

Archivradio – Geschichte im Original
SWR
Historische Aufnahmen und Radioberichte von den ersten Tonaufzeichnungen bis (fast) heute. Das Archivradio der ARD macht Geschichte hör- und die Stimmung vergangener Jahrzehnte fühlbar. Präsentiert von: Gábor Paál, Lukas Meyer-Blankenburg, Maximilian Schönherr und Christoph König. Ein Podcast von SWR, BR, HR, MDR und WDR. https://archivradio.de | Übersicht über alle Beiträge: http://x.swr.de/s/archivradiokatalog
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May 22, 2024 • 9min
Gleichberechtigung im Grundgesetz – dank Elisabeth Selbert | 18.1.1949
Unmittelbar nach der Aufnahme des Artikels in die neue Verfassung äußert sich Selbert in einer Rundfunkansprache. Sie nennt die Entscheidung "historisch" – und weil Sie die Reaktionen im männlichen Publikum erahnt, fügt sie hinzu: "Lächeln Sie nicht!"
Gleichberechtigung bereits in der Weimarer Verfassung Thema
Elisabeth Selbert (1896 - 1986) engagierte sich schon 1920 als Delegierte der Reichsfrauenkonferenz für die Gleichberechtigung. In der Weimarer Verfassung stand bereits:
Männer und Frauen haben die gleichen staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten.
Quelle: Weimarer Verfassung
Elisabeth Selbert setzt sich 1949 durch
Doch dieser Satz reduziert die Gleichberechtigung auf staatsbürgerliche Akte wie Wahlen. Elisabeth Selbert geht das nicht weit genug, sie setzt den schlichten Satz in Artikel 3 durch:
Männer und Frauen sind gleichberechtigt.
Quelle: Grundgesetz 1949
Das Grundgesetz wird 1994 um einen weiteren Satz ergänzt
1994 kommt es zu einer Grundgesetzänderung. Der Satz "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" wird ergänzt um einen zweiten Satz, mit dem Wortlaut:
Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
Quelle: Ergänzung des Grundgesetzes 1994

May 22, 2024 • 6min
Carlo Schmid will starke Präambel im Grundgesetz | 20.10.1948
Grundgesetz: vorläufiges Regelwerk angesichts der deutschen Teilung
Das Grundgesetz wurde 1949 "Grundgesetz" genannt, weil es nicht "Verfassung" heißen sollte. Mit dem Wort "Grundgesetz" sollte die Vorläufigkeit des Regelwerks unterstrichen werden, angesichts der deutschen Teilung. Und in der Präambel, die den Artikeln vorangestellt wurde, war dies ebenfalls das zentrale Motiv. Dort heißt es:
Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, seine nationale und staatliche Einheit zu wahren und als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat das Deutsche Volk in den Ländern Baden, Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern, um dem staatlichen Leben für eine Übergangszeit eine neue Ordnung zu geben, kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland beschlossen. Es hat auch für jene Deutschen gehandelt, denen mitzuwirken versagt war.Das gesamte Deutsche Volk bleibt aufgefordert, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden.
Quelle: Grundgesetz 1949
Über die Präambel diskutierte der Parlamentarische Rat auch in seiner 6. Sitzung am 20. Oktober 1948. Dort plädierte der Staatsrechtler und Sozialdemokrat Carlo Schmid dafür, dass die Präambel wirklich explizit sagen soll: Warum dieses Grundgesetz? Was soll es sein und was nicht? Und: Was bleibt dem deutschen Volk "zu tun noch aufgegeben"?
Anpassung nach der Wiedervereinigung
Nach der Wiedervereinigung 1990 wurde der zweite Teil der Präambel angepasst. Dort heißt es nun:
Die Deutschen in den Ländern Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen haben in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands vollendet. Damit gilt dieses Grundgesetz für das gesamte Deutsche Volk.
Quelle: Grundgesetz 1990
Im Bild: Carlo Schmid am 10. August 1948 im Verfassungsausschuss auf der Insel Herrenchiemsee

