Eigentlich Podcast

Micz & Flo
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May 23, 2024 • 1h 8min

EGL052 Darum klingen handgewickelte Tonabnehmer wirklich besser: die Rolle parasitärer Kapazität und Kondensatoren bei "scatter wound pickups" E-Gitarren | Stromgitarre Teil 3

"Ein Tonkondensator ist im Prinzip nichts anderes als ein frequenzabhängiger Widerstand." -- Das Rockinger-Manual In dieser Episode geht es um Tonabnehmer (im englischen: Pickups) und die Frage, ob wissenschaftlich belegt werden kann, dass handgewickelte -- bzw. „scatter wound“ -- Tonabnehmer angeblich besser klingen als maschinell gefertigte. Die Antwort ist: Ja, den gibt es und er hat mit der Kapazität zu tun, die einer Spule innewohnt, die parasitäre Kapazität. Fast jede E-Gitarre hat mindestens einen Kondensator fest verbaut, der mit seiner Kapazität für die Veränderung der Klangfarbe (Tone) genutzt wird. Deshalb beginnt Micz mit einer bildhaften Erklärung zu veranschaulichen wie Kondensatoren funktionieren. Und im Anschluss darain die Kapazität einer Spule zu erklären -- und wie diese den Klang beschneidet. Dass es sich dabei um die "parasitäre Kapazität" handelt, die weiter unten im Blog erklärt wird, findet er erst später heraus. Doch bevor wir ins Detail gehen, beginnen wir diese Episode am Helmholtzplatz im Prenzlauer Berg und plaudern über die 1990er Jahre, die Walpurgisnacht am Helmholtzplatz und Kollwitzplatz und die Swing-Band der Polizei. Eine Verzögerungstaktik von Micz, der Flo nicht wieder mit E-Gitarren langweilen will? Auf der Tour gelangen wir schließlich in den Mauerpark, wo wir reichlich Anschauungsmaterial für Tonabnehmer bei Gitarren finden -- von Danelectro Lipstick Pickups über Piezo und Coils -- die dort beim Busking aktiv sind. Die Tour endet am Gesundbrunnen. Und beginnt inhaltlich jetzt erst für die, die "Play" drücken, um zu erfahren wie die Kapazität in Spulen und Kondensatoren das Klangbild ihrer E-Gitarren beeinflusst. Shownotes Link zum Lauftrack EGL052 | Wanderung | Komoot Link zur Episode Über den 'gravierenden Wandel, den das Untersuchungsquartier Helmholtzplatz in Berlin Prenzlauer Berg in den letzten 20 Jahren erlebt hat', MASTERARBEIT, Susanne Lehner, Wien, 2010 'Entwicklungen im Quartiersmanagementgebiet Helmholtzplatz' in: Handbuch zur Partizipation der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin 2012, S. 287 Geschichte der Walpurgisnacht in Berlin: Hexentänze und Punk-Partys, in: online TIP-Berlin 2024 Die Geschichte des revolutionären 1.Mai in Berlin, autox.nadir.org CyberTattoo - The Machine Potis und Kondensatoren | Das Rockinger Manual | | Rockinger Guitars Kondensator (Elektrotechnik) – Wikipedia What are Lipstick Pickups? Here’s All You Need to Know Alles über Tonabnehmer für die Akustikgitarre - Bonedo Mitwirkende Micz Flor (Erzähler ) Instagram Twitter YouTube (Channel) Website Florian Clauß Bluesky Mastodon Soundcloud Website Verwandte Episoden EGL012 Stromgitarre: Faszination und Melancholie der E-GitarrenEGL023 Eigentliches Tonabnehmer-Wissen in Stromgitarre Teil 2: Single-Coil, Humbucker, Coil-Tapping -Splitting, Magnete, Spulen, Alumitone Pickups.EGL057 Ist der Sommer so schön wie die Fender Telecaster Thinline, klangvoll wie ein P-90 Pickup und werden wir ihn vermissen wie ich meine grüne SG Copy? Stromgitarre Teil 4 Schwer verständlich scheint auf den ersten Blick, dass es einen klanglichen Unterschied machen soll, wenn die Saite einer Gitarre über einer Spule schwingt, die wie fein gekämmt von einer Maschine gewickelt ist oder eher Kreuz und Quer von Hand. Wenn ich einen Tonabnehmer wickel, dann sind die Variablen, die den Ton beeinflussen die Dicke des Drahts, die Stärke des Magnetfeldes, der Abstand der Spule vom Zentrum, die Höhe und Breite der Spule, Single Coil oder Humbucker, usw. usf. Aber ist es nicht Jacke wie Hose, wie die Spule gewickelt ist? Nein, ist es nicht. Und warum „scatter wound“ mehr Frequenzen transportieren kann, darum handelt diese Folge. Um genauer zu verstehen, wie die Art der Wicklung wirkt, möchte ich zuerst erklären was Kapazität bedeutet und fange deshalb bei dem Bauteil an, was in fast jeder Gitarre ist — und dessen Kapazität gewünscht ist: Wie beeinflusst der Kondensator die Klangfarbe bei E-Gitarren? Ein Kondensator ist ein passives elektronisches Bauelement, das elektrische Energie in einem elektrischen Feld speichert. Die grundlegende Struktur eines Kondensators besteht aus zwei elektrisch leitenden Platten, die durch ein dielektrisches Material getrennt sind. Dieses Material stellt sicher, dass durch einen Kondensator kein Strom fließen kann, sondern zwischen den Platten nur Ladung gespeichert wird. Die Kapazität, die in Farad (F) gemessen wird, ist ein Maß für die Fähigkeit des Kondensators, Ladung zu speichern, und hängt von der Fläche der Platten, dem Abstand zwischen ihnen und dem Dielektrikum ab. Wenn eine Spannung an den Kondensator angelegt wird, sammeln sich positive Ladungen auf einer Platte und negative Ladungen auf der anderen. Diese Ladungsspeicherung erzeugt ein elektrisches Feld zwischen den Platten. Der Kondensator kann dann Energie in diesem Feld speichern und sie bei Bedarf wieder abgeben. Diese „Speicherung“ ist aber nicht das, worum es in der E-Gitarre geht. Kondensatoren wirken auf die Frequenzen von Wechselstrom in der E-Gitarre ein Ein wesentliches Merkmal eines Kondensators ist, dass er Gleichstrom (DC) blockiert und Wechselstrom (AC) durchlässt. Letzteres macht ihn zu einem wichtigen Bauelement in elektronischen Filterschaltungen, wie z.B. der Klangregulierung in der E-Gitarre. In E-Gitarren wird der Kondensator hauptsächlich im Tone-Regelkreis verwendet, um die Klangcharakteristik des Instruments zu beeinflussen. Diese Anwendung basiert auf der Fähigkeit des Kondensators, als Frequenzfilter zu fungieren. Hier sind die wesentlichen Aspekte, wie ein Kondensator zur Tonveränderung eingesetzt wird: Üblicherweise in Verbindung mit einem variablen Widerstand (Potentiometer) bildet der Kondensator einen Hochpass-Filter. Dies bedeutet, dass hohe Frequenzen den Kondensator passieren können, während tiefe Frequenzen blockiert werden. Im Podcast erkläre ich das bildhaft mit einem Flussbett, in dem am Boden eine kleine Rille eingezogen ist. Wenn große Wellen durch das Flussbett gleiten (die Bässe), dann hat diese Rille keinen Einfluss. Bei kleinen Wellen (und genau genommen hochfrequenteren) lässt sich veranschaulichen, wie eine kleine Welle von dieser Rille quasi auch mal verschluckt werden kann. Sie erreicht die andere Seite der Rille nicht. So ist es mit dem Kondensator, der im Wechselstrom dafür sorgt, dass die Ladung, die hochfrequent hin und her rauscht, den Kondensator sozusagen durchfließen kann. Nicht die Elektronen selbst, aber die Schwinungung derselben. Über den Poti werden die hohen Frequenzen dann zur Masse abgeführt. Der Wert des Kondensators (gemessen in Mikrofarad, µF) beeinflusst, wie viele hohe Frequenzen herausgefiltert werden. Kleinere Werte lassen mehr Höhen durch, während größere Werte mehr Höhen abschneiden. Übliche Werte für Tonkondensatoren in E-Gitarren liegen zwischen 0,022 µF und 0,047 µF. Wie beeinflusst die parasitäre Kapazität den Klang eines Tonabnehmers? Noch mal zur Erinnerung: Tonabnehmer in E-Gitarren bestehen aus Spulen, in denen Draht mehrfach um einen Magnetkern gewickelt wird. Diese Spulen wandeln die mechanischen Schwingungen der Saiten in elektrische Signale um. Eine Spule hat immer eine Kapazität, die nicht immer erwünscht ist. Man nennt sie die parasitäre Kapazität. Diese Kapazität entsteht aufgrund der Anordnung und Nähe der Drahtwicklungen zueinander. Wenn die Drahtwicklungen sehr parallel und dicht beieinander liegen, wie es oft bei maschinell gefertigten Tonabnehmern der Fall ist, erhöht sich die parasitäre Kapazität. Diese Kapazität kann dann als Hochpassfilter wirken, der hohe Frequenzen im Signal dämpft. Das führt zu einem Verlust an Höhen und einem weniger klaren Klang. Warum klingen handgewickelte („Scatter Wound“) Tonabnehmer besser? Handgewickelte Tonabnehmer, oft als „scatter wound“ bezeichnet, haben eine unregelmäßigere Drahtanordnung. Dies wird erreicht, indem der Draht beim Wickeln bewusst zufällig verteilt wird. Diese unregelmäßige Anordnung reduziert die parasitäre Kapazität der Spule. Hier sind die wesentlichen technischen Aspekte: Reduzierte parasitäre Kapazität: Durch die weniger parallele Anordnung der Drähte in handgewickelten Spulen entsteht eine geringere Kapazität zwischen den Wicklungen. Dies bedeutet, dass weniger hohe Frequenzen gefiltert werden. Erhalt hoher Frequenzen: Da die parasitäre Kapazität reduziert ist, bleibt das Signal der hohen Frequenzen weitgehend intakt. Das führt zu einer verbesserten Präsenz und Brillanz im Klang der Gitarre. Inzwischen gibt es viele Wege ein Signal auch „aktiv“ aufzumotzen, aber das ist ein anderes Thema für eine andere Episode. Wichtig für diese ist festzuhalten: nur die Frequenzen, die der passive Tonabnehmer weiterleitet, können auch verstärkt und/oder bearbeitet werden. Deshalb sind handgewickelte („Scatter Wound“) Tonabnehmer klanglich reichhaltiger und haben einen größeren Frequenzverlauf.
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May 9, 2024 • 1h 13min

