

Archivradio – Geschichte im Original
SWR
Historische Aufnahmen und Radioberichte von den ersten Tonaufzeichnungen bis (fast) heute. Das Archivradio der ARD macht Geschichte hör- und die Stimmung vergangener Jahrzehnte fühlbar. Präsentiert von: Gábor Paál, Lukas Meyer-Blankenburg, Maximilian Schönherr und Christoph König. Ein Podcast von SWR, BR, HR, MDR und WDR. https://archivradio.de | Übersicht über alle Beiträge: http://x.swr.de/s/archivradiokatalog
Episodes
Mentioned books

Nov 8, 2023 • 12min
Hitler in der Reichspogromnacht | 9.11.1938
9. November – Hitlers persönlicher Kampftag
Am 9. November 1938 um Mitternacht vereidigt Adolf Hitler in München den neuen Jahrgang der SS-Verfügungstruppen und der Totenkopfbände. Seine Rede erinnert daran, dass es kein Zufall ist, dass die Pogrome auf den gleichen Kalendertag fallen wie die Ausrufung der Republik 20 Jahre zuvor. Und wie sehr Hitler im 9. November seinen persönlichen Kampftag sieht.
Hitler erinnert an den Sturz der Monarchie und die Kapitulation 1918, die er als Schande und Volksverrat bezeichnet. Und er erinnert an seinen gescheiterten Putsch in München, den er damals auch schon bewusst am 9. November 1923 plante. Genau im Gedenken an jenen Putsch hatte sich die NSDAP-Führung ja an jenem Abend auch auf dem Odeonsplatz getroffen.
Als Hitler neue SS-Rekruten vereidigt, brennen die ersten Häuser
Schon vor Hitler hatte Goebbels in einer Hetzrede erklärt, dass sich die Partei antijüdischen Aktionen nicht in den Weg stellen werde. Im Anschluss ergingen die Anweisungen an die SA und die Gaupropagandaleitungen zur Zerstörung der Synagogen und jüdischer Geschäfte.
Als gegen Mitternacht Hitler spricht und die neuen SS-Rekruten vereidigt, brennen bereits die ersten Häuser. Angekündigt wird Hitler vom Reichsführer der SS Heinrich Himmler. Auf das, was in dieser Nacht noch geschehen würde, geht Hitler nicht ein.
Aufnahmedatum: 9./10.11.1938Quelle: Archiv des Norddeutschen Rundfunks

Nov 5, 2023 • 5min
Erstes Flugzeug landet in Tegel | 5.11.1948
Kein deutscher Flughafen wurde so schnell gebaut wie der Berliner Flughafen Tegel. Grund war die Berlin-Blockade.
Neuer Flughafen in Berlin – innerhalb von 90 Tagen errichtet
Alle Zufahrten nach West-Berlin waren durch die Sowjetunion abgeriegelt worden. Die westlichen Besatzungsmächte versorgen die Stadt daraufhin aus der Luft. Um diese Luftbrücke zu verstärken, wird zusätzlich zum Flughafen Tempelhof auf dem ehemaligen, im Krieg völlig zerstörten Luftwaffengelände Tegel innerhalb von nur 90 Tagen ein neuer Flughafen errichtet, mit der damals längsten Start- und Landebahn Europas. Im August 1948 haben die Bauarbeiten begonnen, am 5. November 1948 landet bereits die erste Maschine aus Frankfurt, eine Douglas C-54.
Der Flughafen Tegel wird bis zum Jahr 2020 genutzt. Erst mit der Inbetriebnahme des neuen Flughafen Berlin-Brandenburg (dessen Bauzeit um ein Vielfaches länger war) wurde er aufgegeben.
Im Bild: Kinder stehen am 5. November 1948 vor einer britischen "Douglas Dakota" auf dem Rollfeld des Berliner Flughafens Tegel. Sie werden wegen des bevorstehenden Winters zu Verwandten in die westlichen Teile Deutschlands geflogen.

Nov 4, 2023 • 12min
Gregor Gysi auf der Großdemonstration auf dem Alexanderplatz | 4.11.1989
Auch der Rechtsanwalt Gregor Gysi spricht auf der Groß-Demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz. Gysi gehört der SED an, hat sich aber in den vergangenen Wochen als Anwalt für die Zulassung des oppositionellen Neuen Forums eingesetzt. Darüber spricht er auch jetzt.