May 22, 2024 • 6min
Vorbereitungen für Parlamentarischen Rat – Reportage aus Museum Koenig in Bonn | 25.8.1948
Grundgesetz wird vorbereitet
Die konkreten Vorbereitungen für die Schaffung des deutschen Grundgesetzes begannen im August 1948 auf dem Verfassungskonvent in Herrenchiemsee. 30 Experten aus Justiz und Politik schrieben dort einen ersten Entwurf für eine Verfassung.
Dieser Entwurf diente als Grundlage für den Parlamentarischen Rat, der kurz darauf seine Arbeit aufnahm. Und zwar in Bonn – nicht in Frankfurt oder Karlsruhe, die ebenfalls Interesse signalisiert hatten.
Parlamentarischer Rat tagt im Bonner Museum Koenig
Die Entscheidung für Bonn fiel erst Mitte August 1948, und Anfang September sollte es ja schon losgehen. Nun gab es im Nachkriegs-Bonn noch nicht so viele Gebäude, die geeignet gewesen wären, über mehrere Monate den Parlamentarischen Rat zu beherbergen. Er bestand immerhin aus 65 Mitgliedern, die jeweils von den Länderparlamenten gewählt und entsandt wurden.
Die Wahl des konkreten Orts fiel auf ein Museum, das Zoologische Museum Alexander Koenig, was, wie man sich vorstellen kann, der Versammlung, die das Grundgesetz ausarbeiten sollte, einen besonderen Charme gab.
Reporter Hans Jesse beschreibt die Vorbereitungen in seiner Reportage vom 25. August 1948.
Hintergrund für Böhmermann-Satire: Die Tiere und das Grundgesetz
Die Ereignisse liefern auch den Hintergrund zum Animationsfilm "Das Grundgesetz der Tiere". Nach einer Idee von Jan Böhmermann und Miguel Robitzky verfolgt der Film die satirische Idee, wonach in Wahrheit vier Tiere im Museum Koenig das Grundgestez verfasst haben.

May 20, 2024 • 28min
Adolf Eichmann in Jerusalem (2/2) – Wie Deutschland den Prozess beeinflussen wollte | Archivradio-Gespräch
Was würde Eichmann aussagen? Die Adenauer-Regierung und der BND wollten den Prozess in Jerusalem beeinflussen. Eichmanns Hinrichtung am 31. Mai 1962 war für sie eine Erleichterung. Lukas Meyer-Blankenburg im Gespräch mit der Philosophin Bettina Stangneth (SWR 2022) | Historische Originalaufnahmen und mehr zur Sendung: http://swr.li/eichmann-prozess | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: daswissen@swr.de | Folgt uns auf Mastodon: https://ard.social/@DasWissen

May 20, 2024 • 28min
Adolf Eichmann in Jerusalem (1/2) – Der Massenmörder vor Gericht | Archivradio-Gespräch
Todesurteil für Adolf Eichmann: Am 15.12.1961 ging der Prozess gegen den Mann, der den Holocaust organisiert, sich aber als kleiner Bürokrat inszeniert hatte, unter großem Medieninteresse zu Ende. Lukas Meyer-Blankenburg im Archivradio-Gespräch mit der Philosophin Bettina Stangneth (SWR 2021) | Historische Originalaufnahmen und mehr zur Sendung: http://swr.li/adolf-eichmann | Literatur: Bettina Stangneth: Eichmann vor Jerusalem. Das unbehelligte Leben eines Massenmörders; Avner Werner Less: Lüge! Alles Lüge! Aufzeichnungen des Eichmann-Verhörers. | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: daswissen@swr.de | Folgt uns auf Mastodon: https://ard.social/@DasWissen

May 19, 2024 • 7min
Hochwasser-Wahlkampf: Kanzler Schröder gummistiefelt durch Grimma | 14.8.2002
Gerhard Schröder besucht Grimma in Gummistiefeln
August 2002: Hochwasserkatastrophe in Sachsen, der Pegel der Elbe und ihrer Nebenflüsse sind stellenweise so hoch wie nie zuvor gemessen wurde. In Dresden und vielen anderen Städten stehen Straßen unter Wasser.
Es ist aber nicht nur Hochwasser, sondern auch Wahlkampf. Am 14. August, als die Wassermassen schon zurückgehen, besucht Bundeskanzler Gerhard Schröder die schwer getroffene Stadt Grimma im Landkreis Leipzig. Er zeigt sich tief erschüttert und verspricht unbürokratische Hilfe, was seine Popularitätswerte vor der Wahl deutlich steigen lässt.
Reportage aus Grimma von Sylvia Stadler.
Herausforderer Edmund Stoiber besucht Hochwassergebiete in Bayern
Schröders Herausforderer Edmund Stoiber (CSU) verpasst die Chance, sich an der Elbe blicken zu lassen. Er besucht lediglich die Hochwassergebiete im eigenen Bundesland Bayern, was ihm aber im Wahlkampf wenig nützt.
Der Beitrag von Armin Hering – ebenfalls vom 14. August – zeigt noch deutlicher, wie das Hochwasser den Wahlkampf beeinflusst. So wirbt auch der Grüne Bundesumweltminister Jürgen Trittin angesichts des Hochwassers für mehr grüne Klimapolitik.
Tatsächlich geht es im Wahlkampf damals auch um die Einführung einer Ökosteuer auf Kraftstoffe. Und es gab unter den Grünen auch Forderungen, die Steuern auf fossile Brennstoffe Jahr für Jahr noch teurer zu machen.
Die Ökosteuer kommt, denn Rot-Grün gewinnt die Wahlen 2002. Gerhard Schröder hat das Hochwasser dabei geholfen. Ob er ihm tatsächlich seine Wiederwahl verdankt, wie später oft gesagt wurde, lässt sich allerdings schwer sagen.