EGL051 Obskure Lebensgemeinschaften in der Tiefsee

"Evolution is a process of constant branching and expansion." Stephen Jay Gould Während wir durch den grünen Weg vom Velodrom zum Prenzlauer Berg flanieren, reflektieren wir über die Entstehung unseres Podcasts und die Verbindung unserer Laufstrecken zu unseren Themen. Dann stellt Flo sein Thema vor, ihn hat die Tiefsee vom letzten Mal nicht losgelassen. Doch bevor wir in die obskure Welt der symbiotischen Beziehungen in der Tiefsee absteigen, möchte Flo als Mindset für diese Folge die Arbeit des Evolutionsbiologen Stephen Jay Gould mitgeben: Der Begriff der Evolution impliziert nicht zwangsläufig einen Fortschritt. In der Natur gibt es keine Entwicklung vom Niederen zum Höheren. Stattdessen sind alle Phänomene gleichwertig. Gould verwendet in diesem Zusammenhang das Bild eines Busches, der sich in alle Richtungen ausbreitet. Flo präsentiert in dieser Podcast-Folge drei Beispiele für symbiotische Gemeinschaften in der Tiefsee. Als erstes Beispiel wird der Anglerfisch genannt, der mit biolumineszenten Bakterien zusammenlebt, welche ihm helfen, Beute anzulocken. Dies stellt ein wunderbares Beispiel für Mutualismus dar. Im Anschluss erfolgt ein Exkurs über Sexualdimorphismus, der sich in signifikanter Weise beim Anglerfisch ausgeprägt hat. Hierbei verwachsen die Männchen mit dem 10-fach größeren Weibchen und fungieren lediglich als hormonell gesteuerte Samenspender. Das zweite Beispiel sind Bartwürmer, die in einer symbiotischen Beziehung mit chemoautotrophen Bakterien leben. Die Bakterien stellen die komplette Energie bereit, die die Bartwürmer zum Überleben benötigen. Der Bartwurm selbst hat keinen Mund mehr. Die Fundorte dieser speziellen Bartwurmart sind hydrothermale Quellen, sogenannte „Schwarze Raucher”, von deren Ausstoß sich die Bakterien ernähren. Diese Quellen werden als Ursprung des Lebens auf der Erde diskutiert. Schließlich thematisiert Flo eine parasitäre Beziehung zwischen dem Grönlandhai und dem Ruderfußkrebs Ommatokoita elongata. Der Grönlandhai ist eines der Tiere, die das höchste Alter aller bekannten Tiere erreichen. Er wird über 500 Jahre alt, was vor allem auf seinen verlangsamten Stoffwechsel zurückzuführen ist. Es wurde festgestellt, dass nahezu 99 % der gefangenen Grönlandhaie von diesem Parasiten im Auge befallen sind, der den Hai mit der Zeit erblinden lässt. Aufgrund dieser hohen Befallquote wird jedoch in jüngster Wissenschaft die Frage aufgeworfen, ob die Beziehung tatsächlich parasitär ist oder welche Vorteile der Grönlandhai von dem Krebs haben könnte, der die Augenflüssigkeit absaugt. Die Beispiele dienen der sinnhaften Veranschaulichung der unterschiedlichen Ausprägungen und Intensitäten der Verbindung in symbiotischen Beziehungen. Unsere Laufroute endet auf der Prenzlauer Allee, wobei wir das Planetarium um eine Querstraße verfehlt haben. Dies kann jedoch Gegenstand einer anderen Podcast-Episode sein. Shownotes Links zur Laufstrecke: EGL051 | Wanderung | Komoot Quer durchs Karwendel in drei Etappen • Mehrtagestour » alpenvereinaktiv.com Alternativlos 42 Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark – Wikipedia Velodrom (Berlin) – Wikipedia Volkspark Anton Saefkow – Wikipedia Anton Saefkow – Wikipedia Zeiss-Großplanetarium – Wikipedia Verknüpfte Eigentlich-Episoden EGL049 Die Geheimnisse der Tiefsee: von den Entdeckungen unbekannter Welten unter Wasser – Eigentlich-Podcast EGL010 Ameisen: Über die evolutionsbiologischen Vorteile einer staatenbildende Art – Eigentlich-Podcast Links zur Episode: Symbiose – Wikipedia Stephen Jay Gould – Wikipedia The Mismeasure of Man – Wikipedia Illusion Fortschritt Intelligent Design – Wikipedia Mi294 – „12 Gebote“ | Methodisch inkorrekt Substrate evaporation drives collective construction in termites | eLife Termiten – Wikipedia Eusozialität – Wikipedia Mutualismus (Biologie) – Wikipedia Kommensalismus – Wikipedia Parasitismus – Wikipedia Protokooperation – Wikipedia Pamphobeteus – Wikipedia Blattschneiderameise – Wikipedia Mikrobiomübertragung von Mutter auf Kind | Science Media Center Germany Flechte – Wikipedia Ektosymbiose – Wikipedia Aphidophilie – Wikipedia PDF Dissertation "Untersuchungen zu Form und Funktion der Leuchtorgane des Nordischen Krills" Biolumineszenz – Wikipedia Tiefsee-Anglerfische – Wikipedia Leuchtorgan – Wikipedia Rutenangler – Wikipedia Dinoflagellaten – Wikipedia Warum Tiefsee-Anglerfische so schön leuchten | BR24 Der dunkle Wald – Wikipedia Das Fenster zum Hof (1954) – Wikipedia Piraten | Von Haustieren an Bord und brennenden Bärten - CheckPod - Der Podcast mit Checker Tobi | BR Podcast Sexualdimorphismus – Wikipedia Grüner Igelwurm – Wikipedia Ruderfußkrebse – Wikipedia Bartwürmer – Wikipedia Raucher (Hydrothermie) – Wikipedia Hydrothermale Lösung – Wikipedia Lokis Schloss – Wikipedia Lost City (Hydrothermalfeld) – Wikipedia Autotrophie – Wikipedia Riftia pachyptila – Wikipedia Neue Erkenntnisse zur Entstehung des Lebens durch chemische Prozesse an Tiefseeschloten | Max-Planck-Gesellschaft Europa (Mond) – Wikipedia Enceladus (Mond) – Wikipedia 2010: Odyssey Two - Wikipedia 2061: Odyssey Three - Wikipedia Grönlandhai – Wikipedia Ommatokoita elongata – Wikipedia Das geheimnisvolle Leben des ältesten Hais der Welt – Meeresblog Ig-Nobelpreis – Wikipedia Liste der Träger des Ig-Nobelpreises – Wikipedia Mitwirkende Florian Clauß (Erzähler) Bluesky Mastodon Soundcloud Website Micz Flor Instagram Twitter YouTube (Channel) Website Verwandte Episoden EGL010 Ameisen: Über die evolutionsbiologischen Vorteile einer staatenbildende ArtEGL049 Die Geheimnisse der Tiefsee: von den Entdeckungen unbekannter Welten unter Wasser Illusion Evolution als Fortschritt Der theoretische Überbau zur Einstimmung auf das Mindset dieser Episode folgt dem Evolutionsbiologen Stephen Jay Gould: Die Evolution wird nicht von Fortschritt angetrieben. Die Vielfalt der Evolution ist durch eine fehlende Zielrichtung gekennzeichnet, die vielmehr das Ergebnis des Zufalls ist. Diese Auffassung wird von Stephen Jay Gould vertreten, der den Menschen als ein Produkt des Zufalls und nicht als eine zielgerichtete Entwicklung betrachtet. Kritisch zu betrachten ist zudem die gängige Vorstellung, dass Evolution ein gradliniger Prozess zur Höherentwicklung ist. Dies lässt sich am Beispiel der Pferdeentwicklung verdeutlichen: Das heutige Pferd ist lediglich ein Überlebender eines ausgedehnten Entwicklungsbuschs. Evolution kann demnach als Busch betrachtet werden, in dem Vielfalt in alle Richtungen zunimmt, ohne dass eine bevorzugte Entwicklung erkennbar wäre. Die am erfolgreichsten überlebenden Lebensformen sind in der Regel einfache Organismen wie Bakterien. Die Evolution ist von statistischen Wahrscheinlichkeiten und Zufällen geprägt. Dies wird auch bei Termitenbauten deutlich. Die komplexe Architektur lässt die Vermutung zu, dass ein kontrollierender Erschaffer den Plan in die vielen einzelnen Individuen implementiert hat. Die Ausprägung einer solchen Gestalt kann Rätsel aufwerfen. Die Entstehung komplexer Bauten war bisher nicht geklärt. Man nahm an, dass die Krümmung dafür verantwortlich ist. Nun hat man jedoch herausgefunden, dass die Luftfeuchtigkeit dafür ein Indikator ist. Die Tiere sind durch ihre weiche Körperform sensibel, wenn die Luftfeuchtigkeit unter 70 % sinkt. Termiten bauen dort, wo die Verdunstung am höchsten ist. Dabei entstehen diese Bauten. Was bezeichnet Symbiose? Der Begriff „Symbiose” bezeichnet eine enge und oft langfristige Interaktion zwischen zwei verschiedenen biologischen Arten, die für mindestens einen der Partner vorteilhaft ist. Es gibt verschiedene Formen der Symbiose, darunter den Mutualismus, bei dem beide Partner profitieren, den Parasitismus, bei dem ein Partner auf Kosten des anderen profitiert, und den Kommensalismus, bei dem ein Partner profitiert, ohne dem anderen zu schaden oder zu nutzen.Die Unterscheidung erfolgt anhand des Grades der wechselseitigen Abhängigkeit der beteiligten Arten. Dabei wird zwischen folgenden Formen unterschieden: Protokooperation (Allianz): Hierbei handelt es sich um die lockerste Form einer Symbiose. Beide Arten ziehen zwar einen Vorteil aus dem Zusammenleben, sind aber ohne einander gleichwohl lebensfähig. Mutualismus: Eine regelmäßige, jedoch nicht lebensnotwendige Beziehung der Symbionten. Eusymbiose, auch obligatorische Symbiose (altgriechisch εὖ eu „gut, echt“): Bei der Eusymbiose sind die Partner alleine nicht mehr lebensfähig. So kultivieren Blattschneiderameisen in ihrem Bau Pilze, von denen sie sich ernähren; die Pilze wiederum können sich ohne die Ameisen nicht vermehren. Die Unterscheidung zwischen einer räumlichen und einer körperlichen Beziehung der beiden beteiligten Arten erfolgt wie folgt: Bei der Endosymbiose wird einer der Partner (Endosymbiont) in den Körper des anderen (Wirt) aufgenommen. Als Beispiele können bestimmte Enterobakterien im Darm von Menschen und Tieren, Knöllchenbakterien in den Wurzeln von Hülsenfrüchtlern, Zooxanthellen in den riffbildenden Steinkorallen des Tropengürtels sowie Nitrat-atmende Bakterien in den anaeroben Tiefen einiger meromiktischer Seen angeführt werden. Im Gegensatz dazu steht die Exosymbiose, bei der die Partner lediglich über ihre Oberfläche miteinander in Kontakt stehen. Als Beispiele können die Flechtensymbiose sowie die Epixenosomen (zu den Verrucomicrobia gehörende Bakterien) des Wimpertierchens Euplotidium angeführt werden. Ferner sei auf die Parabiose und den Epibionten verwiesen, wobei hier die Spezialfälle Epiphyt und Epizoon zu berücksichtigen sind.Bei der Ektosymbiose bleiben die Partner einer Symbiose körperlich getrennt, wie etwa Blüten und ihre Bestäuber oder Clownfische und ihre Seeanemonen. Die Unterscheidung der Symbioseformen erfolgt anhand des erzielten Nutzens für die beiden beteiligten Arten.Ein Beispiel für eine Fortpflanzungssymbiose ist die Symbiose zwischen Bienen und Blütenpflanzen. Die Biene konsumiert den Nektar der Blüten als Nahrungsquelle, wobei die Pollen der Blüte an ihrem Körper haften bleiben. Diese werden von der Biene weitergetragen und ermöglichen so die Bestäubung einer anderen Blüte, wodurch deren Vermehrung gewährleistet wird. Diese Form der Bestäubung wird als Zoophilie bezeichnet und stellt den „normalen“ Akt der Bestäubung von Blütenpflanzen (Angiospermen) durch Insekten oder Vögel dar. Dabei erhalten die Insekten bzw. Vögel sowohl Nektar als auch Pollen als Nahrung.Ein weiteres Beispiel für eine Symbiose, die dem Schutz vor Feinden dient, ist die Beziehung von Ameisen zu Blattläusen. Die Ameisen bieten den Blattläusen Schutz vor Feinden, im Gegenzug lassen sich diese von den Ameisen „melken“. Dabei sondern die Blattläuse eine Zuckerlösung ab, welche die Ameisen zu sich nehmen. Symbiose Tiefsee-Beziehung 1: Anglerfisch und biolumineszierende Bakterien Exkurs Biolumineszenz Wie wird Licht erzeugt?Biolumineszenz ist eine katalysierte, exergonische chemische Reaktion. In den meisten Fällen wird ein organisches Substrat, das Luciferin, von einem Enzym (der Luciferase) mittels Sauerstoff zum Peroxiluciferin oxidiert, welches einen angeregten Singulettzustand darstellt. Beim Rückfall eines Elektrons auf den Ausgangswert wird ein Photon emittiert. Durch die Verwendung des Die Verwendung von Sauerstoff wird postuliert, um zunächst unter reduzierenden Bedingungen freie Radikale oder ähnlich reaktive Substanzen zu entgiften. Die Lichtproduktion stellt dabei ein Nebenprodukt dar, welches erst später in der Evolution an Bedeutung gewann. Bei der Lichtproduktion in Leuchtorganismen wird grundlegend zwischen der intrinsischen und der bakteriellen bzw. Es wird zwischen zwei Formen der Biolumineszenz unterschieden, der intrinsischen und der symbiotischen Biolumineszenz. Bei der ersteren produziert der Organismus alle nötigen Enzyme und Substanzen selbst (oder nimmt sie über die Nahrung auf) und kann die Lichtproduktion regulieren, indem er die chemischen Reaktionen innerhalb der lichtproduzierenden Zellen, der sogenannten Photozyten, steuert. Die vollständige Einstellung der Lichtproduktion ist ebenfalls möglich. Die Steuerung erfolgt vermutlich in den meisten Fällen über die Begrenzung der Sauerstoffzufuhr. Demgegenüber existieren Leuchtorgane, in denen der Wirt mit Leuchtbakterien eine Symbiose eingegangen ist. Der Wirt liefert die erforderlichen Nährstoffe, während die Bakterien dauerhaft leuchten. Beispiele für Verwendungsmechanismen von Biolumineszenz Terrestrische Leuchtkäfer: Innerartliche Kommunikation durch zeitliche Abstände zwischen Einzelblitzen. Beispiel: Photuris macdermotti, Weibchen antwortet auf Männchenblitze mit Verzögerung. Räuberische Arten: Imitieren den Kommunikationskode, um Beute anzulocken (z. B. Photuris versicolor). Deutsche Lampyridae: Die Geschlechtspartnerfindung erfolgt über Pheromone, während die Biolumineszenz der Abschreckung von Fressfeinden dient, nicht der Partneranlockung. Marine Organismen: Aufgrund technischer Herausforderungen bei der Beobachtung sind die Zusammenhänge zwischen Biolumineszenz und Verhalten weniger aussagekräftig. In der Tiefsee, in der das Sonnenlicht nicht mehr eindringen kann, stellt biolumineszentes Licht oft die einzige Lichtquelle dar. Eine Vielzahl von Tiefseeorganismen nutzt diese Lichtquellen zur Nahrungssuche. Exemplarisch sei hier angeführt, dass einige Tiefseeorganismen ihre Beute mit ihrem eigenen biolumineszenten Licht anlocken. Tarnung und Täuschung: Die Fähigkeit zur Biolumineszenz stellt für zahlreiche Tiefsee-Organismen ein wichtiges Mittel zur Tarnung und Täuschung dar. Einige Tiere sind in der Lage, Licht zu produzieren, um sich im Dunkeln zu tarnen oder um Feinde zu verwirren. Andere wiederum sind in der Lage, Lichtblitze zu erzeugen, um potenzielle Angreifer zu desorientieren oder abzulenken. Kommunikation: Licht kann zudem als Mittel der Kommunikation zwischen Tiefsee-Organismen dienen. Einige Arten nutzen biolumineszente Signale, um Artgenossen anzulocken, Partner zu finden oder territoriale Ansprüche zu markieren. Orientierung: In der dunklen Tiefsee kann Licht für die Navigation und Orientierung von entscheidender Bedeutung sein. Einige Tiere, darunter bestimmte Tintenfische und Fische, nutzen biolumineszentes Licht zur Erkundung ihrer Umgebung sowie zur Lokalisierung potenzieller Beute. Die häufigste beobachtete Lichtverwendung bei marinen Gruppen ist die Gegenlichterzeugung, Räubervertreibung oder -abschreckung. Eine weitere Hypothese besagt, dass das Licht Räuber zweiter Ordnung anlockt, die den ursprünglichen Räuber angreifen. Im Folgenden werden spezifische Beispiele angeführt: Dinoflagellaten (Panzergeißler, Einzeller) blitzen in Abhängigkeit von Scherkräften und zeigen einen circadianen Rhythmus. Studien belegen, dass Copepoden bei hoher Dinoflagellatenkonzentration weniger fressen und dass Dinoflagellatenblitze das Schwimmverhalten von Copepoden beeinflussen. Ruderfußkrebse: Bei Gefahr geben sie hell leuchtende Substanzen ins Wasser ab. Beobachtungen: Es wurden keine spontanen Blitze in Abwesenheit von Räubern festgestellt, jedoch intensive Blitze bei Anwesenheit von Krill. Muschelkrebse (bis zu 2 mm groß) zeigen artspezifische biolumineszente Blitzfolgen. Die Biolumineszenz wird auch als Mittel gegen Angreifer eingesetzt. Schlangensterne (Echinodermata: Ophiuroida) zeigen eine Biolumineszenzreaktion bei Berührung, welche als aposematisches Signal dient. Seegurken (Echinodermata: Holothuroida) produzieren Licht durch Berührung, welches der Verteidigung dient. Cephalopoden (Kalmare) zeigen eine Abhängigkeit des Jagderfolgs von der Dinoflagellatenkonzentration. Fische Anglerfische (Ceratioidae) zeigen möglicherweise eine intraspezifische Kommunikation mittels Biolumineszenz. Zudem lassen sich verschiedene Funktionen der Leuchtorgane (Esca) ableiten. Drachenfische (Malacosteidae) verwenden rote Licht ausstrahlende Leuchtorgane unterhalb der Augen. Ponyfische (Leiognathidae) zeigen im Labor verschiedene Leuchtmodi, was auf eine mögliche innerartliche Kommunikation hindeutet. Der „Blitzlichtfisch” (Photoblepharon palpebratus) verwendet seine Leuchtorgane für verschiedene Verhaltensweisen, darunter das Anlocken von Beute und die Verteidigung.Es gibt auch Fische, die keine