
Gut durch die Zeit. Der Podcast rund um Mediation, Konflikt-Coaching und Organisationsberatung.
Ich bin Sascha Weigel und möchte Sie in diesem Podcast gemeinsam mit meinen Gästen mit spannenden Sichtweisen und Einschätzungen rund um die Themengebiete Mediation, Konflikt-Coaching und Organisationsberatung zum Nachdenken anregen. Wir hegen die Absicht, dass Sie hier durchaus die zündende Idee oder bei Bedarf einen neuen Lösungsansatz für ihre Problem- oder Konfliktsituation entwickeln können.
Zu Wort werden in diesem Podcast auch Fachexperten kommen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, deren Forschungsergebnisse wichtige Erkenntnisse für den Umgang mit Konflikten und damit für die Mediation und Konfliktberatung in der VUKA-Welt bieten.
Mehr zu Mediation und Konfliktmanagement: www.inkovema.de
Latest episodes

Feb 24, 2024 • 34min
#160 - Unternehmer sind verrückt, Wanderer auch. Im Gespräch mit Wolfgang Zimmermann
Krisen beginnen auf Höhepunkten und manchmal kommt man nur durch den Abstieg weiter.
Gesprächspartner
Wolfgang Zimmermann, studierter Betriebswirtschaftler, erfahrener Unternehmensberater, Leadership-Experte, Redner und Autor - und alpiner Weitwanderer.
Management vs. Unternehmertum:
Zimmermann verdeutlicht den grundlegenden Unterschied zwischen Managern und Unternehmern. Manager operieren innerhalb festgelegter Grenzen und Strukturen und fokussieren sich auf Effizienz und Kontrolle, während Unternehmer diese Grenzen erweitern oder neu definieren, indem sie neue Ideen, Produkte oder Geschäftsmodelle einführen.
Unternehmertum ist entscheidend für den wirtschaftlichen Fortschritt einer Gesellschaft und die Entwicklung neuer Märkte. Unternehmer spielen eine Schlüsselrolle bei der Schaffung von Arbeitsplätzen, der Steigerung der Innovationsrate und der Förderung des Wettbewerbs.
Unternehmertum hat Herausforderungen und Risiken. Unternehmertum ist vor allem ein Agieren im Angesicht von Unsicherheit, finanzieller Risiken und der Notwendigkeit, gegen bestehende Normen und Erwartungen zu verstoßen. Hier wird auch verdeutlicht, dass Unternehmertum stets auch Grenzgängertum ist.
Gleichwohl ist es wichtig zu beachten, dass Management und Unternehmertum keineswegs nur Gegensätze sind, sondern sich in Balance halten sollten. Die Wichtigkeit einer Balance zwischen den strukturierten Ansätzen des Managements und der kreativen, grenzenverschiebenden Natur des Unternehmertums. Unternehmen, die diese Balance meistern, sind in der Lage, langfristig erfolgreich und innovativ zu sein.
Manchmal kommt man nur durch den Abstieg weiter.
Typen von Unternehmern
Zudem sprechen wir über die verschiedenen Typen von Unternehmern, die jeweils einzigartige Rollen und Eigenschaften im Wirtschaftsleben einnehmen. Diese Typen umfassen:
Der kreative Zerstörer: Inspiriert von Joseph Schumpeters Konzept der "kreativen Zerstörung", beschreibt dieser Typus Unternehmer, die bestehende Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle durch innovative Lösungen ersetzen. Sie treiben den Fortschritt voran, indem sie Altes zerstören und durch Neues ersetzen.
Der Regelbrecher: Dieser Typus hinterfragt bestehende Normen und Regeln im Markt oder in der Industrie und findet Wege, diese zu umgehen oder neu zu definieren. Regelbrecher sind oft Wegbereiter für neue Geschäftspraktiken oder Marktnischen.
Der Weltverbesserer: Unternehmer dieses Typs sind motiviert durch den Wunsch, positive Veränderungen in der Gesellschaft oder Umwelt zu bewirken. Ihr Antrieb ist oft eine Kombination aus sozialer Mission und unternehmerischer Initiative, was zu nachhaltigen Geschäftsmodellen oder Produkten führt, die soziale Probleme adressieren.
Diese Klassifizierung verdeutlicht, wie Unternehmer durch ihre unterschiedlichen Motivationen und Ansätze die Grenzen des traditionellen Managements verschieben und neue Möglichkeiten für Innovation und Wachstum schaffen. Sie zeigt auch, dass Unternehmertum viele Formen annimmt, von der reinen Marktinnovation bis hin zu sozialem Engagement.
Krisen beginnen auf Höhepunkten. Wo auch sonst?!
Quelle:
Zimmermann, Wolfgang: Unternehmer sind Verrückte: Management hat Grenzen – Unternehmertum verrückt sie, Springer Fachmedien Wiesbaden 2014.

Feb 17, 2024 • 31min
#159 - Wechselwirkungen in Organisationen. Im Gespräch mit Rolf Balling
Wechselwirkungen sind keine Besonderheit, sondern der Ausgangspunkt.
