Klinisch Relevant Podcast

Dr. med. Kai Gruhn, Dr. med. Dietrich Sturm, Prof. Markus Wübbeler
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Nov 24, 2020 • 27min

Arterielle Hypertonie - mit Dr. Andreas Barsuhn *Kardiologie / Innere Medizin

Alles zur medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapie der Volkskrankheit #1! Arterielle Hypertonie (AHT) mit Dr. Barsuhn Im heutigen Klinisch Relevant Podcast sprechen wir mit Dr. Andreas Barsuhn über die arterielle Hypertonie (AHT). Bei der AHT handelt es sich um eine Volkskrankheit, von der viele unserer Patienten betroffen sind. Daher ist es sinnvoll, auch als Nicht-Internist das Wissen zu dieser weit verbreiteten Erkrankung aufzufrischen. Im Podcast wird es um die überarbeiteten Leitlinien, die daraus resultierenden Therapieempfehlungen und den möglichen Ursaschen einer sekundären Hypertonie gehen. Epidemiologie Vermutlich gibt es 20 – 30 Millionen Deutsche mit AHT Ein großer Anteil davon hat die AHT, ohne es zu wissen Großer Anteil der Patienten, die bereits mit AHT diagnostiziert sind, erhalten eine optimale Therapie Leitlinien zu den Behandlungsempfehlungen Gemeinsame Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Hypertonie (ESH) und Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) von 2018: o Grundlage der Empfehlungen der Deutschen Hochdruckliga American Heart Association und das American College of Cardiology haben 2017 gemeinsam mit amerikanischen Gesellschaften eine eigene Leitlinie verfasst, die sich von unseren europäischen Leitlinien teilweise deutlich unterscheidet. In Europa ist die Definition der Hypertonie gleichgeblieben: o Hypertonie ab >140/90mmHg bzw. 160/90mmHg bei >80-Jährigen Amerikanische Leitlinie: o Hypertonie ab 130/80mmHg Interventionsgrenzen und Zielwerte wurden in den aktuellen Leitlinien von 2018 neu festgelegt Ab welchen Blutdruckwerten wird eine Behandlung notwendig? Wie wird der Blutdruck richtig gemessen? Die Blutdruckmessung in der häuslichen Umgebung hat einen hohen Stellenwert für die Diagnose des Blutdruckes Die richtige Anwendung der Geräte wird auf der Homepage der Deutschen Hochdruckliga erklärt: https://www.hochdruckliga.de Auswahl des Gerätes wichtig Maßnahmen die vor einer Messung getroffen werden müssen: o Ruhephase vor der Messung o Messung in sitzender Position o Richtige Manschettengröße und richtiges Anlegen der Manschette Leitlinien empfehlen eine Behandlung von Blutdrücken über 140/90mmHg (Grad 1) 160/100 – 179/109 mmHg (Grad 2) 180/110 mmHg (Grad 3) Ganz wichtig: Zunächst sollten, in Abhängigkeit der Schwere der AHT, nicht-medikamentöse Behandlungen ausgeschöpft werden Laut Leitlinie: Bei 140/90mmHg sollten zunächst Lifestylemodifikationen durchgeführt werden. o Z.B. Gewichtsreduktion o Strukturierte Sportprogramme o Entspannungstechniken Bei Grad 2 + 3 wird eine medikamentöse Behandlung empfohlen Bei sehr hohem kardiovaskulärem Risiko (z.B. Hyperlipoproteinämie, Diabetes mellitus) kann bereits ab 135/85mmHg eine medikamentöse Therapie erwogen werden. Bereits eine Senkung um 5mmHg bewirkt statistisch eine Senkung des kardiovaskulären Risikos Zielwerte nach einem Myokardinfarkt: <130/80mmHg Zusammenhang Nikotin und AHT: o Einstellung des Nikotinkonsums gehört zu den empfohlenen Lifestylemodifikationen und kann einen positiven Effekt auf die Einstellung des Blutdruckes haben Geräte zur Blutdruckmessung am Handgelenk: o Auf CE Prüfsiegel achten o Die Möglichkeit der Selbstkontrolle hat für die Patienten einen hohen Stellenwert und trägt zum Behandlungserfolg bei. Pharmakotherapie Neue Empfehlung der Leitlinie: Start der Behandlung mit einer Kombinationstherapie o Beispielsweise: ACE-Hemmer oder AT1- Rezeptorblocker mit einem Calciumantagonisten bzw. Diuretikum kombinieren o Beginn einer Monotherapie als Initialtherapie nach Diagnosestellung nur noch bei sehr alten und gebrechlichen Patienten oder bei niedrig Risiko Patienten mit AHT Grad 1. Eskalationsschritt bei einer unzureichenden Einstellung: o ACE-Hemmer oder AT1-Rezeptorblocker + Calciumantagonist + Diuretikum Problem: Teilweise sind Fixkombinationen nicht als solche zugelassen und teuer Wenn die Dreifach-Kombination nicht hilft, handelt es sich um eine Therapierefraktäre arterielle Hypertonie. In diesem Fall wird zusätzlich ein Aldosteron-Antagonist wie Spironolacton gegeben. Hier muss eine engmaschige Kontrolle der Retentionsparameter und Elektrolyte erfolgen. Der Beta-Blocker hat keinen Stellenwert in der Initialtherapie. Nur wenn kardiale Komorbiditäten (z.B. Herzinsuffizienz oder Myokardinfarkt) vorliegen, wird auf den Beta-Blocker zurückgegriffen. Vor und während einer Schwangerschaft wird ebenfalls auf den Beta-Blocker zurückgegriffen. Hydrochlorothiazid (HCT): Ob ein kausaler Zusammenhang zwischen HCT und Hautkrebs besteht, ist noch nicht klar. Bei langfristiger Einnahme von HCT werden laut Leitlinie Hautchecks empfohlen. Es sind weitere Studien nötig, um die Thematik abschließend beurteilen zu können. Therapeutische Alternativen zu HCT wären Chlortalidon oder Indapamid. Eskalationstherapie (teilweise Kombinationen mit 5-6 Antihypertensiva): Zentrale Alpha2-Rezeptor-Agonisten (z.B. Moxonidin), Vasodilatatoren (Minoxidil), Urapidil (Ebrantil), mehrfach Diuretika-Therapie Welche Blutdruckwerte streben wir an? Primäres Ziel für alle Patienten ist ein Blutdruck <140/90mmHg Ob niedrigere Werte (<130/80mmHg) angestrebt werden sollten hängt zum einen von der Therapieverträglichkeit und zum anderen vom Alter der Patienten ab. Bei Patienten <65-Jährigen kann das Anstreben von Werten unter 130/80mmHg durchaus sinnvoll sein. Bei älteren Patienten ist es eine individuelle Entscheidung. Es gilt nicht: Je niedriger der Blutdruck, desto besser. Es wird empfohlen, den Blutdruck nicht unter 120mmHg systolisch zu senken. Der diastolische Wert sollte nicht unter 70mmHg liegen. Welchen Stellenwert haben Langzeit-Blutdruckmessungen? Die aktuellen Leitlinien heben die Stellung von Langzeit-Blutdruckmessungen deutlich hervor. Goldstandard der Messung Punktuelle Messungen unterliegen verschiedenen Störeinflüssen und Fehlinterpretationen. o Weißkittelhypertonie: Höhere Werte als im Alltag o Maskierten arteriellen Hypertonie: Niedrigere Werte als im Alltag Welche sekundären Hypertonie Erkrankungen gibt es? Ca. 10-20% der Hypertoniker haben vermutlich eine sekundäre Hypertonie Wann sollte man an eine sekundäre Hypertonie denken? o Alter der Patienten <30-Jährigen o Plötzlicher Beginn der AHT o Plötzliche Verschlechterung der AHT trotz adäquater Therapie o Non-dipper: Patienten, die nachts keine nächtliche Blutdrucksenkung vorweisen. o Rezidivierende hypertensive Krisen o Hypertonien, die trotz einer Mehrfachkombination therapierefraktär sind. o Elektrolytstörungen (Hypokaliämie) Häufige Erkrankung: Obstruktive Schlafapnoe o Gut behandelbar o Empfehlenswert, bei jedem Hypertoniker nach der Schlafqualität (Tagesmüdigkeit, Schnarchen, Atempausen) zu fragen. Insbesondere bei Hypertonikern, die auf Mehrfachkombinationen nicht gut ansprechen. Nierenerkrankungen können zu einer AHT führen. o Renoparenchymatöse Erkrankungen o Nierenarterienstenosen o Schrumpfnieren o Zystnieren Daher die renale Situation bei Erstdiagnosen und im Verlauf im Blick behalten. Endokrine Störungen o Hyperaldosteronismus o Hyperkortisolismus o Hyperthyreose o Phäochromozytom Kontrollfragen Ab welchem Blutdruckwert liegt eine Grad 1 Hypertonie vor? A) 135/85mmHg B) 130/90mmHg C) 145/90mmHg D) 140/90mmHg Welche Aussagen sind richtig? A) Die Leitlinien der USA und die der EU unterscheiden sich bezüglich der Hypertonie Klassifizierung nicht. B) Grad 1 Hypertonien werden immer medikamentös behandelt. C) Grad 2 Hypertonien werden zunächst mit Lifestylemodifikationen therapiert. D) Bei einem Blutdruckwert <140/85mmHg wird nie eine medikamentöse Therapie durchgeführt. E) Beta-Blocker werden vornehmlich bei kardialen Komorbiditäten oder vor bzw. während einer Schwangerschaft empfohlen. Welche Maßnahmen gehören zu den Lifestylemodifikationen? A) Gewichtsreduktion B) Entspannungstechniken C) Nikotinkarenz D) Alkoholkonsum reduzieren E) Bewegung Welche Therapien sind laut aktueller Leitlinie empfehlenswert? A) Initial ausschließlich Monotherapien unabhängig vom Alter B) Initial ausschließlich Kombinationstherapien unabhängig vom Alter C) Kombination: ACE-Hemmer und AT1-Rezeptorblocker D) Kombination: ACE-Hemmer und Calciumantagonist E) Kombination: AT1-Rezeptorblocker und Diuretikum Welche Aussagen sind richtig? A) Ca. 10-20% der Hypertoniker haben einen primären Hypertonus B) Bei Patienten <30 Jahren sollte an eine sekundäre Hypertonie gedacht werden C) Non-dipper sind Patienten, die nur nachts eine Blutdrucksenkung vorweisen D) Die obstruktive Schlafapnoe führt häufig zur sekundären Hypertonie E) Bei Erstdiagnosen sollten die Retentionswerte überprüft werden Disclaimer: Bei den Podcasts von Klinisch Relevant handelt es sich um Fortbildungsinhalte für Ärzte und medizinisches Personal und keinesfalls um individuelle Therapievorschläge. Sie ersetzen also keineswegs einen Arztkontakt, wenn es um die Behandlung von Erkrankungen geht. Dabei spiegeln die Beiträge den Kenntnisstand unserer medizinischen Partner und Experten wider, den sie nach besten Wissen und Gewissen mit Dir teilen. Häufig handelt es sich dabei auch um persönliche Erfahrungen und subjektive Meinungen. Wir übernehmen für mögliche Nachteile oder Schäden, die aus den im Podcast gegebenen Hinweisen resultieren, keinerlei Haftung. Bei gesundheitlichen Beschwerden muss immer ein Arzt konsultiert werden! Weitere Informationen findest Du auf unserer Website: www.klinisch-relevant.de
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Nov 19, 2020 • 31min

