsort?
Ulrike:
Das wird in der Nähe von Hamburg sein und es ist dann auch ein Flyer online, und man kann sich auch per Email informieren.
Julia:
Also wir werden dann natürlich sowieso in den shownotes verlinken, sowohl natürlich zum Buch, zum Kongress und zu dem Wochenendseminar, dass dann in allen Oberstübchen das Licht an bleiben möge!
Ulrike:
Genau.
Julia:
Dann vielen lieben Dank Ulli für deine Zeit!
Ulrike:
Ich danke dir!
Julia:
Es war wie immer eine Freude.
Ulrike:
Und die Zeit ist schon wieder so schnell um. Wir haben immer – ich glaube uns geht der Gesprächsstoff nicht aus.
Julia:
Ja, vielen Dank noch mal. Einen schönen Abend wünsche ich und bis bald!
Ulrike:
Bis bald! Tschüß Julia!
Bücher
Essen! Nicht! Vergessen!: Demenzrisiko einfach wegessen - oder: Wie die Ernährung vor Alzheimer & Co. schützen kann.
Leseprobe als PDF beim Verlag
Webseiten
Ulrike Gonder und ihr Blog | (auf Facebook folgen)
Paleo Low Carb - JULIAS BLOG | (auf Facebook folgen)
‼️ Bitte beachte den aktuellen "Haftungsausschluss (Disclaimer) und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen" auf meiner Webseite.

Dec 12, 2017 • 52min
Endlich allergiefrei! - Lebensmittelallergien und Unverträglichkeiten Verstehen. Lindern. Heilen. | Interview mit Autorin Nadja Polzin
In Folge #128
Mein heutiger Gast ist Nadja Polzin.
Nadja Polzin ist ganzheitliche Ernährungsberaterin, Heilpraktikerin
i.A., Autorin, Referentin und Bloggerin.
Nadja Polzin litt selbst unter verschiedenen Allergien und Unverträglichkeiten. Die fehlenden Antworten der Ärzte, die sie aufsuchte, motivierten sie, die Problematik der Allergien und Unverträglichkeiten auf eigene Faust zu studieren, zu experimentieren, Seminare zu besuchen und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Das Ergebnis von mehr als fünf Jahren persönlicher Forschung zu diesem Thema und der Erfahrung mit ihren Klienten findet sich in ihrem neuen Buch allergiefrei!
Ich kenne Nadja jetzt schon ein paar Jahre und und schätze sie sehr. Ich freue mich sehr, dass ich euch heute dieses geniale Interview mit Nadja präsentieren darf.
Bitte beachten Sie auch immer den aktuellen
"Haftungsausschluss (Disclaimer) und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen" auf https://paleolowcarb.de/haftungsausschluss/
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Gutscheincode: Evolutionradioshow - 20% auf alle Produkte im BRAINEFFECT Shop unter www.brain-effect.com
Das Video der aktuellen Folge direkt auf Youtube öffnen
Und nicht vergessen: Wenn du uns auf Youtube siehst, und wenn du es noch nicht getan hast, dann abonniere unseren Kanal „Evolution Radio Show“
Wenn du das Podcast hörst, dann findest du die Links für Apple iTunes und Android hier auf unserer Homepage
Transkript
Julia:
Ja liebe Nadja, Herzlich Willkommen zur Evolution Radio Show!
Nadja:
Hallo Julia, freut mich dabei zu sein! Danke für die Einladung.
Julia:
Ja sehr gerne. Ja wir wollen gleich sozusagen in medias res gehen, gleich anfangen mit dem spannenden Thema, nämlich über Allergien und Unverträglichkeiten zu sprechen. Aber bevor wir so richtig mit dem eigentlichen Thema beginnen: Das Thema Allergien, Unverträglichkeiten beschäftigt dich ja persönlich einfach schon sehr sehr lange. Du schreibst in deinem Buch, dass du schon mit Ende 20 eigentlich, also dass du eigentlich von vorne von Kindheitsbeinen an mit Allergien zu kämpfen hast und Unverträglichkeiten, aber dann so mit Ende 20 sich noch etwas mehr verschlechtert hat, was dich dann auch dazu bewogen hat, weiter zu forschen, dem nachzugehen. Wie war das bei dir, also was hat sich da verändert und was hat dich zum Nachdenken da gebracht und irgendwie auch den Status Quo zu hinterfragen?
Nadjas Geschichte, 01:16
Nadja:
Ja, das ist eine gute Frage. Also ich habe tatsächlich schon mein ganzes Leben mit Allergien zu tun. Bei mir in der Familie war das durchaus ein Thema. Mein Vater hatte Heuschnupfen. Mein großer Bruder hat Heuschnupfen, und ich bin mit ja so 11, 12 Jahren als Hausstauballergikerin diagnostiziert worden und hatte auch also Atemprobleme, alles was damit zusammenhängt. Mir fingen dann zu Hause an irgendwie den Wellensittich abzuschaffen, den Teppichboden rauszuwerfen, genau. Ja, Tiere waren nicht mehr. Ich bin auch bis heute kein wahnsinniger Tierfreund. Und das waren so die ersten Schritte in das Allergikerleben sozusagen. Und mit Ende 20 kam dann tatsächlich noch ne ganze Menge dazu. Ich habe zu dem Zeitpunkt in Irland gelebt in einem Haus relativ am Ende der Welt sozusagen, am A…., am Ende – genau! Also ich hatte in dem Haus immer Probleme und Schwierigkeiten eigentlich und habe immer irgendwelchen allergischen Reaktionen gehabt, was auch daran liegt, dass es da sehr feucht ist, dass man mit Schimmel zu tun hat usw. Das ist über einen Zeitraum von 2,5 – 3 Jahren dann richtig schlimm geworden, dass ich auch Hautausschläge bekommen habe, dass ich wirklich richtig aufgequollen war. Also das ist mir eine Zeit lang gar nicht so richtig aufgefallen. Das sieht man dann immer erst – wenn ich heute die Bilder sehe, denke ich um Gottes Willen! Also das Gesicht voller Wassereinlagerungen und man ist halt aufgequollen. Ich war auch ein bisschen übergewichtig. Insofern hat sich das auch ein bisschen versteckt. Ja und so bin ich dann zu diesem Thema gekommen und der Ausschlag gebende Punkt war 2012 als ich nach Deutschland zurück gekommen bin und gesagt habe, ok, das geht so nicht weiter - Hautausschläge, viele Depressionen gehabt, Akne gehabt mit Ende 20 noch und jede Menge Beschwerden eigentlich. Also das was man alles mit Ende 20 nicht haben sollte - Gelenkschmerzen, Depressionen, Stimmungsschwankungen, starke Regelblutung und Schmerzen auch in der Zeit, was viele Frauen ja haben und als normal ansehen, was es aber eigentlich nicht ist. Ich habe dann gesagt, ok du änderst jetzt irgendwas. Als erstes nimmst du 15 kg ab, das war so der Ausschlag gebende Punkt. Und so bin ich dann nach und nach in dieses Thema Ernährung auch rein gekommen, über den Sport natürlich und habe mich dann damit beschäftigt. Naja, ok, du probierst jetzt das Eine oder Andere mal aus und stellte fest, es verändert sich irre was, wenn man anders isst. Das war eigentlich der Punkt, wo ich gesagt habe, ok also das lohnt sich jetzt da weiter reinzugucken. Was kann ich damit eigentlich machen? Also konkret habe ich dann irgendwann angefangen glutenfrei zu essen und das hat eine Woche gedauert, bis meine mentalen Beschwerden sich quasi fast in Luft auflösten. Und alles was man so an Stimmungsschwankungen und so was hatte, das war also fast wie weggeblasen. Das war so krass diese Erfahrung, die ich da gemacht habe, so wow – wo ist denn das jetzt hin? Also, mir konnte ja keiner sagen woran es liegt. Meine Hormonspiegel waren in Ordnung und es waren keine auffälligen Blutwerte, ok die eines Allergikers. Immer so ein bisschen erhöhten IGE, aber sonst eigentlich nichts wahnsinnig Auffälliges. Ja, das änderte sich halt wie gesagt innerhalb kürzester Zeit nachdem ich glutenfrei probiert habe, also glutenfreie Ernährung probiert habe. Ok, das hat mich dann nicht mehr losgelassen. Die letzten 5 Jahre waren ein Ernährungsbuch nach dem anderen, um genau zu sein.
Julia:
Das heißt eigentlich, praktisch war zuerst eigentlich mehr der Wunsch wegen dem Abnehmen. Aber war jetzt gar nicht der Kontext da, aha, ich könnte an den Allergien und an diesen Sachen etwas ändern und es hat sich dann praktisch so als unerwartetes Nebenprodukt auf einmal ergeben, oder?
Nadja:
Das war es total, ja absolut! Also ich meine, wie kommt man zum Thema Ernährung? Das ist ja tatsächlich für die meisten Menschen irgendwie das Gewichtsthema und gar nicht so sehr das gesundheitliche. Wir verknüpfen ja in unserer Gesellschaft erstaunlicherweise Ernährung nie mit Gesundheit, oder in ganz ganz wenigen Fällen mit Gesundheit, obwohl es die Grundlage unseres Körper ist. Und insofern, ich hatte ja auch einige Ärzte aufgesucht und da ist ja niemand auf die Idee gekommen zu sagen, ja vielleicht mögen Sie wenn Sie Hautprobleme haben etwas an Ihrer Ernährung verändern. Vielleicht ist da irgendein Problem, ja. Ja ja, nee, also Ernährung – nee hat im Prinzip keine Auswirkung auf die Haut.
Julia:
Genau, ja, also das ist leider das Credo das man immer hört. Ich habe jetzt auch mit einer gesprochen die hat rheumatoide Arthritis und eben auch mit Ernährung unglaubliche Erfolge. Die ist jetzt mittlerweile, also die ist über 50 und ihrer Altergruppe Europameisterin im Gewichtheben geworden, obwohl die erst seit 5 Jahren trainiert. Da hat sie das erste Mal eine Langhantel in der Hand gehabt, sagen wir mal so. Gewaltig und da auch: Nein mit Ernährung kann man nichts machen.
Nadja:
Nein, da hat man wirklich, also im Prinzip überhaupt gar keine Chance. Also ich kann hier ein Medikament geben, ne Salbe. Kortison ist ja sehr beliebt bei allen entzündlichen Erkrankungen. Und sobald man dann anfängt die Nebenwirkungsliste zu lesen, denkt man: Och, vielleicht gibt’s noch etwas anderes, ich guck mal bei Google. So fängt dann die Reise glaube ich für viele an.
Julia:
Ja, wahrscheinlich. Das heißt also für dich praktisch bis zu dem Zeitpunkt wo du einfach gesagt hast, so kann es eigentlich nicht mehr weitergehen, ich muss jetzt irgendwas machen, war das nie ein Thema. Also man hat einfach die Allergien und mit denen lebt man. Das ist praktisch einfach so Gott gegeben mehr oder weniger. Das hat man halt, ja und da ist im Grunde nichts was man tun kann. Das war auch bis dahin also das was du auch vermittelt bekommen hast.
Nadja:
Ja, ja. Nee, da kann man wirklich, also da kann man überhaupt nichts machen. Man kann Medikamente nehmen, doch, das kann man tun und zwar gegen jede der einzelnen Beschwerden die ich so hatte gab es eins. Also das fängt ja bei den, also bei allem was zum Thema Frauengesundheit, da kriegt man dann die Pille drüber. Das war auch für die mentalen Beschwerden angesagt, so Stimmungsschwankungen und Aggressionen. Ja, wenn Sie so etwas haben kriegen Sie die Pille dagegen. Die hilft auch gegen die Akne übrigens. Auch wenn Ihr Hormonspiegel ganz normal ist. Also da ist ja gar nichts was irgendwie sichtbar ist. Bei den Hautgeschichten und alles was entzündlich ist da kriegt man halt Kortison. Das ist eigentlich das was man tun kann. Und darüber hinaus gibt’s leider nicht so wahnsinnig viel, zumindest nicht wenn man zum Arzt geht, oder bei vielen Ärzten – sagen wir es so.
Julia:
Ich meine jetzt hast du ja praktisch initial schon viele Verbesserungen gesehen und Erfolge gesehen, was dann sozusagen deinen Hunger nach mehr Wissen geschürt hat und du ja immer weiter und weiter ausprobiert hast. Wie geht’s dir heute? Also was ist dein jetziger Stand von deiner Gesundheit her?
Nadjas heutiger Gesundheitsstand, 08:13
Nadja:
Also das was ich, ich habe eine Symptomliste. Ich habe gerade die Präsentation für das Webinar nächste Woche auf meinem Kanal vorbereitet und ich dachte so, boah, was du alles gehabt hast – das gibt’s doch gar nicht! Und was übrig geblieben ist, ist Schwachstelle Nase bei mir, immer noch so ein bisschen Schnupfen ab und zu, besonders an stressigen Tagen, also wenn der Kopf irgendwie sagt: So, das reicht jetzt, ich habe die Nase voll – dann ist sie auch wirklich zu. Ansonsten würde ich aber sagen ist eigentlich das Meiste Geschichte, doch wirklich, ja. Also weder Frauengesundheit, das sind alles so Themen, die sind komplett abgehakt. Depressionen in dem Ausmaß wie ich sie gehabt habe, absolut Vergangenheit, Aggressionen Vergangenheit, heftigste Stimmungsschwankungen, alles was so an richtigen – also ich beschreibe das immer mit so einer Welle. Also ich habe wirklich so ein auf und ab gehabt innerhalb des Tages auch, und das ist eigentlich passé zum Glück. Also ich würde sagen, das Meiste was mich mit 29 noch geplagt hat ist heute zum Glück vergessen.
Julia:
Echt toll, ja super. Wir werden jetzt dann noch im Laufe des Podcasts natürlich noch mehr darüber reden jetzt über die genauen Tipps und Tricks die du so angewandt hast und was man vielleicht im speziellen machen kann. Aber vielleicht vorab, ich denke es ist ganz wichtig, dass du mal erklärst den Unterschied überhaupt zwischen Allergie und einer Unverträglichkeit, weil das wird ja ganz gern in einen Topf geschmissen und ich glaube das ist ganz wichtig, dass du das mal erklärst was da die Unterschiede eigentlich sind.
Unterschiede zwischen Allergie und Unverträglichkeit - 09:51
Nadja:
Ja, also im Wesentlichen sind das 2 verschiedene Mechanismen eben der Immunantwort kann man so sagen. Also eine Allergie gibt tatsächlich eine Antwort des Immunsystems. Das heißt, all die Zellen die unser Immunsystem so beinhaltet, so Killerzellen und Makrophagen und was es da alles so gibt, die reagieren und versuchen den Eindringling unschädlich zu machen im Zuge einer systemischen Entzündungsreaktion. Das ist bei einer Unverträglichkeit anders. Bei einer Unverträglichkeit ist es so, dass es diese Immunantwort an sich nicht gibt. Es gibt aber trotzdem über andere Mechanismen eine Entzündungsreaktion und das kann manchmal komplett identisch aussehen. Also, es gibt Allergien und Unverträglichkeiten die sehen wirklich total gleich aus von der Symptomatik. Das eine ist nur mit Immunsystem, das andere ohne Immunsystem. Das ist ganz interessant eigentlich. Das Wesentliche, also wie ich es unterscheide, sind eigentlich ja, also eine Allergie ist tatsächlich etwas was ich nachweisen kann, was ich messen kann. Bei einer Unverträglichkeit ist das häufig deutlich schwieriger und die Unverträglichkeit ist auch viel viel einfacher reversibel, um das mal so zu sagen. Also jemand der im Erwachsenenalter eine Unverträglichkeit erwirbt, der kann das mit, also in kürzerer Zeit wieder in den normalen Zustand bringen, als das bei einer Allergie der Fall ist.
Julia:
Also das sind mal wichtige Unterscheidungen natürlich. Ich denke, ich meine oder wie ist das bei einer Allergie generell so, dass die Reaktion ziemlich akut ist und bei der Unverträglichkeit möglicherweise teilweise 12 oder 24 Stunden später sogar auftreten kann. Ist das auch ein..
Nadja:
Also, ja, könnte man sagen. Aber es gibt auch Allergien, die eben nicht zum Soforttyp gehören. Das heißt, da kann auch die Reaktion erst nach 24 Stunden oder nach 48 Stunden auftreten. Da gibt es ganz unterschiedliche Subkategorien auch. Die werden normalerweise nicht untersucht. Ich glaube es gibt 6 Allergietypen. Also normalerweise hat man irgendwie eine die untersucht wird, ein Allergietyp der am weitesten verbreitet ist. Aber es gibt tatsächlich welche, die auch mit einer Spätreaktion kommen, wo es dann tatsächlich mal 24 Stunden dauern kann auch. Also diesen zeitlichen Abstand würde ich jetzt nicht unbedingt als Unterscheidungsmerkmal sehen.
Julia:
Ja gut, ich denke, dass ist halt auch wahnsinnig schwierig, gerade wenn eine verzögerte Reaktion stattfindet da auch irgendwann einmal drauf zu kommen, dass A mit B zusammenhängt. Ich meine, wenn ich etwas esse und mir schwillt alles an oder ich habe eine wirkliche sofortige Reaktion ist es ja relativ einfach das dann einzukreisen was es ist. Aber ich glaube das macht es auch so wahnsinnig schwierig und wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum viele Leute glaube ich auch sehr lange brauchen, um auf so etwas drauf zu kommen, weil es einfach so zeitverzögert oft auftritt.
Nadja:
Ja, total. Also das ging mir auch so. Also auch in den späteren Jahren, jetzt wo ich wirklich im Thema drin war und wo ich das Gefühl hatte, eigentlich weiß ich was ich hier tue, dass man auf bestimmte Lebensmittel wie Milchprodukte z. B. mit entweder total leichten Symptomen reagiert, die man gar nicht so wahrnimmt. Also wenn ich den ganzen Tag Cappuccino trinke und ich werde immer so ein bisschen müde und trinke dann noch einen Cappuccino und noch einen Cappuccino, dann reagiere ich vielleicht oder dann ist mir gar nicht so richtig klar, dass die Milch eigentlich mich müde macht, die ich da die ganze Zeit trinke. Die Reaktion ist auch nicht immer so deutlich wie man das jetzt bei einem anaphylaktischen Schock bei einer Allergie eben tatsächlich auch mitkriegen würde. Ja, das macht das Ganze auch wirklich schwierig, das mit Lebensmitteln überhaupt in Verbindung zu bringen.
Julia:
Ja voll. Ich meine vielleicht weil du es eben gerade schon angesprochen hast das Thema – wie können sich, weil du hast es nur so umrissen, wie können sich jetzt so Allergien und Unverträglichkeiten äußern? Weil viele Leute denken ja wirklich nur an entweder ‚Ich schwell auf und schaue aus wie ein Kugelfisch’, ja, oder halt Hautausschläge, Juckreiz, massiven Durchfall vielleicht oder Bauchschmerzen, ja. Aber du hast das ja schon angeschnitten, da gibt’s ja eine Vielzahl an anderen Symptomen. Vielleicht kannst du da mal so bissel einen Überblick geben, damit man auch sensibel wird und weiß auf was man schauen muss.
Mögliche Symptome, 14:14
Nadja:
Also im Prinzip kann man bei beiden, sowohl bei Allergien als auch bei Unverträglichkeiten tatsächlich eigentlich alles was an systemischen Entzündungen im Körper passieren kann als Symptom mit nehmen. Das fängt an natürlich, also wie du schon sagtest mit der Haut. Das sind so typische allergische Orte sage ich jetzt mal, also Hautausschläge, Ekzeme, Nesselsucht, was es da alles so gibt. Da gibt’s ja ganz ganz verschiedene Symptomatiken auch. Die sind eigentlich meines Erachtens immer mit irgendeiner Fehlleitung des Immunsystems oder irgendeiner Reaktion des Immunsystems verbunden. Dann gibt es alles Mögliche an mentalen Erscheinungen, d. h. alles was Müdigkeit, Erschöpfung, Depression, Angstzustände, Panikzustände, also das kann ganz ganz unterschiedliche mentale Auswirkungen auch haben. Das ist das, was mich eigentlich am allermeisten auch beschäftigt hat in den letzten Jahren, dass das so ist und keiner darauf guckt. Also das hat mich wirklich am meisten erschrocken. Die Leute kriegen Psychopharmaka verschrieben und keiner guckt irgendwie, gibt’s da irgendein Allergen was da eine Rolle spielt. Also nicht nur Lebensmittel, sondern auch andere Umweltgifte, auf die vielleicht allergisch reagiert wird. Dann Gelenkschmerzen, alles was in diese Kategorie fällt, also Einschränkungen des Bewegungsapparates das kann passieren. Das ist bei mir z. B. eine klassische Glutenreaktion gewesen so Gelenkschmerzen in den Knien. Auch heute, wenn ich ein Bier mir traue zu trinken, dann kriege ich das auch noch. Ja, also zumindest habe ich es eine ganze Zeit lang. Mittlerweile geht’s ganz gut. Aber also eine ganze Zeit lang habe ich echt mit heftigen Knieschmerzen reagiert auf ein Bier. Das sind ja so Sachen, das ist den Leuten nicht klar. Das ist einfach so, weil es total ungewöhnlich ist, eher subtil ist und einfach nicht mit unserem Essen in Verbindung steht, fertig. Was haben wir denn noch so? Also da haben wir natürlich alles was an Frauengesundheitsgeschichten ist, also Myome, Regelschmerzen, PMS, polyzystisches Ovarialsyndrom. Überall spielen eigentlich, also eigentlich kann das Immunsystem einfach überall angreifen. Es ist so. Offensichtlich gibt’s da vielleicht einen Teil genetische Disposition an welchen Stellen das der Fall ist, aber also im Prinzip kann der ganze Körper zur Zielscheibe werden sozusagen, ja.
Julia:
Wahnsinn, ja. Das heißt, da muss man sich einfach sehr sehr gut beobachten denke ich mal.
Nadja:
Ja, ja, ja.
Julia:
Was ist jetzt deiner Meinung nach, ich meine du hast eben Ernährung auch oft angesprochen, was ist so deiner Meinung nach jetzt so ganz zentral, wenn es darum geht‚ ja, ich möchte allergiefrei werden oder ich möchte einfach auch mal dahin kommen wo du jetzt bist.
Wichtige Schritte für ein allergiefreies Leben, 17:06
Nadja:
Ok, also Nr. 1 ist Geduld!
Julia:
Ok, da wird’s schon schwierig.
Nadja:
Da wird’s schon schwierig. Ja, ich habe ja Schmerzen oder ich habe irgendwelche Beschwerden. Das ist natürlich, dann habe ich meistens nicht so wahnsinnig viel Geduld. Also es ist eine Sache vielleicht vorweg. Bevor man das so sagt oder bevor man das jetzt erläutert, ist ja, was ja viele deiner Zuschauer sicherlich auch wissen, dass das Immunsystem eigentlich zentral im Darm angesiedelt ist. Das heißt bis zu 80 % unserer Immunzellen tummeln sich in unserem Verdauungstrakt und deswegen ist das eigentlich auch der Punkt auf den man ganz genau gucken sollte. Selbstverständlich in erster Linie bei Lebensmittelallergien und Unverträglichkeiten spielt der Verdauungstrakt eine Rolle. Und um den sollte man sich auch kümmern. Also alles was dem Darm und in erster Linie unserem Mikrobiom, also unsere Bakterien, unseren Mitbewohnern sozusagen nützt, nützt auch uns und unserem Immunsystem. Da gibt’s eine ganz ganz enge Verbindung zwischen dem Mikrobiom und unserem Immunsystem. Die kommunizieren die ganze Zeit miteinander. Die kommunizieren mit unseren Darmzellen. Die kommunizieren mit unseren Immunzellen, also in den Zwischenräumen der Darmschleimhaut usw. Und wenn das ein bisschen außer Kontrolle geraten ist aus unterschiedlichen Gründen - Medikamente, Alkohol, Stress sind so die wesentlichen Punkte glaube ich, Fehlernährung natürlich – dann wird es schwierig und dann ist tatsächlich der Fokus auf das Mikrobiom und auf das Immunsystem im Darm eigentlich das Wichtigste was man machen kann. Da gibt es verschiedene Ansätze die man wählen sollte und der Erste ist selbstverständlich die Ernährung anzupassen. Also weg von Zusatzstoffen, Konservierungsstoffen die das Immunsystem schädigen, bei Konservierungsstoffen immer noch die Frage, tötet das auch unser Mikrobiom? Das ist ja tatsächlich auch so ein Thema.
Julia:
Ja, natürlich ja.
Nadja:
Zucker – alles was süß ist nährt natürlich die Hefen und Pilze in uns und auch die nicht so günstigen Bakterien. Die freuen sich wahnsinnig über so einen Schokoriegel. Das ist natürlich das, was man dann als erstes irgendwie auch abschalten sollte und Dinge die tendenziell fordernd sind für das Immunsystem. Wenn die Darmschleimhaut kaputt ist, dann erst recht, wie eben Milchprodukte, Gluten, solche Sachen, ja.
Julia:
Würdest du persönlich grundsätzlich zu Gluten sagen, auf jeden Fall, also egal wie sich die Allergie äußert, Gluten sollte auf jeden Fall raus?
Nadja:
Ich bin mir ehrlich gesagt, also ich bin ja großer Fan der Paleo-Ernährung und lebe das ja auch selber jetzt seit eigentlich 5 Jahren und ich komme da auch, also ich komme da einfach auch im Kopf nicht mehr ran. Aber ich weiß, dass es nicht für jeden notwendig ist, das für immer sein zu lassen, sondern dass es auch Menschen gibt, die bestimmte Produkte nachher wieder vertragen können. Ich würde das, also und das tue ich bei meinen Klienten auch nicht, zu sagen, pass auf, das muss für immer aus deinem Speiseplan gestrichen werden. Das ist nicht der Fall. Aber es macht auf jeden Fall total viel Sinn, das für einige Wochen mal zu tun und dem Immunsystem und dem Darm die Möglichkeit der Regeneration zu geben.
Julia:
Da hast du was ganz wichtiges noch angesprochen, nämlich eben dass sich die Ernährung auch verändern kann, also dass es initial vielleicht strenger sein muss oder soll und sich dann eben auch, man sich wieder mehr vielleicht auch erlauben darf wie du sagst, ein Bier.
Nadja:
Geht auch immer wieder – nee, genau, also ich denke einfach, dass es auch psychologisch total sinnvoll ist zu sagen, pass auf, es ist nicht so, dass du nie wieder essen darfst oder so. Ja, das macht den Leuten Angst, das ist doch klar. Ich meine was mache ich mit der Familienfeier nächste Woche Donnerstag? Und alle essen Kuchen, und ich soll da dasitzen und soll das nicht tun. Aber wenn du schnell Ergebnisse erzielen willst über die Ernährung, dann sind bestimmte Sachen für einen Zeitraum X total sinnvoll. Und das Zweite, was zum Thema Gluten gerade echt zu sagen ist – und das habe ich auch in meinem Buch noch ein bisschen ausführlicher erklärt – ist eigentlich gar nicht so sehr das Brot selber und das Gluten selber vielleicht, sondern alles was in diesen Produkten die wir kaufen drin ist. Und das ist ja nicht nur Getreide, sondern das sind ich weiß nicht 200 Zusatzstoffe die dort schon für Brot erlaubt sind z. B. Weiß der Kuckuck wer da auf was reagiert! Das weiß wirklich kein Mensch, und selbst wenn jeder einzelne Zusatzstoff erlaubt ist, hat Tante Klara vielleicht ne Reaktion auf Enzym XYZ und der Nächste auf Enzym CDEF. Das ist eigentlich, also diese Produkte sind für mich ein großes Problem, mehr noch als zu sagen – pass auf, kauf dir ne Tüte mit Dinkelkörnern, mahl es selber, back dein Brot.
Julia:
Genau, also das sehe ich auch so wie du, vor allem aus Großbäckereien oder jeder Bäcker, der nicht wirklich das eben selber mahlt und selbst von Hand ein Brot macht und jetzt vielleicht auch noch der Zeit gibt zum Sauerteig machen, Sauerteigführung mit 40 Stunden Gehenlassen und so. Man muss ja eben denken diese Zusatzstoffe die du erwähnt hast. Die ganzen Teige müssen mit Maschinen verarbeitbar sein und da sind diese speziellen Zusatzstoffe auch drin und die werden eben gar nicht deklariert, ja.
Nadja:
Total, ja. Also gerade was Maschinenarbeit angeht, wird auch tatsächlich Gluten zugesetzt noch, also zu dem was sowieso drin ist im Getreide wird Gluten zugesetzt, damit das noch ein bisschen fluffiger wird das Ganze. Also da spielen so viele Faktoren auch eine Rolle. Wir reden jetzt gerade auch in der Presse über Glyphosat. Also das sind natürlich Themen, die da irgendwie eine Rolle spielen. Dann haben wir was viele ja nicht wissen in den Getreidesilos was da begast wird und was da gesprüht wird, damit da kein Ungeziefer rangeht. Das ist alles da drin. Das darf man nicht vergessen. Und wir gucken immer nur und sagen ja glutenfreie Ernährung. Es geht nur zum Teil um das, was an Gluten im Weizen drin ist. Es geht, also für mich persönlich, zu einem großen Teil um alles andere was da noch so drin ist. Für mich sind das Chemielabore. Das sind chemische Produkte im Prinzip was da beim Bäcker liegt.
Julia:
Ich glaube das ist auch ein Grund, warum aus den Studien was wenn sie dann Vergleiche mit Placebo machen und glutenfreier Ernährung und die Leute es nicht wissen und dann kommt da immer raus, die haben deswegen genauso Beschwerden oder es ist ja auch gar nicht viel besser. Und dann wird’s ja oft so dargestellt, als wäre das alles eine Einbildung. Jeder der nicht Zöliakie hat der darf gar nicht auf Gluten reagieren. Ich denke, dass da eben die Diskussion in die falsche Richtung geht, weil was nehmen die dann? - Andere stark verarbeitete Produkte, die halt so tun, als wären sie ein Brot aus Getreide! Dafür sind sie halt aus irgendwelchem anderen Klump, ja, das stark verarbeitet ist. Und ich glaube das passt sehr gut in das, was du gerade gesagt hast. Vielleicht liegts nicht nur an dem, sondern eben an all diesem anderen Zeugs was da drin ist.
Nadja:
Ja total, ja ja klar. Also da gab’s neulich wieder irgendwas, glutenfreie Ernährung ist nicht besser. Und dann haben die Leute die glutenfreien Produkte gegessen und man denkt sich so, ok, das kann’s jetzt irgendwie nicht gewesen sein.
Julia:
Aber da kann man sich wirklich teilweise nur an den Kopf greifen bei der Diskussion. Jetzt abgesehen von Ernährung – welche anderen Maßnahmen würdest du sagen sind wirklich wichtig, weil du hast das ja schon auch angesprochen, dass z. B. Stress eine Rolle spielt. Also wo setzt du noch an oder was hast du bei dir auch gesehen? Was schreibst du in deinem Buch, welche anderen Maßnahmen sind wichtig?
Weitere wichtige Maßnahmen, 24:53
Nadja:
Ja ich glaube, dass die Psyche auf jeden Fall eine ganz ganz große Rolle spielt, insbesondere beim Thema Unverträglichkeiten. Wir leben heute in einer Gesellschaft und das war auf der Paleo Convention, da hat Ötzi von Primal State das wunderschön gesagt: Man kann ganz viele Sachen ausgleichen, eine schlechte Ernährung mit einem guten Lebensstil und mit vielen Freunden und sozialem Gefüge usw. kann man gut ausgleichen. Das einzige was man nicht gut ausgleichen kann ist Einsamkeit. Das kann man nicht mit Sport, das kann man nicht mit super Ernährung oder irgendetwas anderem ausgleichen. Und wir leben in einer Gesellschaft, die tendenziell ja naja eigentlich sehr einsam ist. Wir haben unsere kleinen Familienverbände. Wir haben facebook und wir versuchen vieles mit uns selber auszumachen. Also ich möchte mich niemandem öffnen. Ich möchte mich niemandem zeigen. Ich möchte meine Probleme nicht diskutieren, meine Ängste, meine Sorgen. Ich könnte verletzbar werden und darüber werden viele Leute krank. Also das hat auf mich, also für mich war das auf jeden Fall ein Thema zu sagen, ok, ich habe jetzt hier eigentlich überhaupt gar keinen mehr so richtig dem ich vertrauen kann oder dem ich mich öffnen kann und will. Und das ist eine schwierige Sache. Das passiert auch selbst wenn man verheiratet ist oder selbst wenn man irgendwie in einer Partnerschaft lebt und alle sind irgendwie so Vollgas unterwegs in ihren Lebensthemen, beruflich. Man versucht Karriere zu machen. Man will stark sein und irgendwann geht das einfach. Irgendwann ist das einfach zu viel unter Umständen und ich finde das super wichtig, gerade dieser Alterswechsel von den 20ern in die 30er, wo sich ziemlich viel verändert im Leben. Manche kriegen Familie, der andere versucht beruflich auf die Beine zu kommen und da passiert ganz viel auch mit unserer Persönlichkeit mit dem wie wir sind. Das kann alles dazu beitragen, dass wir ein unwahrscheinliches Stresslevel aufbauen ohne das zu merken. Also wie gesagt, für mich war das auf jeden Fall so ein großes Problem. Ich halte das immer noch für wichtig, also diese Psychohygiene wie man das so schön nennt, sozialer Abgleich, sich mit Menschen zu unterhalten, sich mit Menschen auszutauschen, eine Freundin zu haben der man sagen kann, pass auf, eh mir geht’s heute echt Scheiße. Ich weiß nicht wo ich hin soll. Ich weiß nicht was ich machen soll. Ich fühle mich nicht gut. Das ist super wichtig; das ist unwahrscheinlich wichtig. Ich glaube in den Städten ist das ein großes Problem wo viele alleine sind. Ja, und wir sind halt weg von unserer Familie. Das ist es ja auch. Also meine Familie ist 500 km weiter weg. Ich sehe sie relativ selten und höre sie auch verhältnismäßig selten und so entwickelt sich so etwas einfach, ohne dass man das vielleicht auch merkt. Und bei Allergien ist es, gerade diese ganzen Hautprobleme, sagt man natürlich auch bei den psychosomatischen Sachen ist das jetzt was, wo einfach die Grenze überschritten ist, wo nicht mehr klar ist, was bin ich eigentlich und was ist meine Umwelt. Was gehört zu mir? Was bin ich als Person und was ist meine Umwelt? Das ist ein sehr naturheilkundlicher Ansatz. Das ist ganz klar. Da wird kein Hautarzt danach fragen.
Julia:
Und der sagt ja auch, Ernährung hat auch nichts zu tun damit.
Nadja:
Aber die Ernährung hat ja auch nichts damit zu tun – genau, richtig! Ja insofern, also die Psychohygiene und dieses welche Gedanken habe ich, wie geht’s mir tatsächlich auch emotional, spielt eine ganz ganz große Rolle für mich.
Julia:
Was hat dir da besonders geholfen? Ich meine es gibt ja sehr viele verschiedene Ansätze und Möglichkeiten. Was hat dir da am meisten geholfen oder was hast du auch für Erfahrung vielleicht mit anderen Leuten gemacht, die vielleicht einen anderen Ansatz gewählt haben?
Nadja:
Ja, andere Ansätze kann ich gar nicht so sagen. Also definitiv diese Gedankenüberprüfung - also die wurde in dem Buch „The Work“ von Byron Katie vorgestellt, die ich super effektiv finde - jedes blödsinnigen Gedankens der mir so im Kopf irgendwie mal auftaucht oder so was. Man neigt ja dazu zu glauben was man denkt. Und das ist natürlich totaler Blödsinn in vielen Fällen. Das steht bei mir übrigens hier groß im Büro an der Wand „Glaube nicht alles was du denkst.“ Das ist das eine, das andere ist Yoga auf jeden Fall, also Yoga und Meditation als verbundene Sache hat mir sehr sehr geholfen zur Ruhe zu kommen, atmen zu lernen und einfach ruhig zu werden.
Julia:
Hast du einen Tipp wie man, also wie gesagt viele können sich ja das gar nicht so richtig vorstellen mit Meditation und so und es ist vielleicht auch, wie kommt man da am besten rein oder wie macht man das am sinnvollsten?
Nadja:
Ja gut, also gerade wenn man so ist wie ich. Ich bin ja sehr schnell und sehr husch husch husch und der Kopf rast die ganze Zeit hin und her. Da ist 5 Minuten hinsetzen und Klappe halten und atmen echt schwer, gefühlte Meditation. Also mir muss schon einer einen Text vorgeben, hilft total viel. Also jetzt achte auf deine Atmung und jetzt stell dir vor und jetzt das und jetzt dieses.
Julia:
Das heißt dann über Kopfhörer?
Nadja:
Über Kopfhörer, ja, ganz genau, ja. Also entweder man hat ne gute Box die man am Bett stehen hat oder eben über Kopfhörer, genau. Und das kann ich auch im Büro machen jederzeit. Kopfhörer auf und ok 5 Minuten, und das ist echt ne total hilfreiche Sache, also ich finde ich persönlich und wichtig.
Julia:
Hast du etwas was du empfehlen kannst, weil es gibt ja auch so viele so Apps?
Nadja:
Ja, ich glaube in Deutschland sind wir gerade mit Seven Mind ist glaube ich eine deutsche App bin ich der Meinung. Ich bin sehr verliebt gewesen in Kim Fleckenstein, die get-on-Apps macht und da irgendwie so ein ganzes Portfolio zu allen möglichen Lebenszielen auch hat. Laura Seiler ist natürlich, ja, macht ganz ganz tolle freie Meditation, die man im Podcast runterladen kann und ja das sind eigentlich so die wesentlichen Sachen. Dann gibt es noch so ein paar Hypnosegeschichten. Das ist für mich ein relativ neues Thema, ist aber bei Allergien super effektiv. Also das ist richtig heftig finde ich was man da machen kann.
Julia:
Aber da muss man, meinst du jetzt Selbsthypnose oder müsste man da jemanden finden der das macht?
Nadja:
Ich bin da gerade so ein bisschen im Austausch mit verschiedenen Leuten und versuche das gerade so rauszufinden, was ist da eigentlich. Also ich habe eine Audioproduktion benutzt. Ich habe tatsächlich allergische Symptome auch auf Kälte und solche Sachen gehabt. Ich habe heute Morgen das erste Mal kalt geduscht. Ich bin total stolz und mir geht’s gut. Also ich habe keine Reaktion gehabt. Das war ein bisschen mutig, das heute auszuprobieren wo ich mit dir rede. Ich bin aber ok, hat ganz gut funktioniert. Also ich habe eine Audioproduktion, die ist auch im Buch empfohlen, kann man im Internet unter „schneller Allergieprozess“ finden. Da geht’s im Wesentlichen darum, dass man sagt, ok das Immunsystem reagiert auf ähnliche Sachen nicht, reagiert aber auf diese Sache und jetzt bringt man über einen Mentalprozess dem Immunsystem bei, auf das Allergen so zu reagieren, wie auf die Sache die so ähnlich ist, aber auf die es nicht reagiert, um das so grob zu sagen.
Julia:
Wahnsinn!
Nadja:
Ich bin nach der ersten, nachdem ich das das erste Mal gehört habe, bin ich aufgewacht und dachte, das kann jetzt nicht wahr sein, übel echt, weil ich dachte so, das kann jetzt überhaupt nicht sein! Also ich habe das echt gefühlt, dass das jetzt besser wird und dass das weg ist zu einem Teil. Ich habe es hingekriegt über den gleichen Prozess rückwärts wieder ‚Das kann nicht wahr sein, das kann nicht wahr sein, das kann nicht wahr sein.’
Julia:
Das geht auch.
Nadja:
Das geht auch, funktioniert auch umgekehrt, genau. Kann ich sehr empfehlen, das einmal auszuprobieren und es gibt natürlich Hypnotiseure die das auch machen.
Julia:
Aber alles auch, ich meine wenn man jetzt so noch gar nie etwas mit Meditation oder mit autogenem Training oder all diesen Dingen zu tun hatte oder egal was es halt gibt an Techniken, um mit dem Stress z. B. fertig zu werden – hast du da auch, oder was ist deine Erfahrung so im Schnitt, wie lange braucht das, bis man sich da auf das einlassen kann? Oder kann man das überhaupt nicht sagen? Oder sagt du, also man muss es schon mindestens eine Woche jeden Tag sich darauf einlassen, das machen und dann geht’s schon viel leichter oder was kannst du da sagen?
Nadja:
Ja das ist ja ähnlich wie bei der Ernährung. Also man muss die Sachen natürlich üben, das ist so. Aus meiner eigenen Erfahrung und so wie ich an dieses ganze Thema auch rangegangen bin, ist der erste Schritt, sich zu erlauben, dass das eine Möglichkeit sein könnte, besser mit diesen Themen umzugehen. Denn ich habe ganz ganz lange an der Ernährung festgehalten und habe gesagt, auf gar keinen Fall hat das irgendetwas mit meinem Kopf zu tun, also auf keinen Fall. Während mein Mann die ganze Zeit gesagt hat, das ist nur hier, nur hier, nur hier. Und ich habe gesagt, nein, das liegt am Essen. Und ich glaube der erste Schritt ist echt, zu sagen, ok jetzt isst du so perfekt oder es kann ja nicht sein, dass ich da so reagiere und alle anderen um mich herum nicht, was ist denn da los? Es besteht die Möglichkeit, dass es in meinem Kopf ist. Wenn man an dem Punkt angekommen ist und sagen kann, ok, es kann sein, dass es hilft und wenn es hilft, dann habe ich es nicht ausprobiert, weil ich zu eitel bin und glaube, dass ich eigentlich ganz gesund bin, obwohl ich’s nicht bin. Verdammt, Kopfhörer auf, ausprobieren! Eine Woche lang irgendwie vor dem Schlaf oder nach dem Aufwachen morgens sich irgendwas raussuchen und das machen und mal gucken, wie es einem so geht damit. Ich glaube das ist so nach 3 – 4 Tagen klar, dass es einem ziemlich gut damit geht, weil man einfach mal richtig gut zur Ruhe kommt und insofern, also ich glaube so wahnsinnig lange braucht das nicht, um einen da zu überzeugen.
Julia:
Ok. Ich meine jetzt wie gesagt, du hast so viele Ansätze jetzt genannt. Wenn jetzt jemand eben so ganz neu bei dem Thema ist, was ist deiner Meinung nach so die, was sind die ersten wichtigsten Schritte, wo du sagst, damit mal anfangen, dann hat man schon die ersten Erfolge und dann nach und nach sich die anderen Themen vielleicht erarbeiten?
Die ersten wichtigsten Schritte, 35:08
Nadja:
Also die erste Fragestellung ist natürlich immer, habe ich überhaupt eine Allergie und eine Unverträglichkeit? Ich glaube das ist eigentlich so der wichtigste Schritt. So ok, ich habe alle möglichen Beschwerden, wie auch immer. Ich führe jetzt mal Tagebuch, ich gucke mir das jetzt mal eine Woche an. Ich schreibe auf was ich esse, wann ich esse und wann meine Symptome denn so auftreten, weil es juckt dann irgendwie mal und dann kommt mal dies und dann kommt mal jenes und dann gucke ich in den Spiegel und habe plötzlich 4 Pickel im Gesicht oder so. Was habe ich denn ein paar Stunden vorher gegessen? Und dann kann man und das kann man mit den Lebensmittellisten machen die im Buch sind z. B., gucken so wo passt denn das eigentlich rein. Also was könnte das sein? Sind das jetzt Milchprodukte die mir Beschwerden machen oder sind das besonders histaminreiche Produkte? Sind das vielleicht Salicylate? Ist es jedes Mal wenn ich Brot gegessen habe oder wenn ich Müsli gegessen habe oder irgendwas in der Richtung? Was könnte das eigentlich sein? Ich glaube das ist so der erste Schritt, um ein Gefühl dafür zu kriegen, ob das überhaupt etwas mit der Ernährung zu tun hat bzw. ob es eine Allergie oder eine Unverträglichkeitsreaktion sein könnte. Und dann ist natürlich klar Darmsanierung angesagt und Ernährungsumstellung, Eliminationsdiät – d. h. auf diese Sachen auch wirklich zu verzichten für Zeitraum X, bzw. sie soweit zurückzuschrauben, dass das keine belastende Menge mehr ist. Da kann man vielleicht unterstützen mit Nahrungsergänzungsmitteln, mit Bakterienkulturen, mit fermentierten Lebensmitteln sofern das möglich ist, die ich immer noch am effektivsten finde. Das ist eigentlich so, das sind so die Schritte, die man dann geht und bei Unverträglichkeiten kann man so mit einem halben Jahr schon rechnen, dass man sich irgendwie so ein bisschen an dieses Thema auch halten muss und da echt etwas machen muss, bis das wieder so einigermaßen im Lot ist.
Julia:
Du hast das vorhin ganz kurz angesprochen: Eben wenn man weiß, dass man XY hat, eine Nahrungsunverträglichkeit oder eine Allergie und natürlich wir haben die Symptome und du leitest ja auch in deinem Buch, also gibt es auch eine Anleitung oder auch eine Auflistung der möglichen Symptome, was man alles haben kann. Aber wie schaut es denn mit sozusagen diesen schwarz auf weiß Labortests aus? Was gibt’s denn da? Gibt’s da etwas überhaupt? Haben die Aussagekraft oder nicht? Oder kann man wirklich nur auf sich selber hören?
Potential von Labortests vs. Selbsteinschätzung, 37:43
Nadja:
Ja das ist eine sehr berechtigte Frage, weil das tatsächlich nicht so einfach ist. Also es gibt Allergietests und die sind ja, also sie werden gemacht – sagen wir es mal so – die sind auch ziemlich aussagekräftig. Aber da eben nicht alles eine Allergie ist, ist an dem Ende schon wieder Schluss. Das Wichtigste ist eigentlich meines Erachtens auch die Allergie auszuschließen. Selbst das ist ein Schritt, der ist super wichtig. Denn der anaphylaktische Schock der da entstehen kann, der führt zum Tod. Das ist ganz einfach. Wenn ich nicht weiß, dass es eine Allergie ist oder ob es eine Allergie ist oder eine Unverträglichkeit, dann weiß ich auch nicht, muss ich das Notfallset mit mir herumtragen, falls ich doch irgendwie mit dem Lebensmittel in Kontakt komme aus Versehen vielleicht.
Julia:
Ja, natürlich.
Nadja:
Oder, oder, oder. Also das sind so Fragestellungen, die müssen geklärt werden, auch wenn das frustrierend ist am Anfang, weil die sagen ja ‚Sie haben keine Allergie’ und schicken einen wieder nach Hause. Ja und dann kann man froh sein. Dann kann man das abhaken und sagen ‚Ich habe keine Allergie, das ist toll.’ Das ist viel besser, weil die Unverträglichkeit ist sehr viel einfacher. Und dann geht man vielleicht noch die Tests durch, den H2-Atemtest für die Laktose- und die Fruktoseintoleranz. Je nach dem was da rauskommt, der ist offensichtlich auch nicht so super aussagekräftig, aber ich sage jetzt mal im Großteil der Fälle ist er das. Und ja, dann halt das Ausschlussverfahren, also Eliminationsdiät und gucken und danach wieder einführen vielleicht mal nach einer Woche oder vielleicht nach 2 Wochen gucken, so, reagiere ich jetzt da drauf, wenn ich das jetzt wieder esse. Das ist eigentlich, also der Goldstandard in der Medizin wäre auch zu sagen, pass auf, du gehst morgen in die Klinik, du isst das eine Woche lang nicht und nach einer Woche kommt der Arzt, gibt dir das und guckt was passiert. Das wäre so der absolute Goldstandard. Aber wenn du weißt, dass es keine Allergie sein kann und du kannst sagen ok, es ist eine Unverträglichkeit, dann kannst du das auch selber testen. Das ist dann halt „Scheiße“, weil du reagierst darauf und es ist unangenehm, aber du kannst das für dich beschließen, dass du darauf reagierst. Das ist in Ordnung. Ich bin damals losgegangen und hab eine Ernährungsberaterin gehabt und habe gesagt, pass auf, ich habe das Gefühl ich reagiere auf das und das und das und das. Und dann sagte sie, nein, das ist völlig überbewertet mit den Histaminen. Das kann überhaupt nicht sein. Ich kann nichts für dich tun. Und dann dachte ich so, ok, also sie ist die Expertin, spricht mir meine Körperbeobachtung ab. Was mach ich denn hier? Was mach ich denn jetzt? Und das möchte ich eigentlich den Leuten mitgeben, dass sie auch sich selber vertrauen können und dass der Arzt oder der Ernährungsberater oder der Heilpraktiker oder wer auch immer da vor einem sitzt auch nur ein Mensch ist und noch dazu ein Mensch, der nicht in deinem Körper drin steckt. Also das ist ganz einfach, also man kann sich selber vertrauen, total und auch irgendwie selber sagen, ok, ich habe das an mir beobachtet, das ist Scheiße so.
Julia:
Was hältst du eigentlich von jetzt diesen Nahrungsmittelunverträglichkeitstest, also wie IGE und…?
Nadja:
Ich glaube ich habe sie nicht erwähnt weiter.
Julia:
Weil das mich jetzt noch persönlich interessiert. Weil du hast, ich denke, dass du dich ein bissel sicherlich irgendwie damit beschäftigt hast oder es dir auf jeden Fall untergekommen ist. Ich will wissen, was deine persönliche Meinung einfach oder deine Erfahrung damit auch ist vielleicht.
Einschätzung von Nahrungsmittelunverträglichkeitstests, 41:08
Nadja:
Also es gibt diese Tests. Ich halte nicht besonders viel davon. Also das ist ein schwarz auf weiß wenn man es haben will oder so. Also es gibt diese IgG4-Tests, die viele Heilpraktiker machen. Das ist glaube ich noch ein Thema was erwähnt werden darf oder was ich selber für wissenschaftlich valide genug halte zu erwähnen, sagen wir es mal so. Da ist es so, dass die Ärzteschaft das nicht so gerne sieht und sagt, das hat irgendwie keine Aussagekraft. Die Heilpraktiker arbeiten aber damit und haben auch ganz gute Erfolge damit. IgG4 ist ein Immunmarker im Prinzip der ansteigt, auch wenn man das Lebensmittel sehr sehr häufig konsumiert. Das heißt, wenn ich oft Brot esse, dann habe ich natürlich eine Reaktion darauf, weil im Prinzip alles was an Fremdstoffen in den Körper kommt mit einer Immunantwort beantwortet wird. Ich denke IgG4 kann helfen, man sollte das jetzt nicht unbedingt, das ist jetzt kein Nachweis einer Allergie oder einer Unverträglichkeit.
Julia:
So als Dogma sozusagen ist es jetzt nicht so das einzige.
Nadja:
Ja, ganz genau, aber es zeigt schon, dass man gewisse Ernährungsgewohnheiten hat und dass man vielleicht etwas vielfältiger konsumieren darf in Zukunft.
Julia:
Genau. Und noch auf eine Sache, die du vorhin auch noch kurz sozusagen angerissen hast, weil du gemeint hast, man könnte Nahrungsergänzungsmittel nehmen, Probiotika oder was auch immer. Hast du da selber Erfahrungen oder würdest du sagen, eigentlich muss das nicht unbedingt sein oder gibt’s da was, wo du sagst, ja das kann ich wirklich empfehlen oder das hat für dich gut funktioniert?
Erfahrungen mit Nahrungsergänzungsmitteln, 42:51
Nadja:
Ja also es ist natürlich immer eine individuelle Entscheidung. Das ist ganz klar. Also man solle das normalerweise eigentlich auch mit jemandem absprechen, der da so ein bisschen Ahnung von Mikronährstoffen hat, also wie du jemand bist, Mikronährstoffcoach oder Orthomolekularmediziner – ein schönes Wort. Aber es geht natürlich in erster Linie auch heute immer um das Thema Symptome, wie kriege ich die jetzt weg. Also das ist ja unsere Tablettenmentalität die wir so haben, und wir wollen diese Sachen nicht mit uns rumschleppen und wir wollen nicht, dass es uns juckt ständig und wir wollen natürlich auch nicht das die Nase läuft usw. Also für mich hat gut funktioniert, und das ist auch etwas was ich weiterhin, wo ich echt Wert darauf lege, ist Omega 3, also Omega 3 Fettsäuren, um das Immunsystem und auch die Psyche zu stabilisieren. Also das ist echt ne gute Sache, ein gutes Fischöl sich zu besorgen oder Krillöl oder mittlerweile gibt’s auch Algenöl, was vegan ist. Also da muss man jetzt nicht mehr unbedingt auf Fische zurückgreifen. Ja, das ist eigentlich das Wichtigste. Ich hatte eine Histaminintoleranz. Also für mich war L-Methionin als Aminosäure relativ wichtig und Vitamin C in rauen Mengen. Das war wirklich ganz lange – ja so ungefähr. Ja also wenn du in einer Umgebung bist, wo du weißt, dass du reagierst, dann konsumierst du deine 5, 6, 7, 8 g Vitamin C am Tag bis der Durchfall kommt. Das ist ja dann wie das Symptom dafür, dass man zu viel davon hat. Aber du hast dafür keine anderen Beschwerden, also funktioniert halt ziemlich gut. Also Vitamin C ist echt ne super Sache. Dann haben wir natürlich einige andere Sachen noch die das Immunsystem stärken, wie Vitamin D. Wobei ich da natürlich auch dafür plädiere, dass man rausgeht im Sommer, anstatt Tabletten einzuwerfen.