Artbeschreibung aufweisen, aber dennoch über Biolumineszenz verfügen. Dabei handelt es sich um Beobachtungen von Fischen, die Krill nahe der Oberfläche fressen und dabei leuchten. Die Einsatzweisen und Verhaltensweisen der Biolumineszenz sind bei marinen Tieren vielfältig. Dazu zählen Kommunikation, Anlocken von Beute, Abschreckung oder Verteidigung gegen Räuber. Die spezifischen Einsatzweisen und Verhaltensweisen variieren stark zwischen den Arten und Ökosystemen. Technische Herausforderungen limitieren das Verständnis der Rolle von Biolumineszenz bei Tiefseeorganismen.Neben der Gegenlichterzeugung lassen sich die meisten der bisher unter natürlichen Bedingungen beobachteten Lichtverwendungen dem Bereich der Räubervertreibung oder -abschreckung zuordnen.Tageszeitliche Vertikalwanderungen reagieren bereits positiv auf die schwachen Helligkeitsveränderungen. Ein möglichst durchsichtiger Körper absorbiert weniger Licht, und tatsächlich besitzen viele Tiefseeorganismen bis zu einer bestimmten Tiefe fast farblose, durchsichtige Körper. Bei Organismen, die sich von biolumineszenten Arten ernähren, konnte eine starke Pigmentierung um Magen und Verdauungsorgane festgestellt werden. Diese ist höchstwahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die Abstrahlung von Licht vermieden werden soll.Fressschutz: Neben der Durchsichtigkeit, welche einen möglichst schwachen Schattenwurf bedingen soll, Bei den Laternenfischen (Myctophidae) konnte nachgewiesen werden, dass sie ein kleines Leuchtorgan oberhalb des Auges besitzen, welches direkt durch das Auge auf einen kleinen Bereich der Retina leuchtet (Lawry, 1974). Diese Eigenschaft ermöglicht es den biolumineszenten Tieren vermutlich, ihre eigene Leuchtkraft in Relation zum Umgebungslicht zu messen, da die Tiere vor allem blaues Licht im Bereich von 460–490 nm abstrahlen. Diese Wellenlängen werden am wenigsten von Meerwasser absorbiert. Anglerfische (Ceratioidae) Anglerfische kommen in allen Weltmeeren unterhalb von 300 Metern Tiefe vor. Die Tiefsee-Anglerfische bestehen aus elf verschiedenen Familien und werden zur Ordnung der Armflosser (Lophiiformes) gezählt. Die Weibchen sind mit einer „Angel“ (Illicium) und einem daran anhängenden „Köder“ (Esca) ausgestattet, der üblicherweise mit einem Leuchtorgan versehen ist. Bei den Weibchen können Leuchtorgane auch an anderen Stellen vorhanden sein. Exkurs Sexualdimorphismus / „Sexualparasitismus“ Männchen erreichen in der Regel nur 5 bis 10 Prozent der Körperlänge von Weibchen. Die kleinsten Wirbeltiere überhaupt sind Zwergmännchen aus der Familie Linophrynidae, die lediglich eine Länge von 6 bis 10 mm erreichen. Bei manchen Tiefseefischen wie den Tiefsee-Anglerfischen degenerieren die Männchen zu „Anhängseln“ des Weibchens, mit denen sie vollkommen verwachsen sind und über deren Blutkreislauf sie mit ernährt werden. Die Köpfe der Männchen können bei anderen Arten auch großflächig von der Unterkieferspitze bis zum Hinterschädel mit der Haut der Weibchen verschmelzen. In der Folge sind sie nicht mehr in der Lage, sich eigenständig zu ernähren, und werden ähnlich wie Embryonen in der Gebärmutter der Säugetiere durch den Blutkreislauf des Weibchens ernährt. Angewachsene Zwergmännchen zeigen zudem eine deutliche Größenzunahme, auch im Vergleich mit der Länge frei lebender Männchen der gleichen Art. Sie laichen mit den Weibchen und sterben mit dem Tod der Weibchen. Bei vielen Arten ist ein angewachsenes Zwergmännchen pro Weibchen die Normalität, bei anderen können es mehrere sein. Der Rekord beobachteter Exemplare liegt bei acht Zwergmännchen an einem Weibchen. Das Anwachsen ist seit den 1920er-Jahren bekannt und wird in vielen angelsächsischen Veröffentlichungen als Sexualparasitismus bezeichnet, hat jedoch mit der Definition von Parasitismus nichts zu tun. Symbiose der Anglerfische mit biolumineszierende Bakterien Die innere Struktur der Esca ist komplex und beinhaltet eine Vielzahl von Bläschen, die mit lumineszierenden Bakterien gefüllt sind. Zudem weist sie lichtabsorbierende Schichten, Pigmente, reflektierendes Gewebe, röhrenförmige, lichtleitende Strukturen, Nerven, Blutgefäße und Muskelfasern auf. Es gibt Hinweise darauf, dass die Esca auch Pheromon-produzierende Drüsen enthält, die dazu dienen, Männchen anzulocken. Dieses Beispiel für eventuelle intraspezifische Kommunikation mittels Biolumineszenz ist jedoch nicht die normalerweise für die Köderangeln angenommene Anwendung. Die an den Spitzen abgewandelter Rückenflossen sitzenden Leuchtorgane (Esca) können mehrere verschiedenen Funktionen übernehmen:Dauerleuchten, Blinken und die Abgabe von leuchtenden Substanzen in das Meerwasser werden als mögliche Funktionen der Esca angenommen. Es wird vermutet, dass die dauerleuchtenden Esca leuchtende Kotstücke imitieren, die von Tiefseefischen abgegeben werden und in denen biolumineszente Bakterien leben. Dieser Kot wird z. B. von einigen Krebsen gefressen, die damit als mögliche Beute für die Anglerfische dienen könnten.Die Intensität und Farbe des von den Anglerfischen abgegebenen Lichts kann durch den Anglerfisch selbst variiert werden, um verschiedene Arten von Beute anzulocken oder um sich an verschiedene Umweltbedingungen anzupassen. Symbiose Tiefsee-Beziehung 2: Bartwürmer mit chemoautotrophen Bakterien Exkurs Schwarze Raucher Hydrothermale Quellen entstehen, wenn Meerwasser in den Meeresboden eindringt und dort auf heiße Gesteine trifft. Eine hydrothermale Lösung bezeichnet eine Wasseransammlung in Gesteinsschichten, die aufgrund der herrschenden Druckverhältnisse noch bei weit über 100 °C flüssig sein kann, allerdings nur bis zum kritischen Punkt des Wassers bei 374,15 °C. Das Wasser wird dabei stark erhitzt und löst Mineralien aus den Gesteinen, bevor es durch Risse und Spalten im Meeresboden wieder aufsteigt. Im austretenden Heißwasser der Raucher sind vor allem Sulfide sowie andere Salze von Eisen, Mangan, Kupfer und Zink gelöst. Das beim Austritt bis über 300 °C heiße Wasser der Thermalquelle, reich an gelösten Stoffen, trifft mit dem 2 °C kalten Wasser des Meeresgrundes zusammen. Bei der Abkühlung werden Minerale als feine Partikel ausgefällt, wodurch sich der Austrittskegel oder Schornstein sowie dessen „Rauchfahne“ bilden. Ist diese Partikelwolke reich an Eisensalzen (z. B. Pyrit), so hat sie eine charakteristische schwarzgraue Färbung, weshalb von „Schwarzer Raucher“ gesprochen wird.An einem etwa 2.500 Meter tiefen Schwarzen Raucher am Ostpazifischen Rücken wurde ein Grünes Schwefelbakterium entdeckt, das eine anoxygene Photosynthese mit Schwefelwasserstoff oder Schwefel als Reduktionsmittel betreibt. In dieser Tiefe gelangt kein Sonnenlicht zu den Bakterien. Die Chlorosomen des Bakteriums sind jedoch in der Lage, die Wärmestrahlung (nahes Infrarot) der austretenden heißen hydrothermalen Lösung des Rauchers aufzunehmen und als Energiequelle für die Photosynthese nutzbar zu machen. Des Weiteren beherbergt das Biotop unter anderem Spinnenkrabben ohne Augen, Hoff-Krabben, Yeti-Krabben, Bartwürmer, Venus* und Miesmuscheln sowie Seesterne.Die hier lebenden Bartwürmer besitzen kein Verdauungssystem, sondern erhalten ihre Nährstoffe von Bakterien, mit denen sie in Symbiose leben. Diese Bakterien leben in gut durchbluteten Organen der Bartwürmer, den sogenannten Trophosomen, wodurch die Bartwürmer direkten Zugang zu den von den Bakterien gebildeten organischen Stoffen haben. Felder hydrothermaler Tiefseequellen sind nur ungefähr 20 Jahre aktiv. Die Verstopfung der Röhren und Spalten durch ausgefällte Mineralien führt zum Versiegen der Quellen und damit zum Aussterben der Fauna in der Umgebung, die nun als lebensfeindlich zu bezeichnen ist. Die Frage, wie die Lebewesen an neue Felder hydrothermaler Quellen gelangen, ist bisher nicht erforscht. Es gibt derzeit zwei verschiedene Hypothesen: Die Tiere geben ihre Eier in das Umgebungswasser ab, durch das sie dann über weite Strecken durch Meeresströmungen weitergetrieben werden. Sobald ein Ei eine hydrothermale Quelle mit optimalen Lebensbedingungen erreicht, wächst daraus eine Larve. Die erwachsenen Tiere sind in der Lage, von Quelle zu Quelle zu „springen“. Wal-Kadaver könnten als „Trittsteinbiotope“ von einem Schwarzen Raucher zum nächsten fungieren. Die genauen Abläufe dieses Vorgangs sind unter Forschern umstritten. Bislang wurden auch keine beweglichen Stadien nachgewiesen.Die extremen Umweltbedingungen, wie sie in den hydrothermalen Feldern der Tiefsee in der Nähe der Schwarzen Raucher herrschen, lassen an die Verhältnisse in der frühen Erdgeschichte denken, in denen Evolutionsbiologen den Ursprung des irdischen Lebens vermuten. Vulkanismus mit hohen Temperaturen und hohem Druck, Mangel an Licht und eine hohe Konzentration anorganischer Stoffe haben einige Forscher (u. a. Günter Wächtershäuser) dazu bewogen, der Umgebung von Schwarzen Rauchern eine besondere Bedeutung in der Entwicklung des Lebens zuzuweisen. Die Untersuchung des Genoms chemoautotroph aktiver Bakterien und Archaeen hydrothermaler Quellen, deren Genom eingehend untersucht wurde und bei vielen Arten vollständig entschlüsselt werden konnte, hat zu diesem Ergebnis beigetragen. Aufgrund ihres anaeroben Stoffwechsels und der Energiegewinnung ohne die Möglichkeit der Nutzung von Sonnenlicht sowie ihres Habitats, das auf der frühen Erde sehr häufig war, werden sie von einigen Forschern als repräsentativ für die frühesten Formen des Lebens angesehen. Andere in der Umgebung von hydrothermalen Quellen lebende Organismen, wie die in langen Röhren sitzenden Bartwürmer und Pompejiwürmer mit reduzierten Verdauungsorganen oder Muscheln der Art Calyptogena magnifica, die in Symbiose mit chemoautotrophen Schwefelbakterien leben, sind hochspezialisiert. Diese Lebensformen sind hochspezialisiert und lassen sich eher als Produkte einer langen Evolution denn als Ursprung bezeichnen. Einige Biologen erwarten, ähnliches Leben auf Eismonden der Gasplaneten wie z. B. dem Jupitermond Europa oder dem Saturnmond Enceladus zu finden, da dort unter den jeweiligen Eiskrusten Wasserozeane mit hydrothermalen Quellen vermutet werden. Bartwürmer und autotrophe Ernährung Bartwürmer und autotrophe Ernährung Die Bartwürmer oder Bartträger (Siboglinidae) sind eine Familie röhrenbauender Ringelwürmer (Annelida), die ihren Lebensraum auf dem Meeresboden fast aller Weltmeere vor allem in 1.000 bis 10.000 Metern Tiefe haben. Die Größe der Bartwürmer variiert zwischen 0,5 und 300 Zentimetern. Das Material für die Röhren der Bartwürmer wird von Drüsenzellen in der Epidermis der Bartwürmer gebildet und abgesondert. Die Tiere besitzen als ausgewachsene Würmer weder einen Mund noch einen durchgehenden Darm oder einen After. Die Ernährung der Bartwürmer erfolgt durch ein aus dem Darm entwickeltes Organ, das Trophosom. Dieses wird bereits in einem frühen Larvenstadium als spezielles Gewebe angelegt. Das Trophosom enthält Bakterien, die für die Ernährung der Tiere essenziell sind. Ihre Ernährung ist nahezu vollständig auf die Symbiose mit chemoautotrophen Bakterien abgestimmt. Diese leben im Trophosom der Bartwürmer und oxidieren aufgenommene anorganische Schwefelverbindungen. Die dadurch gewonnene Energie nutzen sie zur Reduktion von Kohlenstoff, also zum Aufbau organischen Materials und zur Synthese energiereicher Substanzen wie Adenosintriphosphat (ATP). Der Begriff Autotrophie, wörtlich „Selbsternährung“, bezeichnet in der Biologie die Fähigkeit von Lebewesen, ihre Baustoffe (und organischen Reservestoffe) ausschließlich aus anorganischen Stoffen aufzubauen. Dieser Stoffaufbau erfordert Energie.Als autotrophe Lebewesen sind insbesondere photosynthese-betreibende Primärproduzenten zu nennen, zu denen Pflanzen gehören. Bei ihnen dient Licht als Energiequelle (Photoautotrophie). Es gibt jedoch auch Organismen, die chemische Stoffumsetzungen als Energiequelle nutzen können (Chemoautotrophie). Bei der Chemoautotrophie wird chemische Energie genutzt, um Kohlenstoffdioxid zum Aufbau von Biomasse zu verwenden.Die Nährstoffe und die Bakterien selbst dienen dem Wurm als Energiequelle. Über ein sehr fein strukturiertes Blutgefäßsystem werden die Bakterien mit Sauerstoff, Kohlendioxid und Schwefelwasserstoff versorgt. Um den giftigen Schwefelwasserstoff zu transportieren, weisen die Hämoglobin-Moleküle des Blutes bei den Bartwürmern eine besondere Struktur auf. Infolgedessen wird der Schwefelwasserstoff in ungiftige Wasserstoffsulfid-Ionen umgewandelt. Zudem binden sie Sauerstoff und Schwefelwasserstoff an zwei unterschiedlichen Bindungsstellen, um eine Oxidation zu verhindern. Parasitäre Tiefsee-Beziehung 3: Der Grönlandhai und Ommatokoita elongata Der Grönlandhai (Somniosus microcephalus), auch Eishai genannt, gilt als ältester Hai der Welt mit einem geschätzten Alter von bis zu 512 Jahren. Somit erreicht er von allen bekannten Wirbeltierarten das höchste Alter. Der Grönlandhai erreicht eine durchschnittliche Länge von 4 bis 5 Metern, wobei größere Exemplare eine Länge von fast 8 Metern erreichen können. Er ist in der Lage, bis zu 2.000 Meter tief zu tauchen, wobei er in einer Tiefe zwischen 200 und 800 Metern am häufigsten angetroffen wird. Aufgrund seiner Trägheit und seines niedrigen Stoffwechsels ist der Grönlandhai für ein langes Leben prädestiniert. In eiskalten Gewässern bewegt er sich langsam und sein Stoffwechsel ist aufgrund niedriger Temperaturen ebenfalls langsam. Der Herzschlag liegt bei 10–30 Schlägen pro Minute. Der Zeitpunkt der Geschlechtsreife wurde auf mindestens 150 Jahre taxiert. Früher wurde vermutet, dass er sich von Aas vornehmlich ernährt. Neueren Erkenntnissen zufolge scheint er sich jedoch hauptsächlich von Robben und Fischen zu ernähren und diese sowohl in großen als auch in geringen Tiefen aktiv zu jagen. Es wird vermutet, dass der Grönlandhai trotz seiner langsamen Fortbewegung Robben erbeuten kann, da er sie angreift, während sie schlafen. Die frühere kommerzielle Fischerei hat zu einer starken Dezimierung der Grönlandhai-Populationen geführt. Aufgrund ihres hohen Alters und der späten Geschlechtsreife erholen sie sich nur langsam. Grönlandhaie spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem der Polarmeere, da sie zu den Spitzenräubern gehören und somit zum Gleichgewicht des gesamten Ökosystems beitragen. Die IUCN stuft den Grönlandhai seit 2019 als „verwundbar“ ein, sodass Maßnahmen zum Schutz und zur Erhaltung der Art dringend erforderlich sind. Parasit Ruderfußkrebse Ommatokoita elongata Wie bei zahlreichen Vertretern der Lernaeopodidae zeigt auch Ommatokoita elongata einen ausgeprägten Sexualdimorphismus. Adulte Weibchen von Ommatokoita elongata erreichen, inklusive der anhängenden Eiersäcke, eine Länge von 4–6 cm und sind damit ungewöhnlich groß für Vertreter der Ruderfußkrebse. Adulte Männchen sind sehr viel kleiner als die weiblichen Tiere und erreichen lediglich eine Gesamtlänge von 2,5 mm.Ein parasitärer Befall der Augen durch kleine Ruderfußkrebse (Ommatokoita elongata) führt zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Sehvermögens von Grönlandhaien. Die Krebse setzen sich an den Augen der Haie fest, um sich von deren Gewebeflüssigkeit zu ernähren. Die Augen der Haie bieten den Ruderfußkrebsen einen geschützten Lebensraum mit leicht verfügbarem Nahrungsmittel. Die Befallsrate liegt bei 98,9 %. Geschlechtsreife Weibchen und Larven des Krebses parasitieren am Augapfel von Grönlandhaien, wo sie schwere Gewebeschäden verursachen, die unter Umständen bis zur Erblindung des befallenen Tieres führen können. Aufgrund der hohen Befallsrate wurde die Hypothese aufgestellt, dass das Verhältnis zwischen Ommatokoita elongata und den befallenen Wirtstieren eher mutualistisch als rein parasitisch sei. Insbesondere wurde spekuliert, dass der biolumineszente, frei am Auge baumelnde Krebs dem Hai dabei helfen würde, potentielle Beutetiere anzulocken. Diese Parasiten erzeugen ein schwaches, grünes Licht (Biolumineszenz), dessen Einfluss auf das Jagdverhalten der Haie weiterer Forschung bedarf. Trotz eingeschränkter Sehfähigkeit sind Grönlandhaie effiziente Jäger, da sie über ein gut entwickeltes Netzwerk von Elektrorezeptoren verfügen.
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Apr 25, 2024 • 1h 2min