Delirmanagement - mit Dr. Peter Nydahl * Pflegewissenschaft

Wie Du delirante Zustandsbilder im klinischen Alltag erkennst und Ihnen erfolgreich begegnest Delir und Delirmanagement Der Klinisch Relevant Podcast liefert Ärztinnen und Ärzten, sowie Angehörigen der Pflegeberufe kostenlose und unabhängige medizinische Fortbildungsinhalte, die Du jederzeit und überall anhören kannst und die für Dich von ärztlichen und pflegerischen Kollegen konzipiert werden. Im heutigen Beitrag geht es um das Thema Delir und Delirmanagement. Folgende links führen zu den Leitlinien und weiterführender Literatur: Leitlinie Analgesie, Sedierung und Delirmanagement in der Intensivmedizin (z Zt in Überarbeitung): Die 2010 publizierte S3-Leitlinie „Analgesie, Sedierung und Delirmanagement in der Intensivmedizin“ wurde interdisziplinär von Mandatsträgern aus 12 Fachgesellschaftenkonsentiert. Die S3-Leitlinie soll als Leitfaden zur symptomorientierten Prävention, Diagnostik und Therapie von Delir, Angst, Stress und der protokollbasierten Analgesie, Sedierung und dem Schlafmanagement in der Intensivmedizin für Erwachsene und Kinder dienen. Link: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/001-012.html The 2018 Clinical Practice Guidelines for the Prevention and Management of Pain, Agitation/Sedation, Delirium, Immobility, and Sleep Disruption in Adult Patients in the ICU [Die PADIS-Richtlinien 2018 enthalten neue Empfehlungen in Bezug auf Rehabilitation, Mobilität und Schlaf.] Link: https://www.sccm.org/ICULiberation/Guidelines UK 2010/2019 Guideline Delirium: prevention, diagnosis and management. [Diese Leitlinie befasst sich mit der Diagnose und Behandlung des Delirs bei Patienten im Krankenhaus und in der Langzeitpflege. Sie befasst sich auch mit der Risikoidentifizierung und der Delirprävention.] Link: https://www.nice.org.uk/guidance/cg103
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Nov 17, 2020 • 28min