Julia:
Ja, Licht.
Nadja:
Genau. Also das sind so die wesentlichen wichtigsten Sachen eigentlich. Was Präbiotika angeht und Probiotika, das ist ja auch noch so eine Frage, bin ich ein großer Fan von Fermenten, weil wir noch nicht genau wissen, wie wir das industriell so abwägen können, dass es uns wirklich nützlich ist. Und wenn es möglich ist und man keine Histaminintoleranz hat, dann auf jeden Fall Fermente in die Ernährung einbauen.
Julia:
Fermentierst du selbst?
Nadja:
Ja, ja. Ich habe mit allem möglichen experimentiert, und ich bin jetzt so bei Gemüsefermenten. Also viele trinken ja Wasserkefir oder Kombucha oder was man da so haben kann. Je nach dem was man so mag, also ja, da gibt es tolle Sachen.
Julia:
Ja, toll. Ja Naja, vielen herzlichen Dank. Ich meine wir haben jetzt wirklich einen wunderschönen Querschnitt bekommen über dein über diese Jahre angesammeltes Wissen, das du in deinem neu erschienenen Buch „Allergiefrei“ publiziert hast. Wo kriegt man das Buch?
Bezugsquellen für Nadjas Buch „Allergiefrei“, 45:55
Nadja:
Also erst mal damit es alle gesehen haben: So sieht es aus, und ihr könnt es bei amazon bestellen, ist im Selbstverlag erschienen, wird on demand gedruckt und direkt zu dir ins Postfach geliefert. Das geht super schnell. Oder als Kindle-Version ist es in Sekunden auf deinem Tablet-Reader, was auch immer du hast. Und ja, also amazon in erster Linie und ich glaube auch in wenigen Tagen müsste es auch über den Buchhandel bestellbar sein für alle die den großen Online-Riesen nicht unbedingt vertrauen, was auch immer, ihre Zahlungsdaten geben wollen. Die können es auch über den Buchhandel bestellen.
Julia:
Ok, super. Ja ich meine das tolle halt an dieser Möglichkeit ist, dass es eben wirklich, auch vom Umweltgedanken her, erst gedruckt wird, wenn es auch wirklich bestellt ist.
Nadja:
Toll, oder?
Julia:
…und man die Möglichkeit hat, das im Eigenverlag zu publizieren solche Dinge.
Nadja:
Ja richtig, ganz genau.
Julia:
Ja cool. Natürlich werden wir verlinken - das ist eh ganz klar - zu dir, zum Buch, wo man es bekommt. Noch mal auch die Dinge die du erwähnt hast würde ich ganz gerne verlinken, dass wir dann alle Ressourcen zusammen haben. Ja, dann vielen herzlichen Dank für deine Zeit!
Nadja:
Ja gerne, hat mir super viel Spaß gemacht. Vielen Dank, ist ja ein Herzensthema!
Julia:
Eben! Mir hat’s auch riesig viel Spaß gemacht. Ich habe wieder irrsinnig viel gelernt. Also weil grad das Thema ist so komplex und eben wenn man sich 5 Jahre mit nichts anderem beschäftigt, das ist einfach ein unglaublicher Wissensschatz, den du da angehäuft hast und der jetzt, nachdem du es geschafft hast, das in so einem tollen wirklich unglaublich gut gelungenen Buch niederzuschreiben, jetzt auch so vielen anderen Menschen damit helfen kannst, das zugänglich machen kannst und das ist wirklich unglaublich viel wert. Und danke dafür, dass du dir diese Zeit genommen hast, weil Buch schreiben ist Schweiß und Tränen und Blut und viel, viel, viel, viel Arbeit! Also wirklich toll, super gelungen und ich kann es nur jedem ans Herz legen und selbst wenn man jetzt nicht unbedingt selbst mit einer Allergie zu kämpfen hat, ist es trotzdem unbedingt ein lesenswertes Buch, weil man lernt sehr sehr viel andere Dinge und irgendwie einbauen kann man die immer und man kann auch davon profitieren, selbst wenn man jetzt nicht akut zumindest glaubt, keine Allergie zu haben oder keine Unverträglichkeit. Aber vieles kommt dann vielleicht erst auf.
Nadja:
Dankeschön, ja freut mich wenn es dir gefallen hat. Und ich freue mich natürlich über jedes Feedback und jede Bewertung die es dazu gibt. Kritisiert mich, haut mir rüber was ihr noch gelernt habt und was ihr wisst, weil dann wächst das Ganze. Das kann ja jederzeit verändert werden und ich finde das ist eine gute Sache.
Julia:
Genau, super. Ja dann, also vielen Dank und schönen Abend!
Nadja:
Danke, ebenfalls. Tschüß!
Julia:
Ciao.
##Bücher
allergiefrei! Lebensmittelallergien und Unverträglichkeiten Verstehen. Lindern. Heilen.
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Nov 27, 2017 • 31min
Die Dünndarmfehlbesiedelung - Ursachen, Diagnostik und Therapie - Interview mit Philipp Nedelmann/Sibolab
In Folge #127
Mein heutiger Gast ist Philipp Nedelmann. Er ist Heilpraktiker und Co-Founder von Sibolab. Es gibt inzwischen mehrere Millionen Menschen in Deutschland, die unter ständigen Verdauungsstörungen leiden. Ärzte nennen diese Krankheit häufig Reizdarm. Die Verbreitung dieses Leidens nimmt rasant zu. Viele Betroffene haben Ärzte-Odysseen hinter sich, ohne dauerhafte Besserung zu erreichen. Die Dünndarmfehlbesiedelung (DDFB bzw. SIBO) ist eine noch wenig bekannte Problematik. Herkömmliche Stuhluntersuchungen eignen sich nicht um SIBO zu diagnostizieren.
Wir sprechen in dieser Folge über SIBO, was es ist und wie es entsteht. Welche Symptome sind typisch für SIBO und welche Testmethoden eignen sich. Wir sprechen auch über Therapiemöglichkeiten und was du dagegen tun kannst.
Bitte beachten Sie auch immer den aktuellen
"Haftungsausschluss (Disclaimer) und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen" auf https://paleolowcarb.de/haftungsausschluss/
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Transkript
Klassische Symptome einer Dünndarmfehlbesiedlung, SIBO, 02:42
Was ist und wie entsteht SIBO?, 04:50
Unterschiede in Lebensbedingungen und Wirkungsweisen von Bakterien in Dünn- und Dickdarm, 07:27
Unterschiede zwischen Philipps Testmethode und herkömmlichen Tests, 10:35
Behandlungsmöglichkeiten nach positivem Test, 20:41
Die-Off-Syndrom, 26:12
Kontaktmöglichkeiten, 25:24
Julia:
Ja lieber Philipp, Herzlich Willkommen zur Evolution Radio Show! Bitte, vielleicht stell dich einfach mal kurz vor. Was ist deine Profession? Was ist dein Hintergrund und wie hast du in das Thema hinein gefunden?
über Philipp, 00:30
Philipp:
Ok, ja, danke. Gerne stelle ich mich kurz vor. Also Philipp ist mein Name. Seit 2006 bin ich Heilpraktiker und habe so also mit der Naturkunde meine Praxis gestartet und bin über die Jahre immer mehr in das Thema Darm würde ich sagen auch hinein gerutscht, weil es auch immer mehr Leute, immer stärker Leute betrifft, dass Nahrungsmittel Probleme bereiten können, dass der Stuhl sich so verändert, dass die Verdauung sich so verändert. Und besonders eigentlich so in das Thema, das mir so sehr am Herzen liegt mit dem Reizdarm kam ich über einen Patienten vor vielen Jahren, der zu mir kam und wirklich massive Probleme hatte und dem bis dato nicht geholfen werden konnte. Wir haben - das ist auch tatsächlich eine ganz lange Geschichte, ich will das ein bisschen kürzer krempeln - sehr sehr viel ausprobiert mit dem. Ja, weil auch die gängigen Tests, auch Nahrungsmittelunverträglichkeitstests einfach nicht griffen. Und wir kamen über diese Reise dann bei dem Thema an, dass sich vermutlich Bakterien in seinem Dünndarm angesiedelt haben, die da diese Probleme verursachten. Und darüber sind wir dann weiter tiefer reingegangen und haben das Ganze ermöglicht auch für andere Patienten. Und seit dem beschäftige ich mich mit diesem Thema SIBO, also Small Intestine Bacterial Overgrowth Syndrom, sehr, ja und sehr intensiv. Meine Praxis habe ich in Berlin, also zu meiner Person und lebe hier auch schon eine ganze Weile mit Familie und bin sehr happy.
Julia:
Ja, du hast ja gesagt das nennt sich SIBO oder Dünndarmfehlbesiedlung. Auf Deutsch findet man das dann auch oft unter dem Begriff. Jetzt sind ja vielleicht also viele schon grundsätzlich mit dem Thema vertraut, ja das ist der Mikrobiom und es gibt ja auch schon einige Stuhltests usw. Aber das SIBO das ist ja doch etwas ganz anderes, die Fehlbesiedlung im Dünndarm. Was würdest du denn sagen, einmal was sind denn so die klassischen Symptome für jemanden der eine Dünndarmfehlbesiedlung hat?
Klassische Symptome einer Dünndarmfehlbesiedlung, SIBO, 02:42
Philipp:
Ja, also das klassischste Symptom von allen ist eigentlich der Blähbauch und zwar die Gasentwicklung irgendwo im Bauch, ohne dass sie entweichen kann, ja, entweder nach oben oder nach unten abgehen als Winde. Dann haben sich Gase im Dünndarm gebildet und da muss man sich immer die Frage stellen, wie kann das sein? Womit hat das etwas zu tun? Wurden jetzt einfach nur unglaubliche Mengen an Kohl und Zwiebeln und Knoblauch zugleich gegessen? Oder passiert das tatsächlich auch bei verschiedenen anderen Nahrungsmitteln, die man gar nicht so im Verdacht hatte? Genau, das ist so das was ganz vorne oben steht. Und dann kommen Folgeprobleme, wie z. B. erhöhte Stuhlfrequenz, also dass es in Richtung Durchfall geht, in Richtung Verstopfung geht, Oberbauchschmerzen gehören dazu. Das wäre so das Klassischste was in dem Rahmen ist. Das betrifft aber schon sehr sehr viele Menschen. Also in Deutschland sind es bestimmt 15 Mio. Menschen die von genau solchen Problemen betroffen sind, ja. Und dann kann das aber noch weiter gehen, dass selbst Hautprobleme entstehen oder Blutdruckschwankungen. Dann sind es Konzentrationsprobleme. Da sprechen die Amerikaner vom sog. Brainfog. Ja, da hast du das Gefühl als hättest du einen Helm auf oder eine nebelige Sicht. Das sind so Rosacea im Gesicht oder auch Fibromyalgie. Das ist eine schmerzhafte Erkrankung des gesamten Bewegungsapparates, die sehr schwer zu klassifizieren ist und sehr schwer einzuordnen ist. Das sind so Sachen, die auch mit einer Dünndarmfehlbesiedlung assoziiert werden können, also in Zusammenhang gebracht werden können.
Julia:
Ja, spannend, eigentlich auch sehr sehr vielfältig von den Symptomen her. Jetzt einfach nicht nur ok so Blähbauch oder was. Da könnte man jetzt noch dran denken, aber dann doch so Sachen wie Konzentrationsstörungen und auch Fibromyalgie ist ja doch etwas, was man jetzt vielleicht im ersten Moment nicht direkt mit dem Darm in Verbindung bringen würde. Was ist eigentlich SIBO und wie entsteht das?
Was ist und wie entsteht SIBO?, 04:50
Philipp:
Also SIBO, oder auch dieses DDFB, das hattest du ja vorhin gesagt im deutschen Raum findet man das häufig auch darunter, oder bakterielle Fehlbesiedlung des Dünndarms, bedeutet in der Regel, dass Bakterien aus dem Dickdarm es geschafft haben, in den Dünndarm überzusiedeln. Und dort verursachen sie dann die Probleme, weil sie im Grunde genommen ihrer ganz normalen Aufgabe nachgehen, nämlich Reste von Zuckern oder Kohlenhydraten die im Dickdarm ankommen, zu verstoffwechseln, und dabei entstehen Gase. Das ist vornehmlich Wasserstoff. Das gibt aber auch bestimmte Gruppen von Bakterien oder Bakterien ähnlichen Gattungen, die können den Wasserstoff umwandeln in Methangas. Da kann man vielleicht später noch mal etwas dazu sagen, wenn wir mal über den Test ein bisschen sprechen. Aber die Ursachen dafür, für so eine Dünndarmfehlbesiedlung, liegen meistens in einer Lebensmittelvergiftung oder einer Magen-Darmgrippe oder einem verstärkten Gebrauch oder Anwendung von Antibiotika oder auch Protonenpumpenhemmern, also Magensäureblockern.
Julia:
Ok.
Philipp:
Das kann auch ganz häufig vorkommen. Und in der Regel wie gesagt kommt die Bakterienfehlbesiedlung von hinten vom Dickdarm. In manchen Fällen geht aber die Besiedlung auch von oben los, vom Magen. Und das wäre dann der Fall, wenn der erste Abwehrring, die Magensäure, nicht richtig greift und Bakterien aus der Nahrung in den Dünndarm geraten, die dort dann für Unruhe sorgen. Das könnten dann tatsächlich auch pathogene Erreger sein. Ansonsten in der Regel was vom Dickdarm kommt, sind Bakterien die zu uns gehören. Deswegen erkennt unser Immunsystem die auch nicht und wir haben nicht, eigentlich keine weiteren Krankheitssymptome, sondern Beschwerden. Aber wir reagieren darauf nicht mit Fieber oder mit anderen Abwehrmechanismen, weil das im Grund genommen sich um unsere Bakterien handelt, ja. Man kennt sich, man greift sich auch nicht an. Aber für die Bakterien ist das paradiesisch im Dünndarm, kaum Konkurrenz, sehr viel Nahrung. Da wird dann fröhlich umgewandelt. Das ist der Rest von Kohlenhydraten oder was generell an Kohlenhydraten da ist. Gerade im hinteren Abschnitt wird ja die Laktose auch aufgenommen. Der Zucker wird dann gerne von Bakterien gespalten und dabei entstehen eben Gase. Ja, das ist für die Bakterien Energiegewinnung und das macht uns dann die Probleme, weil die Gase nicht einfach entweichen können.
Julia:
Und weil du gesagt hast im Darm oder im Dünndarm herrschen paradiesische Zustände für die Bakterien, vielleicht kannst du mal erklären wieso. Was ist der Unterschied jetzt zwischen dem Dünndarm und dem Dickdarm und auch hinsichtlich natürlich der Bakteriendichte und auch der Lebensbedingungen?
Unterschiede in Lebensbedingungen und Wirkungsweisen von Bakterien in Dünn- und Dickdarm, 07:27
Philipp:
Da ist der Dünndarm, der gilt als steril. Wir haben im Dünndarm pro ml Schleimhautflüssigkeit etwa, naja unter 10.000 Bakterien. Im Dickdarm sieht das ganz anders aus. Das klingt viel, ist aber unglaublich wenig. Im Dickdarm haben wir pro ml Schleimhautflüssigkeit mehr als 1 Milliarde Bakterien. Da herrschen also ganz andere Konkurrenzverhältnisse und auch Mengenverhältnisse an Bakterien insgesamt. Und das über den ganzen Dünndarm hinweg, der ist ungefähr 4 Meter lang. Der Dickdarm ist noch mal 1 Meter lang. Also wir haben hier auch so ein bisschen was Größenordnung angeht verschiedene Verhältnisse. Und wenn es nun Bakterien eben rüber schaffen, dann ist tatsächlich dieser Zustand gegeben, dass da wenig andere Bakterien sind und eben sehr viel Nahrung. Deswegen verschwinden die auch nicht einfach so von selbst. Dazu muss aber auch noch kommen, dass die Peristaltik vom Dünndarm nicht gut funktioniert, also die Eigenbewegung des Dünndarms und dass die Ileozäkalklappe nicht richtig geschlossen hat, weil das ist die Pforte, durch die die Bakterien durchwandern.
Julia:
Also das ist die zwischen dem Dünndarm und dem Dickdarm dann, oder?
Philipp:
Genau, die ist genau zwischen Dünndarm und Dickdarm. Die ist eigentlich so die Grenzpforte und soll, im Inneren geht es eigentlich nur in eine Richtung. Es geht vom Dünndarm in den Dickdarm. Wenn die aber nun durch bestimmte Verhältnisse, wie gesagt Magen-Darmgrippe, Lebensmittelvergiftung etc., da außer Kraft gesetzt ist oder auch die ganze Motilität, also Eigenbewegung, Peristaltik, die Bewegung des Darms außer Kraft gesetzt ist, dann können es Bakterien unter Umständen rüber schaffen und die dann auch von selber nicht mehr weggehen.
Julia:
Wäre denn auch z. B. so etwas wie eine Darmspülung oder eben so eine Colon-Hydro-Therapie auch ein mögliches Risiko, dass die da reingespült werden?
Philipp:
Ja, das wäre auf jeden Fall denkbar. Also die Erfolge die mit Colon-Hydro-Therapie da sind oder auch die Erfahrungen, die sind meine ich ganz gut. Ja, vielen Leuten hilft das auch sehr auch z. B. bei der Gewichtsreduktion oder bei der Reinigung oder was Hautprobleme angeht ist es eine ganz bewährte Therapie. Aber wenn es sich eh schon um ein schwaches Darmsystem handelt, ja, und nun über die Wassermenge und die Massage da auch Flüssigkeit in den Dünndarm rein gerät, dann wäre das denkbar, dass auch entsprechend Bakterien mitkommen. Ausschließen kann man das nicht.
Julia:
Ok. Ich meine du hast ja jetzt schon gesagt oder so ein bissel angesprochen die Sache mit dem, eben dass die verschiedene Gase bilden. Jetzt ist es ja so, es gibt eben einige ja schon Labors, die solche, also Tests anbieten, ja. Aber ihr habt ja bei euch eine ganz bestimmte Besonderheit bei eurem Test. Was ist jetzt der Unterschied zwischen eurem Test und dem Test, der oft sonst angeboten wird? Ja, eben was sind da die Unterschiede und warum ist da eurer praktisch genauer oder dem überlegen?
Unterschiede zwischen Philipps Testmethode und herkömmlichen Tests, 10:35
Philipp:
Ja, also es gibt da glaube ich verschiedene Punkte. Das wesentlichste Merkmal von unserem Atemgastest, das ist es ja dann, ist, dass wir nicht nur Wasserstoff messen sondern auch Methangas. Dadurch bekommen wir viel mehr Information über das was im Dünndarm passiert und bekommen auch die sog. Non-responder. Es gibt viele Leute die machen einen Wasserstoffatemgastest, dann auch auf Laktose oder Fruktose oder Glukose, Sorbitol – das sind so die Gängigsten – und haben aber keinerlei Anstieg, obwohl dabei Beschwerden bestehen, ja, obwohl der Bauch sich wölbt mit Gasen oder der Darm und dann meinetwegen auch Oberbauchschmerzen auftreten bis hin zu Durchfall. Und wir können eben auch das Methangas erfassen und kriegen den Non-responder. Dazu messen wir auch noch gegen CO2, also dass Messfehler bei der Durchführung des Tests auch ausgeklammert werden können. Das können wir dann korrigieren. Dann haben wir ein etwas, da haben wir ein stimmigeres Messergebnis. Dann kommt noch dazu, dass – das will ich jetzt gar nicht anderen Tests absprechen, aber das können wir unserem Test auf jeden Fall fürhalten – dass wir auf eine sehr hohe Qualität achten bei den Röhrchen. Wir haben Glasröhrchen, die haben einen besonderen Gummistopfen und die sind sehr stabil. Also die Atemgase die abgefangen wurden da drin, die sind bis zu 2 Wochen stabil, ja. Und dadurch haben wir die Möglichkeit, diesen Test auch quer durch Europa zu schicken, ggf. auch noch weiter.
Julia:
Das ist toll.
Philipp:
Ja, das ist ein Riesenvorteil.
Julia:
Also das heißt eben, weil du sagst eben Atemgase, also hier die Analyse würde eben nicht wie bei der Fehlbesiedlung oder Dysbiose im Dickdarm jetzt über Stuhl eben ablaufen, sondern über einen Atemgastest. Auch interessant, dass man das eben anders untersucht, weil würde man irgendetwas auch in einer Stuhlprobe sehen oder gibt es da Hinweise, wenn z. B. irgendwas im Stuhl schon nicht in Ordnung ist, dass das dann auch auf eine Dünndarmfehlbesiedlung hinweist?
Philipp:
Ja danke, dass du das ansprichst. Also die Stuhluntersuchungen können da ganz spannend sein und aufschlussreich sein. Leider bekommen wir eben über den Florabefund keine gute Aussage über den Dünndarm. Das liegt zum einen daran, dass dort auch eigentlich keine Bakterien sein sollen und zum zweiten muss der Stuhl auf dem Weg nach draußen und in das Röhrchen hinein ja durch den Dickdarm durch. Dann ist der komplett kontaminiert von allen Dickdarmbakterien, so dass man da keine vernünftige Aussage bekommt. Ja das ist eben wieder das Mengenverhältnis von Dünndarmbakterien zu Dickdarmbakterien. Im Grunde genommen sind ja die meisten Stämme auch im Dickdarm vertreten. Also kriegen wir da nichts über eine Dysbiose oder Fehlbesiedlung des Dünndarms raus. Was Sinn machen kann, ist eine Floramessung zu machen, wenn da wirklich eine starke Dysbiose ist, weil auch bei der Stuhlprobe kann es zu Messfehlern kommen durch zu lange an der Luft, zu lange Transportwege etc. Ja, das sind ja Bakteriengattungen, die einen können mit Luft gut umgehen, die anderen vertragen Luft eher nicht so gut. Da hat man häufig schon eine leichte Dysbiose. Das kann man halt auch so ein bisschen rausrechnen wenn man sich die Floramessung anguckt. Ja, aber wenn da was Starkes vorliegt, dann ist das schon natürlich auch sinnhaft, da mit einem Probiotikum eine Aufbaukur zu machen.
Julia:
Ok.
Philipp:
Das sehe ich schon so. Nur leider kriegen wir eben über den Dünndarm dann nicht viel raus. Das heißt, wir brauchen eine andere Strategie, um diesen Dünndarm zu screenen, weil einfach mit einer, so was jetzt gerade bei dem Reizdarm ja häufig gemacht wird, das sind Magenspiegelungen und dann Darmspiegelungen. Das heißt wir gucken von oben in den Körper rein und wir gucken von unten in den Körper rein, messen aber nicht die 4 Meter Dünndarm, ja. Die 4 Meter Dünndarm werden außen vorgelassen, weil dort im Grunde genommen nicht viel passiert so an Bakterienaktivität usw. ja, und das wird auch gar nicht vorausgesetzt. Das heißt, wir brauchen hier eine besondere Strategie. Und da lässt sich über das Atemgas eben recht genau feststellen, ob dort schon bakterielle Aktivität stattfindet oder nicht, dann in welchem Ausmaß und auch ungefähr wo. Wenn die Atemgase sehr früh ansteigen, also jetzt Wasserstoff und Methangas, dann können wir davon ausgehen, dass auch recht dicht beim Magen schon so eine bakterielle Aktivität stattfindet. Wenn das eher so zur Mitte hin ist oder zum Ende können wir sagen, ok das ist vielleicht noch weiter hinten, das lässt sich auch eher so oder so behandeln. Also auch tatsächlich sind die Therapieentscheidungen etwas unterschiedlich, je nach dem wo die Atemgase ansteigen.
Julia:
Aha, das heißt also z. B. könnte man jetzt davon ausgehen, vielleicht dass wenn es eher am Anfang des Dünndarms ist, dass wohl eher die Einwanderung vom Magen ausgeht, also vielleicht zu wenig Mangensäure da ist oder da pathogene Keime sind und wenn es am Ende des Dünndarms ist, eher vom Dickdarm aus die Besiedlung stattfindet?
Philipp:
Also genau, bei letzterem können wir ziemlich sicher sagen, dass es dann vom Dickdarm aus kommt, wenn die Atemgase eher spät ansteigen. Wenn sie früh ansteigen, können wir das nicht, weil es sein kann, dass der Dünndarm von hinten ganz durchbesiedelt ist, aber die Gasproduktion so stark ist, dass sich das durch den ganzen Test durch anhält.
Julia:
Ach so.
Philipp:
Da müsste man dann im Grund genommen, da könnte man mit einem Glukosetest nacharbeiten, um dann den ersten Abschnitt noch mal besonders anzugucken. Ja, das kann Sinn machen, hat sich aber bisher ist das kaum gemacht worden, oder kaum angefordert worden.
Julia:
Das heißt, weil du sagst die Glukose, das heißt je nachdem welches Substrat man gibt, würde man eine andere – was sieht man dann dadurch, also was kann man da ablesen?
Philipp:
Also wenn man Glukose verwendet, dann testet man eigentlich nur den ersten Abschnitt vom Dünndarm, weil die Glukose sehr gut aufgenommen wird vom Dünndarm, ja. Wenn da also Wasserstoff oder Methangas ansteigen, dann haben wir es schon mit einer Dünndarmfehlbesiedlung zu tun, die bis nach vorne durchgetreten ist oder eben vorne stattfindet. Wenn der Glukosetest negativ ist, dann heißt das erst mal nur der 1. Abschnitt ist frei, aber wir wissen noch nicht, was mit dem hinteren Teil des Dünndarms los ist, weil dann ja der ganze Zucker vom Körper selber schon aufgenommen wurde. Das heißt, der Zucker hat die Bakterien gar nicht erreichen können. Wenn wir Lactulose verwenden, was da unserer Meinung nach der sicherere Test ist, dann können wir den ganzen Dünndarm angucken, weil die Lactulose nicht aufgenommen wird von Dünndarm. Die landet, wenn keine Bakterien da sind, komplett im Dickdarm. Und das bedeutet, dass nach 120 Minuten irgendwann die Atemgase stark ansteigen. Und dann können wir auch eine Aussage über den Dünndarm treffen, also wie schnell er eine Flüssigkeit durchreicht. Wir können aber dann – genau, ja – aber dann wissen wir auch, da ist keine Bakterienfehlbesiedlung. Also das ist im Grunde genommen so eine Art Vortest. Das kann man auch als Vortest nehmen für einen Laktoseintoleranztest.
Julia:
Ok, ganz kurze Unterbrechung, vielleicht hast du es eh gerade gesagt, bei der Fruktoseintoleranz oder Malabsorptionstest oder Laktoseintoleranz misst man ja auch die Atemgase. Gibt’s da so etwas wie falsch positiv, also dass es eigentlich eine Fehlbesiedlung des Dünndarms ist und man es aber als Laktoseintoleranz interpretiert?
Philipp:
Ja, die Gefahr ist durchaus gegeben, falsch positive Tests und auch falsch negative Tests. Wenn man dieses Grundprinzip von dieser bakteriellen Fehlbesiedlung verstanden hat, dann wird das ganz klar, weil die Bakterien die sitzen ja quasi auf der Schleimhaut und in der Schleimhaut drin und die wollen einfach den Zucker haben, ja, nichts anderes. Das heißt, ob jetzt von außen eine Laktose gegeben wird oder eine Fruktose oder ein anderer Zucker ist den Bakterien erst mal egal. Und denen ist auch egal wie der Test heißt. Ja, das ist es, genau, ist denen egal. Wenn die dann also den Zucker bekommen, verstoffwechseln sie ihn und produzieren Gase. Und lt. der Leitlinien heißt es, wenn ein Laktoseintoleranztest einen Wasserstoffanstieg von größer als 20 parts per million aufzeigt, dann ist es positiv. Dann muss man gucken, in welchen Minutenzeiträumen diese Gase angestiegen sind. Dann muss man das doch eher kritisch betrachten. Weil, wenn innerhalb von 100 Minuten die Gase ansteigen, dann hat der Zucker, ist der entweder gerade da angekommen, wo der Körper ihn selber aufnehmen würde oder er ist noch nicht einmal da angekommen, ja. Das heißt, ein positiver, ein echter positiver Laktoseintoleranztest heißt 100 – 120 Minuten lang passiert gar nichts. Dann kommt die ganze Laktose im Dickdarm an und dann gehen die Atemgase nach oben. Wenn das vorher passiert, da müsste man eigentlich fairerweise sagen, der Test ist so nicht durchführbar, denn es ist dann ein Hinweis auf eine laktoseabhängige Fehlbesiedlung des Dünndarms, weil es eben zu früh angestiegen ist. Die Laktose wird im letzten Dünndarmabschnitt aufgenommen. Da findet dann auch die Spaltung statt. Wenn jetzt bei Minute 60 der Wasserstoff in die Höhe schießt, dann ist ja die Laktose nicht einmal dort angekommen, wo sie eigentlich aufgenommen werden würde. Und das muss einen stutzig machen. Das ist bei der Fruktose ähnlich, aber da ist man sich noch nicht ganz sicher, weil die Fruktose hat andere Aufnahmemechanismen als die Laktose. Sie wird nicht enzymatisch gespalten, sondern einfach entlang des Bedarfs, ja des Konstruktionsgefälles aufgenommen. Genau, und viele Laktose- und Fruktosetests die gehen nur bis 120 Minuten. Und wenn dann keine Anstiege sind, heißt es Laktoseintoleranz – äh Quatsch, keine Intoleranz. Aber das Ding ist, erst ab 120 Minuten wird es spannend bei dem Test.
Julia:
Ok.
Philipp:
Ja, das heißt, ein Test der 120 Minuten lang testet und es kam kein Ergebnis dabei raus, ist einfach für die Katz, ist für die Tonne. Da kann man nichts daraus lesen.
Julia:
Wahnsinn.
Philipp:
Braucht mehr Minuten.
Julia:
Ja, spannend. Ich meine jetzt wissen wir, wie wir darauf kommen, ob man es hat oder nicht. Was kann man jetzt tun, also was sind deine wichtigsten Tipps? Wie gehst du das an, wenn jetzt jemand positiv, also sowohl von den Symptomatiken her als auch natürlich vom Test her, reagiert? Was gibt’s da für Möglichkeiten vorzugehen?
Behandlungsmöglichkeiten nach positivem Test, 20:41
Philipp:
Ja, die gibt es. Und es geht ja erst mal auch vor allem darum, Beschwerden zu lindern, ja, dass es den Patienten oder den Menschen besser geht. Und das bedeutet, den Bakterien die Nahrung zu entziehen. Und da es sich um Kohlenhydrate handelt, raten wir dann dazu, eine kohlenhydratarme oder kohlenhydratfreie Ernährungsweise einzuschlagen. Die Stichwörter sind dann LowCarb oder das geht ja dann auch in Richtung Paleo, wobei man da dann auch ein bisschen noch ein paar Sachen wieder rauskürzen muss, ja so Süßkartoffeln z. B. glaube ich wird da ganz gerne gegeben. Die kann wie Dynamit wirken, ja bei jemandem der eine starke SIBO hat. Ja, aber ketogen geht dann schon auch in die Richtung. Und das ist das was wir über die Ernährung machen, ja, also Kohlenhydrate runter. Wenn jemand allerdings späten Gasanstieg hat, wo es erst sich so um den letzten Abschnitt handelt, dann kann man durchaus argumentieren, ob man vielleicht so etwas wie Kartoffeln und Nahrungsmittel mit einem hohen glykämischen Index, also wo der Zucker schnell übergeht ins Blut, ob man die drin lässt im Nahrungsplan, ja.
Julia:
Ok.
Philipp:
Und das andere ist dann, also das eine ist eben die Nahrung entziehen. Das andere sind bestimmte pflanzliche Mittel oder auch pharmazeutische Mittel, um die Bakterien in die Flucht zu schlagen. Ich habe ja vorhin gesagt, das sind Bakterien die eigentlich zum Körper gehören. Also wir erkennen die selber nicht als Feinde an und bekämpfen die nicht. Daher brauchen wir Hilfe von außen. Und das können dann bestimmte Produkte sein oder eben auch bestimmte Antibiotika. Gerade im Pharmaziebereich, wenn der behandelnde Therapeut ein Arzt ist, dann kann der z. B. Rifaximin verordnen, ggf. auch in Kombination mit Neomycin oder Metronidazol. Das sind Therapieprotokolle die sich auch sehr bewährt haben, ja. Gleichzeitig gibt es aber auch pflanzliche Protokolle die sich ebenso bewährt haben und die nachhaltiger wirken, was durchaus von Vorteil sein kann. Also das ist nicht nur jetzt mal eben wegbekommen, sondern tatsächlich soll es ja auch darum gehen, insgesamt von diesen Problemen befreit zu werden.
Julia:
Natürlich, ja.
Philipp:
Da arbeiten wir gerne mit hoch dosiertem Knoblauchextrakt, mit Oregano, mit Thymian, ja mit verschiedenen Mitteln mit Berberin. Das ist eine Wurzel, die sehr stark gegen Wasserstoffproduzenten wirkt. Und dann mit bestimmten Mitteln, die den Dünndarm anregen. Das sind Prokinetika heißen die. Ein einfaches Beispiel wäre Iberogast. Das bekommt man eigentlich in dem Bereich - das sind Apotheken. Es gibt da auch noch andere Varianten. Da haben wir sehr viele Mittel zusammengestellt und Pläne für Therapeuten, die mit uns zusammen arbeiten wollen, um dort auch Hilfestellung zu leisten. Aber das ist so die Vorgehensweise. Das ist auch eine nebenwirkungsarme Therapie. Man muss halt nur aufpassen auf die Dinge, die wir von Ernährungsumstellungen generell kennen. Es kann zu einem erheblichen Gewichtsverlust kommen, wenn die Kohlenhydrate wegfallen. Es kann zu einem Energieverlust kommen. Und da ist es dann eben wichtig, Strategien anzuwenden, die den Menschen darüber hinweg helfen.
Julia:
Und also so diese Sachen wie Oregano und das Berberin, ist das in Kapselform oder als Tee oder wie kann ich mir das vorstellen?
Philipp:
Ja, idealerweise ist das eine Kapselform. Also man kann es natürlich auch unterstützen mit verschiedenen Tees. Aber gerade Oregano würde ich auf keinen Fall als Öl nehmen, sondern immer in Kapselform, weil das ein ziemlich aggressives Mittel ist. Nicht alles was von der Natur kommt ist so sanft und vieles kopieren wir ja auch. Das Antibiotikum ist ja auch von einem Pilz, vom Penicillin, äh ist ja auch von einem Pilz entstanden. Also es ist ja ursprünglich auch natürlich, auch wenn es jetzt synthetisch aufbereitet wird. Aber so ein Oregano-Öl, wenn man das als ätherisches Öl zu sich nimmt, das kann richtig ätzend wirken auch im Mund und dann auch in der Speiseröhre. Das heißt, hier würde ich wirklich empfehlen, auf fertig gebaute Produkte zurückzugreifen und zwar in Kapselform. Aber manches gibt es auch in flüssiger Form. Es gibt ein Mittel z. B. das heißt Biocidin. Das geben wir auch gerne, sowohl gegen Wasserstoff als auch gegen Methangas produzierende Bakterien. Das kommt als Tropfen. Das wirkt sehr gut antibiotisch und dann gleichzeitig aber auch gegen Pilze, ja, weil auch eine Candida-Infektion kann gleichzeitig bestehen und das ganze Problem etwas erschweren. Da kann man dann gut schon auch dagegen mitgehen.
Julia:
Spannend, ja. Wie, wo können dich jetzt die Zuhörer und Zuschauer am besten finden, wenn man jetzt mehr auch über euch und über den Test vielleicht nachlesen möchte, bzw. sich informieren möchte?
Kontaktmöglichkeiten, 25:24
Philipp:
Also man kann einfach auf unserer Homepage gucken, www.sibolab.de. Dort haben wir einige Informationen zusammengetragen. Das ist allerdings alles eher etwas Generelles, etwas Gröberes. Wir arbeiten gerne mit Therapeuten und Ernährungsberatern und Wissenschaftlern zusammen, geben denen auch die Therapieprotokolle, Fristdiagramm wie man da vorgeht. Und so ist dann auch der Test eigentlich zu beziehen, in der Regel über die Therapeuten. Das ist am einfachsten, weil es dann auch eine Begleitung gibt.
Julia:
Ja genau.
Philipp:
Etwas schwierig ist es immer, weil in jeder Therapie gibt es Höhen und Tiefen, so auch in dieser. Das kann dann auch mal sich anfühlen, als wäre das Problem überhaupt nicht behoben sondern eher schlimmer geworden. Das hat mit dem sog. Die-Off-Syndrom zu tun. Da ist es immer wichtig auch einen Ansprechpartner zu haben. Da arbeiten wir eben gerne mit Therapeuten zusammen.
Die-Off-Syndrom, 26:12
Julia:
Kannst du noch kurz sagen, was versteht man unter dem Die-Off-Syndrom?
Philipp:
Ja, wenn jetzt über die pflanzlichen Antibiotika Bakterien absterben - das müssen noch nicht einmal Bakterien sein, die im Dünndarm sitzen, das können auch Borrelien sein, das können Streptokokken sein, das können aber auch Herde sein woanders im Körper - die haben bestimmte Mittel die verlassen auch da den Darm. Das Allimed z. B., was hochdosierter Knoblauchextrakt ist, geht auch in die Blutbahn über und wirkt sehr effektiv auch gegen Borrelien. Das ist eine ganz tolle Therapie, Therapieansatz da.
Julia:
Toll!
Philipp:
Wenn aber zu viele auf einmal absterben, dann kann sich das ziemlich übel auswirken für den Körper, also Unwohlsein, Übelkeit, richtig zittrig kann es werden. Und wenn es jetzt um die Bakterien im Dünndarm geht, dann werden teilweise so viele Gifte frei, oder im Überlebenskampf versuchen sie noch Reste von Kohlenhydraten zu verstoffwechseln, dass dann wieder auch Symptome auftreten. Da muss man gegen angehen. Ja, und das macht man am besten durch gute Fette, durch mehr Wasser trinken oder auch Aktivkohle.
Julia:
Ok, zum Binden von den Giftstoffen die da frei werden. Ja super! Ich habe auch eben die Möglichkeit für – wen es interessiert, der kann sich auch an mich wenden und den Test beziehen. Und sonst natürlich, wenn ihr selber in Heilpraktiker-Betreuung seid, sicherlich könnt ihr auch euren Heilpraktiker natürlich darauf aufmerksam machen und der kann sich dann an Sibolab, oder der Arzt oder der Therapeut eben an Sibolab wenden, an den Philipp Nedelmann und dann dort den Test natürlich beziehen. Dann sage ich herzlichen Dank für deine Zeit. Es war sehr sehr spannend. Es ist ein spannendes Thema, nicht so gut wenn es einen betrifft, aber trotzdem wahnsinnig spannend. Toll, dass es jetzt auch so viele Möglichkeiten gibt. Dann sage ich vielen Dank noch mal für deine Zeit, hat mich sehr gefreut und ja, ich hoffe wir sehen uns bald wieder!
Philipp:
Danke schön, das hoffe ich auch, auf jeden Fall! Alles Gute!
Es gibt inzwischen mehrere Millionen Menschen in Deutschland, die unter ständigen Verdauungsstörungen leiden. Ärzte nennen diese Krankheit häufig Reizdarm. Die Verbreitung dieses Leidens nimmt rasant zu. Viele Betroffene haben Ärzte-Odysseen hinter sich, ohne dauerhafte Besserung zu erreichen.
Wir haben für die Behandlung des Reizdarm-Syndroms eine eigene Therapie entwickelt.
##Ursache von vielen Verdauungsbeschwerden
Bakterien im Darm sind ein entscheidender Bestandteil unserer Verdauung. Die meisten Bakterien befinden sich am Ende im Dickdarm, wo sie die Nahrungsreste verdauen, die nicht vom Körper im Dünndarm aufgenommen werden konnten. Dazu gehören insbesondere Ballaststoffe, aber auch schwer verdauliche Kohlenhydrate wie solche in Bohnen.
Die Probleme entstehen, wenn dieser Prozess durcheinander kommt. Das kann z.B. passieren wenn man verdorbene Lebensmitteln isst, die Motilität des Darmes geschwächt ist (z.B: durch eine Schilddrüsenunterfunktion), man, Magensäurehemmer einnimmt oder aus sonstigen Gründen, die zur einer reduzierten Darmfunktion führen.
In diesen Fällen haben es die Dickdarmbakterien leichter, in den Dünndarm "hochzuwandern". Wenn das einmal passiert ist, dann verwerten sie die gute Nahrung, die eigentlich der Körper aufnehmen sollte. Dies führt nicht nur zu einer Unterversorgung an Kalorien, Vitamine, Mineralstoffen, etc, sondern auch zu viel "Luft im Bauch". Die Bakterien produzieren nämlich als Nebenprodukt Gase wie Wasserstoff und Methan. Durch die nun enorm erhöhte Menge an "Futter" steigt dementsprechend auch das Gasvolumen an. Das sind dann die Blähungen, die so viele Menschen mit dem Reizdarm plagen.
Desweiteren geben die Bakterien Toxine (=Gifte) an den Darm ab, die wiederum u.a. den Hormonhaushalt stören. Das kann dann in Folge zu Gedächstnis- und Konzentrationsstörungen, Depression , Müdigkeit, Abgeschlagenheit, etc führen.
Da sich die Bakterien vor allem von Kohlenhydraten ernähren, führt eine Reduktion solcher in den allermeisten Fällen zu einer schnellen und dramatischen Verbesserung der Symptome. Allerdings kann man die Bakterien nicht aushungern, da sie sehr zähe Lebenswesen sind mit ausgeklügelten Überlebenstechniken. Die effektivsten Mittel liefert die Natur selber durch stark antimikrobielle Lebensmittel wie Knoblauchextrakte als auch durch Einsetzen von "guten" Bakterien, die sich mit den schlechten um den Platz streiten.
Helfen Sie Ihrem Darm, sich selbst zu helfen
#Therapieplan
Nach Durchführung des Atemtests und positivem Befund (d.h. eine Fehlbesiedlung liegt vor) wird anhand der Daten des Atemtests ein Therapieplan entwickelt.
Der Therapieplan teilt sich in eine Reinigungs- und eine Aufbauphase inkl. einer Ernährungsumstellung ein. Während die Ernährung während der gesamten Therapie umzustellen ist, teilt sich der Rest in zwei Phasen ein. Die Reinigungsphase dient in den ersten 4-8 Wochen dazu, die gesamte Belastung durch die Bakterien stark zu reduzieren. Diese Aufgabe wird zwar in der Aufbauphase fortgeführt, der Fokus ändert sich jedoch auf die Regeneration des Darmes inkl. dem Aufbau einer guten, schützenden Bakterienkultur.
In beiden Phasen kommt es auf die sorgfältige Auswahl der geeigneten natürlichen Nahrungsergänzungsmittel an.
##Ernährung
Die Ernährung ist das Fundament der Therapie. Die Ernährung bestimmt nämlich, welche Arten von Bakterien im Darm florieren und welchen das "Futter" entzogen wird. Da die problemverursachenden Bakterien Kohlenhydrate zum Überleben brauchen, sollten entsprechende Lebensmittel insbesondere in der Anfangsphase stark reduziert werden. Später können diese graduell wieder eingeführt werden.
Wir geben unseren Patienten eine Liste mit empfehlenswerten und zu vermeidenden Lebensmitteln mit. Anhand derer kann sich der Patient ausrichten. Insbesondere, aber nicht nur, Lebensmittel mit FODMAPs sollte gemieden werden. FODMAPs sind kurzkettige Kohlenhydrate (Mono-, Di- und Oligosaccharide) sowie Zuckeralkohole.
Alleine diese Ernährungsumstellung bewirkt bei den meisten Patienten innerhalb weniger Tage eine spürbare Besserung der Symptome.
##Reinigungsphase
In der Reinigungsphase liegt der Fokus auf dem Entfernen der problemverursachenden Bakterien und das Verhindern vom Ansetzen neuer Bakterien.
Zur Entfernung der bestehenden Dünndarmbakterien greifen wir auf natürliche Antibiotika zurück. Hierbei liegt die Betonung auf natürlich, denn die Natur hat deutlich intelligentere und körperunterstützende Mittel entwickelt als die menschlich hergestellten chemischen Produkte. Ein bewährtes Mittel in unserer Therapie ist z.B. Allicin, welches ein Extrakt aus der Knoblauchknolle ist. Allicin wurde im Rahmen unzähliger medizinischer Studien getestet und hat sich als stark antimikrobiell, antifungal und antiparasitär erwiesen. Gleichzeitig ist es ein natürliches Mittel, welches das Immunsystem unterstützt. Allicin ist nur eines von mehreren natürlichen Mitteln, welches wir zur Bakterienbekämpfung einsetzen.
##Aufbauphase
In der Aufbauphase wird die Stabilisierung des Darms, der Aufbau der Schutzfunktion und eine vermehrte Belegung mit guten Bakterien angestrebt.
Da die pathogenen Bakterien im Dünndarm eine optimale Aufnahme der Lebensmittel verhindern, führt dies nicht selten zu einer Unterversorgung an Vitaminen und Mineralstoffen. Hinzukommt, dass die Bakterien für den Aufbau ihres Biofilms, einer Art Schutzwall, Mineralstoffe wie Magnesium, Zink und Eisen aufbrauchen.
Von daher unterstützen wir den Körper durch entsprechende Nahrungsergänzungsmittel (NEM) als auch durch Empfehlung bestimmter Speisen. So enthält bspw. die Rinderkraftbrühe viele Nährstoffe, die dem reizdarmgeplagten Körper fehlen. Omega-3-Fettsäuren, Curcuma, Zink, etc sind Beispiele von NEMs, die wir in dieser Phase empfehlen.
Sowohl in der Reinigungs- als auch Aufbauphase unterstützen wir den Körper mit sogenannten Super-Probiotika. Diese sind aus natürlichen Lebensmitteln hergestellte fermentierte Produkte, die über ihre naturgegebenen Eigenschaften sehr effektiv beim Aufbau einer guten Darmflora helfen.
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Bei Interesse schreib eine Mail an julia@paleolowcarb.de und Du erhältst nähere Informationen.
Webseiten
Sibolab
Philipp Nedelmann
Sibolab UG
Kastanienallee 4
10435 Berlin (Prenzlauer Berg)
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Nov 13, 2017 • 29min
Produktivität und Potentialfindung mit Hygiagogik | Interview mit Gabriele Glück
In Folge #126
Mein heutiger Gast ist Gabriele Glück. Sie ist Master of Physikopraktik (MP), Ausbilderin und Praktopädin in Physikopraktik und Hygiagogik.
Hygiagogik ist ein neuer Gesundheitsberuf und ein neuer Ansatz für ganzheitliche Gesundheitsvorsorge. HygiagogInnen verfolgen einen pragmatischen, streng erweiterten salutogenen Ansatz; streng erweitert im Sinne des subjektiven Gesundheitsempfindens, Gesundheitsbewusstseins und Gesundheithandelns. Die Tätigkeit ist in dem Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention angesiedelt. Ausgangspunkt der Tätigkeit ist ein mulitperspektivisches Assessment um entsprechende Ziele festzulegen. Es folgt ein multimethodales Profil um die Ressourcen und das Gesundheitspotential eines Klienten zu identifizieren. Daran schließt die multimodale Konzeption, die sich erstreckt von Gesundheitspflege, über Gesundheitsbildung zum Gesundheitstraining. Anschließend erfolgt eine multidimensionale Evaluation über kurz-, mittel- und langfristige Effekte.
Antonius Wolf ist der Urheber. Alle Programme sind Marken und Urheber -rechtlich geschützt. HygiagogInnen entfalten und ersetzen keine ärztliche Tätigkeit! Wir kooperieren häufig mit Ärzten.
Wir sprechen in dieser Folge über die Möglichkeiten mit Hilfe der Techniken aus der Hygiagogik, die allgemeine Gesundheit zustärken, Stressresistenz zu entwickeln, die eigenen Stärken zu erkennen und zu fördern. Vor allem was Potentialfindung, Kreativität und Produktivität betrifft, bietet die Hygiagogik tolle Ansätze.
"Die Stärkung der Gesundheit, das Erkennen verborgener Potentiale und das Hinführen zur Nutzung eigener Ressourcen ist das Ziel der Typologischen Gesundheitsentwicklung. In meiner Tätigkeit ergänze ich die Erkenntnisse ärztlicher Untersuchungen, unterstütze therapeutische Anwendungen und führe die Menschen in eine verbesserte Lebensqualität und Gesundheitskompetenz." - Gabriele Glück
Bitte beachten Sie auch immer den aktuellen
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Transkript
über Gabriele
Erklärung des Begriffs „Hygiagogik“
Gründe für die Etablierung des neuen Gesundheitsberufes Hygiagogik
Wer nutzt die Programme der Hygiagogik?
Behandlungstechniken
Wissenswertes über den Beruf und die Ausbildung
Julia:
Liebe Gabi, Herzlich Willkommen zur Evolution Radio Show!
Gabriele:
Danke liebe Julia! Danke für deine Einladung und für die Möglichkeit!
Julia:
Bevor wir mit dem eigentlichen Thema loslegen, erzähl doch mal ein bissel was über dich und deinen Hintergrund und ja, wie du eben zu dem kommst was du jetzt tust.
Über Gabriele
Gabriele:
Ok. Also das was ich jetzt tue, tue ich bereits seit 20 Jahren. Ich war, vorher habe ich studiert russisch/englisch Dolmetscher und habe dann aber gemerkt, das ist jetzt nicht unbedingt, dass was mein Herz erfrischt und erfreut. Ich wollte eigentlich immer schon mit Menschen arbeiten und habe dann anfänglich mit Massage begonnen und mir war dann zu schnell langweilig. Und ich habe gedacht, ok, da muss doch mehr sein. Damals gab’s aber diese Ausbildung noch nicht. Dann habe ich mich halt so rumgeschwindelt mit allen möglichen Methoden und Konzepten. Und dann bin ich endlich bei der Physikopraktik – so hieß das damals – gelandet. Und dann habe ich gewusst, ok das ist so fundiert wird hier analysiert. Das war mir wichtig, dass man sagt, ok ich mache etwas und ich weiß warum ich das mache. Ich brauche immer so einen roten Faden, wo man sich da herumhangeln kann wie man etwas macht und warum man es macht. Gut, dann bin ich dort gelandet und habe dann auch mal bei einer Ärztin gearbeitet eine Zeit lang und habe mich dann selbständig gemacht mit einer eigenen Praxis, die gab’s damals schon. Die Praxis gab’s damals schon und da bin ich eingestiegen und habe die dann mit Kolleginnen übernommen und habe mittlerweile meine eigene Praxis in der Eßlinggasse am Schottenring in Wien. Ursprünglich komme ich aus Kärnten und habe da, bin ganz in der Natur aufgewachsen, und da auch die Liebe zur Natur entdeckt. Und der Ansatz in der Physikopraktik der ja, oder in der Hygiagogik mittlerweile, ist der klassisch chinesische Ansatz, wo dieser Mensch folgt der Erde, Erde folgt dem Himmel, Himmel folgt, äh Mensch folgt der Erde, Erde dem Himmel und Himmel dem Tao sagt man, dem Großen Ganzen. Und das hat mir gefallen, weil ich mir gedacht habe, ja das ist ein Ansatz der spricht mich an, weil ich eben auch so mit Natur aufgewachsen bin und mit dem Wissen, was wichtig wann wichtig ist z. B.
Julia:
Jetzt hast du ja gerade gesagt also Hygiagogik. Das wird jetzt wahrscheinlich ganz Wenigen irgendwas sagen, ja.
Gabriele:
Wahrscheinlich.
Julia:
Was ist das? Seit wann gibt es das?
Erklärung des Begriffs „Hygiagogik“
Gabriele:
Also die Hygiagogik ist ein neuer Gesundheitsberuf seit 2011 vom Ministerium, Gesundheitsministerium auch anerkannt. Also wir dürfen diese Berufsbezeichnung verwenden. Hygeia ist die Göttin der Gesundheit und Agogik ist das Leitende, das Anleitende, jemanden durch seinen Gesundheitsprozess begleiten. Von da kommen die zwei, diese Synthese zwischen altes Griechenland, die Antike, ja. Die westliche Philosophie und die chinesische Philosophie vereinigen sich da in einer Synthese.
Julia:
Ok, das heißt also von den Disziplinen die sich da vereinen, haben wir die traditionelle europäische Seite, oder die…
Gabriele:
Ja also was halt altes europäische Wissen ist.
Julia:
…ja, Medizin und die
Gabriele:
Philosophie vor allem auch und…
Julia:
…und auch TCM in dem Sinne?
Gabriele:
Mehr KCM sogar. Also das ist noch vor der TCM gewesen. Das ist so richtig wo es noch richtig um reine Gesundheitslehre geht. Weil die TCM ist im Vergleich dazu auch schon eher pathologisiert. Da geht man dann auch schon wenn du Kopfschmerz hast machst du das, wenn du Durchfall hast machst du das usw., ja also mit den verschiedenen Punkten. Super, nur wir sind halt einen Schritt weiter zurückgegangen zur klassisch chinesischen Medizin, wo es wirklich um die reine Gesundheitspflege geht.