May 17, 2024 • 4min
BSE-Krise: Horst Seehofer plant Rindfleisch-Stopp aus Großbritannien | 17.5.1994
20 Jahre lang hat die Tierseuche BSE Europa immer wieder beschäftigt. Die Abkürzung steht für Bovine spongiforme Enzephalopathie; die Seuche kursierte dann aber sehr schnell unter dem Namen Rinderwahnsinn. Die Krankheit war für die Rinder tödlich, und der Verdacht kam auf, dass das Essen von infiziertem Rindfleisch bei Menschen die verwandte Creutzfeld-Jakob-Krankheit auslösen könnte.
Erste BSE-Fälle in Großbritannien bereits in den 1980er-Jahren
Die ersten BSE-Fälle In Großbritannien wurden schon in den 1980er-Jahren bekannt. Das Gehirn dieser Tiere war durchlöchert wie ein Schwamm. Bis 1992 stiegen die Fallzahlen drastisch an auf über 32.000 Rinder. Ganze Herden wurden notgeschlachtet. Als Auslöser der Krankheit wird schließlich das Tierfutter identifiziert. In Großbritannien wurde den Rindern Tiermehl aus zermahlenen Knochen verfüttert.
1994 diskutiert die EU über ein Einfuhrverbot von britischem Rindfleisch. Da sich das aber hinauszögert, entschließt sich der damalige Bundesgesundheit Horst Seehofer zu einem Alleingang. Seehofer findet dafür auch Zustimmung in der Bevölkerung.
EU verhängt 1996 Exportverbot für britisches Rindfleisch
Ein halbes Jahr später – als die Bundestagswahlen vorbei sind – wird der Einfuhrstopp erstmal wieder gestrichen. 1996 verhängt schließlich die gesamte EU ein Exportverbot für britisches Rindfleisch. Im selben Jahr verbietet Großbritannien die Verfütterung von Tiermehl.
Ausgerottet ist BSE damit nicht. Im Jahr 2000 tritt der erste BSE-Fall in Deutschland auf.
Mehr historische Aufnahmen zur Medizingeschichte: http://swr.li/medizingeschichte

May 12, 2024 • 13min
Ende der Berlin-Blockade: "Wohl die schönste Nacht in diesem Frühjahr" | 12.5.1949
In der Nacht vom 11. auf den 12. Mai 1949 heben die Sowjets die Blockade auf. Reporterinnen und Reporter berichten im Rundfunk von verschiedenen prominenten Punkten der Stadt aus, wie sich der Alltag langsam zu normalisieren scheint.

May 12, 2024 • 4min
Luftbrücke nach West-Berlin | 29.6.1948
Auf die Einführung der D-Mark in den drei Westzonen und Westberlin reagierte die sowjetische Militärregierung heftig. Sie beschloss eine unbefristete Blockade Westberlins. die Stromversorgung wurde gekappt und der komplette Güter- und Personenverkehr in die Stadt.
Um Westberlin zu versorgen, organisierte US-Militärgouverneur Lucius D. Clay die berühmte Luftbrücke. Die "Rosinenbomber" flogen bis Mai 1949.

May 9, 2024 • 56min
Die Neumühle-Bande – Ein pfälzisches Gangster-Epos | Archivradio-Gespräch | 1945/1947
Zwischen 1945 und 1947 hält eine Serie von Morden und Überfällen die Pfalz in Atem. 32 Angeklagte stehen schließlich vor Gericht. Der Prozess verrät viel über die Gesellschaft der Nachkriegszeit. Gábor Paál im Archivradio-Gespräch mit dem Historiker Christian Decker, Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde (SWR 2019) | Manuskript und mehr zur Sendung: http://swr.li/neumuehle-bande | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: daswissen@swr.de | Folgt uns auf Mastodon: https://ard.social/@DasWissen


