
she drives mobility
On the way to new mobility: Katja Diehl spricht alle 14 Tage mit Gästen über Mobilität statt Verkehr, Diversität, New Work, Inklusion, kindergerechte Stadt und das Mobilisieren auf dem Land.
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Mar 10, 2024 • 36min
Michael Peterson: Was macht grad Spaß am Job des Vorstand DB Personenverkehr?
Wenn dir diese oder auch eine andere Folge gefällt, lass´ gern eine Bewertung da und/oder supporte mich per Ko-Fi oder PayPal. Meinen wöchentlichen Newsletter gibt es bei steady. Mein zweites Buch „Raus aus der AUTOkratie – rein in die Mobilität von morgen!“ kann ab sofort vorbestellt werden. Ich freue mich, wenn du das machst, denn das hilft nischigen Sachbüchern wie dem meinen, wahrgenommen zu werden. Ihr wisst schon: Kapitalismus – Carpitalism – und dann erst das Paradies für alle. Seit ein paar Tagen steht auch fest, wo die Buchpremiere stattfinden wird: Am 3. Juni um 20 Uhr stelle ich mein zweites Werk erstmalig der Öffentlichkeit vor. Hier könnt ihr Tickets dafür erwerben. Ich habe grad damit begonnen, für alle Podcasts auch Transkripte bereit zu stellen, auf dass noch mehr Menschen, die nicht so gern hören oder nicht so gut hören können, an meinen Inhalten teilhaben.
Die heutige Episode von She Drives Mobility erreicht euch einen Tag später als gewohnt – ein kleiner Botangriff auf meine Webseite hat gestern alles lahmgelegt. Umso schöner jedoch, dass nun wieder alles funktioniert, nicht nur, weil die GDL für morgen den nächsten Streiktag angekündigt hat und die DB dagegen gerichtlich vorgehen will. Natürlich habe ich mit Michael Peterson, der als Vorstand Personenverkehr der DB ganz nah dran an diesen Themen ist, auch die aktuelle Situation in diesem Konflikt thematisiert. Michael fand dabei sehr deutliche Worte.
Mich hat jedoch auch interessiert, wie er zum einen in diese Funktion gekommen ist und warum er trotz allen politischen und internen Missmanagements in den letzten Jahrzehnten jeden Tag mit Begeisterung zur Arbeit geht. Ich ließ ihn das Zielbild der Mobilität von morgen zeichnen und natürlich vertiefend die Rolle der DB Personenverkehr für die Erreichung desselben. Wie lebt es sich in Zukunft in Stadt und Land? Wie mobilisieren wir die Menschen? Eine Entscheidung der Vergangenheit schien ihm dabei besonders wehzutun: Die Vernachlässigung unzähliger Bahnhöfe vor allem in ländlichen Räumen, die jetzt wertvoller Anker für nicht-urbane Mobilität sein könnten, zum großen Teil aber völlig verwahrlost sind.
Und dann ging es noch weiter rein in die „Tacheles Talk“: Wie stellt sich die Politik, aber dann auch die DB selbst vor, bis 2030 die Verdoppelung der Fahrgastzahlen zu erreichen, wenn doch heute nur noch eine Pünktlichkeitsquote von 61 Prozent erreicht und jeden Tag vom Fachkräftemangel gesprochen wird? Was erwartet Michael hier von „seinem“ Bundesverkehrsminister, aber auch von den Landesministern, denn in Deutschland sind verschiedene Bereiche von öffentlicher Mobilität ja bundesweit oder eben auch föderal organisiert. Auch hier wurde Michael deutlich mit klaren Worten zu notwendigen Investionen und einer unerschütterlichen politischen Flankierung des Ausbaus einer Bahn, die ja mal Tausende von Schienenkilometern mehr umfasste, als das heute der Fall ist.
