
Archivradio – Geschichte im Original
Historische Aufnahmen und Radioberichte von den ersten Tonaufzeichnungen bis (fast) heute. Das Archivradio der ARD macht Geschichte hör- und die Stimmung vergangener Jahrzehnte fühlbar. Präsentiert von: Gábor Paál, Lukas Meyer-Blankenburg, Maximilian Schönherr und Christoph König. Ein Podcast von SWR, BR, HR, MDR und WDR. https://archivradio.de | Übersicht über alle Beiträge: http://x.swr.de/s/archivradiokatalog
Latest episodes

Apr 14, 2024 • 16min
Irak bombardiert Israel – Israel verzichtet auf Gegenschlag | 18. bis 25.1.1991
Hintergrund: Iraks Überfall auf Kuwait
Im August 1990 überfällt Irak sein Nachbarland Kuwait. Der UN-Sicherheitsrat verurteilt den Angriff und verlangt den Rückzug Iraks. Iraks Diktator Saddam Hussein, denkt nicht daran. Deshalb formiert sich unter der Führung der USA eine Koalition gegen den Irak.
Der Zweite Golfkrieg
Am 17. Januar 1991 greift die Koalition den Irak mit massiven Luftangriffen an. Auch dieser Angriff ist von einer UN-Resolution gedeckt. Damit beginnt der erste Irakkrieg, auch Zweiter Golfkrieg genannt. Der Irak hatte schon vorher angedroht, in einem solchen Fall als erstes Israel anzugreifen – obwohl Israel gar nicht Teil der Koalition ist. Schon am 18. Januar macht er seine Drohung war und greift Israel mit Scud-Raketen an.
Israel verteilt Gasmasken und installiert Patriot
Israel hält sich mit einer Reaktion zurück. Es verteilt Gasmasken in der Bevölkerung – aus Angst, der Irak könnte auch mit Giftgas angreifen. Und bekommt sehr rasch von den USA das Raketenabwehrsystem Patriot geliefert und installiert. Es ist der 20. Januar 1991, zwei Tage nach dem ersten Angriff aus dem Irak.
Einen weiteren Tag später schildert Korrespondent Herbert Mair den Ausnahmezustand in Israels Alltag. Irak setzt seine Angriffe fort. Am 23. Januar berät die israelische Regierung erneut über eine Reaktion. Und entscheidet sich auch diesmal, "mit dem Verstand, und nicht mit dem Herzen zu reagieren", so schildert es Korrespondent Martin Wagner.
Keine Vergeltung – Israel verzichtet auf Gegenschlag
Daran ändert sich auch nichts nach dem fünften Bombardement am 25. Januar 1991. Der Bericht von jenem Tag macht auch deutlich: Die israelische Bevölkerung steht hinter der Politik der Zurückhaltung. Der Armee gelingt es, diese Zurückhaltung als Ausdruck der Stärke zu vermitteln.
Israels Gegenschlag bleibt aus. Durch diesen Verzicht auf Vergeltung gelingt es auch, die Koalition gegen den Irak zusammenzuhalten. Denn ihr gehören damals viele arabische Staaten an.

Apr 12, 2024 • 31min
Prof. Hans Bender über "Spuk als wissenschaftliches Phänomen" | 29.12.1953
Lehrstuhl für "Grenzgebiete der Psychologie“
Der Psychologe Hans Bender (1907 - 1991) war der bisher einzige in Deutschland, der, in Freiburg, einen Lehrstuhl für "Grenzgebiete der Psychologie“ innehatte und sich dort auch mit Fragen der Parapsychologie beschäftigte. Telepathie, Spuk, Hellsehen, Wünschelruten, Psychokinese – all das hat er untersucht mit dem Ziel, den Ursachen solcher Phänomene auf den Grund zu gehen.
Podcast "Geisterjäger"
Der SWR Podcast "Geisterjäger" erzählt von den spektakulärsten dieser Fälle und dem schillernden Leben Hans Benders.
Vortrag im Südwestfunk
In den 1950ern hielt Bender auch zahlreiche Radiovorträge im Südwestfunk – darunter den folgenden mit dem Titel "Spuk als wissenschaftliches Problem".

Apr 10, 2024 • 22min
Der Baader-Meinhof-Prozess beginnt in Stuttgart-Stammheim | 21.5.1975
Prozess gegen die RAF-Terroristen Baader, Meinhof, Ensslin und Raspe
Stuttgart-Stammheim, 21. Mai 1975. Beginn des Prozesses gegen Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe.
Sicherheitskontrollen wie noch nie bei einem bundesdeutschen Gerichtsverfahren. Ansonsten: Eine Angeklagte, die im Gerichtssaal raucht. Drei Rechtsanwälte, darunter Hans-Christian Ströbele, die durch einen Trick ihrem Gerichtsausschluss entgehen wollten. Und im Luftraum über Stammheim taucht auch noch ein verdächtiges Sportflugzeug auf.
Das war der Stand der Dinge in der Mittagsausgabe von SDR1 Aktuell. Am Nachmittag gab es schon eine Weiterentwicklung – dann war auch klar, was es mit dem Sportflugzeug auf sich hatte.

