Archivradio – Geschichte im Original

SWR
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Aug 28, 2023 • 1h 10min

Auschwitzprozess: Ärzte im "Zigeunerlager" – Der Name "Mengele" taucht auf | 28.8.1964

Welche Ärzte betrieben die Selektion in Auschwitz? Der erste Auschwitzprozess fand zwischen 1963 und 1965 in Frankfurt am Main statt. Zu den zentralen Themen des ersten Auschwitzprozesses gehörte die Frage, welche Ärzte die "Selektion“ betrieben haben. Damit ist die Aussonderung von kranken und alten Gefangenen gemeint, die unmittelbar der Tötung zugeführt werden sollten. Bei den Selektionen waren meist Ärzte dabei; ihnen oblag die Entscheidung über Leben oder Tod. Häftling Aron Bejlin konnte schwerst misshandelte Kinder nicht versorgen Die Vernehmung des Zeugen und späteren Nebenklägers Aron Bejlin durch Richter Hans Hofmeyer am 28. August 1964 dreht sich um diese Frage. Bejlin war selbst Arzt und lebte in seiner Häftlingsbaracke mit anderen Ärzten zusammen. In unmittelbarer Nachbarschaft befand sich das "Zigeunerlager“, wo laufend Selektionen stattfanden. Innerhalb kurzer Zeit, so der Zeuge, waren alle Zigeuner vernichtet. Im Lagerjargon gab es den "Goebbels-Kalender" – ein makabrer Begriff für jüdische Feiertage, an denen die SS besonders viele Vergasungen unternahm. Aron Bejlin wurde, wie viele Ärzte unter den Häftlingen, zu pflegerischen Aufgaben abgestellt und berichtet von 40 griechischen Jungs, die er mit seinen primitiven Verbandsmaterialien nicht versorgen konnte. Den Kindern hatte der Lagerarzt Horst Schumann mit Röntgenstrahlen die Hoden verbrannt. Lagerarzt Josef Mengele wird erwähnt Bejlin erwähnt mehrmals in der Vernehmung den Lagerarzt Josef Mengele. Er ist heute für seine medizinische Experimente an Gefangenen berüchtigt und rückte erst durch diesen Prozess ins Bewusstsein der Strafverfolgung. Mengele starb unbehelligt 1979 in Südamerika. Quelle: Fritz-Bauer-Institut
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Aug 28, 2023 • 1h 2min

Debatte: Wer trägt Schuld an der Ramstein-Katastrophe? | 8.9.1988

Zwei Wochen nach dem Flugunglück in Ramstein debattiert am 8. September 1988 der rheinland-pfälzische Landtag über die Verantwortung und die Konsequenzen. Hier zu hören: Ministerpräsident Bernhard Vogel und Oppositionschef Rudolf Scharping (ab 00:29).
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Aug 28, 2023 • 2min

Ramstein: Erster Live-Bericht nach dem Flugunglück | 28.8.1988

Mehr als 300.000 Besucher sind zur Flugschau nach Ramstein gekommen. Virtuos fliegen zehn Maschinen im Formationsflug über das Gelände, bis 3 von ihnen kollidieren und abstürzen. Eine davon schlägt fünfzig Meter vor dem Zuschauerbereich auf und rutscht dann brennend in ihn hinein. Vor Ort ist SWF-Reporter Aris Donzelli. Zwei Wochen nach dem Unglück debattiert der rheinland-pfälzische Landtag über die Verantwortung und die Konsequenzen.
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Aug 24, 2023 • 44min