Nov 4, 2023 • 16min
Der Südweststaat erhält den Namen "Baden-Württemberg" | 4.11.1953
Verfassunggebende Versammlung diskutiert heftig über den Namen
Mit seiner Gründung 1952 bekommt der Südweststaat den vorläufigen Namen Baden-Württemberg. Aber noch ist nicht ausgemacht, dass es dabei bleibt. Das entscheidet sich erst beim Treffen der verfassungsgebenden Versammlung am 5. November 1953, als über die Namensfrage nochmals heftig diskutiert wird.
Einige finden den Doppelnamen zu sperrig und verstehen nicht, warum man dem neuen Bundesland nicht einen kürzeren Namen geben kann, zum Beispiel "Schwaben". Dagegen könne doch niemand etwas haben … Dafür wirbt im folgenden Debattenmitschnitt auch die SPD-Abgeordnete Stefie Restle sowie vor ihr ein Abgeordneter, dessen Name im Archiv leider nicht genannt wird.
Weitere Redner: Franz Gurk (CDU)Hermann Saam (FDP/DVP)Viktor Renner (SPD)
Baden-Württemberg: Landesverfassung tritt am 19. November 1953 in Kraft
Neben dem Namen Schwaben gibt es noch weitere Vorschläge wie "Rheinschwaben", "Staufen" oder "Alemannien". Doch die Entscheidung fällt schließlich mit deutlicher Mehrheit für den Namen Baden-Württemberg – damit sich auch die Badener im Namen wiederfinden. Ab dem 19. November 1953 tritt die neue Landesverfassung und damit auch der Name offiziell in Kraft.
Doch die Geschichte ist damit nicht zu Ende. Die Altbadener setzen ihren Widerstand fort und gründen den Heimatbund Badnerland. Sie finden, dass alles nicht mit rechten Dingen gelaufen ist und setzen 1956 vor dem Bundesverfassungsgericht eine erneute Volksabstimmung im badischen Landesteil durch. Die findet – wenn auch erst 1970 – tatsächlich statt. Zur großen Überraschung der Altbadener fühlt sich bis dahin die Mehrheit ihrer Landsleute im neuen Bundesland wohl. Und so bleibt es bei Baden-Württemberg.

Nov 2, 2023 • 6min
Grundsteinlegung für den "Palast der Republik" | 2.11.1973
"Erichs Lampenladen" wird später Tagungsort der Volkskammer
Die DDR errichtet auf der Spreeinsel, am damaligen Marx-Engels-Platz, ein repräsentatives Gebäude für die Volkskammer, den Palast der Republik. Aufgrund der umfangreichen Beleuchtungsanlage werden ihn viele später spöttisch "Erichs Lampenladen" nennen.
Erich Honecker bei der Grundsteinlegung
Der Staatsratsvorsitzende Erich Honecker war auch bei der Grundsteinlegung am 2. November dabei. So berichtete damals der Rundfunk in der DDR.
Der Palast der Republik wurde nach der Wende wegen der hohen Asbestemissionen geschlossen werden und wurde anschließend bis 2008 abgerissen. An seiner Stelle steht heute das wieder aufgebaute Berliner Schloss mit dem Humbodt Forum.

Nov 2, 2023 • 17min
Konrad Lorenz: Wie man mit Gänsen spricht | 10.9.1952
Ist das Weinen eines Kindes mit dem Weinen einer Ente vergleichbar? Ja, wenn es darum geht, nach der Mutter zu rufen und Nahrung zu fordern!
Der SWF-Reporter Dieter Menninger erfährt diese Beobachtung vor Ort, als er den Verhaltensforscher Konrad Lorenz im Sommer 1952 in der Max-Planck-Forschungsstelle für Vergleichende Verhaltensforschung bei Buldern in Westfalen besucht.
In der Reportage demonstriert Lorenz, wie sich Lautäußerungen wie Weinen oder Freude bei Tierkindern voneinander unterscheiden.
1949 war Lorenz' Bestseller erschienen: "Er redete mit dem Vieh, den Vögeln und den Fischen".
Südwestfunk. Aus dem Dokumentationsbestand Zeitfunk. Konrad Lorenz – Die Sprache der Tiere.