Hüft-Arthrose und Hüft-TEP: Wann und wie? - mit PD Dr. Mustafa Citak * Orthopädie

Klinische Symptomatik der Hüft-Arthrose und Ihre invasiven und nicht-invasiven Therapiemöglichkeiten Hüft-Totalendoprothese (Hüft-TEP) Herzlich Willkommen zu einer neuen Podcastfolge von Klinisch Relevant. Heute sprechen wir mit PD. Dr. med. Mustafa Citak über die typischen Symptome einer Coxarthrose und der daraus möglicherweise resultierenden Hüft-TEP. Es wird dabei unter anderem um die verschiedenen Prothesenarten, Zugangswege und möglichen postoperativen Komplikationen gehen. Symptome einer Coxarthrose Schmerzen: Äußern sich je nach Stadium zunächst mit einem Anlaufschmerz nach längerem Sitzen. Im Verlauf kommen Belastungsschmerzen, Ruheschmerzen und Nachtschmerzen hinzu. Der Schmerz macht sich in der Leiste oder im Gesäß bemerkbar, kann aber auch bis in das Knie ausstrahlen. Bewegungseinschränkungen: Einschränkungen bei Dreh- und Spreizbewegungen Hinkendes Gangbild Beinverkürzung Diagnostik - Anamnese Klinische Untersuchung Radiologische Untersuchung: Röntgen als Beckenübersichtsaufnahme und als axiale Aufnahme. Im Röntgen wird auf die typischen Arthrosezeichen und weiteren Zeichen geachtet: o Gelenkspaltverschmälerung o Subchondrale Geröllzysten o Osteophyten o Subchondrale Sklerose o Weitere Zeichen: z.B Gelenkkopfnekrosen in fortgeschrittenen Stadien Schnittbildgebung: Vor allem wenn die Coxarthose als Ursache der Beschwerden unwahrscheinlich ist, z.B. bei jungen Patienten, wird eine MRT durchgeführt. Kriterien für eine OP: o Ausmaß der Beschwerden und hoher Leidensdruck der Patienten trotz konservativer Therapie o Einschränkungen der Lebensqualität o Starke Schmerzen Kriterien für eine konservative Therapie: o Initialstadium (z.B. Beschwerden seit wenigen Wochen) o Risikofaktoren minimieren: Übergewicht reduzieren, Schuhwerk anpassen (Schuhe mit weichen Sohlen) o Physiotherapeutische Maßnahmen o Infiltrationstherapien: Hyaluronsäure (allerdings nur im Anfangsstadium) o Schmerztherapie zum Hinauszögern der OP: NSAR (Ibuprofen usw.) Hüft-Totalendoprothese (Hüft-TEP) Fixierung: Zementiert, unzementiert, Hybrid-Fixierung mit zementiertem Schaft und zementfreier Pfanne o Frauen: Häufig Hybrid-Variante aufgrund der geringeren Knochenqualität bei Frauen >70 Jahre. Bei ca. 1% der Frauen ist die zusätzliche Einzementierung der Pfanne notwendig. o Männer: Männer über 75 Jahre bekommen ebenfalls eine Hybrid-Fixierung. o Bei allen anderen Patienten würde man, vorausgesetzt es liegt keine Osteoporose vor, eine zementfreie Fixierung anstreben. Gleitpaarungen (Kontaktflächen Gelenkkopf und -pfanne) o Polyethylen- Keramik-Gleitpaarung: Polyethylen-Inlay der Pfanne und Keramikkopf o Polyethylen-Metall-Gleitpaarung: Patienten >80 Jahre o Keramik-Keramik-Gleitpaarung: Eher bei jüngeren Patienten. Wird seltener genutzt, da es zu Keramikbrüchen kommen kann und diese nur schwer zu beseitigen sind. Außerdem kann es bei Keramik-Keramik-Gleitpaarungen eine Geräuschentwicklung (Quietschen) beim Gehen geben. Letztlich müsste in diesem Fall eine Revisions-OP stattfinden, um das Keramik- gegen ein Polyethylen-Inlay auszutauschen. Zugangswege und Dauer einer OP Dorsaler Zugang: o Patient in Seitenlage o Bogenförmiger Hautschnitt über Trochanter major zum Gesäß. o Präparation in die Tiefe durch Auseinanderdrängen der M. gluteus maximus-Fasern o Unter Innenrotation Darstellung und Durchtrennung der kurzen Außenrotatoren (werden später refixiert) o Eröffnung des Gelenkes o Hüftluxation o Durchtrennung des Hüftkopfes. Trochanter minor als Orientierungsstruktur anhand der präoperativen digitalen Planung o Pfanne darstellen, in aufsteigender Größe die Pfanne fräsen bis die Sklerosierung durchbrochen ist. o Mit Probepfanne Passgenauigkeit prüfen und anschließend die gewünschte Pfanne in der richtigen Position einschlagen. Die Pfanne darf nicht zu steil positioniert werden, da das Luxationsrisiko dadurch erheblich steigen würde. o Inlay wird in der Pfanne positioniert. o Falls Osteophyten vorhanden sind, werden diese entfernt. o Präparation des Femurschaftes. Auch hier in aufsteigender Größe bis die passende Größe erreicht wird. o Aufsetzen eines Probekopfes und Reposition des Gelenks. o Beweglichkeit und Position der Komponenten zueinander prüfen und schauen, ob eine Luxation möglich ist und ggf. Korrekturen durchführen. o Reluxation und Implantation des gewünschten Schaftes (zementiert oder unzementiert) und Kopfes. o Pfanne spülen (es sollten sich auf keinen Fall Zement- oder Knochenrückstände in der Pfanne befinden) und Hüftkopf reponieren. o Kapsel fixieren, Hüfte verschließen Bikini-Zugang (ventraler Zugang) Lateraler Zugang Minimal-invasiver-Zugang: o Nicht für alle Patienten geeignet. Für kräftige Männer mit ausgeprägter Muskulatur sind kleine Schnitte weniger geeignet, da durch den kleinen Schnitt mehr Druck auf die Haken ausgeübt wird und es zu Traktionsschäden der Nerven kommen kann. OP-Dauer: o Zementfrei: 30-45 min o Zementiert: 45 – 60 min Postoperatives Management Erwartungen an einer OP mit dem Patienten kommunizieren Bestimmte Bewegungen müssen nach der OP vermieden werden o Z.B. keine Hüftbeugung >90° o Nicht die Beine übereinanderschlagen, sich selbst die Socken anziehen oder zu tief sitzen o Die Maßnahmen müssen 3 – 6 Monate befolgt werden Patientenschulungen durchführen Reha: o Aufnahme 1 Tag prä-OP o 4 Tage stationärer Aufenthalt o 1. Tag post-OP: Die Patienten dürfen aufstehen und schmerzadaptiert, unter der Zuhilfenahme von zwei Unterarmgehstützen, vollbelasten o 2. Tag post-OP: Auf Station mit Physiotherapeuten o 3. Tag post-OP: Treppensteigen o 4. Tag post-OP: Entlassung nach Hause oder direkt in eine Reha-Klinik (3 Wochen) Häufige Fehler 98% der Patienten sind mit ihrer Hüft-TEP zufrieden Luxation des Gelenks z.B. aufgrund von Bewegungen die vermieden werden sollen. Bei zweimaligem Vorkommen einer Luxation wird ggf. chirurgisch interveniert, in dem z.B. die Pfanne repositioniert oder ausgetauscht wird. Beinlängendifferenz Periprothetische Infektion (Risiko ca. 1%): Gefürchtete Komplikation, da bei einer chronischen Infektion ein kompletter Wechsel der Prothese notwendig wird. Femoralis- oder Ischiadicusaffektionen treten eher bei minimal-invasiven OPs auf und sind in der Regel Traktionsschäden. Kontrollfragen Welche Aussagen sind richtig? A) Ob die Prothese zementiert oder unzementiert eingesetzt wird hängt nur von der Klinik ab. B) Unzementierte Prothesen werden vor allem bei älteren Patieten >70 J. genutzt. C) Polyethylen-Metall-Gleitpaarung können quietschen. D) Bei älteren Patienten (Männer: >75J; Frauen: >70J) werden in der Regel Hybrid-Varianten verbaut. E) Keramik-Keramik-Gleitpaarungen können quietschen. Welches sind typische Arthrosezeichen im Röntgen (Mehrfachauswahl): A) Gelenkspaltvergrößerung B) Osteophyten C) Intraartikuläre Flüssigkeit D) Subchondrale Sklerose Welche drei Kriterien spielen für die OP-Entscheidung eine Rolle? A) Leidensdruck der Patienten B) Ausschließlich Wunsch des Patienten C) Einschränkungen im Alltag D) Alter: Hüft-TEP nur bei älteren Patienten. Junge werden konservativ behandelt. E) Starke Schmerzen Postoperatives Management: Welche Aussage/n ist/sind richtig? A) Patienten können in der Regel einen Monat postoperativ alle Bewegungen wieder durchführen. B) Patienten sollten zwei Wochen post-OP das Hüftgelenk maximal bewegen, um eine Versteifung zu vermeiden. C) Patienten sollen 3-6 Monate keine Hüftbeugung >90° durchführen D) Alltägliche Bewegungen, wie z.B. Socken anziehen, können nach Entlassung unproblematisch durchgeführt werden. Zu den Frühzeichen bzw. Spätzeichen einer Coxarthose gehören: A) Anlaufschmerzen B) Belastungsschmerzen C) Bewegungseinschränkungen D) Beinverkürzung E) Schmerzen im Knie
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Nov 11, 2020 • 32min