Putsch gegen Gorbatschow – Sowjetunion in Auflösung | 19. bis 25.8.1991

Michail Gorbatschow wird auf der Krim festgehalten Mit seinen demokratischen und marktwirtschaftlichen Reformen in der Sowjetunion macht sich Präsident Michail Gorbatschow viele Gegner auch in der eigenen Kommunistischen Partei, der KPdSU. Gorbatschow will die Sowjetunion zusammenhalten, aber den nicht-russischen Republiken dabei mehr Eigenständigkeit erlauben. Dies soll in einem Vertrag am 20. August 1991 besiegelt werden. Doch dazu kommt es nicht. Gorbatschow, der in den Tagen zuvor Urlaub auf der Krim macht, wird am 19. August 1991 festgehalten, ein selbsternanntes Staatskomitee erklärt in Moskau den Ausnahmezustand. Bei den Putschisten handelt es sich um hochrangige Parteimitglieder, unter ihnen Gorbatschows Vize Gennadi Janajew. Putsch gegen Gorbatschow scheitert, aber Boris Jelzin gewinnt an Macht Es ist der Beginn einer turbulenten Woche, an deren Ende der Putsch zwar beendet ist und Gorbatschow wieder im Amt, doch das Machtzentrum wird sich zum russischen Präsidenten Boris Jelzin verlagern und die baltischen Staaten sowie die Ukraine werden ihre Unabhängigkeit erklären. Chronik der Ereignisse Unsere Chronik beginnt mit den Nachrichten am 19. August 1991, die sowohl auf den Putsch eingehen als auch auf die Sorgen in den baltischen Republiken und auf die noch immer in Ostdeutschland stationierten Truppen der sowjetischen Streitkräfte. Neben den Nachrichten produzieren die ARD-Korrespondenten in Moskau zahlreiche Berichte und Reportagen. Aktuelle Berichte aus den Auslandsstudios waren damals nur telefonisch möglich. Zwei Tage später, 21. August 1991. Der Putsch schwächelt, die Putschisten verlieren an Rückhalt, auch in der Armee. Der Präsident der Russischen Republik, Boris Jelzin, fordert die Rückkehr Gorbatschows an die Staatsspitze und ruft die Bürger zu Demonstrationen und zum Generalstreik auf. Mit Erfolg. Der Putsch hatte das Ziel, Gorbatschows Politik rückgängig zu machen und zu verhindern, dass die Republiken am Rand zu eigenständig und selbstbewusst werden. Erreicht hat er das Gegenteil. Unabhängigkeit der baltischen Staaten anerkennen? – Deutschland diskutiert Aufgeschreckt durch den Putsch erklärt die baltische Republik Estland ihre Unabhängigkeit. Litauen und Lettland hatten das schon zu Jahresbeginn getan und tun in den Tagen des Putsches alles, um sie zu verteidigen. Denn bisher haben nur sehr wenige Staaten ihre Souveränität anerkannt. In Deutschland wird darüber diskutiert. Später am Tag zeichnet sich ab: Der Putsch ist zu Ende, die Putschisten auf der Flucht. 22. August 1991: Gorbatschow ist zurück in Moskau – doch gefeiert wird der russische Präsident Boris Jelzin. Gorbatschows Macht ist erkennbar angeschlagen. 23. August 1991: Gorbatschow und Jelzin erklären, sie wollten sich künftig die Macht teilen. Boris Jelzin verbietet die Kommunistische Partei in Russland. Die baltischen Staaten fordern den Westen auf, ihre Unabhängigkeit anzuerkennen. 24. August 1991: Gorbatschow tritt als Generalsekretär der KPdSU zurück, behält aber das Amt des Präsidenten. Auch Ukraine erklärt Unabhängigkeit 25. August 1991: Nach dem gescheiterten Putsch ist die Sowjetunion in Auflösung, neben den baltischen Staaten hat auch die Ukraine ihre Unabhängigkeit erklärt; das wird in den Berichten dieser Tage allenfalls am Rande erwähnt. Die Medien interessieren sich vor allem für die Entwicklung im Baltikum. Die Entwicklung nimmt ihren Lauf. Kurz vor Weihnachten des Jahres 1991 ist die Sowjetunion Geschichte.
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Aug 22, 2023 • 6min

Alexander Dubcek in Moskau | 24.8.1968

Tag 4 der Besatzung in Prag. Nun sind offenbar auch Parteichef Alexander Dubcek und Ministerpräsident Oldrich Cernik nach Moskau gereist, um mit der sowjetischen Führung über die Zukunft der Tschechoslowakei zu verhandeln. Die Einschätzung hierzu von Korrespondent Heinrich Krasser. Dubcek kehrte in die Tschechoslowakei zurück und blieb noch einige Monate im Amt, bis er im April des Folgejahres zum Rücktritt gedrängt wurde.
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Aug 22, 2023 • 3min

Hilferuf aus Prag an Vereinte Nationen und befreundete Staaten | 23.8.1968

Zwei Tage nach dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen richtet das Freie Radio der Tschechoslowakei einen eindringlicher Hilferuf, zum einen an den Generalsekretär der Vereinten Nationen Sithu U Thant, zum anderen an Rumänien und Jugoslawien. Denn diese beiden sozialistischen Länder haben sich herausgehalten und keine Soldaten geschickt. Rumäniens Staatschef Nicolae Ceaușescu hat den Einmarsch sogar verurteilt als "Intervention in die Angelegenheiten eines sozialistischen Bruderstaats."
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Aug 22, 2023 • 6min