Rolf Balling, Diplom-Kaufmann (Universität Köln) mit einem Schwerpunkt in Sozialpsychologie, 7 Jahre in Managementfunktionen (Marketing/Controlling) bei der Alcatel-SEL AG, Danach 10 Jahre Leiter der Abteilung Managementtraining und Organisationsentwicklung, Ausbildung in TA bis zum lehrenden Transaktionsanalytiker im Bereich Organisation (12 Jahre berufsbegleitend), Ausbildung in Gruppendynamik (2 Jahre berufsbegleitend), Ausbildung in Systemischer Beratung (7 Jahre berufsbegleitend), Von 1990 bis 2002 Aufbau der PROFESSIO GmbH, Akademie im Bereich Humanressourcen, als Lehrtrainer und geschäftsführender Gesellschafter.
Wechselwirkungen in Organisationen sind vielschichtig und entscheidend für deren Erfolg und Nachhaltigkeit. Diese Wechselwirkungen können sowohl intern zwischen den Mitarbeitern und Abteilungen als auch extern zwischen der Organisation und ihrer Umwelt stattfinden. Sie umfassen eine breite Palette von Prozessen, von formellen und informellen Kommunikationsflüssen bis hin zu strategischen Entscheidungen, die die Beziehung einer Organisation zu ihren Stakeholdern beeinflussen.
Intern spielen Kommunikation und Zusammenarbeit eine zentrale Rolle. Effektive Kommunikation fördert Transparenz, Vertrauen und Teamgeist, was wiederum zu einer stärkeren Einbindung der Mitarbeiter und höherer Produktivität führt. Die Organisationsstruktur, ob hierarchisch oder flach, beeinflusst ebenfalls, wie Informationen und Ressourcen innerhalb der Organisation fließen. Eine flexible Struktur kann die Anpassungsfähigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit auf interne und externe Herausforderungen verbessern, während eine zu starre Struktur Innovationshemmnisse schaffen kann.
Die Organisationskultur, definiert durch gemeinsame Werte, Normen und Überzeugungen, wirkt sich direkt auf die Art und Weise aus, wie Menschen miteinander umgehen und zusammenarbeiten. Eine positive Kultur kann Motivation und Engagement fördern, während eine negative Kultur zu Konflikten und niedriger Moral führen kann.
Extern beeinflussen Faktoren wie Marktveränderungen, gesetzliche Rahmenbedingungen und sozioökonomische Trends die Strategien und Operationen einer Organisation. Die Fähigkeit einer Organisation, effektiv auf diese externen Einflüsse zu reagieren, hängt von ihrer internen Dynamik sowie von ihrer strategischen Ausrichtung ab.
Leadership ist ein weiterer entscheidender Faktor in den Wechselwirkungen innerhalb von Organisationen. Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung der Organisationskultur, der Förderung von Engagement und Innovation sowie bei der Navigation durch Veränderungen. Ihr Verhalten und ihre Entscheidungen haben weitreichende Auswirkungen auf die interne Harmonie und die externe Positionierung der Organisation.
Die Wechselwirkungen, die durch die Einbindung externer Organisationsberater entstehen, erfordern eine sorgfältige Steuerung, um Konflikte zu minimieren und den größtmöglichen Nutzen zu erzielen. Eine offene, auf Vertrauen basierende Beziehung zwischen Beratern und allen Stakeholdern der Organisation ist entscheidend für den Erfolg der Beratungsinitiative. Dabei ist es wichtig, dass externe Berater nicht nur als Lösungsanbieter, sondern als Partner im Veränderungsprozess gesehen werden.
Zusammenfassend sind die Wechselwirkungen in Organisationen komplex und multifaktoriell. Sie erfordern ein sorgfältiges Management und eine fortlaufende Anpassung, um die Organisation resilient, produktiv und zukunftsfähig zu machen.

Jan 26, 2024 • 31min
#158 - Neue Technologien für die Mediation und Konfliktberatung. Teil 1 - Auftakt und Technologieaffinität
Im Gespräch mit meinem Arbeitskollegen Dr. Frank Termer
Digitale Technologien unterstützen uns in unseren Anliegen.
Digitale Technologien schaffen Kontakt – und nicht Distanz.
Digitale Technologien vertiefen Verständnis – und nicht die Gräben.
Digitale Technologie ersparen Zeit – aber nicht die Konfrontation.
Dr. Frank Termer: promovierter Wirtschaftsinformatiker; Mediator und Konfliktmoderator; Experte für schwierige Gespräche in der digitalen Transformation, Verbandsreferent (BITKOM)
Auftakt zu einer kleinen Reihe "Neue Technologien für die Beratung"
Willkommen zu einer spannenden Episode von "Gut durch die Zeit", dem Podcast, der sich mit Mediation, Konfliktcoaching und Organisationsberatung auseinandersetzt. Ich bin Prof. Dr. Sascha Weigel, und zusammen mit meinem Kollegen Dr. Frank Termer widmen wir uns heute einem faszinierenden Thema: der Welt der neuen Technologien, insbesondere dem aufkommenden Phänomen von ChatGPT.
