

Gut durch die Zeit. Der Podcast rund um Mediation, Konflikt-Coaching und Organisationsberatung.
Dr. Sascha Weigel
Ich bin Sascha Weigel und möchte Sie in diesem Podcast gemeinsam mit meinen Gästen mit spannenden Sichtweisen und Einschätzungen rund um die Themengebiete Mediation, Konflikt-Coaching und Organisationsberatung zum Nachdenken anregen. Wir hegen die Absicht, dass Sie hier durchaus die zündende Idee oder bei Bedarf einen neuen Lösungsansatz für ihre Problem- oder Konfliktsituation entwickeln können.
Zu Wort werden in diesem Podcast auch Fachexperten kommen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, deren Forschungsergebnisse wichtige Erkenntnisse für den Umgang mit Konflikten und damit für die Mediation und Konfliktberatung in der VUKA-Welt bieten.
Mehr zu Mediation und Konfliktmanagement: www.inkovema.de
Zu Wort werden in diesem Podcast auch Fachexperten kommen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, deren Forschungsergebnisse wichtige Erkenntnisse für den Umgang mit Konflikten und damit für die Mediation und Konfliktberatung in der VUKA-Welt bieten.
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Jan 14, 2024 • 48min
#156 - Organisationsberatung. Im Gespräch mit Christian Rieckmann
Wie macht man denn das, eine Organisation zu beraten?
Organisationsberatung, Organisationsentwicklung und Prozessberatung sowie Unternehmensberatung sind Begriffe aus dem Bereich der Managementberatung:
Organisationsberatung:
Organisationsberatung bezieht sich auf die Beratung von Unternehmen und Organisationen, um deren Strukturen, Abläufe und Strategien zu verbessern. Ziel ist es, die Effizienz, Effektivität und Anpassungsfähigkeit der Organisation zu steigern. Dabei kann es um verschiedene Aspekte gehen, wie z.B. Change Management, Strategieentwicklung oder Kulturwandel.
Organisationsentwicklung: Dies ist ein spezifischer Ansatz innerhalb der Organisationsberatung, der sich prinzipiell auf die Entwicklung und Verbesserung der gesamten Organisation oder wesentlicher Teile von ihr konzentriert. Es geht darum, die Organisation so zu gestalten, dass sie besser auf Herausforderungen reagieren kann, ihre Ziele effektiver erreicht und ein positives Arbeitsumfeld schafft, insbesondere aber einen besseren, sprich humaneren Platz für die in ihr arbeitenden Menschen bietet. Organisationsentwicklung steht für die Humnanisierung der Arbeitswelt. Methoden der Organisationsentwicklung beinhalten deshalb oft Gruppenarbeit, Mitarbeiterbeteiligung und kontinuierliches Lernen - und stellen den Menschen in den Mittelpunkt.
Prozessberatung/Prozessbegleitung: Dieser Ansatz konzentriert sich auf die Verbesserung spezifischer Prozesse innerhalb einer Organisation. Im Gegensatz zur Expertenberatung, bei der der Berater Lösungen vorgibt, arbeitet der Prozessberater eng mit den Mitarbeitern der Organisation zusammen, um Probleme zu identifizieren und Lösungen zu entwickeln. Der Schwerpunkt liegt auf der Optimierung von Arbeitsabläufen, Kommunikationswegen und Entscheidungsprozessen.
Unternehmensberatung: Unternehmensberatung ist die Dienstleistung, die Unternehmen oder Organisationen dabei unterstützt, ihre Geschäftsabläufe, Leistung und Strategie zu verbessern. Unternehmensberatungen bringen Expertise und externe Perspektiven in eine Organisation ein, um spezifische Herausforderungen zu adressieren und langfristige Verbesserungen zu erzielen. Sie arbeiten oft eng mit dem Management des Unternehmens zusammen, um maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Dies kann eine Vielzahl von Aspekten abdecken:
Strategische Beratung: Fokussiert sich auf die langfristige Planung und Ausrichtung eines Unternehmens. Berater helfen hier bei der Entwicklung oder Überarbeitung von Unternehmensstrategien, um Wachstum zu fördern und auf Marktveränderungen zu reagieren.