Julia:
Ok
Gabriele:
Also dieses, das Erhalten von Gesundheit.
Julia:
Das steht im Vordergrund sozusagen.
Gabriele:
Das steht im Vordergrund. Also wir haben, oder ich habe einen starken salutogenen Zugang, d. h. alles was mit Gesundheit ist, Gesundheitskompetenz entwickeln, Gesundheitspflege, Gesundheitstraining, Gesundheitsbildung, ja.
Julia:
Ok. Man könnte ja jetzt fragen, was war jetzt da praktisch der eigentliche, die Triebfeder dahinter, diesen neuen Gesundheitsberuf zu entwickeln oder zu etablieren?
Gründe für die Etablierung des neuen Gesundheitsberufes Hygiagogik
Gabriele:
Na auf der einen Seite eine Notwendigkeit, die sich auch ergeben hat von uns, also was unsere Klienten auch gesehen haben oder Klienten/Klientinnen und auch, dass es das was wir machen soweit noch nicht gegeben hat. Also wir verbinden, wie soll ich das sagen jetzt, wir verbinden auf der einen Seite die somatosensorischen Ansätze, wenn du jemanden angreifst, dann die metakognitiven Ansätze, Gesprächsverfahren, wo es dann auch um Gespräche geht, um wie geht’s weiter, also wo man mal kommuniziert, verbal kommuniziert, aber und dann auch die sensomotorischen Ansätze, wo man sagt, ok wir bewegen uns mal. Und das alles vereint ist so unser Alleinstellungsmerkmal. Das gab’s bis jetzt noch nicht in dieser Form.
Julia:
Ok, das heißt man hat wie eine Art, also ich würde jetzt sagen von der Berufsgruppe des Physiotherapeuten oder Bewegungstherapeuten. Ich habe die Berufsgruppe praktisch wie Akupressur, vielleicht auch…
Gabriele:
Das ist keine Berufsgruppe!
Julia:
…oder die Berufsgruppe
Gabriele:
Du meinst die Ansätze.
Julia:
Ja die Methodik oder die Ansätze.
Gabriele:
Methodik, genau. Es gibt ganz viele Methoden und wir sind aber in einem System zu Hause. Das heißt, das ist der Vorteil. In einem System hast du mehrere Programme. Wir haben z. B. 3 Programme die größer sind und dann gibt’s noch 2 kleinere. Und dann gibt es mehrere Konzepte, und dann gibt’s in diesen Konzepten verschiedene Methoden und verschiedene Techniken. Das ist so ein Großes Ganzes, wo du viel Überblick hast auch, und wo du auch viele Möglichkeiten hast etwas anzuwenden oder den Menschen halt zu unterstützen.
Julia:
Das heißt jetzt z. B. vom Gespräch oder von der Kommunikation her sind dann auch Sachen, wie sie ein Psychotherapeut anwenden würde?
Gabriele:
Ein Psychotherapeut würde sich wieder auf die pathologische Linie, also die würde er gehen, den pathologischen Weg natürlich, weil er das auch gelernt hat. Das ist auch seine Profession. Und wir würden eher die phänomenologischen Ansätze rausholen. Also das ist philosophisch phänologisch, phänomenologisch.
Julia:
Was versteht man darunter?
Gabriele:
Das heißt, welche Anliegen gibt es. Also gar nicht so darin zu graben was funktioniert nicht, sondern mal schauen, ok was funktioniert im Moment. Wie schaut das Gesamtmilieu aus und wo kann ich ansetzen? Und wo sind die blockierten Ressourcen und die blockierten Potentiale, die der Mensch noch in sich trägt, aber noch nicht entfaltet hat.
Julia:
Also wie ein Coaching mehr oder weniger, wo man Ressourcen stärkt und versucht, das herauszuarbeiten.
Gabriele:
Das wäre ein Ansatz, aber gleichzeitig auch in Verbindung mit der haptischen, also mit den Anwendungen die du am Körper machst z. B. ja. Da haben wir z. B. die taktile Kommunikation. Taktile Kommunikation ist z. B. unsere Tuinagogik, wo ich dann die Menschen angreife z. B. Darf ich mal?
Julia:
Ja.
Gabriele:
Wenn ich dich so angreife und dann schaue ich einmal wie reagierst du, ah, ziehst du zurück die Hand, oder tut dir das gut, tut dir das nicht gut. Und da gibt es verschiedene Techniken und verschiedene Grifftechniken und manches sind kühlend, manche sind stärkend, manche sind zerstreuend, manche sind reparierend. Und das ist wie eine, wie Musik ist das ein bisschen, wie eine Sprache. Da habe ich viele Möglichkeiten, wie ich eine Melodie in deinen Körper bringe oder so ähnlich. Also ich verstehe das immer so bissel musikalisch. Das ist fast wie, also das hat mehr Techniken als die Musik Töne hat z. B. Das ist ein Ansatz der gut ankommt und der auch nachhaltig wirkt, weil in der alten chinesischen Medizin ist bereits beschrieben, dass diese Techniken eine positive Wirkung aufs Blut haben z. B. oder auf die Atmung, auf die Ausscheidung. Wenn ich das jetzt so in den Westen rüberziehe oder jetzt, das unterstützt die Mitochondrien; das unterstützt die ATP-Produktion, genau z. B. Ja aber auch die Blutqualität, mehr Phagozytoserate oder so, ja z. B.
Julia:
Ok, spannend. Vielleicht dass man sich das jetzt noch besser vorstellen kann, ja. Wer, praktisch wer kommt zu dir? Weil wenn du sagst Gesundheit erhalten oder Gesundheitsbewusstsein fördern, würde man jetzt eher denken, vielleicht jemand der jetzt nicht unbedingt ein Problem hat in dem Sinne oder es noch nicht erkannt hat. Und das ist ja oft sehr schwierig, sozusagen weil wir, oder man geht ja oft erst Hilfe suchen, oder man geht ja erst immer zu irgendwem wenn es wo drückt.
Gabriele:
So sind wir konditioniert, genau.
Julia:
Jetzt stelle ich mir das ganz schwierig vor. Vielleicht kannst du diesen Prozess einmal beschreiben. Wer kommt zu dir mit welchen Anliegen? Wie ist das?
Wer nutzt die Programme der Hygiagogik?
Gabriele:
Ok, das ist ganz ganz unterschiedlich, wirklich ganz unterschiedlich. Auch die Schichten sind ganz unterschiedlich. Wobei wir meistens eine eher höher gebildete Schicht haben. Das ist so im Moment noch. Das kann sich ja verändern. Das würde ich mir auch wünschen, ja, weil das soll keine Elitegeschichte sein für nur Auserwählte, die sich das auch leisten können. Ernsthaft, das ist mir ein großes Anliegen. Es ist so, dass die Menschen zu mir kommen, weil sie Gesundheitskompetenz erwerben wollen, ja. Das heißt, nicht nur das zu verstehen was sie lesen über Gesundheit sondern auch aus sich selber etwas schöpfen können und sagen, ok, was muss ich tun? Was muss ich tun, um gesund zu werden oder zu bleiben? Und das kann auch jemand sein der bereits eine Krankheit hat, der kommt und sagt, was kann ich wenn ich so lange ich lebe, habe ich auch Gesundheit, und Gesundheit sage ich ist auch ansteckend. Da schaut man halt, ok, wie kann ich diesen Menschen unterstützen. Und da kommen 30 % meiner Klienten sind Ärzte z. B. Dann gibt es viele Künstler, Manager, Selbständige jeder Art, allein erziehende Mamas - die sind ganz ganz, die liegen mir sehr am Herzen.
Julia:
Also alles Highperformer mit wenig Erholungsmöglichkeiten auch zeitlich.
Gabriele:
Alles in jeder Sicht, genau, ja in Zeiten wie diesen sowieso. Das ist für mich so, also vollkommen unterschiedlich, wirklich. Und ich habe auch so Betreuungen von Künstlern, die ich dann über Monate betreue wenn sie da sind, oder wenn sie dann auf Tour sind wieder nicht. Und eines der Ziele in dieser Gesundheitskompetenz und dahinter liegt die Leistungsexzellenz. Man merkt einfach, dass die Menschen, egal in welchem Status oder welche Möglichkeiten sie ursprünglich hätten, wenn sie ihre Gesundheit entfalten, entfalten sie gleichzeitig also Gesundheitskompetenz und dann Leistungsexzellenz. Und das ist aber für jedermann möglich, ja. Das kann genauso jemand der irgendwelche körperlichen Beeinträchtigungen hat trotzdem das Beste aus sich herausholen, ja. Das ist möglich für jedermann. Das ist uns auch wichtig. Also so nach diesem Aktiotop-Modell, dass man schaut welche Handlungskompetenzen hat jemand. Was muss er noch lernen. Das ist das Wichtigste, um seine Potentiale und seine Ressourcen zu schöpfen. Und vor allem, weil ich frage ja auch immer nach dem attraktiven Gesundheitsziel. Und wenn wir dann so ein Ziel besprochen haben, dann muss man mal schauen, ist das überhaupt möglich in diesem Zeitrahmen den er sich steckt oder muss man das noch ein bisschen verfeinern, oder vielleicht noch ein bisschen ein paar Schritte dazwischen legen oder vorlegen. Aber grundsätzlich kann jeder kommen. Jeder kann kommen, also ich habe da keine Ressentiments gegen irgendwen oder so. Aber es ist auch so, dass wirklich alle Schichten kommen, bis auf die Menschen die sich es natürlich nicht leisten können. Und da bin ich aber dann bei den allein erziehenden Mamas z. B. oder bei den Pensionisten, dann schau ich dann schon irgendwie, dass sich’s irgendwie ausgeht.
Julia:
Weil das wird wahrscheinlich noch nicht von den Krankenkassen, oder gar nicht übernommen.
Gabriele:
Gar nicht, nein nein. Wir werden überhaupt nicht subventioniert oder so.
Julia:
Obwohl es anerkannt ist.
Gabriele:
Ja wir sind da grad drin. Wir sind halt immer noch in der, wie soll ich sagen. Wir sind ja immer noch in der Phase wo wir noch sehr viel arbeiten müssen und wo wir unsere eigenen Finanzen reinstecken müssen. Also wir haben ja eine Klientenevaluation gemacht 2011 glaube ich war das jetzt, wo es um unsere…
Julia:
Da geht’s um die Wirksamkeit, oder?
Gabriele:
…danke - um die Wirksamkeit geht, wo das schon beschrieben ist. Also wir haben eine hohe Wirksamkeit in der Nachhaltigkeit.
Julia:
Ok.
Gabriele:
Kurzfristig auch, ja, mittelfristig auch hoch, aber am höchsten in der Nachhaltigkeit, ja. Also das heißt, das was wir tun wirkt lange, wirkt nachhaltig und vor allem wenn Menschen regelmäßig kommen. Und wenn sie dann eine Zeit lang nicht kommen und dann wiederkommen – das habe ich auch schon gehört, oder das gibt’s auch schon beschrieben von einem Sportler z. B. Der sagt, dass es dann so einen Memory-Effekt gab. Das heißt, du bist dann schneller wieder auf dem Level wo du schon mal warst, wo der Körper empfindungstrainiert ist.
Julia:
Ich meine jetzt diese eben grad z. B. jetzt Unternehmer oder Musiker. Mit welchen Problemen kommen denn die hauptsächlich, oder was sind denn da die Hauptanliegen?
Gabriele:
Na lange oben zu bleiben. Lange dieses Level das sie haben dann auch halten zu können, ja. Wenn du erfolgreich bist und du kannst das nicht genießen, weil du so ausgebrannt bist in Wahrheit, das ist so ein Anliegen, dass man sagt ok, ich möchte das was ich erreicht habe auch genießen können. Ich muss fit bleiben. Ich bin selbständig z. B. Ich darf nicht krank werden. Das heißt aber nicht, dass wer zu mir kommt nicht krank wird. Das heißt das überhaupt nicht. Sondern es kann passieren, weil der Körper braucht das auch aus regenerativen Gründen. Aber an und für sich ist es so, dass die Menschen kommen, um länger oben zu bleiben, um früher zu erkennen, wo sie ihren Weg korrigieren müssen. Ja, weil dieses Empfindungstraining macht ja auch viel mit dem Bewusstsein. Das sind so die Hauptanliegen und aber auch so mal runterzukommen, so ich möchte mich mal entspannen. Das geht hier am schnellsten. Oder Jetlag-Geschichten ganz häufig, also diese Anpassung wieder an die Zeit jetzt.
Behandlungstechniken
Julia:
Und was gibt’s da so für - ich meine kannst du da bissel was erzählen. Was wendest du so für Techniken an? Also einerseits für das Jetlag aber auf der anderen Seite auch dieses ‚Wie kann ich oben bleiben bzw. auf meine Gesundheit achten’ und dass man nicht krank wird. Das betrifft doch auch ganz viele einfach.
Gabriele:
Ja, das stimmt. Das Gemeine ist es, dass es immer ganz individuell ist. Das heißt, ich kann eigentlich als Hygiagogin nicht so großartig Tipps verteilen, weil das immer darum geht, wie ist das Milieu des Menschen. Das heißt, gibt’s da zu viel Hitze? Gibt’s da viel Kälte? Gibt’s viele Schwächezeichen? Gibt’s da Fülle oder ein Übermaß? Das heißt, das gibt dann so ein, die 8 Zeitkriterien aus der chinesischen Medizin, wo das differenziert werden kann, ja. Und je nach dem schaue ich, welche Prinzipien kommen zum Tragen. Welche Faktoren sind jetzt, ist es ein endogener Faktor z. B., da muss ich eher schauen, dass ich emotionale Arbeit mache. Ist es ein exogener Faktor, da muss ich schauen, muss ich irgendwas Zerstreuendes – Wind, Kälte oder Sommerhitze oder was auch immer. Oder ist es wirklich nur Stress oder ein Ernährungsverhalten das nicht passt. Je nach dem, das wird immer ganz ganz individuell angepasst. Was ich jedem sage: Schlafen ist wichtig. Das ist auch so mein Spezialgebiet. Ich habe selber 10 Jahre lang Schlafstörungen gehabt, deswegen. Da kenne ich mich aus wie das geht oder wie das auch nicht geht. Und dann auch diese ganzen Biohacks natürlich – Blueblocker-Brille und so. Das kann man aber alles auch wunderbar einbauen in meine Behandlung, in meine Anwendung. Und vor allem auch was wichtig ist, wenn die jetzt z. B. Verdauungsprobleme haben, ist es schwierig wenn sie Supplements nehmen, weil sie die oft nicht aufnehmen können. Das heißt, dieses zu optimieren z. B. Oder auch Entspannungsverfahren. Ich gebe ihnen dann oft auch Techniken mit, aber es ist halt immer wirklich individuell, was grad dran ist. Also das ist nicht so try and error, sondern es ist immer ganz klar fokussiert was jemand braucht.
Julia:
Aber wenn es jetzt um den Schlaf z. B. geht, was wären jetzt für dich so die, weiß nicht, 3, 4 Sachen, die du jetzt unabhängig von der Person, aber wo du sagst, die sind einfach super. Das würde ich irgendwie ausprobieren?
Gabriele:
Also etwas was gut wirkt ist z. B. Schreiben vor dem Schlafengehen, Tagebuch, damit du mental mal abschließt. Weil viele Menschen liegen im Bett und grübeln. Das sind so diese Grübler. Und da finde ich zielgerichtetes Denken einfach sinnvoller. Das heißt, du schreibst die Sachen auf und legst dir es hin. Nicht zu spät essen! Der Magen ist das Organ des Schlafes. Das heißt, wenn du zu spät ist, dann muss der arbeiten und dann kann er sich nicht erholen und dann kann das ganze System sich nicht erholen, genau. Dann muss man schauen, ok, wenn man zu spät fernschaut oder Elektrosmog natürlich – raus aus dem Zimmer. Das ist ganz klar. Und kalt duschen 2 Stunden vor dem Schlafen z. B. das ist auch sehr hilfreich, nicht bei jedem. Aber so, das wären so meine…und dann gebe ich ihnen auch oft so Selbstmassage mit. Da sagst du die Füße massieren, und da gibt’s eigene Techniken dazu. Dass man sagt, ok, wenn das Qi so nach oben steigt – jetzt bin ich schon wieder beim Fremdwort, das nächste – Qi so nach oben steigt, dann versuche ich das, ok, kann man das irgendwie beruhigen. Oder Bauchmassage, um die Nerven zu beruhigen. Das sind so Ansätze, aber wie gesagt, das kann man eigentlich, so rausnehmen ist schwierig.
Julia:
Wenn man jetzt sagt, ich würde gern da mal so bissel reinschnuppern, oder was würdest du denn sagen, wie viel Sitzungen muss man denn da mindestens machen, oder dass das überhaupt einen Sinn macht?
Gabriele:
Also ich habe Leute gehabt, die so nach der ersten Sitzung kamen und sagten ‚Unglaublich, ich gehe schon seit 30 Jahren zu unterschiedlichen, an unterschiedliche Stellen wende ich mich und es geht nichts weiter. Und plötzlich hast du mir eine Frage gestellt und jetzt habe ich einen Ansatz.’ Es kann aber auch sein, dass sie nach 10 Sitzungen oder nach 10 Anwendungen sagen ‚Ja, ich spüre jetzt ein bissel mehr.’ – oder so, oder weniger. Es ist unterschiedlich, weil jeder auch ein anderes, manche sind nano sensibel, manche sind hypersensibel und manche sind hyposensibel. Das ist genauso, das zieht sich durch. Es ist wirklich individuell.
Julia:
Ok. Es ist schwer, ja.
Gabriele:
Was natürlich schwierig ist, wenn du sagst, das ist schwer zu sagen, ok ich gebe euch jetzt Biohacks mit, ja – Besuch der Hygiagogin. Das wäre so ein Biohack, z. B. Nein ernsthaft, das ist… Aber was man schon machen kann, wenn man so ein Gesamtbild hat von jemandem, das ist ja wie Chronografie. Also du schaust dir da die Menschen an wie ein Bild, ja. Und dann sagst du, ok, momentan bist du eher dehydriert. Schau, dass du mehr isst, mehr Proteine z. B., damit du mehr Flüssigkeit sammelst im Körper, damit das besser genährt werden kann. Oder du sagst, ok, mach mal ein Blutbild und dann schauen wir, ob du irgendwelche, so ein orthomolekularisches Blutbild z. B., wo man schaut, ob dir Supplements fehlen z. B. Das macht man dann. Aber ich muss immer zuerst einmal einen Eindruck haben. Weil ich bin, wenn jemand zu mir reinkommt das erste Mal, bin ich ganz unwissend. Ich mache mich da auch, versuche mich da ganz leer zu machen. Ich habe keine Ahnung von dem Menschen, ja. Und jetzt lasse ich das mal auf mich zukommen, mal wirken. Und dann ist es so wie ein Puzzle, ja. Da - aha, da haben wir Hitze, aha da. Und dann kommt die Epigenetik noch dazu. Du weißt, jeder Mensch hat eine andere Geschichte.
Julia:
Ja natürlich.
Gabriele:
Und so gibt das Eine das Andere. Und dann fängt man an zu trainieren, die Gesundheitskompetenz.
Julia:
Die Gesundheitskompetenz!
Gabriele:
Genau, z. B.!
Julia:
Ja, das klingt einerseits irrsinnig, weiß nicht, ja wie ein Mosaik einfach, wirklich sehr komplex so diese verschiedenen Ansätze...
Gabriele:
Ja, ist es.
Julia:
…die du wählen kannst. Aber andererseits finde ich das auch sehr spannend, weil du einfach dieses breite, diesen Werkzeugkoffer hast, der einfach so mannigfaltig wirklich ist.
Gabriele:
Wirklich, manchmal komme ich mir vor wie eine Handwerkerin.
Julia:
Ja wirklich, du hast einen riesen Werkzeugkoffer eigentlich und ja, sozusagen das Problem ist, dass es erst ganz ganz Wenige von euch gibt.
Gabriele:
Genau! Das Problem ist, es gibt sehr Wenige von uns. Wir sind quasi, wir müssen geschützt werden. Wir sind eine minority.
Julia:
Genau, eine bedrohte Art.
Gabriele:
Nein, bedrohte Art hoffentlich nicht.
Julia:
Nein, aber es gibt ja erst ganz ganz Wenige.
Wissenswertes über den Beruf Hygiagoge und die Ausbildung
Gabriele:
Wenige, genau. Also weltweit gibt es glaube ich jetzt 20 Hygiagogen. Das ist wirklich wenig.
Julia:
Das ist wirklich wenig, ja.
Gabriele:
Wir sind dran. Also ich unterrichte jetzt auch, also jetzt morgen bis Sonntag wieder. Und das wäre super, wenn das jemanden interessieren würde, dass er sich mal an der Berufsakademie für integrative Gesundheitswissenschaften in Neusiedl z. B., Neusiedl am See, kundig macht.
Julia:
Also ist das jetzt eine, gibt’s das jetzt momentan nur in Österreich also als Vertretung praktisch wohin man sich wenden muss.
Gabriele:
Als Vertretung gibt es momentan in Österreich, in Neusiedl ist die Berufsakademie. Es gibt Praxen in Deutschland, z. B. es gibt eine Praxis, wo ich dann auch so Gesundheitstage mache, wo ich dann das auch kombiniere mit Klimatherapie auf Norderney, das ist eine Nordseeinsel.
Julia:
Was ist Klimatherapie?
Gabriele:
Klimatherapie wo die Leute dann quasi an das andere Klima trainiert werden, also wo sie quasi ihre Abwehr trainieren. Oben hast du z. B. in Norderney hast du so diese maritimen Aerosole, die sehr stark auf die Lunge wirken. Da gehen die Leute an den Strand, atmen oder gehen auch ins Wasser. Das macht meine Kollegin, Karin Rass macht das. Die macht so Klimatherapieansätze. Die wird auch Hygiagogin. Die ist auch noch in der Ausbildung. Sabine Schulze und Maria Aschauer, wir machen da gemeinsam so Kurtage und da wird das auch kombiniert und das funktioniert wunderbar. Und da kommen auch Leute mit aus Österreich die mitfahren, oder halt vor Ort. Und das merkt man wie gut ihnen das tut, ja. Du hast auf der einen Seite die maritimen Aerosole im Norden an der Nordsee und dann auch die Dirbene bei uns im Wald z. B. Das heißt, du hast verschiedene, also diese ganzen Duftstoffe aus dem Wald oder in den Bergen. Die Bergluft hat eine andere Wirkung. Ich versuche das halt so möglichst an verschiedenen Orten anzubieten, wo man das dann auch zusätzlich nutzen kann. Und in Oldenburg gibt es zwei Praxen. Es gibt in Rust eine Praxis.
Julia:
Die Ausbildung findet wie oder wo statt? Also wird die dann jeweils von den, also gibt es ein Zentrum, oder ein Ausbildungszentrum?
Gabriele:
Es gibt ein Ausbildungszentrum in Neusiedl am See. Es gibt aber auch verschiedene, wir unterrichten jetzt, also meine Kolleginnen und ich, in ihrer Praxis in Rust. Ich habe aber auch schon in Wien unterrichtet und in Oldenburg unterrichtet, an der Nordsee unterrichtet. Es kommt immer darauf an, wo die Schüler auch sind und wer sich bewegen möchte – Trainer, Lehrer oder Schüler, oder Studenten besser gesagt.
Julia:
Eben, das ist jetzt die Frage. Wie läuft es dann ab, wenn man eben die Ausbildung machen möchte. Muss man dann was weiß ich immer zu einem Präsenzwochenende irgendwohin fahren?
Gabriele:
Das sind immer 4 Tage, und dann machst du so die Ausbildung. Also ich würde sagen jetzt einmal, wenn du keine Grundausbildung hast, dann brauchst du eine Grundausbildung, damit du den Menschen angreifen darfst.
Julia:
Ja, genau.
Gabriele:
Wenn du jetzt aber schon eine medizinische Vorbildung hast – ich habe jetzt z. B. sind glaube ich lauter Physiotherapeuten die ich jetzt unterrichte. Die haben da schon einiges, was sie sowieso schon haben und jetzt noch die salutogenen Geschichten dazu lernen und die Programme, Physikopraktik z. B.
Julia:
Das heißt, eigentlich wäre es, also es ist gerichtet schon auch eher an Leute, die schon eine medizinische Grundausbildung haben, eben wie Physiotherapeuten, Ärzte?
Gabriele:
Das ist ein Vorteil, allerdings: Es ist kein Muss.
Julia:
Also man könnte es auch machen, wenn man jetzt keine medizinische Vorbildung hat?
Gabriele:
Das kann man machen.
Julia:
Aber erwirbt dann, darf man dann Leute anfassen?
Gabriele:
Die Kenntnisse, man muss eine Grundausbildung machen, damit man quasi, Tuinagogik z. B. als Grundausbildung, wo man dann auch die Berechtigung erhält, dass man Menschen angreifen darf.
Julia:
Ja, genau.
Gabriele:
Weil der Psychotherapeut darf den Menschen ja nicht angreifen, z. B. Also du musst beides haben. Du musst also jetzt nicht Psychotherapie machen, sondern du musst eine Grundausbildung haben, wo du auch die Berechtigung erwirbst. Genau. Und bei uns erwirbt man dann auch die Kenntnisse über die verschiedenen physikalischen Hilfsmittel z. B. Das muss man dann alles lernen halt.
Julia:
Wie lange dauert die Ausbildung?
Gabriele:
Ich würde jetzt einmal sagen all in all, also ich bin seit 20 Jahren, ich bin immer, immer wieder in Ausbildung. Aber so im Grund würde ich sagen jetzt 3 Jahre, hast schon einen großen Brocken bis zur Hygiagogin.
Julia:
Also bis man sozusagen das Diplom hat, 3 Jahre dauert das?
Gabriele:
Genau, ein Diplom, ca. jetzt ja. Aber genau weiß ich jetzt nicht auswendig muss ich ehrlich sagen, weil ich ja auch einen anderen Weg gegangen bin.
Julia:
Ca., nur so das man es weiß.
Gabriele:
Aber es ist auf alle Fälle ein sehr schöner Beruf, weil also mir wird nie langweilig. Ich habe nie zwei gleiche Geschichten. Und das ist schon auch schön zu sehen, wie sich die Leute entfalten. Mein Bruder hat immer gesagt, nach den Behandlungen ist er viel kreativer. Was auch interessant ist bei uns ist z. B., dass du sonst immer diese Dualität zwischen Körper und Geist hast, und wir haben Körper, Geist und Leib, Leibansatz. Ja das heißt, das ist der Leib ist mehr als der Körper, also ist nicht nur Körper alleine, sondern wenn man jemanden anschaut oder einen Baum anschaut, dann sind da nicht nur Zweige und Äste und der Stamm, sondern da hast du auch eine ganze Ausstrahlung. Das ist so, das hat etwas mit einem Gefühl zu tun. Also wenn ich etwas, Kinder, bei Kindern ist das so spannend zu sehen. Wenn die z. B. in einem Spannungsverhältnis leben zwischen, also wenn die Eltern ein Spannungsverhältnis haben, dann werden die das weiblich erfahren und dann erst später vielleicht kommen wirklich Symptome hoch, wo der Körper dann reagiert. Und dieses, das verbinden wir auch alles in unserer Arbeit und nehmen das mit, also Geist, das ist die Kognition sozusagen und den Leib und den Körper.
Julia:
Voll spannend. Liebe Gabi, echt interessant. Ich hoffe, wir haben jetzt vielen mal erstens das zeigen können, was es da Neues gibt und vielleicht auch Interesse.
Gabriele:
Genau, das wäre schön, ja, würde mich freuen!
Ausbildung zur Hygiagogin
Diplom Hygiagoge
http://www.physikopraktik.com/ausbildung.html
Webseiten
Österreichische Gesellschaft für Physikopraktik
Berufsakademie für Integrative Gesundheitswissenschaften
Gabriele Glück - Hygiagogik |
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Oct 30, 2017 • 22min
Snacks aus Insekten - sind sie nachhaltiger und gesünder als Fleisch? Marcus Fiedrich, Gründer von BEAR Protein, im Interview
In Folge #125
Mein heutiger Gast ist Marcus Fiedrich. Er ist Co-Founder von BEAR Protein, einem deutschen Food-Startup das den ersten Insektensnack für den Deutschen Markt herausbringen wird.
Wir sprechen in dieser Folge über die vielen Vorteile von Insekten als Nahrungsmittel, welche Hürden und Hindernisse ein innovatives Startup überwinden muss und wie Du BEAR Protein unterstützen kannst.
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Die Frage nach einer nachhaltigen und ökologisch, sowie ethisch vertretbaren Proteinquelle ist Allgegenwärtig. Die extensive Rinderhaltung ist ein Modell. Ein anderes ist die Nutzung von Insekten. Was für mache im ersten Moment vielleicht abstoßend erscheinen mag, ist eigentlich die ursprünglichste und vermutlich auch älteste von allen tierischen Proteinquellen. Insekten stehen auf dem Speiseplan. Unsere nächsten Verwandten, die Schimpansen und Bonobos, die ersten Hominiden und eigentlich jede heute noch lebende Jäger-Sammler Gemeinschaft - Insekten werden und wurden gegessen und stellen eine wichtige Nährstoffquelle dar.
#BEAR Protein Team
v.l. Marcus Fiedrich, Daina Ohl und Alexander Pfaff
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Transkript
Mehr als 2 Milliarden Menschen vertrauen bereits auf die ökologisch nachhaltigste, tierische Proteinquelle. Doch in der westlichen Welt ist diese gesunde Art sich zu ernähren noch nahezu unbekannt. Dabei ließen sich auf diese Weise viele Ressourcen einsparen.
Die Rede ist von essbaren Insekten. Essbare Insekten bieten ein vollständiges Aminosäureprofil, wertvolle ungesättigte Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe. Ihre Zucht verbraucht wenig Rohstoffe, produziert wenig CO2 und ist ethisch vertretbarer.
Um den Verzehr so einfach wie möglich zu machen haben wir einen handlichen Snack mit dem Mehl der ganzen Grille in Bioqualität entwickelt. Keine sichtbaren Grillenteile, aber alle Vorteile der Grille.
###Weshalb Grillen?
Grillen enthalten sehr hochwertiges Protein, wertvolle Omega-3- und -6-Fettsäuren, Vitamin B12 und Mineralstoffe. Damit können Grillen durchaus als Superfood bezeichnet werden.
Gleichzeitig ist ihre Zucht sehr ressourcensparend. Es wird deutlich weniger Wasser, Futter und Land verbraucht sowie weniger C02 ausgestoßen. Bei der Zucht von Grillen werden weder Antibiotika noch Hormone benötigt.
Bereits 2013 forderte die FAO (die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) Insekten in den westlichen Speiseplan aufzunehmen. Nur so könne, laut FAO, die wachsende Weltbevölkerung ernährt werden. Unter Edible insects Future prospects for food and feed security kannst du mehr erfahren.
###Und das schmeckt?
Ja. Damit unser Snack schmeckt haben wir in vielen Verkostungen nach eurem Geschmack gefragt. Mit eurer Hilfe haben wir drei Geschmacksrichtungen entwickelt.
Für den süßen Geschmack gibt es das weihnachtliche "Apfel-Zimt", für die Schokoladenfreunde "salzige-Schokolade" mit zartbitter Schokolade sowie Meersalz und dann haben wir noch das exotische "Sweet & Spicy". Für jeden Geschmack ist etwas dabei.
###Woher kommen die Grillen?
Leider gibt es aktuell noch keinen Züchter für den menschlichen Bedarf in Deutschland. Weltweit gibt es nur wenige Züchter, die in großem Maßstab Grillenmehl exportieren. Überzeugt hat uns dann ein Züchter in Kanada. Dieser züchtet mit einem einzigartigen Verfahren. Die Grillen werden auf einer sehr großen Fläche (ca. 20.000 m²) gehalten. Die einzelne Grille hat dabei mehr als 25x so viel Platz wie eine Kuh in Deutschland. Das für uns überzeugendste Argument war die Bio-Zertifizierung. Sie gewährleistet gleichbleibende Qualität und unabhängige Kontrollen.
###Weshalb heißt der Snack INSTINCT?
Es ist ein Verweis auf unsere Ur-Instinkte. Bis vor 2.000 Jahren war es auch in Europa üblich Insekten zu essen. Für über 2 Milliarden Menschen ist es das heute noch. In der westlichen Welt haben wir nur verlernt Insekten als normale Nahrung zu betrachten. Für eine gesunde und lebenswerte Zukunft ist es notwendig, dass wir uns auf diese Ur-Instinkte zurückbesinnen.
###Was ist noch drin?
Alle Zutaten sind biozertifiziert. Die Zertifikate liegen bereits vor.
Als weitere Zutat verwenden wir Reissirup, der deinen Zuckerspiegel langfristig stabilisiert und verhindert, dass du ins Zuckerloch fällst.
Wertvolle geröstete Kerne, wie Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne und Sesam ergänzen das Geschmackserlebnis. Jeder für sich ist ein kleines Kraftpaket.
###Geht es nur um den Snack INSTINCT?
Nein. Wir haben weitere Produkte mit Grillenmehl in der Planung. Kekse, Backmischungen und Burger haben wir bereits getestet. Wenn wir mit eurer Hilfe den Snack finanziert bekommen, dann können wir weitere Produkte umsetzen.
Für uns ist INSTINCT der erste Schritt in eine ressourceneffizientere Welt
Link zur Crowdfunding Kampagne: Startnext.com
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Oct 23, 2017 • 52min
Wenn die Kraftwerke der Zelle kaputt gehen - Interview mit Dr. Jens Pohl
In Folge #124
Mein heutiger Gast ist Dr. Jens Pohl. Er ist Diplombiologe, hat am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg promoviert und danach mehrere Jahre in den USA und dann auch in Deutschland geforscht.
Dr. Jens Pohl hat in den letzten 20 Jahren als Geschäftsführer verschiedene Biotechnik-Firmen in Heidelberg geleitet und besitzt ein breites Wissen im Bereich Pharmazie und klinischer Forschung. Er hat zahlreiche Fachartikel veröffentlicht und beschäftigt sich besonders mit dem Einfluss der Darmbakterien auf die Gesundheit des Immunsystems und mit mitochondrialer Gesundheit. Seit arbeitet Herr Dr. Pohl als Heilpraktiker und führt zusammen mit seiner Frau eine Praxis in der Nähe von Heidelberg.
Wir sprechen über die Mitochondrien, die Kraftwerke der Zelle. Warum die Erhaltung Ihrer Funktionsfähigkeit ganz zentral ist, wenn es um die Erhaltung der Gesundheit geht. Warum diese kleinen Zellbestandteile so empfindlich sind, Welche Umweltfaktoren schädigend auf Mitochondrien wirken und was du tun kannst um deine Mitos gesund zu erhalten.
"Wir sind überzeugt davon, dass für das Wohlergehen des ganzen Menschen, die Gesundheit seiner Zellen ausschlaggebend ist. Demzufolge war es ein logischer Schritt, Patienten dabei zu helfen, ihre Gesundheit zu erhalten – also in der Prävention, bevor sich Krankheitssymptome zeigen, und bei der Wiedererlangung der Gesundheit zu helfen. Die Aufgabe besteht darin, durch geeignete Diagnostik die Ursachen von Dysbalancen zu finden, und den Körper bei der Regeneration optimal zu unterstützen."
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#geNUSS[explosion] von [næhr:sinn] - das low carb knusper nuss müsli
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Wir verarbeiten nur hochwertigste, nährstoffreiche Zutaten, die dich länger satt machen und nachhaltig mit Energie versorgen. Wir nutzen ballaststoffreiche Kokosnuss, Erdmandel und heimische Nüsse.
Mehr darüber erfährst du auf lowcarbmüsli.at oder auf Amazon.de.
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Transkript
Über Dr. Jens Pohl
Funktion und Bedeutung der Mitochondrien
Warum Mitochondrien für den Menschen so wichtig sind
Problem verursachende Umweltfaktoren für Mitochondrien
Unterschied zwischen problematischen Einflüssen mit Anstieg chronischer Erkrankungen gegenüber normalen Stressoren
Auswirkungen der größten negativen Umweltfaktoren auf Mitochondrien
Chronic Fatigue Syndrome und Burnout
Schädigung der Netzhaut – Retinopathie und Mitochondriopathie
Mitochondrienanteil beim Training erhöht sich: Bewegung hilft
Ernährungsempfehlungen
Wichtige Cofaktoren für gesunde Mitochondrien
Behandlungsmethoden mit Rotlicht
Die wichtigsten 3 Dinge zur Gesunderhaltung der Mitochondrien
Kontaktmöglichkeiten zu Jens
Julia:
Ja, lieber Jens, Herzlich Willkommen zur Evolution Radio Show!
Jens:
Hallo Julia!
Julia:
Ich freue mich, dass du heute zu Gast bist, und bevor wir jetzt so richtig
losstarten mit unserem Thema, nämlich den Mitochondrien und wie man sie gesund
erhält oder welche Umweltfaktoren ein Problem darstellen, vielleicht kannst du
dich ganz kurz bissel vorstellen, weil es kennen dich vielleicht nicht alle von
den Zuhörern und Zuschauern. Was ist deine Ausbildung und was hat dich dazu
gebracht, dich genau mit dem Thema zu beschäftigen?
##Über Dr. Jens Pohl
Jens:
Also ich bin von Hause aus Biologe, Molekularbiologe und habe das vor vielen
Jahren mal studiert, habe dann eine Doktorarbeit im Bereich der Tumorimmunologie
gemacht, bin dann für ein paar Jahre zur Forschung in die USA gegangen, habe
dort an Steroidrezeptoren, hauptsächlich auch Vitamin-A-Rezeptoren gearbeitet,
dann noch ein bisschen in Deutschland dann nachher wieder weitergeforscht und
bin dann in die Biotech-Industrie gegangen. Dort habe ich dann viele Jahre als
Geschäftsführer so kleine Biotech-Unternehmen geleitet und habe mich jetzt vor
ein paar Jahren mit meiner Frau zusammen selbständig gemacht, und wir haben
jetzt eine Naturheilpraxis, also so ein kleines bisschen ein Paradigmenwechsel,
praktisch von der Pharmaindustrie rüber in die Naturheilkunde. Das klingt auf
den ersten Blick vielleicht ein bisschen widersprüchlich, auf der anderen Seite
ist es aber sehr gut ergänzend würde ich mal so sagen, ja. Das heißt also, sie
verteufelt die Pharmaindustrie definitiv nicht. Ich weiß, dass viele Produkte
die dort hergestellt werden und dann auch am Patienten angewandt werden,
durchaus ihren Stellenwert haben und ihre Berechtigung, sehe aber parallel auch
in unserer jetzt Praxis speziell, dass viele Patienten damit eben nicht
gesunden. Das heißt also, die haben meistens schon eine gewisse Odyssey an
Fachärzten hinter sich und wenn sie dann beim Heilpraktiker aufschlagen, haben
die meistens dann doch irgendwo noch ein Defizit und da gibt’s dann doch noch
eine Welt nebendran, mit der man dann diesen Patienten helfen kann.
Julia:
Ja. Es hat sicherlich beides seine Daseinsberechtigung und man darf natürlich
das auch nicht verteufeln…
Jens:
Genau.
Julia:
…weil auch Antibiotika haben ihren Sinn in manchen Bereichen, dass man
vielleicht so bei einer schweren Lungenentzündung da nicht dran stirbt.
Jens:
Ja, es ist gerade das Antibiotikum ist jetzt so ein schönes Stichwort. Wir reden
heute ja auch über die Mitochondrien, und wir werden jetzt gleich auch
vielleicht ein bisschen beleuchten den Zusammenhang eben von Mitochondrien und
das Erbe, wo diese Mitochondrien herkommen macht gerade diese kleine Organelle
auch extrem empfindlich auf Antibiotika. Die werden dann so quasi durch
Querschläger mit verletzt. Das Problem, das wir dann haben ist, wenn die dann
ihren Geist aufgeben, dann leidet dann halt auch wieder der Körper und da sieht
man ein schönes Beispiel, dass ein Medikament, das auf der einen Seite wirklich
wichtig ist und hat auch mit Sicherheit schon viele Menschenleben gerettet, auf
der anderen Seite aber auch langfristige Probleme verursachen kann, wenn man es
eben zu lange oder falsch dosiert.
##Funktion und Bedeutung der Mitochondrien
Julia:
Du hast jetzt gerade schon diese schöne Einleitung zu den Mitochondrien gemacht
und es ist ein langes kompliziertes Wort. Manche sind vielleicht schon drüber
gestolpert, aber vielleicht erzählst du mal ganz kurz, was sind Mitochondrien
eigentlich? Wie kommen die in unseren Körper? Was machen die dort überhaupt? Und
warum sind die so zentral?
Jens:
Also für mich ist das schon fast wie so ein Märchen, ein Biologiemärchen kann
man fast sagen. Es war einmal…, damit müsste man eigentlich anfangen, ja. Das
Leben auf unserer Erde ist ja vor 4 Milliarden Jahren entstanden, und ganz am
Anfang gab es eigentlich nur Einzeller. Es ist halt in der Biologie oft so, dass
in so einer Nahrungskette es Abkürzungen gibt und dass dann irgendwo immer
wieder versuchen verschiedene Lebewesen auf andere zurückzugreifen, ohne dass
sie sich Arbeit machen müssen. Das ist jetzt so, dass wir dann halt Räuber
haben, Parasiten haben und ein Parasit ist normalerweise eben ein anderes
Lebewesen, das von einem Lebewesen durch schädliche Aktionen die Lebensenergie
abzapft, ja. Häufig wird dabei auch dann der Wirt getötet und in der Urzeit war
es dann halt irgendwann einmal so, dass sich quasi eine Verbindung ergeben hat.
Es gibt kleine Bakterien, die in große Zellen hineinkriechen können, und das
gibt es auch heute noch, also z. B. Borrelien, die kennst du ja, die im Prinzip
durch Zecken verbreitet werden. Das sind Zellen, bakterielle Zellen, die in
unsere Säugerzellen hineinkriechen können, und so etwas gab es auch damals
schon, also vor knapp 3,5 Milliarden Jahren sind irgendwelche Bruttobakterien in
Bruttozellen hineingekrochen und eigentlich im Endeffekt nur um an deren
Nährstoffe heranzukommen. Es hat sich dann aber irgendwann so im Laufe der
Evolution herausgestellt, dass das für beide ein Vorteil sein kann, weil nämlich
damals auf der Erde Bedingungen geherrscht haben, die natürlich anders sind als
heute, um zu sagen es gibt Gebiete in denen herrscht Sauerstoff und es gibt
Gebiete in denen herrscht kein Sauerstoff. Und wenn du jetzt einen Organismus
hast, der in beiden Lebensbedingungen überleben kann, ist das halt für so einen
Organismus ein Vorteil. Und im Endeffekt war das so quasi die Keimzelle, der
Sinn für beide. Das heißt also der Wirt konnte in der einen Umgebung leben und
das Bakterium in der anderen. Die haben dann quasi ihre Fähigkeiten
zusammengeworfen und konnten dann auf der jungen Erde halt gemeinschaftlich
einen Vorteil haben und haben dann Lebensräume erschlossen. Nur durch diesen
Vorgang ist es schließlich und endlich dann auch möglich geworden, dass wir
Mehrzeller bekommen. Das heißt also, im Endeffekt hat mal irgendwann ein
Bakterium einen großen Wirt überfallen und wurde dann im Laufe der Zeit zu so
einem Symbionten. Ein Symbiont ist jetzt also ein Lebewesen, das nicht mehr
parasitär ist. Das nutzt nicht nur einseitig, sondern bei der Symbiose haben
beide Partner etwas voneinander. Und es ist jetzt aber so, wir wissen heute
noch, wenn wir uns Mitochondrien anschauen, da kann man ganz klarsehen, dass sie
dieses bakterielle Erbe immer noch mit sich tragen. Im Laufe der Jahrmilliarden
im Endeffekt hatten – also ein normales Bakterium hat ganz viele Gene. Sagen wir
mal zwischen 1500 bis 2000 Gene, und das hatte auch damals dieses Pro-Bakterium,
aus dem dann die Mitochondrien wurden. Die Mitochondrien haben im Zuge der
Arbeitsteilung innerhalb dieser Zelle dann sich entschlossen, einen Großteil
ihrer Gene in den Zellkern abzugeben. Das heißt also, die menschliche DNA, die
wir in unserem Erbgut haben, besteht tatsächlich zu einem nicht unerheblichen
Anteil aus bakteriellen Genen und ein paar wichtige Gene haben jetzt die
Mitochondrien zurückbehalten. Darüber gibt es jetzt viele Spekulationen, welche
sie aus welchem Grund eben zurückbehalten haben. Aber Fakt ist, sie haben immer
noch eben dieses mikrobielle Erbe und aus dem Grund sind sie halt auch sehr
sensibel auf viele Chemikalien, die eben Bakterien abtöten können, wie jetzt
eben auch die Antibiotika.
##Warum Mitochondrien für den Menschen so wichtig sind
Julia:
Hm, wirklich spannend, ja. Und in unserer Zelle, warum sind jetzt die
Mitochondrien so wichtig, also für uns als Menschen?
Jens:
Also im Zuge dieser Arbeitsteilung zwischen dem kleinen Organell, also ein
Organell ist ein Organismus, der innerhalb einer großen Zelle jetzt halt relativ
selbständig noch agieren kann, und diese Mitochondrien haben z. B. immer noch
die Fähigkeit, sich allein auch zu verdoppeln, zu vermehren. Also wie ein
Bakterium haben die tatsächlich noch sehr viele Fähigkeiten, und sie haben quasi
die Energieversorgung der Zelle an sich gerissen oder vielleicht behalten. So
kann man es vielleicht eher sagen. Die sind also insgesamt für die
Energieversorgung unserer Zellen verantwortlich. Wir benötigen tagtäglich sehr
viel Energie, um uns zu bewegen und um unseren Körper mit Temperatur zu
versorgen quasi. Ja wir sind ja mit 37 °C Körpertemperatur wärmer normalerweise
als unsere Umgebung, wenn wir jetzt nicht in der Wüste leben. Das heißt also,
unser Körper strahlt permanent Energie ab, wird permanent auf 37 °C gehalten,
und diese Wärmeenergie plus die Energie, die wir benötigen, um uns zu bewegen,
die wird eben in diesen Mitochondrien hergestellt. Keine Mitochondrien - keine
Energie – wir sind tot. Das ist also ganz schnell erklärt.
Julia:
Ok, also Mitochondrien sind mal zentral dafür, dass überhaupt ausreichend
Energie gemacht werden kann.
Jens:
Genau.
Julia:
Die können sich teilen. Die können sich vermehren, ja. Und sie haben einen
bakteriellen Ursprung kann man sagen.
Jens:
Ganz genau!
Julia:
Ihre Wurzeln waren mal Bakterien, die sozusagen eingewandert sind in diese
anderen Zellen. Wir wissen ja, dass – oder es kommt jetzt immer mehr, dass uns
klar wird, dass wahrscheinlich fast alle chronischen Erkrankungen auch irgendwo
einen Ursprung, oder zumindest einen Zusammenhang auch mit geschädigten
Mitochondrien haben, oder dass die einfach nicht mehr so richtig funktionieren.
Jetzt ist die Frage einmal, welche Faktoren schädigen Mitochondrien? Man denkt
ja, die sind ja super verpackt da, geschützt in den Zellen, und ich denke auch,
die waren jetzt da seit vielen Millionen Jahren und erst jetzt haben wir all
diese Probleme, auch all diese chronischen Erkrankungen. Also, welche
Veränderungen, welche Sachen in unserer Umwelt machen jetzt diese Probleme?
##Problem verursachende Umweltfaktoren für Mitochondrien
Jens:
Also, da muss man jetzt doch wieder ein kleines bisschen in die Biologie
zurückschauen und auch ein bisschen auf die Gene schauen, die in den
Mitochondrien noch verblieben sind. Also in Mitochondrien befinden sich
Genabschnitte für 37 verschiedene Dinge. Dinge sage ich deswegen, weil die sehr
heterogen sind. Es gibt RNA die da drauf codiert wird. Das ist eine andere Art
von Erbgut, die benötigt wird, um aus dem Erbgut Protein herzustellen. Und dann
werden tatsächlich noch 13 Gene innerhalb der Mitochondrien codiert, heißt also,
das ist also wie ein Bauplan. Das heißt also in unseren Chromosomen liegt
Erbinformation. Das ist wie die Blaupause. Das ist ein Bauplan, mit dem quasi
alles innerhalb der Zelle gebaut wird. Im menschlichen Erbgut gibt es so
20-/25000 – das ist nur eine Schätzung – Gene, und 25000 und noch deutlich mehr,
weil es ja noch Kombinationen gibt, Proteine die damit hergestellt werden
können. Und 13 davon haben sich quasi die Mitochondrien zurückbehalten, 13
Proteine. Und die liegen alle in komplexen, das nennt man die Atmungskette. Die
Atmungskette ist eigentlich so das Kernelement der Energieversorgung die wir
haben. Atmungskette hat was mit Sauerstoff zu tun, im Großen und Ganzen mit
Sauerstoff und Wasserstoff. Alles was wir an Sauerstoff einatmen landet mehr
oder minder im Endeffekt nachher in den Mitochondrien und wird zur
Energieherstellung verwendet. Im Endeffekt aus Wasser, Wasser wir gespalten in
Sauerstoff und Wasserstoff und im Endeffekt die beiden können dann quasi wieder
zusammenfinden. Im Chemieunterricht hat man früher mal was von der
Knallgasreaktion gehört. Da macht’s, wenn ich Sauerstoff und Wasserstoff
zusammenbringe irgendwann einmal einen dicken Knall. Das passiert in unseren
Zellen sehr dosiert und gedrosselt. Also so, die Energie ist vorhanden, wir
spalten das und dann führt man das wieder zusammen und diese Energie, die da
frei wird, die kann genutzt werden, entweder zur Bildung von kleinen
Trägermolekülen - wie Batterien kann man sich das vorstellen- das ATP ist
wichtig und dann halt noch in Wärme. Und das wird halt fein dosiert, wo halt was
notwendig ist. Das Kuriose ist jetzt, dass die Atmungskette elementar wichtig
für uns ist. Also wenn wir keine Energie herstellen können, sind wir relativ
schnell tot. Und jetzt fragt man sich, warum ausgerechnet so wichtige zentrale
Proteine wie die Atmungskette in den Mitochondrien drin sind. Das ist jetzt
tatsächlich so, dass Gene die in unserem Zellkern drin liegen, in den richtigen
schönen großen Chromosomen, die sind dort relativ gut geschützt. Das heißt, sie
sind natürlich erstmal, weil sie im Zellkern sind, schon ein bisschen weiter von
der Oberfläche der Zelle weg. Darum ist noch ein Zytoplasma, ist auch noch ein
bisschen ein Schutz. Dann kommt noch mal die Hülle vom Zellkern und innen drin
wird diese DNA, das ist also das Molekül in dem unsere Erbinformation codiert
wird, ganz eng noch mal um Proteine drum herumgewickelt und ist dann noch mal
geschützt. Und im Zellkern gibt es noch jede Menge Proteine, die sogar
DNA-Defekte wieder reparieren können. Auch die gibt es eigentlich in den
Mitochondrien nicht. Das heißt also, aus irgendeinem Grund – das klingt jetzt
absurd, aber aus irgendeinen Grund muss es einen Sinn machen, dass ausgerechnet
wichtige Gene in der Atmungskette in den Chromosomen drinbleiben, wo sie
eigentlich recht ungeschützt sind, wo sie wesentlich schneller mit Chemikalien
und Strahlung zerstört werden können und wo sie eigentlich relativ schnell
Defekte erleiden können. Das ist auf den ersten Blick ein Paradoxon, ja. Jetzt
gibt es aber viele Modelle und Erklärungsmöglichkeiten dafür, und ich sag mal
jeder findet ein Modell, das ihm selber am besten passt. Es gibt in den USA
einen Wissenschaftler. Der heißt Doug Wallis. Da würde ich sagen, das ist Moment
vielleicht der Mitochondrien-Experte schlecht hin, der auch sehr viele
evolutionsbiologische Aspekte in seine Forschung hineingebracht hat. Eine seiner
Theorien, die ich sehr gut nachvollziehen kann, ist, dass die Mitochondrien
quasi so eine Art Sensor darstellen. Das heißt, sie sind tatsächlich exponiert,
um eben durch Umwelteinflüsse – ich will jetzt mal nicht den Begriff Schädigung
verwenden, aber sie verändern sich durch Umwelteinflüsse und das erhöht den
Selektionsdruck. Selektion ist für das Individuum oft nicht gut, für eine
Population, für eine Menge von Individuen kann es ein Vorteil sein, dass quasi
die Individuen, die durch so eine Mutation die da stattfinden kann einen Vorteil
haben, setzen sich durch. Und so ist das halt bei den Mitochondrien auch. Sie
sind ein Sensor. Sie fühlen in der Umwelt was passiert. Es passieren
Veränderungen im mitochondrialen Erbgut, und diese Veränderungen können
vorteilhaft oder negativ sein. Und sind sie vorteilhaft, können sie sich relativ
schnell auch durchsetzen. Das heißt also, die Mitochondrien haben eine gewisse
Anpassungsmöglichkeit auf die Umwelt. Und das ist der Grund, warum sie auf der
einen Seite jetzt schnell geschädigt werden können. Aber eine Schädigung für
eine Population kann ein Vorteil sein. Das klingt absurd. Also wenn man selber
betroffen ist, wird man ausgemerzt. Das ist nicht schön. Aber wenn man eine
Mutation in einem Individuum hat, die vorteilhaft ist, kann sich die in einer
Population durchsetzen, und die kann einer Population jetzt wieder helfen. Das
heißt also, Chemikalien in der Umwelt, ich sag jetzt mal es sind nicht nur die
Chemikalien, sondern es sind die Temperaturbedingungen, es ist wie gesagt viel
Sauerstoff, wenig Sauerstoff. Die Menschheit hat sich ja irgendwann mal auf der
Erde verbreitet und hat Gegenden bevölkert, in denen sie vorher nicht war, und
im Zuge dieser Adaption auf gewisse Umweltbedingungen haben sich auch die
Mitochondrien verändert. Und die Individuen, die dann eben Mitochondrien hatten,
die für die Gegend einen Vorteil brachten, die haben sich dann durchsetzen
können, so ein Evolutionsvorteil, den du dadurch hast. Aber Individuen die
natürlich betroffen werden durch eine Schädigung, die haben auch dann Nachteile.