Nov 1, 2023 • 55min
DDR-Prozesse gegen Nazi-Verbrecher | Archivradio-Gespräch
Die DDR sah sich als "nazifrei". Um das zu beweisen, inszenierte sie schon früh Prozesse gegen NS-Verbrecher – darunter auch hohe BRD-Politiker wie Hans Globke. Die Prozessmitschnitte existieren noch. Gábor Paal im Archivradio-Gespräch mit Maximilian Schönherr (SWR 2023) | Die ausführlichen Prozessmitschnitte gibt es im Podcast "Archivradio – Geschichte im Original" sowie auf http://swr.li/ddr-prozesse-gegen-nazis | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: wissen@swr2.de | Mehr über uns: http://archivradio.de/ | Folgt uns gerne auf Mastodon: https://ard.social/@Archivradio

Oct 31, 2023 • 2min
David Ben-Gurion fordert vor den UN jüdischen Staat | Mai 1947
Palästina: arabische und jüdische Bevölkerung wollen Unabhängigkeit
Die Situation in Palästina hatte Großbritannien 1947 längst nicht mehr im Griff. Die gewaltsamen Spannungen zwischen der arabischen und jüdischen Bevölkerung schienen unlösbar. Beide Seiten wollten Unabhängigkeit, beide aber zu ihren eigenen Bedingungen.
Ben-Gurion wirbt für friedliche Koexistenz und jüdisch-arabische Allianz
Im April 1947 beantragte Großbritannien schließlich, dass sich die UN (Vereinte Nationen) damit befassen mögen. Die UN-Vollversammlung kam Ende April 1947 zusammen, um zwei Wochen lang über eine Lösung für die Palästinafrage zu beraten. Gegen Ende kam auch David Ben-Gurion (1886 - 1973) dazu, der Kopf der Jewish Agency und damit de facto Sprecher der Juden in Palästina.
Ben-Gurion hatte eine durchaus militante Vergangenheit, sah aber schließlich Chancen für eine friedliche Koexistenz eines jüdischen Staats zwischen freien arabischen Nachbarn, mit denen er kooperieren würde. Dafür warb Ben-Gurion auch vor den UN. Ziel sei eine jüdisch-arabische Allianz, in der alle alle – wie er sie zusammenfasste – semitischen Staaten, also der jüdische und die arabischen Staaten, davon wirtschaftlich und sozial profitieren und wirklich unabhängig würden.
Teilungsplan für Palästina
Am letzten Tag der zweiwöchigen Sitzung, am 15. Mai 1947, beschloss die UN-Vollversammlung schließlich die Einrichtung eines Sonderausschusses zur Lösung der Palästinafrage. Dieser Ausschuss entwarf im weiteren Verlauf den Teilungsplan, den die Vereinten Nationen im November 1947 annahmen.
1948 erklärt Ben-Gurion Israels Unabhängigkeit
Am 14. Mai 1948 endete Großbritanniens Mandat über Palästina. Noch am selben Tag erklärte David Ben-Gurion die israelische Unabhängigkeit.

Oct 31, 2023 • 6min
Aus für den "Schwarzen Kanal" | 31.10.1989
Die Mauer ist zwar noch nicht gefallen, aber die Umbrüche in der DDR bedeuten bereits das Ende einer Fernseh-Legende: "Der Schwarze Kanal". Das war die Propagandasendung im DDR-Fernsehen, in der Chefkommentator Karl-Eduard von Schnitzler Stimmung gegen die Bundesrepublik machte, und die immer mit einer verzerrten Version der bundesdeutschen Nationalhymne begann.
"Der Schwarze Kanal" wird am 31. Oktober 1989 nach fast 30 Jahren abgeschafft. Die letzte Folge endet mit einer Erklärung von Karl-Eduard von Schnitzler.
Der Süddeutsche Rundfunk berichtet darüber in seiner Sendung Südfunk aktuell.

Oct 31, 2023 • 3h 35min
DDR-Gericht verurteilt NS-Verbrecher Heinz Barth zu lebenslanger Haft | 7.6.1983
Das Stadtbezirksgericht Berlin verhandelt im Juni 1983 gegen den DDR-Bürger Heinz Barth (1920 - 2007). Der Angeklagte war im Juni 1944 als Offizier der Waffen-SS am Massaker in dem französischen Dorf Oradour-sur-Glane beteiligt gewesen.
In diesem von der Stasi mitgeschnittenen Prozess-Originalton beschreibt er seine Beteiligung an diesem Verbrechen am 10. Juni 1944. Es folgt das Urteil: lebenslänglich.