Apr 10, 2024 • 6min
Bundespräsident Heinemann schreibt Ulrike Meinhof einen Brief | 16.12.1974
Inhaftierte RAF-Terroristin verweigert Nahrungsaufnahme
Dezember 1974. Der RAF-Häftling Holger Meins ist im Hungerstreik bereits gestorben. Auch Ulrike Meinhof verweigert die Nahrungsaufnahme.
Bundespräsident Gustav Heinemann, der Meinhof von früher kennt, nimmt dies zum Anlass, ihr einen Brief ins Gefängnis zu schreiben. Er appelliert an sie, den Hungerstreik zu beenden.
Rundfunksprecher verliest Heinemanns Brief
Die Öffentlichkeit erfährt von diesem Brief erst fünf Tage später – im folgenden Bericht vom 16. Dezember 1974 wird der Brief vorgelesen, vorher ist noch der Schriftsteller Heinrich Böll zu hören, der von einem Wahnsinn spricht, der in Deutschland vor sich gehe und den politischen Umgang mit der RAF kritisiert.
Gustav Heinemann hält Selbstopferung für einen Irrtum
Der Brief des Bundespräsidenten an Ulrike Meinhof, die er kennt, seit er sie einmal als Anwalt in einem Beleidigungsverfahren verteidigt hat, wird von einem Rundfunksprecher verlesen. Er beginnt mit "Sehr geehrte Frau Meinhof" und geht dann auf den Hungerstreik ein. "Sie kommen an die Grenzen Ihres Lebens."
Selbstopferung hält Heinemann für einen Irrtum. Ulrike Meinhof erschwere damit die Arbeit anderer, die sich um Besserung der Verhältnisse bemühen. Heinemann meint, er habe ihren Weg mit Aufmerksamkeit verfolgt und schließt mit den Worten: "Bitte nehmen Sie sich die Freiheit und beenden den Hungerstreik."
Titel: "Der Brief von Bundespräsident Gustav Heinemann an Ulrike Meinhof"Sendung: "Südfunk aktuell"Moderator: Kurt Sauerborn

Apr 8, 2024 • 7min
Franzosen geben Kehl frei | 8.4.1953
Die badische Stadt Kehl, an der französischen Grenze gegenüber Straßburg gelegen, wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs evakuiert. Die Bevölkerung musste Kehl verlassen, das französische Militär besetzte die Stadt.
Frankreich setzt Washingtoner Abkommen um
Im Washingtoner Abkommen von 1949 verpflichtet sich Frankreich, Kehl bis 1953 wieder freizugeben. Dies geschieht in mehreren Schritten.
Am 8. April 1953 erfolgt schließlich die vollständige Freigabe. Es ist ein für die Region bedeutendes Ereignis. Die letzten Sperrzäune werden entfernt, doch aufgrund der Kriegsschäden können viele Kehler noch nicht in ihre alten Wohnungen zurück.
Im Bild: Blick auf den "französischen" Stadtteil der südwestdeutschen Stadt Kehl am am 6. Oktober 1950 . Nach der Evakuierung durch Frankreich durfte nach und nach ein Teil der ursprünglich 12.000 Einwohner Kehls zurückkehren, Dreiviertel des Stadtgebiets wurden 1950 aber noch immer von französischen Soldaten und ihren Familien bewohnt.

Apr 5, 2024 • 5min
Präsidentenmord in Ruanda – Beginn des Bürgerkriegs | 7.4.1994
Flugzeug abgeschossen: Mord an den Präsidenten von Ruanda und Burundi
Am 6. April 1994 werden gleich zwei afrikanische Präsidenten ermordet: der Staatschef von Ruanda, Juvénal Habyarimana, sowie der Präsident Burundis, Cyprien Ntaryamira. Beide saßen in einem Flugzeug, das sich im Landeanflug auf Ruandas Hauptstadt Kigali befand. Das Flugzeug wurde von zwei Boden-Luft-Raketen abgeschossen.
Jagd auf Tutsi: Mordanschlag löst Bürgerkrieg in Ruanda aus
Dieser Präsidentenmord ist die Initialzündung für den Bürgerkrieg in Ruanda, bei dem Angehörige der Hutu-Mehrheit systematisch Jagd auf die Minderheit der Tutsi machen. Nach Schätzungen kommen innerhalb von drei Monaten 800.000 bis eine Million Menschen ums Leben – drei Viertel aller in Ruanda lebenden Tutsi.
Dass es so weit kommen würde, ist am 7. April noch nicht klar, als Afrika-Korrespondent Michael Franzke eine Einschätzung zum Präsidentenmord gibt.

