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Archivradio – Geschichte im Original

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Jan 30, 2024 • 14min

Gas- und Kohlemangel im Kältewinter – Energieknappheit in Berlin | 30.1.1947

Stadtverordnetenversammlung zur Energieversorungslage in Berlin Es ist eisig kalt im Nachkriegswinter 1946/1947. Es mangelt an Kohle und Gas. In Berlin sterben Dutzende an Erfrierungen. Die Stadt ist damals noch nicht streng in Ost- und Westberlin geteilt, sondern in die vier Sektoren der Siegermächte. Für dieses "Groß-Berlin" gibt es eine gemeinsame Stadtverordnetenversammlung, und dort war die katastrophale Energieversorgungslage eins der zentralen Themen am 30. Januar 1947. Kohle aus der sowjetischen Zone lässt auf sich warten Krankenhäuser, Schulen, Bäckereien – wer hat Priorität bei der Energieversorgung? Es wird über Gaskontingente gesprochen. SPD-Stadtrat Gustav Klingelhöver stellt in drastischen Worten die Situation dar und beklagt in seiner Rede vor allem, dass die Kohletransporte aus der sowjetischen Zone auf sich warten lassen. Die Stadt beziehe deshalb verstärkt Steinkohle aus dem Ruhrgebiet.
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Jan 30, 2024 • 15min

Helmut Kohl über Staatsautorität und Radikalenerlass | 30.1.1972

Helmut Kohl hält den Radikalenerlass für ein gutes Mittel Zwei Tage, nachdem Bund und Länder den Radikalenerlass beschlossen haben, gibt der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Helmut Kohl (CDU) dem Südwestfunk ein Interview. Darin er klärt er, warum er den Erlass richtig findet und er ein gutes Mittel ist, um eine Unterwanderung des Staats durch Verfassungsfeinde zu verhindern. Zunächst spricht er über die zunehmende Kriminalität und über die aus seiner Sicht fehlende Staatsautorität. Konkret um den Radikalenerlass geht es in der zweiten Hälfte dieses Interviews mit SWF-Redakteur Henning Röhl.
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Jan 28, 2024 • 17min

Hitlers letzter verzweifelter Rundfunkauftritt | 30.1.1945

Als die Wehrmacht auf dem Rückmarsch war, ließ sich Hitler wesentlich seltener im Radio hören als in den ersten Kriegsjahren. Einmal meldete er sich nach dem gescheiterten Attentat am 20. Juli 1944, und noch ein letztes Mal zum 12. Jahrestag der Nationalsozialistischen Regierung am 30. Januar 1945. Militärisch war die Wehrmacht längst in der Defensive: Die Truppen der West-Alliierten standen schon am Rhein, während im Osten die sowjetische Armee bis 80 km vor Berlin vorgerückt war. Dabei resümiert Hitler noch einmal sein verzerrtes Geschichtsbild, ruft die Bevölkerung noch einmal zum Kampf auf und fordert von allen im Land höchste Opferbereitschaft.
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Jan 28, 2024 • 6min

Der neue Radikalenerlass – Kritik von Gewerkschaften und Studierenden | 29.1.1972