Ergotherapie: Was ist das eigentlich?! - mit Andre Eckerkunst

Warum Ergotherapie für unsere Patienten wichtig und hilfreich ist Der Klinisch Relevant Podcast liefert Ärztinnen und Ärzten, Angehörigen der Pflegeberufe sowie Heilmittelerbringern kostenlose und unabhängige medizinische Fortbildungsinhalte, die Du jederzeit und überall anhören kannst und die für Dich von ärztlichen und pflegerischen Kollegen konzipiert werden. Im heutigen Beitrag geht es um die Vorstellung unseres neuen Teammitglieds für den Bereich Ergotherapie. Andre Eckerkunst ist seit 2007 Ergotherapeut, in leitender Position seit 2010 und in eigener Praxis tätig seit 2014. In seiner Praxis in Erkrath bei Düsseldorf behandelt er mit neurologischen und pädiatrischen Schwerpunkt die unterschiedlichsten Störungsbilder. Im Gespräch mit Kai Gruhn gibt er einen kurzen Überblick über den Begriff und die Geschichte der Ergotherapie, den Eintritt in die Behandlung sowie die Verordnungsmöglichkeiten für verschreibende Ärzte. Ergotherapie Ergotherapie (griechisch: ergon, deutsch: Werk, Arbeit) ist ein Heilmittel, die sich mit der Ausführung bedeutungsvoller, konkreter Betätigung und dessen Auswirkung auf den Menschen und dessen Umwelt und somit seiner Partizipation befasst. Der deutsche Verband der Ergotherapeuten (DVE) findet hier folgende Definition: „Ergotherapie unterstützt und begleitet Menschen jedes Alters, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind. Ziel ist, sie bei der Durchführung für sie bedeutungsvoller Betätigungen in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit in ihrer persönlichen Umwelt zu stärken. Hierbei dienen spezifische Aktivitäten, Umweltanpassung und Beratung dazu, dem Menschen Handlungsfähigkeit im Alltag, gesellschaftliche Teilhabe und eine Verbesserung seiner Lebensqualität zu ermöglichen.“ In den kommenden Ausgaben werden die einzelnen Therapiemethoden sowie Arbeitsbereiche der behandelnden Ergotherapeuten einzeln beleuchtet. Für den verschreibenden Arzt wird dieses Heilmittel so greifbarer. Die gezielte Verordnung von spezifischen Maßnahmen sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit wird so erleichtert.
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Nov 10, 2020 • 23min