Zum Image der Bahn sprachen wir mehrere Punkte an: Warum ist diese im Vergleich zu Autoherstellern immer noch scheinbar weniger attraktiv (zumindest nach bestimmten Umfragen entsteht dieses Bild), wie können Arbeitsplätze attraktiver gestaltet und neue Menschen für die öffentliche Mobilität gewonnen werden und wie positioniert sich die DB als ein Unternehmen der echten Vielfalt – und nicht nur der auf Webseiten und Prospekten?
Dies und viel mehr in der neuesten Folge She Drives Mobility!
Für Barrierefreiheit oder zum Sprachen lernen: Hier findet ihr das vollständige Transkript zur Folge:
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Feb 25, 2024 • 1h 2min
Thorsten Gröger: Welche Positionen vertritt die IG Metall gegenüber der AfD und der Transformation der Autoindustrie?
Thorsten Gröger ist Bezirksleiter für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Er vertritt rund 264.000 Mitglieder in den Branchen der Metall- und Elektroindustrie, das Haustarifgebiet von Volkswagen, aber auch viele Handwerksbranchen wie das Kfz- und das Metallhandwerk. Ich bin auf ihn aufmerksam geworden, weil er als Einer der Ersten mit „offiziellem Amt“ sich deutlich gegen die AfD und den sogenannten Rechtsruck in Deutschland gestellt hat. Für ihn ist Antifaschismus Teil der DNA deutscher Gewerkschaften, nicht nur, weil historisch und aktuell in Ländern mit rechten Regierungen schnell die Rechte der Gewerkschaften eingeschränkt werden. Für Thorsten Gröger sind die Beschäftigten in seinen Zuständigkeitsbereichen Spiegel der Gesellschaft. Es ist daher für ihn nicht verwunderlich, dass unter diesen ein Prozentsatz AfD-Wähler:innen ist, der der Zustimmung in der Bevölkerung entspricht. Er geht aktiv auf diese Kolleg:innen zu, sucht das Gespräch und ist der Überzeugung, dass so auch Menschen in die demokratische Mitte zurückgewonnen werden können.
„Wir sind mittendrin in multiplen Krisen und einem Umbau unserer Industriegesellschaft, was natürlich auch eine Menge an Verunsicherung erzeugt. Wir brauchen vor allem von der Politik ein positives Zukunftsbild, um vermitteln zu können, warum diese Veränderungen alternativlos sind. Das fehlt leider – und macht die notwendigen Maßnahmen noch schwerer, als sie eh schon sind. In diese Lücke springen die Populist:innen, die vorgaukeln, dass keine Transformation notwendig sei. Und stoßen damit auf offene Türen, da viele verunsichert sind und Angst haben.“
Gröger hebt dabei den auch den Appell der Stiftung KlimaWirtschaft und vieler Unternehmen hervor sowie weitere Ansprachen an Olaf Scholz, aus dem Hickhack der Regierung herauszufinden, Einigkeit vorzuleben und Planungssicherheit zu schaffen. Auch blickt der IG-Metaller hinter die Forderung von „weniger Bürokratie“ in dem Sinne, dass er gewährleistet sehen möchte, dass Themen wie Mindestlohn, Lieferketten, weitere Schutzrechte nicht in Abrede gestellt werden. Hier sieht er auch Vorgängerregierung mit als Ursache, die im Handeln etliches versäumt oder sogar verhindert haben. So sei unter der Ära Peter Altmaier das Wachstum von erneuerbarer Energie gestoppt worden, eine Entscheidung, die sich heute räche.
Aus seiner Sicht sind zwei Dinge notwendig, damit Veränderung gelingt: Akzeptanz in der Bevölkerung für die notwendigen Maßnahmen. Das Vermitteln einer Sicherheit, dass der klimaneutrale Umbau der Wirtschaft Zukunft sichert und nicht gefährdet – dafür muss gesellschaftlicher Konsens werden. Und für diese Akzeptanz braucht es eine Verlässlichkeit in der Kommunikation und im politischen Handeln. Diese fehlt Thorsten Gröger aktuell, auch, weil die Ampelregierung in sich zerstritten wirkt und teilweise gegeneinander zu arbeiten scheint.