Das ist also im Prinzip jetzt ein zweischneidiges Schwert, was da im Prinzip
existiert.
##Unterschied zwischen problematischen Einflüssen mit Anstieg chronischer Erkrankungen gegenüber normalen Stressoren
Julia:
Nur in Bezug z. B. auch auf chronische Erkrankungen gesehen, könnte man ja
sagen, ist ja alles super, weil das ist ja Selektion und wir müssen uns halt
anpassen. Aber wie siehst du das, oder wie erklärst du das, den Unterschied
zwischen diesen modernen Problemstoffen oder Problemeinflüssen - ich möchte es
jetzt eher breiter fassen – die einfach diesen wirklich exorbitanten und sehr
auffallenden Anstieg an diversen chronischen Erkrankungen zeigt und die heißen
ja auch nicht nur umsonst Zivilisationskrankheiten, gegenüber jetzt diesen würde
ich jetzt fast sagen normal auftretenden Veränderungen, die sicherlich auch
einen Stressor darstellen können und teilweise zur Vernichtung ganzer
Populationen oder Spezies beitragen kann. Aber, da ist ja schon ein Unterschied
zwischen diesen beiden Stressoren.
Jens:
Absolut! Also wenn du dir chronische Krankheiten anschaust die wir heute haben
und es gibt also auch aus der Arbeitsgruppe von Wallis viele Publikationen die
sagen, eigentlich sind alle chronischen Erkrankungen irgendwo mit den
Mitochondrien zusammenhängend. Ob das jetzt Diabetes ist, ob das die ganzen
Kreislauferkrankungen, Herzerkrankungen sind. Es geht in die Richtung auch der
Autoimmunerkrankungen usw. Also alles was chronisch ist, ist irgendwo mit den
Mitochondrien zusammenhängend. Jetzt muss man sich natürlich vorstellen, dass
wir eine schnellere Adaption unserer Umwelt haben als eine Adaption unserer
Körper. Wenn wir uns mal anschauen wie ein Kleinwarenhändler sein Sortiment noch
vor 200 Jahren vielleicht bestückt hat im Vergleich zum Supermarkt heute, da ist
fast nichts mehr identisch. Die heutigen Chemikalien, mit denen wir uns
auseinandersetzen müssen, die sind mit Sicherheit eins, der viele Zucker ist ein
anderes, die künstlichen Lebensbedingungen in denen wir uns bewegen ist noch mal
ein Punkt. Ein ganz wesentliches Ereignis kann man immer wieder sehen, wenn eine
Ernährungsart aus einer Gegend auf eine Population aus einer anderen Gegend
trifft, sagen wir es mal so. Also diese Schönheit bringenden amerikanischen
Produkte, die nach und nach die ganze Welt beglücken. Die Inuit (Eskimos) z.B.
die früher eine Adaption hatten auf kaltes Wetter und Umgebung mit wenig
Grünzeug und die einfach einen Stoffwechsel haben der mit viel Fleisch und viel
Fett gut zurechtkommt. Und die kommen dann plötzlich in den „Genuss“ von viel
Zucker. Was das dann macht, das kann man häufig sehen. Wenn die Polynesier mit
Cola in Konfrontation, und Cola steht jetzt nur pars pro toto für viele
kohlenhydrathaltige Lebensmittel, dann gehen die auch auseinander. Was sich hier
zeigt ist, dass du eigentlich im Laufe der Evolution Populationen hast, die
Mitochondrien entwickelt haben, die sich sehr gut auf die Umgebung eben
adaptiert haben, und wenn sich deren Lebensstil dann signifikant ändert, du hast
einfach andere Energieträger, du lebst dann anstatt draußen viel mehr drinnen.
Du hast andere Umgebungstemperaturen. Du veränderst deine Lichtzyklen, deine
zirkadianen Rhythmen. Du veränderst eben durch die Heizung deine
Wintertemperatur im Gegensatz zu eigentlich dem Normalfall, der in Westeuropa
stattfände, dass man im Winter einfach eine kühlere Umgebung hat. Dann entgleist
das Ganze, ja. Und dann kann auch dieser permanent gleich hoch energetische
Energieträger, deine Ernährung kann dazu führen, dass du dann halt auch schlicht
weg z. B. Übergewicht entwickelst. Das heiß, wir leben einfach gegen unsere
Natur. Das ist sehr oft dann eben das Ergebnis, an dem dann die Mitochondrien
dann auch leiden.
Auswirkungen der größten negativen Umweltfaktoren auf Mitochondrien
Julia:
Was sind jetzt deiner Meinung nach so die allergrößten Faktoren in unserer
Umwelt, die negativ auf die Mitochondrien wirken und wenn’s geht, vielleicht
auch kurz wieso wirkt sich das so aus, oder wie reagieren halt die Mitochondrien
drauf?
Jens:
Also fangen wir mal einfach mit Chemikalien an die z. B. in Medikamenten sind,
ja. Also eben hatten wir ja schon mal die Antibiotika angesprochen. Das
Ciprofloxacin z. B. das ist ein recht häufig eingesetztes Antibiotikum, das bei
Darmerkrankungen eingesetzt wird. Und wenn eben solche Antibiotika im Darm
wirken, dann ist das, wenn du eine infektiöse Darmerkrankung mit bakteriellem
Ursprung hast, durchaus das Mittel zur Wahl, um dann eben diese Schadbakterien
loszuwerden. Leider nietest du damit aber deine guten Bakterien um, und es wird
zum Teil in den Blutkreislauf übernommen, dringt auch in eukaryotische, also in
Säugerzellen, in unsere lebenden Zellen ein und kann dort auch die Mitochondrien
schädigen. Das heißt also hier, die Querschläger, die dann das Hauptziel
durchaus treffen, aber „casualties of war“ wie man so schön sagt. Das sind dann
einfach friendly fire - Kollateralschaden. Also die Amerikaner haben immer so
schöne Begriffe und das heißt also, durch einen Angriff auf die Feinde werden
dann auch deine Freunde mit umgebracht. Das ist leider mit den Mitochondrien
auch der Fall. Das Glyphosat ist auch so ein schönes Beispiel, das wir
heutzutage ja verbreitet immer mehr weltweit in der Agrarindustrie einsetzen.
Das hat auch einen Effekt auf unsere Mitochondrien, auf die Atmungskette. Wir
lagern solche Gifte ein und wir vergiften uns mit Pflanzengiften auch langsam.
Das sind natürlich Sachen wo wir zunehmend Probleme mitbekommen, ob das jetzt
die Schwermetallbelastungen sind usw. Neurologische Störungen können damit
entstehen. Jede Zelle hat Mitochondrien und gerade die Zellen, die die meisten
Mitochondrien haben, sind auch die die natürlich die meiste Energie benötigen
und am ehesten dann natürlich auch betroffen sind. In der Leber haben wir z. B.
pro Zelle wesentlich mehr Mitochondrien und im Herzmuskel viel mehr
Mitochondrien als in anderen Geweben. Und deswegen kannst du dir vorstellen,
dass diese Umweltgifte, ganz explizit natürlich jetzt auch die Leber betreffen
können und dann auch den Herzmuskel irgendwann schädigen. Die Folgeerscheinungen
sind dann sehr oft wieder chronische Erkrankungen, Herz-Kreislaufsystem und über
die Leber brauchen wir gar nicht lange diskutieren. Das ist so ein zentrales
Organ für uns. Wenn die geschädigt wird, da haben wir viele Probleme.
Julia:
Hm. Jetzt hast du ja gesagt, wir können mal davon ausgehen, dass praktisch jeder
der eine chronische Erkrankung hat sicherlich ein Problem mit den Mitochondrien
hat, oder? Könnte man das so pauschaliert sagen?
Jens:
Ja, pauschaliert.
Chronic Fatigue Syndrome und Burnout
Julia:
Und ich denke auch da fällt auch rein dieser ganz große Bereich von diesen
vielen Menschen, die so ganz diffuse Symptome haben, die einfach so müde sind
und so. Weil du auch gesagt hast, ich meine das hat mit Energiegewinnung zu tun
und es macht ja Sinn, wenn die Mitochondrien nicht funktionieren habe ich wenig
Energie. Ich bin nicht leistungsfähig.
Jens:
Also z. B. CFS, dieses Chronic Fatigue Syndrome, das geht in den Burnout über.
Das ist nicht ganz identisch, aber ich würde mal sagen, das ist ein
schleichender Übergang. Du hast eine Erschöpfung. Die Erschöpfung führt
langfristig dann irgendwann zu diesen Burnout-Symptomen und im Endeffekt ist
diese Energielosigkeit ganz eng zusammenhängend mit der Energieleistung deiner
Mitochondrien. Es gibt natürlich gewisse Cofaktoren, von denen man weiß, dass
sie in der Atmungskette eine Rolle spielen und eins der Hilfsmittel ist
natürlich jetzt hier auch, die Mitochondrien wieder so ein bisschen anzufüttern,
dass sie die Bausteine dann wiederbekommen, die sie benötigen um eben ihren Job
zu machen. Es ist nicht ganz so einfach. Also es gibt mitochondriale
Schädigungen, Mitochondriopathie heißt das Ganze, und da gibt es zwei
verschiedene. Die muss man auch voneinander unterscheiden. Vielleicht auch mal
noch einen kurzen Sprung zurück zur Herstellung, wo die Mitochondrien mal
herkommen und wie sie sich verbreiten oder vermehren. Die Mitochondrien die wir
in unseren Zellen haben, bekommen wir nur durch unsere Mütter. Das ist eine ganz
wichtige Information. Das heißt also, man kann heutzutage sagen, jeder weiß wo
er seine Mitochondrien herhat. Definitiv nicht vom Vater, also immer nur die
mütterlichen Linien. Die sind also jetzt was die Mitochondrien betrifft
tatsächlich viel wichtiger. Es gibt jetzt vererbbare mitochondriale
Erkrankungen, primäre und es gibt sekundäre. So unterscheidet man das
eigentlich. Das sind die primären, das heißt aus irgendeinem Grund kann sich so
ein Mitochondrium nachdem es eine Mutation hat die eigentlich schädlich ist
trotzdem noch durchsetzen. Das heißt der Träger stirbt dadurch nicht, und
deswegen kann sich so eine Mutation verbreiten. Es kann aber sein, dass du dann
nach kurzer Zeit deines Lebens vielleicht nach 4, 5 Jahren blind wirst.
Julia:
Ok.
##Schädigung der Netzhaut – Retinopathie und Mitochondriopathie
Jens:
Solche Erkrankungen gibt es tatsächlich. Das heißt also auch hier, dort wo wir
dann Defekte haben, das können Herzprobleme sein, also Retinopathien, dass die
Netzhaut im Auge eine Schädigung hat, weil auch die sehr stark mit Energie
versorgt werden muss durch den Stoffwechsel. Das heißt, da gibt es dann Defekte
und die zu heilen ist verdammt schwer. Machen wir uns da jetzt nichts vor. In
England gibt’s ja mittlerweile sogar neue Gentherapien, Drei-Eltern-Kinder nennt
man das Ganze. Das heißt, es wird tatsächlich die Eizelle einer Frau mit dem
Zytoplasma einer anderen Frau miteinander fusioniert. Das heißt man nimmt die
Eizelle einer Mutter und packt die quasi in den Restzellteil aus dem der Kern
entnommen wurde von einer gesunden Frau, weil die Mitochondrien ja im Zytoplasma
schwimmen und nicht im Zellkern. Und das wird dann befruchtet mit dem Vater.
Also so ein Kind hat tatsächlich dann genetisch gesehen drei verschiedene
Eltern. Und das ist in England jetzt vor ein paar Jahren zugelassen worden. Da
gibt es auch die ersten Kinder, die aus dieser Methode geboren wurden. Das ist
eine Methode, wie du diese Mitochondriopathie loswirst. Das ist eine genetische
Angelegenheit, ja. Und dann haben wir eben die erworbene Mitochondriopathie, und
das ist eben das, was wir durch Umweltprobleme bekommen. Da können Traumata
entstehen. Du kannst nach einem Unfall kannst du tatsächlich im Endeffekt eine
Mitochondriopathie erleiden. Das heißt, das ist ein ganz feines Wechselspiel
zwischen unserem Körper und den Zellen, in denen die Mitochondrien sitzen. Die
Mitochondrien können dem Körper Probleme machen, und unser Körper kann den
Mitochondrien Probleme machen. Wenn das entgleitet, das ist ein Bereich, da kann
man dann wieder eingreifen. Du hast keine genetische Problematik, die jede
Körperzelle betrifft, sondern du versuchst dann, die Gewebe wieder so ein
bisschen auf die Beine zu bringen, die eben durch so eine Mitochondriopathie
leiden. Die Mitochondrien haben, weil sie Bakterienursprung haben auch die
Fähigkeit, viele Sachen zu machen die Bakterien können. Sie können sich relativ
flott auch z. B. wieder vermehren. Jeder Sportler weiß das, wenn du ein Sportler
bist und du trainierst, erhöhst du a) deinen Sauerstoffbedarf. Das merkt das
Gewebe. Es muss mehr Sauerstoff, also den Sauerstoff benötigst du, um natürlich
Energie zu liefern. Dein Bedarf ist nicht der Sauerstoff, es ist indirekter
Sauerstoff. Du brauchst den Sauerstoff, um Energie zu produzieren. Damit du das
aber kannst, erhöht sich der Anteil deiner Mitochondrien beim Training. Und wenn
jemand tatsächlich jetzt eine sekundäre, eine erworbene Mitochondriopathie hat,
das Beste was er tun kann ist im Endeffekt, wenn er es schafft, du musst ihn
unterstützen. Wenn du jetzt ein Fatigue-Syndrom hast, also du hast ein
Erschöpfungssyndrom, ist das mit dem Training natürlich eine sehr schwierige
Sache. Aber rein tendenziell: Bewegung hilft.
Julia:
Ja.
##Mitochondrienanteil beim Training erhöht sich: Bewegung hilft
Jens:
Ergo, die Anzahl deiner Mitochondrien, die guten Bakterien, die guten
Mitochondrien können sich schneller vermehren als Geschädigte und du hast dann
wieder im Körper eine Selektion. Das heißt, du kannst durch die Zulieferung von
genügend Nährstoffen für die Mitochondrien und die Kombination mit dem richtigen
Training, kannst du dann die Mitochondrienanzahl der Guten vermehren und dich
dann auch wieder heilen.
Julia:
Hm. Also das heißt, Bewegung wäre jetzt, wenn man eben jetzt noch nicht gerade
in so einem Erschöpfungszustand ist, eines der besten Dinge wahrscheinlich, um
die Mitochondrien mal gesund zu erhalten bzw. viele Mitochondrien zu haben.
Jens:
Richtig. Also wie gesagt, wenn du natürlich jetzt eine Erschöpfung hast, kann’s
natürlich der Sargnagel sein. Also das soll jetzt nicht so die core message
sein, dass es für jeden richtig ist. Wenn du wirklich total erschöpft bist, dann
musst du erst mal langsam dich dann wieder aufbauen. Das kann man u. a. mit den
Nährstoffen machen, die eben wieder selektiv für die Mitochondrien ein Vorteil
halt sind. Also die Mitochondrien benötigen z. B. das Co-Enzym Q10 oder viele
B-Vitamine. Also ich würde jetzt einer Person die ein chronisches
Erschöpfungssyndrom hat mit Sicherheit nicht gleich raten, jetzt hier auch
wieder 5 km zu laufen. Aber eine leichte Bewegung würde schon helfen. Also der
berühmte Waldspaziergang der hilft auch bei einer Erschöpfung. Du musst dich
damit ja nicht überanstrengen. Sauerstoff, frischer Sauerstoff, frisches Licht,
dann im Wald, kein künstliches Licht würde dir helfen. Und das kannst du dann so
ein bisschen untermauern mit der richtigen Ernährung. Also jetzt weniger Zucker,
vielleicht ein bisschen mehr Kohlenhydrate mit Eiweiß und Fett usw. Du kannst
auch durch die Ernährung natürlich die Energiegewinnung der Mitochondrien
beeinflussen. Mitochondrien sind so quasi Allesbrenner. Ja, also es gibt so
Motoren die alles schlucken. Da kannst du quasi alles reinstopfen. Die verwerten
mehr oder minder alles. Aber manche der Produkte, die du benötigst um sie
anzuwerfen, die bringen dann auch mehr Schadstoffe dann wieder. Das heißt, es
gibt ja Motoren, wenn du da Schweröl reinmachst, dann kommt mehr Ruß aus dem
Auspuff. Und so kannst du dir das bei den Mitochondrien vorstellen. Es gibt
verschiedene Lebensmittel, wenn du die Mitochondrien damit befeuerst, gibt es
mehr Abfallprodukte, und ein Abfallprodukt das Mitochondrien herstellen bringt
jetzt wieder Mitochondrien um.
Julia:
Ja.
Jens:
Die stellen die Reactive oxygen species, ROS hat man das genannt, her. Das ist
zum Teil sinnvoll, also die müssen das können. Unter anderem helfen
Mitochondrien mit diesen ROS, mit diesen aggressiven Sauerstoffmolekülen auch im
Immunsystem Schadkeime zu zerstören. Mitochondrien sind in der Lage, einen
Selbstmord der Zelle zu verursachen. Das klingt jetzt auch wieder grauselig,
aber eine Tumorzelle z. B. die in deinem Körper entsteht, wenn die das Signal
bekommt, bring dich selber um, du hältst dich nicht an die Spielregeln im Organ
– das ist sehr gut, ja. Das heißt also, solche Zellen, die neben der Spur laufen
quasi dann eben auszumerzen, da helfen auch wieder unsere Mitochondrien dabei.
Und wenn jetzt aber auf der anderen Seite in einem gesunden Gewebe zu viel von
diesen ROS entstehen, dann kann ich wieder eine dauerhafte Entzündung damit
verursachen. Dann entwickelt sich sogar eine chronische Erkrankung aus einer
Fehlproduktion aus unseren Mitochondrien heraus. Also das ist schon ein feines
Wirksystem, dass man sehr stark mit Ernährung beeinflussen kann.
##Ernährungsempfehlungen
Julia:
Ja. Und was würdest du jetzt, also was empfiehlst du von der Ernährung her
jetzt, also konkret, wenn jetzt jemand zu dir kommt. Was ist empfiehlst du da
als Ernährungsstrategie?
Jens:
Also ich würde sagen, das ist jetzt nicht so eine One-for-all-Antwort die du
hier geben kannst, weißt du. Ich schau mir natürlich jetzt auch erst mal die
unterschiedlichen Individuen an, ja. Wenn du jetzt kommst und bist gesund und
willst eine Performance-Steigerung als Sportler haben, ist das eine ganz andere
Fragestellung als du bist jetzt der CFS, Chronic Fatigue Syndrome-Patient, der
wirklich auf dem komplett anderen Ende des Spektrums sich befindet. Dann musst
du aber auch schauen, dass jeder Mensch, jeder einen individuellen Stoffwechsel
hat, ja.
Julia:
Ja klar.
Jens:
Es gibt da unterschiedliche Muskelarten, mehr lange Fasern, mehr kurze Fasern.
Es gibt die Athleten die mehr geeignet sind für den Marathon. Es gibt die
Sprinter. Die alleine brauchen schon einen unterschiedlichen Ratschlag. Und so
ähnlich kannst du es auch bei den Individuen anschauen, die als Patienten dann
eben aufschlagen, ja. Wenn du eine Stoffwechselerkrankung hast und du hast jetzt
eine sehr starke Fettleibigkeit, ist die Zielvorgabe eine komplett andere, als
jetzt bei einem Untergewichtigen. Es gibt auch untergewichtige Personen, die
durchaus eine andere Fragestellung dann haben. Ich würde prinzipiell sagen, dass
alles was an schnell verwertbaren Zuckern heutzutage in der Ernährung ist
reduziert werden sollte. Das ist auch mein Ratschlag eigentlich für Sportler.
Sehr häufig kriegen ja Sportler gesagt, sie sollen jetzt hohe Mengen an
Kohlenhydraten verwenden, um mit diesen Kohlenhydraten noch mehr Energie leisten
zu können. Ich habe selber ein paar Mal Marathon gelaufen, und am Abend vor dem
Marathon da gibt’s die guten Pasta-Partys, ja. Auch in Berlin oder wo auch
immer, da sind dann tausende Leute. Am Tag vorher stopfen die sich dann am Abend
vorher die Nudeln rein. Das ist im Prinzip ein typisches Essen, was für
untrainierte Sportler entwickelt ist, ja. Du wirst kein Kenianer sehen, der bei
einer Nudelparty mitmacht, ja. Jetzt ist es so, dass du eben durch das Training
in der Lage bist, deine Mitochondrien eben zu verändern. Die Anzahl der
Mitochondrien kannst du ändern. Du kannst in gewissem Maße auch die Biochemie
deiner Mitochondrien mit beeinflussen. Und wenn du jetzt viel trainierst, dann
brauchst du nicht so viele Kohlenhydrate. Die Kohlenhydrate sind eben diese
Moleküle, die schnell verfügbar sind. Und im Körper hast du relativ wenig
Speicher für Kohlenhydrate. Das ist also das Glykogen in deiner Leber. Und das
hält bei einem Langstreckenläufer bis Kilometer 25 – 30 und dann sind die dann
am Zusammenbrechen. Und da hilft dann auch die Pastaparty vorne dran nichts. Das
unterscheidet dich vielleicht, du schaffst anstatt 25 deine 30 km. Aber es
bringt dich dem Ziel nicht unbedingt näher. Und wenn du ein wirklicher Sportler
bist der trainiert, dann machst du ein anderes Training und du machst eine
andere Ernährung. Der richtige Sportler der braucht tatsächlich weniger
Kohlenhydrate. Der kann auch Fettverbrennung machen. Deswegen wäre meine
Empfehlung jetzt auch normalerweise, du benötigst also nicht viele
Kohlenhydrate, wenn Kohlenhydrate eben nicht die schnell verwertbaren und mein
Tipp, um auch deine Mitochondrien gesund zu halten und auch zu gesunden, wäre
tatsächlich diese LowCarbHighFat (LCHF)-Ernährung, die sich ja immer durchsetzt.
Das muss jetzt nicht in die Keto-Ernährung reingehen. Also das ist schon eine
ganz spezielle Sonderernährung, die in manchen Fällen ihre Berechtigung hat.
Aber ich würde mal sagen, im Verhältnis zu dem was Jahrzehnte lang propagiert
wurde, viele Kohlenhydrate und wenig Fett, ist das was ich empfehle eigentlich
genau das Gegenteil, was auch den Mitochondrien guttut, wenn sie auch
dementsprechend trainiert werden, nicht. Also auch das musst du natürlich dann
immer in einem Zusammenhang sehen, richtige Ernährung, richtiges
Bewegungsprofil, abgestimmt auf denjenigen. Wer jetzt also 80 kg Übergewicht
hat, und so etwas gibt es, dem würde ich jetzt auch ein langsames Heranarbeiten
an das Ziel dann erst mal raten. Man kann es nicht übertreiben.
Julia:
Die andere Frage ist auch, ich meine du hast das vorhin schon angesprochen ein
bissel, Nährstoffe, also du brauchst Cofaktoren, damit die Atmungskette, damit
das überhaupt funktioniert und jetzt ist natürlich die eine Möglichkeit, dass
man eben die Ernährung jetzt nicht nur als Energielieferant sieht, sondern ja
eigentlich auch als Baustofflieferant für die Mitochondrien und für den Körper,
sind aber in der Richtung optimiert.
Jens:
Absolut, ja.
Julia:
Da kann man sicherlich viel machen. Aber es ist ja dann doch oft so, wenn man
schon in so einer Situation drin ist, dass es dann glaube ich auch oft schwer
ist, dass nur über die Ernährung zu machen bzw. sind jetzt auch nicht mehr so
viele Vitamine und all diese Sachen in den Lebensmitteln selbst drin. Das heißt,
wo würdest du sagen was sind so die wichtigsten Vitamine oder andere Faktoren,
auf die du achten würdest oder die für dich zentral sind?
##Wichtige Cofaktoren für gesunde Mitochondrien
Jens:
Also wenn ich jetzt eine erworbene Mitochondriopathie habe, ich kann das also
klar schon sehen, dass es nicht eine genetische Ursache hat, sondern es geht
jetzt halt wieder um die erworbene und ich sehe, dass es auch jetzt hier eine
Erschöpfungsproblematik gibt, die verschiedene Organe betreffen kann, dann würde
ich jetzt tatsächlich auch mit einer Supplementierung rangehen. Eben haben wir
das Coenzym Q10 ja schon mal kurz erwähnt. Es gibt eine Reihe von B-Vitaminen
die eine wichtige Rolle spielen. Du kannst auch mit Glutathion kannst du die
Mitochondrien ein bisschen pushen, aber du musst immer wieder vorsichtig sein
mit dem Einwerfen von Supplements. Also es gibt bei den Supplementen immer das
Problem, dass du erst mal gucken kannst, warum hast du das Defizit, ja. Also
viele Personen die eine Mitochondriopathie haben, haben aber auch ein
Darmproblem. Chronische Erkrankungen haben sehr oft ein Darmproblem, und wenn du
eine Darmschleimhaut hast, die nicht optimal ist, dann wird auch die Resorption
der Supplements (NEM – Nahrungsergänzungsmittel) und auch der
Ernährungsbestandteile eingeschränkt sein. Da kannst du oben reinwerfen wie du
willst, es rutscht durch und da haben wir vor kurzem Mal drüber gejuxt, es ist
ein teurer Stuhl den du dann hast. Das möchten wir natürlich vermeiden. Das
heißt also, im Endeffekt in eine gute Diagnose gehört nicht nur die Untersuchung
rein was fehlt, sondern auch den Grund herauszufinden, warum etwas fehlt.
Julia:
Ja.
Jens:
Und wenn ich eine Darmentzündung habe, muss ich mich auch um eine Darmentzündung
kümmern. Wenn ich irgendein Resorptionsproblem habe, dass kann auch sein, dass
ich im Aufschließen meiner Ernährung ein Problem habe. Das heißt also, du kannst
ein Problem mit der Galle haben, dann klappen die Lipasen nicht so. Du kannst
die Gallensäure nicht ordentlich produzieren. Du kannst ein Leberproblem haben,
das zu einem Gallenproblem führt. Du kannst ein Pankreasproblem haben, wo dir
dann einige Enzyme fehlen. Du kannst ein Magensäureproblem haben, wo du nicht
genügend Salzsäure produzierst, die hilft dein Eiweiß aufzuschließen. Wenn du
jetzt dann das ersetzen möchtest durch Proteindrinks, dann ist das nicht
zielführend. Ich meine dann soll man sich erst mal darum bemühen, zu gucken
warum gibt es ein Magensäureproblem. Und wenn du dann Pantoprazol-Patienten vor
dir sitzen hast, die eben noch mal diese ganzen Puffer bekommen, die verhindern,
dass du Magensäure produzierst, dann haben die sehr oft so einen Rattenschwanz
an Zusatzproblemen. Die haben dann eine Blinddarmfehlbesiedlung. Dann kommen
dann Resorptionsprobleme mit und im Endeffekt ist das Defizit dann nicht durch
Nahrungsergänzungsmittel zu schließen, ja.
Julia:
Ja.
Jens:
Worüber du dir auch Gedanken machen musst ist, es gibt eine Menge Chemikalien,
die werden vor Ort in der Zelle auch produziert und wenn die Zelle es vor Ort
erst produziert, ist das nicht das Gleiche wie wenn du jetzt eine Tablette oder
ein Pulver nimmst. Das muss jetzt nicht in der gleichen Menge wie du es oben
reinfütterst dann auch in der Zelle landen. Und es wird natürlich dann auch im
Körper stark verdünnt. Du hast einen Körper, der hat 60 – 70 kg, oft auch mehr,
und dann verteilst du jetzt so ein Löffelchen von irgendetwas, das landet nicht
unbedingt im Herzmuskel, ja. Und jetzt z. B. das Glutathion ist auch so eine
Substanz. Darüber kann man jetzt lange spekulieren. Es gibt einige Firmen, die
aus diesem Grund z. B. auch jetzt Varianten von dem Glutathion hergestellt
haben, die eine höhere Bioverfügbarkeit, bessere Resorptionsfähigkeit besitzen.
Ich würde also jetzt z. B. auch eher die Einzelbausteine vom Glutathion, du
kannst also Glutamin und Cystein, also diese Aminosäuren die würde ich gezielt
einnehmen, damit der Körper vor Ort das baut, was er benötigt. Es gibt da
unterschiedliche Ansätze, aber einfach nur das, was dem Mitochondrium fehlt oben
reinstopfen muss nicht der richtige Weg sein. Also sehr oft muss man sich
wirklich angucken Ursache und Wirkung, ja. Wo liegt das echte Problem.
Julia:
Ja, wie man sieht, es ist wieder mal nicht so einfach wie man sich das so
vorstellt. Und es ist klar, es sind immer viele Faktoren. Man kann einfach nicht
nur an einem, ja isoliert die Sache betrachten und denken, so da gebe ich jetzt
einfach mal ein bisschen Glutathion oder eben bissel Q10 und dann ist alles gut,
sondern wie du eben gesagt hast, es gibt so viele Umweltfaktoren. Du hast das
eben nur ganz kurz angesprochen, einfach so etwas wie Licht natürlich, aber auch
Bewegung, der Darm usw. und sofort. Das sind einfach eben, natürlich muss man
auf all diesen Ebenen ansetzen, ja.
##Behandlungsmethoden mit Rotlicht
Jens:
Ganz genau. Ein interessanter Punkt: Du hast gerade das Wort Licht noch mal
erwähnt. Etwas was man in der letzten Zeit auch häufiger sieht, sind jetzt
Behandlungsmethoden mit Rotlicht, ja. Die Mitochondrien haben in der
Atmungskette Moleküle drin, die eine gewisse Resonanz auf Lichtenergie haben.
Das heißt also, jeder Körper hat irgendwo eine gewisse Frequenz mit der er eine
Resonanz erzeugt. Und bei den Zytochromen, das sind also spezielle Teile
innerhalb der Atmungskette, also die Atmungskette ist sehr komplex. Das sind
glaube ich 83 verschiedene Proteine zusammengebaut in relativ komplexe
Strukturen. Und einige davon, die sind nun mal interaktiv mit Rotlicht. Das
heißt, wenn ich Rotlicht in den Körper hinein strahle, und das ist jetzt eher in
dem Bereich jetzt auch noch infrarot, das Infrarot-A-Licht, das dringt schon ein
bisschen tiefer ins Gewebe ein. Damit kriege ich eine Resonanz von den
Zytochromen und ich kann damit tatsächlich die Mitochondrien anregen und die
fangen auch an, sich damit zu vermehren. Also Rotlichtbehandlung ist etwas wo du
auch einen Heilungsprozess mit anregen kannst. Das ist eine interessante Sache.
Es gibt Methoden wo du tatsächlich auch Schilddrüsen wieder aktivieren kannst,
indem du eine Schilddrüse – die sollte jetzt nicht Tumor-gefährdet sein, auch da
muss man wieder vorsichtig sein, also das Anregen von Gewebe ist immer eine
zweischneidige Sache. Aber sagen wir mal eine Schilddrüse, die ein bisschen lahm
ist, die ein bisschen wenig produziert und die relativ klein ist, kann man
tatsächlich mit Rotlicht behandeln, und die wird damit auch wieder ein bisschen
nachwachsen. Also dazu gibt es interessante Studien. Und genauso gibt es also
auch viele mittlerweile Laserbehandlungen, wo man mit Rotlicht selektiv eben die
Mitochondrien anregen kann. Das ist ein spannendes Feld noch mal, ja.
Julia:
Ja, wirklich sehr spannend. Ja, ich meine wir kommen jetzt so langsam zum Ende.
Das ist so spannend und immer wieder schade, wie schnell die Zeit vergeht. Wenn
du sagen wir mal 3 Dinge raussuchen müsstest, wo du sagen würdest, die 3 Dinge
sind wichtig oder sollte man machen, um seine Mitochondrien gesund zu halten,
was würdest du sagen, was wären diese 3 Dinge?
##Die wichtigsten 3 Dinge zur Gesunderhaltung der Mitochondrien
Jens:
Also ich würde mal sagen, das Leben im Einklang mit den Jahreszeiten, das halte
ich für sehr wichtig. Und das sind die Mitochondrien mit Sicherheit zentral,
aber nicht das einzige. Und wenn ich sage mit den Jahreszeiten, dann meine ich
die jahreszeitliche Ernährung und die jahreszeitliche Lichthygiene und die
jahreszeitliche Temperaturumgebung. Also im Winter ist unser Schlafzimmer nicht
geheizt. Das heißt nicht, dass es friert. Aber es ist auch deutlich kälter als
sonst. Und das halte ich zumindest für extrem wichtig, dass du einfach mit den
Jahreszeiten lebst. Wo du lebst, das solltest du dich an deiner Umgebung auch
orientieren. Das heißt also, saisonal, regional, im Einklang mit der Natur. Ich
bin der Meinung, dass du sehr stark auf deine schnellen Kohlenhydrate achten
solltest, also möglichst wenig Zucker, möglichst wenig von diesen Nudeln,
Kartoffeln, Reis, Brot usw. essen. Das heißt nicht nein, ich sage nur weniger.
Und auch da wieder regional, saisonal - darauf achten. Und dann denke ich, dass
ein für deinen Körper geeignetes Bewegungsprogramm notwendig ist. Ältere
Personen verlieren irgendwann auch Mitochondrien. Du verkürzt die Telomere, das
sind so die Kappen auf deinen Chromosomen. Das heißt, du hast eine Zellalterung.
Das ist enorm wie du aber deinen Körper aufbauen kannst durch tatsächlich jetzt
wieder körperliche Bewegung. Und was ich da immer wieder gerne empfehle sind
diese HIT-Programme, also so High Intensity Training, also mit den Muskeln an
die Belastungsgrenze gehen. Die ist individuell, die altersbedingt natürlich
individuell, und eine ältere Person die einen Liegestütz schräg an der Wand
stehend macht ist immer noch deutlich besser als kein Liegestütz, ja. Also es
gibt den berühmten Frauenliegestütz. Wenn du den anders nicht hinkriegst, dann
so einen Liegestütz. Aber wie gesagt, 10 Liegestütze versuchen, möglicherweise
täglich, ja. Und das sind also diese, den Körper an die Belastungsgrenze
bringen. Das erhöht auch wieder deine Mitochondrienzahl, hält die Mitochondrien
am Leben und selektioniert die Guten aus. Also die Kombination mit der richtigen
jahreszeitlichen Ernährung im richtigen Umfeld mit dem richtigen Energieträger,
also nicht zu viel Zucker, mit der Bewegung – ich glaube das ist ein ganz
wichtiger Punkt.
Julia:
Super! Ja, wo finden dich jetzt die Zuhörer und Zuschauer im Internet, oder wo
bist du zu Hause? Wo kann man auch mehr über dich lesen und bissel sehen was du
so anbietest?
##Kontaktmöglichkeiten zu Jens
Jens:
Unsere Praxis findet man unter www.hygeanum.de. Wir
liegen in Deutschland zwischen Karlsruhe und Heidelberg an der A5 an der
Autobahn recht gut zu erreichen.
Julia:
Ja. Lieber Jens, herzlichen Dank für deine Zeit!
Jens:
Danke für dein Interesse!
Julia:
Es hat mich sehr gefreut, vielen Dank!
Jens:
Es hat mir auch Spaß gemacht und es war Klasse, dass wir endlich mal die Zeit
gefunden haben, nicht?!
Julia:
Ja, finde ich auch.
Jens:
Ok, tschüß!
Julia:
Tschüß!
Bücher
###Mitochondrientherapie - die Alternative: Schulmedizin? Heilung ausgeschlossen! von Dr. sc. med. Bodo Kuklinski, Dr. Anja Schemionek
Webseiten
Naturheilpraxis Hygeanum
Dr. rer. nat. Adriana Radler-Pohl, Heilpraktikerin und Dr. rer. nat. Jens Pohl, Heilpraktiker
Blog - My Body Science
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‼️ Bitte beachte den aktuellen "Haftungsausschluss (Disclaimer) und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen" auf meiner Webseite.

Oct 16, 2017 • 45min
Wenn der ganze Körper schmerzt - Fibromyalgie Interview mit Carola Schröder
In Folge #123
Mein heutiger Gast ist Carola Schröder. Carola ist ganzheitlicher Gesundheits und Ernährungscoach mit einem ganz speziellen Fokus - die Fibromyalgie. Das Fibromyalgie-Syndrom ist eine chronische Erkrankung, die durch generalisierte Schmerzen der Muskulatur und des Bindegewebes gekennzeichnet ist. Die Betroffenen fühlen sich krank, sind abgeschlagen und müde. Die Ursache der Krankheit ist bislang unbekannt.
Carola hat diesen Fokus nicht einfach so gewählt, nein, sie ist selbst betroffen und weiß wie lange Betroffene oft nach Hilfe suchen. Ich spreche mit Carola über ihre eigene Leidensgeschichte, über Ernährungsintervention und die Guaifenesin Therapie.
Mehr zu Guaifenesin kannst du hier auf der Wikipedia nachlesen )
Bitte beachten Sie auch immer den aktuellen
"Haftungsausschluss (Disclaimer) und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen" auf https://paleolowcarb.de/haftungsausschluss/
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Transkript
.
Was ist Fibromyalgie, wie äußert es sich, Schwierigkeiten bei der Diagnostik
Therapiemöglichkeiten
erste Schritte und Ratschläge zur Verbesserung
alternative Therapie – Carolas Erfahrung damit
Kontaktinformationen
Julia:
Liebe Carola, Herzlich Willkommen zur Evolution Radio Show!
Carola:
Danke schön, hallo Julia!
Julia:
Ich freue mich sehr, dass wir heute, dass wir das schaffen, dieses Interview zu machen, denn wir sprechen heute über ein Thema, das, ja noch muss ich sagen, sehr wenig eigentlich am Radar wahrscheinlich der meisten Menschen ist, die uns jetzt zuhören bzw. vielleicht noch ganz wenig auch wirklich davon gehört haben. Und zwar wollen wir heute über Fibromyalgie sprechen und du wirst danach erklären was das ist und wie du auch, wie man da vorgeht, wie man es erkennt, welche Diagnosemöglichkeiten es gibt. Aber bevor wir jetzt in den Fachbereich sozusagen hinein steigen: Du beschäftigst dich ja schon sehr lange mit Ernährung, sehr lange auch schon mit Low Carb. Das hat persönliche Hintergründe, auch die Beschäftigung mit genau der Krankheit Fibromyalgie. Vielleicht magst du ein paar Worte zu dir als Person sagen, paar persönliche Hintergründe und wieso gerade die Beschäftigung mit dem Thema.
Carola:
Ja, also bei mir ist es so, dass ich schon sehr lange merke, dass ich mit dem Essen irgendwie Probleme habe. Ich habe schon über 20 Jahre Bauchprobleme, Schmerzen und lange habe ich gedacht, ach was in Deutschland so angeboten wird, das wird schon gesund sein, da achtet die Regierung drauf, also am Essen kanns nicht liegen. Aber irgendwann bin ich doch dahinter gekommen, habe halt gemerkt irgendwie macht das Essen etwas mit mir und so habe ich schon mal immer versucht, herauszufinden, woran das liegen kann, bin aber nie fündig geworden. Und dann kam dazu, dass irgendwann meine Kinder auch da waren und auch sehr schnell entzündlich wurden. Und so war dieser Bezug immer da, also eher gezwungenermaßen als mit echtem Interesse. Ja, und es hat sich so durch die Jahre gehangelt. Ich bin nie wirklich auf einen grünen Zweig gekommen. Die Beschwerden wurden immer massiver, und ich bin dann vor etwa 6 Jahren auf Low Carb aufmerksam geworden. Mein gesundheitlicher Zustand hat sich insgesamt dann auch verschlechtert. Das hängt dann eben auch mit der Fibromyalgie zusammen. Und bei Low Carb, ich habe angefangen mit LOGI-Kost. Das war so mein Einstieg, und ich habe gleich gemerkt, dass das zumindest die richtige Richtung ist. Denn kurz vorher habe ich noch eine Ernährungstherapie durchgeführt, die von einem Fibromyalgiearzt empfohlen wurde, der auch breit im Internet vertreten ist und die war sehr kohlenhydratlastig. Das fing an, wo man also ich glaube eine Woche nur Reis und Kartoffeln, und da ging es mir richtig dreckig. Also das machte einfach alles nur noch schlimmer. Ja, so bin ich auf Low Carb gestoßen und im Laufe, also in diesen letzten 6 Jahren habe ich meine Ernährung dann auch innerhalb des Low Carb-Bereiches immer wieder angepasst, versucht immer wieder durch Experimente herauszufinden, was, womit komme ich am besten klar. Es gibt nach wie vor noch einige Lebensmittel, die ich nicht vertrage, obwohl sie konform wären. Ich habe jetzt für mich herausgefunden, dass ich eine sehr strenge, dass ich am besten zurechtkomme mit einer sehr strengen kohlenhydratarmen Ernährung. Ich will das gar nicht kategorisieren, ob ich nun in Ketose bin oder ob ich striktes LCHF führe. Das ist mir eigentlich ziemlich egal, weil ich einfach danach schaue, was passt für mich am besten. Ja aufgrund dessen, man wächst dann da so rein in das Thema und es gibt auch immer noch so viel zu lernen darüber. Ich habe, was die Fibro angeht, da kommen wir ja vielleicht auch gleich noch bisschen genauer drauf zu sprechen, habe ich halt so ne, die Fibro zu therapieren ist schwierig und ich habe für mich eine alternative Therapie entdeckt, die ich dann auch von Anfang an in Form eines Blogs im Internet begleite und dokumentiere. Die führe ich auch seit 5 Jahren jetzt durch.
Was ist Fibromyalgie, wie äußert es sich
Die Schwierigkeiten bei der Diagnostik
Julia:
Super, da werden wir jetzt eh dann noch im Laufe des Gespräches noch drauf kommen. Vielleicht kannst du mal erzählen oder erklären - was ist Fibromyalgie überhaupt? Wie äußert sich das? Kann man da dann auch zum Arzt gehen und kriegt dann die Diagnose oder ist es doch nicht so einfach? Wie ist das?
Carola:
Ja, das ist wirklich nicht so einfach und bei mir ist das Ganze ja nun auch schon wieder einige Zeit her. Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht weiß wie es aktuell, ob es heute leichter ist. Also ich habe den Eindruck, dass es teilweise ein bisschen schneller geht als früher. Aber vielleicht muss man erst mal erklären, was Fibromyalgie überhaupt ist. Also Fibromyalgie übersetzt bedeutet Fasermuskelschmerz. Das bezeichnet aber eigentlich nur einen Teil dieser Erkrankung. Also es ist, alleine was die Schmerzen angeht, das ist auch schon sehr extrem. Also das sind zum Teil wandernde Schmerzen, im Körper wandernde Schmerzen. Dann sind sie auch am Anfang im Anfangsstadium der Erkrankung auch erst mal wieder weg und kommen dann irgendwann wieder, kommen immer häufiger wieder. Diese Stärke, oder die Empfindlichkeit dieser Schmerzen die steigert sich auch. Also es geht dann teilweise so stark, wenn es ganz schlimm ist, dass man Kleidung nicht aushalten kann, z. B. BH oder so, dass das wirklich nicht mehr möglich ist, den zu tragen, weil es da Stellen gibt, die so stark schmerzen. Oder, dass einem die Haare wirklich wehtun, dass man so wenn die Haare falsch liegen, dass man das nicht aushält. Also man hat die komischsten Sachen, aber das ist nur der Schmerzbereich. Es geht eben, für viele ist auch ein ganz großes Problem neben den Schmerzen eine völlig Erschöpfung, eine totale Erschöpfung. Die geht auch bis in die Bettlägerigkeit. Am besten beschreiben kann man Fibromyalgie vielleicht, wenn sich für Gesunde die – man ist nicht in der Lage das nachzuempfinden denke ich. Jeder hat bestimmt schon einmal eine Grippe gehabt, oder wirklich einen ganz starken fieberhaften Infekt. Und wenn der abklingt, wenn also so diese ersten beiden Tage ohne Fieber, oder man versucht wieder in den Alltag zu kommen, man geht wieder arbeiten. Dann tut einem noch alles weh. Man ist völlig erschöpft. Man ist einfach noch krank. Und das ist so der Zustand der Fibromyalgie, und der geht auch nicht mehr weg. In dem ist man dann irgendwann dauerhaft, anfangs noch nicht. Anfangs hat man immer auch wieder normale Phasen, die auch lange sein können. Aber irgendwann steigert sich das. Dazu gehören dann auch noch so Sachen wie ganz extreme Empfindlichkeit auf Geräusche, auf Licht, auf Gerüche, auf Wetter, auf Elektrosmog, auch auf Berührung, gerade weil man eben auch – ich habe auch selbst bei mir Stellen, ich bin ja auch selbst betroffen, die ich ungern anfasse, wo es unangenehm ist sie zu berühren. Ein ganz großes Problem bei mir selbst sind auch diese diversen Kopfprobleme, die es mit der Fibromyalgie gibt. Das sind zum einen Konzentrationsprobleme, Erinnerungsvermögen, dass ich mich also wirklich dann teils nicht erinnern kann, wie war das jetzt, habe ich das wirklich gemacht oder habe ich da nur drüber nachgedacht? Das ist schon extrem. Wortfindungsstörungen, Wahrnehmungsprobleme. Was auch viele haben ist dieser Magen-Darm-Bereich. Das ist auch eigentlich typisch, Reizdarm, Verstopfung, Durchfall, Schmerzen. diese Empfindlichkeit auf Essen eben auch, Sodbrennen. Und viele haben auch so im urogenitalen Bereich Probleme. Ich habe auch ganz ganz viel Blasenentzündung gehabt. Aber auch im vaginalen Bereich gibt’s da viele.
Julia:
Also Pilzinfektionen, solche Sachen.
Carola:
Solche Sachen, genau. Ja und gibt’s halt noch so viele andere Sachen, so diffuse Sachen – schmerzende Augen, Ohrengeräusche, Schwindel, oder die Nase ist immer zu und verstopft. Oder was auch viele haben so Zittern, oder Taubheit. Hast du schon mal gehört von dem Raynaud-Syndrom? Das haben auch viele, dass die Fingerspitzen oder die Zehen also wie absterben. Das ist einfach nicht mehr durchblutet. Das ist weiß, leichenblass und man wird da taub. Was auch massiv für viele ist sind Schlafstörungen. Es gibt also ein ganz ganz breites komplexes Symptombild bei der Fibromyalgie und nicht jeder hat alles. Was am häufigsten ist, sind die Schmerzen und die Erschöpfung. Aber es gibt auch Fälle, wo es eben weniger Schmerzen gibt, wo der Hauptaugenmerk auf Müdigkeit und Erschöpfung liegt z. B.
Julia:
Wenn du jetzt all diese Symptome beschreibst, ich stelle mir das unglaublich schwer vor, da auch dann irgendwie eine Art von Diagnose zu bekommen.
Carola:
Ja genau, da waren wir ja eigentlich stehen geblieben.
Julia:
Ich meine auch, all diese Sachen die du beschreibst, es gibt auch so viele andere Sachen, oder wie soll ich sagen, Erkrankungen oder Zustände, die auch ähnliche Symptome haben. Gibt’s denn eine Diagnosemöglichkeit überhaupt?
Carola:
Ganz genau, also das ist eben auch das Problem, dass man auch selbst nicht erkennt am Anfang, dass all die ganzen Probleme zusammen gehören. Man hat hier was, man hat da was und irgendwie kommt immer noch was dazu. Aber man sieht nicht, kann man einfach auch nicht, dass das wirklich diese Erkrankung ist und auch Ärzte natürlich nicht. Das Problem bei der Fibromyalgie ist, dass die Ursache nicht bekannt ist. Man weiß einfach nicht warum, woher diese Krankheit kommt, was die Ursache dafür ist. Und deshalb ist es auch nicht möglich, wirklich die Fibromyalgie so richtig nachzuweisen mit einem Marker oder mit Laborwerten, das gibt es einfach nicht. Es gibt keinen Wert, der das beweist. Die Diagnose ist auch deshalb natürlich schwierig, viele tun sich damit schwer, weil plötzlich jeder Fibromyalgie hat. Man rennt im Prinzip über viele Jahre von Arzt zu Arzt, lässt sich auf alles Mögliche untersuchen. Also wer irgendwann die Diagnose bekommt, hat wirklich ganz ganz viel hinter sich. Also es ist eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, man wird auf alle in Frage kommenden Krankheiten untersucht, die dann irgendwie nachweisbar sind über Laborparameter. Und erst wenn die alle ausgeschlossen wurden, dann bekommt man in meinem Fall, also zu meiner Zeit mit Glück die Diagnose. Heute ist es vielleicht ein bisschen leichter. Ich bin mir aber nicht sicher. Weißt du, man hat in der Regel dann schon einige Jahre Ärzte hinter sich und Standard ist einfach Rheumatologie, Neurologie und dann gibt’s noch so diese Richtung, dass noch mal auf Borreliose und so was geguckt wird, was ja sehr ähnlich ist.
Julia:
Mit Lupus und so was auch vermutlich, oder?
Carola:
Ja, genau. Und da auch weiß man dann manchmal nicht, habe ich jetzt wirklich nur das eine oder auch das andere oder beides. So Pest und Cholera gleichzeitig. Also das ist schwierig eine Diagnose zu bekommen. Was ich auch sehr schwierig finde, oder was wirklich ein Problem ist, ich komme damit klar, aber für viele andere Betroffene ist das wirklich ganz ganz schlimm, dass einfach deshalb aufgrund dessen, dass man so krank ist und es keinen Nachweis gibt, also alle Werte sind irgendwie halbwegs in Ordnung und es gibt irgendwie nichts, was wirklich erklärt, was mit einem ist, wird man von vielen Ärzten nicht ernst genommen und die Umgebung übernimmt das meist auch.
Julia:
Genau.
Carola:
Weil es einfach nicht ernst genommen wird, dass es als psychische Erkrankung dargestellt wird. Was soll es sonst sein! Es gibt ja keine Werte, die irgendwie nachweisen, dass da was ist, also: kann ja nur die Psyche sein! Und das ist es eben nicht.
Julia:
Das war jetzt auch der nächste Gedanke der mir gekommen ist, dass man eben, wenn ja auf den Laborwerten alles „normal“ ist, dass man dann halt sehr schnell in die Psychoecke abgeschoben wird, denke ich, und dann eher mal ‚na gehen Sie mal zum Psychologen oder zu einem Psychiater’ - was sicherlich auch helfen kann, weil auch vieles, allein wenn man mit diesen Schmerzen leben muss, dass das sich auf die Psyche auswirkt.
Carola:
Absolut!
Julia:
Wenn ich Schlafstörungen habe, dass es mir da psychisch nicht gut geht, das ist ja selbstverständlich, also dass man da nicht das sprühende Leben und lustig ist, das geht ja einher. Das heißt, das ist glaube ich auch sehr sehr schwierig und dann schade, wenn man eben nur in dieser Ecke drin ist, und das ist halt so wie, weiß nicht, früher, der hat Migräne oder so.
Carola:
Ja, ja – genau.
Julia:
Auch lange Zeit einfach wie ne Art Ausrede für jemanden, für einen Tachinierer, der einfach nicht arbeiten will, oder schwierig ist oder so. Also ich stelle mir das eben auch sehr sehr schwierig vor.
