

Archivradio – Geschichte im Original
SWR
Historische Aufnahmen und Radioberichte von den ersten Tonaufzeichnungen bis (fast) heute. Das Archivradio der ARD macht Geschichte hör- und die Stimmung vergangener Jahrzehnte fühlbar. Präsentiert von: Gábor Paál, Lukas Meyer-Blankenburg, Maximilian Schönherr und Christoph König. Ein Podcast von SWR, BR, HR, MDR und WDR. https://archivradio.de | Übersicht über alle Beiträge: http://x.swr.de/s/archivradiokatalog
Episodes
Mentioned books

May 17, 2023 • 6min
Erste Bundesministerin Elisabeth Schwarzhaupt: "Ich wurde in die Politik gezogen" | 7.1.1966
Elisabeth Schwarzhaupt (1901 - 1986) war die erste Bundesministerin der Bundesrepublik. 1961 ernannte Konrad Adenauer die CDU-Frau zum Gesundheitsminister – damals noch in der männlichen Form. Schwarzhaupt war von November 1961 bis November 1966 in ihrem Ministeramt aktiv.
Frauen erkämpfen sich Bundesministerium durch Sitzblockade
Die zwölf Kanzlerjahre zuvor hatte Adenauer noch ohne Frau im Kabinett regiert. Und für Elisabeth Schwarzhaupt entschied er sich nur, weil Frauen der CDU mit einer Sitzblockade vor dem Kanzleramt für die Ministerin protestiert hatten.
Elisabeth Schwarzhaupt berichtet im Interview mit dem Hessischen Rundfunk am 7. Januar 1966 von ihrem Werdegang – und betont, eher zufällig in die Politik geraten zu sein.

May 17, 2023 • 4min
Frauen im Rundfunk | November 1955
Susanne Delitz-Starker war von 1950 bis 1969 Personalchefin beim Südwestfunk und engagiert dabei, den Frauenanteil zu erhöhen, der 1955 bei gerade mal 28 Prozent lag.
Frauen im Programm gab es damals nur wenige, und die wurden, wie das Interview vom November 1955 zeigt, vor allem im Frauenfunk beschäftigt.

May 17, 2023 • 13min
Lise Meitner: "Frauen in der Wissenschaft" | November 1953
Radiovortrag von Lise Meitner 1953
Die Kernphysikerin Lise Meitner entdeckte zusammen mit Otto Hahn und Fritz Straßmann die Spaltung des Atomkerns. Mit dem Chemie-Nobelpreis hierfür wurde Hahn 1944 alleine ausgezeichnet. In einem Radiovortrag für den RIAS Berlin berichtet Lise Meitner von ihren Erfahrungen als Frau im Wissenschaftsbetrieb.
"Als ich vor mehr als 50 Jahren an der Wiener Universität Mathematik und Physik zu studieren begann, war ich sehr stark beeindruckt von der neuen Gedankenwelt, die mir eröffnet wurde. (…). Infolgedessen habe ich auch sehr wenig über die Entwicklung der Frauenbewegung gewusst. Vor allem war mir nicht klar geworden, was sie für die verschiedenartigsten Probleme bedeutet, die das individuelle Leben und das Gemeinschaftsleben in der menschlichen Gesellschaft in sich schließen. Natürlich hatte ich das eine oder andere über die Frauenfrage gelesen. Aber ich glaubte nicht, dass etwa ein Buch wie "Der physiologische Schwachsinn des Weibes" von Möbius, obwohl es von 1900 bis 1922 in 12 Auflagen herauskam, oder das 1910 erschienene Buch von Max Funke "Sind Weiber Menschen?" mit dem Untertitel "Mulieres homines non sunt" ernst genommen und widerlegt werden musste. Später habe ich begriffen, wie irrtümlich diese meine Auffassung war und welchen Dank jede speziell in einem geistigen Beruf tätige Frau den Frauen schuldig ist, die um die Gleichberechtigung gekämpft haben."
Lise Meitner beschreibt die Einstellung zum Frauenstudium in Deutschland im endenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert als sehr ablehnend – nicht nur von Seiten der Universitätslehrer, sondern auch von Seiten der bürgerlichen Eltern.
Trotzdem seien in Deutschland und Österreich nach dem Ersten Weltkrieg Frauen als Dozentinnen und Assistenten in den verschiedensten Fachbereichen an Universitäten tätig gewesen. Meitner schaut in andere Länder, nach Schweden und in die USA. Auch dort war es nicht leicht für Frauen, eine "höhere" Stelle zu erhalten. Wissenschaftlerinnen wie der theoretischen Physikerin Maria Mayer-Goeppert (Anmerk. der Redaktion: Maria Goeppert-Mayer) oder den Anthropologinnen Margaret Mead und Ruth Benedict sei es dennoch gelungen, zu Weltruhm zu kommen.
Lise Meitner ist sich sicher, dass die Entwicklung hin zur Gleichstellung der Frau weitergeht. "Dass dabei einige besondere Probleme ihre Lösung finden müssen, wird wohl niemand übersehen."