EGL050 »Carrion Comfort« von Dan Simmons: Mind Vampires, Nazis und John Lennons Tod in einem Meisterwerk des Horrors

"Nina was going to take credit for the death of that Beatle, John." -- Melanie in Carrion Comfort Den Horrorroman "Carrion Comfort" stellen wir in der vierten Episode unserer kleinen Dan-Simmons-Serie vor, nachdem Micz noch einen Nachtrag zur Folge 48 über Expanse liefert. Simmons' Monsterwerk (inhaltlich und vom Umfang her) erschien 1989, im selben Jahr wie ein weiterer Bestseller – "Hyperion" – und ein Jahr vor "The Fall of Hyperion" (1990). Es war also eine intensive und erfolgreiche Zeit des damals Anfang 40-jährigen amerikanischen Autors. "Carrion Comfort" ist komplex, episch, gigantisch und wieder einmal unfassbar gut geschrieben. Um keine Plots zu spoilern, beschränken wir uns auf die Appetizer-Kapitel 1 und 3 des Buchs, die schon 1983 als Novelette im großartigen OMNI-Magazin erschienen waren und auch online zu finden sind. Dort lernen wir Melanie kennen, eine vornehme, charakterstarke ältere Dame und vielleicht mächtigste unter den Mind-Vampiren, die jung bleiben, indem sie mit ihrer Fähigkeit Menschen übernehmen und kontrollieren. Dabei passiert das "Feeding", das die Vampire jung hält. Nina, eine Freundin aus der Kindheit, und Willi Borden, Nazi und nach seiner Flucht in die USA Filmproduzent, treffen sich jährlich, um ihre "Feedings" zu vergleichen und die besten zu prämieren. Doch wegen Melanies Verweigerung zerbricht das Bündnis und endet in einem Battle of the Minds (pardon my joke). In dieser Folge sprechen wir natürlich auch über Gerard Manley Hopkins' "Carrion Comfort" (1885) sowie über das OMNI-Magazin und Kathy Keeton, über "Marathon Man", "American Psycho", "Bill & Ted's Excellent Adventure", "Die drei Sonnen" von Liu Cixin, über Kurt Vonnegut und Jeff Noon. Shownotes Link zur Laufroute EGL050 | Wanderung | Komoot Links zur Episode »Hyperion« von Dan Simmons: symphonische Space-Opera oder Genre-Mix fesselnder Kurzgeschichten? Dan Simmons‘ »Ilium«: epische Schlachten auf dem Mars und die Suche nach Menschlichkeit zwischen Göttern, Androiden und modifizierten Menschen Dan Simmons Appetitmacher 1: »Song of Kali« & »Drood« – Review über Horror, psychologische Thriller und Historienroman Carrion Comfort auf Wikipedia "Carrion Comfort" by Gerard Manley Hopkins Hopkins's Poetry "Carrion Comfort" (1885-7) Summary and Interpretation "American Psycho" von Bret Easton Ellis (1991) "Der Marathon-Mann" von John Schlesinger (1976) OMNI Magazine auf isfdb.org (The Internet Speculative Fiction Database) Carrion Comfort Novelette Teil 1 in OMNI Magazine Sep 83 "Ghost Edit" von Jeff Noon in Cobralingus "As Close To The End As Possible" von Kurt Vonnegut "The Thing" von John Carpenter (1982) Mitwirkende Micz Flor (Erzähler) Instagram Twitter YouTube (Channel) Website Florian Clauß Bluesky Mastodon Soundcloud Website Außerdem erschienen in unserer Dan-Simmons-Mini-Serie: »Hyperion« von Dan Simmons: symphonische Space-Opera oder Genre-Mix fesselnder Kurzgeschichten? Dan Simmons‘ »Ilium«: epische Schlachten auf dem Mars und die Suche nach Menschlichkeit zwischen Göttern, Androiden und modifizierten Menschen Dan Simmons Appetitmacher 1: »Song of Kali« & »Drood« – Review über Horror, psychologische Thriller und Historienroman In der Episode nehmen wir Bezug auf das gleichnamige Gedicht „Carrion Comfort“ von Gerard Manley Hopkins (1844–1889) entstanden 1885, zitiert nach der Seite hopkinspoetry.com: Carrion Comfort  Gerard Manley Hopkins Not, I'll not, carrion comfort, Despair, not feast on thee;Not untwist — slack they may be — these last strands of manIn me ór, most weary, cry I can no more. I can;Can something, hope, wish day come, not choose not to be.But ah, but O thou terrible, why wouldst thou rude on meThy wring-world right foot rock? lay a lionlimb against me? scanWith darksome devouring eyes my bruisèd bones? and fan,O in turns of tempest, me heaped there; me frantic to avoid thee and flee?Why? That my chaff might fly; my grain lie, sheer and clear.Nay in all that toil, that coil, since (seems) I kissed the rod,Hand rather, my heart lo! lapped strength, stole joy, would laugh, chéer.Cheer whom though? the hero whose heaven-handling flung me, fóot tródMe? or me that fought him? O which one? is it each one? That night, that yearOf now done darkness I wretch lay wrestling with (my God!) my God.
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Apr 11, 2024 • 1h 28min

EGL049 Die Geheimnisse der Tiefsee: von den Entdeckungen unbekannter Welten unter Wasser

„Die Tiefsee ist nicht nur die letzte Grenze der Erde, sondern auch ein Spiegel unserer Zukunft“ Carl Chun, Leiter der ersten deutschen Tiefseeexpedition Valdivia In dieser Episode tauchen wir tief in die Geschichte der Tiefsee-Erforschung ein! Wir besuchen das Naturkundemuseum in Berlin, um die Spuren der ersten deutschen Tiefsee-Expedition zu entdecken. Die Valdivia bereiste von 1898 bis 1899 unter der Leitung von Carl Chun den Atlantischen und Indischen Ozean und brachte zahllose Exponate mit, die heute noch im Museum teilweise zu sehen sind und zu Forschungszwecken benutzt werden. Dort ist auch eine große Sammlung von Feuchtpräparaten ausgestellt, die viele Funde der Valdivia enthält. Wir suchen vor Ort unter den in Alkohol eingelegten Meeresbewohnern nach der Aufschrift „Valdivia“, während Flo Micz erklärt, ab welcher Tiefe die Tiefsee beginnt und warum. Desweiteren mit welchen Fangtechniken die Valdivia gearbeitet hat, wie damals der Meeresboden vermessen wurde und welche Arten von der Expedition neu entdeckt und berühmt geworden sind. Die Aufnahme in den vollen Ausstellungsräumen klingt doch recht hallig und wir setzen die Erzählung auf dem Panke-Wanderweg fort, der direkt am Museum beginnt und bis weit hinter Pankow führt. Das Ökosystem der Tiefsee ist von kaltem Wasser, hohem Druck und wenig Nahrungsquellen geprägt und unglaublich groß. Es hat obskure Lebensformen und Lebensgemeinschaften hervorgebracht. In den Tiefen haben sogar Parasiten Parasiten! Jedes verwertbare Teilchen findet Abnehmer. Flo war schon als Kind von der Tiefsee fasziniert und wollte „Haiforscher“ werden. Später entstand der Berufswunsch Meeresbiologe. Und obwohl der Ausbildungsweg sich nicht bewahrheitet hat, ist die Begeisterung für die weitergehend unerforschte Tiefsee geblieben. Die Tiefsee bedeckt über 60% der Erdoberfläche, aber nur 0,01% davon sind verprobt. Es gibt noch so viel zu entdecken und zu lernen über den größten Teil unserer Erde. Wir diskutieren auch den Abbau von Ressourcen aus der Tiefsee und die Gefahr, dass noch zu wenig bekannt ist, um die Folgen des Tiefseebergbaus angemessen einschätzen zu können. Wir bemühen uns bei diesem Thema nicht allzu dystopisch zu werden. Schließlich gesteht Flo, wie er auf das Thema gekommen ist. ChatGpt hatte dabei seine Finger im Spiel, aber nicht zu Unrecht! Viel Spaß beim Hören und verzeiht uns die Hallenbad-Athmosphäre im Naturkundemuseum, es waren Osterferien und viele Kinder waren auch bis kurz vor Schließung im Museum sehr aktiv. Shownotes Links zur Laufroute: EGL049 | Wanderung | Komoot Pankeweg vom Gesundbrunnen bis zur Quelle - Weddingweiser Grüne Hauptwege Berlin - Berlin.de Weg 5 - Nord-Süd-Weg (44 km) - Berlin.de Links zur Episode: Besuch planen | Museum für Naturkunde Expedition Nordpazifik: Verändert der Klimawandel auch die Tiefsee? | MDR.DE Leben in der Tiefsee: die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ozeane - Europäische Kommission Life in the deep – microbes of the abyss | ERC Die Tiefsee - DEEPWAVE e.V. Neues aus der Meeresforschung - Faszinierende Unterwasserwelt \nDie Tiefsee-Expedition Valdivia – Ein Forschungsabenteuer 1898 - SWR Kultur Valdivia-Expedition – Wikipedia Carl Chun – Wikipedia Aus den Tiefen des Weltmeeres Entdeckung und Erforschung der Tiefsee - scinexx.de Vampirtintenfisch – Wikipedia Nomenklatur (Biologie) – Wikipedia Aus den Tiefen des Weltmeeres by Carl Chun | Project Gutenberg Antje Boetius – Wikipedia Schelf – Wikipedia Marianengraben – Wikipedia Deepsea Challenger – Wikipedia Home - DEEPSEA CHALLENGE Archaeen – Wikipedia Marie Tharp – Wikipedia Polarstern (Schiff, 1982) – Wikipedia Eisbrecher – Wikipedia Multicorer – Wikipedia Jago (U-Boot) – Wikipedia Summer of Science - The Most Comprehensive Map of the Deep Seafloor Yet - NYTimes.com Liste der Tiefseegräben – Wikipedia Highlights der Präparationskunst | Museum für Naturkunde Beats & Bones: Der Podcast aus dem Museum für Naturkunde Berlin | Museum für Naturkunde Panke – Wikipedia Zentrale des Bundesnachrichtendienstes – Wikipedia Bundeswehrkrankenhaus Berlin – Wikipedia Bouvetinsel – Wikipedia Nullmeridian – Wikipedia MENSCH UND MEER - Die Challenger-Expedition - Alles Geschichte - History von radioWissen | BR Podcast RES083 Tiefseeforschung – Resonator Gaia (Raumsonde) – Wikipedia David Attenborough – Wikipedia Walsturz – Wikipedia Symbiose – Wikipedia Parasitismus – Wikipedia Biolumineszenz – Wikipedia Fotografien als Beifang | Museum für Naturkunde Kryptozoologie – Wikipedia Kryptospezies – Wikipedia Manganknolle – Wikipedia Frist für Tiefseebergbau verstreicht: Werden nun Manganknollen abgebaut? | tagesschau.de Fangquoten in der Ostsee: Weiterhin harte Einschnitte | NDR.de - Nachrichten - Mecklenburg-Vorpommern Starlink: Müllen wir unseren Himmel zu? - quarks.de Ernst Haeckel – Wikipedia Mitwirkende Florian Clauß (Erzähler) Bluesky Mastodon Soundcloud Website Micz Flor Instagram Twitter YouTube (Channel) Website Verwandte Episoden EGL051 Obskure Lebensgemeinschaften in der Tiefsee Die Tiefsee, ein Ort voller Geheimnisse und unentdeckter Wunder, hat die Menschheit seit jeher fasziniert. Diese dunkle, kalte und druckvolle Welt, die ab einer Tiefe von 200 Metern beginnt, bedeckt weit mehr als die Hälfte unseres Planeten. Doch trotz ihrer Weitläufigkeit und Bedeutung für das Erdklima und die biologische Vielfalt, bleibt sie eines der am wenigsten erforschten Gebiete der Erde. Die Geschichte der Tiefseeforschung, die Technologien, die dabei zum Einsatz kommen, die einzigartigen Lebensformen, die dort existieren, und die Herausforderungen, denen sie gegenüberstehen, sind ein faszinierendes Kapitel der Wissenschaft, das noch lange nicht abgeschlossen ist. Tiefseeforschung Einer der Pioniere dieser Forschung war Carl Chun, ein deutscher Zoologe, der Ende des 19. Jahrhunderts die erste deutsche Tiefsee-Expedition leitete. Mit dem Forschungsschiff „Valdivia“ brach er 1898 auf, um die unbekannten Tiefen der Weltmeere zu erkunden. Zu einer Zeit, als man glaubte, dass kein Leben unterhalb von 400 Metern Tiefe existieren könne, entdeckte Chun und seine Crew eine Vielzahl von Lebewesen, die die Dunkelheit der Tiefsee bevölkern. Ihre Entdeckungen, darunter der geheimnisvolle Tintenfisch Vampyroteuthis infernalis, sowie die Funde von Manganknollen, die als Lebensraum für Tiefseetiere dienen, erweiterten unser Verständnis vom Leben in der Tiefsee grundlegend. Moderne Tiefseeforschung nutzt eine Vielzahl von Technologien, von ferngesteuerten Fahrzeugen bis hin zu spezialisierten U-Booten, die Wissenschaftler in die Tiefen des Ozeans bringen. Ein herausragendes Beispiel ist der Tauchgang von James Cameron im Marianengraben, der tiefsten bekannten Stelle der Weltmeere, wo er neue Arten entdeckte und wertvolle Daten sammelte. Doch trotz solcher spektakulärer Expeditionen ist weniger als 0,01% der Tiefsee verprobt. Geschöpfe der Tiefsee Die Tiefsee beherbergt eine erstaunliche Vielfalt an Leben, das an extreme Bedingungen wie völlige Dunkelheit, kalte Temperaturen und enormen Druck angepasst ist. Viele Arten der Tiefsee haben einzigartige Anpassungen entwickelt, um in dieser unwirtlichen Umgebung zu überleben. Sie ernähren sich von abgestorbenen Organismen, die aus höheren Wasserschichten herabsinken, oder von den wenigen anderen Lebewesen, die in dieser Tiefe existieren. In einem Lebensraum, der über Jahrmillionen gleichbleibende Lebensbedingungen bietet, treibt die Evolution Blüten, um alle möglichen Nischen zu besetzen. In der Tiefsee gibt es jedoch auch kurzlebige Ökosysteme, wie zum Beispiel an den hydrothermalen Quellen, den sogenannten Schwarzen Rauchern, die durch Magmaausstoß entstehen. Hier hat sich eine der schnellstwachsenden Art der Erde entwickelt, ein Röhrenwurm. Ein Verwandter dieser Art gilt als einer der langsam wachsende Art unter den Tieren. Die Tiefsee ist ein Ort der Extreme. Die Bedeutung und Bedrohung der Tiefsee Die Tiefsee spielt eine entscheidende Rolle im globalen Klimasystem. Sie dient als Senke für Kohlendioxid, wobei kalte Regionen wie die Polarmeere besonders viel CO2 aufnehmen und in die Tiefe transportieren. Dieser Prozess hilft, die globale Erwärmung zu verlangsamen, macht die Tiefsee aber auch anfällig für die Übersäuerung der Meere, die das dortige Ökosystem bedroht. Darüber hinaus ist die Tiefsee ein Reservoir für Biodiversität und potenzielle Ressourcen, deren Wert wir erst zu verstehen beginnen. Die Tiefsee steht vor zahlreichen Bedrohungen, von der Überfischung und dem Tiefseebergbau bis hin zur Verschmutzung durch Plastik und Übersäuerung. Diese menschlichen Aktivitäten gefährden die empfindlichen Ökosysteme der Tiefsee und die Arten, die dort leben. Um diese einzigartige Welt zu schützen, sind internationale Anstrengungen und strengere Regulierungen erforderlich. Die Forschung spielt dabei eine entscheidende Rolle, indem sie das Wissen liefert, das notwendig ist, um effektive Schutzmaßnahmen zu entwickeln.
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Mar 28, 2024 • 59min

EGL048 »The Expanse« zu Ende erzählt: Was passiert in den drei unverfilmten Büchern der Serie?