Diese Episode ist der Beginn einer kleinen Reihe, in der Frank und ich uns mit neuen Technologien auseinandersetzen und deren Auswirkungen auf unser Fachgebiet "BERATUNG" beleuchten. Unser Ziel ist es, ein Licht auf die Chancen und Herausforderungen zu werfen, die diese Entwicklungen mit sich bringen, und eine Brücke zu schlagen zwischen der Welt der Technologie und der Welt der Beratung, der Mediation und des Konfliktcoachings.
Wir laden Sie ein, uns auf dieser spannenden Reise zu begleiten, während wir gemeinsam erkunden, wie diese neuen Werkzeuge unsere Arbeit und unseren Alltag bereichern und verändern können. ChatGPT, ein Sprachgenerierungsmodell, hat das Potenzial, die Art und Weise, wie wir kommunizieren und Informationen verarbeiten, grundlegend zu verändern.
In unseren Gesprächen werden wir beleuchten, wie ChatGPT in der Lage ist, menschenähnliche Antworten in Echtzeit zu generieren und komplexe Inhalte verständlich darzustellen. Wir diskutieren auch die ethischen und praktischen Herausforderungen für uns Berater, die sich aus der Integration solcher Technologien in sensiblen Bereichen wie der Mediation ergeben.
Ein besonderer Fokus liegt auf den Auswirkungen von ChatGPT und ähnlichen KI-Systemen auf das Konfliktmanagement. Wir untersuchen, ob und wie KI-gestützte Werkzeuge Mediatoren und Konfliktcoaches unterstützen können, indem sie beispielsweise bei der Analyse von Konfliktsituationen helfen, Kommunikationsmuster erkennen oder bei der Vorbereitung von Mediationssitzungen assistieren. Gleichzeitig werfen wir einen kritischen Blick auf die Grenzen dieser Technologien und die Bedeutung menschlicher Expertise und Empathie in diesem Kontext.
Neben diesen spezifischen Anwendungen sprechen wir auch über die breiteren gesellschaftlichen und ethischen Implikationen, die sich aus dem Aufstieg von KI und Automatisierung ergeben. Wir diskutieren, wie wichtig es ist, ein Gleichgewicht zwischen technologischem Fortschritt und menschlichen Werten zu finden, insbesondere in Bereichen, die so stark von zwischenmenschlichen Beziehungen und Vertrauen geprägt sind.

Jan 18, 2024 • 31min
#157 - Von ChatGPT zum isbGPT. Künstliche Intelligenzen für die Beratungsbranche. Im Gespräch mit Thorsten Veith
Ansätze einer Beratungsrevolution für Coaches, Mediatoren und Berater.
2023 - Das Jahr des Durchbruchs Künstlicher Intelligenzen für Verbraucher und professionelle Anwender. Diese Entwicklung ist mit dem Namen ChatGPT von OpenAI verbunden, genauer mit der Version 3.5 und jetzt mit 4.0., die in 5 Tagen mehr als 1 Mio Nutzer erreicht hatte - und mittlerweile wohl weit mehr als 100 Mio Nutzer. Zum Vergleich - Instagram benötigte 2,5 Monate und Spotify gar 5 Monate, um 1 Mio Nutzer zu erreichen.
Auch für die Beratungsbranche beginnen sich KI nützlich zu machen. Mit dem isb in Wiesloch hat sich erstmals(?) eine Ausbildungs- und Beratungsstätte systemischer Prägung dieser technischen Entwicklung gestellt und eine eigens gefütterte KI online gestellt, basierend auf ChatGPT.
Wie das kam und welche Vorstellungen, Hoffnungen und Gedanken damit verbunden sind, konnte ich im Podcast mit dem Leiter des isb, Thorsten Veith, besprechen.
Gast: Thorsten Veith
Sozialwissenschaftler und Pädagoge; langjähriger Leiter und Lehrtrainer des isb; Berater und Coach von Profit- und Non-Profit-Organisationen und Lehrbeauftragter an Hochschulen. (Thorsten Veith auf der Webseite vom isb)
Verlinkungen zu den KI-Beratungsassistenten:
isbGPT - Frag das isb!
INKOVEMA-Assistent
Die Verwendung von ChatGPT und ähnlichen Chatbots kann Beratern, Mediatoren und Coaches in mehreren Bereichen helfen.
Hier sind einige Möglichkeiten, wie sie unterstützend eingesetzt werden können:
- Informations- und Ressourcenbereitstellung: Chatbots können relevante Informationen, Ressourcen und Tools bereitstellen und aufbereiten, die bei der Beratung, Mediation und im Coaching hilfreich sind. Dies kann von rechtlichen Richtlinien über bewährte Verfahren bis hin zu psychologischen Interventionen reichen.