Therapiemöglichkeiten bei Fibromyalgie
Carola:
Ja, die Schulmedizin – das hattest du mich jetzt glaube ich auch schon gefragt, wie die Therapiemöglichkeiten sind. Also, die Schulmedizin kann natürlich aufgrund dessen, weil einfach Ursachen nicht bekannt sind, kann es einfach nur eine Symptombehandlung sein, verlorene Symptombehandlung, die natürlich auch schon, also naja. Ich meine im Ernst, es ist ja letztendlich begrenzt sich das auf Antidepressiva und Schmerzmittel. Man hat natürlich vorwiegend Schmerzen. So, da werden Schmerzmittel gegeben. Schmerzmittel sind ja eigentlich nie für eine dauerhafte langfristige Anwendung gedacht. Aber so ist sieht es dann bei der Fibromyalgie aus, weil man hat eben jeden Tag diese Beschwerden. Und anfangs helfen die einem ja auch noch so ein bisschen über die Runden, so dass man noch arbeiten gehen kann zum Beispiel. Aber irgendwann geht das ja auch nicht mehr. Aber die Schmerzen und die Schmerzmedikamente, das passt auch nicht so richtig zusammen. Also bei mir war es z. B. so, ich bin über normale Schmerzmedikamente, so Ibuprofen oder Paracetamol, da bin ich nie drüber hinweg gegangen, weil ich da sehr großen Respekt davor habe vor diesen starken Schmerzmedikamenten, und vor allem viele Betroffene sind auch in Medikamentenabhängigkeit dann irgendwann, weil es nachher auch bis in die Opiate geht. Aber diese normalen, ich sage mal Kopfschmerztabletten, helfen eben auch wirklich nur gegen die Kopfschmerzen und nicht gegen diese Ganzkörperschmerzen. Die kriegt man damit nicht wirklich weg. Ja, und Antidepressiva sind auch beliebt, macht aber auch eigentlich dann neue Probleme. Also einige Betroffene, ich bin ja in Kontakt mit anderen Betroffenen, viel im Austausch, die brauchen das schon auch. Nicht nur aufgrund der Abhängigkeit sondern auch wirklich, weil sie sagen, ich halte das sonst wirklich gar nicht mehr aus. Ich brauch das einfach so, um überhaupt noch irgendwie klar zu kommen. Ja, und ich denke, da ist auch jeder in seiner Wahrnehmung unterschiedlich, also auch in der Schmerzwahrnehmung. Das ist bei dem einen so, bei dem anderen so. Und der eine kann eben mehr aushalten, der andere nicht so viel. Also was das jetzt gar nicht werten soll, sondern das ist einfach so eine Empfindlichkeit. Aber bei mir persönlich war es halt so, dass aufgrund dessen, dass meine Mutter auch Fibromyalgie hat, was ich irgendwie anfangs nie irgendwie mit mir in Zusammenhang gebracht habe, aber halt auch gesehen habe, Mensch, also mit den Medikamenten, das war für mich selbst klar, dass ich das nicht durchziehe. Und ansonsten hat die Schulmedizin eben noch so einen multimodalen Ansatz, wo man halt so über physikalische Therapie, so Wärme- oder Kältebehandlung, Krankengymnastik und natürlich Medikamente vielleicht noch ein bisschen Entspannungspsychotherapie so auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmt, so ein Rundumangebot macht, aber es ist wirklich so, dass einem das vielleicht gut tut. Es gibt Linderung. Aber man wird davon einfach nicht gesund. Die Krankheit ist nicht weg. Das ist das, was die Schulmedizin macht. Und es ist auch so, ja was will man machen, wenn nicht klar ist, woran es liegt.
Julia:
Ja. Das ist eben dann schwierig, ja man weiß nicht. Aber was ich noch zu den Laborwerten fragen wollte: Das heißt so Sachen wie Entzündungsmarker sind auch nicht erhöht, oder?
Carola:
Nein. Die sind nicht erhöht. Was es immer mal gibt, so viele Betroffene gehen dann ja auch über das normale schulmedizinische Angebot hinaus und finanzieren selbst irgendwelche Laboruntersuchungen. Und da gibt es schon dann Auffälligkeiten, dass irgendwelche, also halt der ganze Nährstoffbereich ist völlig daneben. Und dann auch so Botenstoffe, Serotonin oder so, das solche Sachen auffällig sind. Ich habe selbst auch ne Mikronährstofftherapie durchgeführt vor dieser ganzen Therapiegeschichte die ich jetzt mache, voller Überzeugung, dass also das funktionieren wird. Wenn jetzt Defizite da sind, dann muss man was ausgleichen, aber es funktioniert eben bei einem Fibromyalgie-Betroffenen nicht. Der Körper ist nicht in der Lage, diese Nährstoffe in dieser Masse auch überhaupt zu verarbeiten. Da kommen wir vielleicht nachher auch noch einmal drauf zu sprechen. Also meiner Meinung nach ist die Fibromyalgie eine Zellenergiemangelerkrankung und da gibt es also dann schon Auffälligkeiten, wenn man da mal ein bisschen weiter guckt. Über die Schulmedizin hinaus gibt es Parameter die auffällig sind. Aber auch da hat jeder alles und nur mit Ausgleichung kriegt man die Krankheit eben leider auch nicht weg.
Julia:
Wenn du sagst eine eben Energiemangelerkrankung, denke ich gleich an Mitochondrien, und das es wohl vielleicht auch damit zu tun hat.
Carola:
Genau, darum geht es letztendlich dann auch. Mitochondrien, die Energieproduktion ist halt beeinträchtigt.
Julia:
Genau. Du hast ja immer jetzt schon mehrmals angesprochen ein bisschen auch was deine Erfahrung ist oder was eben für dich funktioniert hat und natürlich auch immer hervorgehoben, dass jeder schon natürlich einen persönlichen oder sehr individuellen Ansatz verfolgen muss und dass man vielleicht ein paar Grundregeln gibt, die man mal so beherzigen kann, aber sicherlich vieles sehr sehr individuell ist und jeder wohl ums Selbstexperimentieren nicht herumkommt.
Carola:
Ja. Also das ist natürlich auch so. Ich hatte ja eben schon beschrieben, dass das auch so ein Weg ist, den man mit dieser Krankheit geht. Man hat hier was, man hat da was. Man realisiert ja am Anfang gar nicht, dass man so eine komplexe Erkrankung hat und man versucht immer diese Symptome die man hat irgendwie in den Griff zu bekommen. Was weiß ich, ich sag jetzt mal so Hilfsmittel Wärmflasche, Badewanne, irgendwas. Je nach dem was das so ist, jeder hat so seine eigenen kleinen Helferlein. Es gibt Leute, die liegen mit 5 Kopfkissen im Bett, um irgendwelche, ja weil sie halt irgendwie ihr Knie nicht auf der Bettdecke, auf der Matratze ertragen oder wie auch immer und behelfen sich. Jeder hat so seine eigenen Hilfsmittel und man versucht natürlich auch immer, den jeweiligen Zustand irgendwie zu behandeln und wenn man in der Diagnose ist oder die Diagnose bekommt, da hat man auch schon ganz ganz viel ausprobiert. Ich erfahre es auch immer wieder, dass irgendwann hat man sozusagen alles durch. Dann weiß man nicht mehr, was man noch machen soll. Man hat viel Geld auch, also eigenes privates Geld ausgegeben, um voran zu kommen. Bei mir war es auch so. Ich habe so viel ausprobiert. Ich habe Bioresonanz gemacht, Akupunktur. Ich habe Liebscher & Bracht – kennst du das? Das ist so eine Pressurtechnik, Chiropraktik, Osteopathie, Schröpfen, Heilpraktiker - habe ich auch ganz viele Ansätze beim Heilpraktiker verfolgt und halt auch eben diese Mikronährstofftherapie. Und dann habe ich auch irgendwann gedacht, also ja, ich habe jetzt alles probiert oder zumindest mehr Möglichkeiten habe ich jetzt nicht. Man kann vielleicht noch ganz viel probieren, aber da fehlt einem dann vielleicht auch irgendwann das Geld und die Energie vor allem auch, noch mehr zu machen. Insofern ist das therapiemäßig wirklich, naja ich wende nun eine Therapie an, von der ich auch sehr überzeugt bin. Da jetzt jemandem meinen Ratschlag zu geben, da kann ich eigentlich nur sagen: Verliert nicht euer Urvertrauen, weil man kommt an diesen Punkt, wo man sagt, also anfangs fragt man sich, bin ich irgendwie vielleicht, ich habe auch gedacht, ist es vielleicht wirklich so, bilde ich mir das wirklich alles nur ein und es ist gar nicht in echt so? Aber das darf man halt nicht verlieren. Man muss den Glauben an sich behalten und alles. Ich habe die Erfahrung gemacht, es gibt nichts was einen wirklich voran bringt. Es gibt nur Sachen, die die Beschwerden lindern, also jetzt auf diesem schulmedizinischen Wege.
Julia:
Bevor wir bissel auf die Therapieform eingehen, die du jetzt gerade ausprobierst oder anwendest, könntest du ganz kurz vielleicht so sagen, wenn jetzt jemand eben momentan in diesem ganzen schulmedizinischen System noch drin ist und jetzt von dir hört die Symptome und sagt, ‚aha ich glaube, dass ist eigentlich genau das’. Was wären jetzt für dich mal sozusagen, wo du sagst, das wären jetzt die ersten Schritte? Sei es jetzt Ernährung, sei es andere Lebensstilfaktoren, wo du sagst, die sollte man jetzt auf jeden Fall mal umsetzen, um einmal Linderung oder wahrscheinlich eine Verbesserung zu haben und dann, dass wir dann noch auf die andere Therapie eingehen, die du jetzt machst.
erste Schritte und Ratschläge zur Verbesserung
Carola:
Also, ich habe zum einen die Erfahrung gemacht, dass es nicht gut ist, also man hat ja immer so diesen Ansatz, sich zu konditionieren, dass man so aus der Übung ist und einfach ein bisschen Sport machen muss oder sich bewegen muss und so. Auf der einen Seite ist es zwar gut, sich zu bewegen. Auf der anderen Seite habe ich die Erfahrung gemacht, dass man dann in ein noch größeres Energiedefizit kommt, dass man also sehr schnell über seinem Maß ist. Und so arbeitet man sich nach und nach noch mehr runter. Also das wäre erst mal mein Rat, wirklich zu akzeptieren, dass man an da an einem ganz ganz tiefen Limit ist und es nichts bringt, wenn man da drüber hinweg geht, dass man es wirklich auf die Male beschränken sollte, wo es nicht anders geht, weil man – keine Ahnung – irgendwo wirklich hin muss, wo es sein muss, wo man über seine Kräfte gehen muss. Dann finde ich ganz wichtig, ganz ganz wichtig die Ernährung. Das ist natürlich auch etwas, was viele merken, dass das Essen auch noch wieder etwas macht und man probiert alle Richtungen aus. Das kann man natürlich auch gut machen, weil da weiß man hinterher, was nicht funktioniert. Ich bin davon überzeugt, dass es wirklich wichtig ist, in solch einem Zustand die Kohlenhydrate zu reduzieren. Das ist meine Überzeugung.
Julia:
Also LCHF mal auf jeden Fall.
Carola:
Ja, genau. Also und auch wirklich schon, also mit diesem Krankheitsbild glaube ich auch schon, dass man da in den strengeren Bereich muss. Also ich sage mal mit Süßkartoffel und Banane funktioniert das nicht.
Julia:
Ja. Wie sieht das mit so Sachen wie Milchprodukten aus?
Carola:
Ja, also viele haben eben auch diese Probleme, dass sie meinen, sie sind Gluten-unverträglich, oder Histamin oder eben auch Milchprodukte, und das ist auch so. Also das ist einfach eine Sache, also nicht von Geburt an, aber die sich so addiert. Das kommt dann einfach dazu aufgrund der Erkrankung und auch des Zustands des Darms denke ich. Da weißt du viel besser Bescheid. Aber man kann sich schon wirklich sehr damit behelfen. Ich meine, wenn man jetzt LCHF-konform lebt, dann verzichtet man ja sowieso größtenteils auf Milchprodukte. Aber am Anfang ist das für die Leute natürlich auch wirklich, gerade diese kranken Menschen, für die ist das solch eine Hürde. Also sowieso, die haben auch diese Zuckersucht. Viele haben diese Zuckersucht. Dann auch noch, obwohl man schon nicht kann, dann noch das hinzukriegen, sein Essen umzustellen. Also einkaufen ist ja schon ein Problem. Und dann wirklich auch alles so bewältigen in so einem kranken Zustand, das ist schon schwierig. Aber es ist auch eigentlich der einzige Weg, um zu Besserung zu gelangen. Ja, also es ist leider nicht viel, was ich da an Ratschlägen geben kann.
Julia:
Ja, aber das ist ja super. Also, wichtig ist, dass man mal auf jeden Fall sich das eingesteht, dass man einfach wie du sagst auf einem sehr sehr niedrigen Energieniveau ist und dass man sich nicht nur ein bissel überwinden muss und nur ein bissel, weil dann nachher ein noch tieferes Loch kommt, und man muss akzeptieren, dass einfach der Körper offensichtlich ein Problem hat damit, Energie zu machen, sicherlich.
Carola:
Ganz genau!
Julia:
…und, dass man einfach schaut, eine gute kohlenhydratreduzierte Ernährungsform findet mit ausreichend Nährstoffen drin, mit guten Fetten und sicherlich auch jetzt gerade Sachen meidet, die jetzt noch extra Entzündung fördert denke ich mir, von den Fetten her.
Carola:
Auf jeden Fall. Man muss natürlich, das muss halt jeder machen – man findet mit der Zeit ja auch heraus, was alles nicht geht. Viele haben festgestellt, dass sie auf Histamine reagieren. Und auch das denke ich ist eine Sache, die sich bessern kann. Da muss man dann auch wirklich am Ball sein und sich gut beobachten, gut dokumentieren und man muss sich auch in diese Sache reinknien. Man kann nicht einfach sagen, hey, ich esse jetzt mal kohlenhydratarm. Man muss sich da schon sehr damit auseinandersetzen und sich gut beobachten und dann eben auch die richtigen Schlüsse ziehen, damit man vorankommt.
Julia:
Sehr gut. Jetzt möchte ich noch gern über die andere Therapieform sprechen, die du paar Mal jetzt schon angedeutet hast, also nicht nur wo du ein eigenes Blog nur darüber führst, sondern auch jetzt da schon sehr viel eigene Erfahrung gesammelt hast. Kannst du mal erzählen, worum geht’s, was sind die Hintergründe und wie wendest du das an?
##alternative Therapie – Carolas Erfahrung damit
Carola:
Ja genau. Also das ist eine medikamentöse Therapie die ich mache seit 5 Jahren. Ich war damals wirklich in einem elendigen Zustand. Ich konnte nur noch 200 m laufen. Ich war dann völlig platt, völlig erschöpft, Schmerzen überall. Ich habe eigentlich den ganzen Tag nur noch im Bett gelegen, habe kleine Kinder gehabt, gesehen, dass die 1x am Tag etwas zu essen kriegen. Die haben natürlich 3x am Tag etwas zu essen bekommen, aber sage mal, dass die 1x warmes Essen am Tag kriegen – also mein Haupttagesinhalt, und dann habe ich mich wieder hingelegt. Das ist schon eine Sache, die einen sehr verzweifeln lässt, und ich bin dann eben über Internetrecherche auf diese Therapie gestoßen und war sehr skeptisch. Aber, also was mich halt gereizt hat, diese Therapie auszuprobieren – das Medikament was ich nehme heißt übrigens Guafenesin – was mich gereizt hat war zum einen, dass es da nicht irgendwie so eine Firma gibt, die jetzt mit dieser Therapie Geld verdient, sondern das ist ein uralter Wirkstoff, den es schon vor Patentrecht gab und der ist kostengünstig. Ich sage jetzt mal, kostengünstig das stimmt nicht pauschal, aber es gibt Möglichkeiten, kostengünstig in jeder Apotheke erhältlich – theoretisch jedenfalls, praktisch ist es noch ein bisschen anders. Ja, und das hat mich dann schon irgendwie interessiert, dass ich dachte, naja gut, wenn da jetzt nicht so ein Konzern dahinter steht, mag das ja vielleicht was sein. Und dann bin ich auf einen Video-Blog gestoßen von einer jungen Frau aus Israel, die diese Therapie angewendet hat und die das dokumentiert hat auf Englisch. Mein Englisch hat dafür so gerade eben ausgereicht, um das ein bisschen zu verfolgen. Die war ich glaube noch keine 20 als die die Therapie gestartet hat, und die war nach einem Jahr beschwerdefrei. Die hat halt diesen Blog dabei begleitet, und als ich da eingestiegen bin, da war sie schon damit durch und hatte das nur noch im Internet stehen. Das hat mich dann schon fasziniert und da habe ich gedacht, Mensch, das müsste es auf Deutsch geben. Da habe ich mich dann entschlossen, ich fange mit der Therapie an und begleite das auch mit einem Video-Blog, und dann wird man ja hinterher sehen, ob das was ist oder nicht. Das war so meine Motivation. Der Hintergrund dieser Therapie ist halt so: Guafenesin ist ein Wirkstoff, oder bzw. muss man erst mal so anfangen, was ist denn danach nach dieser Therapie die Ursache der Fibromyalgie. Und dann sind wir eben wieder bei diesem Energiemangel. Der entsteht nach dieser Theorie dadurch, dass es an der Niere einen Gendefekt gibt, und durch diesen Gendefekt ist der Körper nicht in der Lage, Phosphate und auch weitere Stoffe auszuscheiden. Der Körper hat die Wahl, gebe ich jetzt Phosphate zurück ins System, brauche ich mehr Phosphate, gebe ich das jetzt zurück oder scheide ich es aus. Und an dieser Stelle funktioniert etwas nicht. Eine Enzymtätigkeit die soll da angeblich nicht funktionieren. Ich kann das nicht beurteilen, aber ich nehme das so hin. Und an dieser Stelle wird eben entschieden, die Phosphate gehen wieder zurück ins System. Das Blut toleriert da auch nur ein ganz enges Maß an Phosphaten und was passiert nun? Das Phosphat kann nicht ins Blut, es kann nicht raus. Also lagert der Körper die Phosphate im Gewebe ein. Am Anfang sogar noch in den Knochen. Da ist auch eine ganz große Kapazität, und deshalb ist das auch so, dass das so eine schleichende Entwicklung ist diese Krankheit. Am Anfang, also es gibt auch Kinder, die betroffen sind, und es gibt auch Männer die betroffen sind, nicht nur Frauen. Bei Kindern, also die meisten bekommen so im jugendlichen Alter die ersten Beschwerden. Aber es gibt auch schon vorher Symptome manchmal, nicht immer. Ja und diese Phosphate lagert der Körper ein und wenn jetzt Phosphat in die Körperzellen gegeben wird, dann wird auch immer Gewebsflüssigkeit mit eingelagert, um die Zellwände zu schützen auch. Das bedeutet, die Zellen haben sehr viel Gewebswasser, sind sozusagen aufgepumpt, und das drückt auf Nerven, und das macht diese verschiedenen Symptomatiken. Deshalb ist Fibromyalgie so vielseitig, weil das einfach auch wirklich alle Körperzellen betrifft und dadurch zu vielen Symptomen führen kann. Und das Guafenesin bewirkt nun an den Nieren, das Guafenesin dockt an den Nierentubuli an und bewirkt halt eine Öffnung. Dadurch können Phosphate wieder ausgeschieden werden, und dann wird – genauso wie sich im Laufe der Jahrzehnte die Phosphate eingelagert haben – können sie nun nach und nach in einem jahrzehntelangen oder zumindest in einem jahrelangen Prozess, je nach dem wie lange man schon betroffen ist, werden die Phosphate ausgeschwemmt. Dadurch erlangt man nach und nach eben Verbesserung. Das soll ja dann auch bis in die Beschwerdefreiheit gehen, so weit bin ich noch nicht. Aber ich habe auf jeden Fall deutliche Verbesserung. Aber wie gesagt auch in Kombination, und das ist auch ein Bestandteil dieser ganzen komplexen Therapie ist eben auch eine kohlenhydratarme Ernährung. Der Gründer dieser Therapie ist ein Endokrinologe aus Kalifornien. Der ist mittlerweile 90, ist auch selbst betroffen, steht auch immer noch selber in seiner Praxis und behandelt Fibromyalgiepatienten. Der hat halt festgestellt in diesen ganzen 50 Jahren wo er das jetzt behandelt, dass ungefähr 75 % der Betroffenen auch eine Empfindlichkeit auf Kohlenhydrate haben, mehr oder weniger. Ein kleinerer Teil auch mit echter Hypoglykämie, mit unter 50 mg/dl. Aber die meisten haben halt diese gleichen Symptome, oder vergleichbare Symptome, chronische Symptome und unauffällige Blutzuckerwerte. Darum ist auch sein Ansatz, eben gleichzeitig neben der Therapie mit Guafenesin eben auch die Kohlenhydratempfindlichkeit mit einer kohlenhydratarmen Ernährung zu behandeln. Es gibt also so zwei parallele Therapien.
Julia:
Das klingt wahnsinnig spannend. Hast du da jetzt auch einen Arzt der dich da betreut irgendwie? Oder machst du das jetzt ganz sozusagen auf eigene Regie?
Carola:
Es ist tatsächlich so, dass wir Betroffenen uns, wir sind auf uns selbst gestellt. Es gibt nicht wirklich Ärzte, die das begleiten. Das können sie einfach auch gar nicht, weil die Therapie schulmedizinisch nicht anerkannt ist. Aufgrund dessen, dass es keine erfolgreiche Doppelblindstudie gibt, und das ist manchmal schon mal ein Minimum, bevor so eine Therapie anerkannt wird. Den Ansatz dafür gabs. Die ist aber aus verschiedenen Gründen gescheitert. Da kann ich auch gern drauf eingehen, aber ich denke das führt jetzt ein bisschen weit. Und so ist es so, dass man als Betroffener ziemlich alleine davor steht. Es hat sich so ein Netzwerk gebildet. Also zum einen ein Online-Netzwerk aber auch ein analoges Netzwerk, nenne ich es jetzt mal, aus Selbsthilfegruppen. Aber wir sind natürlich nicht breit gestreut. Ich bin jemand, der so im Norden Deutschlands aktiv ist. Die meisten sind im Süden Deutschlands, die meisten Gruppen wo man Unterstützung finden kann. Und dann gibt’s halt noch so ein paar Online-Plattformen, wo man sich informieren kann. Ja, und ich bin halt auch jemand, der einfach aufgrund dessen, weil ich zu Beginn der Therapie sehr viel Unterstützung durch andere Betroffene erfahren habe, das nach wie vor eben auch anbiete. Ich bin ansprechbar für Fragen, für Hilfestellung und was diese Therapie angeht.
Julia:
Der Wirkstoff hat der jetzt Nebenwirkungen auch, und ist das so in der Apotheke erhältlich oder braucht man da ein Rezept dafür?
Carola:
Der Wirkstoff ist, der hat, es ist immer so die Frage, was sind Nebenwirkungen und was sind Ausschwemmungen. Denn das kommt noch dazu, dass man also wenn man das Medikament nimmt, man auch wieder diese Beschwerdeproblematik hat, weil ja auch bei dem Ausschwemmen wieder Gewebswasser in die Zellen gelangt, und dann hat man eine Beschwerdeverstärkung. Da könnte man natürlich sagen, ja das sind jetzt Nebenwirkungen. Also das muss man halt so ein bisschen trennen. Aber an sich ist das nicht, der Wirkstoff ist nicht verschreibungspflichtig, der ist apothekenpflichtig. Und es sind keine großen Nebenwirkungen bekannt. Es gibt manchmal so Sachen, dass man, wenn man es nüchtern nimmt, dass man Sodbrennen kriegt, solche Sachen. Oder, dass man – das mag aber auch schon wieder eine Nebenwirkung sein – so mit der Haut so ein bisschen Jucken kriegt. Aber es ist folgendermaßen: Ich habe ja eben schon erzählt, dass die Therapie, dass der Gründer der Therapie aus Amerika kommt, und in Amerika gibt es das Guafenesin als auch und in gewisser Weise auch hier, es wird eingesetzt in der Medizin als Hustenlöser.
Julia:
Aha, das hat mich nämlich jetzt auch noch interessiert, wofür es eigentlich zugelassen ist bei uns.
Carola:
In Amerika gibt es Präparate, die Langzeitwirkung haben, während wir hier in Deutschland so etwas nicht bekommen. In Amerika gehst du in den Drugstore, in den Supermarkt und kannst dir das kaufen und benutzen, eigentlich um Husten zu lösen, aber es wird also zweckentfremdet für diese Therapie. Hier ist es ein bisschen anders. Hier gibt es den Wirkstoff nur in den Apotheken und dann auch nur als Wirkstoff, nicht als Medikament, sondern wirklich als Wirkstoff. Wir haben in den ersten Jahren der Therapie, also die Therapie ist ja nach Deutschland gekommen, dadurch dass eine Hebamme, Dora Maier, auf die Therapie aufmerksam wurde, weil ihre Tochter in Amerika gelebt hat und sie selbst war betroffen. In Deutschland gab es zu der Zeit eben nur kurzzeitig wirkendes Guafenesin, was ein bisschen problematisch ist, weil das eine sehr hohe Wirkspitze hat und eben auch nur für sage ich mal 4 – 6 Stunden hält. So hat man angefangen hier in Deutschland mit dieser Therapie mit dem kurzzeitig wirkenden Mittel, was ja, so konnte man aufgrund dieser starken Wirkspitzen nie wirklich an seinen Bedarf kommen, an seine Menge, die wirklich nötig ist. Wir haben jetzt als Betroffene selbst mit Unterstützung von Apothekern und mit Hilfe von Zellulose eben ein Präparat entwickelt, was zu einer zögernden Freisetzung führt aufgrund des Anteils an Zellulose in der Kapsel und es gibt einige Apotheken, die eben schon lange Guafenesin verkaufen, die das jetzt eben auch anbieten. Die stellen das dann auf Bestellung her, also es ist nicht ein Medikament was man kaufen kann, sondern eine Rezeptur die dann eben diese Apotheken machen mit einer bestimmten Zellulose, weil wir einfach auch im Labor, wir haben dann auch ein Labor beauftragt zu untersuchen, wie ist das mit dieser verzögerten Freigabe, wann haben wir die beste Freisetzung, so dass wir jetzt nur noch 2x am Tag das Medikament nehmen müssen. Deshalb kann man theoretisch schon das Guafenesin, man kann einfach in die Apotheke um die Ecke gehen. Aber wenn man jetzt diese wirksame Medikament oder dieses wirksame Guafenesin haben möchte, dann macht es Sinn, bei den Apotheken zu bestellen, die sich da jetzt eingearbeitet haben.
Julia:
Und das würde man dann über deinen Blog finden diese Apotheken dann?
Carola:
Also ich verlinke zu Plattformen, wo man diese Infos bekommen kann.
Julia:
Also wenn das jemanden interessiert und wer möchte, dann würde der da weitere Informationen bekommen, oder dir schreiben.
Carola:
Weiterkommen, ja, oder mich ansprechen.
Julia:
Ja, ich meine das ist einfach so ein spannendes Thema und vor allem deine Erfahrung natürlich, dass du einerseits betroffen bist aber auch andererseits so tief in der Thematik drin bist und auch so gut dich damit auskennst, das ist natürlich wirklich toll. Ich denke, man kann das Thema eh auch nur anschneiden mal, und ich würde mich freuen, wenn wir vielleicht noch in einer weiteren Folge mal vielleicht genauer noch und im Detail auch über den Wirkstoff und über die Therapie sprechen. Vielleicht kriegen wir auch ein bisschen Feedback von den Zuhörern und Zuschauern die das wollen. Aber ich denke, so wie ich die einschätze, glaube ich, werden die auf jeden Fall mehr wissen wollen. Aber fürs Erste sollen sie sich sonst mal an dich wenden. Vielleicht kannst du mal sagen, wo finden die Zuhörer und Zuschauer dein Blog, oder wo finden sie dich im Netz? Wie kann man dich am besten erreichen, bzw. auch diese Informationen bekommen?
Kontaktinformationen
Carola:
Ja also mein Blog, ich habe einen online-Namen. Man kann mich entweder googlen, das ist „Barbara auf der Heide“ und mein Blog heißt fibromyalgie-guafenesin-blog.de Da geht’s hauptsächlich darum, dass ich die Therapie dokumentiere. Das mache ich jetzt wirklich seit mehr als 5 Jahren. Aber ich habe dort natürlich auch eine Linksammlung, wo man weiterkommt, wenn man sich informieren möchte. Wir haben als Betroffene vor einigen Jahren eine Plattform erstellt mit Informationen, also wie so ein Portal, wo man Informationen rund um die ganze Therapie bekommt. Da macht es Sinn, einmal reinzuschauen. Und Grundlage der Therapie ist sowieso dann auch noch mal das Buch, weil – wie du eben schon sagtest – oder du hast ja gefragt, es gibt einfach keinen Arzt, der einen begleitet. Da gibt’s ein Buch zu dieser Therapie und das ist im Prinzip die Grundlage. Das würde ich jedem empfehlen, der sich dafür interessiert damit erst mal anzufangen.
Julia:
Ist das auf Deutsch oder auf Englisch?
Carola:
Das ist auf Deutsch inzwischen übersetzt. Das ist natürlich auch auf Englisch. Aber es ist ins Deutsche übersetzt und im deutschen erhältlich, ja.
Julia:
OK, super. Da werden wir natürlich in den Shownotes auf dein Blog verlinken, auf das Buch und auf sonstige Informationen vielleicht, wenn du mir noch, was auch immer du mir noch zur Verfügung stellen möchtest. Das kann ich natürlich gerne in die Shownotes geben. Dann ja, wir kommen langsam zum Ende. Liebe Carola, ich freue mich sehr, dass du da warst und dass du dein Wissen geteilt hast.
Carola:
Gerne!
Julia:
Das ist so, ich glaube es gibt so viele Menschen da draußen, die wahrscheinlich ja in so einer Situation sind wie du am Anfang warst, wo man schon dann auch an sich zweifelt und denkt, na vielleicht bilde ich mir das ja wirklich nur ein und wenn man dann wieder was hat, wo man weiter forschen kann oder wo man weiter suchen kann und vielleicht Linderung findet, dann ist das einfach so viel wert. Damit kann man einfach ganz ganz vielen Menschen helfen.
Carola:
Ganz genau! Ganz genau, und das ist eben auch das was einen dann, ja weil ich weiß in welchem Zustand man sein kann, und das ist einfach super, wenn man diesen Menschen dann helfen kann. Ansonsten bedanke ich mich auch, dass ich hier sein durfte, dass du mir die Möglichkeit gegeben hast, hier mal drüber zu berichten. Vielen Dank!
Julia:
Ja, sehr gerne. Hat mich gefreut! Tschüß.
Carola:
Tschüß.
Bücher
Fibromyalgie: Die revolutionäre Behandlungsmethode, durch die man vollständig von Beschwerden frei werden kann
von R. Paul St. Amand, Claudia Craig Marek
Webseiten
Mehr Informationen und auch wie es Carola mit der Guaifenesin Therapie geht kannst Du auf Ihrem Blog nachlesen.
fibromyalgie-guaifenesin-blog.de
###Informationen zur Therapie deutschsprachig:
http://www.fibromyalgie-guaifenesin.info
http://www.guaifenesin.de/
###Informationen zur Therapie englischsprachig:
http://www.fibromyalgiatreatment.com/
http://melissacongdonmd.com/
###Carola Schröder Ernährungscoaching: dein-low-carb.de
Carola Schröder - Dein Low Carb | (https://www.facebook.com/deinlowcarb)
Paleo Low Carb - JULIAS BLOG | (auf Facebook folgen)
‼️ Bitte beachte den aktuellen "Haftungsausschluss (Disclaimer) und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen" auf meiner Webseite.

Oct 9, 2017 • 57min
Endlich raus aus der Zuckersucht - Interview mit Ilga Pohlmann von ZuckerMonster.com
In Folge 122
Mein heutiger Gast ist Ilga Pohlmann. Aus gesundheitlichen Gründen wollte sie vor einigen Jahren ihren Zuckerkonsum einschränken und war überrascht, wie schwer es ihr fiel, einfach mal auf Zucker zu verzichten. Sie hat es geschafft und hilft nun anderen “Zuckersüchtigen” bei ihrem Weg aus der Zuckerfalle.
Zuckersucht zu besiegen, heißt nicht nie wieder Süßes zu essen, sondern zurück zu finden zu selbstbestimmtem Naschen.
Bitte beachten Sie auch immer den aktuellen
"Haftungsausschluss (Disclaimer) und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen" auf https://paleolowcarb.de/haftungsausschluss/
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Mehr darüber erfährst du auf lowcarbmüsli.at oder auf Amazon.de.
Das Video der aktuellen Folge direkt auf Youtube öffnen
Endlich zuckerfrei! Programm
Hilfe für Zuckersüchtige
Das "Endlich zuckerfrei!"-Programm ist für dich gemacht, wenn du den Eindruck hast, dass du dich bei Süßigkeiten und Kuchen wie ferngesteuert verhältst und es nicht schaffst Nein dazu zu sagen.
Jetzt beim Programm mitmachen!
Der nächste Starttermin ist der 19.10.2017!
Und nicht vergessen: Wenn du uns auf Youtube siehst, und wenn du es noch nicht getan hast, dann abonniere unseren Kanal „Evolution Radio Show“
Wenn du das Podcast hörst, dann findest du die Links für Apple iTunes und Android hier auf unserer Homepage
Transkript
.
Über Ilga - Geschichte, Hintergrund
Warum Zucker mit einer Droge vergleichbar ist
Warum es so schwer ist, auf Zucker zu verzichten
Wege aus der Zuckersucht
Tipps zum Umgang mit Zuckerverlangen während des Entzuges
Die größten Fallstricke
Zusammenhänge von Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen mit der Zuckersucht
Kursangebot „Endlich Zuckerfrei“
Kontaktmöglichkeiten zu Ilga
Julia:
Liebe Ilga, Herzlich Willkommen zur Evolution Radio Show!
Ilga:
Danke, danke für die Einladung!
Julia:
Wir werden heute über die Zuckersucht sprechen und wie man da rauskommt. Aber
bevor wir jetzt so richtig ins Thema einsteigen, hätte ich gern, dass du ein
bisschen was über dich erzählst, so deine Geschichte, deinen Hintergrund, deine
ersten Begegnungen mit dem Zuckermonster
Über Ilga - Geschichte, Hintergrund
Ilga:
Ja, das wird ja sozusagen mein Logo. Die Begegnung kam erst später. Ich bin
eigentlich, also nach meiner Definition von Zuckersucht, ewig lange schon
zuckersüchtig gewesen. Ich bin das jetzt nicht mehr. Also ich denke, dass ich da
raus bin. Es fühlt sich auf jeden Fall so an. Aber ich war halt seit frühester
Kindheit verrückt nach allem was süß war, also vor allen Dingen Kuchen, Kekse,
Schokolade, Vanille-Eis – so in die Richtung und habe es echt nicht gut
geschafft, oder habe es gar nicht geschafft da nein zu sagen, wenn mir das
angeboten wurde und ich habe es auch nicht geschafft, längere Zeit ohne es
auszuhalten. Also ich war halt generell auf der Suche zum Süßigkeitenschrank
oder zur Gefriertruhe im Keller, um Eis zu holen. Mir war nicht klar, dass da
irgendwas komisch läuft. Ich fand es eher komisch, dass andere Leute da
Kontrolle drüber hatten, also die vergessen konnten, ihre Weihnachtssüßigkeiten
aufzuessen und dass die Ostern dann schlecht im Schrank lagen. Ich war
allerdings sehr oft krank. Also ich bin schon als Kind ständig krank geworden
und das hat sich so weiter gezogen bis ich Mitte 20 war und da dann extrem
erschöpft war. Und da hat mir, das ist dann, das war so ein schleichender
Prozess. Also ich habe dann irgendwann so mitbekommen Zucker essen soll nicht so
gut sein. Damals war ja Zucker ok, Fett schlecht. Also ganz deutlich, ich bin in
so einer fettfreien Umwelt aufgewachsen. Da wurde das halt immer gepredigt. Das
heißt, meine Oma hat die gute Butter auf den Tisch gestellt, aber mein ganzes
anderes Umfeld hat mir halt gesagt, die Butter ist nicht so besonders gut. Ja
eine lange Geschichte, aber ich habe irgendwann den Tipp bekommen, wegen
Neurodermitis und so Zucker mal weniger zu essen und weniger Milchprodukte und
das hat sofort angeschlagen. In dem Moment wurde mir klar, dass da irgendwie ein
Zusammenhang herrscht zwischen Gesundheit und Ernährung. Und dann habe ich mir
vorgenommen, weniger Zucker zu essen. Da fing das Problem an. Also da habe ich
gemerkt, ok da kann irgendwas nicht stimmen, wenn ich von mir aus entscheide:
Ich will das weniger essen und mir aber nachmittags immer wieder da ein
Schnippchen gedreht wird und ich es doch wieder essen muss. Da kann irgendwas
nicht in Ordnung sein. Dann bin ich halt auf diesen langen Weg gegangen,
herauszufinden, was da nicht in Ordnung ist und wie ich das in Ordnung bringe.
Und das war gar nicht so einfach, weil das zu einer Zeit war, da gab’s einfach
noch nicht so richtig viel Hilfe, auch im Netz nicht. Das war noch nicht so
üblich.
Julia:
Wie weit liegt das jetzt ca. zurück?
Ilga:
Als ich angefangen habe das zu realisieren, das sind bestimmt 14 Jahre, 15 Jahre
ungefähr. So richtig frei vom Zucker bin ich jetzt, also nicht, dass ich keinen
Zucker mehr esse, aber dass ich das hinbekomme zu essen, wenn ich will und wenn
ich nicht will zu lassen, das sind jetzt bestimmt so – na 6, 7 Jahre ungefähr.
Also es geht schon ne ganze Weile und mittlerweile würde ich auch, also ich habe
seit 2 Jahren ungefähr sage ich, dass ich durch bin mit dem Thema, aber dass ich
das essen kann und dass ich aber am nächsten Tag sofort sagen kann, ok, ich
brauche das jetzt nicht mehr. Körperlich spüre ich das schon. Also ich kann da
schon noch gereizt sein – da kommen wir dann zum Zuckermonster. Das
Zuckermonster ist halt entstanden als ich versucht habe, auf den Zucker zu
verzichten, ist so ein Bild in meinem Kopf aufgegangen, dass da so ein Wesen in
mir drin lebt, was gefüttert wird mit dem Zucker und immer größer und größer und
größer wird. Und wenn das größer ist als ich, dann hat es halt quasi Macht über
mich, meine Hände und steuert meine Gedanken und schreit nach Zucker und ich bin
schwächer als das Zuckermonster und muss das dann halt immer füttern. Und wenn
ich es nicht füttere, dann wird es halt – also eigentlich ist es super lieb,
ne’, so ein nettes kuscheliges Monster – aber, wenn ich es nicht füttere, dann
wird es halt bisschen aggressiv. Ich glaube das kennt jeder, der jemanden schon
mal erlebt hat, der nicht mehr auf Zucker ist oder auf Zucker ist und keinen
Nachschub bekommt und dann ein bisschen aggressiv wird, gereizt wird und wo man
den Leuten dann so Süßigkeiten hinschiebt oder überhaupt erst mal was zu essen.
Das ist halt in meinen Augen dann das Zuckermonster gewesen, weil das war ich
nicht mehr selbst.
Julia:
Das ist sehr spannend, auch die Geschichte wie du sie beschreibst, weil
eigentlich sozusagen die Initialidee war ja eigentlich, du lässt ein bissel
Zucker weg, eigentlich wegen der Müdigkeit und wegen der Neurodermitis, oder?
Ilga:
Und alles Mögliche, also ich hatte sehr viele Leiden, Lasterkrankheiten, wo kein
Arzt so richtig drauf eingehen kann, weißt du, viele Erkältungen, ständig krank,
ständig im Bett, Pilzbefall, so Frauenprobleme, Zahnschmerzen ständig,
Zahnwurzelentzündungen und solche Geschichten.
Julia:
Aber jetzt so mit Übergewicht hattest du keine Probleme?
Ilga:
Ja, also viele Leute, die viel Zucker essen, die sind ja gar nicht mal so
übermäßig dick. Das ist ja dann häufig auch noch mal ein zusätzliches Problem.
Aber so, weißt du so einen Babyspeck überall, hier und die Arme, überall so ein
bisschen mehr. Also ich war so griffig.
Julia:
Ok.
Ilga:
Das ist jetzt hoffentlich ein bisschen übertrieben, aber ich war schon deutlich
schwerer als jetzt.
Warum Zucker mit einer Droge vergleichbar ist
Julia:
Und dann hast du eben versucht, einfach mal den Zucker wegzulassen und bist dann
eigentlich erst draufgekommen: „Na das ist eigentlich gar nicht so einfach!“
Oder?
Ilga:
Genau, ja. Das war eine quälende Zeit. Ja das war nicht nur körperlich quälend,
sondern auch psychisch, vor allem weil es halt immer so mit dem Morgensreim
heute wird’s gesund, oder am Abend schon, weil man da wieder über die Strenge
geschlagen hat und dann morgens ging es noch und dann so nach dem Mittagessen
spätestens, also diese Kopplung von Nachtisch und nachmittags Süßigkeiten zum
Kaffee, dann halt das durcheinander gebrachte Hormonsystem, was ja noch mal ne
ganz andere Geschichte ist, was dann auch seinen Tribut fordert und dann spinnt
das Zuckermonster in mir und überhaupt die fehlende Konzentration und dann zum
Kiosk laufen, sich was zu holen und dann ne halbe Stunde später die Rechnung
dafür zu bekommen. Ich habe versagt, ich habe es wieder mal nicht geschafft und
so. Und das ist einfach echt nicht gut fürs Selbstbewusstsein.
Julia:
Da kommen dann einfach die Vorwürfe, die man sich dann macht, dass man nicht
stark genug war.
Ilga:
Ja genau! Warum schaffen es die anderen und ich nicht. Warum muss ich damit
rumlaufen und ja, und dann halt die körperlichen Fragen von Zuckeressen ist ja
auch, also die Unterzuckerung die danach kommt, die ist ja auch echt nicht so
schön. Die spürt man zwar, wenn man richtig auf Zucker ist nicht so obendrauf,
also nicht so komplett bewusst, aber die Wirkung ist schon da. Man nimmt sie
halt nicht als Folge des Zuckerkonsums an, sondern man vermischt das irgendwie
mit seinem kompletten Gefühl, also ich bin halt so, also mir geht’s halt einfach
nicht so gut. Ich bin halt nicht so leistungsfähig. So, und das macht’s halt
insgesamt nicht besser.
Julia:
Ja, das ist eben so interessant, weil wie gesagt du sprichst ja auch auf deinem
Blog und in deinen Programmen, auf die wir dann nachher noch natürlich zu
sprechen kommen, ganz eindeutig von Zuckersucht. Das ist ja sehr, wie soll ich
sagen, fast ein bisschen ein kontroverses Thema, würde man jetzt jemanden
sozusagen einen von der alten Schule, Ernährungsexperten vielleicht, befragen,
dann hört man ja immer wieder oder man liest es auch in Zeitungsartikeln: Ja,
Zucker macht gar nicht süchtig und dann werden diverse Definitionen aufgelistet,
warum eben Zucker nicht süchtig macht und dass ja alles nur eine Sache der Menge
ist usw. und sofort. Jetzt aber all diese Sachen die du jetzt schon so
beschrieben hast, man könnte da schon meinen, man könnte jetzt einfach Zucker
durch Zigaretten ersetzen oder durch irgendeine andere Droge. Wie siehst du das;
wie definierst du das und warum sagst du, es geht tatsächlich um eine Sucht?
Ilga:
Also ich finde es ganz lustig. Die Presse ändert sich im Moment und die sagt
suchtähnliches Verhalten, wobei ich mich immer frage, was zum Teufel soll das
sein „suchtähnliches Verhalten“? So weit hat es sich ja schon mittlerweile
geändert. Dann würde ich sagen, das andere, ok ich würde mal vorschlagen, in
meine Kurse reinzugucken und zu sehen, wie es den Leuten geht in den ersten
Wochen. Wenn man das noch in Frage stellt, dass das ein Suchtmittel ist, dann –
ich weiß nicht – dann ist man irgendwie blind. Also wenn man sich die
klassischen Bezeichnungen einer Sucht anguckt, mit Entzugserscheinungen und dass
man so eine Intoleranz entwickelt, also dass man immer mehr braucht. Es gibt
glaube ich 5 oder 6 Anzeichen bei einer klassischen Sucht. Ich bezeichne es, das
trifft alles zu, bis auf die soziale Isolierung, weil die Droge ist überall zu
bekommen. Klar ist Zucker jetzt nicht so krass wie Heroin, dass man irgendwie,
da sagt man ja ein Schuss und man ist drauf. Obwohl ich denke, es hat halt immer
etwas mit der Grundhaltung des Menschen zu tun. Habe ich ein Problem, nehme ich
diese Droge aus einem inneren Problem, um etwas besser machen zu wollen, und das
kommt halt dazu, also auch bei der Zuckersucht. Also man muss halt quasi den
Nährboden haben, um bei Zucker drauf anzuspringen, um dann Zucker als Lösung zu
nehmen, um ein anderes Problem zu unterdrücken. Und dann kommt man schnell zur
Sucht. Ich denke, dass die Zuckersucht halt im Unterschied zu vielen anderen
Sachen heilbar ist, also dass man davon wegkommen kann und auch mal ne Weile was
essen kann und nicht – wobei ich denke, dass das bei den anderen Drogen auch
möglich ist, wenn man die emotionalen Probleme dahinter lösen kann. Nur das ist
ein langer Weg, und wenn man auf Entzug geht, kommen diese Probleme nach oben
und dann kann man die halt sich angucken und dann kann eine Alternative dafür
wählen. Aber ich denke auch, man könnte halt diese ganzen Beschreibungen über
Zucker kann man auch durchaus mit Zigaretten oder Alkohol ersetzen oder anderen
süchtig machenden Mitteln. Also, alles in unserer Gesellschaft basiert ja quasi
auf diesem Phänomen, Sachen zu unterdrücken. Ob das jetzt Medien sind, Sexsucht,
also alles, alles kann ja so genutzt werden, dass irgendwie die
Dopaminausschüttung veranlasst.
Julia:
Hm, das stimmt, ja. Ja vor allem finde ich es eben auch ganz spannend
eigentlich. Ich meine es ist schwer zu sagen natürlich mit diesem ein Mal und
man ist süchtig. Aber das trifft jetzt auch nicht auf jede Droge zu, weil ich
kann auch Gras rauchen und bin deswegen nicht sofort abhängig.
Ilga:
Genau.
Julia:
Aber so wie du das vielleicht empfunden hast, gibt es eben Menschen, die
empfindlicher sind und anfälliger für Suchtverhalten und andere vielleicht
wieder weniger anfällig für Suchtverhalten. Aber einfach so, ich denke all diese
Emotionen und das Verhalten das um süße Dinge in unserer Gesellschaft sind, dass
die schon sehr meiner Meinung nach auch sehr auf ein großes Suchtpotential
hinweisen, weil all dieses wahnsinnig emotionale Verhalten gibt’s jetzt nicht
gegenüber, weiß nicht, Steak oder Brokkoli oder mal so was wie Wurst oder
Leberkäse also so Fleischkäse oder so was, ja.
Ilga:
Diese wahnsinnige Liebe zu einem Lebensmittel, ne?
Julia:
Ja, oder dieses „nein, ich kann nicht ohne“, ja.
Ilga:
Genau, ja – was ja bei Kaffee schon anfängt quasi.
Julia:
Ja genau! Einfach zu sagen, so wie du gesagt hast, ich weiß es tut mir nicht
gut. Ich möchte es weglassen - rational, aber ich es nicht schaffe. Und da muss
ich mich ja schon fragen, welche Mechanismen sind da am Werk? Wieso kann ich
dieses Verhalten, das Essen, nicht ablegen?
Ilga:
Ja, genau.
Warum es so schwer ist, auf Zucker zu verzichten
Julia:
Was meinst du, was sind deiner Meinung nach die größten oder der Grund, warum es
gerade so schwer ist, auf Zucker zu verzichten?
Ilga:
Also es sind viele Sachen. Das sind einerseits erst mal das ganz Übliche, dass
wir – also, wenn man sich die normale westliche Ernährung anguckt, dann essen
wir mehrfach am Tag Zucker, und dann ist der Körper halt einfach dran gewöhnt.
Da braucht gar kein emotionales Problem dazu kommen, wenn man jeden Tag 5x am
Tag Zucker isst und die Blutzuckerschaukel hoch und runtergeht und man die
Folgen von der isolierten Fructose noch dazu betrachtet, dann braucht man gar
kein emotionales Problem. Dann ist der Körper irgendwann so daran gewöhnt, dass
er selbst von alleine danach fordert. Und dann gibt es ja diese emotionalen
Kopplungen in unserer Gesellschaft. Also wir wachsen ja alle nicht ohne gute
Gefühle gekoppelt an Süßigkeiten auf. Also kein Geburtstag findet ohne
Geburtstagskuchen statt. Liebe wird nicht immer nur über Blumen ausgedrückt,
wobei das wahrscheinlich sehr viel gesünder wäre. Das wird ja häufig auch über
Süßigkeiten ausgedrückt und Kinder bekommen als Belohnung oder als Tröstung
Süßigkeiten. Und wenn das alles in der frühen Kindheit schon gekoppelt wird,
dann ist es eigentlich überhaupt nicht erstaunlich, dass wir so ein Verhalten
entwickeln, ja.
Julia:
Ja, das stimmt. Eben wie du sagst, es ist einfach jede Art von Zuneigung, Feste,
Trost, wenn man sich wehtut, ich meine, wenn man was mitbringt, wenn man
irgendwo auf Urlaub ist. Es ist, ja man bringt irgendwie gern was Süßes mit oder
so was. Es ist wirklich extrem stark verbreitet.
Ilga:
Wir haben auch gar nicht so eine Kultur, dass man mal was mitbringen könnte, was
herzhaft ist. Da gab’s erst gestern eine Diskussion bei mir in der Gruppe. Was
kann man denn eigentlich einem Besuch anbieten an herzhaften Dingen? Sind die
damit auch zufrieden? Muss man nicht immer Kuchen anbieten, und so? Also das ist
schon….
Julia:
Ja, ich meine und soweit natürlich ich denke, was du auch gesagt hast oder was
eben auch ein Problem ist, ist dass Zucker im weitesten Sinne, also wenn man
jetzt überhaupt über sage ich auch Stärke mit einbezieht oder stärkehaltige
Sachen wie Brot oder Nudeln, das hat ja auch Auswirkungen auf den Blutzucker und
ist ja im Wesentlichen auch Zucker, dauert halt vielleicht ein bisschen länger
als ein Getränk oder so, aber es ist ja im Wesentlichen auch Zucker, dass es
allgegenwärtig ist, weil jede andere Droge ist entweder sozial nicht akzeptiert
oder sie ist auf gewisse Bereiche beschränkt. Also jetzt muss man schon zum
Rauchen rausgehen oder kann überhaupt nicht mehr rauchen. Ich meine, dass man
sich irgendwo eine Line (sprich: Kokain als Droge) setzt oder einen Schuss
(Heroin), das kommt einfach nicht so gut an.
Ilga:
Dafür geht man aufs Klo, oder?
Julia:
Aber essen tut man eigentlich immer und es ist immer und überall verfügbar, ja.
Ich glaube das ist einfach auch so ein wahnsinnig schwieriger Aspekt an dieser
Suchtkomponente.
Ilga:
Ja, das macht den Ausstieg auch so wahnsinnig schwierig, weil die Welt da
draußen extrem unsicher ist in dem Bereich. Also man muss immer vorbereitet
sein, wenn man den Ausstieg schaffen will. Wenn man überall bedient wird und sei
es nur das Weißbrot, was immer beim Essen dabeisteht und was unfassbar
verlockend ist, gerade wenn man sich es mal eine Weile verbietet.
Julia:
Wenn man jetzt sich selbst vielleicht ein bisschen da erkennt in dem was du so
vorher erzählt hast oder man sich vielleicht eh schon des Problems bewusst ist
und sagt irgendwie, ich möchte gern raus aus meiner Zuckersucht, weil ich möchte
nicht fremdbestimmt sein, ich möchte wieder selber die Kontrolle haben und
vielleicht gesundheitlich auch was verbessern, muss jetzt gar nicht Übergewicht
sein oder eben andere Sachen wie du es auch beschrieben hast mit dieser
Müdigkeit und das Absacken, einfach diese Energielöcher am Abend. Wie gehst du
das jetzt an? Also wie kommt man am besten raus aus dieser Zuckersucht?