"Nine books later and you’re still here, so this one’s for you." -- Widmung in "Leviathan Falls", dem 9ten Buch der "The Expanse" Serie Diese Episode richtet sich speziell an die Fans von "The Expanse", die bisher nur die Serie gesehen haben und neugierig darauf sind, wie die Geschichte weitergeht. Denn von der neunteiligen Buchreihe von James S.A. Corey (dem Pseudonym von Daniel Abraham und Ty Franck) wurden lediglich sechs Bände verfilmt. Als TV- bzw. Streaming-Serie wurde "The Expanse" erstmals 2015 auf Syfy ausgestrahlt. Nach drei Staffeln übernahm Amazon die Produktion. Die vierte Staffel wurde 2018 veröffentlicht, jedoch stellte Amazon nach drei weiteren Staffeln die Produktion ein. Dieser Folge unseres Podcasts widmen wir all denen, die noch immer im Dunkeln tappen. Was geschieht in den letzten drei Büchern der epischen Saga, die niemals verfilmt wurden? Am Ende der letzten Staffel von "The Expanse" bleiben mehr Fragen offen, als dass Handlungsstränge abgeschlossen werden. Die Free Navy ist besiegt, Marcos Schiff löst sich in der Slow Zone auf, Duarte entkommt mit einem Teil der Militärstreitkräfte und verschwindet im System "Laconia". In der letzten Staffel sind zudem Elemente der "Expanse"-Kurzgeschichte "Strange Dogs" eingeflochten, die eine wichtige Verbindung zu den folgenden Büchern hätte sein können. Doch ein Finale findet in der verfilmten Serie nie statt. Die Buchreihe hingegen kommt zu einem Abschluss. Wir enthüllen den Rest der Geschichte um die Crew der Rocinante mit zahlreichen Plot-Spoilern und einer abschließende Kurzkritik des bombastischen Finales. Shownotes Link zur Laufroute EGL048 | Wanderung | Komoot Links zur Episode Wochenmarkt auf dem Karl-August-Platz Trinitatiskirche in Charlottenburg Fandom Wiki Seite von "The Expanse" Teil 7 "Persepolis Rising" Teil 8 "Tiamat's Wrath" Teil 9 "Leviathan Falls" Expanse-Novella "Strange Dogs" Mitwirkende Micz Flor (Erzähler) Instagram Twitter YouTube (Channel) Website Florian Clauß Bluesky Mastodon Soundcloud Website Verwandte Episoden EGL041 The Expanse: warum die geniale Sci-Fi Serie so gut funktioniert. In der Mitte dieser Folge, finden wir uns auf dem Wochenmarkt auf dem Karl-August-Platz wieder. Flo hat mich dahin geführt, ohne dass ich mich erinnern kann, wo wir überhaupt langgelaufen sind. Ich muss mir die Strecke selber noch mal auf unserer Website ansehen. Auf jeden Fall stehen wir in einer Schlange vor der Trinitatiskirche in Charlottenburg und warten auf einen Flat White, als der Plot von The Expanse auf die Zielgerade einbiegt. Wer mit dem Gedanken spielt die drei letzten, unverfilmten Bücher von „The Expanse“ zu lesen, sollte das unbedingt tun. Teil 7 „Persepolis Rising“ und 8 „Tiamat’s Wrath“ machen wirklich richtig Spaß. Teil 9 „Leviathan Falls“, in dem der komplette Spannungsbogen buchstäblich in sich zusammenfällt, gibt sich noch mehr Mühe, fühlt sich aber gegen Ende gleichzeitig zu dicht und zu ausgedehnt an. Ich möchte hier im Text keine Plot-Spoiler einbauen, denn dann braucht ihr die Folge ja nicht mehr zu hören. Nur so viel: die Expanse-Saga findet wirklich ein Ende, mit dem man sich versöhnen kann. Und ich möchte Lust auf die Folge machen, ist ja klar, deshalb verrate ich: zwei Mitglieder:innen der Rocinante-Crew sterben, und eine:r weitere:r wird zuerst brutalst erschossen, aber… (Selten war Gendern so wichtig, um die Spannung hoch zu halten!) Wer die Zusammenfassung der Bücher lesen möchte, der findet auf der Fandom Wiki Seite von „The Expanse“ ausführliche Zusammenfassungen von Teil 7 „Persepolis Rising“, Teil 8 „Tiamat’s Wrath“ und Teil 9 „Leviathan Falls“. Aber, hey, wo ihr schon mal hier seid, hört’s euch einfach an. Wir reiten in dieser Episode durch die letzten drei Bücher von „The Expanse“ und lassen dabei alles raus.
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Mar 14, 2024 • 1h 22min

EGL047 »Hyperion« von Dan Simmons: symphonische Space-Opera oder Genre-Mix fesselnder Kurzgeschichten?

"For instance, does anyone here know why he or she was chosen by the Shrike Church and the All Thing to go on this voyage?" -- Sol Weintraub, Hyperion, Chapter 1 In unserer kleinen Podcast-Serie zu Dan Simmons besprechen wir heute 'Hyperion'. Dieser Science-Fiction-Roman von 1989 folgt sieben Pilger:innen auf dem Weg zu den Zeitgräbern des Planeten Hyperion. Auf ihrer Reise erzählen sie sich gegenseitig von ihrer Beziehung zu diesem Planeten und dem mystischen 'Shrike', einer rätselhaften humanoiden über drei Meter großen Kreatur aus Stahl und Klingen. Um diese totbringende, scheinbar unsterbliche, gottgleiche Gestalt, die sich durch die Zeit bewegen kann, hat sich die Kirche des Shrike gebildet, die aus tausenden von Bewerber:innen genau diese sieben für die letzte Pilgerfahrt ausgewählt hat. Was sie so besonders macht, genau das versuchen die Pilgernden durch ihre einzelnen Geschichten herauszufinden. In der vielschichtigen Struktur des Romans entblättert Dan Simmons die Welten von 'Hyperion' in unterschiedlichsten Genres. Wir nutzen Simmons' literarischen Kniff in Hyperion, eine Reihe von kurzen Erzählungen mittels einer Rahmenerzählung ineinander zu verweben, um über E.T.A. Hoffmanns 'Die Serapions-Brüder' und die 'Canterbury Tales' von Geoffrey Chaucer zu sprechen, die ebenfalls mit Rahmenhandlungen arbeiten. Aus letzterem lesen wir die Ansprache des Wirts vor, mit der er die Pilernden zum Erzählen bewegt. Shownotes Link zur Laufroute EGL047 | Wanderung | Komoot Links zur Episode Jürgen Klopp im Podcast 'Hotel Matze' am 26.7.2023 Position 00:44:23 E.T.A. Hoffmann: Die Serapions-Brüder Episode 45 über Dan Simmons‘ "Ilium" Die Friedhöfe Mehringdamm bestehen aus fünf Kirchhöfen Die Serapions-Brüder auf projekt-gutenberg E.T.A. Hoffmann Portal der Staatsbibliothek zu Berlin Rahmenerzählung ist eine literarische Technik Die Serapionsbrüder (1819 bis 1821) Erzählungen und Aufsätze von E.T.A. Hoffmann Das serapiontische Prinzip: Intermedialität und Synästhesie in der Literatur der Romantik Shrikes: Meet the Bird That Impales Prey on Spikes Shrike = Würger (Lanius) ist der englische 'Shrike' "Das Wirtshaus im Spessart" Rahmenerzählung 3. Band von Wilhelm Hauffs Märchenalmanach Tales of Caunterbury 14. Jhdrt Geoffrey Chaucer "Remembering Siri" in "Prayers to Broken Stones" von Simmons Freundeskreis Serapionsbrüder Hörspiel zu E.T.A. Hoffmann: Die Serapions-Brüder, BR 2006 Mitwirkende Micz Flor (Erzähler) Instagram Twitter YouTube (Channel) Website Florian Clauß Bluesky Mastodon Soundcloud Website Verwandte Episoden EGL043 Dan Simmons Appetitmacher 1: Song of Kali & Drood - Review über Horror, psychologischer Thriller und HistorienromanEGL045 Dan Simmons' Ilium: epische Schlachten auf dem Mars und die Suche nach Menschlichkeit zwischen Göttern, Androiden und modifizierten Menschen Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. So wird auch in Simmons‘ Hyperion aus einer Ansammlung von Kurzgeschichten, in einer Rahmenerzählung eingebettet, eine große Space-Opera. Es sind viele Leben, die hier zusammen kommen, aus unterschiedlichsten Generationen und Zeiten, da das Reisen durch das Universum die einzelnen Zeitstrahlen der Biografien voneinander entkoppelt. Aber auch für ein einziges Leben auf unserem Planeten gilt, wie der Fußballtrainer Jürgen Klopp im Leben allgemein beobachtet: „Das Leben ist eine Ansammlung von kleinen Geschichten, um eine große daraus zu machen.“ Jürgen Klopp im Podcast ‚Hotel Matze‘ am 26.7.2023 Position 00:44:23 So wollen auch wir mehrere Erzählungen ineinenader verweben. Bevor wir in Dan Simmons‘ „Hyperion“ verschwinden, treffe ich mich mit Flo am Mehringdamm. Ich führe ihn zum Grab von E.T.A. Hoffmann (1776–1822), anhand dessen „Die Serapions-Brüder“ die Wirkungsweise einer Rahmenerzählung darstellen möchte. Diese Sammlung literarischer Werke erschien zwischen 1819 und 1821 und wurde aus bereits veröffentlichtem Material und einigen neuen Texten zusammengestellt. So ist z.B. auch das weitbekannte „Nußknacker und Mausekönig“ Teil der Sammlung. Innerhalb einer Rahmenhandlung diskutieren literarisch versierte Freunde über das Material, Kunstfragen und das Schreiben. E.T.A. Hoffmann und der Einsiedler Serapion Als Inspiration für diese Rahmenhandlung E.T.A. Hoffmanns diente der Berliner Freundeskreis des Schriftstellers, die sich ebenfalls die „Serapions-Brüder“ nannten. Namensgeber war laut Wikipedia der heilige Serapion (12. / 13. Jahrhundert), aus Irland oder Schottland in das heutige Spanien kommend, starb er in Algier als erster Märtyrer des Mercedarier-Ordens. An anderer Stelle wird ein Einsiedler aus Ägypten aus dem vierten Jahrhundert genannt: „Der Terminus serapiontisches Prinzip lässt sich auf den Einsiedler Serapion zurückführen, der im vierten Jahrhundert in Ägypten lebte. Hoffmann erwähnt ihn im Eingangsgespräch; Er konstruiert sogar eine Geschichte um einen Einsiedler, der sich für Serapion hält, die allerdings zunächst ohne Titel bleibt.“ Regina Kland: Die Serapionsbrüder und das serapiontische Prinzip, 2003 Das „Serapionische Prinzip“ wird wie folgt beschrieben: „Dein Einsiedler, mein Cyprianus, war ein wahrhafter Dichter, er hatte das wirklich geschaut was er verkündete, und deshalb ergriff seine Rede Herz und Gemüt. […] Wenigstens strebe jeder recht ernstlich darnach, das Bild, das ihm im Innern aufgegangen recht zu erfassen mit allen seinen Gestalten, Farben, Lichtern und Schatten, und dann, wenn er sich recht entzündet davon fühlt, die Darstellung ins äußere Leben [zu] tragen. […] Der Einsiedler Serapion sei unser Schutzpatron, er lasse seine Sehergabe über uns walten, seiner Regel wollen wir folgen, als getreue Serapions-Brüder!“ Das Serapionische Prinzip laut Serapions-Bruder Lothar in E.T.A. Hoffmann: Die Serapions-Brüder Unsere Rahmenhandlung der Rahmenerzählung verlassen wir gemächlich, nachdem wir kurz Wilhelm Hauffs „Das Wirtshaus im Spessart“ als weiteres Beispiel erwähnen und uns auf den Weg zum Potsdamer Platz machen. Wir landen nämlich beim Klassiker der Rahmenerzählung: „The Canterbury Tales“ von von Geoffrey Chaucer aus dem 14. Jahrhundert. In den meisten „Hyperion“ Besprechungen wird Chaucers Erzählung als Inspiration für Dan Simmons‘ Erzählstruktur genannt. Bei Chaucer ist es der Wirt, der anregt sich gegenseitig Geschichten zu erzählen, um die Pilgerreise nach Canterbury kurzweiliger zu gestalten. Bei Simmons‘ „Hyperion“ ist es einer der Pilger selbst. Sol Weintraub wird als „the Wandering Jew and his hopeless quest“ beschrieben. (Wir erinnern uns an Episode 45 über Dan Simmons‘ „Ilium“ und Savi, die „wandernde Jüdin“.) Sol Weintraub ist jedoch nicht an Kurzweiligkeit interessiert, sondern sucht Antwort auf die Frage, was die sieben Pilger:innen verbindet, denen die letzte Pilgerreise auf den entlegenen Planteten „Hyperion“ genehmigt wurde. „It would seem that our reasons for returning to Hyperion are so compelling that even the Shrike Church and the Hegemony probability intelligences agree that we deserve to return“, he said.“ […] „I suggest that we share our stories in the few days remaining to us.“ Sol Weintraub, Chapter 1 Und so beginnen die Erzählungen der Pilgernden (die ich unten an den englischen Wikipedia-Eintrag zu Hyperion angelehnt, übersetzt und um Zitate des Konsuls erweitert habe). Im Jahr 2732 umfasst die Hegemonie der Menschen Hunderte von Planeten, die durch Farcaster Portale miteinander verbunden sind. Die Hegemonie unterhält ein unruhiges Bündnis mit dem TechnoCore, einer Zivilisation von KIs. Modifizierte Menschen, die als Ousters bekannt sind, leben in Raumstationen zwischen den Sternen und befinden sich in einem Konflikt mit der Hegemonie. Zahlreiche „Outback“-Planeten haben keine Farcaster und können nur unter erheblicher Zeitdilatation erreicht werden. Einer dieser Planeten ist Hyperion, die Heimat von Strukturen, die als Zeitgräber bekannt sind, die sich in der Zeit rückwärts bewegen und von einer legendären Kreatur, dem Shrike, bewacht werden. Am Vorabend einer Invasion der Ouster auf Hyperion wird eine letzte Pilgerreise zu den Zeitgräbern organisiert. Die Pilger beschließen, dass jeder von ihnen seine Geschichte erzählen wird, wie er für die Pilgerreise ausgewählt wurde. Erster Teil, Die Geschichte des Priesters: „The Man who Cried God“ Father Lenar Hoyt, a priest of the old-style Christian sect known as Catholic. Der Konsul in Chapter 1 Paul Duré und Lenar Hoyt sind katholische Priester, die in die Verbannung von Hyperion geschickt wurden. Während Duré sich in den weit entfernten Bereichen von Bikura aufhält, einer isolierten Zivilisation, entdeckt er, dass die Bikura von kreuzförmigen Parasiten, der so genannten Cruciform, befallen sind. Diese Parasiten haben die Fähigkeit, nach dem Tod den physischen Körper wieder aufzubauen und die Wirtsperson wiederzubeleben. Duré selbst wird infiziert, als er dem Shrike begegnet. Trotz unerträglicher Schmerzen ist Duré unfähig, die Cruciform zu entfernen oder Bikura zu verlassen. Seine Tagebuchaufzeichnungen enden abrupt. Hoyt enthüllt schließlich, dass Duré sich in einem verzweifelten Versuch, die Cruciform loszuwerden, an einem Tesla-Baum gekreuzigt hat. Sieben lange Jahre lang wurde Pater Duré immer wieder durch Stromschläge getötet und wiederbelebt. Als Hoyt schließlich Duré berührt, fällt die Cruciform von seinem Körper ab und lässt ihn schließlich sterben. Die Bikura werden mit Atomwaffen vernichtet, aber nicht bevor Hoyt sowohl mit Durés Cruciform als auch mit einer eigenen Cruciform infiziert ist. Zweiter Teil, Die Geschichte des Soldaten: „The War Lovers“ Colonel Fedmahn Kassad, the so-called Butcher of South Bressia, was probably no longer either infamous or famous. Der Konsul in Chapter 1 Die Geschichte von Colonel Fedmahn Kassad beginnt mit einer Rückblende in die Zeit seiner Ausbildung an der FORCE-Militärakademie auf dem Mars. Während einer Simulationsschlacht rettet eine geheimnisvolle Frau Kassad und wird seine Geliebte. Kassad entführt ein Ouster-Shuttle und lässt es auf Hyperion abstürzen. Dort wird er mit seiner Geliebten Moneta wiedervereint. Kassad sieht den Baum des Schmerzes, einen gigantischen Stahlbaum, an dem das Shrike seine Opfer aufspießt. Moneta und das Shrike lehren ihn, im Kampf die Zeit zu verändern. Kassad erkennt, dass Moneta und das Shrike ihn manipuliert haben und ihn benutzen wollen, um einen interstellaren Krieg auszulösen, in dem Milliarden von Menschen sterben werden. Nachdem Kassad gerettet wurde, wird er zum Antikriegsaktivisten. Dritter Teil, Die Geschichte des Dichters: „Hyperion Cantos“ Martin Silenus was […] pleasantly demonic. The poet’s silver hair had been cropped into rough-hewn bangs. Der Konsul in Chapter 1 Martin Silenus wurde als Dichter ausgebildet, aber seine Ausbildung wurde unterbrochen, als ein schwarzes Loch die Erde zerstörte. Silenus ist gezwungen, als Hilfsarbeiter zu arbeiten. Während dieser Zeit beginnt er mit der Arbeit an seinen Hyperion Cantos, seinem Hauptwerk. Seine Reihe Sterbende Erde wird ein Riesenerfolg und macht ihn zum Multimilliardär. Silenus schließt sich dem traurigen König Billy auf Hyperion an. Billy ist ein Aristokrat, der beschließt, nach Hyperion umzusiedeln und ein Königreich der Künstler zu gründen. Silenus nimmt die Arbeit an den Cantos wieder auf und ist überzeugt, dass das Shrike seine Muse ist. Billy verbrennt das Manuskript der Cantos und wird von dem Shrike entführt. Seitdem hat Silenus, der auf lebensverlängernde Behandlungen angewiesen ist, Jahrhunderte darauf gewartet, nach Hyperion zurückzukehren und das Gedicht zu vollenden. Vierter Teil, Die Erzählung des Gelehrten: „The River Lethe’s Taste Is Bitter“ Sol Weintraub […] The Consul had heard tales of the Wandering Jew and his hopeless quest. Sol Weintraub, ein jüdischer Professor, nimmt mit seiner kleinen Tochter Rachel an der Pilgerfahrt teil. Vor zwanzig Jahren wurde Weintraubs erwachsene Tochter Archäologin und reiste nach Hyperion. Bei der Kartierung eines der Gräber erscheint das Shrike; Rachel erkrankt an einer Krankheit, die sie rückwärts altern lässt. Weintraub ringt jahrelang mit Träumen, in denen ihm befohlen wird, nach Hyperion zu gehen und Rachel in einer Wiederholung der Bindung von Isaak zu opfern. Er beschließt, ein Pilger zu werden und das Shrike um ein Heilmittel zu bitten. Nachdem sie Weintraubs Geschichte gehört haben, zieht sich die Gruppe nach draußen zurück, um die Sterne zu betrachten. Dort sehen sie, wie das Baumschiff der Templer, das sie nach Hyperion gebracht hat, von Oustern zerstört wird. „I am the True Voice of the Tree“, said Het Masteen. „While many Templars believe that the Shrike is the Avatar of punishment for those who do not feed from the root, I must consider this a heresy not founded in the Covenant or the writings of the Muir.“ Het Masteen, Chapter 1 Het Masteen, Kapitän des Schiffes und ebenfalls auf der Pilgerreise, reagiert nicht und zieht sich wortlos in sein Zimmer zurück. Am nächsten Morgen ist Masteen verschwunden, und sein Zimmer ist voller Blut, obwohl die ganze Nacht über Wache gehalten wurde. Fünfter Teil, Die Geschichte der Privatdetektivin: „The Long Good-Bye“ Brawne Lamia, […] the detective stared at the Consul with such intensity that he could feel the pressure of her gaze even after she looked away. Der Konsul in Chapter 1 Brawne Lamia ist eine Privatdetektivin. Ihr aktueller Klient ist ein Cybrid (ein menschlicher Körper, der von einer TechnoCore-KI kontrolliert wird) namens Johnny. Sie und Johnny werden zwangsweise auf einen Planeten verbannt, der eine perfekte Nachbildung der alten Erde zu sein scheint. Sie werden ein Liebespaar. Lamia und Johnny verüben einen Virtual-Reality-Raub auf dem TechnoCore. Sie entdecken, dass die KI des Kerns durch ihre unterschiedliche Loyalität gegenüber dem Projekt der Ultimativen Intelligenz (UI) des Kerns gespalten ist. Einige Mitglieder des Kerns planen, eine allwissende KI zu erschaffen: im Grunde genommen einen Gott. Johnny wird bei einem Überfall getötet, aber nicht bevor er sein Bewusstsein in ein Implantat in Lamias Schädel übertragen hat. Es stellt sich heraus, dass Lamia mit Johnnys Baby schwanger ist. Sie wird von Shrike-Kultisten gerettet und erhält Asyl bei der Kirche des Shrike unter der Bedingung, dass sie die Pilgerreise antritt. Sechster Teil, Die Geschichte des Konsuls: „Remembering Siri“ Der Konsul erzählt die Geschichte von Merin Aspic und Siri. Aspic unternimmt mehrere Reisen an Bord eines Raumschiffs, um auf Maui-Covenant ein Fernbedienungsportal zu errichten, das es mit der Hegemonie und ihren wartenden Touristenscharen verbindet. Schließlich verliebt er sich in Siri. Jedes Mal, wenn sie sich treffen, altern Merin und Siri aufgrund der Zeitdilatation mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Dieser Unterschied wird immer deutlicher, bis zum achten Besuch, bei dem Merin zurückkehrt und Siri tot vorfindet, weil sie alt geworden ist und der Fernzähler aktiviert werden soll. Merin beschließt, den Fernzähler zu sabotieren und beginnt einen hoffnungslosen Widerstand gegen die Hegemonie. Bei der Niederschlagung der Rebellion zerstört das Militär die Ökologie so gründlich, wie es die Touristen getan hätten. Der Konsul enthüllt, dass Siri und Merin seine Großeltern waren. Er wartet auf eine Gelegenheit, die Hegemonie zu verraten und Rache zu üben. Der Konsul enthüllt, dass er eine Ouster-Vorrichtung ausgelöst hat, die zur Entleerung der Zeitgräber und zur Freisetzung des Shrike geführt hat, wohl wissend, dass dies wahrscheinlich die Vernichtung der Menschheit zur Folge haben würde. Epilog Die Pilger beschließen, ihre Reise fortzusetzen, um den Shrike zu treffen. Die Erzählung endet abrupt, als sie sich über die Wüstenebene den Zeitgräbern nähern, die nun ein ungewöhnliches Leuchten ausstrahlen. Wenn dich Dan Simmons interessiert, dann sind diese Folgen vielleicht was für dich: Dan Simmons‘ Ilium: epische Schlachten auf dem Mars und die Suche nach Menschlichkeit zwischen Göttern, Androiden und modifizierten Menschen Dan Simmons Appetitmacher 1: Song of Kali & Drood – Review über Horror, psychologischer Thriller und Historienroman
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Feb 29, 2024 • 1h 21min