- Unterstützung bei Recherchen: Chatbots können bei Recherchen zu spezifischen Themen oder Fallstudien helfen, indem sie relevante Literaturquellen und Datenbanken durchsuchen und relevante Informationen extrahieren. Die Nutzer können den kundigen und belesenen Chatbot fragend und reflektierend benutzen.
. Kommunikationshilfe: Sie können bei der Kommunikation mit Klienten unterstützen, indem sie alternative Perspektiven und Lösungsansätze anbieten und so helfen, den Beratungsprozess zu bereichern. Vor allem unterstützen Chatbots die Reflexion und Supervision im Anschluss an Beratungseinheiten. Das verbessert die folgende Beratung.
- E-Learning und Schulungen: Chatbots können als Lehrmittel eingesetzt werden, um Berater, Mediatoren und Coaches in der kontinuierlichen Weiterbildung zu unterstützen, indem sie Schulungsmaterialien bereitstellen und Fragen beantworten.
Selbstverständlich können derartige Chatbots derzeit nicht die zwischenmenschliche Interaktion und das Einfühlungsvermögen ersetzen. Sie sollten vielmehr als ergänzende Hilfsmittel, buchstäblich als Assistenten und Companions betrachtet werden, die nicht in erster Linie den Beratungsprozess, sondern die Beratungsperson unterstützen. Die Verantwortung für die Beratung und die Entscheidungsfindung liegt letztendlich immer bei den Beratern und ihren Klienten.
Doch wie eine derartige Nutzung konkret erfolgt, werden wir hier im Podcast in den kommenden Wochen weiter vertiefen, konkretisieren und aufzeigen! Stellt uns gern dazu Eure Fragen und Erfahrungen zur Verfügung, auf die wir sodann eingehen können und werden.

Jan 14, 2024 • 48min
#156 - Organisationsberatung. Im Gespräch mit Christian Rieckmann
Wie macht man denn das, eine Organisation zu beraten?
Organisationsberatung, Organisationsentwicklung und Prozessberatung sowie Unternehmensberatung sind Begriffe aus dem Bereich der Managementberatung:
Organisationsberatung:
Organisationsberatung bezieht sich auf die Beratung von Unternehmen und Organisationen, um deren Strukturen, Abläufe und Strategien zu verbessern. Ziel ist es, die Effizienz, Effektivität und Anpassungsfähigkeit der Organisation zu steigern. Dabei kann es um verschiedene Aspekte gehen, wie z.B. Change Management, Strategieentwicklung oder Kulturwandel.
Organisationsentwicklung: Dies ist ein spezifischer Ansatz innerhalb der Organisationsberatung, der sich prinzipiell auf die Entwicklung und Verbesserung der gesamten Organisation oder wesentlicher Teile von ihr konzentriert. Es geht darum, die Organisation so zu gestalten, dass sie besser auf Herausforderungen reagieren kann, ihre Ziele effektiver erreicht und ein positives Arbeitsumfeld schafft, insbesondere aber einen besseren, sprich humaneren Platz für die in ihr arbeitenden Menschen bietet. Organisationsentwicklung steht für die Humnanisierung der Arbeitswelt. Methoden der Organisationsentwicklung beinhalten deshalb oft Gruppenarbeit, Mitarbeiterbeteiligung und kontinuierliches Lernen - und stellen den Menschen in den Mittelpunkt.
Prozessberatung/Prozessbegleitung: Dieser Ansatz konzentriert sich auf die Verbesserung spezifischer Prozesse innerhalb einer Organisation. Im Gegensatz zur Expertenberatung, bei der der Berater Lösungen vorgibt, arbeitet der Prozessberater eng mit den Mitarbeitern der Organisation zusammen, um Probleme zu identifizieren und Lösungen zu entwickeln. Der Schwerpunkt liegt auf der Optimierung von Arbeitsabläufen, Kommunikationswegen und Entscheidungsprozessen.
Unternehmensberatung: Unternehmensberatung ist die Dienstleistung, die Unternehmen oder Organisationen dabei unterstützt, ihre Geschäftsabläufe, Leistung und Strategie zu verbessern. Unternehmensberatungen bringen Expertise und externe Perspektiven in eine Organisation ein, um spezifische Herausforderungen zu adressieren und langfristige Verbesserungen zu erzielen. Sie arbeiten oft eng mit dem Management des Unternehmens zusammen, um maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Dies kann eine Vielzahl von Aspekten abdecken:
Strategische Beratung: Fokussiert sich auf die langfristige Planung und Ausrichtung eines Unternehmens. Berater helfen hier bei der Entwicklung oder Überarbeitung von Unternehmensstrategien, um Wachstum zu fördern und auf Marktveränderungen zu reagieren.
Managementberatung: Konzentriert sich auf die Verbesserung der Führungs- und Verwaltungspraktiken. Dies kann die Optimierung von Organisationsstrukturen, die Verbesserung von Managementmethoden und die Förderung von Mitarbeiterengagement einschließen.