May 16, 2023 • 4min
Marie Juchacz: "Die Frau ist vollberechtigte Staatsbürgerin" | April 1928
Marie Juchacz: 1919 erste Rednerin in der Weimarer Nationalversammlung
Marie Juchacz, Reichstagsabgeordnete der SPD und Sozialreformerin, war die erste Frau, die in der Weimarer Nationalversammlung eine Rede halten durfte. 1919 war das. Im selben Jahr war Marie Juchacz außerdem Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt.
Forderung 1928: Den Frauen mehr Beachtung schenken
Die Rechte der Frauen waren ihr besonders wichtig. Schon früh erkannte sie die volkswirtschaftliche Bedeutung der Frau – als Arbeiterin, als Konsumentin und in der Sorgearbeit. In ihrer Rede vom April 1928, wenige Wochen vor der Reichstagswahl am 20. Mai, fordert sie deshalb die Männer auf, den Frauen mehr Beachtung zu schenken.
Als die Nazis an die Regierung kommen, emigriert Marie Juchacz erst ins Saargebiet, dann nach Frankreich und schließlich in die USA. Dort gründet sie die Arbeiterwohlfahrt der USA. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrt Marie Juchacz nach Deutschland zurück. Sie stirbt am 28. Januar 1956 in Düsseldorf.
Quelle: W0113459

May 16, 2023 • 4min
Christabel Pankhurst fordert das Frauenwahlrecht | 18.12.1908
Christabel Pankhurst (1880 - 1958), in Manchester geboren, war eine britische Suffragette und Tochter von Emmeline Pankhurst (1858 - 1928).
Einsatz für Frauenrechte durch Verbalattacken und Hungerstreiks
Mit öffentlichen Protesten, Verbalattacken auf ranghohe Politiker oder Hungerstreiks setzte sie sich für Frauenrechte ein. Ihre Aktionen bescherten Christabel Pankhurst mehrere Gefängnisaufenthalte.
Christabel Pankhurst – für Gleichberechtigung und Frauenwahlrecht
Von ihr stammt die erste Ton-Aufnahme einer Frauenrechtlerin überhaupt. Hier ist Christabel Pankhurst in einer Rede vom 18. Dezember 1908 zu hören – nachdem sie mal wieder aus dem Gefängnis entlassen wurde. Sie fordert vor allem, dass Frauen als gleichberechtigte Staatsbürgerinnen anerkannt werden und das Recht erhalten, zu wählen.
Quelle: Deutsches Rundfunkarchiv DRA