Managementberatung: Konzentriert sich auf die Verbesserung der Führungs- und Verwaltungspraktiken. Dies kann die Optimierung von Organisationsstrukturen, die Verbesserung von Managementmethoden und die Förderung von Mitarbeiterengagement einschließen.
IT-Beratung: Spezialisiert auf die Implementierung und Optimierung von Informationstechnologien im Unternehmen. Hierzu gehört die Auswahl und Implementierung von Softwarelösungen, die Digitalisierung von Geschäftsprozessen und die Beratung in Bezug auf IT-Sicherheit.
Finanzberatung: Fokussiert auf die finanziellen Aspekte eines Unternehmens, wie Kostenmanagement, Investitionsstrategien und finanzielle Umstrukturierung.
Operative Beratung: Konzentriert sich auf die Verbesserung der täglichen Geschäftsprozesse. Das Ziel ist es, Effizienz zu steigern, Kosten zu senken und die operative Leistung zu verbessern.
Personalberatung: Beinhaltet die Beratung in Personalfragen, wie Talentmanagement, Mitarbeiterentwicklung, Vergütungssysteme und Organisationskultur.
Gast:
Christian Rieckmann, studierter Pädagoge, seit 30 Jahren Organisationsberater, Coach, Managementtrainer, Facilitator. Bis 2024 Lehrbeauftragter der Universität Kassel für Organisationsberatung.

Jan 7, 2024 • 36min
#155 - Die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Im Gespräch mit Prof. em. Lucian Hölscher
Die Zukunft kommt nicht mehr nur auf uns zu, wir schreiten nunmehr durch sie hindurch auch fort.
Was Mediation in der Lage ist zu eröffnen, ein Gericht aber kaum je, ist, dass die Konfliktentscheidung selbst und direkt mit der Zukunft rechnet, dass die Entscheidung auf Füße gestellt wird, die bereits einen Abdruck in der (vorgestellten) Zukunft hinterlassen haben. Das ist eine strategische Ausrichtung der Konfliktbearbeitung und -entscheidung, die allein nur die Mediation anbietet und Konfliktparteien nutzen können, die sich, weil vertraglich vereinbart, in Mediationen das anvisieren, ausformulieren und aushandeln können. Das unterscheidet im Kern die Mediation von anderen Konfliktbearbeitungsmethoden, wenn sie es denn in der Praxis auch tut.
Mediation will und kann den Kuchen vergrößern und sich nicht nur einfach gut beim Backen unterhalten.
Im Gespräch mit Lucian Hölscher werden die Anfänge dieser mentalen Revolution, die noch nichts mit Moderner Mediation zu tun hatten, erläutert, die für uns Heutigen fast schon selbstverständlich sind. Interessant dabei ist nicht nur der Entwicklungsprozess selbst, sondern dass sein Wirkungsfeld vor allem der umwälzende Perspektivenwechsel ist, den der Frühkapitalismus praktisch angeboten hat, namentlich dass die Zukunft durch gegenwärtige Vorstellungen und insoweit riskante Umsetzungsideen und -akte gestaltbar ist.
Die Vorstellungen von künftigen Zuständen sind Teil gegenwärtiger Entscheidungsprozesse.
Literatur:
Die Zusammenhänge dieser veränderten Zukunftsvorstellungen zur Mediation und Konfliktbearbeitung habe ich bereits vor Jahren in zwei Fachaufsätzen dargelegt:
Die Strategische Mediation. Plädoyer für einen überfälligen Perspektivwechsel. Teil 1 – Mit der Zukunft rechnen, statt sich nur eine zu wünschen; in: Spektrum der Mediation, Ausgabe 70, Dezember 2017, S. 18-22. (LINK)
Die Strategische Mediation. Plädoyer für einen überfälligen Perspektivwechsel. Teil 2: Mediation und Kapitalismus; Spektrum der Mediation, Ausgabe 71, S. 26 – 30. (LINK)
Zukunftsvorstellungen und Mediation
Mediation ist in der Lage, die Zukunft als Reflexionskategorie für die Konfliktbearbeitung in den Blick zu nehmen, wie es eine juristische oder schlichtende Bearbeitung nicht kann. Während die Schlichtung ihrer Anlage nach allein die Differenzen der Gegenwart in den Blick nimmt und deren Mitte als Kompromiss anbietet, nimmt der Richter das Gesetz als aus der Vergangenheit geronnenes Erfahrungswissen in den Blick, um Konfliktentscheidungen zu fällen. (Dass auch Richter oder Schlichter ganz praktisch eine Folgenabschätzung vornehmen und damit gewissermaßen in die Zukunft schauen, lass' ich hier mal unter den Tisch fallen, weil Praxis und Theorie doch zweierlei Dinge sind…)
Die Zukunft als Reflexions- und Entscheidungskategorie ist allerdings nicht allein eine sog. Zukunftsorientierung. Konflikte werden immer und von allen allein deshalb bearbeitet, damit eine bessere Zukunft daraus erwächst. Diese Zukunftsorientierung allein reicht nicht aus, um den Mehrwert zu generieren, wie ihn erkennbar nur der Mediation offen steht.
