Archivradio – Geschichte im Original

SWR
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Aug 17, 2023 • 9min

Gladbeck und die Medien – Frühe Kritik von SDR-Chefredakteur Ernst Elitz | 18.8.1988

Live-Interviews mit Schwerverbrechern – auch dafür steht das Geiseldrama von Gladbeck. Die Entführer Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner gaben am Abend des zweiten Tages sogar ein Interview in den Tagesthemen und weitere Fernsehinterviews, während denen sie ihrer Geisel medienwirksam die Pistole an den Kopf hielten. Wir werden einige Forderungen stellen und werden die nicht erfüllt, dann knallt es eben. Wir haben abgeschlossen mit dem Leben. Ich habe elf Jahre Knast weg, ich hab 13 gehabt. Ich war von Anfang an im Erziehungsheim und da so einer Scheisse da alles. Ich scheiss auf mein Leben und das meine ich ganz im Ernst. Quelle: Interview mit Hans Jürgen Rösner Die Selbstkritik der Medien setzte rasch ein. Der Chefredakteur des Süddeutschen Rundfunks nahm noch am 18. August 1988 unmittelbar nach dem Ende des Geiseldramas zu den Vorwürfen Stellung.
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Aug 17, 2023 • 17min

Geiseldrama von Gladbeck: Sondersendung | 18.8.1988

Es begann mit einem Banküberfall in Gladbeck und es folgte eine zweitägige Flucht, in deren Verlauf die Täter, Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner, zwei Geiseln erschossen. Die Ereignisse hatten sich schon am zweiten Tag so zugespitzt, dass der Südwestfunk am dritten Tag eine aktuelle Sondersendung brachte, von 5 Uhr morgens bis zum Zugriff durch die Polizei am frühen Nachmittag. Der Zusammenschnitt der wichtigsten Einblendungen veranschaulicht den Gang der Ereignisse an jenem dritten Tag. Eine Besonderheit war die Rolle der Medien.
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Aug 16, 2023 • 5min

Eroberung Lüttichs im Hörbild | August 1914

Lüttich: erste größere Angriffsoperation der deuschen Armee Die Eroberung der belgischen Stadt Lüttich im August 1914 war der erste größere Angriff der deutschen Armee im Ersten Weltkrieg. Lüttich wird – damals eine neue Kriegstechnik – vom Zeppelin aus bombardiert. Dieses aufwändige Hörbild inszeniert den Angriff wie eine spielerische Angelegenheit. Tatsächlich sind Tausende in diesen Kämpfen gestorben. Zwischendurch hört man den bekannten Propaganda-Schlachtruf: "Jeder Schuss ein Russ', jeder Stoß ein Franzos', jeder Tritt ein Brit'." Kämpfe waren härter und für die Deutschen verlustreicher als erwartet Der Chef des Großen Generalstabes Alfred von Schlieffen sah in einer Denkschrift von 1905 vor, einen zukünftigen Krieg gegen Frankreich unter Verletzung der belgischen, luxemburgischen und niederländischen Neutralität zu führen. Helmuth von Moltke lehnte allerdings eine Einbeziehung der Niederlande in den deutschen Aufmarschraum aus militärischen und kriegswirtschaftlichen Gründen ab. Die deutschen Planer veranschlagten die zu erwartende Stärke des Gegners auf etwa 6.000 Mann Feldtruppen und 3.000 Mann Garde Civique. Die Kampfkraft der belgischen Truppen hielt man auf deutscher Seite für gering. Tatsächlich aber betrug die Zahl der Truppen fast 40.000 Mann und die Kämpfe dauerten vom 4. bis zum 16. August 1914. Insgesamt erreichte die deutsche Führung trotz des nach militärischen Kriterien gescheiterten "Handstreichs" die mit der Operation verfolgten Ziele. Allerdings waren der hierfür nötige Aufwand an Kräften und Mitteln sowie die erlittenen Verluste weitaus größer als vorab kalkuliert. Verletzung der Neutralität Belgiens Die Verletzung der belgischen Neutralität hatte die Deutschen in der Weltpresse zu "Monstern" gemacht. US-amerikanische Kriegsanleihen wurden u.a. mit dem Slogan "Remember Belgium" (erinnert Euch daran, was Belgien passiert ist) vermarktet. Quelle: DRA
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Aug 14, 2023 • 4min