IT-Beratung: Spezialisiert auf die Implementierung und Optimierung von Informationstechnologien im Unternehmen. Hierzu gehört die Auswahl und Implementierung von Softwarelösungen, die Digitalisierung von Geschäftsprozessen und die Beratung in Bezug auf IT-Sicherheit.
Finanzberatung: Fokussiert auf die finanziellen Aspekte eines Unternehmens, wie Kostenmanagement, Investitionsstrategien und finanzielle Umstrukturierung.
Operative Beratung: Konzentriert sich auf die Verbesserung der täglichen Geschäftsprozesse. Das Ziel ist es, Effizienz zu steigern, Kosten zu senken und die operative Leistung zu verbessern.
Personalberatung: Beinhaltet die Beratung in Personalfragen, wie Talentmanagement, Mitarbeiterentwicklung, Vergütungssysteme und Organisationskultur.
Gast:
Christian Rieckmann, studierter Pädagoge, seit 30 Jahren Organisationsberater, Coach, Managementtrainer, Facilitator. Bis 2024 Lehrbeauftragter der Universität Kassel für Organisationsberatung.

Jan 7, 2024 • 36min
#155 - Die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Im Gespräch mit Prof. em. Lucian Hölscher
Die Zukunft kommt nicht mehr nur auf uns zu, wir schreiten nunmehr durch sie hindurch auch fort.
Was Mediation in der Lage ist zu eröffnen, ein Gericht aber kaum je, ist, dass die Konfliktentscheidung selbst und direkt mit der Zukunft rechnet, dass die Entscheidung auf Füße gestellt wird, die bereits einen Abdruck in der (vorgestellten) Zukunft hinterlassen haben. Das ist eine strategische Ausrichtung der Konfliktbearbeitung und -entscheidung, die allein nur die Mediation anbietet und Konfliktparteien nutzen können, die sich, weil vertraglich vereinbart, in Mediationen das anvisieren, ausformulieren und aushandeln können. Das unterscheidet im Kern die Mediation von anderen Konfliktbearbeitungsmethoden, wenn sie es denn in der Praxis auch tut.
Mediation will und kann den Kuchen vergrößern und sich nicht nur einfach gut beim Backen unterhalten.
Im Gespräch mit Lucian Hölscher werden die Anfänge dieser mentalen Revolution, die noch nichts mit Moderner Mediation zu tun hatten, erläutert, die für uns Heutigen fast schon selbstverständlich sind. Interessant dabei ist nicht nur der Entwicklungsprozess selbst, sondern dass sein Wirkungsfeld vor allem der umwälzende Perspektivenwechsel ist, den der Frühkapitalismus praktisch angeboten hat, namentlich dass die Zukunft durch gegenwärtige Vorstellungen und insoweit riskante Umsetzungsideen und -akte gestaltbar ist.
Die Vorstellungen von künftigen Zuständen sind Teil gegenwärtiger Entscheidungsprozesse.
Literatur:
Die Zusammenhänge dieser veränderten Zukunftsvorstellungen zur Mediation und Konfliktbearbeitung habe ich bereits vor Jahren in zwei Fachaufsätzen dargelegt:
Die Strategische Mediation. Plädoyer für einen überfälligen Perspektivwechsel. Teil 1 – Mit der Zukunft rechnen, statt sich nur eine zu wünschen; in: Spektrum der Mediation, Ausgabe 70, Dezember 2017, S. 18-22. (LINK)
Die Strategische Mediation. Plädoyer für einen überfälligen Perspektivwechsel. Teil 2: Mediation und Kapitalismus; Spektrum der Mediation, Ausgabe 71, S. 26 – 30. (LINK)
Zukunftsvorstellungen und Mediation
Mediation ist in der Lage, die Zukunft als Reflexionskategorie für die Konfliktbearbeitung in den Blick zu nehmen, wie es eine juristische oder schlichtende Bearbeitung nicht kann. Während die Schlichtung ihrer Anlage nach allein die Differenzen der Gegenwart in den Blick nimmt und deren Mitte als Kompromiss anbietet, nimmt der Richter das Gesetz als aus der Vergangenheit geronnenes Erfahrungswissen in den Blick, um Konfliktentscheidungen zu fällen. (Dass auch Richter oder Schlichter ganz praktisch eine Folgenabschätzung vornehmen und damit gewissermaßen in die Zukunft schauen, lass' ich hier mal unter den Tisch fallen, weil Praxis und Theorie doch zweierlei Dinge sind…)
Die Zukunft als Reflexions- und Entscheidungskategorie ist allerdings nicht allein eine sog. Zukunftsorientierung. Konflikte werden immer und von allen allein deshalb bearbeitet, damit eine bessere Zukunft daraus erwächst. Diese Zukunftsorientierung allein reicht nicht aus, um den Mehrwert zu generieren, wie ihn erkennbar nur der Mediation offen steht.
Es erscheint als Ironie der Geschichte, dass die Mediation zwar den Kuchen vergrößern wollte, aber das kapitalistische Erbe geradewegs ablehnt.