Es erscheint als Ironie der Geschichte, dass die Mediation zwar den Kuchen vergrößern wollte, aber das kapitalistische Erbe geradewegs ablehnt.
Hintergründe
Als Konfliktberater und Mediator ist es mir wichtig, dass Menschen gut durch die Zeit kommen, sie praktisch durch sie hindurch- und bestenfalls fortschreiten. Eine Klientin hatte mich darauf einmal aufmerksam gemacht, dass ich sie (wie auch andere) stets damit verabschiedet habe, sie möge gut durch die Zeit kommen.
Bereits diese Verabschiedungen, mehr noch aber der Titel dieses Podcasts war - das ist mir durch ihren Hinweis klargeworden - von Lucian Hölschers Buch "Die Entdeckung der Zukunft" beeinflusst gewesen.
Lucian Hölscher, deutscher Historiker, am 17. August 1948 in München geboren. Er lehrte von 1991 bis 2014 als Professor für Neuere Geschichte und Theorie der Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Autor mehrere Bücher und Artikel zu historischen Themen, darunter v.a. "Die Entdeckung der Zukunft". Hölschers Forschungsinteressen umfassen die Theorie der historischen Zeit und die Geschichte der Zukunft.
Als der Pfropfen des Jüngsten Gerichts als einzige Zukunftsaussicht sich gelöst hatte, begann die zukünftige Zeit für die Irdischen zu laufen und Eile war geboten.

Dec 30, 2023 • 41min
#154 - Wege in die Mediation. Im Gespräch mit Prof. Reinhard Greger
Neue Wege für das Premiumprodukt Mediation erkennen und ermöglichen
Reinhard Greger, Richter am Bundesgerichtshof a.D. sowie Professor an der Universität Nürnberg-Erlangen. Er ist Mitautor des ZPO-Kommentars Zöller und Redaktionsbeirat der Zeitschrift für Konfliktmanagement.
„Neue Wege in die Mediation“ sollten beim Bayerischen Mediationstag 2023 gesucht und gefunden werden. 200 Teilnehmer sind erschienen, die in 20 Arbeitsgruppen Ihre Gedanken formulierten. Dabei wurden neue Wege entwickelt, aber vor allem darauf hingewiesen, auf den bestehenden Wegen Hindernisse und Stolpersteine aus dem Weg zu räumen. Hier wurde mitunter als besonderes Ärgernis der Weg zu Gericht ins Visier genommen: Dieser sei zu stark vorstrukturiert und "übergeht" gewissermaßen die Mediationsmöglichkeit.
Eine Schlüsselrolle komme dabei der Anwaltschaft zu – und deshalb wurden von Ausbildungs- bis zu Vergütungsfragen viele darauf bezogene Ideen entwickelt.
Eine besondere Aufmerksamkeit erhielten vertragliche Konfliktlösungsklauseln, die in allen bedeutsamen Verträgen Einzug halten müssten. Hierauf müssten Unternehmensjuristen und Anwälte, insbesondere aber auch Notare verstärkt hinwirken. Anstelle standardmäßiger Schieds- oder pauschaler Mediationsklauseln seien auf die Gegebenheiten des konkreten Rechtsgeschäfts abgestimmte und abgestufte Vereinbarungen zu treffen; dies sollte durch Fortbildung und Publikationen, z.B. in Formularbüchern unterstützt werden.