TAVI- mit Dr. Christian Giebels * Kardiochirurgie/Kardiologie

Indikation, Durchführung, Komplikationen der transfemoralen Implantation einer Aortenklappe TAVI: eine elegante Form des Aortenklappenersatzes TAVI steht für "Transcatheter Aortic Valve Implantation" und ist mittlerweile ein Art Modewort geworden. Dr. Christian Giebels ist Kardiochirurg an der Universitätsklinik des Saarlandes in Homburg und kennt sich bestens mit diesem Verfahren aus. In diesem Podcast-Interview erklärt er alles, was Du zu diesem Thema wissen musst: Indikation, geeignete Patienten, Durchführung, prä- und postoperatives Management, typische Komplikationen und alternative Therapieverfahren. Das TAVI-Verfahren ist insbesondere für Patienten mit hochgradiger Aortenklappenstenose geeignet, die älter als 75 Jahre sind und ein höheres intraoperatives Risiko haben, z.B. aufgrund von Multimorbidität. Bei älteren und gesünderen Patienten wird weiterhin prinzipiell der "offene" Aortenklappen-Ersatz angestrebt, bei dem das Sternum durchtrennt und der Brustkorb eröffnet wird. Bei dem Eingriff, der bei unkompliziertem Verlauf 30-45 Minuten dauert, wird meistens im Bereich der Femoralis-Arterie über ein Schleusen-System eine biologische Klappenkonstruktion (Schweine- oder Kälber-Perikard, dass auf ein Gerüst aus unterschiedlichen Materialien aufgezogen und zusammengeklappt auf ein Kathetersystem aufgebracht wird) in Aorten-Position vorgeschoben und dann ausgebreitet. Dabei wird die neue Klappe mit Druck in den verkalkten Aortenring gepresst. Voraussetzung dafür ist, dass die Becken-Bein-Strombahn frei ist. Bei Patienten mit schwerer Arteriosklerose in den Leistenarterien ist allerdings auch ein Zugang über die Arteria axillaris oder die Arteria subclavia möglich. Präoperativ wird das Ausmaß der Stenose mittels tranthorakaler Echokardiografie bestimmt. Die Größe des benötigten Aortenklappen-Ersatzes kann am besten mit Hilfe des Cardio-CTs bestimmt werden. Postoperativ werden die Patienten in der Regel mit einer dualen Thrombozytenaggregations-Hemmung behandelt; nach ca. 1 Woche kann die Klinik in Richtung stationäre Rehabilitation verlassen werden. Typische Komplikationen, die beim TAVI-Verfahren auftreten können, sind die üblichen Katheter-Komplikationen (Hämatom, Dissektion), aber auch lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen. Da die neue Klappe in den Aortenring gepresst wird, kann auch Kalkmaterial in den Bereich des AV-Knotens gedrückt werden und einen AV-Block auslösen. Teilweise ist dann die Implantation eines Schrittmachers erforderlich. Umfangreiche Langzeit-Ergebnisse zur "Lebensdauer" von Herklappen im TAVI-Verfahren existieren noch nicht. Man geht hier von 7-10 Jahren aus. Viel Spaß beim Hören! Disclaimer: Bei den Podcasts von Klinisch Relevant handelt es sich um Fortbildungsinhalte für Ärzte und medizinisches Personal und keinesfalls um individuelle Therapievorschläge. Sie ersetzen also keineswegs einen Arztkontakt, wenn es um die Behandlung von Erkrankungen geht. Dabei spiegeln die Beiträge den Kenntnisstand unserer medizinischen Partner und Experten wider, den sie nach besten Wissen und Gewissen mit Dir teilen. Häufig handelt es sich dabei auch um persönliche Erfahrungen und subjektive Meinungen. Wir übernehmen für mögliche Nachteile oder Schäden, die aus den im Podcast gegebenen Hinweisen resultieren, keinerlei Haftung. Bei gesundheitlichen Beschwerden muss immer ein Arzt konsultiert werden! Weitere Informationen findest Du auf unserer Website: www.klinisch-relevant.de
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Nov 5, 2020 • 43min

Umgang mit Konflikten im beruflichen Umfeld der Medizin - mit Dr. Tim Peters * Querschnittsthemen

Wie Du Konflikte richtig führst und zu einem guten Ende bringst Umgang mit Konflikten Der Klinisch Relevant Podcast liefert Ärztinnen und Ärzten sowie Angehörigen der Pflegeberufe kostenlose und unabhängige medizinische Fortbildungsinhalte, die Du jederzeit und überall anhören kannst und die für Dich von ärztlichen und pflegerischen Kollegen konzipiert werden. Im heutigen Beitrag geht es um den Umgang mit Konflikten und darüber, wo sie im Gesundheitswesen auftreten, wie man sie analysieren kann und welche Techniken und Handlungsoptionen zur Verfügung stehen. Persönlichkeitstest: Die „Big Five“-Persönlichkeitsfaktoren zur Reflexion des eigenen Verhaltens im Kontext von Konflikten. Häufig fragen wir uns im Anschluss an einen Konflikt, warum dieser uns so mitgenommen hat, warum wir so emotional reagiert haben oder warum wir vielelicht so rücksichtlos vorgegangen sind. Dies kann durchaus situative Ursachen haben, aber auch mit unserer Persönlichkeitsstruktur zusammenhängen. Die so genannten „Big Five“-Persönlichkeitsfaktoren wurden von verschiedenen unabhängigen Forschergruppen über mehrere Jahrzehnte hinweg entwickelt und sie gelten heute als das am besten wissenschaftlich validierte und zuverlässigste Modell zur Beschreibung bzw. „Messung“ von Persönlichkeitsstrukturen. Cave: Natürlich treffen Typologien nie 100%ig zu und vereinfachen die Realität, um sie greifbar und schnell verstehbar zu machen. Nichtsdestotrotz können ein Test und die entsprechende Auswertung viele hilfreiche Hinweise auf das eigene Verhalten in Konflikten geben. Link: https://www.123test.com/de/Pers%C3%B6nlichkeitstest/ Konflikteskalation: Die 9 Stufen nach Friedrich Glasl Konflikte zu analysieren, von denen man selber betroffen ist, ist nicht immer einfach, da vieles emotional aufgeladen ist oder auch einfach die Begrifflichkeiten fehlen, um bestimmte Umstände zu beschreiben. Ist ein Konflikt jetzt schon dramatisch oder übertreibe ich in meiner Interpretation der Wahrnehmung? Die Konflikteskalationsskala von Friedrich Glasl ist eines der meistgenutzten Instrumente im Bereich Konfliktmanagement. Es führt klare Begrifflichkeiten und eine übersichtliche Struktur zusammen und gibt darüber hinaus mit den Kategorien „Win-Win“, „Win-Lose“ und „Lose-Lose“ erste Handlungsempfehlungen an die Hand, ob ein Konflikt noch zu klären ist, wen man dafür als Schiedsrichter braucht oder ob ggf. eine Exit-Option in Betracht gezogen werden sollte. Erklärvideo unter: https://www.youtube.com/watch?v=PI1xiMW6etk Das Eisbergmodell – Die unterschätzte Macht der nicht-sichtbaren Kommunikationsanteile Vom Eisbergmodell haben viele schon in unterschiedlichen Kontexten gehört. Das ursprünglich auf Freud zurückgehende Modell macht auf gut verständliche Weise klar, welchen Einfluss Emotionen und Werthaltungen auf unsere Kommunikation haben und wie sie die ausgetauschten Sachinhalte oder Fakten beeinflussen. Gerade längere Konflikte werden vielleicht oberflächlich über Argumente ausgetragen, finden aber letztlich zum Großteil auf der Beziehungs- und Gefühlsebene statt. Dass sie sich dort verankern, aber bei Klärungsgesprächen oft nicht entsprechend adressiert werden, macht sie so gefährlich und führt häufig zu gefühlsbetonten Kommunikationsschleifen, die den Konflikt weiter eskalieren lassen. Erklärvideo unter: https://www.youtube.com/watch?v=8UVSY20zXv0
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Nov 3, 2020 • 19min

Evidenz-basierte Dermatome - mit Prof. Omid Nikoubashman * Neurologie/Neuroradiologie