„Ich bin davon überzeugt, dass die Menschen bereit sind, Veränderungen in Kauf zu nehmen. Dann, wenn Sie sehen, dass die persönliche Einschränkung und Veränderung dazu beitragen, dass das große Ganze gelingt. Wir brauchen jede Menge an zusätzlichen finanziellen Mitteln für öffentliche und private Investitionen in die Infrastruktur, in den industriellen Umbau, in den Ausbau der erneuerbaren Energien, aber auch in das Bildungssystem. Hier braucht es einen schlüssigen Organisationsplan. Und da ist es für mich ein unverzeihlicher Fehler, sich der Restriktion einer Schuldenbremse zu unterwerfen. Da legt man sich politisch Fesseln an und macht das Land handlungsunfähig.“
Thorsten Gröger sieht hier die Gewerkschaft als einen Teil derjenigen an, die diese Veränderung wollen und nicht auf der Bremse stehen. „Wir haben Betriebsräte gefragt: Wie handhabt euer Unternehmen die notwendige Transformation? Gibt es einen erkennbaren Plan? Über die Hälfte hat zurückgemeldet, dass dieser bei ihren Betrieben nicht vorhanden sei. Das muss nicht unbedingt heißen, dass es den nicht gibt, aber zumindest wird dieser Plan anscheinend nicht im Dialog mit den Beschäftigten gemacht und erreicht diese nicht. Hier sehen wir uns als Gewerkschaft in der Pflicht, Arbeitsplätze zukunftsfähig aufstellen. Deswegen sehen wir uns an der Spitze der Transformationsbewegung. Wollen diese aktiv mitgestalten, aber auch die Kommunikation über diese gewährleisten. Wir als IG Metall waren die erste Industriegewerkschaft in Europa, die vor fünf Jahren per Beschlusslage das klare Bekenntnis zu den Pariser Klimazielen untermauert hat. Es geht um existenzielle Fragen für die Lebensgrundlage, aber auch um existenzielle Fragen für die Zukunftsfähigkeit der beruflichen Perspektiven unserer Leute.“
Er verneint dabei nicht, dass es in dieser Gesamtlage auch viele Unternehmen gibt, die auch ein Tagesgeschäft „in der alten Welt“ abwickeln müssen, Kund:innen bedienen. Diese haben schlichtweg manchmal nicht die zusätzliche Kraft und Zeit, die die Transformation benötigt. Gerade aus kleineren Unternehmen erreichen ihn Signale der Unsicherheit, welche Veränderung gefordert ist, weil die Politik z. T. widersprüchliche Signale sendet.
Beschäftigte am Band eines Unternehmens, das Ventile für Verbrennungsmotoren herstellt, ist bewusst, dass sie diese Tätigkeit nicht für immer ausführen werden – umso dringender sei es, ihnen Perspektiven aufzuzeigen. „Wir haben so ein Beispiel: Das ist Continental in Gifhorn, wo das Unternehmen die Entscheidung getroffen hat, die Produktion von Automobilteilen zu stoppen. Diesen Schritt an sich kritisieren wir – gar keine Frage. Trotzdem hat man sich auf den Weg gemacht, sich um alternative Beschäftigungsperspektiven für die Beschäftigten zu kümmern und deren Qualifizierung zu unterstützen. Die Entwicklung ist mittlerweile absehbar, unsere Haltung als Gewerkschaft: Unternehmen müssen sich Gedanken über alternative Geschäftsmodelle und Produkte machen. In Gifhorn wird sich Stiebel Eltron ansiedeln und Wärmepumpen bauen. Mit großer Unterstützung unseres Netzwerks als IG Metall haben wir Continental und Stiebel Eltron zusammengebracht, um neue Perspektiven zu schaffen.“
Die Autoindustrie mache sich zu elektrischen Antrieben auf, da hier in der Politik Druck entstanden sei, dass es der Veränderung bedarf. Nur gesicherte Rahmenbedingungen können solche Schritte einleiten. Hier sieht Gröger das plötzliche Ende der Elektroautoförderung kritisch, da es das falsche Signal ausgesendet habe, dass politisch dieser Antrieb gewollt ist. Beim taktischen Kalkül der FDP, Einigungen zum Verbrennerausstieg, zum Plattformgesetz oder Lieferketten ist sich der Metaller fast sicher, dass dies nicht im Sinne der Industrie ist – da diese Grundlagen kommen werden und nur Aufschub erfahren haben. Damit entsteht aber auch ein Aufschub der notwendigen Maßnahmen. Auch, dass sich Politiker wie Friedrich Merz weigern, Wege, die eine Zweidrittelmehrheit erfordern, mitzugestalten. Hier wäre Grögers Erwartungshaltung, dass sich die großen demokratischen Kräfte zusammenraufen und aufs Ziel schauend steuernd agieren. Auch in finanzieller Hinsicht.