Arbeitsgruppen auf der Tagung "Wege in die Mediation"
Gruppe 1: Gesellschaftliche Veränderungen
Gruppe 2: Gender und Mediation
Gruppe 3: Anwaltliche Beratung
Gruppe 4: Rolle des Notars
Gruppe 5: Richter
Gruppe 6: Verwaltung
Gruppe 7: Beratungsstellen für Privatpersonen
Gruppe 8: Führungskräfte
Gruppe 9: Rechtsschutzversicherer
Gruppe 10: Kammern und Verbände
Gruppe 11: Familienberatung
Gruppe 12: Gesetzgebung
Gruppe 13: World Wide Web
Gruppe 14: Werbung
Gruppe 15: Wegweiser zu den Mediationsangeboten
Gruppe 16: B2B-Konflikte
Gruppe 17: Konflikte mit Versicherungen
Gruppe 18: Innerbetriebliche Konflikte
Gruppe 19: Innerschulische Konflikte
Gruppe 20: Nachbarn und Wohnungseigentümergemeinschaften
Literatur zur Tagung:
Greger, R.: Brainstorming für mehr Mediation, ZKM 5/2023, S. 171-175.
Tagungsbericht von R. Greger

Dec 22, 2023 • 43min
#153 - Hilfreiche Strukturen für die Mediation. Im Gespräch mit Christoph Cornelius Paul
Was braucht es, damit der Weg zu Mediationen erkenn- und begehbar wird?
Christoph C. Paul, Rechtsanwalt und Notar a.D., Mediator (BAFM – Bundes Arbeitsgemeinschaft für Familienmediation) und Ausbilder.
Im Jahr 2002 begann er gemeinsam mit Eberhard Carl das internationale Mediationsprojekt zu entwickeln und aufzubauen und ist heute Schirmherr der eingetragenen Wohltätigkeitsorganisation "Mediation bei internationalen Kindschaftskonflikten (MiKK e.V.)". Für die Umsetzung grenzüberschreitender Mediation in Konflikten, die Eltern und Kinder betreffen, wurde ihm das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen, und im Jahr 2010 erhielt er den Sokrates-Preis für Mediation für seine langjährige Arbeit als Mediator und als „Mediator der Mediation“ in institutionellen Kontexten.
"Für Mediationen braucht es einen langen Atem, einen sehr langen Atem!"
"Mediation bei internationalen Kindschaftskonflikten" (MiKK e.V.)
Der Verein "Mediation bei internationalen Kindschaftskonflikten" (MiKK e.V.) mit Sitz in Berlin ist eine gemeinnützige Organisation, die sich auf die Mediation in internationalen Kindschaftskonflikten spezialisiert hat. Diese Konflikte umfassen typischerweise Fälle von grenzüberschreitender Kindesentführung, Umgangs- und Sorgerechtsstreitigkeiten.
MiKK e.V. bietet hierfür:
Beratung und Vermittlung: Sie beraten betroffene Eltern und vermitteln speziell ausgebildete Mediatoren, die in grenzüberschreitenden Fällen tätig sind.
Ausbildung und Weiterbildung: MiKK organisiert Schulungen und Weiterbildungen für Mediatoren, um ihre Kompetenzen in der Handhabung internationaler Kindschaftskonflikte zu stärken.
Netzwerkbildung: Der Verein arbeitet mit einem internationalen Netzwerk von Mediatoren, Fachleuten und Institutionen zusammen, um in grenzüberschreitenden Fällen effektive Lösungen zu finden.
Förderung des Mediationsgedankens: MiKK setzt sich für die Förderung der Mediation als friedliche Konfliktlösungsmethode ein, insbesondere in Fällen, die Kinder und internationale Elemente betreffen.
Forschung und Entwicklung: Der Verein beteiligt sich auch an Forschungsprojekten und entwickelt Methoden zur Verbesserung der Mediationspraxis in internationalen Kindschaftskonflikten.
quote here
MiKK e.V. hat eine bedeutende Rolle in der Entwicklung und Verbreitung von Mediationsverfahren in internationalen Kindschaftskonflikten und wird sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene für seine Arbeit anerkannt.

Dec 15, 2023 • 46min
#152 - Mediation als Produkt. Teil 2 - Schlussfolgerungen für die Mediationspraxis. Im Gespräch mit Damaris Deinert
Was sich Mediatoren und Mediationsanbietern raten lässt, um Mediation zu bewerben.