Otto Hahn über die Entdeckung der Kernspaltung | 14.8.1947 | Kernenergie

Otto Hahn und Fritz Straßmann haben zunächst Zweifel Zuerst hatten die Chemiker Otto Hahn und Fritz Straßmann Zweifel an ihrer Entdeckung der Kernspaltung. Sie experimentierten 1938 mit Uran, dem schwersten in der Natur vorkommenden Element. Dass das Uran in zwei leichtere Atome zerfallen könnte, damit haben die Forscher nicht gerechnet – aber die Beobachtungen ließen keinen anderen Schluss zu. Lise Meitner und Otto Hahn kommen der Atomspaltung auf die Spur Otto Hahn wurde für diese Entdeckung 1944 der Nobelpreis für Chemie zugesprochen – doch offiziell gab die Schwedische Akademie der Wissenschaften dies erst nach dem Krieg 1945 bekannt. Sie wollte Hahn nicht in die Verlegenheit bringen, den Preis ablehnen zu müssen, wozu er unter der Nazidiktatur gezwungen gewesen wäre. 1947, also zwei Jahre später, schildert Otto Hahn dem Journalisten Jobst Klinkmüller, wie er zusammen mit Lise Meitner der Atomspaltung auf die Spur kam.
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Aug 13, 2023 • 7min

Die Mauer entsteht – Umfrage unter DDR-Bürgern | 13.8.1961

DDR-Bürger loben Maßnahmen der eigenen Regierung Am Tag, als die DDR-Regierung die Sektorengrenze abriegelt – die Vorstufe zum Mauerbau – sendet Radio DDR eine Umfrage unter den eigenen Bürgerinnen und Bürgern. Gesendet werden ausschließlich Stimmen, die die Regierung in Ostberlin für die Maßnahmen loben. Sie „hätten schon viel früher“ kommen müssen. Der Historiker Dr. Stefan Wolle meint dazu in SWR2 Wissen: „Diese Art von Umfragen kann man einfach nicht ernst nehmen. Es wäre niemanden anzuraten gewesen, da eine andere Meinung zu sagen. Denn die Staatsorgane der DDR haben sehr rigoros also jeden Widerstand und jeder, jeder jede abweichende Meinung sofort mit Brachialgewalt gebrochen. Und wenn jemand den Mut gefunden hätte, da was anderes zu sagen, dann hätten sie es eben einfach nicht gesendet.“ In Wahrheit hätten sich die Bürger resigniert und hilflos gefühlt: „Angesichts dieses gewaltigen Aufmarsches an militärischen Machtmitteln, hinter denen ja auch noch die Sowjetarmee stand, bot sich nicht der geringste Raum für die Hoffnung, dass offene Widerstandshandlungen sinnvoll gewesen wären. Obwohl, das wissen wir jetzt erst aus internen Papieren, die sich in den Archiven gefunden hat. Die SED-Führung hat mit offenem Widerstand gerechnet. Sie hat alles vorbereitet, um solche, sagen wir mal Streikmaßnahmen, offene Demonstrationen zu unterdrücken. Es ist dazu nicht gekommen. Die Analysen allerdings der Staatssicherheit der DDR zeigen deutlich, dass der größte Teil der Bevölkerung dagegen gewesen ist.“
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Aug 13, 2023 • 13min

Beginn des Mauerbaus in Berlin: Reportagen von der Sektorengrenze | 13.8.1961

Stacheldraht und aufgerissene Straßen Der 13. August 1961 gilt als Beginn des Mauerbaus. Eine Mauer ist an dem Tag allerdings noch nicht zu sehen, aber Stacheldraht: Die DDR riegelt die Sektorengrenze ab und reißt stellenweise die Straßen auf. Dass irgendwas passiert, ist unübersehbar. Reporter von SFB und RIAS berichten früh am Morgen über die Ereignisse Schon in den frühen Morgenstunden schicken Sender Freies Berlin (SFB) und RIAS ihre Reporter an die Sektorengrenze. Wir hören zunächst Götz Kronburger vom SFB. Eine Viertelstunde später meldet sich RIAS-Reporter Rainer Höynck vom Potsdamer Platz. Später fährt Erich Nieswandt vom SFB für den Sender Freies Berlin von einem Grenzübergang zum anderen. Wir hören ihn erst am Brandenburger Tor und anschließend an der Bernauer Straße. Bernauer Straße: zugemauerte Fenster und Hauseingänge Die Situation an der Bernauer Straße ist bizarr, denn auf der südlichen Straßenseite verläuft die Sektorengrenze direkt an der Hauswand: Die Häuser gehören zu Ost-, der Bürgersteig zu Westberlin. Später wurden die Hauseingänge zugemauert, die Menschen konnten nur noch über die Hinterhöfe in ihre Wohnungen gelangen. Immer wieder sind aber auch Bewohner in den Westen geflohen, indem sie aus dem Fenster über die Grenze sprangen. Teilweise wurden sie mithilfe von Feuerwehr-Sprungtüchern auf dem Bürgersteig aufgefangen, erklärt der Historiker Stefan Wolle: "Davon gibt es Fotos und eben auch Rundfunkreportagen. Die Bernauer Straße geriet schnell in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit durch die spektakulären Fluchtaktionen. Später wurden dann diese Häuser ganz abgerissen, damit die Posten der DDR freies Schussfeld haben, um auf Flüchtlinge zu schießen.“
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Aug 13, 2023 • 5min