Hintergründe
Als Konfliktberater und Mediator ist es mir wichtig, dass Menschen gut durch die Zeit kommen, sie praktisch durch sie hindurch- und bestenfalls fortschreiten. Eine Klientin hatte mich darauf einmal aufmerksam gemacht, dass ich sie (wie auch andere) stets damit verabschiedet habe, sie möge gut durch die Zeit kommen.
Bereits diese Verabschiedungen, mehr noch aber der Titel dieses Podcasts war - das ist mir durch ihren Hinweis klargeworden - von Lucian Hölschers Buch "Die Entdeckung der Zukunft" beeinflusst gewesen.
Lucian Hölscher, deutscher Historiker, am 17. August 1948 in München geboren. Er lehrte von 1991 bis 2014 als Professor für Neuere Geschichte und Theorie der Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Autor mehrere Bücher und Artikel zu historischen Themen, darunter v.a. "Die Entdeckung der Zukunft". Hölschers Forschungsinteressen umfassen die Theorie der historischen Zeit und die Geschichte der Zukunft.
Als der Pfropfen des Jüngsten Gerichts als einzige Zukunftsaussicht sich gelöst hatte, begann die zukünftige Zeit für die Irdischen zu laufen und Eile war geboten.

Dec 30, 2023 • 41min
#154 - Wege in die Mediation. Im Gespräch mit Prof. Reinhard Greger
Neue Wege für das Premiumprodukt Mediation erkennen und ermöglichen
Reinhard Greger, Richter am Bundesgerichtshof a.D. sowie Professor an der Universität Nürnberg-Erlangen. Er ist Mitautor des ZPO-Kommentars Zöller und Redaktionsbeirat der Zeitschrift für Konfliktmanagement.
„Neue Wege in die Mediation“ sollten beim Bayerischen Mediationstag 2023 gesucht und gefunden werden. 200 Teilnehmer sind erschienen, die in 20 Arbeitsgruppen Ihre Gedanken formulierten. Dabei wurden neue Wege entwickelt, aber vor allem darauf hingewiesen, auf den bestehenden Wegen Hindernisse und Stolpersteine aus dem Weg zu räumen. Hier wurde mitunter als besonderes Ärgernis der Weg zu Gericht ins Visier genommen: Dieser sei zu stark vorstrukturiert und "übergeht" gewissermaßen die Mediationsmöglichkeit.
Eine Schlüsselrolle komme dabei der Anwaltschaft zu – und deshalb wurden von Ausbildungs- bis zu Vergütungsfragen viele darauf bezogene Ideen entwickelt.
Eine besondere Aufmerksamkeit erhielten vertragliche Konfliktlösungsklauseln, die in allen bedeutsamen Verträgen Einzug halten müssten. Hierauf müssten Unternehmensjuristen und Anwälte, insbesondere aber auch Notare verstärkt hinwirken. Anstelle standardmäßiger Schieds- oder pauschaler Mediationsklauseln seien auf die Gegebenheiten des konkreten Rechtsgeschäfts abgestimmte und abgestufte Vereinbarungen zu treffen; dies sollte durch Fortbildung und Publikationen, z.B. in Formularbüchern unterstützt werden.
Arbeitsgruppen auf der Tagung "Wege in die Mediation"
Gruppe 1: Gesellschaftliche Veränderungen
Gruppe 2: Gender und Mediation
Gruppe 3: Anwaltliche Beratung
Gruppe 4: Rolle des Notars
Gruppe 5: Richter
Gruppe 6: Verwaltung
Gruppe 7: Beratungsstellen für Privatpersonen
Gruppe 8: Führungskräfte
Gruppe 9: Rechtsschutzversicherer
Gruppe 10: Kammern und Verbände
Gruppe 11: Familienberatung
Gruppe 12: Gesetzgebung
Gruppe 13: World Wide Web
Gruppe 14: Werbung
Gruppe 15: Wegweiser zu den Mediationsangeboten
Gruppe 16: B2B-Konflikte
Gruppe 17: Konflikte mit Versicherungen
Gruppe 18: Innerbetriebliche Konflikte
Gruppe 19: Innerschulische Konflikte
Gruppe 20: Nachbarn und Wohnungseigentümergemeinschaften
Literatur zur Tagung:
Greger, R.: Brainstorming für mehr Mediation, ZKM 5/2023, S. 171-175.
Tagungsbericht von R. Greger

Dec 22, 2023 • 43min
#153 - Hilfreiche Strukturen für die Mediation. Im Gespräch mit Christoph Cornelius Paul
Was braucht es, damit der Weg zu Mediationen erkenn- und begehbar wird?
Christoph C. Paul, Rechtsanwalt und Notar a.D., Mediator (BAFM – Bundes Arbeitsgemeinschaft für Familienmediation) und Ausbilder.