„Insofern fand ich den Appell der Unternehmen, die in der Stiftung Klimawirtschaft unterwegs sind, sehr erfrischend, unterstützenswert, weil sie sehr prägnant aufgeschrieben haben, was nötig ist, um Transformation zu schaffen und dass es hier Konsens geben muss. Nicht nur bei den Regierungsparteien.
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Feb 11, 2024 • 0sec
Rainer Mühlhoff: Warum ist für dich der KI-Hype in der Autoindustrie Zeichen von Verzweiflung und nicht von Kompetenz?
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Rainer Mühlhoff ist der erste Professor mit der Denomination „Ethik der Künstlichen Intelligenz“ in Deutschland. Ethik ist für ihn eine Reflexion von Menschen und Gesellschaft über das, „was wir uns antun mit unserem Verhalten“, da Entwicklung von Technik immer starke gesellschaftliche Auswirkungen hat. Sie prägen unsere Realität, sie prägen unser Denken, sie prägen Machtstrukturen. Rainer ist es wichtig, dass Machine-Learning-Systeme immer auch als soziotechnische Systeme analysiert werden müssen. So ist der kommerzielle Einsatz von künstlicher Intelligenz eben nicht künstlich – und auch nicht sonderlich intelligent –, sondern beruht auf den gewohnten Machtstrukturen, indem Klickarbeiter:innen für die notwendigen Eingaben sorgen, aber auch Nutzende die KI trainieren. Bestes Beispiel: Captchas. Was aber auch zeigt: Die KI ersetzt nicht die menschliche Intelligenz, sondern ist von dieser zurzeit noch beschränkt.
Für seinen Fachbereich in Osnabrück nimmt er genau diesen Blickwinkel in den Fokus, erfreulicherweise gibt es aktuell auch viel Nachfragen nach Ethik der KI, da diese bisher oft außer Acht gelassen wurde. Viele KI-Unternehmen finanzieren sogar Institute mitfinanzieren, die diese Forschung machen. Das nennt sich dann Ethics-Washing, eine Form von PR-Arbeit, um zu zeigen, dass gesellschaftliche Verantwortung übernommen wird. Einziger Beweggrund dahinter: härtere Regulierungsvorhaben zu verhindern. Die Forschung in Osnabrück ist jedoch staatlich finanziert und damit unabhängig. Was für Rainer enorm wichtig ist: „Ethik ist für uns oder ethische Fragen sind für uns immer Machtfragen. Wer profitiert davon, wer nicht? Was sind die verdeckten Interessen? Welche Diskriminierungsformen hat zum Beispiel der Effekt von einer Technologie? Was sind Ausbeutungs-, neue Ausbeutungsmechanismen, gerade im digitalen Kapitalismus? Welche vulnerablen Gruppen werden ausgebeutet?“ KI-Technologie wird von großen Unternehmen gemacht, die wirtschaftlichen Interessen unterliegen und in einem globalen Macht-und Wertschöpfungszusammenhang stehen.