Wie es zu den Dermatom-Karten gekommen ist und wie gut Du Dich darauf verlassen kannst Dermatome In unserem heutigen Klinisch Relevant Podcast sprechen wir mit **Prof. Dr. Omid Nikoubashman **über die Dermatome. Dabei erfährst Du, wie die bekannten Dermatom-Karten zu Stande gekommen sind und warum wir nicht aufhören sollten, Dinge kritisch zu hinterfragen. Definitionen Dermatom: Hautareal, welches zu einem bestimmten spinalen Segment korrespondiert Spinales Segment: Hinterwurzel des Spinalnervs (sensibel) Relevanz Dermatome haben eine hohe klinische Relevanz bei der Beurteilung von: Querschnittsymptomen Akute Sensibilitätsausfälle Bandscheibenvorfälle Zoster-Neuralgie Übersichtsarbeit zum Thema Dermatome Lee, M.W.; McPhee, R.W.; Stringer, M.D. An evidence-based approach to human dermatomes. Clin Anat 2008, 21, 363-373, doi:10.1002/ca.20636 Angaben zu den Dermatomen und den korrespondierenden Segmenten variieren je nach Literatur. • Th5 auf der Höhe der Mamillen (Netter et al.) vs. Th4 auf der Höhe der Mamillen (Drislane et al.) • Lateraler Oberschenkel: L4 (Netter), L3 (Hacke et al.), L1+L5 (Drislane) Die Dermatom-Karten beziehen sich im Wesentlichen auf drei Primärquellen, in denen die Dermatome untersucht wurden: • Head and Campbell (1900) • Förster (1933) • Keegan and Garrett (1948) Die drei Primärquellen, auf die sich die Dermatom-Karten stützen Head and Campbell: Haben Zeichnungen verwendet, auf denen Herpes Zoster Infektionen dargestellt waren. Hierfür haben sie sich 450 Herpes Zoster Patienten angeschaut und die Rötungen nachgezeichnet. Sie haben als einzige auch den Rücken kartiert. Förster: Es handelt sich um eine chirurgische Arbeit, bei der Rhizotomien durchgeführt wurden. Das heißt, dass beidseitig eine intradurale Resektion der hinteren Spinalnervenwurzeln erfolgte. Die Anzahl der Operationen, anhand derer die Dermatome beschrieben wurden, variiert bei den einzelnen Dermatomen stark und es liegen keine Daten für den Rücken vor. Keegan and Garrett: Haben die Dermatome mit Hilfe von Patienten mit Bandscheibenvorfällen beschrieben. Für die Region bis Th1 haben sie 165 Patienten untersucht. 1264 Patienten von L3 – S2. Zu diesem Zeitpunkt gab es allerdings noch keine CT/MRT-Bildgebung. Daher kann nicht sicher davon ausgegangen, dass alle Segmente richtig zugeordnet wurden. Interpretation und anatomische Gegebenheiten, die es erschweren Dermatome zu identifizieren Die Arbeiten sind sehr alt, lückenhaft und weisen einige methodische Mängel auf. Man hat die drei Arbeiten genommen und daraus die heutigen Dermatom-Karten zusammengestellt. Die Abbildungen, die heute in den Lehrbüchern zu finden sind, basieren nicht auf wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse. Die Überlappungen Segmentale Anastomosen: Nervenfasern, die von einem Spinalnerven zum drunter oder drüber liegenden Spinalnerv ziehen. Spinalnerven, die sich T-förmig aufspalten und sowohl nach kranial als auch kaudal zu den Foramina ziehen. Bei 60% der cervikalen und 22% der lumbalen Segmente kommen solche T-förmigen Nerven vor. Durch solche anatomischen Besonderheiten, können auch vermeintliche Kennmuskeln nicht den tatsächlichen Segmenten entsprechen. Erkenntnisse aus der Arbeit von Lee et al. Klinisch immer möglichst die Mittellinie nutzen, da dort die Überlappungen der Dermatome am geringsten ausfallen C1 hat kein sensibles Dermatom. Zu C7 gibt es wenig Evidenz. Es gibt große Überlappungen mit C6 (Daumen) und C8 (Kleinfingerseite). C7 kann aber auch den Daumen bzw. die Kleinfingerseite innervieren. Dermatome am Rücken sind schwer zu bestimmen. Für den Rücken liegt nur die Arbeit von Head and Campbell vor. Der große Zeh (dorsal) kann sowohl von L5 als auch L4 innerviert sein. Der laterale Oberschenkel wird von L2 innerviert (laut Lee et al.). Lee, M.W.; McPhee, R.W.; Stringer, M.D. An evidence-based approach to human dermatomes. Clin Anat 2008, 21, 363-373, doi:10.1002/ca.20636
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Oct 27, 2020 • 24min

LSVT : Logopädie für Parkinson-Patienten - mit Petra Hamacher * Neurologie/Logopädie