Wege aus der Zuckersucht
Ilga:
Also ich finde es gibt zwei Hauptkomponenten, die einem das Leben vereinfachen,
auf Zucker zu verzichten. Und zwar ist das einmal, den Körper wieder so auf Null
setzen, also dass der wieder normal reagiert und quasi, dass das System nicht
ständig den Willen ausspricht ‚Ich brauche Zuckernachschub. ’ Das geht über
Entzug. Und die andere Geschichte ist, sich an weniger süß zu gewöhnen, also den
Gaumen quasi wieder auf Null auch zu setzen. Dann brauch man auch gar nicht mehr
so viel. Dann schmeckt vieles beißend süß, also es ist so extrem süß, dass man
es gar nicht mehr essen kann. Und wenn diese beiden Sachen geklärt sind, dann
kann man viel schneller nein sagen und sich auch mit einer Alternative
zufriedengeben. Das ist auf lange Bahn zu schaffen, also in dem man sich immer
konzentriert, weniger Zucker zu essen. Es ist aber schmerzhafter, als einmal für
ein paar Wochen auf Komplettentzug zu gehen und bei diesem Komplettenzug zu
wissen, worauf man verzichtet und wo die Fallen sind. Also man kann halt auf
Komplettentzug gehen und sich Fertighafermilch aus dem Supermarkt kaufen und
sich schön immer an der Nadel halten sozusagen, weil das so viel Zucker dran
ist, obwohl da steht „ohne Zuckerzusatz“. Aber die ist halt fermentiert und das
ist, als ob da 10 Teelöffel Zucker drin wären. So wirkt sie auf den Körper. Wenn
man diese ganzen Fallstricke, ich habe es halt schmerzhaft lernen müssen. Ich
habe sie jetzt zusammengestellt und bringe sie halt im großen Haufen rüber, so
dass die Leute halt viel einfacher diese 4 Wochen durchhalten können. Aber das
kann man auch, das muss man nicht im Kurs machen bei mir, das kann man auch gut
alleine machen, indem gut Etiketten liest und lernt, an welcher Stelle man
schnell fehlgeleitet wird. Also die Aufschriften „ohne Zucker“, alle
Lebensmittel, wo das vorne in irgendeiner Weise draufsteht, würde ich erst mal
mit sehr großer Skepsis angucken, weil auf einer Gurke steht nicht drauf ‚ohne
Zucker’ und die ist garantiert ohne Zucker.
Julia:
Du hast jetzt gesagt, also mal so 4 Wochen. Ist das deine Erfahrung, also wenn
man jetzt praktisch „cold turkey“ geht sozusagen, also den kalten Entzug macht,
was heißt das jetzt so von den Lebensmitteln her? Also 4 Wochen wäre das jetzt
eine LowCarb-Ernährung, also auch wenig Getreide oder so was auch?
Ilga:
Das wäre zu empfehlen. Dann würde es schneller gehen bei manchen Leuten. Es gibt
Leute, die können das gar nicht. Zuckersüchtige gehören häufig dazu. Die können
nicht so schnell auf ganz LowCarb gehen. Ich fahre das langsam runter und merke
das auch an vielen vielen Leuten, erst mal auf komplexe Kohlenhydrate
runterzugehen, dann den Entzug zu machen und sich also – es ist unfassbar
schwer, schon allein den Zucker rauszunehmen. Und wenn man dann gar keine
Kohlenhydrate hat, dann reagiert der Körper so stark, dass das manchmal zu hart
ist. Das ist auch häufig das Hindernis, dass viele Leute gar nicht von HighCarb
auf LowCarb wechseln können, weil die einfach so stark am HighCarb durch diese
schnellen Kohlenhydrate, also wie weißes Mehl und Zucker, so stark darauf
reagieren, dass der Verzicht auf Kohlenhydrate unfassbar schwierig ist. Also
auch die ganzen körperlichen Erscheinungen sind dann schlimmer. Wenn man das
aber abpuffert mit komplexen Kohlenhydraten, also so was wie Hirse, Quinoa,
Vollkornprodukte – obwohl ich die auch ein bisschen kritisch sehe. Also wenn man
ganz glutenhaltige weglässt, wird’s auch häufig einfacher. Also wenn man die
erst mal einbaut, dann kann man quasi so eine Übergangszeit haben und kann
danach vielleicht auch auf LowCarb gehen. Dann wird’s auch noch einen Schritt
einfacher. Aber viele Leute kommen auch schon ganz klar, indem sie einfach auf
komplexe Kohlenhydrate und die ein bisschen weniger gehen und dafür das Gemüse
extrem erhöhen und nährstoffreich essen. Das ist schon ein ganz guter Trick. Und
dann halt wie gesagt die Stolperfallen irgendwie so gut wie möglich ausmerzen.
Julia:
Das heißt als Erstes, eben wirklich den tatsächlichen Zucker, also das was wir
jetzt im Sprachgebrauch als Zucker bezeichnen, dass schon komplett streichen,
oder?
Ilga:
Also im Kurs machen wir halt eine Woche Übergangszeit, wo man schon erst mal
versucht, ein bissel runterzugehen, aber auch unter dem Vorwand, überhaupt mal
zu begreifen, was da überhaupt läuft, also dass es einem bisschen bewusster
wird. Meiner Erfahrung nach ist eine gute Vorbereitung, die Leute lesen das
‚Zuckersucht’ - oh ja, das betrifft mich, ich mach jetzt mit. Und dann fangen
die an und dann brechen die aber nach 3 Tagen zusammen, weil es zu heftig war.
Das ganze System, nicht nur das körperliche System, sondern das Emotionale muss
halt auch mitkommen. Und deswegen ist eine kurze Vorbereitung ganz gut. In der
Zeit, wo man sich vornimmt, warum ich das mache, also dass es einem klar wird,
‚Was sind meine Ziele? ’ und dann so anfängt, schon ein bisschen runterzufahren
und auf keinen Fall mehr Softdrinks. Das ist so das Erste, was ich empfehle
rauszunehmen, weil Zucker in flüssiger Form ist halt ein extremer Schutz. Die
schon mal rausnehmen, also diese ganz hohen Zuckerspitzen erst mal rausnimmt,
und dann nach einer Woche vielleicht anfängt – ok, jetzt gehe ich mal auf Neu
und versuche das auszugleichen. Das wäre halt gut mit guten Fetten zum Beispiel,
eine nährstoffreiche Ernährung.
Julia:
Sagst du, oder siehst du – ich meine, ich stelle mir das sehr sehr schwierig
vor, wenn man so in diesem Rad drin ist, sollte man da irgendwie vielleicht
übers Wochenende starten oder ist das so umsetzbar? Oder wie kommunizierst du,
dass es das Beste ist, das eben an einem Freitag vielleicht zu starten, dass so
die ersten drei Tage oder ersten zwei Tage mal am Wochenende sind, bevor es
wieder in die Arbeit geht? Oder was empfiehlst du da?
Ilga:
Ich finde, man kann es während der Arbeit machen, wenn man gut vorbereitet ist.
Also man muss sich halt natürlich irgendwie immer ein Paket mit Essen mitnehmen
wenn man unterwegs ist. Sonst andererseits, ich könnte jetzt nicht so einen Tag
empfehlen, weil jeder anders reagiert. Es gibt Leute, die reagieren die ersten
zwei drei Tag extrem euphorisch. Denen geht es total gut. Die können dann gut
zur Arbeit gehen natürlich. Die fühlen sich wohl. Andere Leute haben vom ersten
Tag an Entzugserscheinungen und denen geht es schlecht, die werden müde. Die
nächsten kriegen erst in der zweiten Woche ein Problem oder in der dritten
Woche. Also das ist so unterschiedlich. Meiner Erfahrung nach, nach den vielen
Kursen jetzt, es gibt da quasi ein so ein Gerüst, an dem man sich entlang
hangeln kann. Aber wann wer einbricht, deswegen bin ich halt auf dem, also
deswegen leiste ich ständig so viel Support über die facebook-Gruppe, weil man
weiß nie, wann wer einbricht. Es ist cool, ein paar Leute um sich herum zu
haben, die einen dann auffangen können. Positiverweise fallen die alle zu
anderen Stellen um und dann können die anderen jemanden halt auffangen. Also es
ist gut, wenn man das macht, dass man vielleicht sich irgendwie einen Gefährten
dazu holt. Also in der Familie das machen ist natürlich super, weil da stehen
Leute alleine da, also die müssen dann quasi auch noch gegen ihre Familie das
durchziehen, weil die Familie das irrsinnig findet. Aber wenigstens eine
Freundin oder so dabei zu haben, das ist schon ganz ratsam.
Julia:
Ja, das ist natürlich schon wichtig oder sicherlich sehr gut, wenn die
Unterstützung der Familie da ist.
Ilga:
Oder professionelle Unterstützung. Also bei den Leuten, die halt wirklich so
diese Binge-Eating-Geschichten haben und so, da wäre es halt schon super, auch
professionelle Unterstützung dabei zu haben, weil es kommen so viele Sachen dann
hoch. Wenn das dann genau aufgefangen wird, dann ist das der Schlüssel. Das kann
super viel in Bewegung bringen dann.
Julia:
Genau. Ja auch alleine, ich denke in dem Moment, wo man beginnt auch wieder sich
ein bisschen mit sich selbst zu beschäftigen, da brodeln sicher so einige Sachen
hoch und das ist sicherlich gut, sich da vielleicht auch noch therapeutische
Betreuung da auch noch zu nehmen.
Ilga:
Also es ist nicht nötig, aber es ist bei den Leuten, die schon - meistens wissen
die Leute das, wenn es ein echt richtig großes Problem ist, sich dann Hilfe zu
holen.
Tipps zum Umgang mit Zuckerverlangen während des Entzuges
Julia:
Was empfiehlst du jetzt den Leuten, wenn man im Entzug ist und wirklich
nachmittags so unglaubliches Verlangen hat? Wie soll man damit umgehen?
Ilga:
Also erst einmal kurz innehalten und gucken was los ist, warum das gerade so
ist. Am Anfang des Entzuges natürlich, da ist der Körper, da braucht man jetzt,
das ist halt wirklich so. Da helfen gute Alternativen, also nährstoffreiches
Essen, gute Fette, also wer mag. Also ich hatte damals Sachen neben Schildern
stehen. Das waren dann irgendwie Oliven oder Schafskäse. Ich habe dann auch echt
nicht untertrieben. Ich habe dann wirklich so gegessen, bis ich richtig satt
war. Nussmuse sind super, Gemüse mit richtig viel Mandelmus z. B. oder, also
fettreiche Sachen helfen da schon gut. Da sind die Leute, die Milchprodukte
essen und vertragen natürlich klar im Vorteil. Vegan ist es ein bisschen
schwierig, also ein bisschen. Es ist nicht schwierig, aber es ist vielleicht ein
bisschen eintöniger, wenn man sich dann halt mehr auf Nüsse konzentriert.
Julia:
Siehst du auch, dass das vielleicht ein Problem sein könnte oder dass man sich
auch da vielleicht besonders drauf fokussieren sollte, dass wenn man jetzt den
Schritt geht, ich sag ich möchte mich gerne vom Zucker entwöhnen, dass dann
manche ein bisschen übereifrig sind und sagen, ‚Boah, jetzt mache ich aber auch
noch gleich weniger essen. ’?
Ilga:
Woher weißt du das? Unfassbar! Also ich habe fast nur Frauen bei mir in den
Kursen und das sind sehr viele Frauen, die unfassbar viele Ansprüche an sich
stellen. Das ist schon auch ein Zeichen von Zuckersucht. Oder die Zuckersucht
ist eine Folge von diesem Perfektionismus und diesen hohen Ansprüchen. Und dann
wollen die Leute halt ‚Wenn ich das jetzt schon mache, dann mache ich natürlich
gleichzeitig noch einen Fastenkurs, oder ich gehe jetzt sowieso auf LowCarb oder
ich mache dazu noch einen Sportkurs und ich mache jetzt Tabula rasa. Ich mache
jetzt alles besser! ’ Ja, das ist eine große Gefahr. Das ist also eine meiner
Aufgaben, das halt auch ausbremsen und zu sagen, ‚Hey, wir machen jetzt nur
Zucker und Kaffee wird jetzt weiter getrunken! ’ Also nicht Koffein und Zucker
gestrichen, auf keinen Fall! Das ist echt eine ganz große Gefahr. Wenn man sich
da überfordert, dann ist man auch schnell wieder draußen.
Julia:
Genau. Ja, ich denke mir es nämlich, eben weil du jetzt auch vorhin eben bewusst
gesagt hast, nährstoffreiche Lebensmittel und eben Oliven und so. Ich sehe das
ja auch oft halt, dass irgendwo bei der Zuckersucht natürlich, aber oft, dass
wenn Leute sagen ‚Ah, ich möchte gern umstellen. ’ und jetzt auch Kohlenhydrate
bissel einschränken, dass einfach dann alles eben Tabula rasa, und jetzt mache
ich 5 Mal die Woche Sport und auch noch intermittierendes Fasten, und alles
Mögliche wird dann gemacht. Und nach eineinhalb Wochen ist dann die Luft raus
und man ist noch mehr müde und noch mehr erschöpft und noch mehr hungrig und
noch mehr grantig. Genau, eben dass man wirklich stattdessen halt was anderes
ist, was halt keinen Zucker enthält, aber einen sättigt, eben fettreiche Sachen
oder solche Dinge.
Ilga:
Genau. Das ist halt auch häufig der Fehler, dass die Leute einfach nur Zucker
weglassen, und das funktioniert in meinen Augen absolut nicht. Also da ist der
Rückfall absolut vorprogrammiert, wenn man nur den Zucker weglässt und sonst
nichts ändert. Man muss den Zucker gleichwertig – wenn man das so sagen kann –
ersetzen, zumindest schon mal kalorienmäßig. Es geht nicht so, dass man dann auf
Diät geht. Also man muss dann wenigstens die Menge an Zucker ausgleichen mit
vernünftigem Essen und dann muss man dem Körper halt auch wirklich echt
hochwertiges Essen zur Verfügung stellen, damit der was hat, an das er sich
klammern kann. Anders funktioniert es nicht. Die Rückfälle sind sowieso dabei.
Also ich habe niemanden gefunden bisher oder kennengelernt, der von heute auf
morgen zuckerfrei war und nie wieder einen Rückfall hatte. Das ist auch eine
Illusion. Also die gehören dazu. Die müssen jetzt nicht unbedingt im Entzug dazu
kommen, aber danach, wenn man dann wieder anfängt. Dann gibt es halt die
Momente. Aber das ist nicht schlimm. Das ist halt kein Problem, wenn man weiß,
wie man zurück on Track kommt und die Rückfälle so nehmen kann wie sie sind.
Also, dass man erkennen kann, wie es einem schlechter danach geht und danach
wirklich die nächste Entscheidung zu naschen mit dem im Hintergrund auch fällen
kann, ok, wenn ich das jetzt mache, dann habe ich das aber auch danach
auszubaden. Dann schlafe ich nicht mehr so gut. Dann kommen die Pickel zurück.
Dann fühle ich mich schlapper – und so. Das ist dann halt so ein hin und her.
Aber es ist halt utopisch, zu glauben, dass man innerhalb von heute auf morgen
sich umstellen kann.
Die größten Fallstricke
Julia:
Ja. Was sind jetzt so, ich meine du hast ja schon viele Kurse gemacht und ganz
viel Interaktionen mit Klienten gehabt, was sind so, ich meine auch aus deiner
eigenen Erfahrung natürlich, so die größten Hürden, wo du sagst, das sind
einfach die drei größten Fallstricke sozusagen, oder Fallgruben in die man
reinfallen kann, „Zuckernäpfchen“?
Ilga:
Die drei Größten: Also einerseits natürlich das Zuckermonster, das einem sehr
viel einreden kann, warum es gerade nicht der richtige Zeitpunkt, jetzt mal auf
Entzug zu gehen, ist. Das ist unfassbar, also was ich für Mails im Vorlauf
dieses Kurses bekomme von Leuten, die eine Absolution von mir haben wollen, dass
es jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt ist. Das ist echt unfassbar! Also
was da für Gründe kommen. Ja wie gesagt der Geburtstag vom Opa in der 5. Woche
des Kurses so ungefähr. Also das ist, es gibt immer irgend…, also es passt nie!
Der Entzug passt nie rein, weil unsere Gesellschaft auf Zucker basiert
sozusagen. Es wird immer etwas sein, was dazwischenkommt. Es gibt den perfekten
Zeitpunkt nicht. Und überhaupt, den Entschluss erst mal zu fassen, jetzt
trotzdem die Sache anzugehen, das ist die allergrößte Hürde finde ich! Die 2.
Hürde ist, unwissend etwas zu essen oder etwas zu tun, was den nächsten
Zuckerhunger auslöst und davon gibt’s einfach extrem viel. Ich sage immer
wieder, also wenn man weiße Nudeln ist, dann ist der Schokoladenhunger quasi
vorprogrammiert. Also weißes Mehl ist eine der größten Hürden. Also wenn man
darauf nicht verzichtet, da wird’s unfassbar schwierig, auf Zucker zu
verzichten. Und dann eine dritte Sache, also da gibt’s ja so ganz viele kleine
Sachen. Also z. B. diese, überhaupt dazu zu stehen, dass man das jetzt im Moment
durchzieht und das durchzusetzen, wenn man sich mit Freunden trifft, zu sagen
‚Heute mache ich nicht mit. Heute esse ich meine Paprika, die ich mitgebracht
habe. ’ oder so. Überhaupt dazu zu stehen, dass man sich jetzt um sich selbst
kümmern will und sich nicht beeinflussen zu lassen von den ganzen Leuten, die
sagen ‚Das ist absolut verrückt, auf Zucker zu verzichten. Wir brauchen Zucker,
um zu leben! ’ Ja, das ist auch echt ein ganz großes Missverständnis.
Julia:
Ich denke mir, da wird auch viel, das wird auch wichtig sein, auch in der
facebook-Gruppe, weil ich weiß es ja auch aus eigener Erfahrung, dass man sich
auch ständig rechtfertigen muss in seinem Umfeld. Es wird ja auch nicht einfach
hingenommen sozusagen, sondern man muss sich ja ständig rechtfertigen, warum man
das jetzt nicht isst.
Ilga:
Das löst ja bei ganz vielen Leuten ganz viel aus. Die meisten Leute sind sich
nicht bewusst darüber, was es gerade auslöst. Die merken nur irgendwas regt sich
in denen, wenn ich sage ich esse keinen Zucker und reagieren mit Widerstand.
Dann hat man halt ruckizucki eine Diskussion, aus der man sich am besten so
schnell wie möglich wieder zurückzieht, gar nicht erst anfängt. Die Leute die
spüren, dass sie das auch brauchen können und bereit sind dazu, die werden
Fragen stellen. Aber die anderen werden halt auf Gegenwehr gehen, weil sie
selber keinen Bock darauf haben, darauf zu verzichten, was natürlich für mich
auch schon wieder ein Faktor von Sucht ist. Ich weiß nicht, wie man das so
ignorieren kann heutzutage. Wahrscheinlich sind die Leute die, die diese
Behauptungen aufstellen, auch extrem zuckersüchtig.
Julia:
Ja, es ist also ein bissel was so auch was Verteidigendes dabei.
Ilga:
Ja, meinen eigenen Lebensstil verteidigen. Ich will das behalten was ich lebe,
obwohl ich merke, dass es mir nicht guttut.
[Zusammenhänge von Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen mit der
Zuckersucht](#t=36:57)
Julia:
Genau. Ein Thema, das aber glaube ich eben noch ganz wichtig ist, was wir noch
ansprechen sollten: Sind auch Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe im Kontext der
Zuckersucht?
Ilga:
Ja, also ich sehe mal es gibt zwei verschiedene Phasen. Es gibt da einmal die
Phase, in der man auf Zucker verzichtet, damit man quasi das System wieder auf
Null setzt und es gibt die Phase danach, in der man natürlich auch ab und zu mal
was naschen möchte, weil das ist menschlich und das soll man sich auch überhaupt
nicht verbieten. Das gehört dazu, auch ab und zu mal über die Strenge schlagen.
Ich meine, das bedeutet ja auch Mensch sein, dass man auch mal ab und zu ein
bisschen wilder ist. So, und in der Phase, wenn man auf Zucker verzichtet, sind
diese, also Süßstoffe, künstliche Süßstoffe würde ich erst mal komplett
ausklammern, weil da sind die Daten einfach so widersprüchlich. Es gibt Leute
die sagen, es ist gesund. Man weiß aber nicht, ob das von der Zuckerindustrie
boykottiert wurde. Also man weiß halt nicht genau aus welcher Quelle diese
Hinweise kommen und ich würde künstliche Süßstoffe erst mal komplett
ausklammern, weil die mir zu unsicher sind. Es gibt aber genug natürliche
Alternativen. Diese Alternativen würde ich in der Entzugszeit überhaupt nicht
nutzen, weder Trockenfrüchte noch Stevia, noch Zuckeralkohole, überhaupt bei
Obst denke ich auch schon, das kann dort auch zu stark triggern, weil man jedes
bisschen was süß schmeckt kann halt den Trigger wieder auslösen, dass man wieder
Lust hat darauf. Und es macht es einfach extrem anstrengend. Also selbst Stevia,
was ja im Körper eigentlich gar nicht viel auslöst, alleine der süße Geschmack
kann einen triggern dazu, dass man danach doch Schokolade haben möchte. Und die
Zeit danach, wenn man sich quasi wieder langsam an etwas Süßes gewöhnt, da ist
es meiner Meinung nach fast egal welches Süßungsmittel man nimmt. Da kann man
meinetwegen auch Saccharose nehmen, weil Saccharose, also der Haushaltszucker in
geringen Mengen, das schafft unser Körper. Die geringe Menge bedeutet aber,
maximal 25 g am Tag, und das ist so wenig, dass da die Leute nicht dabeibleiben
können. Wenn man aber dann irgendwann soweit ist, dass man selbstbestimmt
naschen kann, dann ist es vollkommen ok, auch ein Stück Kuchen mit normalem
Zucker zu essen oder mit ner Dattel gesüßt oder mit nem Zuckeralkohol. Das ist
alles ok, die Menge macht halt das Gift. Aber die meisten Leute kriegen es halt
nicht hin, alle zwei Wochen nur ein Stück Kuchen zu essen. Wenn das dann aber so
weit gekommen ist, ist es wie gesagt egal. Dann finde ich es manchmal ganz gut,
einfach zu variieren, also mal Zucker zu essen, mal Xylit, mal Erythrit, mal
Stevia. Es geht auch mal Datteln zu nehmen oder Trockenfrüchte, damit man immer
verschiedene Dinge im Körper fordert. Das finde ich eine ganz gute Alternative.
Ich persönlich mische auch ganz gerne mal Süßstoffe. Also ich nehme die Süße vom
Stevia und den Geschmack vom Xylit rein, weil es dann so eine, es schmeckt dann
nicht so sehr nach Ersatz, weil die Zunge ist ja noch sehr an dem Geschmack von
Saccharose. Das ist auch interessant, dass man nach dem Entzug merkt, dass
Haushaltszucker auch einen Beigeschmack hat. Das wird ja immer so geschimpft, ja
die haben alle Beigeschmäcker die Zuckerersatzstoffe. Ja, aber Haushaltszucker
hat halt auch einen Beigeschmack. Wir sind da nur so daran gewöhnt.
Julia:
Ja, wir nehmen halt den Haushaltszucker als praktisch das Maß, ja, das ist das
Maß an dem alles andere gemessen wird sozusagen.
Ilga:
Genau.
Julia:
Das ist normal, so muss es schmecken.
Ilga:
Genau. Und irgendwann schmeckt dann dieses Maß auch seltsam. Also das bekommt
dann auch einen komischen – also mich nervt es halt, wenn ich etwas Herzhaftes
esse und da ist dann dieser Beigeschmack von Zucker drin. Für mich passt das
nicht. Gerade haben wir in der Gruppe drüber gesprochen hier, gebackene Bohnen
zum Frühstück, so Bohnen in Tomatensauce, tierisch viel Zucker dran.
Julia:
Ja Wahnsinn.
Ilga:
Das schmeckt dann halt, das schmeckt man dann raus. Das schmeckt dann wirklich
irritierend.
Julia:
Interessant einfach wie sich der Geschmackssinn verändert, ja, und wie man dann
auch ja Dinge auch als süß wahrnimmt, die man vorher überhaupt nicht so süß
empfunden hätte. Ich meine, dir wird es sicherlich nicht anders gehen. Auch wenn
ich Sachen für die Familie backe, dann muss ich es immer süßer machen, als ich
mir denke ich würde es machen. Und das ist dann oft so, ‚Ja, gar nicht so süß’
und dabei wollte ich es gut machen.
Ilga:
Ja, oder dieses Überraschte, dass plötzlich Gemüse süß schmeckt, also z. B.
Gemüsesorten plötzlich richtig schön süß schmecken. Also für mich ist das jetzt,
also wenn ich eine Süßkartoffel esse, das ist für mich ja fast naschen, weil das
so süß ist.
Julia:
Ja, genau. Du hast jetzt ein paar mal eben schon den Kurs angesprochen. Kannst
du ein bisschen erzählen, was, also wie läuft der ab, wenn jetzt jemand sagt, du
bist so kompetent und du weißt wovon du sprichst und du hast so viel Erfahrung.
Ich möchte meine Zuckersucht, ich möchte das nicht alleine machen. Ich hätte da
gerne Unterstützung. Das klingt toll. Was erwartet jetzt jemanden bei dem Kurs
und wie hilfst du da praktisch, wie unterstützt du da in diesem Kurs?
Kursangebot „Endlich Zuckerfrei“
Ilga:
Also das Programm heißt „Endlich Zuckerfrei“, und das ist auch das Ziel, dass
der Körper vom Zucker befreit wird. Das wird halt, wir starten immer gemeinsam
in einer Gruppe. Das wird halt im Moment 5 Mal im Jahr ungefähr angeboten. Man
kann sich da vorher anmelden und dann auf den Starttermin warten. Dann gibt es
halt quasi eine Vorbereitungszeit, wie ich vorhin schon erzählt habe, wo man
sich quasi erst mal ein bisschen bewusst darüber wird, wo überall Zucker
drinsteckt. Ich meine, kaum jemandem ist bewusst, dass man im Schnitt 100 g
Zucker am Tag isst, einfach so, obwohl man noch gar nicht nascht, weil das
überall versteckt ist. Und das Ganze erst mal bewusst zu machen ist ganz
sinnvoll und überhaupt dann solche Sachen wie die Küche aufräumen und
zuckerhaltige Sachen erst mal wegzustellen, weil es ist unfassbar, wenn man erst
mal auf Entzug ist, wie interessant diese super alten Rosinen im Schrank werden
oder die man total doof findet sonst, aber wenn man dann richtig, also wenn es
richtig aufs Ganze geht, dann ist das interessant und das ist gut, das
wegzuräumen.
Das ist ganz gut die erste Woche dann so damit zu verbringen und
dann nach 10 Tagen starten wir dann halt mit dem Entzug. In der Zeit bin ich als
Support ständig da, also über Email und über die facebook-Gruppe. Die meisten
Teilnehmer gehen halt in die facebook-Gruppe und verständigen sich so
untereinander und tauschen so ihre Erfahrungen aus. Ich bringe halt sehr viel
Hintergrundwissen, was überhaupt im Körper passiert. Also die emotionale Seite
lassen wir erst einmal ein bisschen weg. Wir gehen halt erst mal so direkt über
das Hormonsystem ein bisschen in Ordnung bringen, überhaupt zu begreifen, was
der Zucker für Folgen hat, also diese ganzen theoretischen Gründe bringe ich den
Leuten bei und überhaupt was man essen sollte und was man in der Zeit erst mal
weglassen sollte, was so hilfreich ist. Mit der Zeit, wenn dann quasi so der
Zucker weggeht, brechen dann ein paar Dinge auf und es kommen so Bedürfnisse zum
Vorschein, die man quasi immer unter dem Zucker beerdigt hat. Also sozusagen wie
bei mir zum Beispiel. Ich bin halt lange arbeiten gegangen, saß in einem Büro
und irgendwie war das für mich nur auszuhalten mit Zucker. Hinterher hat sich
herausgestellt, ich bin halt einfach gar nicht so ein typischer Angestellter.
Das ist halt gar nicht so richtig der Ort, der optimale Job für mich. Also ich
muss irgendwas, ich muss halt kreativer arbeiten und jetzt freiberuflich kommt
das halt viel mehr zur Geltung und da ist die Zuckersucht natürlich überhaupt
gar kein Problem mehr, weil ich einfach so genährt werde vom Leben. Und das
zeigt sich dann häufig bei manchen Leuten, nicht bei allen, weil ich würde gar
nicht sagen, dass alle unbedingt immer so ein persönliches Paket bezüglich der
Zuckersucht mit sich rumschleppen, weil manchmal ist es wirklich nur eine
körperliche Geschichte durch dieses dran gewöhnen. Aber bei den Leuten wo das
aufbricht, ist es halt gut, dass jemand da ist und das ein bisschen auffangen
kann. Es gibt dann noch so drei Live-Sprechspunden, also live ab und zu mal, wo
wir uns dann alle untereinander austauschen können. Das machen wir dann alle
zwei Wochen, 1x abends, und das wird auch sehr gerne angenommen. Da können halt
dann mal direkt auch Fragen besprochen werden, die sonst über Text manchmal
vielleicht nicht so gut funktionieren. Obwohl, ich finde es erstaunlich, wie gut
das in der facebook-Gruppe funktioniert, wie schnell die Gruppe zusammenwächst,
wie liebevoll die Leute miteinander umgehen und wie schnell die sich aneinander
gewöhnen. Also wenn jemand sich dann mal ein paar Tage nicht meldet, dann wird
auch mal nachgefragt, wo ist denn diejenige? Also ich habe jetzt aus dem
März-Kurs, die haben sich im August, haben sich ein paar Frauen getroffen. Da
war ich auch bei dem Treffen und es ist wirklich eine ganz tolle Gruppe
geworden, die sich jetzt halt jetzt auch im Nachhinein noch unterstützen. Ich
lasse diese facebook-Gruppen dann auch bestehen. Also die Leute können auch nach
dem Kurs sich selbst dann noch miteinander ja gegenseitig helfen. Genau, wir
machen den Entzug dann 4 Wochen, und danach gucken wir halt 2 Wochen lang, wie
wir dann den Zucker wieder ins, so zurückbringen können.
Julia:
Ok. Also insgesamt sind es dann 8 Wochen, oder? Du hast 2 Wochen
Vorbereitungsphase, 4 Wochen geht dann der Entzug und noch mal 2 Wochen so ein
Rest.
Ilga:
Genau.
Julia:
Ist es tatsächlich, also würdest du sagen, dass für die, also jetzt die meisten
Leute es wirklich schaffen, das in dieser kurzen Zeit muss ich einfach sagen,
wirklich ihre Zuckersucht soweit zu überwinden, dass sie bereit sind, schon
wieder Zucker aufzunehmen?
Ilga:
Der Körper kann in der Zeit gut zeigen, also in den 4 Wochen das ist ein ganz
guter Schnitt, die körperlichen positiven Begleiterscheinungen ohne Zucker zu
erkennen.
Julia:
Ok.
Ilga:
Also, das heißt der Schlaf kann besser werden z. B. Die Haut wird besser. Man
hat ein bisschen was abgenommen. Man merkt plötzlich, dass der Nebel im Kopf
verschwindet bei vielen Leuten. Also diese positiven Erscheinungen, die können
in der 4. Woche gut auftreten. Viele Leute haben dann aber allerdings noch
Angst, wieder zurück zu gehen zum Zucker und da ist es definitiv ein Zeichen,
noch nicht zurück zu gehen. Ich halte eigentlich eine Zeit von 6 bis 8 Wochen
besser, sage das aber im Vorfeld gar nicht so gerne, weil jemand der so
hardcore-zuckersüchtig ist, sich gar nicht so gerne auf 8 Wochen einlassen will.
Julia:
Ja, es ist eh besser, ja das stimmt, ja.
Ilga:
Deswegen, es ist einfacher nach den 4 Wochen die Entscheidung zu treffen, ok,
ich bleibe noch 4 Wochen dran, weil dann fällt es einem ganz leicht.
Julia:
Genau. Aber vorher kann man es sich halt nicht vorstellen.
Ilga:
Genau. Das ist wirklich, es ist ein komplett anderes Lebensgefühl, wenn man
vorher 30 Jahre lang auf Zucker war. Man kann sich das nicht vorstellen, wie gut
es einem gehen kann und wie toll das Gefühl ist, im Supermarkt an der Kasse zu
stehen und zu sagen, ‚Ich muss diesen Süßkram nicht kaufen. ’ Das kann man
vorher keinem, das ist wie jemandem einen Orgasmus zu erklären. Das geht auch
nicht. Weißt du?
Julia:
Ja.
Ilga:
Aber du kennst das ja wahrscheinlich. Warst du nicht auch so früher?
Julia:
Bitte?
Ilga:
Warst du eigentlich auch ein Zucker-Junkie früher, oder?
Julia:
Also so richtig, also so Stärke und schon auch süß, aber jetzt nicht so ganz.
Ilga:
Aber mehr Kohlenhydrate so.
Julia:
Aber Kohlenhydrate generell viel, ja.
Ilga:
Ja, das ist klar.
Julia:
Also das schon und das habe ich mir auch nie vorstellen können, dass man da,
dass das anders geht. Aber wie du sagst, es ist in der Retrospektive betrachtet
kann man sich einfach gar nicht vorstellen, dass man mal so war. Also das ist
wirklich witzig, wie so ein, als würde man sich davon distanzieren. Also ich
weiß es natürlich noch wie es war, aber ich meine es ist total schwer zu
erklären.
Ilga:
Es ist ein anderes Leben.
Julia:
Ja, genau. Es ist wie ein anderes Leben.
Ilga:
Das frühere Leben sozusagen, ja.
Julia:
Und vor allem einfach wie viel andere Aspekte sich einfach dadurch im Leben
verändert haben. Also für mich ganz stark vor allem die Psyche, also die
Einstellung zum Leben. Und das klingt jetzt vielleicht blöd, aber wirklich das
war so ganz ganz massiv, also vor allem für mich. Ich glaube es waren für mich
die glutenhaltigen Getreide.
Ilga:
Ja, die stehen auch echt im großen Zusammenhang mit einer Zuckersucht. Ich weiß
nicht, ob es da überhaupt mittlerweile schon Studien gibt. Ich muss das nur
immer wieder beobachten, dass gerade die Getreide damit sehr stark im
Zusammenhang hängen und auch immer wieder triggern und dass alles eben ein
bisschen leichter wird, wenn man davon eine Weile auch die Finger lässt. Auch
wenn es anstrengend ist, aber das ist z. B. eine Sache, die man ganz gut
parallel machen kann, zuckerfrei und dann auch auf Gluten verzichten.
Julia:
Ja, und da gibt’s ja auch gute Alternativen. Also wie du gesagt hast, Quinoa
oder…
Ilga:
Mittlerweile ist das ja ein Himmelreich.
Julia:
…jetzt einfach auch andere Getreide. Ich meine auch, wenn man jetzt Reis z. B.
nimmt oder Quinoa oder Hirse, das ist ja auch glutenfrei und eine gute
Alternative auf jeden Fall.
Ilga:
Genau.
Kontaktmöglichkeiten zu Ilga
Julia:
Ja, wo findet man dich jetzt am besten im Internet?
Ilga:
Also man findet mich unter
www.endlichzuckerfrei.de und
www.zuckermonster.com. Also Zuckermonster
ist der Startpunkt gewesen, weil ich gesehen habe, mein Wissen einfach mal
weiter zu geben, weil in meinem Umfeld wollte da nicht so richtig jeder davon
wissen. Ich wollte das aber unbedingt weitergeben und ich habe gedacht, das
können Leute gebrauchen, was ich da rausgefunden habe. Das ist der Blog und
damit ist halt, also mit zuckermonster.com ist alles so in Bewegung gesetzt
worden. Und da kommt man dann halt auch auf das Programm.
Julia:
...zum “Endlich zuckerfrei”?
Ilga:
Ja, genau.
Julia:
Gut, dann werden wir natürlich darauf verlinken in den shownotes, dass die Leute
dich finden und hoffentlich jetzt so motiviert sind, auch endlich den Schritt in
das zuckerfreie Leben gehen und vor allem so gut betreut, nimmt das auch ein
bissel den Schrecken. Ja, ich meine man ist auch einfach, irgendwo fehlt einem
halt auch dann die Linie bzw. man weiß ungefähr was man machen möchte, aber es
hilft einfach, wenn man jemanden an der Seite hat, der die Erfahrung hat, der
auch sagt, schau – vor allem, wenn man sich auch mit anderen austauschen kann,
wenn man sieht, man ist nicht alleine und wenn man ein Problem hat und da sofort
Feedback bekommt und Hilfestellung bekommt, dann ist das einfach eine ganz tolle
Sache, …
Ilga:
Auf jeden Fall!
Julia:
...so ein Programm anzunehmen und es auch als Motivation zu sehen, das jetzt
auch durchzuziehen und wenn es die anderen machen. Ich meine, das sind ja auch
so viele Aspekte, dass man gleichzeitig startet und sieht, dass es ja die
anderen ja auch schaffen.
Ilga:
Das zieht mit, also diese Gruppenkomponente ist schon krass, was die so alles in
Bewegung setzen kann. Das ist so geballte Energie, die so gemeinsam geht.
Julia:
Ja.
Ilga:
Und es passieren halt so viele Sachen im Körper, die einen dann auch skeptisch
machen, bringt das überhaupt was, was ich mache? Es geht mir gerade schlechter.
Julia:
Ja.
Ilga:
Und wenn dann jemand da ist, der sagt ok, das ist…Es sind manchmal Wiederholer
in der Gruppe, und die sind eigentlich auch Gold wert, weil die können dann
sagen, ‚Ja, ja, das hatte ich früher auch, aber das geht alles vorbei. ’ Also
das ist ganz gut, da ein paar Leute zu haben, die einem dann die Angst nehmen
können. Aber man richtet keinen Schaden an, wenn man auf Zucker verzichtet. Es
fühlt sich nur eine Weile so an.
Julia:
Ja, man wird nicht an Zuckerdefizit sterben – das Zuckerdefizitsyndrom!
Ilga:
Genau, aber es fühlt sich wirklich so an, als ob es ein Defizit, also großen
Schaden anrichtet, obwohl das einfach nur, man selbst ist ohne Zucker gerade so,
weil man so die ganze Zeit damit gefahren ist.
Julia:
Genau. Ich glaube auch, das ist ein bissel so dieses das Teuflische einfach auch
an, generell an einer Sucht, ja und somit auch an der Zuckersucht ist ja, weil
viele sagen, nein, man merkt ja, ob es einem guttut. Aber das ist ja das
Gemeine. Es wird dir am Anfang nicht gut gehen und es wird dir nicht gut tun am
Anfang, so wie halt ja wirklich jeder Drogensüchtige auf Entzug, dem geht’s auch
nicht gut. Der hat Schmerzen am ganzen Körper und so. Da muss man durch, ja.
Ilga:
Ja, das ist wirklich fies. Das ist ja auch dieses, man denkt, man braucht
Schokolade, wenn man Hunger darauf hat, aber dass das eine Farce ist, dass das
eigentlich irgendetwas in Verkleidung ist, was einem vorspielt, dass es einen
glücklich macht, das kann man in dem Moment ja gar nicht begreifen, wenn man
dieses kurze Glück sucht, aber das Glück auf lange Sicht kriegt man nicht. Es
geht halt wirklich nur, in dem man da einmal kurz, wie ein Pflaster abziehen.
Julia:
Genau, kurz und schmerzlos! Ja, Ilga, vielen Dank für deine Zeit.
Ilga:
Sehr gern!
Julia:
Was mir besonders gut gefallen hat war der Ausdruck, wie du gesagt hast „zurück
zum selbstbestimmten Naschen“.
Ilga:
Ja, das ist nicht so freudlos, oder?
Julia:
Ja, also das finde ich so, das sagt’s einfach auf den Punkt: selbstbestimmt
naschen und eben nicht nie wieder, nicht totaler Verzicht, sondern dieses
Zurückfinden zur Selbstbestimmtheit. Das muss Ziel sein, und ich denke, dass mit
den tollen Tipps und vielleicht auch, wenn man sich dein Programm, wenn man das
Programm mitmacht, bin ich mir sicher, dass man da zurück findet zur
Selbstbestimmtheit.
Ilga:
Ja, ich habe auch super viel Hilfe auf dem Blog schon. Also man muss jetzt nicht
unbedingt sofort ins Programm, aber selbst da ein bisschen zu lesen, das wird
einem auch schon ziemlich viel helfen.
Julia:
Genau. Ja, dann vielen Dank.
Ilga:
Entschuldigung! Das Programm startet dieses Jahr nur noch ein Mal, am
19.10.2017. Also, dann ist Weihnachtszeit; dann ist es irrsinnig damit
anzufangen. Aber wenn, dann im Oktober ist noch eine Chance, sonst erst wieder
im Januar.
Julia:
Das passt ja dann, und dann natürlich im Januar wieder für den guten Vorsatz,
oder?
Ilga:
Genau, das ist ein ganz guter Termin.
Julia:
Nein, aber man sollte es nicht hinausschieben, weil wie gesagt, es gibt nicht
den perfekten Moment, und wenn man auf den perfekten Moment wartet, wird man es
nie machen.
Ilga:
Ja!
Julia:
Und besser jetzt starten und schon loslegen, weil, ja, es sind wieder drei
Monate, die man schon zuckerfrei leben kann.
Ilga:
Ja, genau.
Julia:
Ja gut, also, danke für deine Zeit!
Ilga:
Deine auch!
Julia:
Tschüß!
Ilga:
Ciao!
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Aug 27, 2017 • 24min
Dr. Simone Koch - Autoimmunerkrankungen funktionell und ganzheitlich behandeln | Folge #121
In Folge #121
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Dies ist eine Wiederholung. Die Erstausstrahlung war am 03. Juli 2016.
Kurze Zusammenfassung
Frau Dr. Simone Koch ist Ernährungsmedizinerin und Ärztin für Frauenheilkunde.
Durch die schwere Asthmaerkrankung ihres Sohnes vertiefte sie sich in das Feld der Autoimmunerkrankungen. Schnell merkte sie, dass sie ihr (durch umfassende Recherche und Weiterbildung in funktioneller Medizin) erworbenes Wissen stärker nutzen und an andere Menschen weitergeben wollte.
In ihrer Berliner Praxis setzt sie die Prinzipien der funktionellen Medizin ein. Ihren besonderen Schwerpunkt setzt Sie auf Autoimmunerkrankungen und chronischer Erschöpfung
Dr. Koch spricht in diesem Interview über die sehr vielversprechenden Behandlungsansätze, die die funktionelle Medizin bietet. Ernährungsumstellung und Stressmanagement spielen eine wichtige Rolle. Dr. Koch erklärt, welche Rolle der Darm, und vor allem das Leaky-gut Syndrom, bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen hat und warum betroffene unbedingt Zucker, Getreide und Kohlenhydrate meiden sollten.
Kurse und Beratung
Auf autoimmunhilfe.de bietet Dr. Koch 3 kostenlose Webinar zum Thema Autoimmunerkrankungen an.
#Transkript
Julia:
Herzlich willkommen zu einer neuen Episode der Evolution Radio Show! Mein heutiger Gast ist Frau Dr. Simone Koch. Sie ist Ernährungsmedizinerin und Ärztin für Frauenheilkunde, und in ihrer Berliner Praxis hat sie ihren Fokus auf funktionelle Medizin gelegt. Sie beschäftigt sich vor allem mit Autoimmunerkrankungen und chronischen Ermüdungssyndromen und ich freue mich ganz herzlich, dass ich dich heute begrüßen darf.
Simone:
Ich freue mich hier zu sein.
Julia:
Liebe Simone, bevor wir jetzt ein bisschen über Autoimmunerkrankungen sprechen, vielleicht kannst du unseren Zuhörern und Zuschauern ganz kurz sagen, was ist denn so dein Hintergrund und wie bist du überhaupt dazu gekommen, dass du dich jetzt darauf spezialisiert hast.
Simone:
Ja, ich bin ursprünglich Frauenärztin, also habe die Ausbildung zum Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe gemacht und habe in der Ausbildung schon immer so ein bisschen so ein Unbefriedigungsgefühl gehabt, weil ganz oft, also Frauenärzte werden auch ganz oft wie Allgemeinmediziner besucht und es wird halt dann erzählt ‚Mir geht’s nicht so gut.’ und ‚Es ist irgendwie alles komisch.’ und ‚Vieles hat sich für mich irgendwie ungut verändert.’ und man schwimmt so ein bisschen, also man sagt ‚Naja, ich weiß auch nicht, wir machen mal ein Blutbild.’, was halt schon allein mal gar nichts taugt und da sieht man dann nichts und sagt ‚Naja, Sie sind gesund, gehen Sie mal zum Psychiater.’ so ungefähr. Und das fand ich schon immer unglaublich unbefriedigend und habe mich da viel mit alternativen Sachen beschäftigt, sehr viel mit bioidentischer Hormonersatztherapie und habe halt da festgestellt, es gibt auch noch ganz andere Wege und man kann sehr sehr viel in der Richtung machen. Ja und Richtung Autoimmunerkrankungen, ich habe meine Doktorarbeit über atopische Dermatitis und atopische Erkrankungen geschrieben und hatte halt von daher da viel mit zu tun. Und dann habe ich mein erstes Kind gekriegt, und danach ging es mir furchtbar schlecht, und mir konnte irgendwie keiner so richtig helfen, und es war auch so ne Nummer mit ‚Naja, das ist psychisch, Sie haben eine postnatale Depression.’ und was weiß ich. Und, dass ich in 14 Tagen über 10 kg Gewicht verloren habe und nur noch eine Stunde pro Nacht geschlafen habe und tachykard war und weiß nicht – es hat alles niemanden interessiert, so lange, bis ich mich selber mit einer Schilddrüsenerkrankung diagnostiziert habe. Ja, das alles zusammen hat irgendwie so dazu geführt, dass ich mich sehr für Autoimmunerkrankungen interessiert habe, immer mehr und immer mehr, und Ernährung war schon immer mein totales Steckenpferd. Eigentlich seit dem ich denken kann interessiere ich mich wahnsinnig für: Woher kommt unser Essen? Was gibt es so alles an verschiedenen Ernährungsformen? Ich habe schon als Jugendliche Bücher über Ernährung gelesen und immer über die neuesten Trends und keine Ahnung. Ich habe auch alles irgendwie schon einmal durch, von vegan bis Paleo quasi alle Extreme schon einmal gelebt und finde das hochgradig spannend. Das ist so ein bisschen so mein Hintergrund und daraus hat sich mehr oder weniger ergeben, also es haben dann halt viele Patienten immer gesagt, es wäre ja cool, wenn es jemanden gäbe, der sich damit mal ausschließlich beschäftigt hat und habe hier festgestellt, dass ein ganz hoher Bedarf an Ärzten ist, die mal Zeit haben zuzuhören, weil die übliche Zeit dann halt 5 bis 10 Minuten beim Arzt ist. Und das war auch so einer der unbefriedigenden Teile meiner Arbeit, dass ich das Gefühl hatte, ich kann meinen Patienten überhaupt nicht gerecht werden. Deswegen habe ich mich entschieden ich mach was anderes. Ich möchte meinem Patienten wirklich die Zeit geben, seine Geschichte zu erzählen und auch herauszufinden, was steht im Hintergrund, was ist ursächlich für die Erkrankung verantwortlich. Und dazu gehört eben mehr, als ‚Hallo, wie geht’s Ihnen? Was fehlt Ihnen? Nehmen Sie dieses Medikament.’
Julia:
Ja, das kann ich verstehen, dass das unbefriedigend ist.
Simone:
Und daraus ist die Idee entstanden und hat sich dann so weiter entwickelt und hat dann zu einer eigenen Praxis geführt und es ist alles irgendwie so ein bisschen gewachsen und hat sich auch ein bisschen anders entwickelt als ich das ursprünglich gedacht habe. Aber es macht mir sehr viel Spaß und ist für mich genau das Richtige.
Julia:
Super. Jetzt habe ich einleitend gesagt, dass du dich auf funktionelle Medizin auch stützt, oder dass das ein Arbeitsprinzip von dir ist. Was versteht man eigentlich unter funktioneller Medizin für die, die es eben noch nicht wissen?
Simone:
Die Idee bei der funktionellen Medizin ist – also Medizin funktioniert grundsätzlich in unserem System so, dass man Symptome behandelt. Also wenn jetzt jemand zum Arzt kommt und sagt ‚Ich habe Kopfschmerzen.’, dann kriegt er Kopfschmerztabletten verschrieben. Relativ lange wird nicht geguckt, warum hat derjenige überhaupt Kopfschmerzen? Das können ja diverse Probleme sein. Entweder er hat Stress im Job, oder er sitzt immer bescheuert und hat deswegen einen verspannten Nacken, oder manchmal sind das so ganz simple Sachen „Schläft immer auf der rechten Seite auf seinem Arm.“ oder so, also, und wenn der Arzt – oder: „Frühstückt jeden Morgen 7 Snickers.“ Das sind halt so Sachen, die mir durchaus schon begegnet sind und das sind – echt, ja – halt Sachen, da fragt kein Mensch nach. Also er kriegt dann Kopfschmerztabletten und dann ist gut. Entweder es hilft oder es hilft nicht. Nur wenn es nicht hilft, dann beginnt halt ein Weg, der oft aber sehr sehr lang ist, bis dann irgendwann einmal jemand fragt ‚Was essen Sie überhaupt?’ oder so, und bis man dann mal dahin kommt, was vielleicht dafür ursächlich ist. Die funktionelle Medizin greift das eben anders auf, dass als Hintergrund immer die Frage steht: Warum? Warum ist das so und was können wir machen, um die Ursache zu verändern und zu behandeln? Und das ist im Prinzip die Basis der funktionellen Medizin.
Julia:
Jetzt hast du ja eben die Autoimmunerkrankungen und die Ernährung als deine Steckenpferde sozusagen genannt, und wenn man jetzt so an die klassischen Behandlungsmöglichkeiten denkt bei Autoimmunerkrankungen kommt ja jetzt Ernährung nicht so unbedingt vor. Was hat dich einerseits dazu gebracht, auch diesen Status Quo zu hinterfragen? Und vielleicht kannst du auch ein bisschen darauf eingehen, was jetzt Autoimmunerkrankungen und Ernährung miteinander zu tun haben.
- Audiominute 0:06:45.5, Zusammenhänge Autoimmunerkrankungen und Ernährung -
Simone:
Also das klassische Modell zur Behandlung der Autoimmunerkrankungen ist im Prinzip: Wir haben keine wirkliche Behandlung. Es gibt einige wenige Erkrankungen, wo man das Organ behandeln kann was geschädigt wurde, wie z. B. bei der Hashimoto-Thyreoiditis. Man ersetzt dann eben die Schilddrüsenhormone. Das ist aber keine Behandlung der Ursache der Erkrankung. Es gibt viele Autoimmunerkrankungen für die wir überhaupt keine Behandlung haben, und dann ist die Idee – ok, das Immunsystem funktioniert nicht richtig, das greift den Körper an. Also unterdrücken wir das Immunsystem, mit dem Erfolg, dass es dem Menschen dadurch nicht unbedingt besser geht. Also ich habe oft Patienten die sagen, ‚Ich soll hier jetzt Medikament XY nehmen. Die Nebenwirkungen die da drin stehen, sind genaue die Probleme, die ich sonst auch habe. Das kann doch nicht das Richtige sein.’ Das ist halt genau der Punkt. Also ich soll gegen meine chronische Erschöpfung, gegen meine Schwäche, gegen mein Brainfog, gegen meine Wortfindungsstörung ein Medikament nehmen, was all diese Punkte als Nebenwirkung aufgeführt hat. Das funktioniert halt tatsächlich auch dann meistens nicht, in wenigen Fällen ja, aber in den meisten Fällen wird es nicht wirklich besser und ist damit sowohl für den Patienten als auch für den Arzt extrem unbefriedigend. Mehr hat die Schulmedizin für Autoimmunerkrankungen weitestgehend nicht zu bieten. Man versucht einen Status Quo zu erreichen, wo die Erkrankung gerade so in Schach gehalten wird und der Mensch sich halbwegs gut fühlt. Aber viel mehr kriegen wir da eben nicht hin.
- Audiominute 0:08:10.0, häufiger Ursprung von Autoimmunerkrankungen im Darm, Leaky Gut Syndrom -
Die Idee mit der Ernährung, also es ist viel, dass der Ursprung von Autoimmunerkrankungen viel aus dem Darm kommt und darüber dass über den Darm, der nicht so funktioniert wie er soll, Fremdproteine in den Körper einkommen, die das überreaktive Autoimmunsystem immer wieder triggern und immer wieder in Alarmbereitschaft bringen. Also normalerweise ist halt unser Immunsystem, also wenn das jetzt bei einem Gesunden ist, dann kommt halt da mal so – keine Ahnung – Milchprotein vorbei, und dann sagen sie, ha, der schon wieder. Naja, lass ihn laufen, der ist harmlos. Und das überreaktive Autoimmunsystem das sagt: Hhhaaa, ein Feind, Angriff, Leute kommt alle sofort her! Und dann kommen halt wirklich auch alle, und es wird immer wieder angetriggert und das ist eine Idee der funktionellen Medizin, wie Autoimmunerkrankungen immer wieder hoch getriggert werden, so Schübe durchlaufen. Deswegen ist eben Ernährung da ein ganz ganz wichtiger Faktor, dass man herausfindet, also erst einmal, dass man sich den Darm anguckt und da entsprechend etwas macht und das andere, dass man sich anguckt, was ist für diese spezielle Person eventuell in der Ernährung ein Trigger, die wir behandeln können.
Julia:
Und gibt es da sozusagen ein paar allgemein gültige oder ein paar allgemeine Verdächtige, die immer wieder so Probleme machen?