Gästin: Damaris Deinert, Wirtschaftspsychologin und Mediatorin; arbeitet heue als Fachbereichsleiterin bei Arbeit und Leben e.V. (Chemnitz).
Die Masterarbeit von Damaris Deinert mit dem Titel: "Das ungenutzte Mediationsangebot der IHK – kein Bedarf bei KMU*?" ist eine wissenschaftliche Untersuchung zur Dienstleistung Mediation.
Es werden verschiedene Ansätze und Kriterien zur Systematisierung von Dienstleistungen vorgestellt und Mediation im Hinblick auf diese Kriterien eingeordnet. Auch der Zusammenhang zwischen Kundenorientierung und Verkaufserfolg wird näher betrachtet. Es wird zudem auf mögliche Schwierigkeiten bei der Bewerbung von Mediation durch Unternehmen hingewiesen, wie fehlende Beauftragung und Kontrolle der Mitarbeiter.
Die wesentlichen psychologischen Einflussfaktoren hinsichtlich der Nutzung des Produktes Mediation in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) umfassen verschiedene Aspekte.
Zum einen spielen Wissen, Emotionen, Motive und Einstellungen eine entscheidende Rolle bei der Entscheidung für oder gegen Mediation. Die Entscheidung für Mediation ist eine risikobehaftete Kaufentscheidung. In solchen Situationen, in denen das Entscheidungsverhalten für oder gegen ein Produkt durch mangelnde Informationen und Unsicherheit gekennzeichnet ist, spielen Heuristiken eine wichtige Rolle. Heuristiken sind einfache Regeln zur Bildung von Urteilen oder zum Fällen von Entscheidungen, die besonders bei komplexen Problemen genutzt werden. Sie können zu korrekten oder annähernd richtigen Urteilen und Entscheidungen führen, aber unter bestimmten Bedingungen auch systematisch zu Fehlurteilen führen. Es können verschiedene Heuristiken benannt werden, die zur Bildung von Urteilen und Entscheidungen bezüglich der Nutzung oder Nicht-Nutzung von Mediation eingesetzt werden. Dazu gehören
die Take-the-Best-Heuristic,
die Rekognitionsheuristik,
die Verfügbarkeitsheuristik,
die Konsensheuristik und
die Habitual Heuristic.
Zudem beeinflussen die Produkteigenschaften und die Vertrauensqualität in Bezug auf den Anbieter die Kaufentscheidung. Doch auch persönliche Empfehlungen stellt einen relevanten Faktor für die Nutzung von Mediation in KMU dar.
Im Podcast besprechen Sascha Weigel und Damaris Deinert die verschiedenen psychologischen Einflussfaktoren auf die Entscheidung für oder gegen Mediation als Konfliktlösungsverfahren.
Außerdem geht sie auch die Vermarktung von Mediation ein, welche eine gezielte Herangehensweise erfordert, um potenzielle Kunden anzusprechen. Einige bewährte Praktiken umfassen
die Betonung des wirtschaftlichen Nutzens für Unternehmen, wie Zeit- und Kosteneinsparungen sowie die Risikominimierung.
Darüber hinaus ist es wichtig, die sozialen und psychologischen Aspekte von Mediation zu betonen, wie die Erhaltung von Beziehungen und die Berücksichtigung der Interessen aller Beteiligten.
Die Werbung sollte sich auf die Bedürfnisse und Anliegen der Unternehmen konzentrieren und das „Produkt“ möglichst konkret und greifbar beschrieben.
Die Vorteile der Mediation sollten zwar klar hervorgehoben werden, für ein glaubwürdiges Marketing ebenso wie für eine informierte Entscheidungsfindung seitens der Kunden, jedoch
kann es auch ratsam sein, einige Nachteile der Mediation als Konfliktlösungsverfahren darzustellen.
Auch würde es die Glaubwürdigkeit des Produktes erhöhen, wenn Mediatoren in eigenen Konflikten persönlich Erfahrungen mit Mediationen gemacht haben.
Die Vermarktung sollte auch auf persönlichen Empfehlungen und die Einbindung von Multiplikatoren wie Kammern und anderen relevanten Organisationen setzen.