Das Problem: Bei KI-Technologie ist das allgemeine Bewusstsein noch nicht hoch, auch weil Anbieter:innen der Technologie nicht offensiv mit ihren Produkten auftreten, sondern sich als nützliche App tarnen oder andere virtuelle Services, die das Leben vereinfach oder so eine große Marktdurchdringung haben, dass es unmöglich erscheint, „als Einzige:r“ diese nicht zu nutzen. Nutzungsbedingungen liest sich kein Mensch durch, so stimmen wir dem Datensammeln und Daten der Verwendung unserer Daten für weitere Zwecke zu, ohne das Ausmaß zu begreifen. Rainer empfindet daher die Ethik-Arbeit, die seine Forschung anbietet, als Bewusstseins-Bildungsarbeit. Sie erforschen die Hintergründe und klären auf, ohne vorzuschreiben, was Nutzende mit diesem neuen Wissensstand tun sollen. Diese Entscheidung obliegt jedem Menschen selbst. Der erste Schritt von so einem Bewusstseins-Bildungsprogramm sei der, sich zu vergegenwärtigen, dass man es immer mit einem Geschäftsmodell zu tun hat. Wenn also eine Leistung, eine App kostenlos nutzbar ist, zahlen Nutzende dennoch – zumeist mit sehr persönlichen Daten. Zum Teil sogar mit den Daten Dritter, die wir als Telefonnummern oder Fotos auf unseren Smartphones haben.
Warum werden diese Daten gesammelt? Vor allem, um Unterschiede zwischen Menschen erkennen zu können. Für noch individualisiertere Werbung oder Verteuerung eines Versicherungsvertrages aufgrund der Vorerkrankungen einer Person. Auch in den ersten Stufen eines Bewerbungsprozesses kommt immer öfter nur KI zum Zuge, um den Prozess zu beschleunigen. Deuten die Daten hier an, dass eine Person eine psychische Krankheit, erfolgt eben keine Einladung zum Jobbewerbungsgespräch. „Perfiderweise“, so Rainer, „kann es auch sein, dass die Quittung andere Menschen bekommen. Daten, die wir zur Verfügung stellen, werden insbesondere dafür benutzt, andere Menschen als Abweichler:innen zu erkennen.“ Ihr kennt ihn alle, den Satz: „Ich habe nichts zu verbergen, sollen sie doch meine Daten haben, sollen sie doch die Klarnamenpflicht einführen.“ Es braucht die Daten von den 100 Millionen Menschen, die sich für normal halten, um die Menschen, die wirklich was zu befürchten dhaben, im Unterschied dazu zu erkennen. „Das heißt, mit dem, was wir da machen, schaden wir vor allem dem Kollektiv, also richten gesellschaftlichen Schaden an. Schaden, der sich nicht nur in unserer eigenen Rechnung materialisiert, sondern in der Rechnung potenziell anderer und schwächerer.“
Ein Begriff ist hier die prädiktive Analytik. Das sind die Anwendungen von KI, Dinge, die man über Menschen nicht weiß, weil diese es aus Gründen veschweigen oder schlicht selbst nicht wissen, vorauszusagen. Dazu gehören z. B. religiöse Zugehörigkeit, politischen Ansichten, sexuelle Orientierung als bewusst zurückgehaltene Information und Disposition zu Krebs, psychischen Erkrankungen über Verhaltensdaten „herauszulesen“, auch wenn Betroffene diese Diagnosen noch nicht mal bekommen haben. In den USA ist der Preis für eine Krankenversicherung individuell nach solchen Risikoabschätzungen bemessbar. In Deutschland der Preis für eine Kfz-Versicherung. Da gibt es Tarife, bei denen man seinen Social-Media-Account für Auslesung melden oder sogar ein Messgerät im Auto mitführen muss, dass das Fahrverhalten dokumentiert. Für diesen Tarif zahlt man zunächst weniger Beitrag. Mit KI wird dann ein Profil über das Risikoverhalten entwickelt und der Preis der Versicherungen billiger oder teurer gemacht.