Spezifisches Sprach- und Sprechtraining zur Verbesserung von Stimmvolumen und Stimmmodulation beim primären Parkinson-Syndrom Lee Silverman Voice Treatment (LSVT) : logopädische Therapie von Parkinson-Patienten Parkinson Patienten leiden im Verlauf ihrer Erkrankung an einer Reihe von logopädischen Auffälligkeiten bzw. Einschränkungen, die möglichst frühzeitig therapiert werden sollten. Wir sprechen daher heute in unserem Klinisch Relevant Podcast mit Petra Hamacher über die Herkunft, den Aufbau und den Nutzen der logopädischen LSVT-Behandlung für Parkinson-Patienten. Welche logopädischen Auffälligkeiten sind bei Parkinson-Patienten festzustellen? Eingeschränkte Kommunikationsfähigkeiten Dysphagie Verwaschenes Sprechen Leiseres Sprechen Monotoneres Sprechen Deutlich langsameres oder schnelleres Sprechen Besonders die jüngeren Patienten merken früh den Beginn der Einschränkungen, noch bevor ihr Umfeld diese akustisch wahrnehmen kann. Das Sprechen wird für die Patienten zunehmend ein Kraftakt. Daraus resultiert häufig eine abnehmende Teilhabe an sozialen Interaktionen, welche die Patienten zusätzlich belasten könnten (z.B. größere Gruppentreffen, bei denen es mal lauter zugeht). **Woher kommt die LSVT-Therapie? Wofür steht das Akronym? ** USA Benannt nach Lee Silverman. Die Patientin wies eine sehr verwaschene Sprache auf und wurde 1987 mit der, dann nach ihr benannten, Therapie behandelt. Seit 2007 wird die LSVT-Therapie in Workshops in Deutschland gelehrt Die LSVT-Behandlung kann nachweislich den Progress der Sprachsymptomatik bei Patienten mit hoher Compliance verlangsamen bzw. stoppen. Wie ist die LSVT-Therapie aufgebaut? Seit 2013 computerbasiert Vorher wurde mit einem Schallpegelmesser und einer Stoppuhr gearbeitet Die Therapie setzt sich aus 16 Einheiten zusammen. Vier Wochen an vier Tagen der Woche für jeweils 60 Minuten. Kontrolluntersuchungen: Nach 1 Monat + nach 6 Monaten Die Therapie ist nach dem 2. Kontrolltermin beendet Für den Therapieerfolg ist es essentiell, dass die Behandlung in diesen vier Wochen wie beschrieben erfolgt. Die LSVT-Therapie kann prinzipiell in der Praxis wiederholt werden. Allerdings ist für den Therapieerfolg ein eigenverantwortlicher Umgang mit der Technik durch die Patienten notwendig. Die Patienten müssen mehrere Übungen bei jeder Sitzung wiederholen 1. Übung: Initial müssen die Patienten 15x, so laut und so lange wie möglich, den Buchstaben „A“ produzieren. Das Programm nimmt dabei Einfluss auf die Atmung, Mimik, Artikulation und Lautstärke des Patienten. Der Bildschirm zeigt gleichzeitig den Erfolg des Patienten an und motiviert sie zusätzlich. 2. Übung: Bei der 2. Grundübung müssen die Patienten 15 x einen hohen Ton erzeugen. Dabei wird der Ton in der Mitte angestimmt und dann erhöht. 3. Übung: Der Ton wird 15x von der Mitte aus nach unten produziert. Diese drei Übungen bereiten den Patienten zu Beginn häufig die größten Schwierigkeiten, da viele bereits eine sehr monotone Sprache haben. 4. Übung: Im Anschluss werden mit dem Patienten zehn Phrasen überlegt, die sie im Alltag häufig nutzen (z.B. „Wo sind meine Autoschlüssel?“). Jede Phrase wird 5x wiederholt. Dies hat den Zweck, dass sich das Ohr, der Körper und der Kehlkopf an eine gewisse Lautstärke gewöhnt. Diese Übungen sollen zu Hause wiederholt werden. 5. Übung: Es wird zehn Minuten gelesen. Die Leseübungen werden mit der Zeit zunehmend komplexer. Thematisch sind die Texte sehr vielseitig und abwechslungsreich gestaltet. 6. Übung: Dem Patienten werden Fragen zu den gelesenen Inhalten gestellt, damit der Patient lernt, spontan in der geübten Lautstärke zu antworten. Wie können die Patienten zu Hause üben? Die Patienten können mit einem Schallpegelmesser zu Hause die Übungen durchführen. Viele Patienten geben allerdings das Feedback, dass es ohne visuelle Anweisungen für sie komplizierter sei. Es gibt eine Home-Version des Programmes, welches individuell für die Ziele des Patienten eingestellt werden kann. Es kostet 180€ (incl. Mikrofon) und ist an keine Laufzeit gebunden. **Können niedergelassen Kollegen die logopädische LSVT-Behandlung verordnen? ** Die Krankenkasse übernimmt die Kosten. Es müssen hierfür zwei Verordnungen über 10x SP6 (Störungen der Sprechmotorik) á 60 min ausgestellt werden. Therapeuten, die LSVT anbieten können über folgende Website gesucht werden: https://www.lsvtglobal.com/LSVTFindClinicians Fragen können an die E-Mail info@lsvt.de geschickt werden Welche Unterschiede gibt es zur ergotherapeutischen LSVT-Behandlung? LSVT-Loud: Bei der logopädischen LSVT-Behandlung geht es darum, mit großer Mundöffnung zu reden und mit einer lauten Stimme zu arbeiten. LSVT-Big: Die Behandlungsdauer und -häufigkeit unterscheidet sich nicht von der LSVT-Loud. Bei der ergotherapeutischen Behandlung geht es allerdings darum möglichst große Bewegungen, also mit großer Amplitude, durchzuführen. ​ Wichtig ist, dass die Therapien frühzeitig begonnen werden, da bereits sehr stark fortgeschrittene Einschränkungen nur sehr schwer bzw. kaum rückgängig gemacht werden können. Wird mit der Therapie früh begonnen, ist die Prognose deutlich besser. Wie wird die Dysphagie behandelt? Wird die LSVT-Loud-Behandlung ordnungsgemäß durchgeführt, wird es bei den Patienten zu deutlich weniger Schluckbeschwerden kommen. Zusätzlich kann mit Hilfe eines Ausatmungsgerätes die Atmung trainiert werden. Die Patienten müssen fünfmal am Tag fünfmal kräftig in das Gerät hinein pusten und nach jedem Durchgang 1x husten (5 Wochen). Die Hustenübung ist sehr wichtig, da den Patienten im Verlauf der Erkrankung dieser Schutzreflex fehlt. Masako-Manöver: Die Zunge wird vorne zwischen den Zähnen fixiert und anschließend einmal geschluckt. Die Übung trainiert vor allem den hinteren Teil der Zunge. Kontrollfragen Wofür steht LSVT? A: Logopaedic speech and voice therapy B: Logopädie, Sprache, Verhaltenstherapie C: Logopädische Stimm- und Vokaltherapie D: Lee Silverman Voice Treatment Welche logopädischen Symptome treten bei Parkinson-Patienten auf? A: Sigmatismus B: Stottern C: Monotones Sprechen D: Verwaschenes Sprechen Welche LSVT-Varianten gibt es? A: LSVT-Small B: LSVT-Big C: LSVT-Quiet D: LSVT-Loud Wie ist die Therapie im besten Fall aufgebaut? A: Einmal die Woche, jeweils 30 Minuten, 10 Wochen B: Zweimal die Woche, jeweils 2 Stunden, 2 Monate C: Viermal die Woche, jeweils 40 Minuten, 4 Monate D: Viermal die Woche, jeweils 60 Minuten, 4 Wochen Welche Aussagen sind richtig? A: Die LSVT-Behandlung wird von der Krankenkasse nicht übernommen B: Die LSVT-Behandlung kann vom behandelnden Arzt nicht angeordnet werden C: In Deutschland gibt es die LSVT-Behandlung nur in zwei Städten D: Die LSVT- Behandlung wird von der Krankenkasse übernommen E: Für die LSVT-Behandlung müssen zwei Verordnungen über 10x SP6 (Störungen der Sprechmotorik) á 60 min ausgestellt werden
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Oct 22, 2020 • 43min

Kommunikation mit Menschen mit Demenz - mit Prof. Markus Wübbeler * Pflegewissenschaft