Dabei kann es hilfreich sein, sich als Mediatorin auf bestimmte Zielgruppen zu spezialisieren, um das Vertrauen zu erhöhen.

Dec 10, 2023 • 36min
#151 - Cooperative Praxis (Cooperative Law). Im Gespräch mit RA Sabine Hufschmidt
Mediation ohne Mediator oder Mediation mit zwei parteilichen Mediatoren?
Inhalte:
Der Ansatz:
Selbständig geführte Verhandlungen bieten die intensivste Form der autonomen Konfliktlösung sowie die Chance, die kreativen, strategisch bedeutsamen Potenziale zu nutzen. Dem ist auch der collaborative law-Ansatz aus der amerikanischen Konfliktklärungspraxis verpflichtet. Im europäischen bzw. deutschen Raum setzt sich Cooperative Praxis als Bezeichnung durch.
Maßgebend ist die tragende Rolle der kooperativ verhandelnden Rechtsanwälte der Streitparteien, die praktisch eine „Mediation ohne Mediator“ durchführen. Ihnen kommt also die Doppelrolle zu, einerseits und formal parteiische Vertreter der Mandanten zu sein, andererseits und materiell gemeinsam als Leiter des mediationsanalogen Verhandlungsverfahren aufzutreten.
Die Bedingung: Disqualifikationsklausel
Flankiert wird diese Doppelrolle durch eine notwendige Begrenzung, die Disqualifikationsklausel.
Haben Streitparteien jeweils Rechtsvertreter, treten diese ohnehin direkt in Kontakt. Was macht Collaborative Law anders, als in den üblichen Fällen, wenn ein Rechtsbeistand die gegnerische Partei kontaktiert und Ansprüche erhebt und sodann an den Rechtsberater verwiesen wird bzw. dieser antwortet?
Cooperative Praxis kommt erst dann zustande, wenn die Parteien ihre Rechtsbeistände das ausschließliche Mandat für außergerichtliche Verhandlungen erteilen und jene auch nur dieses wahrnehmen. Die Parteien schließen vorab eine Vereinbarung, mit der sie das Mandat ihrer Anwälte von Beginn an auf die außergerichtliche Verhandlungen beschränken und damit eine verfahrensvertragliche Disqualifikationsklausel einführen. Das Aufnehmen eines Gerichtsprozesses (mit neuen Rechtsbeiständen) wird dadurch "künstlich" verteuert und der Wille zur außergerichtlichen Lösung auch für aufkommende Zweifelssituationen während der strittigen Verhandlung vertieft.
Ähnlich wie Mediationsklauseln in Vertragsverhältnissen wirken Disqualifikationsklauseln in Streitverhältnissen für kommende Situationen freiheits- bzw. freiwilligkeitsbeschränkend, indem sie vorab als Ausdruck der Selbstbestimmungsfreiheit genutzt werden. Wir haben es hier mit dem klassischen Fall eines Odysseus-Paktes zu tun, der hilft, dass kluge Überlegungen auch Entscheidungen bleiben und nicht bei der ersten Verführungssituation abgeändert werden.
Links:
Deutsche Vereinigung für Cooperative Praxis (Link)
RA Sabine Hufschmidt (Link)

Dec 2, 2023 • 36min
#150 Elder Mediation - Mediationen in Alters- und Generationenfragen. Im Gespräch mit Yvonne Rogger Hofstetter
Wofür Mediation in Fragen des Älterwerdens und Altseins hilfreich ist
** Yvonne Rogger Hofstetter**, diplomierte Sozialarbeiterin, seit 2014 selbständige Tätigkeit in Mediation und Bildung in der rohof GmbH, Lehrbeauftragte an der Berner Fachhochschule (BFH) und der PROGES Linz, Mitherausgeberin und Redaktionskoordinatorin der Zeitschrift perspektive mediation – Beiträge zur Konfliktkultur; ehem. Professorin an der Berner Fachhochschule, Schwerpunkt Mediation und Case Management (1993 – 2015).
Themenfelder für die Elder Mediation
Anpassungsprobleme und alte Familienkonflikte in neuem Gewand
Verlusterfahrungen (Angehörige, Freunde, Wohnort, Gesundheit etc.)