Geheimpolizei auf Prags Straßen, Präsident Svoboda reist nach Moskau | 23.8.1968

Tag 3 der Prager Besatzung. Die Autofahrer in Prag warnen sich inzwischen gegenseitig vor mutmaßlichen Fahrzeugen der Geheimpolizei. "In kleinen hektografierten Zetteln wird von Mann zu Mann, von Autofahrer zu Autofahrer, die Warnung übergeben. Zurzeit sind es drei Autonummern, in denen wie gesagt Geheimpolizisten sich befinden und eine Verhaftungswelle vor allem unter den Intellektuellen und Journalisten vornehmen." Unterdessen sucht die Sowjetunion noch immer nach Ansprechpartnern – Verbündeten, die die Tschechoslowakei in ihrem Sinne führen können. Staatspräsident Ludvík Svoboda verweigert zunächst die Zusammenarbeit. Doch nun reist er plötzlich nach Moskau. Was hat das zu bedeuten? Das fragt sich auch Korrespondent Heinrich Krasser.
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Aug 22, 2023 • 4min

In Prag demonstrieren Tausende gegen Besetzung | 22.8.1968

Tag 2 der Prager Besetzung. Tausende demonstrieren auf dem Prager Wenzelsplatz gegen die Besatzung des Landes durch den Warschauer Pakt. Vor allem Jugendliche gehen auf die Straße. Gleichzeitig gehen die Verhaftungen weiter.
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Aug 22, 2023 • 10min

Warschauer Pakt beendet "Prager Frühling" | 21.8.1968

Die Nacht vom 20. auf den 21. August 1968 bedeutet das Ende des Prager Frühlings. Die politischen Reformen in der Tschechoslowakei, der von Parteichef Alexander Dubcek propagierte "Sozialismus mit menschlichem Antlitz", gehen Moskau und den anderen osteuropäischen Nachbarn zu weit. Und so macht der Warschauer Pakt seine Drohung war. Panzer rollen nach Prag und mit ihnen besetzen fast eine halbe Millionen sowjetische, ungarische, polnische und bulgarische Soldaten das Land. Schon in den frühen Morgenstunden berichtet Radio Prag.
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Aug 21, 2023 • 3min

Reichspräsident Friedrich Ebert wird vereidigt | 21.8.1919

Der SPD-Politiker Friedrich Ebert wird im Februar 1919 erster Reichspräsident der Weimarer Republik. Er hat maßgeblich den Umbau von der Monarchie zur parlamentarischen Demokratie vorangetrieben. Dazu gehört auch die Weimarer Verfassung. Weimar deshalb, weil die Nationalversammlung wegen der Unruhen in Berlin ihren Plenarsaal ins Nationaltheater Weimar verlegt hatte. Freiheit – das Wesen der Verfassung Am 31. Juli 1919 wird die Verfassung verabschiedet und drei Wochen später, am 21. August, wird Friedrich Ebert auf diese Verfassung vereidigt. Das Wesen dieser Verfassung sei die Freiheit, betont Ebert in seiner Ansprache nach der Vereidigung. Ansprache von Friedrich Ebert im Wortlaut "Herr Präsident, ich danke Ihnen von ganzem Herzen für die freundlichen Worte, die Sie an mich gerichtet haben. Ich danke Ihnen ganz besonders dafür, dass Sie in Ihren Worten Erinnerungen an unsere gemeinsame engere liebe Heimat mitklingen ließen. Meine Damen und Herren, Sie vertreten alle Gaue Deutschlands. Das aber müssen wir uns erhalten, wenn wir unser Vaterland auf Grundlagen aufbauen wollen, die unvergänglich und unzerstörbar sein sollen: die innige Liebe zur Heimat, zum Volksstamm, dem der Einzelne entsprossen ist. Und dazu soll kommen die heilige Arbeit am Ganzen. Das Sich-in-Dienst-stellen in die Interessen des Reichs. Da löst sich der Widerspruch zwischen Gesamtstaat und Einzelstaat. Da in der engeren Heimat liegt die Quelle unserer Kraft. In der weiteren, in der großen Heimat das Ziel und der Kern unserer Arbeit. In diesem Geiste lassen Sie mich zu meinem Teil die Verfassung halten, vertiefen und schützen. Das Wesen unserer Verfassung soll vor allem Freiheit sein. Freiheit für alle Volksgenossen. Aber jede Freiheit, an der mehrere teilnehmen, muss ihre Satzung haben. Diese haben Sie geschaffen. Gemeinsam wollen wir sie festhalten. Aus ihrem Vertrauen bin ich an die erste Stelle im Deutschen Reich bestellt worden. In Ihre Hand habe ich das Gelöbnis abgelegt, die von Ihnen für das deutsche Volk geschaffene Verfassung treu zu wahren. Ihr Vertrauen wird mir die Kraft geben, immer der Erste zu sein, wenn es gilt, Bekenntnis und Zeugnis abzulegen für den neuen Lebensgrundsatz des deutschen Volkes: für Freiheit, Recht und soziale Wohlfahrt."

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