Für Rainer wirkt es seitens der Autoindustrie, insbesondere der deutschen und europäischen, sehr verzweifelt, dass man, ohne sich vorher damit ernsthaft beschäftig zu haben, jetzt unbedingt KI aufbauen muss. Denn diese Industrie hat für ihn schon die Digitalisierung an sich verschlafen. Der einzige Autohersteller, der das von vornherein umarmt hat, ist Tesla. „Tesla bedient sich wie ein Smartphone und hat die gleiche Software wie ein Smartphone, sondern es ist auch wie ein Smartphone vollgestopft mit Sensoren, die ihre Daten ständig auf Server laden. Tesla loggt alles, was um das Auto herum passiert und was im Auto drin passiert, ständig mit. Das Tesla-Smartphone auf Rädern, in das wir uns hineinstecken.“ Das ist eine Entwicklung, die laut Rainer deutsche Automobilhersteller kognitiv überhaupt nicht verstehen, im Gegenteil. Anstatt intuitive Systeme zu entwickeln braucht es Bedienungsanleitungen. Das nennt Rainer in Anlehnung an den Turbo-Kapitalismus Turbo-KI-ismus, der da nicht intrinsisch motiviert gefahren wird bei der deutschen und europäischen Automobilindustrie, sondern weil man seinen Investoren was bieten muss, das verspricht, dass die Industrie nicht von Tesla überrollt wird.
Eine qualitativ hochwertige KI-Anwendung im Mobilitätsbereich sieht Rainer im dezentralisierten Management von Verkehrsflüssen. Die Routenplanung von Google Maps ist viel besser als frühere Systeme, die auf Kartenbasis arbeiteten, weil Google direkt vom Server in Echtzeit informieren kann. Warum? Weil jedes einzelne Smartphone mit seinem GPS-Modul eine Messsonde ist, die angibt, wie schnell man gerade durch welche Straße fährt. Routenführung ist somit auch ein Plattformkapitalismus-Phänomen. Wenn das aus anderen Quellen wie die eines Datenkonzernes käme, so Rainer, wäre das ein gutes Tool, um den Verkehr effizienter, umweltfreundlicher und ressourcensparsamer zu gestalten. Er zweifelt jedoch daran, dass das geschieht, denn dafür bräuchte es Regulierung.
Autohersteller setzen KI aktuell eher für die Individualisierung des privat besessenen Pkw ein. Personalisierte Werbung, die uns das Auto zuschneidet. Auch hier stecken riesige Summen gesammelter Daten dahinter, von Kund:innen, die bereits Autos kauften und fuhren
Es ist jetzt an uns, ob wir eher dystopischen Szenarien oder Verbesserung von Mobilität bekommen. Schwarmbasierte Mobilität, Mobilität on Demand, kann den öffentlichen Nahverkehr ergänzen. Das würde die Anzahl herumstehender Autos drastisch reduzieren. „Wenn man das Ganze clever macht, würde man Leerfahrten vermeiden, also das Auto, was dich abholt, das bringt auf den Weg zu dir noch jemand anderem an sein Ziel. Wenn das keine Autos sind, sondern vielleicht kleine Busse, dann kann man Fahrten bündeln, also dann wird halt noch jemand anderes abgeholt, der einen ähnlichen Weg hat wie du. Das ist eine richtig gute Vision von einem öffentlichen Nahverkehr. Ich würde nicht sagen, dass wir keine S-Bahnen und Züge mehr haben sollten, aber man wird nicht vollständig auf die individuelle Route verzichten können. Nicht jeder kann bis zur S-Bahn-Haltestelle gehen, nicht jeder hat eine S-Bahn-Haltestelle in akzeptabler Reichweite, im ländlichen Raum schon gar nicht.