Anfang der 1970er-Jahre nahm die politisierte Gewalt in Deutschland zu. Teile der Studentenbewegung haben sich radikalisiert. Andere, vor allem linke Gruppen, folgten offen der von Studentenführer Rudi Dutschke ausgegebenen Parole vom Marsch durch die Institutionen. Verfassungsfeinde dürfen Staat nicht unterwandern In dieser politischen Stimmung beschließen Bund und Länder parteiübergreifend den sogenannten Radikalenerlass. Das Ziel war zu verhindern, dass Verfassungsfeinde den Staat unterwandern. Die Folge war, dass, bevor eine Lehrerin oder auch ein Bahn- oder Postbeamter eingestellt wurde, eine sogenannte Regelanfrage beim Verfassungsschutz gestellt wurde. "Verfassungsfeindlich" – keine konkrete Definition Welches Verhalten genau als verfassungsfeindlich gelten sollte, war allerdings nicht eindeutig definiert. Klar war, dass es nicht nur um Parteizugehörigkeit – etwa zu kommunistischen Parteien – gehen sollte. Sowohl die SPD-geführte Bundesregierung unter Willy Brandt als auch die unionsgeführten Länder fassten den Beschluss gemeinsam. Die SPD auch, um ihre Distanz zum Kommunismus zu unterstreichen. Denn der SPD wurde – gerade auch wegen Brandts Ostpolitik und der Verträge mit Moskau – eine Nähe zum Kommunismus immer wieder vorgeworfen. Hamburg setzt den Erlass als erstes um – und erntet Kritik Es ist der 29. Januar 1972. Hamburg hat als erstes Bundesland den Radikalenerlass umgesetzt – und erntet dafür viel Kritik, nicht nur von Gewerkschaften. Der folgende Beitrag – der in seiner archivierten Fassung vorne und hinten etwas abreißt – zeigt die Reaktionen auf den neuen Erlass. Radikalenerlass führt zu mehr als drei Millionen Überprüfungen Bis 1991 wurden insgesamt 3,5 Millionen im öffentlichen Dienst überprüft. In der Folge wurden mehr als tausend Schul- und Hochschullehrkräfte nicht eingestellt, weil sie als "linksextrem" galten. Für diese Einstufung genügte unter Umständen schon eine kapitalismuskritische Dissertation. Rund 260 Personen wurden entlassen. Im Bild: Gegen den Radikalenerlass und für die Aufhebung des KPD-Verbots demonstrierten am 3. Februar 1972 in Bochum Betroffene, Studenten und Schüler
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Jan 26, 2024 • 3min

"Unternehmen Zukunft!" – Die Privatisierung der Bahn | 10.1.1994

Bundesbahn und Reichsbahn fusionieren Bis 1993 gab es die Deutsche Bundesbahn und die Deutsche Reichsbahn. Zwei staatliche Unternehmen, hochverschuldet, mit 70 Milliarden D-Mark in den roten Zahlen. Für Frust sorgten damals weniger unpünktliche Züge als vielmehr die noch langen Schlangen an den Fahrkartenschaltern. Und gerade im Osten stiegen immer mehr Menschen aufs Auto um. Privatisierung ab 1994 soll finanzielle Probleme lösen So sollte es nicht weiter gehen, und so lautete die Hoffnung: privatisieren! Mit Jahresbeginn 1994 werden beide zu einem privatwirtschaftlichen Unternehmen zusammengeschlossen. Flexibler, wettbewerbsfähiger und billiger sollte die Bahn werden und damit kundenorientierter, nicht mehr abhängig von den Entscheidungen im Verkehrsministerium. Der Bund übernimmt praktischerweise die Schulden, sodass das neue Unternehmen schuldenfrei loslegen kann. Die Berichterstattung ist wohlwollend. Zum Start des neuen Unternehmens kündigt der neue Vorstandschef Heinz Dürr medienwirksam das neue Guten-Abend-Ticket an, das vor allem für gute Stimmung sorgen soll. Reporterin: Birgit Wentzien
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Jan 24, 2024 • 4min

Studenten empören sich über Numerus clausus | 24.1.1968

In Fächern wie Medizin und Pharmazie gab es Zulassungsbeschränkungen schon seit den 1950ern. Doch angesichts des wachsenden Andrangs von Abiturienten zeichnet sich ab, dass die Zulassung mit einem allgemeinen Numerus-Clausus-System weiter beschränkt wird. Studentenvertreter empören sich und halten den Numerus clausus für verfassungswidrig.
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Jan 23, 2024 • 10min