EGL046 Berlinale 2024 Review: wie LaBruce mit »The Visitor« Pasolinis »Teorema« für das 21. Jahrhundert neu schreibt - sexuelle Befreiung statt bourgeoise Zerstörung

"Was mich wie die anderen gemacht hat, ist zerstört worden. Ich war wie alle anderen mit vielen Fehlern. Du hast mich anders gemacht, indem du mich aus der natürlichen Ordnung der Dinge herausgenommen hast." Pietros Geständnis Es ist Februar, es ist Berlinale Zeit. Auch in diesem Jahr wollen wir einen Film von der Berlinale besprechen: "The Visitor" von Bruce LaBruce. Eigentlich wollten Flo und Micz den gemeinsam sehen und frisch mit den Eindrücken aus dem Kino den Film besprechen, das hat aber nicht geklappt. Insofern treffen wir uns eine Woche später vor dem Berlinale Palast, um die nicht mehr ganz so frischen Eindrücke zu verarbeiten. Flo hat den Film auch ausgesucht, weil er damit auch weiter über sein Lieblingsthema erzählen kann: über die Nouvelle Vague. Denn "The Visitor" ist ein Remake des Filmes "Teorema - Geometrie der Liebe" von 1968 von Pierre Paolo Pasolini. Pasolini gilt wohl als einer der streitbarsten und konsequentesten Regisseure des neuen italienischen Films. Pasolini ist 1975 nach seinem Skandalauslösenden Film "Salo - die 120 Tage von Sodom" ermordet worden. Pasolini war Autor, Kommunist und Filmemacher, lebte offen seine schwule Sexualität aus und inszenierte tabuisierte Themen in einer eigenen Filmsprache. Auch Bruce LaBruce bricht mit seinen Filmen gerne gesellschaftliche Tabus, so auch in seinem diesjährigen Berlinale Beitrag "The Visitor". Hier werden explizite pornographische Szenen gezeigt. LaBruce gilt als Erfinder und Vertreter des Queer Cinemas, dreht mit wenig Budget genreübergreifende Low-Budget-Filme, die internationales Aufsehen auslösen. Dabei steht auch seine politische Haltung im Vordergrund. Mit "The Visitor" macht er auf die Situation und Zuschreibungen von Flüchtlingen aufmerksam. Für ihn bedeutet Auslebung der Sexualität eine Art von Befreiung aus den bürgerlichen Denkmustern. Bei Pasolinis Film "Teorema" steht auch die Zerstörung der bürgerlichen Familie im Vordergrund. Von der Struktur hat sich LaBruce sehr dicht am Original orientiert: eine großbürgerliche Familie wird in ihren konsumistischen Verhalten präsentiert, ein Gast trifft ein, der eine unwiderstehliche sinnliche Anziehungskraft auf alle Familienmitglieder ausübt. Modellhaft werden alle Stationen absolviert und durchgespielt: Zunächst die Verführungen durch den Gast, dann die Geständnisse oder Bekenntnisse und am Ende die Transformationen der Protagonist:innen. Wir steigen in dieser Episode am Berlinale-Palast mit "The Visitor" ein, schweifen im Tierpark immer wieder in Richtung Pasolini ab, vergleichen die beiden Filme und die politische Haltungen der Regisseure, sprechen dann ausführlicher über Pasolinis Biografie und Filmsprache, über die geheimnisvolle Figur des Gastes und den Schicksalen der einzelnen Figuren in "Teorema". Shownotes Link zur Laufroute EGL046 | Wanderung | Komoot Links zur Episode | Berlinale | Bruce LaBruce – Wikipedia The Visitor (2024 film) - Wikipedia Berlinale Talk - Bruce LaBruce und Bishop Black zu "The Visitor" | radioeins Pier Paolo Pasolini – Wikipedia Liebes Tagebuch… – Wikipedia Municipio X – Wikipedia Friaul – Wikipedia Visitor Q – Wikipedia Teorema – Geometrie der Liebe – Wikipedia Teorema (1968) - dir. Pier Paolo Pasolini - YouTube Bishop Black – Ballhaus Naunynstraße Terence Stamp – Wikipedia The Visitor (2024) | Film, Trailer, Kritik 'The Visitor' Review: Bruce LaBruce's Spunky Riff on 'Teorema' Die 120 Tage von Sodom (Film) – Wikipedia Gilles Deleuze – Wikipedia Der Weichkäse – Wikipedia Orson Welles in "La Ricotta". A short film by Pier Paolo Pasolini. - YouTube Bourgeoisie – Wikipedia Häresie – Wikipedia Accattone – Wer nie sein Brot mit Tränen aß – Wikipedia Mamma Roma – Wikipedia Federico Fellini – Wikipedia Michelangelo Antonioni – Wikipedia Drive (2011) – Wikipedia Zabriskie Point (Film) – Wikipedia Das 1. Evangelium – Matthäus – Wikipedia Theorem – Wikipedia Triangle of Sadness – Wikipedia The Menu – Wikipedia The White Lotus – Wikipedia Glass Onion: A Knives Out Mystery – Wikipedia Mitwirkende Florian Clauß (Erzähler) Bluesky Mastodon Soundcloud Website Micz Flor Instagram Twitter YouTube (Channel) Website Bruce LaBruce, geboren am 1964 hat sich als einer der provokativsten und einflussreichsten Filmemacher im Bereich des Queer Cinema etabliert. Nach seinem Studium der Filmwissenschaften an der York University in Toronto begann LaBruce seine Karriere in den frühen 1980er Jahren, zunächst geprägt durch die Punk-Szene und später durch seine Arbeit im Queer Cinema. Seine Filme, darunter „Hustler White“ (1996), „Otto; or Up with Dead People“ (2008), „L.A. Zombie“ (2010) und „The Misandrists“ (2017), zeichnen sich durch eine Mischung aus Provokation, Genre-Überschreitung und einer tiefen Auseinandersetzung mit Themen wie Sexualität, Queer-Identität und gesellschaftlichen Normen aus. LaBruce hat sich nicht nur als Filmemacher, sondern auch als Fotograf und Schriftsteller einen Namen gemacht, wobei er stets gesellschaftliche Themen und die Erforschung von Queer-Identitäten in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellt. Sein neuestes Projekt, „The Visitor“ (2024), stellt eine Reimagination von Pier Paolo Pasolinis „Teorema“ dar und fügt sich nahtlos in LaBruces Oeuvre ein. Der Film, in dem der schwarze Tänzer Bishop Black die Hauptrolle spielt, greift Themen wie Flüchtlinge und die Beziehung zwischen einem mysteriösen Besucher und einer bürgerlichen Familie auf. „The Visitor“ mischt explizite Szenen mit politischen Aussage. LaBruce bleibt seinem Stil treu, indem er die Grenzen des Konventionellen überschreitet und einen pan-sexuellen, provokativen Film schafft. Pier Paolo Pasolini, geboren 1922 in Bologna und 1975 unter mysteriösen Umständen in Ostia/Rom ermordet, war ein italienischer Filmregisseur, Dichter und Publizist, dessen Werk bis heute kontrovers diskutiert wird. Pasolini, der zunächst als Lehrer und Schriftsteller tätig war, fand über die Mitarbeit an Drehbüchern, unter anderem für Federico Fellini, seinen Weg zum Film. Seine frühen Werke, wie „Accattone – Wer nie sein Brot mit Tränen aß“ (1961) und „Mamma Roma“ (1962), sind dem italienischen Neorealismus zuzuordnen und zeichnen sich durch eine intensive Auseinandersetzung mit den sozialen Missständen der italienischen Nachkriegsgesellschaft aus. Pasolinis Filme sind geprägt von einer starken Filmsprache, die zwischen Profanität und Transzendentalität changiert. „Teorema“ (1968) ist eines von Pasolinis bekanntesten Werken und erzählt die Geschichte einer großbürgerlichen Familie, die durch den Besuch eines mysteriösen Gastes tiefgreifend verändert wird. Jedes Familienmitglied – das Hausmädchen, der Sohn, die Tochter, die Mutter und der Vater – erliegt der sinnlichen Faszination des Gastes, was zu einer Zersplitterung der familiären Strukturen führt. Pasolini nutzt den Film, um eine massgebliche Kritik an der Konsumgesellschaft der Nachkriegszeit zu üben und Fragen nach der Natur von Liebe, Spiritualität und Gesellschaft aufzuwerfen. „Teorema“ ist bekannt für seine symbolische Erzählweise und die Art und Weise, wie existenzielle und spirituelle Themen durch die Handlung und Charaktere erforscht werden. Pasolini wirft ein Licht auf die Leere und Zerbrechlichkeit dieser scheinbar unantastbaren Welt und regt die Notwendigkeit gesellschaftlicher Veränderungen an. Dabei rückt er die Natur der menschlichen Beziehungen und die Rolle von Sexualität in der Gesellschaft in den Mittelpunkt, um die tiefgreifenden Auswirkungen von Macht und Privilegien in Frage zu stellen. diese Bürgerkinder seien »mäßig-mürrische Demokraten, überzeugt, daß nur die wahre /Demokratie die falsche zerstört; anarchistische blonde /Jungen, die treuherzig das Dynamit / mit ihrem guten Sperma verwechseln (und als /Störenfriede haufenweise mit großen Gitarren durch Straßen / ziehn, die falsch wie Kulissen sind);Pierrots der Hochschule, die / das Auditorium Maximum besetzen und die Macht fordern, / statt ein für allemal darauf zu verzichten; /Revolutionäre mitsamt ihren Revolutionärinnen, / die beschlossen haben, daß Schwarze sind wie Weiße / (aber Weiße vielleicht doch nicht wie Schwarze):sie alle, alle / bereiten nichts anderes vor als die Ankunft / eines neuen Gottes der Ausrottung, /sind in Unschuld gezeichnet mit einem Hakenkreuz: / Und werden doch die ersten sein, die mit /echten Krankheiten und mit echten Lumpen am Leib / in die Gaskammer kommen: Ist’s nicht das, was sie wollen?« Pier Paolo Pasolini, Teorema oder Die nackten Füße, S. 113
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Feb 15, 2024 • 1h 13min

EGL045 Dan Simmons' »Ilium«: epische Schlachten auf dem Mars und die Suche nach Menschlichkeit zwischen Göttern, Androiden und modifizierten Menschen