DDR-Nachrichten zum Mauerbau | 13.8.1961

Deutschlandsender berichtet über das "Demokratische Berlin" Der Deutschlandsender war das Radioprogramm des Staatlichen Komitees für Rundfunk der DDR. So berichtete es am Tag, als die DDR die Sektorengrenze abriegelte, um zunächst eine Grenze aus Stacheldraht zu ziehen, und schließlich eine Mauer zu bauen. Im Rundfunk der DDR wurde außerdem die Anweisung des Innenministerium verlesen, die die Grundlage für die Grenzmaßnahmen darstellt.
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Aug 10, 2023 • 16min

Radiopionier Heinz Laubenthal: Wie seit den 1930ern Radio gemacht wurde | 1930er / 1979 | 100 Jahre Radio

Heinz Laubenthal: vom Theater zum Rundfunk Auch Heinz Laubenthal (*15.9.1905 ) gehört zu den früheren Rundfunkpionieren. Und wie Alfred Braun, so kam auch er vom Theater zum Rundfunk. Anfang der 1930er-Jahre war Laubenthal zunächst Sprecher in Hörspielen, dann Ansager und Reporter im späteren Süddeutschen Rundfunk SDR. Im Interview mit Jutta Schmidt erzählt er 1979, wie er sich in das neue Medium einarbeitete und wie Radiomachen Anfang der 1930er-Jahren funktionierte. So musste er als Theatermann zunächst lernen, dass man in ein Mikrofon – anders als auf der Theaterbühne – ganz natürlich sprechen kann und nicht besonders laut sein muss. Und er beschreibt die Kunstfertigkeit von Technikern, wenn sie Reportagen "schneiden" mussten – in einer Zeit, als es noch kein Tonband gab.
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Aug 10, 2023 • 1h 42min

Staatsakt zum ersten Fünfjahresplan der DDR | 10.8.1950

Ein knappes Jahr nach Gründung der DDR gibt es den ersten Fünfjahresplan zur Entwicklung der Volkswirtschaft. Dafür findet ein feierlicher Staatsakt statt, auf dem dieser Plan offiziell der provisorischen Regierung überreicht wird, und zwar von Walter Ulbricht, der zwei Monate zuvor zum Generalsekretär des Zentralkomitees der SED gewählt worden war. Der Staatsakt für den Fünfjahrplan wird live im Radio der DDR übertragen. Fünfjahrplan ist in rotes Leinen gebunden Am Ende der Übertragung beschreibt der Kommentator das große, "in rotem Leinen gebundene Buch, das den Fünfjahrplan enthält. Auf der ersten Seite stehen die Worte: Fünfjahrplan zur Entwicklung der Volkswirtschaft der Deutschen Demokratischen Republik 1951 bis 1955. Beschlossen auf dem III. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands am 24. Juli 1950 als Vorschlag an die provisorische Regierung der Deutschen Demokratischen Republik, an die demokratischen Parteien und Massenorganisationen, an das deutsche Volk."
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Aug 9, 2023 • 30min

Präsident Trumans Radioansprache zur Atombombe auf Hiroshima | 9.8.1945

Nazi-Deutschland ist besiegt, Japan noch nicht. US-Präsident Harry S. Truman ist gerade von der Alliierten-Konferenz in Potsdam zurückgekehrt. In seiner Rundfunkansprache spricht er über das zerstörte Berlin, dann darüber, wie er sich den Wiederaufbau Deutschlands vorstellt. Ab Minute 21 rechtfertigt er den Einsatz der Atombombe in Hiroshima. Man habe so eine Militärbasis zerstört. Truman deutet auch an, dass es weitere Atomschläge geben werde. Die japanische Zivilbevölkerung sei gut beraten, ihre Industrie- und Militärstädte sofort zu verlassen. Tatsächlich sollte noch am selben Tag dieser Rede die zweite Atombombe auf Nagasaki fallen.

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