Eugen Bolz spricht im Reichstag | 24.2.1932

Eugen Bolz (15.12.1881 - 23.1.1945), Kaufmannssohn aus Rottenburg am Neckar, macht eine steile politische Karriere in Württemberg: Justizminister, Innenminister, Staatspräsident. Gleichzeitig sitzt er ab 1920 für die Zentrumspartei im Berliner Reichstag. Am 24. Februar 1932 spricht er dort über die aktuelle Krise: "Nicht genug, dass wir den Krieg verloren haben", sagt er, "es ist nicht notwendig, dass wir die Schlacht in unserem Inneren auch noch verlieren und elend zugrunde gehen." Anfangs hält Bolz die Machtübernahme Adolf Hitlers für ein notwendiges Übel in einer Krisensituation. Doch 1940 schließt er sich dem zivilen Widerstand um Carl Friedrich Goerdeler an. Am 23. Januar 1945 wird Eugen Bolz in Berlin-Plötzensee mit dem Fallbeil hingerichtet.
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Jan 21, 2024 • 38min

Margarete Mitscherlich über "Die Unfähigkeit zu trauern": "Was hatte man wirklich dagegen getan?" | 21.1.1989

Margarete Mitscherlich war über Jahrzehnte die prominenteste deutsche Psychoanalytikerin. Sie war bekannt durch ihre wegweisenden Bücher wie "Die Unfähigkeit zu trauern", das sie 1967 zusammen mit ihrem Mann Alexander Mitscherlich geschrieben hatte. Drei Jahre nach dessen Tod erschien 1985 "Die friedfertige Frau", das Margarete Mitscherlich zu einer wichtigen Stimme des Feminismus machte. In diesem Gespräch von 1989 blickt Margarete Mitscherlich mit ihrer psychoanalytischen Brille auf die deutsche Nachkriegszeit und ihr eigenes Leben. Unter anderem äußert sie sich zur Rede von Bundestagspräsident Philipp Jenninger im November 1988 anlässlich des 50. Jahrestages der Reichspogromnacht. Die Rede hatte einen Skandal ausgelöst und Jenniger war zurückgetreten. Die Interviewerin ist Susanne Lüdtke.
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Jan 20, 2024 • 7min

Biden wird Präsident – Amanda Gorman und ihr Gedicht "The hill we climb" | 20.1.2021