May 13, 2023 • 5min
Sven Hedins Bericht aus Tibet vor der Geographischen Gesellschaft Berlin | 13.5.1918
Sven Hedin – schwedischer Asienforscher
Sven Hedin (1865 - 1952) aus Schweden war der bedeutendste europäische Asienforscher.
Hedin studierte in Halle und Berlin und wurde in seiner Forschertätigkeit in Deutschland und hier vor allem durch den Verlag F.A. Brockhaus sehr unterstützt. Hedin hat sich daher seit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges in Wort und Schrift für Deutschland und den deutschen Standpunkt und gleichzeitig gegen den Bolschewismus eingesetzt. Er besuchte die Westfront, später die Ostfront und interpretierte den Krieg als "Kampf der Germanen" gegen Russland. Da er Partei für Deutschland ergreift, wird er aus der britischen "Royal Geographical Society" ausgeschlossen.
Tibet: Hedin zeichnet idyllisches Bild eines vom Krieg unberührten Landes
Hier berichtet Sven Hedin von Tibet und zeichnet vor der Geographischen Gesellschaft in Berlin ein idyllisches Bild eines vom Krieg unberührten Landes. Allerdings habe der Dalai Lama leider England unterstützt. Aber damit sei es jetzt vorbei.
Sven Hedins Schlussworte
"In feierlicher und majestätischer Ruhe liegt Tibet und träumt innerhalb seiner Mauern der höchsten Bergketten der Erde. Es ist eines der wenigen Länder, die nicht durch den großen Kriege berührt wurden, den fast die ganze Welt seit vier Jahren gegen das tapfere deutsche Volk geführt hat. Zu den friedlichen Zeltlagern der Tibetaner drangen nur unsichere Gerüchte, die erzählten, dass in Gebieten fern von ihren Grenzen Unfrieden herrschte.
Die Nomaden wurden dadurch nicht gestört, sie haben wie früher ihre Schafherden auf den […] auf die Weiden getrieben. Die Mönche in den Tempelklöstern des Lamaismus haben in der gleichen Andacht wie ehedem ihren Dienst vor dem Willen Buddhas und […] verrichtet. Wie in den verschlossenen Jahrhunderten haben die Pilger auf den Wegen zu den heiligen Wallfahrtsorten ihr ewiges "Om mani padme hum" gemurmelt.
Aber vielleicht haben die Tibetaner beachtet, dass der Friede in ihrem Lande tiefer war als jemals. Keine Europäer haben sie mit ihrer zudringlichen Neugierde gestört. Die halbwilden Jäger, die jährlich durch Streifzüge bis in die nördlichen Teile des Landes ausdehnen, fragen sich vielleicht, wie es kommt, dass sie seit mehreren Jahren keinen europäischen Karawanen mehr begegneten. Da müssen sie sich denken, dass die weißen Völker sicherlich somit anders beschäftigt sind, dass ihnen keine Zeit für die Berge und Täler […] übrig bleibt.
Wie früher streifen unübersehbare Herden von wilden Jagden, von wilden Eseln, von Antilopen und Schafen zwischen den schneebedeckten Bergen und den zutiefst blauen Salzseen umher. Mit einem Hintergrund von blau schimmerndem Eis sitzen die Königsadler auf hohen Bergspitzen und warten auf den Sonnenaufgang. Und die Sonne kommt und strahlt ihr Gold über diese unzugängliche Welt. Die höchsten Gipfel vergolden sich zuerst und nachher dringt das Licht des Morgens herab in die Täler.
Wer weiß, ob nicht doch binnen kurzem ein Gerücht von dem großen Siege seinen Weg auch zu dem unzugänglichen Tibet finden wird. Nach allen Seiten hin sehnen sich Länder, […], die Mongolei und Indien, die der Reihe nach von Russen, Chinesen und Engländern erobert wurden. Die Tibetaner haben gemerkt, dass die Eroberung wie eine Seuche sich immer näher an die Mauern ihrer gewaltigen Bergfestung herangeschlichen hat. Gerade deshalb haben sie in letzterer Zeit allen Europäern eine wenn auch gutmütige Ungastlichkeit bewiesen.
Ihre eroberten Nachbarn, besonders die Russen und Engländer, sind Feinde Deutschlands. Man kann sich daher denken, dass die Botschaft vom Siege Deutschlands auch in Tibet mit Freuden begrüßt wird. Denn dadurch verringert sich die Macht Russlands und Indiens. Und die Nomaden können ungestörter als bisher ihre Herden auf die Weiden treiben und die Lama-Mönche ihre Andacht verrichten.
Wenn es wahr ist, dass, wie am Anfang des Krieges behauptet wurde, auch Dalai Lama versprochen hat, England Hilfstruppen zu schicken, […], so dürfte er sich jetzt darüber freuen, dass dieser Entschluss niemals ausgeführt wurde."

May 10, 2023 • 9min
Fußball-Länderspiel Deutschland gegen England | 10.5.1930
England liegt in der ersten Halbzeit in Führung
Deutschland gegen England – schon in der Weimarer Republik ein Klassiker. Packend kommentiert Alfred Braun das Spielgeschehen. Zur Halbzeit lag die englische Mannschaft mit 2:1 in Führung.
Deutschland schafft in der zweiten Halbzeit den Ausgleich
Kurz nach Anpfiff glich Stürmer Richard Hofmann aus. Ein weiterer Treffer Hofmanns ließ in der 60. Minute alles nach einem Sieg für die deutsche Mannschaft aussehen. Doch David Jack schoss kurz vor Spielende aus dem Mittelfeld ein weiteres Tor für England.
Das Freundschaftsspiel im Deutschen Stadion zu Berlin endete 3:3.