- Audiominute 0:09:25.9, häufigste Trigger -
Simone:
Ja es gibt halt, also die häufigsten Verdächtigen also ganz oben auf der Liste ist Gluten. Das liegt einfach daran, weil Gluten für den Menschen grundsätzlich unverdaulich ist. Da ist es egal, ob ich gesund bin oder nicht. Es ist für den Menschen immer unverdaulich. Und das führt dazu, bestimmte Teile des Glutens können, wenn sie die Darmwand erreichen direkt Zerstörungen an der Darmwand auslösen, die dazu führen, dass dann fremde Proteine entweder direkt aus dem Gluten oder aus anderen Stoffen in den Körper reingehen. Das ist eben für Autoimmunerkrankte problematisch, d. h. Gluten ist immer verdächtig. Zweitens sind das Milchproteine aus der Milch, dann Mais, Soja, Zucker. Wobei das also nicht direkt ist, das hat andere Gründe, und Erdnuss. Das sind die häufigsten Trigger. Also das sind so grundsätzliche Verdächtige die man erst mal rauswirft, und dann gibt es halt noch ne ganze Menge andere Stoffe, die dann entsprechend da reinkommen. Es ist aber auch da, also mir immer ganz wichtig, das muss nicht unbedingt für jeden gelten. Also es gibt bestimmte Punkte, die sind für den Menschen relevant. Zum Beispiel bei den Milchprodukten geht man zumindest von wissenschaftlicher Sicht ungefähr von einer Rate von 50 % aus, die aufs Casein, also auf die Milchproteine reagieren. Das ist eine sehr hohe Rate, weswegen es sich lohnt, die erst einmal bei jedem rauszuwerfen. Aber es kann eben auch sein man gehört zu der anderen Hälfte.
Julia:
Ja, und das Gluten wahrscheinlich ist auch so einer, oder?
Simone:
Ja, Gluten ist halt so ein bisschen tricky, wenn der Darm nicht in Ordnung ist. Dadurch, dass es eben immer nicht verdaut wird und immer Löcher in den Darm pieken kann, ist es halt grundsätzlich eher problematisch. Also wenn der Darm wieder völlig in Ordnung ist, kann man eventuell wieder ein wenig Gluten wieder einführen. Ich würde aber, wenn ich unter einer Autoimmunerkrankung leide, Gluten nach Möglichkeit wirklich vollständig weglassen.
- Audiominute 0:11:18.9, häufige Assoziation von Leaky Gut mit Autoimmunerkrankungen -
Julia:
Ja. Also ich habe mal gelesen, weil du eben den Darm angesprochen hast, dass das Leaky Gut Syndrom, diese gestörte Barrierefunktion des Darms, ganz ganz häufig mit Autoimmunerkrankungen assoziiert ist. Siehst du das auch?
Simone:
Genau. Also das ist halt diese Idee, dass der Darm nicht in Ordnung ist. Also im deutschen gesagt sind es Darmpermeabilitätsstörungen, der englische Begriff ist Leaky Gut Syndrom, ist halt etwas, was auch ganz viel in den Medien überall unterwegs ist. Wir wissen nicht ganz genau wo Huhn und wo Ei und dass man halt, wenn man die Leute untersucht fast immer findet, dass die Immunabwehrfaktoren des Darms geschädigt sind. Das ist zum einen das sekretorische IgA. Das ist ein Abwehrprotein, was unsere Darmschleimhaut schützt und das andere ist β-Defensin. Das ist eine angeborene Abwehreinheit am Darm, und beides ist fast immer bei Autoimmunerkrankungen nicht in Ordnung. Das β-Defensin ist angeboren, also es scheint eine angeborene Komponente zu sein. Bekannt ist das bei Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, also chronisch entzündliche Darmerkrankungen. In meiner Praxistätigkeit ist mir aber aufgefallen, dass es für alle gilt. Also auch Hashimoto-Erkrankte haben fast immer eine Störung des β-Defensins, und es scheint also eine wichtige Komponente dann eben für die Entwicklung der Autoimmunerkrankungen zu sein, dass der Darm nicht so funktioniert wie beim Gesunden.
Julia:
Wie kann man das messen?
Simone:
Im Stuhl - das sind Stuhltests, wo der Gehalt an diesen Proteinen gemessen wird.
Julia:
Kann das, also wenn man jetzt z. B. nicht das Glück hat, so eine wissende und aufgeschlossene Ärztin zu haben wie dich, gibt’s da nur spezielle Laboreinrichtungen die so etwas machen oder kann man das auch selber beauftragen?
Simone:
Also man kann das selber machen. Der Nachteil, wenn man es nicht beim Arzt macht, ist immer, dass man 20 % MwSt. zahlt. Die zahlt man nicht, wenn man es bei einer ärztlichen Behandlung macht. Aber ansonsten kann man so etwas auch selber machen. Es gibt halt inzwischen in Deutschland glaube ich 3, 4 oder 5 spezialisierte Labors die diese Tests anbieten. Wichtig ist halt da immer, dass an sich es noch kein – also wenn man das hat, hat man ein Risiko. Dann muss man eben immer für sich selber abschätzen, ist mir das das wert genug, um mein Leben zu ändern, oder warte ich bis ich wirklich etwas habe, bis ich mich ändere.
Julia:
Ja, das sollte man vielleicht nicht so darauf ankommen lassen.
Simone:
Würde ich auch so sehen, aber ist jedem selber überlassen wie er das sehen möchte und was man wie für wie wichtig hält und wie sehr man sich einschränken mag.
- Audiominute 0:14:00.8, Methode Dr. Terry Wahls -
Julia:
Ja. In dem Zusammenhang, eben Autoimmunerkrankungen, hat mich ganz besonders beeindruckt die Terry Wahls. Ich meine, die ist dir sicherlich auch ein Begriff. Das fand ich wirklich toll, wie die das umgesetzt hat und was die auch macht. Verwendest du sozusagen so ähnliche Ansätze wie sie, oder?
Simone:
Zum Teil. Also mir ist ganz ganz wichtig die Individualität jedes Menschen, weil Terry Wahls ist sehr sehr groß, das darf man nicht vergessen. Sie ist eine sehr beeindruckende Frau, die einen ganz speziellen Energieumsatz hat. Sie wohnt sehr nördlich, ist sehr viel draußen, also sehr viel Kälte und auch kaltem Klima ausgesetzt und hat dadurch einen sehr sehr hohen Kalorienumsatz, wodurch das was sie so isst so ganz anders zu beurteilen ist, als bei einer 1,55 m großen Frau, die sich irgendwie nur indoor aufhält und sich irgendwie gar nicht bewegt. Und das sind einfach so Sachen, wo ich es wichtig finde, das individuell anzugehen. Grundsätzlich finde ich das was sie gemacht hat super und ich benutze ähnliche Konzepte, bin aber jetzt, z. B. Terry Wahls, das ganze Konzept ist ja sehr auf ketogene Ernährung ausgerichtet und das ist etwas, wo ich denke, dass das bei weitem nicht für jeden geeignet ist.
Julia:
Ja. Ich glaube, sie hat auch so mehrere Stufen.
Simone:
Genau, ja. Sie hat mehrere Stufen, aber nach Möglichkeit, wenn es nach ihr geht soll man bei der Endstufe angelangen, und das ist meiner Meinung nach nicht für jeden das Richtige.
Julia:
Ok, da hast du andere Erfahrungen bei deiner Arbeit.
- Audiominute 0:15:33.2, Auf die ganzheitliche Betrachtung des Individuums kommt es an -
Simone:
Genau, und ich habe halt auch die Erfahrung gemacht, dass das auch für einige katastrophal sein kann, sich da dran zu halten. Deswegen finde ich das wichtig, das Individuum zu betrachten und zu gucken, was passt für wen. Und das ist auch das, was ich denke was meine Arbeit auszeichnet, weil sich ein Buch kaufen, wo relativ genau beschrieben ist und auch sehr gut beschrieben ist, wie soll ich vorgehen – das kann auch jeder für sich alleine.
Julia:
Ja aber man ist ja doch, ich meine jetzt ist ja die Diagnose schon sehr dramatisch oder traumatisierend für die Person und man ist ja auch sehr verunsichert als Patient oder Patientin, und da ist es schon noch mal etwas anderes, wenn man vielleicht eine Ärztin hat wie dich, die einen da betreuen kann, unterstützen kann und man weiß, dass einem das nicht mehr schadet als das andere.
Simone:
Auf jeden Fall, ja klar. Also das eine ist die Begleitung und das andere ist für mich, also was mir ganz ganz wichtig ist in meiner Arbeit, dass ich der Meinung bin, dass es einen ganz großen Unterschied macht, aus welcher Ethnie komme ich, wie lebe ich, wie ist mein Lebensstil, wie habe ich mich vorher ernährt, welchen evolutionären Hintergrund habe ich usw. Also ich glaube, um jemandem wirklich helfen zu können, muss man immer die ganze Geschichte betrachten.
- Audiominute 0:16:52.4, Kontakt und Fernbehandlungsmöglichkeiten -
Julia:
Ja. Könnte jetzt - nur weil es mir gerade so in den Sinn kommt und es mich so interessiert – jemand der jetzt nicht in Berlin wohnt, irgendwie trotzdem deine Hilfe in Anspruch nehmen? Natürlich, dass man sicherlich mal vor Ort ist, aber würdest du auch so Gespräche per skype machen oder so etwas?
Simone:
Ja, also ich arbeite auch von Ferne. Das ist halt etwas, was wir so quasi so ein bisschen auf den deutschen Markt eingebracht haben. Also in Amerika ist das Gang und Gebe und kommt halt auch immer mehr und ist inzwischen auch offiziell. Die Dermatologen machen das ganz viel. Man schickt denen einfach ein Bild, was habe ich, und die schicken zurück, das und das. Dafür gibt es inzwischen sogar eine App, wo man dann halt Preis XY zahlt, dass man sein Foto bewertet kriegt. Ja, so bieten wir das halt auch an per skype. Ganz ganz viel kann man wirklich gut auf Ferne machen. Was natürlich auf Ferne nicht geht, sind Blutkontrollen. Das ist schwierig. Das können wir noch nicht.
Julia:
Ja, aber es ist ja doch einfach vielleicht nicht für jeden einfach möglich, einmal nach Berlin zu fahren für ein erstes Kennenlernen. Ich meine, es sollte drin sein. Aber oft ist es ja nicht für jeden möglich, jetzt öfters nach Berlin zu fahren, sei es jetzt finanziell oder beruflich oder sonstige Gründe.
Simone:
Das ist halt das tolle an der modernen Technik. Also wie wir jetzt miteinander reden inzwischen ist es irgendwie HD und es ist so klar, dass man auch fast das Gefühl hat, derjenige sitzt einem echt gegenüber. Und es macht keinen großen Unterschied, weil in der Arbeit die ich mache vor allem das Sprechen unglaublich wichtig ist, also und Blickdiagnosen, also viel macht man darüber. Deswegen ist es mir wichtig, die Leute zu sehen und das macht skype inzwischen halt auch. Dank HD kann man auch sehen, hat derjenige Augenringe, komische Pigmentflecken – keine Ahnung. Das hat viel verändert und ist glaube ich ein Zweig, der mehr und mehr kommen wird.
Julia:
Ja ich denke auch, und super, dass du da auch in dem Bereich so fortschrittlich bist wie in deiner medizinischen Herangehensweise. Ja, für alle, die dich gern mal einfach mal so persönlich kennenlernen wollen: Da gibt’s ja jetzt dann im August die Möglichkeit bei der Paleo Convention. Du wirst einen Vortrag halten über Autoimmunerkrankungen und Ernährung. Also, da bin ich schon sehr gespannt und das ist die Gelegenheit, eine richtige Expertin auf dem Gebiet einmal vielleicht sogar dann auch zu sehen natürlich und vielleicht dann sicherlich auch die Möglichkeit für die eine oder andere Frage wird es dort sicherlich geben. Also diese Gelegenheit sollte man sich glaube ich nicht entgehen lassen.
Simone:
Ja, insgesamt also. Ich war ja beim letzten Mal schon dabei. Das war ja eine ganz großartige Atmosphäre und wer irgendwie die Möglichkeit hat, sollte sich das nicht entgehen lassen. Das ist eine super Veranstaltung.
- Audiominute 0:19:48.3, Infos zu updates per newsletter, Blog, website -
Julia:
Ja, unbedingt! Mehr über dich, über deine Arbeit und auch dein Angebot kann man auf deiner Webseite natürlich erfahren. Du hast www.drkochs.de. Wir werden natürlich in den shownotes auch verlinken, ist eh ganz klar. Es gibt einen newsletter, wo sich jeder gerne anmelden kann für neue updates. Was schreibst du da so oder was gibt’s da so für Informationen?
Simone:
Also ich würde gerne möglichst regelmäßig was zu wissenschaftlichen Themen im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen schreiben und mit Ernährung usw. Tatsächlich ist das eher ein bisschen unregelmäßig aus zeitlichen Gründen.
Julia:
Das kann ich mir vorstellen.
Simone:
Ich schreibe viele Rezepte im Blog, weil ich halt auch leidenschaftlich gerne koche und suche da halt, weil eben die häufigste Frage die mir gestellt wird ist: Hhhhaaa, was soll ich denn jetzt noch essen? Und das versuche ich halt so ein bisschen aufzugreifen und den Leuten da zu helfen. Ja, das viel und ansonsten einfach Dinge, die wir interessant finden und die wir vor allen Dingen für Leute mit Autoimmunerkrankungen hilfreich und spannend finden.
Julia:
Ja, also dann unbedingt auf die website schauen, für den newsletter anmelden und natürlich für die Paleo Convention anmelden und Frau Dr. Koch und mich dort persönlich kennenlernen. Wir freuen uns alle. Einfach herkommen, hallo sagen, niemand beißt von uns und keine Hemmungen haben!
Liebe Simone, vielen lieben Dank für deine Zeit und das nette Interview.
Simone:
Vielen Dank, dass ich hier dabei sein durfte.
Julia:
Ich freue mich, wenn wir uns dann ganz ganz persönlich kennenlernen auf der Paleo Convention und liebe Zuschauer, liebe Zuhörer: Ich hoffe es war spannend für euch, es war wieder etwas dabei. Wenn du jemanden kennst, der vielleicht an einer Autoimmunerkrankung leidet, oder jemand sonst in der Familie das hat, dann teile doch diese Folge. Es ist wichtige Information, die raus muss, und vielleicht ist der eine oder andere dankbar dafür. Vielen Dank.
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Aug 13, 2017 • 1h 13min
Wirkung von Stress auf den Körper, EMFs und die besten Supplemente - Moritz von der Borch | Folge #120
In Folge #120
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Wenn du das Podcast hörst, dann findest du die Links für Apple iTunes und Android hier auf unserer Homepage
Kurze Zusammenfassung
Moritz von der Borch ist Wissenschaftsjournalist, Gesundheits - und Personal Trainer mit besonderem Fokus auf Prävention und Rehabilitation. Nach seinem Studium für Gesundheitsmanagement, Prävention, Fitness und sportliche Rehabilitation, war Moritz von der Borch einige Jahre als Ausbilder und Bereichsleiter für die Trainer-Teams einer großen Fitnessstudiokette in Bayern und Baden-Württemberg.
"Wie wertvoll ist Wissen, wenn man es nicht teilt?"
Neben seiner Tätigkeit als Wissenschaftsjournalist und Coach schreibt Moritz ein tolles und informatives Blog. Auf yourfunctionalmedicine.com kann man sich wirklich verlieren. Tief recherchierte Artikel, die wirklich versuchen alle Aspekte eines Themas zu beleuchten und Interviews mit Experten - das erwartet dich auf yourfunctionalmedicine.com.
"Menschen helfen, Ursachen erkennen und sinnvolle Veränderungen umsetzen – das war von Anfang an mein Leitsatz – und durch eine ständige umfassende Weiterbildung gelang es mir immer besser, gemeinsam mit meinen Klienten Ziele zu formulieren und gute bis beste Ergebnisse für sie zu erreichen.
Bei meiner Arbeit sehe ich es als essentiell an, den Menschen bewusst zu machen, welche enormen Auswirkungen beispielsweise unser Hormonhaushalt, unsere Ernährung und unser Umfeld auf uns haben und dass Gesundheit, Schlaf, Stress, Leistung und vieles mehr unser Leben zwar einerseits ganz entscheidend prägen, wir aber andererseits durchaus sehr gut in der Lage sind, die mögliche Beeinflussung durch die genannten Faktoren in hohem Maße selbst zu bestimmen."
-Moritz von der Borch
##Wir sprechen in dieser Folge über
Unterschiedliche Formen von Stress und wieso chronischer Stress so gefährlich ist
Was du gegen Stress tun kannst
Elektromagnetische Felder, wie sie auf den Körper wirken
Schlaf und die besten Supplemente bei Stress
#Transkript
Julia: Lieber Moritz, herzlich willkommen zur Evolution Radio Show.
Moritz von der Borch: Hallo Julia, freut mich hier zu sein.
Julia: Bevor wir mit unserem Thema heute loslegen, nämlich mit Stress, vielleicht kannst du einfach ein paar Worte zu dir, zu deinem Hintergrund sagen und was, ich finde es immer ganz spannend auch zu wissen, was hat jemanden dazu bewogen, sich tiefer mit Gesundheit und auch mit diesen Themen Stress und Bewegung zu beschäftigen?
Moritz von der Borch: Das Nette ist eigentlich, werde ich jetzt heutzutage als Medicine Journalist bezeichnet und dann fragt man sich, wie man eigentlich dazu kommt und das Nette dabei ist eigentlich, dass ich gar nicht als Journalist angefangen hatte, sondern im Fitnessbereich, sprich, ich habe dort eine Ausbildung gemacht, ich habe Prävention und Gesundheitsmanagement studiert, das heißt man sollte meinen auf einem höheren Niveau sich damit beschäftigen. Und das Ziel war eigentlich, dass ich im präventiven Bereich arbeiten wollte, sprich, Menschen davor beschützen wollte, vielleicht schwere Erkrankungen zu bekommen und so weiter. Als ich dann im Fitnessbereich auch arbeiten durfte, sogar als Clubleiter und später als Regionalleiter, war immer noch, wahrscheinlich hat das jeder, der im Dienstleistungsbereich arbeitet, vor allem mit vielen Menschen, so ein leichtes Helfersyndrom, man möchte halt den Leuten wirklich helfen. Das kennen wahrscheinlich viele. Und du kommst schneller an deine Limits, an deine Begrenzung und überleg mal Julia, wie viele Trainer deiner Meinung nach haben ein wirklich gutes Wissen von Krankheiten, wie Morbus Bechterew, Morbus Crohn, Autoimmunerkrankungen, Multiple Sklerose, meinetwegen auch Diabetes?
Julia: Ja. Ein Bruchteil, 10 Prozent vielleicht.
Moritz von der Borch: Höchstwahrscheinlich.
Julia: Sowas in der Art.
Moritz von der Borch: Ich hatte es auch da in dem Unternehmen, wo ich gearbeitet hatte, da hatte ich es versucht auch ein Netzwerk aufzubauen, sprich mit Schulungen zu arbeiten, sowohl für die Trainer, Trainingsleiter, auch für Firmen, um dort die Informationen weiterzugeben. Das Problem ist aber auch, dass im Fitnessbereich nicht an oberster Stelle steht, Menschen zu helfen, sondern sie dazu zu bringen ins Fitnessstudio zu gehen und auch zu bleiben. Das ist ein bisschen was anderes. Das heißt aber auch so ein Gewissenskonflikt, das heißt auf der einen Seite habe ich versucht Menschen zu helfen, auf der anderen Seite hatte ich meine eigenen Einschränkungen. Und das ist, wenn du so willst eine gute Einleitung auch zu dem Thema heute. Das war ein Stress. Wenn du Menschen helfen willst, du kannst es aber nicht, du hast sagen wir mal ein Loyalitätsproblem, deine Ideologie wird eingeschränkt, dann hast einen Gewissenskonflikt und im Endeffekt war das eine der großen Punkte, die mich auch dazu geführt haben, zu sagen, das geht nicht so weiter, weil ich, du hast eine Stunde Zeit für einen Menschen und sagen wir mal, der hat eine ordentliche Erkrankung, ordentlich, eine ernsthafte Erkrankung, was tust du dann? Kannst du wenig tun. In dem Laufe der Zeit, ich habe mich, also bei mir war das so, ich habe gearbeitet in meiner Freizeit, das klingt ein bisschen komisch, habe ich mich mehr und mehr mit, anfänglich natürlich nicht mit Studien, aber sobald das wissenschaftliche Arbeiten bei mir drin war, mich mehr mit den Studien beschäftigt und das ist jetzt sagen wir mal seit etwa 10 Jahren so. Das heißt, ich habe gelernt und mir beigebracht, wie kann ich mit wissenschaftlichen Studien mein Wissen vergrößern? Was kann ich lernen? Wie funktionieren Systeme? Und das Nette war auch, je mehr man sich damit beschäftigt hat, umso mehr hat man auch verstanden, das, was wir derzeit tun, sieht nicht so erfolgreich aus, in verschiedenen Bereichen. Und das hat auch seine verschiedenen Gründe, dass es da nicht so geht. Von dem Wissen, was ich hatte, konnte ich auch nicht diese Informationen weitergeben und so entstand eigentlich auch meine Webseite yourfunctionalmedicine.com, auf der ich einfach nur Interviews mit klugen Leuten oder selber Artikel schreibe, die einfach frei zugänglich sind für die Menschen, ohne dafür irgendwas zu erwarten. Weil das ist auch der Wunsch, wie das entstanden ist. Das Interessante dabei war dann, dass auch Leute auf mich zukamen, haben gesagt, hey, würdest du auch für uns schreiben? Anscheinend, weil meine vielleicht leicht zynische Art denen gefallen hat, weiß ich nicht? Und so bin ich mehr und mehr in diesen Bereich journalistisch arbeiten reingekommen. War auch vielleicht nicht einfach so der Gedanke, aber da habe ich mir gedacht, warum eigentlich nicht? Zusätzlich kam auch, dass ich bei einem Verein für Journalisten angefragt hatte, würde ich denn aufgenommen werden? Und die sind meine Arbeit durchgegangen, haben sich angeschaut, was ich getan habe und haben mir dann eine Mitgliedschaft gegeben. Was ein großer Schritt ist, das heißt, ich darf jetzt mit einem Presseausweis auf medizinische Vorträge gehen und kann mir noch toller vorkommen oder sonst irgendwas. Ist irrelevant. Aber so kam es zu diesem Schritt und ich bin sehr glücklich damit, weil ich auch mit Menschen zusammenarbeiten darf, die einen ähnlichen Gesichtspunkt haben, die mit mir zusammenarbeiten, die wenn ich zum Beispiel, wenn mir selber das auffällt über eine neue Substanz, wo ich sage, hey, da gibt's einen Kontext, dass die dementsprechend mit mir sprechen und sagen, wie können wir das denn verbessern? Was ist der Kontext, was sind die Sachen, (unv.) #00:06:26-4# und da ist ein Riesenthema dabei, das ist das heutige Thema, das ist Stress oder die Reaktionen, die Stress bedeutet.
Julia: Genau. Ich meine, Stress, das ist ja so ein Wort, mit dem glauben zumindest viele Leute was anfangen zu können oder es wird sehr inflationär verwendet teilweise und du hast gesagt, Stress ist also ein zentrales Thema für dich, der Umgang mit Stress, einerseits aus deiner eigenen Erfahrung und aus dem, was du gelernt hast, das heißt, kannst du mal kurz beschreiben, was ist Stress eigentlich?
Moritz von der Borch: Hm, also erstmal wahrscheinlich eine Wahrnehmung. Die meisten Leute verstehen Stress wahrscheinlich aber als eine Reaktion, sprich, ich habe irgendeinen Stressor, da gibt's verschiedene Versionen, verschiedene Arten von, kommen wir nachher wahrscheinlich noch drauf zu sprechen, und mit denen wird unser Körper konfrontiert. Da muss man erstmal unterscheiden: Ist es ein akuter Zustand? Ist es ein chronischer Zustand? Ist es ein sagen wir mal positives Erlebnis oder negatives Erlebnis? Ich kann positiven oder negativen Stress erleben und sagen, oh cool, sagen wir mal, ich freue mich auf mein Training. Training ist ein Stressor, aber ich habe Spaß dabei, ich freue mich dabei Gewichte zu bewegen oder sonst was, das passt auch ganz, habe ich oft genug selber erlebt bei Leuten natürlich und das ist ein Effekt. Auch akut könnte man im Training sagen, bleiben wir mal bei dem Beispiel. Wenn ich ein kurzes Training habe mit lang genug Pausen dazwischen, mit Wiederholung, dann ist es ein akuter Stressor, den ich auch gut einbauen kann. Und wenn ich nicht andere große Mengen an Stressoren habe und nochmal da auch wieder Kontext. Wie viele Stressoren habe ich? Ein anhaltender Stress, hm, gibt's verschiedene, emotional, Arbeit, ganz viele. Und die über Dauer und vor allem die Menge können dazu führen, dass oder kann da sein, dass das dann der Tropfen ist, der das Fass zum Überlaufen bringt und dann auch auf Dauer langfristig Probleme bewirken. Stress selbst, was die Menschen wahrscheinlich gehört haben, das hat irgendwas mit so einem Ding namens Cortisol zu tun, da gibt's eine Stimulierung über den Kopf, die HPA Axis (hypothalamic–pituitary–adrenal axis) - Hypothalamus-Zirbeldrüse glaube ich heißt das und dann über die Nieren. Dass es da zu einer Ausschüttung kommt von Cortisol und auch anderen Sachen wie zum Beispiel Katecholamine, Prolaktin und Hemmung von anderen Sachen, das ist auch meistens immer so ein negativer Feedback Loop, das heißt, schütten wir Cortisol aus, hemmt es die weitere Ausschüttung unter normalen Umständen bei einem akuten Stressor.
Das hat Einflüsse auf verschiedene Sachen, da gibt es Unterschied zum Beispiel zwischen diesem positiven Stressor, wo sich das Blut verteil, man wird aktiv, man hat diese anregende Situation und man möchte Vollgas geben sozusagen und das funktioniert. Also ich kann mich auch austoben. Nochmal wie beim Sport, ich kann einen Sprint laufen und es gibt den Stressor, dass ich zum Beispiel auf der Arbeit sitze im Büro und der Chef kommt vorbei und macht mich zur (Julia: Schnecke) ja (lacht) macht mich zur Schnecke und ich sitze da und kann nichts tun, bin aber trotzdem na ja werde von dem niedergemacht oder sonst was. Kennen wahrscheinlich einige. Und das ist ein Zustand, wo ich nicht fliehen kann, wo ich nicht irgendwas Körperliches tun kann, wo auch der Blutfluss komplett anders ist, wo auch die Reaktion ein bisschen unterschiedlich ist. Und das ist eigentlich ein super interessantes Feld, weil Menschen unterschiedlich auf Stress reagieren und die Art und Weise, wie der Körper darauf reagiert auch unterschiedlich sein kann. Manche Sachen sind gleich wie Stress-, Cortisol Ausschüttung und ähnliche Sachen, aber im Endeffekt, wie wir damit umgehen, hat einen Rieseneinfluss darauf, was das für eine Wirkung auf uns haben kann, wie wir das wahrnehmen.
Julia: Und weil du sagst, es hat einen Einfluss, wie wir das wahrnehmen, kann man das beeinflussen? Also kann man sagen, na ja ich bin halt einfach so und ich muss damit leben oder gibt's da eine Möglichkeit, dass ich aktiv beeinflusse, wie ich auf Stress reagiere oder vielleicht auch so, dass ich erkenne, welcher Stressor für mich ein Problem darstellt, dass ich das identifiziere und auch entsprechend lerne damit umzugehen? Also kann ich das beeinflussen?
Moritz von der Borch: Ja. Immer noch ein bisschen, würde ich nicht ganz eindeutig, aber es gibt viele Sachen, die du machen kannst. Der erste Punkt ist, mir geht's schlecht und ich weiß nicht warum. Irgendwas stresst mich unterbewusst. Was du gesagt hast, war das Wort oder dieses Wissen zu haben, das Bewusstsein zu haben, weil manche Stressoren werden vielleicht vernachlässigt, obwohl die einen großen Einfluss haben können. Und der andere Punkt ist auch die eigene Einstellung zu einem Stressor. Da zu sitzen und zu sagen und auch die Frage, kann ich es kontrollieren oder nicht, also da gibt's ein paar Faktoren. Was mir aber noch eingefallen ist vorhin, was auch noch wichtig ist, ist, was Stress betrifft. Stress oder Cortisol wirkt eigentlich immunsuppressiv.
Das macht in einem Zustand von Stress gewissermaßen Sinn, auch mit dem Blutfluss und so weiter, obwohl es eigentlich das Immunsystem, ja, das ist eine Wechselwirkung es setzt das Immunsystem auf Kriegsführung, am Anfang ist es bereit zu kämpfen und dann gibt es noch eine Veränderung.
Chronisch anhaltend kann es da durchaus zu anderen Ergebnissen kommen, sprich, dass, da gibt's eine Theorie von 2003, 2002 muss das ungefähr gewesen sein. Da gab's eine schöne Studie, das auch vermutet wird, dass unter chronischen Stress Cortisol Rezeptoren, insgesamt das System schlechter, weniger sensibler [reagiert] und dadurch wird dieser immunsuppressive Effekt von Cortisol nicht mehr richtig wahrgenommen, wenn proinflammatorische Zytokine, also die Signale weiter stark laufen, und dadurch haben wir irgendwann ein stark laufendes dysfunktionales Immunsystem durch chronischen Stress. Das kann natürlich dann wiederum zu anderen Problemen führen. Immunsystem ist gewaltig, das ist eine unheimlich mächtige Waffe in unserem Körper.
Positiv, wenn sie gut funktioniert, negativ, wenn sie dysfunktional ist. Und das wolle ich nur mal zu bedenken geben, da das ein ziemlich großer Punkt ist für viele Menschen.
Julia: Ja. Nein, was mir nur bekannt war, war, dass zum Beispiel, dass das Immunsystem eher, unterdrückt ist. Und das ja vielleicht auch viele kennen, dann während dem Urlaub, der 1. Urlaubstag oder am Wochenende, wird man auf einmal krank. Warum? Weil das Immunsystem auf einmal sich eine Antwort leisten kann, weil der Stress sinkt und der Körper mit einer Immunantwort endlich mal reagieren kann. Oder siehst du ...?
Moritz von der Borch: Ja, nein. Da stimme ich auf jeden Fall zu, vor allem, weil es auch von dir gesagt ist, das System entspannt sich nicht, sondern wie du gesagt hast, das System hat die Möglichkeit endlich mal auf die ganzen Probleme im Körper zu reagieren und dadurch werden wir krank. Vermutlich. Typische Eigenart von Medizinjournalisten keine klaren Aussagen machen wollen.
Julia: Gibt es kein möglicherweise?
Moritz von der Borch: Man könnte sagen, laut der Studien ist folgendes Ergebnis zu vermuten. Das scheint es auch zu sein. Das ist der eigene Schutz wahrscheinlich. Ja, auf jeden Fall. Würde ich auf jeden Fall zustimmen.
Julia: Ja. Aber wäre dann das, was du gesagt hast, dass über, wenn eben dieser Zustand über lange Zeit andauert und sozusagen die Rezeptoren weniger empfindlich auf Cortisol reagieren, ist das dann eine Art von Cortisol-Resistenz oder?
Moritz von der Borch: Ich habe vorhin überlegt, ob man das vielleicht mit einer Form von Insulinresistenz vergleichen könnte. Der Gedanke kam mir auch so, hm, das kenne ich doch irgendwoher. Ich denke mal, man kann das in dem Sinne sehen, ich denke auch, weil da gehen wir jetzt tief in den Bereich rein, dass auch wieder ein Umdrehen möglich wäre. Vielleicht. Müsste ich selber auch nochmal genau nachsehen, also da kann ich keine eindeutige Aussage machen. Was aber der wichtige oder der super interessante Punkt ist, was Stress betrifft, das ist durchaus und so wie wir es wahrnehmen und die Art von Stress, gibt's unterschiedliche Arten von, hat eine Veränderung Genexpression, was immens ist, also wenn man sowas hört, denkt man sich, wow, das, was wir psychisch wahrnehmen, verändert die Expression von Genen in unseren Zellen. Das heißt das ist eine ...
Julia: Also wie Gene ausgelesen, also welche ausgelesen werden und ob sie ausgelesen werden, (Moritz: Werde ich aktiv...) weil nur, nicht jeder weiß, was Expression bedeutet.
Moritz von der Borch: Ja genau. Also das heißt, wir verändert die Aktivität oder wir verändern die Ausschüttung von verschiedenen Systemen, wie wir mit dem ganzen Aufbau umgehen, durch das, was wir erlebt haben. Das ist unglaublich spannend aus meiner Sicht. Dass man das auch wieder reversibel beeinflussen kann, das ist ja das Schöne an Genetik, ist durchaus denkbar. So sind wir dann erstmal in diesem Zustand, sprich, zum Beispiel epigenetische Depression könnte man fast sagen, dann ist es auch wieder schwierig für diesen Menschen, da wieder rauszukommen, weil dann sitzt du drin. Und dann gibt's andere Faktoren wie soziale Unterstützung, die dann helfen können.
Julia: Das Interessante ist ja, dass selbst epigenetische sage ich Veränderungen auch vererbt werden (Moritz: Ja) und ich glaube, das ist vielleicht auch ein Punkt, der oft unterschätzt wird, weil, wenn man halt hört: Ja, meine Großmutter oder sogar die Urgroßeltern, die hatten ja auch viel Stress und die haben kein Problem gehabt. Ich meine, nicht nur, dass da viele, viele andere Umweltfaktoren, auf die ich jetzt dann noch gerne eingehen möchte, nicht da waren, aber ich denke, dass auch das auf eine Art und Weise akkumuliert möglicherweise und vielleicht auch Generationen später weniger stressresistent einfach sind als die Generation davor.
Moritz von der Borch: Das ist absolut richtig, Julia. Da gab's Studien oder Untersuchungen zu Menschen nach dem 2. Weltkrieg, nach oder bei Menschen mit posttraumatischem Stresssyndrom, PTSD auf Englisch, und die wurden untersucht und auch also die nachfolgenden, die Kinder, wurden untersucht und man hat festgestellt, okay, die haben eine andere Ausschüttung von Cortisol, die haben eine andere Art und Weise im Körper auf Stress zu reagieren. Und der Stress vererbt oder die Reaktion von Stress, nachdem man das als Vater oder Mutter erlebt hat, übertragbar dann ist auf das Kind wie vieles andere auch, ist, na ja lässt einen dazu bringen, vielleicht ganzheitlich zu denken oder das Ganze mit einem größeren Blickfeld zu betrachten. Und deshalb kannst du auch erklären, warum Kinder zum Beispiel dann auch anders reagieren als andere, obwohl sie in der gleichen Straße leben.
Julia: Ja. Absolut. Und vor allem, aber das Wichtige ist, was man auch gleich wieder eben sagen sollte und was du eben auch gesagt hast, ist, das ist reversibel, das ist etwas, was man (Moritz: Wahrscheinlich reversibel) man kann und das sollte auch Hoffnung geben und wir werden ja sicherlich, hast du dann sicher noch ein paar Tipps, was man da alles machen kann. Aber ich würde es noch gerne auf ein Thema eben zu sprechen kommen, das auch in ein sehr wie soll ich sagen auch ein zentrales Thema in deiner Arbeit ist und jetzt auch ganz aktuell einfach immer wieder in den Medien herumkreist und auch sowieso in den einschlägigen Blogs zu lesen ist und zwar elektromagnetische Strahlung. Auf das würde ich jetzt nochmal gerne eingehen, weil ...
Moritz von der Borch: Ist so ein bisschen Pandoras Box. Ja.
Julia: Was ist das überhaupt? Weil manche sagen, also man hat so diese zwei Seiten, es ist alles irgendwie nur Voodoo und Einbildung und die Leute sollen sich nicht so anstellen. Auf der anderen Seite habe ich vielleicht dann so den Alufolienhut auf und (Moritz: Sehr schön ...) wo kann man das jetzt einordnen in diesem Spektrum? Ist es relevant, wenn ja, wie wirkt es und was kann ich tun?
Moritz von der Borch: Jetzt muss ich kurz überlegen, wie ich das Thema anfange, weil das ist ein Riesenthema. Du hast Recht, viele Menschen sagen so, ja, ja, das hat keinen Effekt und was auch noch dazu führt, dass viele Menschen das als Voodoo betrachten oder esoterisch oder spirituell, ist, dass es auch und ich wurde selber damit schon konfrontiert, viele unseriöse Herangehensweisen an das Thema gibt.
Im Grunde genommen, was ein elektromagnetisches Feld ist: Jede Ladung, ein Elektron, ein Proton, besitzt ein elektrisches Feld, das heißt das sagt an seine Umgebung, hey, ich bin positiv oder negativ geladen. Und sobald diese Ladung in Bewegung kommt, entsteht dazu ein Magnetfeld und das koppelt aneinander und somit entsteht ein elektromagnetisches Feld. Das ist in der Physik bekannt, das weiß wahrscheinlich jeder, der irgendwie damit zu tun hat. Und das ist völlig okay.
Und wenn diese kleinen Dinger einfach gesagt schwingen, oszillieren und diese Schwingung äußert sich auch, das ist alles jetzt einfach gesagt, äußert sich in einer Frequenz, also zum Beispiel 50 Hertz, 500 Hertz, 100 Hertz, je nachdem, Hertz bezeichnet, wie oft schwing das in der Sekunde. Wenn es 50 Mal pro Sekunde schwingt, dann ist es 50 Hertz und diese Schwingung oder diese Frequenz ist eigentlich nichts anderes als ein Photon, was Energie, Wärme und Informationen weitertransportiert. Wärme wäre ein Beispiel.
Hast du zuhause eine Induktionsherdplatte oder sowas? Ist es warm, wenn du mit dem Kopf drüber bist zum Beispiel. Nicht drauflegen, aber drüber sein. Das ist Wärme, das ist infrarotes Licht, das ist eine elektromagnetische Frequenz, da haben wir ein Beispiel dafür. Oder der Ofen selbst, ganz einfach. Informationen ich meine darauf basiert unsere Kommunikation. Handy, WLAN, das ist alles Information, die transportiert wird, von einem elektrischen Gerät zum nächsten. Das Schöne ist, hast du schon mal ein EKG oder ein EEG benutzt oder gesehen, mitbekommen?
Julia: Ja.
Moritz von der Borch: Weißt du, was da gemessen wird? Das elektromagnetische Feld des Menschen.
Julia: Okay.
Moritz von der Borch: Du hast inzwischen Messmethoden, das dauert bis zu 10 Meter Entfernung, dass du das elektromagnetische Feld des Menschen feststellen kannst. Ein MRT arbeitet mit der Schwingung von Protonen im Körper und macht daraus ein bildgebendes Verfahren. Das heißt, wir arbeiten schon intensiv mit dem elektromagnetischen Feld des Körpers.
Die Erde selbst hat ein Magnetfeld und auch größere Dinge haben es auch noch. Das sind so die natürlichen Sachen. Auch hier nochmal, elektromagnetische Felder sind nichts Schlechtes an sich, sie sind wie sie sind und je nachdem, wie wir sie einsetzen, können sie therapeutisch oder pathologisch wirken.
Und ich habe bei einem Event oder bei dem FlowFest, wo ich selber auch noch Redner war, war genau dieses Topic mein Thema. Da habe ich ein Beispiel herangezogen. Es gibt in jeder, in fast allen Zellen unseres Körpers gibt es solche Pumpen oder Kanäle an den Zellen und die lassen bestimmte Sachen rein oder raus. Und hier ging es um das Thema Kalziumkanäle, also Kanäle, die dafür zuständig sind, dass man Kalzium rein lässt. Netterweise haben sehr schwache Frequenzen, sprich, unsere Stromspannung zum Beispiel, die auf 50 Hertz arbeiten oder Mikrowellen, haben die Fähigkeit an den Kalziumkanälen anzudocken, diese in Schwingungen zu bringen, weil sie resonieren, sie sind auf der gleichen Frequenz. Übrigens, ich habe jetzt keine Möglichkeit Studien irgendwie vorzuzeigen, aber das habe ich selber aus Studien heraus, die sind sehr gut dargestellt und die dann andocken an die geladenen Aminosäure-Resten, wenn man es genau wissen will, das System in Schwingung bringt, sie öffnet. Das Problem dabei ist halt, dass es nicht von unserem Körper selbst gemacht wird, sondern das ist ein externer Faktor, der dazu führt, dass unsere Zellen Kalzium reinlassen. So das mag jetzt nicht besonders klingen, wer vielleicht aber sich ein bisschen Biochemie beschäftigt hat, der weiß dann auch, Kalzium ist ziemlich wichtig eigentlich für unsere Zellen und hat viele Effekte, unter anderem durch massiven Kalziumeinfluss kommt es über Stickstoffoxid und andere Sachen auch zu oxidiertem Stress. So oxidierter Stress, ungeschützt, unkontrolliert, hat eine große Menge an Problemen. Insgesamt das System, das, was eigentlich dadurch passiert, ist vergleichbar mit einer Stressreaktion, einer Stimulierung der Zellen. Wir haben Kalzium als Signal für den Tod von Zellen, sprich die hauen ihr (Cytochrom4?) glaube ich raus aus, das geht glaube ich zu weit. Aber es führt dazu, dass einfach die Zellen den Löffel abgeben. Was nicht gut ist, weil wir diese Zellen, solange sie noch intakt sind, eigentlich sogar verwenden wollen. Unser Körper soll selber entscheiden, wann es zur Apoptose kommt oder zur ...
Julia: Das heißt übermäßiges Absterben.
Moritz von der Borch: Richtig, Absterben.
Julia: Also übermäßiges Absterben.
Moritz von der Borch: Genau. (22:50) Dann gehen wir einen Schritt weiter, oxidativer Stress oder Radikale Produktion in der Zelle führt natürlich dazu, dass manche Sachen geschädigt werden. Das kann auch dazu führen, dass die DNA Stränge im Nukleus, im Zellkern, beschädigt werden oder noch viel einfacher, weil exponierter, die DNA in den Mitochondrien. Alle Leute, die sich jetzt heutzutage ein bisschen mehr mit der Gesundheit beschäftigt haben, wissen, dass die Dinger relativ wichtig sind, weil die sind zuständig für die Energieproduktion von uns. Und wenn die nicht gut laufen, sind wir selber, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass wir an einer Krankheit leiden.(23:16)
Julia: Ja. Auf jeden Fall.
Moritz von der Borch: Dass wir krank werden. Du hast, es kam in der Tagesschau, da hatte ich sehr gestaunt, durch die DNA-Schäden ist es möglich Tumorwachstum zu kriegen. Im April dieses Jahres kam eine Meldung in der Tagesschau, dass jemand, der beruflich viel mit dem Handy gearbeitet hat, das der Grund war, warum er einen Gehirntumor entwickelt hat an der Stelle, wo er halt immer telefoniert hatte. Und das ist soweit okay, ich meine, schon mal interessant, dass es rauskam in der Tagesschau. Das Interessante da dran war aber, dass das Gericht in Italien ihm Recht gegeben hat. (Julia: Okay) Der erste Fall auf Tagesschau, auf Spiegel Online und so weiter, wo sie gesagt haben, ja, dem Mann geben wir Recht. Das heißt, es wurde zugestimmt, das Handy zuständig sind für Tumorwachstum in der Birne. Das war vielleicht dann doch sehr überraschend für mich, weil das war ein offizielles ...
Julia: Absolut. Wirklich. Ja.
Moritz von der Borch: Zugeständnis.
Julia: Vor allem ich glaube, dass sogar irgendwo, dass sogar in der Betriebsanleitung sogar drinnen steht, dass man eigentlich nicht so nah hinhalten sollte zum Ohr oder am besten mit Freisprecheinrichtung telefonieren.
Moritz von der Borch: Wenn das die Lösung, der Fall ist, Julia, dann wäre ich sehr glücklich. Aber es stimmt schon, dass der Abstand zu dieser Quelle immer noch den Effekt reduziert, aber bei dem Event.
Julia: Man merkt ja auch, dass es warm wird, also ...
Moritz von der Borch: Ja, aber das Beispiel, was ich gerade gesagt habe, war nicht ionisierende Strahlung wie Röntgenstrahlung, das hat nichts mit dem thermalen Effekt selber zu tun, das war ein weiterer Effekt. Also das mit dem, dass der Kopf glüht wie ein Weihnachtsbaum ist noch was ganz anderes. Das ist noch ein weiterer Faktor. Die beiden wurden da komplett rausgelassen. Das ist Dr. Martin Paul, das war der Veröffentlicher der Studie, hingewiesen hat, das ein Effekt, der eigentlich gar nicht besprochen wird. Und das Schöne ist auch, die ganzen Ärzte sagen, ja, hier die Frequenzen sind allzu schwach, die haben keine Effekte. Doch. Wenn es sozusagen auf der gleichen Welle schwingt, wie manche Bereiche in unserem Körper, dann hat das einen Effekt. Also ja, absolut. Das, vor allem bei dem Event war meine erste Frage ins Publikum, wer von euch hat alles ein Handy und mal Hand hoch. Und dann überlege mal, wer alles die Hand hochgemacht hat. Weil es so überall ist, ist es ein Problem oder aus meiner Sicht ein Problem. Und was hier auch nochmal wichtig zu betonen ist, elektromagnetische Felder können einen therapeutischen Effekt haben. Was ein Riesenschritt wäre, wenn wir uns mal hinsetzen würden und drüber nachdenken würden, okay, wie können wir positive Effekte nach oben bringen und negative Effekte nach unten bewegen, das wäre ein Riesenfaktor. Und ich hoffe auch, dass sich damit einige beschäftigen werden.
Julia: Wenn man elektromagnetische Felder therapeutisch nutzen möchte, gibt, also hängt das dann mit der Frequenz zusammen oder?
Moritz von der Borch: Ja. Da gibt's verschiedene Sachen, die Frequenz selbst, also da nochmal kurz, weil ich das ein paar Mal jetzt angeschnitten habe, verschiedene Systeme zum Körper arbeiten mit verschiedenen Frequenzen oder reagieren drauf am stärksten. Das heißt, sie sind in Resonanz damit, kann man es gerne so sagen. Das heißt, wenn ich eine Frequenz benutze, die auf der gleichen Welle ist sozusagen wie das Organ oder wie sagen wir mal die Schilddrüse irgendein System davon, dann reagiert die besonders stark darauf mit dieser Schwingung und wir haben eine Veränderung von Strukturen, wir haben Veränderungen der Bewegungen, bei positiven elektromagnetischen Feldern, das heißt es wird immer wieder ein Signal gesendet, kommt das System in Bewegung und fängt an aktiv zu werden? Das kann gut sein, das kann schlecht sein. Das heißt, es kommt die Frequenz an, Riesenpunkt auf jeden Fall und wenn ich eine Frequenz von 25 Hertz habe zum Beispiel, dann ist 50 eine harmonische, weil die sich in diesen Sinuskurven immer wieder treffen. Jetzt ist 50 Hz aber stärker als 25. Das heißt auch die Stimulierung, die Menge der Stimulierung wäre auch ein Punkt, das heißt, wir wechseln jetzt von 4G auf 5G zum Beispiel mit unseren Handys, ich habe einen stärkeren Puls. Da wird schon festgestellt, okay, bei der Frequenz reagieren die Schweißdrüsen besonders stark zum Beispiel. Mal gucken, was passiert.
Julia: Ich meine, ich weiß jetzt nicht, ob du dich damit auch beschäftigt hast, weil es gibt ja diese Magnetfeldmatten. Was hältst du davon? Weil ich möchte ja dann die einstellen können, also spezifisch möchte ich erstmal wissen, welche Frequenz ich verwende und dann dürfte ich die die ja nur eben für jede Körperteile entsprechend eigentlich oder pro Organ oder je nachdem für den einen Anwendungsbereich dann spezifisch praktisch kalibrieren?
Moritz von der Borch: Also erstens würde ich wahrscheinlich keinem Menschen, der sich nicht damit beschäftigt, die Möglichkeit geben, die Frequenzen einzustellen, weil das ist komplex. Hier muss ich auf jeden Fall auf einen Menschen oder einen Menschen hervorheben, das ist Daniel Knebel, der sogar im Mikrostrom und abhängig davon, was er stimulieren möchte, benutzt er verschiedene Frequenzen. Den habe ich auf dem FlowFest getroffen, wir haben uns sehr gut verstanden. Das ist ein unheimlich wertvoller Mensch. Wir werden wahrscheinlich da noch ein bisschen mehr weiter drüber reden, das heißt das ist zum Beispiel eine Möglichkeit das zu benutzen. Und es gibt wie gesagt auch genügend Studien, die sagen, es gibt positive Effekte. Was die Matten betriff, es gibt etwas, was generell als positiv bezeichnet wird und das ist die Schuhmann Resonanz, also 7,8 Hertz, auf die wir stark reagieren, die einen positiven Effekt hat. Und es gibt Matten, die zum Beispiel auf Gleichstrom arbeiten, das ist ein weiteres Thema, sollten wir vielleicht nicht zu stark drauf eingehen, aber es ist ein ganz guter Faktor, wenn ab und zu Gleichstrom verwendet wird statt Wechselstrom. Die arbeiten mit der Frequenz von der Schuhmann Resonanz, haben andere Effekte. Und du siehst gute, kardiovaskuläre Effekte, also das System kann sich auch entspannen, wie gesagt guter Effekt. Es gibt gute und es gibt unseriöse Konstrukte, die gemacht werden. Was auch zeigt und da stimme ich voll zu, dass wir immer noch sehr wenig über das Thema wissen. Wir beschäftigen uns damit, es gibt langsam Fortschritte, aber ich bin noch nicht der Meinung, dass wir das wirklich die Weisheit mit Löffeln gegessen haben. Ja, die Möglichkeit ist, dass es manche Matten gibt, die durchaus gut sind.
Julia: Ja. Aber du hast jetzt da keine sonst irgendwelche Empfehlungen oder Selbsterfahrungen vielleicht?
Moritz von der Borch: Also Empfehlungen werde ich versuchen eh immer zu vermeiden, einfach, weil ich selber den Wunsch habe ...
Julia: Beziehungsweise worauf man achten muss, wenn man sich sowas kauft. Hast du da eine, ich frage das jetzt nur so, ob du da was hast, eine Art von, ja du musst schauen, dass das XY draufsteht oder wenn, aber es muss auch nicht sein, wenn das jetzt zu, wenn du jetzt gerade nichts ...
Moritz von der Borch: Welche Frequenzen benutzen sie? Das ist schon mal super wichtig. Und wenn das natürliche Frequenzen sind, dann kann es selten schlecht sein. Wenn sie diese Frequenzen benutzen, sollten sie Gleichstrom benutzen. Absolut wichtiger Faktor. Vor allem, wenn man, ich glaube um Mitte des 20. Jahrhunderts, jetzt gehe ich doch noch ein bisschen drauf ein, weil man Mitte des 20. Jahrhunderts festgestellt hat, oh pulsierend oder Wechselstrom hatte massive, teils sehr negative Effekte bei Lebewesen und Gleichstrom fast gar nicht. Auch den Wechselstrom kann man positiv benutzen, nur es ist alles „weird“ es gibt ja und nein. Immer noch nicht. Es gibt so ja wahrscheinlich und nein eigentlich nicht. Aber grundsätzlich bei den Matten, vor allem, wenn man versucht zu imitieren, draußen auf dem Boden zu liegen, Erdung zu imitieren, dann sind auf jeden Fall zwei der wichtigsten Faktoren die Frequenz und Gleichstrom. Und ich möchte oder was ich auch häufig feststelle, dass die Leute, dass diese Matten nicht über die Steckdose funktionieren. Wenn ich darüber die Erdung beziehen möchte, das betrifft auch Erdungsmatten und solche Sachen, würde ich auf jeden Fall davon abraten, wenn diese Matten oder wenn diese Matten funktionieren, nicht die Erdung einstecke von der Steckdose. Der Punkt ist der, ich habe zwar eine Erdung, das stimmt, aber gleichzeitig laufen auf dieser Erdung alle möglichen Frequenzen, Magnetfelder übertragen sich, koppeln sich an diese Autobahn zum Körper selber hin. Das heißt die ganzen Spannungen in den elektrischen Stromleitungen in unserer Wand übertragen sich mit der Erdung auf dieses Band und führen sich wie zu einer Achterbahn auf unseren Körper hin. Das heißt wir haben die ganzen, da gibt's dann Sachen wie Dirty Electricity, aber auch die 50 Hertz, alles wird direkt zum Körper geführt. Und das ist nicht gut. Das heißt, nicht über Steckdose, vielleicht mit Batterie, Gleichstrom und welche Art von Frequenz.
Julia: Ah so, super.
Moritz von der Borch: Das wären so die ersten Punkte.
Julia: Okay. Ja, weil es ist einfach eben, es ist einfach toll, wenn man mal jemand hat, der sich da so tief damit beschäftigt und auskennt und wie du weißt, es gibt so viel Zeugs da draußen.
Moritz von der Borch: Man bekommt ein gutes, ich nenne das, ja so heißt das offiziell, mein BS-Meter, also dass ich ein bisschen verstehe, okay, was kann sein, was kann ich logisch erklären.Ich würde mich niemals als Mensch beschäftigen, äh bezeichnen, der viel drüber weiß. Nochmal, weil wir einfach zu wenig drüber wissen. Aber es gibt sehr gute Informationen.