Apr 4, 2024 • 8min
Ermordung von Martin Luther King | 4.4.1968
Der Bericht von USA-Korrespondent Georg Siegert schildert die Lage nach dem Attentat. Sein Bericht klingt für heutige Ohren ungewohnt, denn 1968 galt es noch als politisch völlig korrekt, Schwarze als "Neger" zu bezeichnen.
Martin Luther King hatte 1964 den Friedensnobelpreis erhalten. Berühmt geworden ist seine Rede beim "Marsch auf Washington von 1963 "I have a dream". Diese Rede ist jedoch urheberrechtlich geschützt.

Apr 3, 2024 • 30min
Barack Obamas Vision einer atomwaffenfreien Welt | 3. bis 5.4.2009
Obama wirbt in Europa für eine Welt ohne Atomwaffen
Als Ende 2008 Barack Obama zum neuen US-Präsidenten gewählt wird, setzen viele große Hoffnungen in den jungen Charismatiker. Wie sehr er Menschen begeistern kann, zeigt sich auch bei seinem Europa-Besuch Anfang April 2009. Obama ist noch keine drei Monate im Amt und überrascht die Welt mit einem großartig klingenden Plan, den er in einer Rede vor 4.000 Jugendlichen am 3. April in Straßburg zunächst andeutet: Er werde beim EU-USA-Gipfel in Prag Vorschläge für eine Welt ohne Atomwaffen unterbreiten.
Nicht nur die Jugendlichen in Straßburg sind begeistert, auch der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier zeigt sich erfreut über dieses "Signal von großer Tragweite". Endlich sei das Abrüstungsthema wieder auf der Tagesordnung.
"A world without nuclear weapons": US-Präsident Obama hält Rede in Prag
Barack Obama reist von Straßburg weiter zum NATO-Gipfel nach Baden-Baden und von dort zum EU-USA-Gipfel nach Prag. Dort führt er seinen Gedanken vor 20.000 Zuschauern noch etwas weiter aus.
Noch im selben Jahr bekommt er für seine Abrüstungsideen den Friedensnobelpreis – von dem später viele sagen werden, dass das viel zu früh war. Denn rückblickend betrachtet war es nicht mehr als ein großes Versprechen: eine charismatische Rede, aus der nichts weiter wurde.

Apr 1, 2024 • 1min
Neues vom Archivradio: Wir sind jetzt ein gemeinsames ARD-Angebot
Bisher war das Archivradio ein Angebot von SWR2, jetzt unterstützen es auch weitere Sender: Der HR, der WDR, der BR und der MDR. Damit ist es jetzt das gemeinsame ARD Angebot für historische Tondokumente.
Außer dem Absender und dem neuen Cover bleibt vieles, wie es ist. Auf dieser Website finden sich weiterhin alle Archivradio-Aufnahmen thematisch und chronologisch sortiert: http://swr.li/archivradio-katalog
Und hier geht es zum Live-Stream, in dem man Aufnahmen zu einem thematischen Schwerpunkt am Stück hören kann: https://liveradio.swr.de/sw331ch/raka02/
Und natürlich freuen wir uns, wenn ihr das Archivradio der ARD allen empfehlt, die sich dafür interessieren könnten.

Mar 26, 2024 • 22min
Terrorangriff und Geiselnahme in Moskauer Theater | 23. bis 26.10.2002
Hunderte Geiseln: Tschetschenische Terroristen stürmen Dubrowska-Theater
Am 23. Oktober 2002 stürmen mehr als 40 tschetschenische Terroristen das Moskauer Dubrowka-Theater, wo gerade ein Musical läuft. Sie nehmen mehr als 700 Geiseln. Am zweiten Tag gibt es schon erste Tote.
Tschetschenien-Krieg ist Hintergrund der Geiselnahme
Politischer Hintergrund ist der zweite Tschetschenien-Krieg, der drei Jahre zuvor begonnen hatte, forciert von Wladimir Putin. Der war zu Beginn des Krieges noch Ministerpräsident und wurde kurz darauf Staatspräsident. Zum Zeitpunkt des Terrorangriffs auf das Moskauer Theater ist er gut zwei Jahre im Amt. Die Geiselnehmer im Theater fordern die Beendigung des Krieges und den sofortigen Abzug des russischen Militärs.
SWR1 informiert am 24. Oktober 2022 in einer Hintergrundsendung ausführlich über die Lage.
Sondereinheit setzt Betäubungsgas zur Befreiung ein – viele Geiseln sterben
Drei Tage lang dauerte die Geiselnahme, bis sie von russischen Sondereinheiten beendet wurde. Dabei starben nicht nur die 41 Geiselnehmer, sondern auch 129 Geiseln. Die Spezialkräfte setzten ein Betäubungsgas ein, das auch auf viele der Geiseln tödlich wirkte.