
Archivradio – Geschichte im Original
Historische Aufnahmen und Radioberichte von den ersten Tonaufzeichnungen bis (fast) heute. Das Archivradio der ARD macht Geschichte hör- und die Stimmung vergangener Jahrzehnte fühlbar. Präsentiert von: Gábor Paál, Lukas Meyer-Blankenburg, Maximilian Schönherr und Christoph König. Ein Podcast von SWR, BR, HR, MDR und WDR. https://archivradio.de | Übersicht über alle Beiträge: http://x.swr.de/s/archivradiokatalog
Latest episodes

Jun 7, 2024 • 16min
„Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome erscheint auf Deutsch – Buchkritik | 8.6.1972
1968 gründet sich der Club of Rome. Fachleute aus zahlreichen Ländern schließen sich darin zusammen, um sich mit den Zukunftsfragen der Menschheit zu beschäftigen.
In der Öffentlichkeit wird der Club of Rome vor allem durch eine Studie bekannt: „Die Grenzen des Wachstums“, erschienen am 2. März 1972. In den Medien findet sie zunächst nur wenig Widerhall – immerhin hier in einer Buchbesprechung des Südwestfunks vom 8. Juni 1972, verfasst von SWF-Redakteur Peter Koerfgen. Sie macht deutlich, wie neu und radikal die Aussagen des Club of Rome für damalige Verhältnisse waren.
Quelle: SWR W0720222

Jun 7, 2024 • 41min
Ministerpräsidentenkonferenz zur Flüchtlingsnot | 7.6.1947
Angst vor den "Fremden" und Verbitterung über Kriegsniederlage
Flüchtlinge und Heimatvertriebene sind in der Nachkriegszeit ein wichtiges politisches Thema in Deutschland: Neben Angst vor den vielen "Fremden" schwingt in der Debatte häufig noch Verbitterung über die durch die Kriegsniederlage verlorenen Gebiete östlich von Oder und Neiße mit – schließlich kommt ein großer Teil der Flüchtlinge von dort.
Integration soll sozialen Frieden wahren
Auch die Ministerpräsidentenkonferenz in München behandelt im Juni 1947 als ersten Tagesordnungspunkt die "deutsche Flüchtlingsnot".
Der bayerische Staatssekretär für Flüchtlingswesen, Wolfgang Jaenicke, schildert die Situation: 14 Millionen Flüchtlinge seien in ein Land gebrochen, das selbst unter den furchtbaren Folgen des Krieges leide. Diese Menschen müssten nun aufgenommen, eingegliedert und durch Arbeit und Sesshaftmachung davor bewahrt werden, ein asoziales oder revoltierendes Element in Deutschland zu werden.

Jun 4, 2024 • 4min
Über die russische Brussilow-Offensive in Wolhynien und Galizien | 4.6.1916 / 17.7.1918
Alexej Brussilow (1853-1926) war der erfolgreichste russische General des Ersten Weltkriegs, nach ihm wurde die Offensive benannt. Er wurde im März 1916 Befehlshaber der Südwestfront, nach der Februarrevolution 1917 wurde er Oberbefehlshaber der russischen Armee, 1920 führte er die Rote Armee nach Polen.
Der Sprecher Alexander von Linsingen (1850-1935) hatte den Oberbefehl über die deutschen und die österreichisch-ungarischen Armeen, die bis auf Kompanieebene integriert worden waren. Nach der Brussilow-Offensive war die Selbständigkeit Österreichs nur noch eine Illusion.
Aufnahmedatum: 17.7.1918 (nachgesprochen)Quelle: Deutsches Rundfunkarchiv (DRA)