Unter extrem hohen Sicherheitsvorkehrungen wird Joe Biden am 20. Januar 2021 als Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Die größte Aufmerksamkeit bei der Zeremonie bekommen jedoch weder er noch seine Vizepräsidentin Kamala Harris, sondern die 22-jährige afroamerikanische Schriftstellerin Amanda Gorman, die ihr fünfminütiges Gedicht "The hill we climb" vorträgt. Gedicht zur Amtseinführung des US-Präsidenten hat Tradition Ein Gedicht zur Inauguration eines Präsidenten – das ist Tradition in den USA. Amanda Gorman ist nun die jüngste, die diesen Auftrag bekommt. Knapp drei Wochen zuvor wurde sie von Joe Bidens Frau Jill darum gebeten. In dem Gedicht verarbeitet sie Bilder und Gedanken zum Sturm aufs Kapitol zwei Wochen zuvor. Aber auch die Hoffnung ihrer eigenen Generation, rassistische Diskriminierung zu überwinden. Sie spricht von sich als einem dünnen, schwarzen Mädchen, das von Sklaven abstammt und von einer alleinerziehenden Mutter großgezogen wurde, das davon träumen kann, Präsidentin zu werden, nur um sich selbst in einer Situation zu finden, in der sie für einen Präsidenten vorträgt. Amanda Gorman: The hill we climb When day comes, we ask ourselves, where can we find light in this never-ending shade? The loss we carry, a sea we must wade. We've braved the belly of the beast. We've learned that quiet isn't always peace. And the norms and notions of what just is, isn't always just-ice. And yet the dawn is ours before we knew it. Somehow we do it. Somehow we've weathered and witnessed a nation that isn't broken, but simply unfinished. We, the successors of a country and a time where a skinny Black girl descended from slaves and raised by a single mother can dream of becoming president only to find herself reciting for one. And yes, we are far from polished, far from pristine, but that doesn't mean we are striving to form a union that is perfect. We are striving to forge our union with purpose. To compose a country, committed to all cultures, colors, characters, and conditions of man. And so we lift our gaze, not to what stands between us but what stands before us. We close the divide because we know to put our future first, we must first put our differences aside. We lay down our arms so we can reach out our arms to one another. We seek harm to none and harmony for all. Let the globe, if nothing else, say, this is true: That even as we grieved, we grew. That even as we hurt, we hoped. That even as we tired, we tried. That we'll forever be tied together, victorious. Not because we will never again know defeat, but because we will never again sow division. Scripture tells us to envision that everyone shall sit under their own vine and fig tree and no one shall make them afraid. If we're to live up to our own time, then victory won't lie in the blade, but in all the bridges we've made. That is the promise to glade The hill we climb. If only we dare It's because being American is more than a pride we inherit. It's the past we step into and how we repair it. We've seen a force that would shatter our nation, rather than share it. Would destroy our country if it meant delaying democracy. And this effort very nearly succeeded. But while democracy can be periodically delayed, it can never be permanently defeated. In this truth, in this faith we trust For while we have our eyes on the future, history has its eyes on us. This is the era of just redemption. We feared at its inception We did not feel prepared to be the heirs of such a terrifying hour, but within it, we found the power to author a new chapter. To offer hope and laughter to ourselves. So while once we asked, how could we possibly prevail over catastrophe? Now we assert how could catastrophe possibly prevail over us? We will not march back to what was, but move to what shall be a country that is bruised but whole benevolent, but bold, fierce, and free. We will not be turned around or interrupted by intimidation because we know our inaction and inertia will be the inheritance of the next generation. Our blunders become their burdens, but one thing is certain. If we merged mercy with might, and might with right, then love becomes our legacy, and change our children's birthright. So let us leave behind a country better than the one we were left with Every breath, my bronze-pounded chest. We will raise this wounded world into a wondrous one. We will rise from the gold-limbed hills of the West. We will rise from the windswept Northeast where our forefathers first realized revolution. We will rise from the lake-rimmed cities of the midwestern states. We will rise from the sunbaked South. We will rebuild, reconcile and recover and every known nook of our nation. And every corner called our country. Our people diverse and beautiful will emerge, battered and beautiful. When day comes, we step out of the shade aflame and unafraid The new dawn blooms as we free it. For there was always light. If only we're brave enough to see it. If only we're brave enough to be it.
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Jan 19, 2024 • 4min

Urteil: Betriebe dürfen Rauchen verbieten | 19.1.1999

Heute kaum noch vorstellbar: Früher mussten Nichtraucher fast überall Zigarettenqualm ertragen: bei der Arbeit, in Gaststätten und öffentlichen Gebäuden. Doch dann beginnt ein Umdenken. Den Anfang machen die Fluglinien. Rauchen nur im Raucherstand auf dem Hof: Mitarbeiter klagt erfolglos Die Lufthansa verbietet 1995 das Rauchen auf Inlandsflügen und ab 1998 generell. Auch erste Betriebe fangen an, das Rauchen zu untersagen. Das Philips Halbleiterwerk in Hamburg beginnt damit 1996 und gerät in die Schlagzeilen, weil ein Mitarbeiter dagegen klagt, dass er zum Rauchen in eine spezielle Ecke auf den Hof muss. Doch am 19. Januar 1999 verliert er seinen Prozess. Das Bundesarbeitsgericht billigt das Rauchverbot in einem wegweisenden Urteil. Rauchverbote nach und nach in verschiedenen Bereichen Das Urteil führt allerdings nicht gleich zu großflächigen Rauchverboten. Die meisten Betriebe ziehen erst Mitte der 2000er Jahre nach. Das Rauchen in öffentlichen Gebäuden wurde 2007 verboten, von da an gibt es in der Bahn auch keine Raucherabteile mehr. Ein Jahr später wird auch die Gastronomie rauchfrei – explizite Raucherkneipen ausgenommen.

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