"Oh, and sing of me, O Muse, poor born-again-against-his-will Hockenberry" Ilium, Chapter 1 The plains of Ilium Was sind schon 3000 Jahre mehr oder weniger, wenn man über die großen Geschichten der Menschheit spricht? Das mag Dan Simmons gedacht haben, bevor er Homers Trojanischen Krieg (Iliad) von vor etwa 3000 Jahren nahm und diesen 1:1 in circa 3000 Jahren auf dem Mars von selbsternannten Göttern neu inszenieren ließ. Das ist einer der drei Handlungsstränge in Simmons‘ Buch „Ilium“, über den wir in dieser Episode sprechen werden. Gleichzeitig feiern genmanipulierte Menschen auf der Erde dank „Farcaster“-Teleportation und dienender Servix-Roboter ein lustvolles Leben. Im dritten Strang brechen Moravecs von den äußeren Planeten des Sonnensystems auf, um den bedrohlichen Quantenfluktuationen auf dem Mars auf den Grund zu gehen. Diese KI-Androiden wurden einst von den Menschen der Erde als Forscher ausgesandt und haben sich seit vielen Jahrhunderten vollständig autonom auf den Monden des Jupiters weiterentwickelt und vermehrt. In Simmons‘ Space Opera gibt es eigentlich keine Menschen mehr wie uns. Und gerade deshalb ist es ein Buch über die Menschlichkeit. Inspiriert von einem Essay im „New Yorker“ der frühen 1990er Jahre, in dem ein Scholar reflektiert, ob wir uns heute wirklich mit den Akteuren in Homers „Iliad“ identifizieren und verbinden können, verlegt Simmons diese Geschichte in eine Zukunft, in der selbst die Götter diese Geschichte nicht zu verstehen scheinen. Deshalb beleben sie den PhD-Gelehrten Hockenberry aus dem frühen 21. Jahrhundert wieder, um zu berichten, ob das, was auf dem Mars geschieht, wirklich dem Original entspricht. Die Menschen auf der Erde können nicht lesen und leben im Delirium der täglichen Lust, bis Harman sich das Lesen selbst beibringt. Es sind zwei Moravecs, die miteinander über Shakespeares Sonette und Proust reden, die noch am ehesten die Kulturgeschichte der Menschheit leben. Alle drei Stränge nähern sich einander an und treffen in einem furiosen, gewaltvollen Finale aufeinander. Unbedingt lesenswert. 10 von 10. Auch weil Simmons so unglaublich liebevoll und virtuos mit Sprache umgehen kann. Shownotes Link zur Laufroute EGL045 | Wanderung | Komoot Links zur Episode Besprechung User:in "Twilight" auf literaturschock Ernest Lilley in SF Revu, 2003: Interview about Ilium with Dan Simmons Steven H Silver in SF Site, 2003: Interview with Dan Simmons incl. Ilium 'The Iliad' as Science Fiction, PW Talks with Dan Simmons by Michael Levy, 2003 Ilium review in SF Site by William Thompson, 2003 Ilium 1/3 by Dan Simmons Ilium 2/3 by Dan Simmons Ilium 3/3 by Dan Simmons Mitwirkende Micz Flor (Erzähler) Instagram Twitter YouTube (Channel) Website Florian Clauß Bluesky Mastodon Soundcloud Website Verwandte Episoden EGL047 »Hyperion« von Dan Simmons: symphonische Space-Opera oder Genre-Mix fesselnder Kurzgeschichten? Die Handlung des Romans konzentriert sich auf drei Gruppen von Figuren. Ähnlich wie in Simmons‘ Hyperion, wo die tatsächlichen Ereignisse als Rahmen dienen, werden die Geschichten der drei Gruppen von Charakteren im Laufe des Romans erzählt und nähern sich einander an, wenn der Höhepunkt naht. Plot-Strang 1: Mars, Olympos, Hockenberry Die von Hockenberry (ein wiederauferstandener Homer-Scholar des zwanzigsten Jahrhunderts, dessen Aufgabe es ist, die Ereignisse der Ilias mit den nachgestellten Ereignissen des Trojanischen Krieges zu vergleichen), griechische und trojanische Krieger sowie griechische Götter aus der Ilias. Im Verlauf stößt er jedoch auf immer mehr Unstimmigkeiten im Vergleich zur Ilias von Homer. Als ihm dann auch noch von Aphrodite der Befehl erteilt wird, eine ihrer Mitgöttinnen zu töten, entschließt er sich zu einem riskanten Alleingang. Der Roman ist in der Ich-Form und der Gegenwart geschrieben, wenn er sich auf Hockenberrys Figur konzentriert, zeigt jedoch in allen anderen Fällen eine Erzählung in der dritten Person und im Präteritum. Plot-Strang 2: Old-style Humans, Erde, Daeman, Harman, Ada und andere „Altmenschen“ (Old-style Humans) leben auf der Erde, einige tausend Jahre nach dem zwanzigsten Jahrhundert. Nach zahlreichen ökologischen und technologischen Katastrophen ist der „blaue Planet“ nur noch von einer kleinen Gruppe bewohnt, die exakt 100 Jahre alt werden.Während dieses Jahrhunderts werden sie rund um die Uhr von „Servitoren“ und den rätselhaften „Voynixen“ betreut. Diese Bewohner können nicht sterben, nicht lesen und haben jedoch jeglichen Bezug zur Kultur und Geschichte verloren. Die „Nachmenschen“ (Post-Humans), die technologisch weit fortgeschritten sind, sollen in Städten auf Orbitalringen außerhalb der Erde leben.Die dort ansässige „Klinik“ kümmert sich um regelmäßige Check-ups und Wiederbelebungen im Falle eines Unfalls. Eine kleine Gruppe dieser Menschen, angeführt vom 99-jährigen Harman und der „Ewigen Jüdin“ Savi, begibt sich auf die beschwerliche Reise zu diesen Orbitalstädten. Plot-Strang 3: Moravecs, Jovian-System, Quantenfeld-Fluktuationen In den äußeren Regionen des Sonnensystems um Jupiter werden höchst ungewöhnliche und insbesondere äußerst gefährliche Quantenaktivitäten, ausgehend vom Mars gemessen. Die Jupitermonde beherbergen eine Kultur intelligenter und einfühlsamer Cyborgs, die nicht nur danach streben, ihre menschlichen Schöpferkulturen zu bewahren, sondern auch seltsame Phänomene im Zusammenhang mit Quantenaktivitäten zu verstehen.(Jovian-System: Es sind 95 Monde des Jupiters mit bestätigten Umlaufbahnen bekannt, die das Satellitensystem um Jupiter namens Jovian System bilden. Die massivsten unter ihnen sind die vier Galileischen Monde: Io, Europa, Ganymede und Callisto. Diese wurden unabhängig voneinander im Jahr 1610 von Galileo Galilei und Simon Marius entdeckt und waren die ersten Objekte, die einen Himmelskörper umkreisen, der weder die Erde noch die Sonne ist.)Die „Moravec“-Roboter (benannt nach dem Wissenschaftler und Futuristen Hans Moravec) entsendet eine Expedition zum Mars, um die Quelle der Gefahr zu orten und gegebenenfalls zu beseitigen. Nachdem ihr Raumschiff jedoch in einer Umlaufbahn um den Mars von einem Streitwagen abgeschossen wurde, erreichen letztendlich nur zwei der Expeditionsteilnehmer ihr Ziel:Mahnmut of Europa, ein Forscher der Meeresgründe auf Europa und Shakespeare-Experte, sowie Orphu von Io, ein hochvakuumierter Moravec von Io und Kenner der Werke von Proust. Altmenschen == Old-style humans Die „Old-style humans“ der Erde existieren laut den Behauptungen der Postmenschen bei einer stabilen Mindestherdenpopulation von einer Million. In Wirklichkeit sind ihre Zahlen viel geringer, etwa 300.000, da jeder Frau nur erlaubt ist, ein Kind zu haben. Ihre DNA enthält Motten-Genetik, die die Speicherung von Spermien ermöglicht und die Auswahl des Vater-Spermas Jahre nach dem Geschlechtsverkehr tatsächlich ermöglicht. Diese Fortpflanzungsmethode führt dazu, dass viele Kinder ihren Vater nicht kennen, hilft aber auch, Inzesttabus zu brechen, da die Krankenstation, die die Befruchtung kontrolliert, verhindert, dass ein Kind enger Verwandter geboren wird. Die Menschen der alten Art erscheinen nie älter als etwa 40, da sie alle zwanzig Jahre physisch verjüngt werden. Ada: die Besitzerin von Ardis Hall und Harmans Geliebte. Sie ist gerade über ihre ersten zwanzig hinaus. Sie beherbergt Odysseus/Noman während seiner Zeit auf der Erde. Daeman: ein pummeliger Mann, der sich seinem zweiten Jahrzehnt nähert. Sowohl ein Frauenheld als auch ein Lepidopterologe. Auch vor Dinosauriern ängstlich. Zu Beginn von Ilium ist er ein pummeliger, unreifer Mann, der sich wünscht, mit seiner Cousine zu schlafen (da Inzesttabus in seiner Gesellschaft fast aufgehoben sind), Ada (mit der er eine kurze Beziehung hatte, als sie Teenager war). Doch am Ende der Geschichte ist er ein reifer Anführer, der sehr fit und stark ist. Seine Mutter heißt Marina. Hannah: Adas jüngere Freundin. Sowohl Erfinderin als auch Künstlerin. Entwickelt ein romantisches Interesse an Odysseus. Harman: Adas Liebhaber. 99 Jahre alt. Der einzige Mensch mit der Fähigkeit zu lesen, außer Savi. Savi: Die Wandernde Jüdin. Der einzige Mensch der alten Art, der nicht im finalen Fax vor 1.400 Jahren aufgenommen wurde. Sie hat die Jahre überlebt, indem sie die meiste Zeit in Kryo-Krippen geschlafen und nur einige Monate alle paar Jahrzehnte wach verbracht hat.“ Save: Der Ewige (oder Wandernde) Jude Hier ein bisschen Info zu dieser Figur aus Wikipedia: Der Ewige Jude (oder Wandernde Jude) ist die Hauptfigur einer christlichen Volkssage, die seit dem 13. Jahrhundert Verbreitung fand. Die Sage thematisierte ursprünglich einen Menschen unbekannter Herkunft, der Jesus Christus auf dessen Weg zur Kreuzigung verspottete und dafür von diesem verflucht wurde, unsterblich seine Wiederkunft zu erwarten. Bereits in den frühen Formen der Legende wurde die Figur gelegentlich als Jude bezeichnet, aber längst nicht immer. In der einzigen ausführlichen Version des 13. Jahrhunderts hieß der ‚ewig Lebende‘ Cartaphilus und soll ein — wahrscheinlich römischer — Türhüter des Pontius Pilatus gewesen sein. Moravecs Die Moravecs, benannt nach dem Robotiker Hans Moravec, sind autonome, sentient, sich selbst entwickelnde biomechanische Organismen, die auf den Monden des Jupiters leben. Während des Verlorenen Zeitalters wurden sie vom Menschen im äußeren Sonnensystem angesiedelt. Die meisten Moravecs bezeichnen sich selbst als Humanisten und studieren die Kultur des Verlorenen Zeitalters, einschließlich Literatur, Fernsehprogrammen und Filmen. Mahnmut und Orphu kümmern sich um einander und wirken äußerst menschlich. Als Orphu schwer beschädigt wird und Mahnmut sich beeilt, ihn zu retten, obwohl sie in Gefahr schweben, protestiert Orphu, dass er nur eine Last sei. Doch Mahnmut befiehlt ihm zu schweigen, während er seine Rettungsaktion fortsetzt. Gleichzeitig täuscht er ihn jetzt über den verbleibenden Sauerstoff und ihre Überlebenschancen. Mahnmut the Europan:Forscher der Ozeane Europas und Kapitän des U-Bootes „The Dark Lady“. Ein Amateur-Shakespeare-Scholar. Orphu von Io:Ein stark gepanzerter, 1.200 Jahre alter Hard-Vac Moravec, der einer Krabbe nicht unähnlich ist. Mit einem Gewicht von acht Tonnen und einer Länge von sechs Metern arbeitet Orphu im Schwefel-Torus von Io und ist ein begeisterter Anhänger von Proust. Rockvecs:Eine Untergruppe der Moravecs, die Rockvecs leben im Asteroidengürtel und sind besser für den Kampf und feindliche Umgebungen angepasst als die Moravecs. Scholics Tote Gelehrte vergangener Jahrhunderte, die von den olympischen Göttern aus ihrer DNA wieder aufgebaut wurden. Ihre Aufgaben bestehen darin, den Trojanischen Krieg zu beobachten und die Diskrepanzen zu melden, die zwischen ihm und Homers Ilias auftreten. Dr. Thomas Hockenberry:Promotion in klassischer Studien und Homerscholar. Starb 2006 an Krebs und wurde von den olympischen Göttern als Scholiker wiedererweckt. Liebhaber von Helena von Troja. Er ist der älteste überlebende Scholiker. Dr. Keith Nightenhelser:Hockenberrys ältester Freund und College-Scholiker. (Der echte Nightenhelser war Simmons‘ Mitbewohner am Wabash College und ist derzeit Professor an der DePauw University.)
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Feb 1, 2024 • 1h 13min

EGL044 Skat: ein leidenschaftlicher Lobgesang an das erfolgreichste Spiel der Deutschen