Jun 2, 2024 • 13min
Massaker auf dem "Platz des Himmlischen Friedens" – Chinas Regierung schlägt Proteste nieder | 3. bis 5.6.1989
2.600 Tote auf dem Tian’anmen-Platz
Im Juni 1989 schlägt die chinesische Führung die Proteste auf dem Tian’anmen-Platz nieder, dem Platz des himmlischen Friedens in Peking. Am Ende zählt das chinesische Rote Kreuz 2.600 Tote.
Tod des reformorientierten Hu Yaobang war Auslöser der Proteste
Die Entwicklung beginnt am 15. April nach dem Tod von Hu Yaobang. Er war bis 1987 Generalsekretär der Kommunistischen Partei, fiel aber, weil zu reformorientiert, bei der Parteiführung in Ungnade und wurde abgesetzt. Als er nun 1989 stirbt, bekunden viele öffentlich ihre Trauer, ziehen auf die Straße. Aus Trauerkundgebungen werden schnell Proteste gegen das Regime.
Statt "chinesischer Perestrojka" rollen Panzer
Im Mai beschließt die Pekinger Studenschaft einen Hungerstreik. Zunächst sieht es so aus, als lasse sich die Parteiführung auf einen Dialog ein. Der Sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow besucht Peking, was ebenfalls Hoffnungen weckt. Auch die deutsche Presse spekuliert teilweise auf eine "chinesische Perestrojka", die jetzt kommen könnte. Doch dann kippt es wieder um. Die Studierenden bleiben aber weiter auf dem Platz. Es kommt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften.
Die Berichte der Korrespondenten Bernhard Hermann und Ludwig Thamm zeigen, wie sich die Situation ab dem 3. Juni 1989 zuspitzt.
Am Tag drauf, dem 4. Juni, berichten der Südwestfunk und ARD-Korrespondent Ludwig Thamm bereits von einem Massaker.
Viele Protestierende harren weiter aus. Doch die Armee bleibt auch am 5. Juni 1989 entschlossen, die Proteste niederzuschlagen.

May 30, 2024 • 55min
Die deutsche Friedensbewegung – Was bleibt vom Pazifismus? | Archivradio-Gespräch
Sissi Pitzer ist eine engagierte Stimme in der deutschen Friedensbewegung. Im Gespräch beleuchtet sie die historische und aktuelle Rolle des Pazifismus, besonders im Kontext des Ukraine-Kriegs. Sie diskutiert die Unterschiede zwischen der Friedensbewegung der 1980er Jahre und den heutigen Herausforderungen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den beeindruckenden Protesten jener Zeit, wie der Menschenkette auf der Schwäbischen Alb. Pitzer analysiert auch das Dilemma zwischen Frieden und Selbstverteidigung sowie die Notwendigkeit sozialer Gerechtigkeit.

May 28, 2024 • 11min
Ansprachen von Roosevelt und Eisenhower zum "D-Day" | 6.6.1944
Oberbefehlshaber der Landungstruppen wendet sich an Westeuropäer
Am Morgen der Invasion in der Normandie, am 6. Juni 1944, spricht der Oberbefehlshaber der Alliierten Landungstruppen, Dwight D. Eisenhower, zu den Menschen in Westeuropa. Sie würden bald befreit werden. An die unabhängigen Widerstandskämpfer appelliert er, sich jetzt in Disziplin zu üben und nicht ihr Leben zu riskieren. Sie würden noch gebraucht werden. Die französische Bevölkerung ruft er auf, den Anweisungen ihrer Anführer zu folgen.
US-Präsident Franklin D. Roosevelt spricht zu seinem Volk und betet
US-Präsident Franklin D. Roosevelt wiederum hält eine kurze Ansprache an das Volk der Vereinigten Staaten. Er habe am Vortag noch über den Untergang Roms gesprochen – da habe er schon gewusst, dass in dieser Nacht Truppen der Vereinigten Staaten und ihrer Alliierten den Kanal überqueren würden. Bisher sei die Operation erfolgreich verlaufen. Die tausenden Toten, die sie gekostet hat, erwähnt er nicht. Und er bietet die Hörerinnen und Hörer, mit ihm zusammen zu beten.
Quelle: DRA

May 28, 2024 • 4min
Deutsche Nachrichten über die Invasion in der Normandie | 6.6.1944
Wehrmacht sieht sich nicht in Gefahr
Am Morgen des 6. Juni 1944 landen die alliierten Truppen an der Küste der Normandie. Auch die von der NS-Regierung kontrollierten Nachrichten im Großdeutschen Rundfunk berichten darüber. Nach ihrer Darstellung hat die Wehrmacht die Küste erfolgreich verteidigt und sei auf die Invasion gut vorbereitet gewesen – was nicht stimmt. Befehlshaber Generalfeldmarshall Erwin Rommel etwa ist an jenem Tag auf Heimaturlaub in Württemberg.
Den Alliierten soll ein "heißer Empfang" bereitet werden
Reichspressechef Otto Dietrich bezeichnet in den Nachrichten die West-Allierten als "Helfer des Bolschewismus", die "auf Befehl Moskaus" ihren "Opfergang" in der Normandie angetreten hätten. "Wir werden ihnen einen heißen Empfang bereiten".