Wie Kommunikation trotz Demenz gelingen kann Kommunikation mit Menschen mit Demenz Der Klinisch Relevant Podcast liefert Ärztinnen und Ärzten, sowie Angehörigen der Pflegeberufe kostenlose und unabhängige medizinische Fortbildungsinhalte, die Du jederzeit und überall anhören kannst und die für Dich von ärztlichen und pflegerischen Kollegen konzipiert werden. Im heutigen Beitrag geht es rund um das Thema Kommunikation mit Menschen mit Demenz, die Hintergründe der Erkrankung, die Versorgungsziele und Empfehlungen zur Kommunikation in frühen und späten Phasen der Krankheitsentwicklung. Expertenstandard Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz Die mit einer Demenz einhergehenden Veränderungen haben für Betroffene und ihre Angehörigen tiefgreifende und umfassende Folgen. Diese zeigen sich, bedingt durch Veränderungen in der Interaktion und Kommunikation, insbesondere in der Beziehungsgestaltung. Sie beeinträchtigen die Fähigkeit von Menschen mit Demenz sich orientieren, etwas verstehen oder beurteilen zu können und wirken sich auf emotionales und soziales Verhalten aus. Zielgruppe dieses Expertenstandards sind alle Menschen mit einer diagnostizierten Demenzerkrankung sowie Menschen, bei denen sich mit Beginn des pflegerischen Auftrages bzw. im Verlauf der Pflege Anzeichen von Demenz zeigen, ohne dass jedoch eine Demenzdiagnose vorliegt. Link: https://www.dnqp.de/fileadmin/HSOS/Homepages/DNQP/Dateien/Expertenstandards/Demenz/Demenz_AV_Auszug.pdf Validation n. Naomi Feil: Impressionen zur Umsetzung Validation nach Naomi Feil ist eine spezielle, non-direktive Kommunikationsmethode mit desorientierten alten Menschen. Die Videodokumentation gibt einen Einblick in einen Workshop, den Naomi Feil im Juni 2014 in Linz gehalten hat. Produktion: Österreichische Institut für Validation (ÖIV). Link: https://www.youtube.com/watch?v=wT4MDBxqiiE&t=93s Link: https://www.youtube.com/watch?v=ESqfW_kyZq8) Hinweis: Vorstellung des Konzeptes (in englischer Sprache). S3-Leitlinie "Demenzen" Inhalt dieser evidenz- und konsensusbasierten Leitlinie sind Aussagen zu Prävention, Diagnostik und Therapie von Demenzerkrankungen sowie zur leichten kognitiven Störung. Die Leitlinie bezieht sich auf die Alzheimer-Demenz, die vaskuläre Demenz, die gemischte Demenz, die frontotemporale Demenz, die Demenz bei Morbus Parkinson und die Lewy-Körperchen-Demenz. Seltene Formen der Demenz bei anderen Erkrankungen des Gehirns und Demenzsyndrome bei z.B. internistischen Erkrankungen sind nicht Thema dieser Leitlinie. Die Leitlinie umfasst Aussagen zu Kernsymptomen der Demenz inklusive psychischen und Verhaltenssymptomen. Ziel ist es, den mit der Behandlung und Betreuung von Demenzkranken befassten Personen eine systematisch entwickelte Hilfe zur Entscheidungsfindung in den Bereichen der Diagnostik, Therapie, Betreuung und Beratung zu bieten. Dazu gehören Ärzte, Psychologen, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, Musik-, Kunst- und Tanztherapeuten, Logopäden, Pflegekräfte und Sozialarbeiter. Link: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/038-013l_S3-Demenzen-2016-07.pdf Demenz - Anregungen für Partnerinnen und Partner Dieser Ratgeber bietet Anregungen, wie das Zusammenleben gelingen kann, wenn ein Partner oder eine Partnerin an Demenz erkrankt ist. Pflegende Angehörige sollen damit für den Pflegealltag gestärkt werden. Die Inhalte des Ratgebers beruhen auf aktuellem pflegerischen und medizinischen Fachwissen. Zudem wird Erfahrungswissen pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz dargestellt. Ein Teil der Informationen wurde dazu in Dialogform aufbereitet. Die Gespräche sind eine Zusammenfassung wesentlicher Aspekte aus Gruppendiskussionen. Link: https://www.zqp.de/wp-content/uploads/ZQP-Ratgeber-Demenz.pdf
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Oct 20, 2020 • 54min

Amboss: Wikipedia für Mediziner - mit Sievert Weiss * Querschnittsthemen

Ein Gespräch mit Amboss Co-Founder Sievert Weiss über seine Person, die Mediziner-Plattform Amboss und den ein oder anderen Gründer-Tip Amboss: Wikipedia für Mediziner Amboss ist zu DEM Online-Nachschlagwerk für Mediziner geworden. Mittlerweile ist das Unternehmen auf internationalem Expansions-Kurs und erobert gerade Nordamerika. Sievert Weiss ist einer der Gründer von Amboss und hat die Entwicklung dieses Unternehmens von Anfang an begleitet und hautnah erlebt. Wir wollten dieses Podcast-Interview aus dreierlei Gründen mit Sievert führen: Welche Persönlichkeit steckt hinter einem so erfolgreichen Unternehmen, welchen ungewöhnlichen Weg hat er hinter sich? Wie kann die Plattform Amboss das Leben von uns Mediziner verändern und vereinfachen? Welche Tips kann Sievert anderen ärztlichen Kolleginnen und Kollegen geben, die eine gute Business-Idee haben und Ihr eigenes Unternehmen aufbauen wollen? Entstanden ist ein sehr unterhaltsames Interview mit einem sehr sympathischen und inspirierenden jungen Arzt, der einen unkonventionellen beruflichen Weg eingeschlagen hat. Die Wurzeln von Amboss liegen dabei in den eigenen Erfahrungen, die die 3 Gründer während ihres Medizinstudiums gemacht haben: Das Auswendiglernen, das "Kreuzen", die "Altfragen" haben dazu geführt, zu überlegen, wie man sich besser und gezielter auf die Examensprüfungen vorbereiten könnte. Die Erfahrungen, die Sievert in Indien bei einem medizinischen Hilfsprojekt als Student gesammelt hat, haben dazu geführt, dass er sich auch für Themen wie öffentliche Gesundheit interessiert hat. Die Vision von Amboss ist es heute Ärztinnen und Ärzten das medizinische Wissen zu liefern, dass sie brauchen, um die richtigen diagnostischen und therapeutischen Schritte für Ihre Patienten zu treffen. Um immer auf dem neuesten Stand zu sein, arbeiten mittlerweile mehrere hundert Mitarbeiter und ein großes Netzwerk an ärztlichen Kollegen für und mit Amboss. Auch die Prüfungsvorbereitung für die Staatsexamina gehört weiterhin zum Kerngeschäft. Dabei beschränkt sich das Angebot von Amboss, dass für seine Nutzer kostenpflichtig ist, nicht nur auf den deutschsprachigen Raum. Neben Firmensitzen in Köln und Berlin gibt es mittlerweile auch ein Büro in New York. Auch wenn das Medizinstudium in den USA sicherlich unterschiedlich strukturiert ist, möchte Amboss hier als "Wikipedia" für Mediziner fungieren. Sievert hält es für wichtig, dass eine Business-Idee ein Problem löst und dass derjenige, der dieses Problem löst, bestenfalls auch aus der eigenen Zielgruppe kommt. Amboss ist das klassische Beispiel dafür, dass aus einer kleinen Idee ein internationales Unternehmen werden kann. Viel Spaß beim Hören! Hier findet Ihr noch einen sehr schönen Artikel über die drei Amboss-Gründer aus 2017 in der ZEIT: https://www.zeit.de/campus/2017/01/medizinstudium-software-lern-app-buecher-miamed?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com

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