May 10, 2023 • 2h 17min
Reichswehrminister Wilhelm Groener rechtfertigt das SA-Verbot | 10.5.1932
Mit dem dritten Redner, Gregor Strasser von der NSDAP, beginnt die Tonaufzeichnung. Er streift Themen wie die "sinnlose" Pro-Kopf-Verschuldung weltweit, die Mobilisierung der Arbeitskraft und den sowjetischen "Arbeitszwang", wie ihn angeblich die Kommunisten wollten.
Hermann Göring sieht "Danzig von den Polen bedroht"
Nach ihm spricht Hermann Göring (NSDAP) der Regierung zum wiederholten Mal das Misstrauen aus. Er meint, Danzig sei von den Polen bedroht, und Frankreich rüste – im Gegensatz zum faschistischen Italien – auf. Das Verbot der SA hält er für eine "moralische Abrüstung des Freiheitswillens durch die Regierung". Seine lange Ansprache gipfelt in der Aussage: "Wir haben die Demokratie nicht geschaffen, wir haben sie nicht gewünscht."
Reichswehrminister Groener rechtfertigt das Verbot der SA und löst Protest aus
Reichswehrminister Wilhelm Groener rechtfertigt unter lautem Protest der NSDAP-Fraktion das Verbot der SA. Gregor Strasser findet die Rede so empörend, dass er im Namen seiner Fraktion die Verbreitung der Rede über Schallplatten beantragt. In scharfen Worten greift er Groener an. Er wird verwarnt und schließlich des Saales verwiesen. Nach einer Unterbrechung der Sitzung nimmt Parlamentsvizepräsident Thomas Esser den Saalverweis Strassers zurück.
Beziehung der Reichsregierung zum Rundfunk
Hans Bell (Zentrum) wehrt sich gegen die geforderte Aufhebung des Verbots der NS- und kommunistischen Kampforganisationen. Er spricht anschließend über die Beziehung der Reichsregierung zum Rundfunk und weist die Kritik am Reichspräsidenten Hindenburg zurück, in einer Rundfunkansprache Parteipolitik für das Brüning-Kabinett betrieben zu haben. Bell lehnt eine Auflösung des Parlaments und das Ausrufen von Neuwahlen ab, weil dies den Wählern nach drei Wahlgängen nicht mehr zuzumuten sei.
Hans Bells Rede geht noch lange weiter, die Aufnahme aber endet hier. Offizielles Ende der 62. Sitzung war um 19 Uhr 59.
Redner:
Gregor Strasser (NSDAP)Hermann Göring (NSDAP)Wilhelm Groener (Reichswehrminister)Thomas Esser (Vizepräsident des Reichstages)Hans Bell (Zentrum)
5. Wahlperiode. 1931/32

May 10, 2023 • 7min
Neue Erkenntnisse nach dem Tod von Ulrike Meinhof | 10.5.1976 | RAF
Streit um Obduktion von Ulrike Meinhof
Der Beitrag fängt die ersten Stimmen ein, einen Tag nach dem Selbstmord von Ulrike Meinhof im Gefängnis Stuttgart-Stammheim.
Die Staatsanwaltschaft habe, so der Reporter von der Pressekonferenz, inzwischen alle Zettel in der Zelle der Toten untersucht, der Presse aber nicht mitgeteilt, was darin steht. Die Schwester und der Anwalt der Toten seien sehr spät informiert worden, die Leiche ohne deren Einverständnis obduziert.
"Die Durchführung der Leichenöffnung", so Justizminister Bender im O-Ton, sei so schnell wie möglich durchzuführen gewesen. Die Leiche stehe jetzt "den Angehörigen zur Verfügung."
Die Leiche, so der Reporter, sei jetzt auf einem Stuttgarter Friedhof aufgebahrt.
Demonstrationen und Straßenkämpfe in Frankfurt
Der Reporter-Kollege aus Frankfurt berichtet telefonisch, seit 16.30 Uhr fänden eine ganze Reihe von gewalttätigen Demonstrationen statt, die gewalttätigsten seit vielen Jahren. Die Demonstranten skandierten, Ulrike Meinhof sei ermordet worden. Ein Streifenwagen sei ausgebrannt, viele Beamte hätten schwere Verbrennungen. Bei den Straßenkämpfen seien Hilferufe von eingekesselten Polizeibeamten zu hören.
Sendung: Südfunk aktuellModerator: Andrea KunsemüllerReporter: Reinhard Krol (Stuttgart); Ulrich Manz (Frankfurt)

May 10, 2023 • 8min
Die Rundfunkgebühren in der Diskussion | 10.5.1968
Die Erhöhung der Rundfunkgebühren steht an, aber die Politik zögert noch. Es wird diskutiert, ob der öffentlich-rechtliche Rundfunk wirklich objektiv informiert. Ein besonderer Streitpunkt damals: Die Einführung der Farbfernseh-Gebühr. Der Südwestfunk berichtet.