May 24, 2024 • 2min
Aufruf an die Truppen der österreichischen Südwestfront | 24.5.1915
Franz Freiherr von Rohr
Redner ist Franz Freiherr von Rohr. Er erhielt nach der Kriegserklärung Italiens an die Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn den Befehl über die Armeegruppe, die seinen Namen trug.
"Soldaten an den Alpengrenzen! Endlich hat der Italiener die trügerische Maske abgeworfen" / Er glaubt uns schwach, aber die brandende Flut soll an uns einen Felsen finden / Noch flammt in uns der Geist Radetzkys / "Im Verein mit unseren Bundesbrüdern werden wir auch im Südwesten zum Siege schreiten".
Italien bis 1915 im Dreibund mit Österreich und Deutschland
Italien war seit 1882 mit Deutschland und Österreich im Dreibund vertraglich gebunden, das Bündnis ist de jure 1915 beendet, als Italien auf der Seite der Entente-Mächte England und Frankreich in den Krieg eintritt. Der Vertrag hatte aber schon vor 1915 an Bedeutung verloren, da Italien und Frankreich ihre kolonialen Differenzen in Nordafrika 1902 beigelegt hatten.
Königreich Italien strebt Erweiterung des Staatsgebiets an
Die Absicht hinter Italiens Kriegserklärung war die Erweiterung des Staatsgebiets um die Territorien der k.-u.-k.-Monarchie, in denen Italiener lebten (Trentino, Venetien und Friaul). Rom hoffte nach einem erfolgreichen Sieg das "Risorgimento" abschließen zu können, was allerdings erst 1919 im Vertrag von St. Germain nach Ende des Ersten Weltkriegs gelang.
Deutsches Rundfunkarchiv (DRA)

May 23, 2024 • 5min
Srebrenica vor dem Massaker – Serben nehmen die Stadt ein | 11.7.1995
Mord an 8.000 Bosniaken
Das Massaker von Srebrenica 1995 gehört zu den dunkelsten Momenten der Jugoslawienkriege in den 1990er-Jahren. 8.000 Bosniaken wurden ermordet.
UNO-Blauhelm-Truppen können Verbrechen nicht verhindern
Das war im Juli 1995 auch eine Blamage für die UNO-Blauhelmtruppen. Fast 2 Jahre lang war die Stadt Srebrenica im Bosnienkrieg Teil einer UN-Schutzzone im Osten des Landes. Doch die Situation blieb prekär und die Blauhelme waren für ihre Aufgabe nicht ausreichend gerüstet, um das Vordringen der bosnisch-serbischen Armee zu verhindern. Die Blauhelme forderten noch Luftunterstützung von der NATO an – die kam auch, konnte aber die Einnahme durch die bosnisch-serbische Armee nicht verhindern.
Für die ARD berichtet damals Anke Mai. Die Sorge vor einem bevorstehenden Massaker spricht sie im Gespräch mit dem SDR schon offen aus.

May 23, 2024 • 35min
Dichterin May Ayim: "Ich bin hier nicht fremd." | 12.1.1995
Prägenden Figuren der afrodeutschen Bewegung
Die Dichterin und Aktivistin May Ayim war in den 1980er-Jahren eine der prägenden Figuren der afrodeutschen Bewegung. Mit ihren Mitstreiterinnen machte sie in dem Buch "Farbe bekennen" 1986 den Alltagsrassismus gegenüber Schwarzen Deutschen öffentlich und verwies auf die lange Geschichte Schwarzer Menschen in Deutschland.
Ihre Gedichte setzen sich mit den afrodeutschen Anliegen auseinander, sind oft aber auch positive und humorvolle Texte einer selbstbewussten jungen Frau.
May Ayim nahm sich am 9. August 1996 in Hamburg das Leben.
Hier eins ihrer letzten Interviews, am 12. Januar 1995, im Deutschlandradio. Der Moderator ist Herbert A. Gornik.