“ Die Daten, die es dafür braucht, sind laut Rainer unheimlich wertvolle, sehr sensible Daten, die sehr viel über die Menschen sagen. Wo fahren sie hin, was ist ihr nächstes Ziel, was ist der Endpunkt einer Fahrt. Schon aus diesen drei Punkten, so Rainer, kann man eindeutig identifizieren, ob ich einer Subkultur angehöre, einer Religionsgemeinschaft, einer Minorität, ob ich in einer Gaybar war, auf welche Demos ich gehe, wo ich einkaufe, zur Schule gehe, ob ich die Schule geschwänzt habe. Wenn man da nicht reguliert, wie man so etwas baut, wird es grunddystopisch, eine verlängerte Datensammelinfrastruktur von Digitalunternehmen. Es würde schon helfen, wenn diese Daten nicht zweitverwertet werden dürfen. Aber das wird eine hohe Hürde, weil der regulatorische Wille dazu aktuell nicht vorhanden ist. Aktuell die Idee von selbstfahrenden Autos nämlich laut Rainer nicht dahin, dass wir kein Auto haben mehr müssen, sondern die Idee sei, dass das Auto immer noch 23 Stunden, 47 Minuten am Tag am Straßenrand steht und als Besitzprivileg funktioniert.
Die bessere Vision ist für Rainer das Sharing Autonomous Driving auf einer Qualitätshöhe, die keine spezielle Fahrspuren braucht oder Kinder überfährt, die über die Straße gehen. Da könnten Bereiche definier werden, wo diese Autos nicht hineinfahren. Mit dem Platz, den man gewinnt, sollte es wieder zu komplett autofreien Zonen übergehen, die Begegnungsflächen schaffen, während der Verkehr auf Hauptachsen gebündelt wird. Das ist für Rainer die größte Herausforderung, dass wir gar keine positive Bezugnahme auf den öffentlichen Raum mehr haben, weil uns das in den letzten 120 Jahren verloren gegangen ist. Den Raum vor der Haustür, den öffentlichen Raum, als positive Lebensqualität stiftenden Bereich wahrzunehmen, als Begegnungsbereich, Ort zum Flanieren, zum Zeitverbringen, zum Austausch, für die ungeplante Begegnung.
Das sieht man auch an den Shoppingmalls, privatisierten öffentlichen Räume mit privaten Hausregeln, die sich rein kommerziellen Interessen unterordnen und Menschen ausschließen, die kein glaubhaftes Konsuminteresse mitbringen.
Wenn ihr mehr über die Arbeit von Rainer erfahren wollt, könnt ihr das unter www.RainerMühlhoff.de.
Seine Forschung widmet sich u. a. einer Frage:
Was ist eigentlich KI?
Hier stellen die Forschenden die These dar, dass KI-Systeme auf den Daten, die wir alle jeden Tag produzieren, beruhen. Dass KI gar nicht möglich wäre, ohne unsere Bereitschaft durch die Benutzung technischer Dienste, Apps, Smartphones, Daten zu generieren. Dass diese künstliche Intelligenz gar nicht im Rechenzentrum existiert, sondern eher eine technologisch gut orchestrierte Schwarmintelligenz ist, zu der jeder von uns kleine Beiträge, jeden Tag kleine Beiträge leistet. Diese Perspektive soll ermöglichen, diese sehr mächtige Vision von KI zu dekonstruieren und und zu zeigen, dass wir einen sehr großen Hebel haben, wie viel von diesen Systemen wir ermöglichen. Denn wenn wir unseren Daten oder uns selber und unsere Lebensräume nicht mehr zur Verfügung stehen, dann wird es diesen Systemen nicht mehr so recht möglich sein. Und auf der Seite von Regulierungsvorschlägen, da arbeiten wir vor allem sehr stark zu Regulierungslücken, die sich gerade jetzt auch im Kontext der KI-Verordnung noch ergeben. Genau, da kann man auch einiges zu nachlesen auf der Homepage.