Julia: Im Verhältnis zu den 90 Prozent der Leute weißt du viel und bist da ein Experte und es ist einfach gut eben so eine Art von BS-Meter zu haben, um zu sagen, kann das sein? Ja, das ist so auch immer für jede Art von weiß nicht Claim, den ich höre, da läuft bei mir immer ab, all mein Wissen über Psychologie und Biochemie und ich denke mir und über Evolution und ich denke mir, kann das sein? Passt das da hinein in diese Basis, in dieses Basiswissen und wenn es da grobe Dissonanz gibt, dann denke ich mir: Hm.
Moritz von der Borch: Hm, genau. Hier auch nochmal ein Danke an dich, Julia, weil das Thema ist Stress und EMF sind da ein Bestandteil, auf jeden Fall. Wie ich gerade beschrieben habe mit den Kalziumkanälen. Und ich möchte mich nur mal bei dir bedanken, dass du das Thema noch extra angesprochen hast, denn ich finde, dass es viel zu wenig diskutiert wird.
Julia: Ja. Es ist einfach, also es ist super spannend, aber es ist auch nicht so leicht eben vernünftige und wissenschaftlich fundierte Aussagen zu bekommen. Deswegen mein Dank an dich zurück.
Moritz von der Borch: Dankeschön.
Julia: Wir haben jetzt, also du hast jetzt erklärt wie EMF wirkt und was die Problematik dran ist beziehungsweise, dass sie einfach da ist, vielleicht nicht gut oder schlecht ist, sondern vielleicht wie soll ich das jetzt sagen, es beeinflusst auch, wie und da können wir sozusagen wieder andocken an auch unser voriges Thema, wie unser Körper damit umgehen kann.
Moritz von der Borch: Da fällt mir noch schön ein. Kalzium in den Zellen oder VGTC, das sind die Kalziumkanäle, sind zuständig für die Expression von so ziemlich allen Neurotransmittern im Gehirn, das heißt, die beeinflussen Depressionen, neuropsychiatrische ... Sagen wir so nebenbei erwähnt, das könnte vielleicht doch nicht so schön sein. Oder hier auch der wichtigste Punkt und da reden wir eigentlich über den, wie man mit Stress vor allem umgeht, ist auch, wenn man jetzt genau drüber nachdenkt und sagt, okay, jetzt habe ich diesen Input bekommen über elektromagnetische Felder, dann kommt der nächste Punkt, oh, das ist ja überall. (Julia: Eben) Was tue ich jetzt, oh mein Gott? Und so, also dann kommt diese Reaktion, dann habe ich, das habe ich auch ein paar Mal dann gesagt bei dem Event, sich über einen Stressor zu stressen noch zusätzlich, ist vielleicht nicht unbedingt die beste Idee. Sprich, wenn ich so viel Stress habe, kann man das glaube ich auf der Kamera sehen. (Julia: Ja?) Und ich kann so viel davon durch mein Wissen momentan reduzieren. Cool! Dann wäre das schon mal geschafft. So jetzt ist diese Menge aber noch über und daran kann ich gerade nichts ändern. Jetzt könnte ich mich voll drüber aufregen und sagen, oh mein Gott, die Welt ist eine Scheibe oder ich könnte einfach sagen, okay, das ist mein momentaner Stand, gut, dass ich was reduziert habe. Mal gucken, wenn ich irgendwas wieder reduzieren kann, was mein Ziel wäre, dann werde ich das tun. Wenn es aber nicht der Fall ist, okay. Und das war's. Und das ist bei allem auch ein wichtiger Punkt, weil oben drauf noch psychisch drauf zu reagieren, ist vielleicht nicht so die klügste Idee.
Julia: Das ist klar. Aber wie gesagt, welche Möglichkeiten gibt's denn jetzt sozusagen sich einerseits vielleicht auf organischer Ebene sich fitter zu machen oder den Körper vorzubereiten beziehungsweise resilienter zu machen und natürlich habe ich eine vielleicht durch weiß ich nicht kann ich meine Mitochondrien irgendwie unterstützen, kann ich was ändern, wie der Körper oder wie sensibel der Körper vielleicht auf EMF reagiert?
Moritz von der Borch: Es gibt Theorien über Kalziumblocker, also was jetzt EMF betrifft.
Julia: Oder überhaupt, es muss jetzt nicht nur EMF sein, sondern generell Stress, Stressoren aus der Umwelt.
Moritz von der Borch: Ja, das, ich glaube, das Coolste wäre wahrscheinlich jetzt erstmal so ein bisschen zu überlegen: Was gibt es eigentlich alles für so Stressoren? Mir fallen so ein paar Sachen ein, aber die sind unterschiedlicher Quelle, ob das jetzt die Arbeit ist selbst, ich meine, nicht jeder arbeitet in einem Bereich, wo er sagt "Ja!", steht morgens auf, springt aus dem Bett und sagt "Ja! Ich darf wieder einen Tag arbeiten.". Das passiert wahrscheinlich eher selten.
Julia: Ja! Montag.
Moritz von der Borch: Yeah! Montag. Voll gut. Das heißt, das ist ein potentieller Stressor für viele Leute auch da, von zum Beispiel 9 to 5, also von 9 Uhr bis 17 Uhr vorm Rechner zu sitzen oder sonst was. Und dann haben wir, da haben wir vorhin kurz drüber gesprochen, Schwermetalle, wir haben Toxine, wir haben Xenoöstrogene und so weiter, diese ganze toxische Belastung, die wir da haben aus Plastikflaschen, aus Kosmetika, aus dem ganzen System da, das sind alles Stressoren auch für unseren Körper. Unser Körper muss das entgiften können.
Dann haben wir ein großes Thema, was auch zum Thema EMF kommt oder dazu gehört, das ist Licht und zwar der falsche Umgang mit Licht auch. Künstliches Licht, wenn draußen die Sonne, herumspringen. Schlaf, Riesenthema. Absolut und auch eine der Möglichkeiten, wenn man das gut macht, da auch wieder Toleranz aufzubauen.
Schlaf ist einer der wichtigsten Faktoren überhaupt. Aber auch generell die Reizüberflutung, da möchte ich dir ein Beispiel geben. Ich war letztes Jahr von Weihnachten und Silvester hin, war ich in Tasmanien, extrem cooles Land, wunderbar, wunderschön, vor allem aber auch, weil es komplett Bereiche gibt, erstens, du kannst alles haben, vom Strand bis hin zu Tundra und Gebirge ist alles da. Gewaltige Seen und wunderschöne Natur. War absolut genial. Jetzt bin ich mit einer Freundin zusammen vom Norden von Tasmanien über den Westen runtergefahren nach Hobart, das ist die Hauptstadt und dann von Hobart wieder zurück. Und wir waren konstant, voll im Drive, haben in dem Auto geschlafen, haben auf Camping Sites übernachtet, komplett Wildnis, kaum ein Mensch. Und dann sind wir in Hobart angekommen, in der Hauptstadt von Tasmanien. Das war schon sowieso so ein bisschen seltsam, weil auf einmal waren überall Menschen.
Aber den stärksten Effekt hatten wir beide, als wir, das gab's eine Einkaufsmeile in Hobart und da sind wir in die Unterführung rein und ich habe sehr, sehr schnell Kopfschmerzen bekommen, mir wurde übel, mir wurde schlecht, einfach nur, weil überall Lichter geblinkt haben, laute Musik, Signale und mein Kopf war nach diesen anderthalb Wochen Wildnis nicht mehr darauf gewöhnt, er hatte dieses System nicht mehr die ganze Zeit präsent gehabt und jetzt kam das mit voller Macht auf uns zu.
Das Interessante ist, wir bekommen das vor allem, wenn ich in einer Stadt wie Berlin zum Beispiel lebe oder auch München, in größeren Städten, haben wir das jeden Tag. Also es ist nicht so, dass unser Körper sagt: Ah ja, das passt schon, sondern das bekommt man immer noch mit. Weil er über die Zeit übt, oder sich adaptiert, unheimlich cool eigentlich, damit zurechtzukommen. Die Reizüberflutung in der heutigen Zeit ist unglaublich.
Julia: Ja. Ich glaube, das ist eben den wenigsten Leuten bewusst, wie belastend das tatsächlich ist auch ...
Moritz von der Borch: Fahrt mal anderthalb Wochen in der Wildnis und fahrt dann in die Stadt zurück, macht das einfach mal.
Julia: Ich denke, das hat auch sowas mit einer Art von Desensibilisierung zu tun, dass man einfach, wie wenn ich, ich meine, wenn ich mir eine Kleidung anziehe, spüre ich kurz den Stoff auf der Haut und irgendwann spüre ich ihn nicht mehr, weil da eine ständige Reizung da ist und ...
Moritz von der Borch: Schönes Beispiel. Ja.
Julia: Das würde mich wahnsinnig machen, wenn ich das jetzt ständig fühlen würde, aber es ist da und die Reizung passiert, meine Nerven wissen, dass Stoff da ist, aber es wird halt runter reguliert und ich glaube, sehr ähnlich passiert oder ist das auch, dass, wir sind in der Stadt oder wir haben dauernd Licht, Lärm, Leute um uns herum. Die Reize sind da, sie treffen auf uns ein, aber es wird von der Wahrnehmung her ...
Moritz von der Borch: Gefiltert.
Julia: Gefiltert. Ja.
Moritz von der Borch: Genau.
Julia: Und ich glaube, wenn man so ein schönes Detox macht, so einen menschlichen Detox, Zivilisations-Detox, dann ist das wie so ein weiß nicht, wie so ein Reset.
Moritz von der Borch: Ja. Hat sehr viele positive Effekte auch. Man ist danach schon ein bisschen anders drauf. Von den Themen gibt es aber immer noch eines, was wahrscheinlich viele kennen, das ist Ernährung. Jetzt da zu sagen, welche derzeitige in „Favour“ stehende Ernährung eine gute Idee ist, da möchte ich mich davon zurückhalten. Was ich aber schon sagen kann, dass das zum Beispiel eine übergroße Ernährung mit Omega 6 negative Effekte auf den Körper zu haben scheint. Und da sind sich auch sehr, sehr viele einer Meinung. Künstliche Transfettsäuren.
Es gibt natürliche, die ganz okay sind und auch gut sind, aber künstliche Transfettsäuren oder auch eine dogmatische Ernährung, sprich, wenn ich jetzt eine Ernährung materiell oder mental gekauft habe, die funktioniert nicht und ich habe langfristige Folgen. Dann kann das passieren, dass ich dann völlig genervt oder gestresst und überzeugt, das noch härter mache, und alles muss ja funktionieren. Und das kann durchaus auch ein Stressor sein für viele Menschen.
Julia: Ganz sicher. Ja.
Moritz von der Borch: Und zuletzt natürlich auch ganz großer Faktor, weil der Mensch ein soziales Wesen ist, sind soziale Interaktionen positiv oder in diesem Fall negativ oder Isolation. Und vor allem bei Menschen mit Depressionen kann das häufig auch dazu kommen, dass diese Menschen sich isolieren. Das ist in der Regel auch keine so gute Idee und es ist schwer da auch wieder rauszukommen. Aber definitiv ein Riesenfaktor. Die Psyche hat einen enormen Effekt auf unseren Körper.
Julia: Ich glaube, das ist eben auf der einen Seite haben wir so viele Menschen um uns herum, aber auf der anderen Seite haben wir keine wirklichen sozialen Gruppen mehr. Also wir haben keinen Tribe mehr, keine Familie mehr.
Moritz von der Borch: Ich wollte dich gerade fragen, wie viele Menschen haben wir heutzutage um uns herum? Wir haben Facebook, das sind keine Menschen, das sind soziale digitale Interaktionen. Das ist nichts mit Berühren, das ist nichts mit, dementsprechend dann auch, nehmen wir als Beispiel, was recht bekannt ist, Oxytocin oder sonst was, wir haben einfach nur, wir bekommen auf Facebook einen Daumen nach oben und haben eine Dopamin-Ausschüttung, das freut uns.
Julia: Es ist halt super belohnend sofortig.
Moritz von der Borch: Richtig. Additiv. Das hat nichts mit sozialen Interaktionen wirklich zu tun.
Julia: Genau. Ich habe mal gelesen, dass das auch ein Grund ist, also auch natürlich das Fernsehen am Abend zum Beispiel, es suggeriert einem sozusagen dieses Sitzen ums Lagerfeuer gemeinsam eigentlich den Abend zu verbringen. Das ist ja auch das, was eigentlich evolutionär sicherlich heißt, dass man am Abend zusammensitzt und das im Kreise seiner Gruppe verbringt und ich glaube, das ist auch ein Grund, warum viele Leute einfach den Fernseher laufen haben, weil es wie ein Surrogate ist, wie ein Ersatz für Interaktion oder für menschliche Stimmen, dass man nicht einsam in seinem Wohnzimmer sitzt.
Moritz von der Borch: Ja, ich meine, genau, nehmen wir das Beispiel mal, wenn kein Fernseher da wäre und du wärst alleine zuhause. Dann würdest du auf dem Sofa sitzen, ist vielleicht nicht so schön. Kannst noch ein Buch nehmen, dann ist wieder gut. Aber denkbar, klar. Ich meine, abgesehen davon, weshalb ein Fernseher seine eigenen Effekte hat zum Thema Licht zum Beispiel am Abend. Aber am Lagerfeuer zu sitzen und gemeinsam vielleicht irgendwie den Abend zu verbringen hat wahrscheinlich Gänsehaut-Effekt.
Julia: Geschichten erzählen, musizieren, ist glaube ich auch extrem wichtig, Musik zu machen, Musikinstrumente sind auch schon ganz lange Teil unserer Geschichte und das ist, man hat manchmal gerade, wenn man jetzt so vielleicht im Paleo-Bereich unterwegs ist oder wo auch immer, ist oft ganz gerne eben der Fokus zu sehr vielleicht auf Ernährung oder es geht nur um die Nahrung. Die ist wichtig und das ist eine der Säulen sicherlich, weil wenn ich entzündungsfördernde Lebensmittel zu mir nehme, wird das einfach nicht positiv sein oder Nährstoffe, ich denke, so einerseits von der Ernährung her kann man sagen, sie sollte wenig möglichst entzündungsfördernd sein und nährstoffdicht. Ich glaube, da kann man vielleicht sich drauf einigen, aber dass einfach auch diese anderen Aspekte, wie du sie angesprochen hast, das Stressmanagement, der Schlaf, aber auch diese Sachen wie soziale Interaktion, wieder gemeinsam was tun, auch kreativ sein, was zeichnen, basteln, was herstellen ...
Moritz von der Borch: Hobbys, Kunst. Ja.
Julia: Was manuell machen und Musizieren.
Moritz von der Borch: Und das, was du gesagt hast mit der Säule, fand ich schön. Da könnte man auch direkt mal die Zuhörer fragen: Hm, könnt ihr ein Haus auf einer einzigen Säule bauen?
Julia: Genau.
Moritz von der Borch: Und das ist vielleicht dann doch ein großer Punkt. Jetzt wegen Stressor, ach so ja, auch wichtiger Punkt ist zum Beispiel auch, kann ich den Stressor kontrollieren oder nicht? Riesenpunkt. Nehmen wir mal als Beispiel für einen kontrollierbaren Stress. Ich habe die Tendenz jetzt wieder zum Training zurückzugehen.
Julia: Ja, hätte ich jetzt auch gedacht.
Moritz von der Borch: Wahrscheinlich schon so. Das ist ein, ich meine, ich kann aufhören, wann ich möchte. Sowas zum Beispiel. Ich kann ein Ende setzen, ich kann die Intensität steuern, das ist alles gut. Ist wahrscheinlich auch ein gutes Beispiel, weil das können viele Menschen sich mit verbinden. Unkontrollierbarer Stress ist einfach etwas, was ich nicht auswählen kann. Da können wir wieder zu der Arbeit zurückgehen. Wenn mein Chef sich einen Spaß draus macht, mich jeden Morgen erstmal zur Sau zu machen, das zur Routine macht, hm, dann und ich dem nicht ausweichen kann, glaubt man, dann ist das ein sehr negativer Stress, vor allem, wenn er es jeden Tag macht, dann ist es ein chronischer Stress. Dann stehe ich auch morgens nicht auf und sage "Yeah! Montag", sondern sage "Oh nein!". Das sind zum Beispiel zwei Unterschiede. Ob man einen Stressor kontrollieren kann, ist enorm wichtig. Oder sich selbst bewusst zu machen, dass man ihn kontrollieren kann. Beispiel. Und da reden wir jetzt auch über Toleranz. Ich habe für das Unternehmen gearbeitet damals im Sportbereich und für mich war das so ein Zustand, so ja das ist nun mal so. Ich versuche mein Bestes damit umzugehen, versuche selber den Menschen zu helfen und das damit zu verbinden. Was übrigens cool war, weil dadurch hatten wir, ich war auch immer mit meinen Leuten da, hatten wir eine extrem geringe Fluktuation, weil die Menschen einfach glücklich waren. Schöner Seiteneffekt gewesen. Ich habe das auch so dann immer gemacht. Aber es gab andere Sachen, die mich immer wieder in einen Konflikt gebracht hatten und eigentlich war der für mich nicht kontrollierbar, weil ich hatte ja schließlich meine Arbeit bei diesem Unternehmen. Aber es gab eine Möglichkeit das zu kontrollieren und das war zu der Geschäftsführung zu gehen und zu sagen "Tschüss!". Das ist eine harte Entscheidung, aber ich habe mir selber oft gedacht, ich möchte nicht mit 30 an einem Herzinfarkt sterben. Das ist jetzt vielleicht ein bisschen stark gesagt, aber das ist doch meine Entscheidung, die ich dadurch getroffen habe. Aber sich selber auch immer bewusst zu machen, ich kann diesen Stressor kontrollieren, indem ich diese Entscheidung mache.
Julia: Ich meine, noch schlimmer oder noch schwieriger wird es hat dann, wenn der Stressor halt in der eigenen Familie ist.
Moritz von der Borch: Ja, also soziale Probleme oder soziale Konflikte in der Familie, ich meine heutzutage gibt's wahrscheinlich ziemlich viele von wie sagen wir mal einfach sowas wie, dass sich die Eltern scheiden oder streiten und nicht scheiden oder sonst etwas. Das ist ein Bereich, da würde ich fast sagen, wahrscheinlich ist ein Medizinjournalist nicht die richtige Person für den Bereich. Ich könnte höchstens sagen, was so meine eigene Einsicht darin ist und wie meine Meinung dazu ist und die ist auch nicht unbedingt von mir, sondern auch von Freunden oder durch Gespräche mit Freunden entstanden. Und der erste Punkt, ich meine, wenn ich jetzt einen Konflikt mit einem anderen Menschen habe und das ist jetzt mal nicht von zwei anderen, sondern sagen wir irgendwie, der eine denkt, ich bin doof, ich denke, dass der doof ist, und das stresst uns, wäre der erste Punkt an sich selbst zu arbeiten. Das mag schwierig sein, vor allem in dem Moment, weil man die ganze Schuld auf den anderen schiebt, aber häufig ist es so, dass für einen Konflikt zwei Menschen zuständig sind, nicht einer. Und deswegen sollte man vielleicht auch selber sich überlegen, ob man sich komplett fair verhalten hat, ob man, ob es nicht vielleicht auch ein Missverständnis war. Dass man, man denkt A und der andere bekommt B mit und das macht ihn sauer, obwohl A wäre für ihn auch lustig gewesen.
Und so kommt es auch zu Konflikten und was nicht auszusprechen, sich mit dem anderen auszusprechen, ist ein Riesenfehler, weil man dann warum auch immer sich davor zurückhält, es könnte ja doof sein, ich möchte mich mit dem Menschen nicht konfrontieren, es gibt das Vermeidungsverhalten. Ich versuche es dann eher, in die Konfrontation zu gehen, kann auch schwierig sein, weil der andere vielleicht zurückschreckt, aber dann muss man so ein bisschen gucken, wie das mit der Situation ist.
Und der wichtigste Punkt ist erstmal, über sich selbst nachzudenken oder das von dem anderen wahrzunehmen. Und was mir auch oder was mir auch, eine gute Freundin von mir erzählt hat, das ist Jasmin Emrich von NeoOsteo, ist eine sehr gute Freundin von mir, und sie hat auch gesagt, zu überlegen, was das Bedürfnis des anderen ist, sprich, warum verhält der sich so?
Und sich darüber Gedanken zu machen, das ist unheimlich wertvoll, weil man sich in die Lage des anderen versetzt. Das ist Konfliktlösung und zwar das erfordert eine Offenheit von einem selbst, aber es ist enorm wichtig, um Konflikte zu lösen. Und hier auch, schlimmstenfalls, gut, familiär ist jetzt was Anderes, aber sagen wir unter Freundschaften, habe ich wirklich eine Art Energievampir oder sonst irgendwas anderes, dann muss man halt auch drüber nachdenken, egal wie sehr man diesen Menschen schätzt, diesen Kontakt abzubrechen, ihn zu konfrontieren, eine gewisse Zeit zu lassen und sagen wir mal, man hat einen Konflikt und der läuft schon eine Weile hin und sagt, okay, ich werde das noch 2 Monate versuchen zum Beispiel durch das, was ich gerade gesagt habe, diesen Konflikt zu lösen. Wenn das nicht funktioniert und das mich viel Kraft kostet, dann ist immer noch, um es zu kontrollieren, diese Möglichkeit da. Das ist zumindest inzwischen meine Denkweise über das Ganze. Wenn jetzt zum Beispiel, wenn man jetzt der Sohn ist und eine Mutter und ein Vater streiten sich, dann wird es schwierig. Und da sehe ich mich selber nicht an der Stelle das beurteilen zu können.
Julia: Ja. Aber das war schon sehr gut. Ich denke, die Punkte, die Selbstreflexion, ist sicherlich wichtig, auch mal drüber nachzudenken, was ist von mir ausgegangen, weil wie gesagt, es gehören sicherlich immer zwei dazu und die andere Seite ist sicherlich auch, dass man sich versucht in die andere Person hineinzuversetzen und einfach diesen, im Blickwinkel des anderen versucht zu verstehen und ich meine, das ist auch eine wichtige persönliche Schulung denke ich, zu versuchen andere Menschen zu verstehen und sich hineinzuversetzen.
Moritz von der Borch: Und das muss ich mir ständig auch immer selber sagen. Also ich bin absolut menschlich dabei. Wenn ich irgendwie genervt bin durch irgendwas, dann muss ich auch erstmal tief durchatmen, übrigens auch eine Möglichkeit Stresstoleranz zu beeinflussen, ist Atmung. Einfach mal, ich meine, es gibt verschiedene Techniken, die angepriesen werden, ich finde die Blockatmung ganz gut, also das heißt 4 Sekunden einatmen zum Beispiel, 4 Sekunden halten, 4 Sekunden ausatmen, 4 Sekunden halten und so weiter, weil sie einen dazu zwingt bewusst zu atmen, aber auch einfach mal tief einzuatmen und wieder auszuatmen ist schon ein Riesenfaktor.
Weil, wenn ich gestresst bin, aufgeregt bin, dann vergesse ich, so komisch das auch klingt, oder vergesse ich richtig zu atmen, sonst würde ich umfallen, aber es ist dann meistens so eine Schlüsselbeinatmung, so dieses (Hechel-Geräusch simuliert) und das merkt man nicht ganz oder eine sehr flache Atmung, diese ganze Luft kommt eigentlich nicht ganz rein. Dann einfach das mal tief einatmen und wieder ausatmen, hat einen Rieseneffekt, kann jeder gerne jetzt auch machen, wenn er es hört. Einfach mal tief einatmen, tief ausatmen. Genau. Hat einen sehr angenehmen Effekt, einfach nur (Julia: Absolut), weil es, man merkt es auch sofort. (Julia: Ja)
Und noch ein Punkt zu diesem, was ich gerade gemeint hatte, Vater zu Mutter und Kind, ich meine, da wäre das Problem nicht das Kind, was drüber nachdenken soll, sondern da sollen die Eltern mal drüber nachdenken. Wenn wir über Stress reden und wie das die Kinder beeinflusst, wenn die Eltern streiten, gibt allein, gut, da gibt's jetzt Versuche mit Mäusen, weil man das mit Menschen nicht unbedingt machen möchte, so jetzt streitet euch mal und setzt jetzt euch mal zu, hat man das Kind nur für ein paar Stunden am Tag von der Mutter entfernt, hat es eine ganz andere und viel extremere Stressreaktion als Mäuse, die nicht da war waren. Also der Bezug ist enorm wichtig. Und auch wieder in der heutigen modernen Zeit wird das stark vernachlässigt.
Julia: Ja. Ich denke jetzt gerade an zwei Wochen nach der Geburt schon in die, zur Tagesmutter oder und ja et cetera, et cetera. Es ist eben leider ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite möchte man vielleicht zurück in den Beruf und nicht zu lange weg sein, aber auf der anderen Seite ist halt das Kind und die Beziehung zum Kind extrem wichtig und ich denke, so die ersten 3 Jahre sollte man, ist es wirklich zentral, dass man engsten Kontakt mit dem Kind hat (Moritz: Stimme ich zu. Ja.) und man schiebt immer alles auch so gerne auf, jetzt sind es halt die bösen Computerspiele und davor waren es vielleicht Krimis oder sonst was, aber ich denke, das ganze Bild ist wesentlich komplexer als das jetzt nur auf Computerspiele zu reduzieren, warum Kinder aggressiv sind und sich nicht konzentrieren können oder schwieriger sind.
Moritz von der Borch: Da sind wir wieder bei dem Punkt, erstmal vielleicht an sich selbst arbeiten, erstmal überlegen, was habe ich vielleicht, bin ich ein Teil davon, bin ich ein Teil dieses Problems. Nun ja, was kann ich verbessern? Aber wenn wir jetzt zum Beispiel daran arbeiten wollen mit Stressoren besser umzugehen, ist der erste Schritt auch hier die Wahrnehmung von Stress. Da gibt's einige Studien dazu, die sich mit dem Thema beschäftigen und sagen, okay, wie reagiert jemand, wenn jemand zum Beispiel das eher als eine Herausforderung sieht als ein Problem?
Das ist jetzt psychologische Tricks, das heißt, man sagt, okay, ich versuche bewusst zu sagen, dass es kein Problem ist, sondern ich sage, dass es eine Herausforderung ist.
Das kann jeder auch wieder für sich versuchen. Das ist, mit Wörtern sich selbst zu beeinflussen und das funktioniert auf Dauer wirklich erstaunlich gut. Aber auch einfach so Sachen wie Optimismus und Pessimismus. Ja, das funktioniert eh nicht oder ja, jetzt machen wir es erstmal, jetzt schauen wir wie es funktioniert, erstmal Gas geben, was kann schlimmstenfalls passieren oder sonst was, einfach mal tun.
Julia: Genau. Das ist super. Das finde ich auch immer sehr wichtig zu sagen, was ist das Schlimmste, was passieren kann?
Moritz von der Borch: Und hier auch immer der Punkt, natürlich ist es leicht gesagt. Das weiß ich auch. Also ich kann das jetzt auch sagen, ich werde aber auch wöchentlich, monatlich, täglich vielleicht mit solchen Sachen konfrontiert und dann ist es aber auch wieder zu diesem Punkt, dass ich dann auch zu solchen Schritten zurückkehre, mich selber dran erinnern, zu sagen: Okay, es ist kein Problem, ich kriege das hin, mal gucken, wie es ist, das ist eine Herausforderung.
Julia: Genau.
Moritz von der Borch: Solche Schritte sind enorm wichtig. Das sind Steps, die kann jeder machen. Ich muss kein teures Auto dafür kaufen oder sonst irgendwas, eine Rieseninvestition machen, sowas wie Auto kaufen. Aber es ist einfach umzusetzen, man kann es Stück für Stück für sich einarbeiten. Und auch, wenn es am Anfang nicht klappt, einfach Zeit geben und im Laufe der Zeit versuchen umzusetzen.
Julia: Super. Ja.
Moritz von der Borch: Dann auch und da immer wieder das Mittelmaß finden, die Bewegung selbst, sich auszutoben ist eine gute Idee, exzessiv das als Rechtfertigung für irgendwas anderes zu finden, um sich mit körperlicher Betätigung selbst zu zerstören, ist keine Behandlung von Stress, sondern ein Stressor. Aber jetzt meinetwegen und wenn es auch nur ein Spaziergang im Wald ist, was eine coole Idee ist, ist ein sehr, sehr schöner Ausgleich. Und wenn ich sage, viele Menschen lieben die Natur, dann würdest du mir wahrscheinlich zustimmen, weil es einen beruhigenden Effekt auf uns hat. Einfach mal im Wald spazieren gehen, wenn man die Zeit hat und die Zeit findet man höchstwahrscheinlich. Dann das einfach mal nutzen, macht dann ruhiger. Meditieren wäre auch so ein Punkt, da muss ich sagen, es gibt manche Menschen wie mich, die vielleicht Schwierigkeiten damit haben könnten. Ich habe es ein paar Mal gemacht, ich habe auch mal, das war am Sonntag da gab's mal so ein Treffen, da haben wir auch zusammen meditiert und das ist auch immer ganz gut, wenn man es alleine nicht unbedingt machen möchte, vielleicht in einer Gruppe mit Freunden, mit denen man gerne zusammen ist. Da hat man gleich wieder soziale Interaktion auch dabei.
Julia: Genau.
Moritz von der Borch: Stressresistenz kann aber auch durch bestimmte Stimuli verbessert werden. Muss jeder für sich auch entscheiden, ob das gut funktioniert. Ich bin ein großer Freund von kalten Duschen und wer fortgeschrittener ist, kalt baden. Da gibt's einige Studien dazu, Stress Resilienz gehört auch dazu. Das ist auch oder zum Thema Kälte werde ich auch, du bist auch auf der Paleo-Convention? (Julia: Ja) Dann sehen wir uns da, das ist so ein Teil, den ich dann machen werde. Ich werde ein bisschen über Kälte erzählen. (Julia: Ah super) Das ist ein sehr, sehr interessantes Thema.
Julia: (unv.) #00:56:28-1# Thema sein wird da über Kälte.
Moritz von der Borch: Genau. Und ja, es gibt auch Supplemente, die man benutzen kann. Wobei ich bei den Supplementen oder Nahrungsergänzungsmitteln immer sage, ist so die erste Regel, first do no harm. Also erstmal keinen bewirken.
Natürlich kann ich Sachen nehmen wie Serotonin Wiederaufnahmehemmer, um meine Depressionen zu verbessern, aber mit Vorsicht, weil wir wissen über diese Serotonin-Rezeptoren, wir kennen nicht mal alle und es kann, letztes Jahr Working Nature, also einem sehr anerkanntem medizinischen Journal kam raus, dass es zum Beispiel andere Rezeptoren gibt von Serotonin, die 5-HT1A war das glaube ich im Hirn, die durch Serotonin andocken bei einem Zustand von Angst zu haben. Also das ist so das Gegenbeispiel von füge keinen Schaden zu. Was man benutzen kann, wären zum Beispiel sogenannte Adaptogene.
Adaptogene sind, haben ein paar Regeln, zum Beispiel, dass sie keinen Schaden anrichten dürfen, dass sie regulierend wirken und dass sie auf zellulärer Ebene arbeiten. Ein Beispiel dafür wären, gut das kennen die meisten, Gingko zum Beispiel, aber auch andere wie Rhodiola Rosea oder Ashwaganda. Ashwaganda klingt wunderbar vom Namen her, hat aber einen, also ich habe es, eines der wenigen Supplemente, die ich zuhause habe, wenn wirklich der Tag voller Herausforderung ist.
Julia: Ja, das Wording ist alles.
Moritz von der Borch: Absolut. Dass ich zum Beispiel davon etwas nehmen kann, einfach nur, weil es regulierend wirkt. Das heißt, es fährt mich nicht komplett runter, es putscht mich nicht komplett hoch, sondern es bringt mich auf ein normales Level. Super interessante Substanzen, die ich doch empfehlen kann, einfach nur, weil sie erstmal keinen Schaden zufügen. (Julia: Super) Und das eine Regel ist, damit man sozusagen als Adaptogen gelten darf.
Julia: Ja.
Moritz von der Borch: Hm, Schlaf. Riesenthema. Und da können wir gleich ein paar Sachen zusammenbringen. Was ist wichtig, damit du gut schläfst, was meinst du?
Julia: Ähm ein ruhiges Umfeld. Dunkelheit.
Moritz von der Borch: Ja. Dunkel, Licht.
Julia: Und vor allem, also auf was ich achte, das kann ich dir jetzt da gleich zeigen.
Moritz von der Borch: Yeah! Das ist auch so ein Ding. Ach stimmt, hatten wir auch die Dinger. Ich werde jetzt nicht das Ding über meine Brille, übrigens sieht sehr lustig aus, wenn ich mit 2 Brillen vor dem PC sitze. Ich sage nur mal die von (ANONYMISIERT) glaube ich waren die, die haben so welche zum Aufklappen. Das besser rausschneiden, weil ich gerade einen Termin mit denen. Hm.
Julia: Also Schlaf.
Moritz von der Borch: Wegen Schlaf, also der Punkt ist der, dass wie du gesagt hast, Lärm, erster Punkt. Wenn draußen ein Presslufthammer in der Nacht laufen würde, was normal nicht der Fall ist, aber als Beispiel, oder sagen wir Disco oder Bahnhof oder Flughafen oder sonst was.
Julia: Tram. Es ist auch schon belastend.
Moritz von der Borch: Richtig. Das heißt, das hat einen Faktor darauf, wie können wir schlafen, logischerweise. Ich meine, im Schlaf sind wir verwundbar und unser Körper hört da ein bisschen sensibler drauf, was draußen los ist. Licht, ich meine, du hattest gerade den Tracker gezeigt. Ist ein enorm riesiges Thema. Wenn ich vor dem Schlafengehen nochmal auf mein Handy gucke, am besten mit Empfang und über Facebook schaue, wer mir alles Hi geschrieben hat und drauf antworte, dann hat dieses Licht, Blaulicht-Spektrum, was ich dort reinbekomme einen direkten Effekt über die Augen und unterdrücktem Melatonin.
Melatonin abgesehen von vielen enormen positiven Effekten, auch sozusagen als Starter für viele Abläufe im Körper, ist enorm wichtig für einen guten Schlaf. Und wenn ich gut schlafe, komme ich auch besser zurecht mit anderen Stressoren. Und ein weiterer Faktor, den wir jetzt erwähnt hatten, waren elektromagnetische Felder. Wenn ich mit meinem Bett in der Nähe von irgendeiner Ecke habe oder einer Wand, was die meisten Menschen wahrscheinlich haben werden, da habe ich konsequente Stromleitungen, die durchlaufen. Die Stromleitung, dadurch dass da auch Strom durchfließen kann, haben ein elektromagnetisches Feld, was sich ausbreiten kann aus mehreren Meter Entfernung bis hin so zwei, drei Meter ungefähr kommt das noch ganz gut an, an so einem Körper andocken kann und dann bekomme ich während ich versuche bei einer einstelligen Zahl zu sein beim Schlafen, also diese Alpha-, Teta-Wellen, die habe, wenn ich schlafen möchte, bekomme ich einen Stimulus von 50 Hertz in Deutschland. Das heißt, ich habe die ganze Zeit eine starke Stimulierung von der Seite.
Was man da machen kann, ist, wenn die Sicherung so eingebaut ist, die Sicherung rausnehmen, dass zum Beispiel der Strom aus dem Schlafzimmer rausgenommen wird. Das könnte jetzt schwierig sein, wenn die Sicherung vom Schlafzimmer gekoppelt ist an den Gefrierschrank. Da könnte man mit einem Elektriker reden, der das umstellt. Das ist nicht so aufwendig, wenn man es möchte. Wer das so machen kann, dem empfehle ich das auf jeden Fall. Einfach mal diesen Stimulus rauszunehmen. (Julia: Cool!) Das ist ein riesengroßer Effekt, das heißt wir haben das Licht über die Augen, aber auch die Haut zumindest, aber hauptsächlich jetzt erstmal gucken Licht über die Augen. Wir haben, wie du gesagt hast, auch Lärm, wir haben elektromagnetische Felder.
Julia: Was ist mit Temperatur?
Moritz von der Borch: Ja, ein bisschen kühler sein, ist sicherlich ganz gut. Ist ein Stimulus auch dafür. Es gibt ein paar Empfehlungen auch, dass man bevor man Schlafen geht, warm duscht, damit der Körper runterkühlt, damit die Ausschüttung von Melatonin und so weiter besser funktionieren. Ich könnte auch glauben, dass kalte Duschen ebenfalls helfen könnten, weil der Körper selber will ja auf eine niedrigere Temperatur, ob ich ihn jetzt dazu stimuliere selber runterzufahren oder ihm helfe runterzufahren, könnte ich den gleichen Effekt haben. Kann man beides mal austesten, beides hat sehr wohl positive Resonanz bei verschiedenen Leuten gehabt, die gesagt haben: Ja, ich habe den Abend warm geduscht oder kalt geduscht und es hat mir geholfen und man geht sauber ins Bett. Das ist auch ganz schön.
Julia: Ist auch kein Fehler.
Moritz von der Borch: Das soll nicht verkehrt sein, nicht verkehrt.
Julia: Und für mich, ich muss sagen, ich muss kalt duschen.
Moritz von der Borch: Ja, ich auch. Ich bin ja so ein Kaltduscher.
Julia: Oder jetzt, wenn es so warm ist, lasse ich mir die Badewanne mit kaltem Wasser ein und gebe die Kühl Akkus auf dem Tiefkühler rein.
Moritz von der Borch: Au, Eisbaden?
Julia: Ja war es so heiß seit Wochen.
Moritz von der Borch: Und Kälte hat nicht nur den Effekt, dass es da positiv wirken kann, es hat noch ganz andere Effekte. Da sage ich jetzt gemein einfach, kommt zur Paleo-Convention und schaut es euch an.
Auch ein cooler Punkt ist auch zu sagen, okay, manche Stressoren kann man nicht verhindern. Das wissen wir beide auch, das weiß jeder Zuhörer auch. Ich kann nicht jedem Stressor sagen, ja den kann ich kontrollieren, notfalls kündige ich meinem Job oder sonst was, es geht manchmal einfach nicht. Und dann ist auch der Punkt, wann oder sollte man sich sogar fragen, wann hast du das letzte Mal Urlaub gemacht? Wann hast du das letzte Mal dafür gesorgt für Erholung zu sorgen?
Parasympathikus, dass man sich entspannt, ob das jetzt mit Thaimassage ist, fällt mir auch gerade ein, nette Idee, oder zum Osteopathen gehen mal einen Waldspaziergang, das ganze Zeug. Ich meine, es gibt Short Fixes so wie die Atmung zum Beispiel und es gibt die Sachen, die einfach mal wieder einen dazu bringen, aufzuladen. Und da ist einfach auch mal eine Sache wie Urlaub, selbst wenn man krank wird, dann weiß man wenigstens, dass man es übertrieben hat, (Julia: Ja genau) sind enorm wichtige Faktoren. Und das mag so lächerlich klingen, aber weißt du wie viele Menschen ich kenne, die seit Ewigkeiten keinen Urlaub gemacht haben? Weil sie können ja nicht. Kein Mensch muss müssen, wenn er nicht wollen will. Und deswegen auch hier: was tut jeder? Darüber nachdenken: Was tut jeder, um sich zu erholen? Was tut jeder, um für Ruhe zu sorgen. Ich kann gerne von mir was verlangen und eine Zeit lang funktioniert das gut. Aber über Jahre hinweg Vollgas zu geben, ist wahrscheinlich keine gute Idee, um für Erholung zu sorgen.
Julia: Genau. Und vor allem, wenn man einfach diese, all die anderen Aspekte noch beachtet, die du schon angesprochen hast, wenn ich mich, wenn der Schlaf nicht passt, wenn ich mich, wenn ich über 5 Mal die Woche Cross Fit mache und keine Erholungsphasen einbaue in mein Training, wenn ich schlecht esse, wenn mein Körper voller Entzündung ist und und und, dann wird das irgendwann einfach ein böses Ende nehmen, wenn ich keine sozialen Interaktionen pflege und (Moritz: Richtig) mal einfach nur rausgehen in die Natur, vielleicht mal eine Woche, einen Monat, eine Tour durch Tasmanien machen.
Moritz von der Borch: Ja genau. Aber ich kann dir mal ein Beispiel erzählen, wie mein Alltag war, als ich als Club- oder Regionalleiter gearbeitet habe. Als Clubleiter war das so, dass ich morgens und erstens die Primetimes in den Fitnessstudios sind morgens, sagen wir bis 12:00, 13:00 Uhr, von eigentlich 6:00 Uhr, so wenn der Club aufmacht, so um die Uhrzeit und ab 17:00 Uhr bis 21:00 und 22:00 Uhr. So. Und vor allem, wenn du dann vielleicht Personalmangel besitzt, aber auch sonst wegen Verantwortungsbewusstsein oder sonst was. Ich war selber von 7:00 Uhr, 8:00 Uhr bis 21:00 Uhr, 22:00 Uhr da, konstant. Habe, zu besten Zeiten war ich Clubleiter, Trainer, im Verkauf, wir hatten die Renovierung mal laufen, das heißt es gab mehr als genug zu tun. Du warst die ganze Zeit drin, ich habe dogmatisch mindestens 5 Mal die Woche sehr intensiv trainiert. Ich hatte damals Zeiten, wo ich, Zahlen sind relevant, aber so eine Vierteltonne Kreuzheben machen konnte. Also wirklich leistungssportorientiert gearbeitet hatte, heißt, konstant trainiert. Ganz, ganz viele Menschen um mich herum, die sich teilweise natürlich auch beschweren, wenn ein Kurs ausfällt oder irgendwas, die Sonne nicht scheint, Mitarbeiter, das muss gut funktionieren und das war auch meine Lernphase dazu. Lange Arbeitszeiten, draußen, wenn es dunkel ist, immer noch die ganze Zeit, die ganze Zeit unter künstlichem Licht, was ganz anderes ist als natürliches Licht draußen. Wer darüber mehr wissen möchte, kann auch Alexander Wunsch zum Beispiel suchen im Internet. Hat viele Videos dazu auf Vimeo, kann ich sehr empfehlen. Auch ein sehr guter Freund von mir.
Julia: Ja, ich hatte gestern und vorgestern ein Interview mit ihm.
Moritz von der Borch: Oh super, dann auf jeden Fall das Interview. Also Alexander Wunsch, unheimlich wertvoller Mensch zu dem Thema. Und dadurch, dass du die ganze Zeit oder dadurch, dass ich die ganze Zeit soziale Interaktionen hatte, also täglich waren das vielleicht 100 bis 200 Personen, mit denen ich halt irgendwie interagiert hatte, so viel davon hattest und dann von Montag bis Freitag, manchmal Samstag durchgezogen hattest, hast du dann in der Zeit, wo du dann nicht gearbeitet hast, sozialen Kontakt eher vermieden, weil das zu viel war. Aber das waren keine richtigen sozialen Kontakte, das heißt, dann kam so der Zeitpunkt, wo ich gesagt habe, ich möchte zuhause sein, die Zeit habe ich genutzt, um Texte zu lesen, Studien zu lesen und sonst was, so habe ich dann mein Wissen verbessert und durch die Praxis. Aber jetzt denke mal drüber nach, künstliches Licht die ganze Zeit, schlechte Interaktionen, extrem viel Kraftsport, Sport, was haben wir noch?
Julia: Wenig Schlaf.
Moritz von der Borch: Wenig Schlaf, ja. Die ganzen Geräte, die da sind, die elektromagnetischen Felder, aber das ist heutzutage eh so ein Thema, eine Reizüberflutung, Druck, Arbeit, Qualität das ganze Thema. Das heißt, ich habe das selber alles durchaus gelebt und kann gut verstehen, wenn jetzt manche sagen, das ist schwer umzusetzen. Verstehe ich. Aber ich habe meine eigenen Entscheidungen getroffen, auch was zum Beispiel auch hieß für mich, dass ich meine Arbeit beenden musste. Ich meine, das war ja schön, Regionalleiter, das war also der Schritt vor der Geschäftsführung und man hatte direkten Kontakt zu denen. Vom Status her war das toll, aber für die Gesundheit war das schlecht. Und die ist mir wichtiger noch.
Julia: Ich meine, neben deiner Arbeit als Medizinjournalist machst du auch Coachings noch?
Moritz von der Borch: Ja, wobei meine Tendenz, da muss ich ein bisschen mit mir selber [kämpfen]. Auf der einen Seite willst du den Menschen helfen und was ich immer mache, ich gebe den Menschen Informationen, Wissen, Verständnis, weil das Ziel sollte sein, Menschen zu ermächtigen, dass sie wissen, was sie tun können, auch die Praxistipps zu geben, was sie tun können. Was ich aber versuche, abzulehnen, versuche sage ich, weil man immer noch die Tendenz hat, Menschen dann weiterhin helfen zu wollen, ist die Konsequenz zu motivieren. Wei das ist ein Schritt und das ist eigentlich auch der wichtigste Schritt, das müssen die Menschen dann für sich selber machen, weil nur sie können das eigentlich machen. Wenn du die ganze Zeit hinter denen herrennst und sagst, du schaffst das, du schaffst das, das kann gut, aber kann auch schlecht sein. Ich kann das gerne ein bisschen machen, aber das Ziel sollte sein, jetzt nehmen wir Max Mustermann: Max, du, die Information habe ich dir gegeben, du kannst das machen. Mach es in kleinen Schritten, mach es so und so. Du hast die Informationen mitbekommen, warum was wichtig ist, wie du es verbessern kannst und jetzt liegt es an dir, das zu verbessern. Das ist so der Schritt, wo ich sage, okay. Die Information hast du und jetzt kommt der nächste Schritt.
Julia: Ja. Ich meine, du hast das eh schon gesagt, dein Blog heißt yourfunctionalmedicine.com, du hast unglaublich viel tolle Artikel wirklich (Moritz: Dankeschön) super recherchiert, sehr, sehr tiefgehend, also ist unbedingt das lesenswert, wirklich sehr zu empfehlen, sollte jeder mal hinschauen, jetzt hast du erst über Supplement, über Lactoferrin was geschrieben, habe ich gesehen.
Moritz von der Borch: Hast du gelesen? Abgefahrenes Ding. Also ich suche immer noch nach Widersprüchen, aber ich ...
Julia: Also es ist echt, man weiß es halt selbst wie viel Arbeit das ist so einen vernünftig, sowas zu schreiben. Also ...
Moritz von der Borch: Eine Sache noch zu den Texten. Die sind bewusst länger. Wenn dich ein Thema interessiert und du willst etwas dazu lesen, dann gebe ich die Tiefe und Information, die du haben möchtest. Es ist kein 200 Wörter News-Feed, sondern es ist ein 2.000 Wörter, 3.000 Wörter Text.
Julia: Genau.
Moritz von der Borch: Humorvoll versucht zu schreiben, es versucht einfach zu erklären, was hoffentlich funktioniert hat. Die Länge ist aber auch deswegen wichtig, weil ganz ernsthaft, wenn dich etwas interessiert, dann da sind die Informationen, frei zugänglich, genauso wie die Interviews. Viel Spaß damit! Hoffe es bringt dir was. Und wirklich das ist der Wunsch diese Informationen, jeder sollte die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, was er tut. Das Wichtige ist, dass er die Informationen haben kann. Wenn man es nicht weiß, dann macht es vielleicht nicht besser. Wenn du weißt, was los ist, wenn du selbst eigenmächtig bist, dann kannst du selber entscheiden, was du jetzt tust.
Julia: Ja. Man muss halt eine informierte Entscheidung treffen.
Moritz von der Borch: Ja. Bewusste Entscheidung.
Julia: Informed Decision.
Moritz von der Borch: Richtig.
Julia: Wenn ich nicht alle Fakten habe, wenn ich nicht alles weiß, kann ich keine Informed Decision treffen. (Moritz: Genau) Und auf jeden Fall super, tolle Artikel. (Moritz: Dankeschön) Und ich werde natürlich auf jeden Fall verlinken, auch auf deinen Facebook-Account und wer jetzt dich auch persönlich kennenlernen möchte und mehr zum Thema Kälte erfahren will, der kann dich bei der Paleo-Convention erleben und zwar am 2. und 3. September in Berlin. Wir werden ...
Moritz von der Borch: Was machst du bei der Paleo-Convention? Was ist dein Thema?
Julia: Mein Thema ist, ich beschäftige mich viel mit, also mit der ketogenen Ernährung und mein Thema ist: Wie gestalte ich eine ketogene Ernährung so, dass sie auch langfristig umsetzbar ist. Also Nährstoffdichte, (Moritz: Super) Zusammensetzung wirklich eben von den Fetten her und Nährstoffdichte auf jeden Fall. Darum geht's.
Moritz von der Borch: Ich stelle mich dann in die Masse und juble dazu.
##Termine und Veranstaltungen
##PaleoConvention am 2. - 3. Septmeber in Berlin
Bücher
Diagnose Nebennierenerschöpfung: Wie chronischer Stress die Hormon-Balance stört, Vitalität und Lebensfreude zurück gewinnen Taschenbuch – 18. Dezember 2016
von Julia Tulipan , Nadja Polzin
Hast du dich schon einmal gefragt, warum du so kraftlos bist? Ob das normal ist, dass man sich so durchs Leben schleppt? Und warum es anderen so leicht von der Hand zu gehen scheint?
Obwohl die Erschöpfung der Nebennieren heute sehr häufig ist, bekommt sie in der Schulmedizin immer noch nicht die Anerkennung, die sie verdient hätte. Die Symptome können einen normalen Alltag jedoch fast unmöglich machen.
Was wir essen und was wir nicht essen; wie wir arbeiten, leben, lieben und denken: all das ist überaus wichtig für unser Energielevel und unser Wohlbefinden. Gerät unser Hormonhaushalt ins Ungleichgewicht, kann das ernst zu nehmende Konsequenzen haben. Schlafstörungen, unerklärliche Gewichtszunahme, Kraftlosigkeit, häufige Infekte – all das kann die Folge chronischen Stresses sein. Und es gibt einen einfachen, natürlichen Weg aus der Misere.
Du kannst den Weg gehen. Deinen Weg zurück ins Leben. Basierend auf den vier Säulen der Gesundheit: Stressmanagement, Ernährung, Schlaf und Bewegung, lässt sich auf natürlichem Wege die Kraft für ein aktives und erfülltes Leben zurückgewinnen. Es liegt in deiner Hand. Du kannst dir selbst helfen.
Diagnose: Nebennierenerschöpfung ist ein Selbsthilfe-Ratgeber für Patienten. Die Biologin Julia Tulipan und die ganzheitliche Ernährungsberaterin Nadja Polzin führen wissenschaftlich fundiert und durch eigene Erfahrungen bestätigt mit diesem umfangreichen Patienten-Ratgeber Schritt für Schritt zur Genesung.
Folgende Hilfestellungen findest du in diesem Buch:
Diagnose: Umfangreicher Fragebogen, Selbsttests und Laboruntersuchungen mit Interpretationshilfe
Übungen und Tipps zur Reduktion deines Stresslevels
Umfangreiche Ernährungsempfehlungen
Wochenplan und Rezepte zur optimalen Versorgung deines Körpers mit allen wichtigen Vitalstoffen
Hilfestellungen für einen erholsamen Schlaf und aktive Regeneration
Empfehlungen für natürliche Nahrungsergänzungen und Pflanzenextrakte
Ein praktischer, wissenschaftlich fundierter Ratgeber für Patienten und Angehörige
The Body Electric: Electromagnetism And The Foundation Of Life (Englisch) Taschenbuch – 22. Juli 1998
von Robert Becker (Autor), Gary Selden (Autor)
The Body Electric tells the fascinating story of our bioelectric selves. Robert O. Becker, a pioneer in the filed of regeneration and its relationship to electrical currents in living things, challenges the established mechanistic understanding of the body. He found clues to the healing process in the long-discarded theory that electricity is vital to life. But as exciting as Becker's discoveries are, pointing to the day when human limbs, spinal cords, and organs may be regenerated after they have been damaged, equally fascinating is the story of Becker's struggle to do such original work. The Body Electric explores new pathways in our understanding of evolution, acupuncture, psychic phenomena, and healing.
Weitere Folgen
Schlafmangel, Stress und die besten Hacks für erhöhte Leistungsfähigkeit. Interview mit Biohacker und Unternehmer Fabian Foelsch
Better Body – Better Brain: Selbstoptimierung von Körper und Geist - Anja Leitz im Interview
Wie die Neurochemie des Flow-Zustand mit Ernährung, Schlaf und chronischer Entzündung zusammenhängt - Interview mit Max Gotzler
Artikel
Podcast-Serie mit Dipl. Ing. Bernhard Liebl und einen zweiteiligen Artikel zum Thema EMF.
Pall, Martin L. "Electromagnetic fields act via activation of voltage‐gated calcium channels to produce beneficial or adverse effects." Journal of cellular and molecular medicine 17.8 (2013): 958-965.
Doyon, P. R., and O. Johansson. "Electromagnetic fields may act via calcineurin inhibition to suppress immunity, thereby increasing risk for opportunistic infection: Conceivable mechanisms of action." Medical Hypotheses (2017).
Ranabir, Salam, and K. Reetu. "Stress and hormones." Indian journal of endocrinology and metabolism 15.1 (2011): 18.
Radley, Jason J., et al. "Stress risk factors and stress-related pathology: neuroplasticity, epigenetics and endophenotypes." Stress 14.5 (2011): 481-497.
##Produkte aus der Folge
Ashwagandha
Rhodiola rosea
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