„Wenn man nicht ernst spielt, macht es keinen Spaß.“ Loriot, 1977 Flo hat ein Thema mitgebracht, das ihn schon seit seiner frühsten Jugend begleitet. Täglich gab er sich dieser Leidenschaft auf der letzten Bank im Schulbus zusammen mit zwei anderen Mitschülern hin: Skat! Um das Thema dieser Episode einzuführen, singt Flo sogar eine Ode an den Skat. Skat ist ein urdeutsches Spiel und wurde 2016 von der UNESCO in das immaterielle Kulturerbe aufgenommen. Schätzungsweise spielen 20 - 25 Millionen Deutsche Skat. Damit ist Skat als Sport verbreiteter als Fußball. Das Spiel „Skat“ wurde das erste Mal 1813 in einer Spielkladde von Hans Karl Leopold von der Gabelentz erwähnt. Skat wurde in einem Altenburger Spielzirkel erfunden, es leitete sich aus den Spielen Wendischen Schafkopf, L’hombre und dem Tarock ab. Das Spiel verbreitete sich zunächst unter Studenten an den mitteldeutschen Universitäten und dann durch alle sozialen Schichten im ganzen Land. Als aus den zersplitterten Teilen des Heiligen Römischen Reich deutscher Nation das Deutsche Reich gegründet wurde, bestand auch im Skat das Bedürfnis die Regeln zu vereinheitlichen. Dazu trug der erste Deutsche Skatkongress im Jahre 1886 bei. Skat spielte also eine wesentliche Rolle im "Nationbuilding". Auch während des 1. Weltkrieges fiel Skat eine zentrale Bedeutung zu: die Soldaten vertrieben sich die Zeit im sogenannten "Schützengrabenskat". Die Spielkartenindustrie wurde zur kriegswichtigen Industrie erklärt. Hierbei setzte sich auch das Zahlenreizen gegenüber dem Altenburger Farbreizen durch. Während wir der Geschichte des Skats nachgehen, begegnen wir den großen historischen Sehenswürdigkeiten Berlins: wir laufen von der Jannowitzbrücke über die Fischerinsel ins Nikolaiviertel. Wir streifen dabei die historische Grenze zwischen Berlin und Cölln und spekulieren über die Genese des Nikolaiviertels. Wir schreiten über den Schlüterhof durch das Humboldtforum und flanieren im Lustgarten am Dom vorbei zur Alten Nationalgalerie. Teilweise schlürfen wir über das Pflaster, weil es witterungsbedingt sehr glatt ist und Micz einen weiteren Rippenbruch vermeiden möchte. Als wir die Friedrichsbrücke queren, erzählt Flo von seinen Vorlesungen mit Raucherpause bei Friedrich Kittler in der Theologischen Fakultät, die direkt an der Ecke zum Dom liegt. Schließlich landen wir im Mombijoupark, wo Micz im Stegreif aus dem Kopf das Reizen mit Spitzen erklären kann. Micz gibt auch den klassischen Sketch von Loriot zum Skatspiel zum Besten; Loriot ist in ähnlicher Weise mit der deutschen Seele verankert wie das Skatspielen. Wie ist Flo auf das Thema gekommen? Er hat zwischen den Jahren den 37. Chaos Communication Congress in Hamburg besucht und am 1. Skatturnier des Congresses teilgenommen. Das Turnier mit einleitendem Vortrag wurde von Segal organisiert. Segal hat auch seine Folien zur Verfügung gestellt, die wir hier referenzieren. Vielen Dank dafür! Shownotes Link zur Laufroute EGL044 | Wanderung | Komoot Links zur Episode Fischerinsel (Berlin) – Wikipedia Nikolaiviertel – Wikipedia 1. Congress Skatturnier 37C3 landingpage unlocked Skat - Vortrag zum 37c3 von segal (ODP) segal (@segal@chaos.social) - chaos.social 1. Congress Skatturnier - Bericht Skat – Wikipedia Spiel mit perfekter Information – Wikipedia Spielkarte – Wikipedia Deutscher Skatverband – DSkV https://dskv.de/app/uploads/sites/43/2022/11/ISkO-2022.pdf Knoblauchhaus – Wikipedia Wendischer Schafkopf – Wikipedia Geschichte des Skatspiels – Wikipedia Internationales Skatgericht – Wikipedia Geschichte des DSkV – Deutscher Skatverband L’Hombre – Wikipedia Tarock – Wikipedia Altenburg – Wikipedia Altenburger Farbenreizen – Wikipedia Residenzschloss, Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg Stadt Altenburg - Warum ist Altenburg die Skatstadt? Heiliges Römisches Reich – Wikipedia Grand Hand - Fachgeschäft für Spielkarten und Schachspiele Skataufgabe (Die Gartenlaube 1889/31) – Wikisource Skataufgabe Stadt Altenburg - Skatverband und Skatgericht Die Geschichte der Spielkarte – ASS Altenburger Spielkarten Gut Blatt Die Geschichte des Skatspiels Kriegsspiele – Wikipedia Gesellschaftsspiele im Ersten Weltkrieg Diplomarbeit - unipub Kartenspiel: In den Weltkriegen galt Skat als kriegswichtig - WELT Deutsche Kriegs-Spielkarte :: Kreismuseum Grimma :: museum-digital:deutschland Deutsche Kriegs-Spielkarte :: Kreismuseum Grimma :: Resource Ist Skat ein Glücksspiel? Die Geschichte des Skatspiels kompakt - Spielkarten Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe | Deutsche UNESCO-Kommission Friedrich Kittler – Wikipedia Internationale Skatordnung – Skatgericht Spielkarte – Wikipedia Skat (Loriot) – Wikipedia Mitwirkende Florian Clauß (Erzähler) Bluesky Mastodon Soundcloud Website Micz Flor Instagram Twitter YouTube (Channel) Website Scat, du bist die große Kette / Die die Spielerwelt umfängt / Sieh, wie Alles um die Wette / Sich zu deinen Freuden drängt / Deinem Zauber weicht die Mauer / Die der Castengeist ersann / Scat spielt Pastor mit dem Bauer / Bürger mit dem Edelmann. Nach der Melodie von „Freude schöner Götterfunken“ Die Geschichte des Skats reicht bis in die Zeit der Napoleonischen Kriege zurück. Das Spiel entstand zwischen 1810 und 1818 in Altenburg und ist eng mit dem dortigen Kartenmacher-Gewerbe verbunden. Der erste schriftliche Nachweis stammt aus dem Jahr 1813. Seitdem hat Skat eine bewegte Entwicklung durchgemacht und wurde zu einem Kulturgut, das alle Gesellschaftsschichten vereint. Skat hat sogar eine internationale Anerkennung als immaterielles Weltkulturerbe durch die UNESCO erfahren. Was ist Skat? Skat ist ein anspruchsvolles Kartenspiel für drei Personen, das strategische Elemente und Glückselemente vereint. Es wird mit einem Blatt aus 32 Karten gespielt, wobei jeder Spieler zehn Karten erhält, und die übrigen zwei Karten bilden den sogenannten Skat. Durch das Reizen wird der Alleinspieler bestimmt, der gegen die beiden Mitspieler (Gegenpartei) antritt. Ziel ist es, durch geschicktes Spielen und Stiche sammeln, den Reizwert zu erreichen und somit zu gewinnen. Geschichte des Skats Eintrag in der Spielkladde von Hans Karl Leopold von der Gabelentz. „L’hombre-Buch 1798-1829“ im Privatarchiv der Familie von der Gabelentz, Thüringer Hauptstaatsarchiv, Außenstelle Altenburg Die Ursprünge des Skatspiels gehen auf die Zeit der Napoleonischen Kriege zurück. Es entwickelte sich zwischen 1810 und 1818 in Altenburg und ist eng mit dem dortigen Kartenmacher-Gewerbe verbunden. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1813. In den folgenden Jahrzehnten gewann das Skatspiel an Beliebtheit und verbreitete sich in Universitätsstädten, besonders in Sachsen und Thüringen. Die Einigung auf einheitliche Regeln begann erst nach der Reichsgründung 1871. Karl Buhle legte 1885 mit seinem Buch den Grundstein für die erste einheitliche Skatordnung. Der Erste Deutsche Skatkongress fand 1886 statt, aber die Einigung bezüglich Farben- oder Zahlenreiz blieb aus. In den 1930er Jahren brachte das nationalsozialistische Regime restriktive Maßnahmen gegenüber jüdischen Skatspielern und die Vermeidung nicht-deutscher Begriffe im Spiel mit sich. Während des Ersten Weltkriegs erlebte Skat im Schützengraben eine Ausbreitung und diente als beliebte Abwechslung für die Soldaten. Nach dem Krieg wurde 1927 das Deutsche Skatgericht gegründet und entschied zugunsten des Zahlenreizens. Die Zeit bis 1880 wurde als „Verwilderung des Skatspiels“ beschrieben, aber Karl Buhle schuf mit seiner Skataufgabenreihe in der „Gartenlaube“ eine Grundlage für die einheitliche Skatordnung. 1932 wurden auf dem 13. Skatkongress in Halle a.d. Saale verschiedene Regeländerungen beschlossen, darunter die Festlegung der Punktwerte für Nullspiele. In den späten 1930er Jahren wurden Juden die Teilnahme am Skatspiel strikt verboten. Der Zweite Weltkrieg rückte das Skatspiel vorerst in den Hintergrund. Nach dem Krieg, 1951, wurde Skat offiziell als Geschicklichkeitsspiel anerkannt. In den 1990er Jahren erlebte Skat eine digitale Revolution mit BTX-Skat und den ersten Internet-Plattformen. Im Jahr 1998 wurde die Internationale Skatordnung eingeführt, um die Differenzen zwischen verschiedenen Skatorganisationen zu beenden. Die UNESCO erkannte Skat 2016 als immaterielles Weltkulturerbe an. 2022 wurde die Internationale Skatordnung erneut geändert, um klare Regeln für offene Spiele zu schaffen. Regeln Skat wird mit einem 32-Karten-Blatt gespielt, das in vier Farben unterteilt ist: Kreuz, Pik, Herz, und Karo. Jeder Spieler erhält zehn Karten, und der Skat bleibt zunächst verdeckt liegen. Das Reizen bestimmt den Alleinspieler, der gegen die Gegenpartei spielt. Das Ziel des Spiels ist es, als Alleinspieler genügend Stiche zu bekommen, um mind. 61 Punkte zu erreichen. Die Wertung erfolgt durch Punkte, die den einzelnen Karten zugeordnet sind. Nach dem Ausspiel der Stiche erfolgt die Auswertung, und es wird ermittelt, welche Partei gewonnen hat. Es gibt verschiedene Spielarten, darunter das Farbspiel, Grand, Null, und Ramsch. Jede Spielart hat ihre eigenen Regeln und Anforderungen. Varianten Es gibt zahlreiche regionale und lokale Varianten des Skatspiels. Einige sind traditionell und haben sich über die Jahre entwickelt, während andere von Skatspielern für Abwechslung geschaffen wurden. Einige bekannte Varianten sind „Ramsch“, „Offiziersskat“, „Revolutions-Skat“, und „Bauernskat“. Diese Varianten unterscheiden sich in den Regeln, dem Blatt, und den taktischen Elementen. Skat und Kultur Skat hat nicht nur als Spiel, sondern auch als Kulturgut eine große Bedeutung. Es ist in Kunst, Literatur, und Musik präsent. Die UNESCO hat Skat als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt. Loriot brachte mit dem Zitat „Wenn man nicht ernst spielt, macht es keinen Spaß“ einen humorvollen Aspekt ins Spiel. Skat hat im Laufe der Jahrhunderte eine faszinierende Entwicklung durchlaufen, von den Napoleonischen Kriegen bis zur digitalen Revolution. Es ist nicht nur ein beliebtes Kartenspiel, sondern auch ein wichtiger Bestandteil der Kultur. Mit einer reichen Geschichte, klaren Regeln und vielfältigen Varianten bleibt Skat ein zeitloses und anspruchsvolles Spiel.
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Jan 18, 2024 • 1h 3min

EGL043 Dan Simmons Appetitmacher 1: »Song of Kali« & »Drood« - Review über Horror, psychologische Thriller und Historienroman

"Some places are too evil to be allowed to exist. Some cities are too wicked to be suffered. Calcutta is such a place." Dan Simmons in Song of Kali (1985) Heute wandern wir durch das düstere Charlottenburg, entlang der Küste des Lietzensees und auf den literarischen Spuren des US-amerikanischen Genre-Wandlers Dan Simmons. Zwei sonderliche Horror-Stories bilden den Kern unseres laufenden Redens: "Song of Kali" (1985) und "Drood" (2009). Simmons' erstes Buch "Song of Kali" folgt dem amerikanischen Schriftsteller Robert Luczak, der mit Frau und Kleinkind nach Indien reist, um das Manuskript eines mysteriösen Dichters zu finden. Was in der schnucklig-schmuddeligen Redaktion eines nordamerikanischen Literaturmagazins der 1970er noch wie ein inspirierendes Abenteuer klingt, verfärbt sich in Kolkata schlagartig ins düstere, abtraumhafte und transzendente eines totgeglaubten Kults, der mit Hilfe der Göttin Kali den totgewussten, legendären Dichter M. Das wieder unter die Lebenden zu bringen glaubte. Mit seinem subtilem, low-fi Horror-Debut kassierte Dan Simmons 1986 den World Fantasy Award ein. Dann tauchen wir in die schattenhafte Welt von "Drood" ein, der uns in die dunklen Tiefen des viktorianischen Londons entführt. Die Geschichte dreht sich um Charles Dickens und seine mysteriöse Begegnung mit der rätselhaften Figur namens Drood, dem er nach einem schrecklichen Eisenbahnunglück 1985 begegnet. Während Dickens sich in die unheimlichen Bereiche des Okkulten und einer Geschichte wie von Opium verursachten Halluzinationen vertieft, wird er in ein Netz übernatürlicher Schrecken verstrickt, die jede Erklärung trotzen. Erzähler der Geschichte ist Dickens' Kollege und Freund Wilkie Collins, dessen Bewunderung und Hass gegenüber Dickens ihn ebenso unglaubwürdig erscheinen lassen wie seine Abhängigkeit vom Opiat-Mix "Laudanum". Doch in diesem faktischen Fiction-Horror ist unwichtig, was wahr ist und was Illusion. Dies ist die erste Folge einer kleinen Serie über den vielseitigen US-amerikanischen Schriftsteller Dan Simmons, der 1948 in Peoria, Illinois geboren wurde und der zahlreiche Romane und Kurzgeschichten verfasste, die sich in und zwischen den Genres Science-Fiction, Horror und Fantasy bewegen. Shownotes EGL043 | Wanderung | Komoot Harlan Ellison: Dreams With Sharp Teeth auf YouTube Dreams With Sharp Teeth Q&A, New Beverly The City on the Edge of Forever - Wikipedia The Mystery of Edwin Drood by Charles Dickens | Audiobook auf YouTube Zeit aus den Fugen (Philip K. Dick) Rezension von Micha Wischniewski Snow Crash (1992) von Neal Stephenson Ender's Game (1985) by Orson Scott Card Jeff Noon: a life in writing | Science fiction books Books by Jeff Noon and Complete Book Reviews Arthur C. Clark's 2010 and 2061 and 3001 ? Reddit Prayers to Broken Stones, short story collection by Dan Simmons Charles Dickens and the American Copyright Problem Mitwirkende Micz Flor (Erzähler) Instagram Twitter YouTube (Channel) Website Florian Clauß Bluesky Mastodon Soundcloud Website Verwandte Episoden EGL047 »Hyperion« von Dan Simmons: symphonische Space-Opera oder Genre-Mix fesselnder Kurzgeschichten? Die Geschichte von Dan Simmons kann nicht erzählt werden, ohne die Geschichte von Harlan Ellison, dem 2018 verstorbenen US-amerikanischen Schriftsteller, der zu Lebzeiten (*1934) über 1.700 Kurzgeschichten, Novellen, Drehbücher, Comicbuchskripte, Fernsehspiele, Essays und Kritiken zu Literatur, Film, Fernsehen und Print verfasst hat. Zu seinen heute noch bekannten Werken zählen die Star Trek-Episode „The City on the Edge of Forever“ von 1967, seine Kurzgeschichten „I Have No Mouth, and I Must Scream“ und „‚Repent, Harlequin!‘ Said the Ticktockman“. Letztere, so der Autor selbst, sei die meistveröffentlichte Kurzgeschichte aller Zeiten, wie er in der Dokumentation „Dreams With Sharp Teeth“ von 2008. Wegweisend war er als Herausgeber und Anthologist für „Dangerous Visions“ (1967) und „Again, Dangerous Visions“ (1972), die einen Generationswechsel und New Wave-Bewegung des Speculative Fiction Genres (wie Ellison Science Fiction umdeutete) festhielten. Die Beiträge zu dieser Sammlung umfassten Werke von 20 Autor:innen, die einen Hugo, Nebula, World Fantasy oder BSFA Award gewonnen hatten oder gewinnen würden, sowie 16 Autor:innen mit mehrfachen Auszeichnungen. Ellison schrieb Vorwort der Anthologie sowie individuelle Anmerkungen und die Autor:innen selbst Nachworte zu ihren Geschichten. Später wird Harlan Ellison in einem Vorwort zu Dan Simmons Kurzgeschichtensammlung „Prayers to Broken Stones“ (1990) schreiben, dass er beginne zu akzeptieren, dass man ihn vergessen werde. Und der einzige Grund, weshalb er eventuell erinnert werde sei die Tatsache, dass er Dan Simmons bei einem Schreib-Workshop entdeckt habe. „In the ocean of time it is merest chance that saves the handful from oblivion. It is my ever growing sense that of all the chances thrown to me, lifelines in the ocean of time, that my best chunk of flotsam is that I discovered Dan Simmons. Oh, yes, that’s the correct word. I discovered him.“ Extract from the introduction to „Prayers to Broken Stones“ by Harlan Ellison Durch Ellisons Unterstützung wurde Simmons‘ Kurzgeschichte „The River Styx Runs Upstream“ im Twilight Zone Magazine veröffentlicht. Er wurde von Ellisons Agenten, Richard Curtis, unter Vertrag genommen und sein erster Roman, „Song of Kali„, wurde 1985 veröffentlicht. „Who is this Simmons?“ bellowed Ellison. „Stand up, wave your hand, show yourself, goddamnit. What egomaniacal monstrosity has the fucking gall, the unmitigated hubris to inflict a story of five thousand fucking words on this workshop? Show yourself, Simmons!“ So habe Ellison reagiert, erinnert sich Simmons, als er diese Kurzgeschichte im August 1979 mit in den Workshop brachte. Drood (2009): Historienroman und psychologischer Thriller Auf YouTube konnten wir Charles Dickens‘ letzten Roman — „The Mystery of Edwin Drood“ — finden und haben diesen Roman in den Shownotes verlinkt. „Das Geheimnis des Edwin Drood“ sollte von April 1870 bis Februar 1871 in elf Teilen als Fortsetzungsserie, illustriert von Luke Fildes, erscheinen. Nur sechs der Teile wurden vor Dickens‘ Tod im Jahr 1870 abgeschlossen. Es war also ungefähr zur Hälfte fertiggestellt. Dieser Roman ist die ursprüngliche Inspiration für Dan Simmons‘ „Drood“ aus dem Jahr 2009, der eine von historischen Fakten durchtränkte, gleichzeitig halluzinierte, fiktive Geschichte von Charles Dickens‘ letzten Jahren erzählt, betrachtet aus der Sicht seines Freundes Wilkie Collins. Diese Erzählung verwebt reale Ereignisse aus Dickens‘ Leben mit der Geschichte von Drood. Song of Kali (1985) ist low-fi Horror Robert Luczak, amerikanischer Herausgeber fernöstlicher Dichtung, begibt sich in Kolkata auf die Spuren des vor Jahren verschwundenen und für tot erklärten Dichters M. Das. Von diesem ist angeblich ein neues Manuskript aufgetaucht, das Luczaks amerikanische Auftraggeber erwerben wollen. Angekommen in Kolkata trifft er auf einen mysteriösen Mann, der erzählt, wie er und ein Freund versuchten, einer religiösen Geheimgesellschaft beizutreten, der hinduistischen Tod-und-Zerstörung Göttin Kali gewidmet. Um teil der Sekte zu werden bringen alle Neuzugänge jeder eine Leiche zu einem geheimen Tempel, um sie dort zu den Füßen einer Statue von Kali niederzulegen. Eine der Leichen, aufgedunsen und verfallen, nachdem sie aus dem Fluss gezogen wurde, wird von Kali ausgewählt und von ihr wiederbelebt. Angeblich, so der mysteriöse Mann, handelt es sich dabei um die Leiche des Dichters Das. In der fremdartigen Metropole gestaltet sich die Suche nach dem Manuskript als Albtraum, in den letztlich auch Luczaks Familie hineingezogen wird.

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