Im Jahr 2002 begann er gemeinsam mit Eberhard Carl das internationale Mediationsprojekt zu entwickeln und aufzubauen und ist heute Schirmherr der eingetragenen Wohltätigkeitsorganisation "Mediation bei internationalen Kindschaftskonflikten (MiKK e.V.)". Für die Umsetzung grenzüberschreitender Mediation in Konflikten, die Eltern und Kinder betreffen, wurde ihm das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen, und im Jahr 2010 erhielt er den Sokrates-Preis für Mediation für seine langjährige Arbeit als Mediator und als „Mediator der Mediation“ in institutionellen Kontexten.
"Für Mediationen braucht es einen langen Atem, einen sehr langen Atem!"
"Mediation bei internationalen Kindschaftskonflikten" (MiKK e.V.)
Der Verein "Mediation bei internationalen Kindschaftskonflikten" (MiKK e.V.) mit Sitz in Berlin ist eine gemeinnützige Organisation, die sich auf die Mediation in internationalen Kindschaftskonflikten spezialisiert hat. Diese Konflikte umfassen typischerweise Fälle von grenzüberschreitender Kindesentführung, Umgangs- und Sorgerechtsstreitigkeiten.
MiKK e.V. bietet hierfür:
Beratung und Vermittlung: Sie beraten betroffene Eltern und vermitteln speziell ausgebildete Mediatoren, die in grenzüberschreitenden Fällen tätig sind.
Ausbildung und Weiterbildung: MiKK organisiert Schulungen und Weiterbildungen für Mediatoren, um ihre Kompetenzen in der Handhabung internationaler Kindschaftskonflikte zu stärken.
Netzwerkbildung: Der Verein arbeitet mit einem internationalen Netzwerk von Mediatoren, Fachleuten und Institutionen zusammen, um in grenzüberschreitenden Fällen effektive Lösungen zu finden.
Förderung des Mediationsgedankens: MiKK setzt sich für die Förderung der Mediation als friedliche Konfliktlösungsmethode ein, insbesondere in Fällen, die Kinder und internationale Elemente betreffen.
Forschung und Entwicklung: Der Verein beteiligt sich auch an Forschungsprojekten und entwickelt Methoden zur Verbesserung der Mediationspraxis in internationalen Kindschaftskonflikten.
quote here
MiKK e.V. hat eine bedeutende Rolle in der Entwicklung und Verbreitung von Mediationsverfahren in internationalen Kindschaftskonflikten und wird sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene für seine Arbeit anerkannt.

Dec 15, 2023 • 46min
#152 - Mediation als Produkt. Teil 2 - Schlussfolgerungen für die Mediationspraxis. Im Gespräch mit Damaris Deinert
Was sich Mediatoren und Mediationsanbietern raten lässt, um Mediation zu bewerben.
Gästin: Damaris Deinert, Wirtschaftspsychologin und Mediatorin; arbeitet heue als Fachbereichsleiterin bei Arbeit und Leben e.V. (Chemnitz).
Die Masterarbeit von Damaris Deinert mit dem Titel: "Das ungenutzte Mediationsangebot der IHK – kein Bedarf bei KMU*?" ist eine wissenschaftliche Untersuchung zur Dienstleistung Mediation.
Es werden verschiedene Ansätze und Kriterien zur Systematisierung von Dienstleistungen vorgestellt und Mediation im Hinblick auf diese Kriterien eingeordnet. Auch der Zusammenhang zwischen Kundenorientierung und Verkaufserfolg wird näher betrachtet. Es wird zudem auf mögliche Schwierigkeiten bei der Bewerbung von Mediation durch Unternehmen hingewiesen, wie fehlende Beauftragung und Kontrolle der Mitarbeiter.
Die wesentlichen psychologischen Einflussfaktoren hinsichtlich der Nutzung des Produktes Mediation in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) umfassen verschiedene Aspekte.
Zum einen spielen Wissen, Emotionen, Motive und Einstellungen eine entscheidende Rolle bei der Entscheidung für oder gegen Mediation. Die Entscheidung für Mediation ist eine risikobehaftete Kaufentscheidung. In solchen Situationen, in denen das Entscheidungsverhalten für oder gegen ein Produkt durch mangelnde Informationen und Unsicherheit gekennzeichnet ist, spielen Heuristiken eine wichtige Rolle. Heuristiken sind einfache Regeln zur Bildung von Urteilen oder zum Fällen von Entscheidungen, die besonders bei komplexen Problemen genutzt werden. Sie können zu korrekten oder annähernd richtigen Urteilen und Entscheidungen führen, aber unter bestimmten Bedingungen auch systematisch zu Fehlurteilen führen. Es können verschiedene Heuristiken benannt werden, die zur Bildung von Urteilen und Entscheidungen bezüglich der Nutzung oder Nicht-Nutzung von Mediation eingesetzt werden. Dazu gehören
die Take-the-Best-Heuristic,
die Rekognitionsheuristik,
die Verfügbarkeitsheuristik,
die Konsensheuristik und
die Habitual Heuristic.