Fragen nach den anstehenden Wohnformen (Betreuung)
Überkommene, zuweilen fehlgeschlagene Erwartungen
Neue Beziehungen
Spannungslagen stets zwischen Bindung und Freiheit, Abhängigkeit und Selbständigkeit
Verlust der Handlungsfähigkeit, Fahrtauglichkeit…
Dilemmata bei medizinischer Behandlung und rund um das Sterben
Missbrauch, Vernachlässigung und Misshandlung: körperlich, psychisch, finanziell, sexuell
Themen bei der Neustrukturierung von (Familien-)Beziehungen
Misstrauen unter den Generationen und unter Geschwistern
Probleme beim Vererben und Erben
Sorge vor schwindendem Erbe
Regelung der Nachfolge in Familienbetrieben und Schwierigkeiten bei der Hofübergabe: Existenzielle Sicherung der alternden Betriebsinhaber
Konflikte beim Zusammenleben mehrerer Generationen
Verhinderter Umgang zwischen Grosseltern und Enkelkindern
Themen im Zusammenhang mit Paar- und (werdenden) Fürsorgebeziehung für die Elder Mediation
Von der Paarbeziehung zur Fürsorgebeziehung
Nicht funktionierendes Netz, Belastung pflegender Angehöriger und mangelnde - Voraussetzungen für angemessene Pflege.
Vom Pflichtarrangement zum Wahlarrangement.
Konflikte zwischen pflegenden Angehörigen und professionellen Pflegekräften, in Bezug auf Zeit, Aufgabenverteilung, Wertschätzung, Respekt,
Rollenverständnis, Normen und Lebensgewohnheiten – Dauernde Frage: Wieviel Schutz ist nötig? Wie viel Selbstbestimmung ist möglich?
Themen im Zusammen mit Alters- und Pflegeeinrichtungen für die Elder Mediation
Unzufriedenheit Angehöriger mit der Qualität von Betreuung/Pflege
Konflikte zwischen Bewohner/innen und Pflegepersonen, Heimleitung, Küche, Service
Schwierige Entscheidungen rund um medizinische Behandlung und Pflege unter Einbezug von Angehörigen#
Zusammenleben im interkulturellen Kontext
Dilemmata zwischen Schutz – Autonomie – Wirtschaftlichkeit
Spannungen zwischen Abteilungen (altersbezogene Themen)
Konflikte unter Bewohner/innen
Links:
Webseite des Bundesverbandes Mediation zur Elder Mediation.
Webseite der Bundesarbeitsgemeinschaft für Familienmediation zur Elder Mediation.
Sehr informatives Interview mit Yvonne Rogger Hofstetter auf SeniorWeb.
Webseite von Yvonne Rogger Hofstetter.

Nov 25, 2023 • 34min
#149 - Komik in Konflikten. Im Gespräch mit Prof. Guido Möllering
Grundhaltungen von Komik und ihre Wirkung im Konflikt
Gast
Prof. Dr. Guido Möllering: Wirtschaftswissenschaftler, Professur an der Universität Witten-Herdecke, leitet das Reinhard Mohn Institut für Unternehmensführung. Arbeitsschwerpunkte sind Vertrauen, Kooperation und Führung
Komik und Konflikte
Konflikte und Komik sind in Organisationen kulturell geprägt. Da Organisationen nicht aus einer einzigen Kultur bestehen, sondern aus einem Zusammenspiel mehrerer Subkulturen, treffen nicht nur konfligierende Standpunkte aufeinander, sondern auch unterschiedliche Vorstellungen und Grundhaltungen von Komik. Das birgt keineswegs nur Gefahren für eskalierende Konfliktsituationen, sondern eröffnet auch Chancen für die Komik.
Grundhaltungen der Komik
(angelehnt an Zeichhardt, R.: Komik und Konflikt in Organisationen 2009)
Zynismus: Generalisierte Entwertung allgemein anerkannter Werte ("Eine Diktatur klingt gar nicht so schlecht, wenn man sich überlegt, wer in einer Demokratie mitbestimmen kann.)
Sarkasmus: Beißender, bösartiger Spott, in Feindseligkeit begründet (Eine Mitarbeiterin sitzt im Pausenraum und ruht sich aus. Ihr Chef entdeckt sie und ruft: "Überarbeiten Sie sich bloß nicht.")
Ironie: Doppelschichtige, negativ-kritische, geistreiche Äußerung (Nach einem offensichtlichen Missgeschick kommentiert eine Mitarbeiterin: "Toll machst Du das, große klasse!")
Selbstironie: Selbstkritik, durch Heiterkeit ergänzt (Aufgrund einer unpassenden Kleiderwahl sagt ein Mitarbeiter: "Ich sehe aus, als hätte ich mich heute früh im Dunkeln angezogen.")
Freundlicher Humor: Unverklärte, heiter-ernste Äußerung ("Schreiben Sie mich bitte krank, Frau Doktor." "Was fehlt ihnen denn?""Ein paar freie Tage").
Literatur
Kowalski, Melissa/Möllering, Guido: Komik in Konflikten. Wie Scherze zwischen Subkulturen deeskalierend wirken können, in: OrganisationsEntwicklung, Nr. 1/ 2022, S. 78-82.
Zeichhardt, R.: Komik und Konflikt in Organisationen, Gabler Verlag, 2009

Nov 19, 2023 • 32min
#148 - Ratlose Berater - Teil 10 - Fortschrittsverluste. Balling-Mohr-Weigel-Gespräche
Was kann eine Soziologie des Verlusts bringen?
Sascha Weigel spricht mit den bekannten und erfahrenen Beratern Günther Mohr und Rolf Balling zu Fortschrittsverlusten und einer soziologisch fundierten Konzeption von Verlustreaktionen, statt einer ausschließlich psychologisch begründeten Verlustdefinition.
Inhaltliche Aspekte:
Fortschrittsverluste
Verlustdynamik
Verlustbearbeitung
Verlustpotenzierung
Mehr Hintergrundinformationen auf der Folgenwebseite bei INKOVEMA.
Literatur
zu „Entdeckung der Zukunft“ von Lucien Hölscher: https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-2213

Nov 10, 2023 • 42min
#147 - Mediation als Produkt. Teil 1 - Marktpsychologische Perspektiven. Im Gespräch mit Damaris Deinert
Was Mediation ist, wenn man es als zu verkaufendes Produkt betrachtet. Ein Perspektivenwechsel für Mediatoren.
Damaris Deinert: Wirtschaftspsychologin und Mediatorin; arbeitet heue als Fachbereichsleiterin bei Arbeit und Leben e.V. (Chemnitz)
Heute geht es um die Praxis von Mediation.
Im Gespräch mit Damaris Deinert wird es dabei nicht um die Art und Weise gehen, wie Mediatoren eine Mediation durchführen, sondern es geht um das OB einer Mediation: Wieso gelangen von der Unmenge an (hocheskalierten, langandauernden) Konflikten so wenige in einen mediativen, moderierenden Bearbeitungsprozess?
Es geht um den ganzen Berg von Konflikten, bei denen die jeweiligen Konfliktparteien, die potenziellen Mediatorinnen, aber auch die sonstigen Stakeholder (Anspruchsgruppen und Interessengruppen) einer Konfliktsituation, es nicht schaffen, diesen Konflikt einer Mediation zuzuführen. Was läuft da schief im Anbieter- und Anpreisungsprozess, wenn doch, so die Grundannahme, das Produkt so wichtig, toll und notwendig ist?
Podcast-Empfehlung: "Episoden der Mediation" #16 – Mediation und Marketing II – Paradoxien beim Mediationsmarketing Die zwei grundlegenden Fehlannahmen beim Mediationsmarketing
Mediation ist Vieles.
Für manche ist es eine Hoffnung für die Konfliktbearbeitung, für andere der Broterwerb, für dritte eine Alternative zum Gericht, für vierte eine Haltung, für fünfte ein Verfahren, für sechste eine Methode und für siebte ist es eine blanke Enttäuschung.
Die Perspektive des heutigen Gesprächs ist die, dass Mediation ganz einfach ein marktvertriebenes Produkt ist. Schnöde wie das klingt, aber Mediation will auch verkauft werden!
Literatur:
Damaris Deinert: Das ungenutzte Mediationsangebot der IHK – kein Bedarf bei KMU? Ein marktpsychologischer Erklärungsversuch (Band 23)