Zudem beeinflussen die Produkteigenschaften und die Vertrauensqualität in Bezug auf den Anbieter die Kaufentscheidung. Doch auch persönliche Empfehlungen stellt einen relevanten Faktor für die Nutzung von Mediation in KMU dar.
Im Podcast besprechen Sascha Weigel und Damaris Deinert die verschiedenen psychologischen Einflussfaktoren auf die Entscheidung für oder gegen Mediation als Konfliktlösungsverfahren.
Außerdem geht sie auch die Vermarktung von Mediation ein, welche eine gezielte Herangehensweise erfordert, um potenzielle Kunden anzusprechen. Einige bewährte Praktiken umfassen
die Betonung des wirtschaftlichen Nutzens für Unternehmen, wie Zeit- und Kosteneinsparungen sowie die Risikominimierung.
Darüber hinaus ist es wichtig, die sozialen und psychologischen Aspekte von Mediation zu betonen, wie die Erhaltung von Beziehungen und die Berücksichtigung der Interessen aller Beteiligten.
Die Werbung sollte sich auf die Bedürfnisse und Anliegen der Unternehmen konzentrieren und das „Produkt“ möglichst konkret und greifbar beschrieben.
Die Vorteile der Mediation sollten zwar klar hervorgehoben werden, für ein glaubwürdiges Marketing ebenso wie für eine informierte Entscheidungsfindung seitens der Kunden, jedoch
kann es auch ratsam sein, einige Nachteile der Mediation als Konfliktlösungsverfahren darzustellen.
Auch würde es die Glaubwürdigkeit des Produktes erhöhen, wenn Mediatoren in eigenen Konflikten persönlich Erfahrungen mit Mediationen gemacht haben.
Die Vermarktung sollte auch auf persönlichen Empfehlungen und die Einbindung von Multiplikatoren wie Kammern und anderen relevanten Organisationen setzen.
Dabei kann es hilfreich sein, sich als Mediatorin auf bestimmte Zielgruppen zu spezialisieren, um das Vertrauen zu erhöhen.

Dec 10, 2023 • 36min
#151 - Cooperative Praxis (Cooperative Law). Im Gespräch mit RA Sabine Hufschmidt
Mediation ohne Mediator oder Mediation mit zwei parteilichen Mediatoren?
Inhalte:
Der Ansatz:
Selbständig geführte Verhandlungen bieten die intensivste Form der autonomen Konfliktlösung sowie die Chance, die kreativen, strategisch bedeutsamen Potenziale zu nutzen. Dem ist auch der collaborative law-Ansatz aus der amerikanischen Konfliktklärungspraxis verpflichtet. Im europäischen bzw. deutschen Raum setzt sich Cooperative Praxis als Bezeichnung durch.
Maßgebend ist die tragende Rolle der kooperativ verhandelnden Rechtsanwälte der Streitparteien, die praktisch eine „Mediation ohne Mediator“ durchführen. Ihnen kommt also die Doppelrolle zu, einerseits und formal parteiische Vertreter der Mandanten zu sein, andererseits und materiell gemeinsam als Leiter des mediationsanalogen Verhandlungsverfahren aufzutreten.
Die Bedingung: Disqualifikationsklausel
Flankiert wird diese Doppelrolle durch eine notwendige Begrenzung, die Disqualifikationsklausel.
Haben Streitparteien jeweils Rechtsvertreter, treten diese ohnehin direkt in Kontakt. Was macht Collaborative Law anders, als in den üblichen Fällen, wenn ein Rechtsbeistand die gegnerische Partei kontaktiert und Ansprüche erhebt und sodann an den Rechtsberater verwiesen wird bzw. dieser antwortet?
Cooperative Praxis kommt erst dann zustande, wenn die Parteien ihre Rechtsbeistände das ausschließliche Mandat für außergerichtliche Verhandlungen erteilen und jene auch nur dieses wahrnehmen. Die Parteien schließen vorab eine Vereinbarung, mit der sie das Mandat ihrer Anwälte von Beginn an auf die außergerichtliche Verhandlungen beschränken und damit eine verfahrensvertragliche Disqualifikationsklausel einführen. Das Aufnehmen eines Gerichtsprozesses (mit neuen Rechtsbeiständen) wird dadurch "künstlich" verteuert und der Wille zur außergerichtlichen Lösung auch für aufkommende Zweifelssituationen während der strittigen Verhandlung vertieft.
Ähnlich wie Mediationsklauseln in Vertragsverhältnissen wirken Disqualifikationsklauseln in Streitverhältnissen für kommende Situationen freiheits- bzw. freiwilligkeitsbeschränkend, indem sie vorab als Ausdruck der Selbstbestimmungsfreiheit genutzt werden. Wir haben es hier mit dem klassischen Fall eines Odysseus-Paktes zu tun, der hilft, dass kluge Überlegungen auch Entscheidungen bleiben und nicht bei der ersten Verführungssituation abgeändert werden.
Links:
Deutsche Vereinigung für Cooperative Praxis (Link)
RA Sabine Hufschmidt (Link)