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Jan 28, 2024 • 38min
Unsere Worte sind unsere Waffen - was hat das mit künstlicher Intelligenz zu tun, Eva Wolfangel?
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Eva Wolfangel beschäftigt sich seit zehn Jahren mit künstlicher Intelligenz, eigentlich wollte sie sich langsam anderen Themen zuwenden. Aber dann kamen ChatGPT, andere große Sprachmodelle und ein riesiger Hype. Natürlich ist das alles nicht total neu, sagt sie. Aber durch browserbasierte Chatbots haben Unmengen mehr Menschen Zugang zu KI. Die öffentliche Wahrnehmung schwingt von der Eroberung der Welt durch die Maschinen bis hin zu einer fast sektenartigen Technologiegläubigkeit. Beides – so Eva – ist falsch. Denn wie so oft: Es kommt darauf an.
Richtig ist: Die heutigen KI-System basieren auf der Welt, in der wir leben. Diese enthält Unmengen an Rassismus, Sexismus, Ableismus… Und natürlich darf man nicht vergessen, dass hinter „KI“ große Unternehmen stecken, die unsere Daten sammeln nicht zur Rettung der Welt, sondern zur Steigerung ihrer Rendite sammeln. Um zu zeigen, dass wir im Gegensatz zu vielen düsteren Szenarien sehr viel in der Hand haben, die uns durch niedrigschwellige Chatbots eröffnet werden, hat Eva einen Talk auf dem 37C3 gehalten – dem alljährlich Kongress der Community rund um den Chaos Computer Club. Sie hat ChatGPT dazu gebracht, ihr bei investigativen Recherchen zu helfen, denn da sind die Chatbots tolle Tools. Ein weiterer Aspekt ihrer Vortrags war, zu zeigen: Viele Dinge funktionieren noch lange nicht. Man kann z. B. nicht nach Fakten fragen und erwarten, dass die Antwort stimmt. Da muss man schon noch nachrecherchieren. Aber Fragen zu stellen, wie ich an bestimmte Infos rankomme, das funktioniert gut. Das Highlight des Talk war dann für Eva so genanntes „Social Engineering“. Sie brachte einen Bot, der angeblich für Betroffene von psychischen Erkrankungen und Angsterkrankungen sein sollte, dazu, zu verraten, dass er ein versteckter Verkaufsbot war, der ein Medikament bewerben sollte.
Eva denkt, dass es vor allem auch die Sprache ist, die Hürden aufbaut, die Menschen davon abhalten können, diese Tools zu nutzen. So zum Beispiel das Wort „prompt injection“, das einfach nur Eingabe von Begriffen bedeutet. Diese Sprache, so ihre Vermutung, kommt – kommt vielleicht auch unbewusst von den entwickelnden Menschen, aber Jenen, die in der Technologie viel Ahnung haben, zeigen so ein bisschen, das ist Herrschaftswissen. Also da sollten Sie auch alle selbst nochmal an den eigenen, wie sagt man, an die eigenen Kragen packen, an die eigene Nase fassen.
Ich habe Eva auch zum großen offenen Brief befragt, den viele KI-Verantwortliche schrieben, um vor einer düsteren Zukunft zu warnen. Eva ist sich sicher, dass das reines Marketing war. Einmal, um nach außen zu zeigen, wie weit sie schon sind mit ihrer Technologie. Dann aber auch, um Regulierung auf den Plan zu rufen, die am Ende oft den kleineren Firmen schadet. Die Konzerne haben mit neuen Vorgaben kaum Probleme, wie zum Beispiel der AI-Act, für die kleineren hingegen ist es oft das K.O.-Kriterium. Spannendes Gedankenspiel von Eva: Was würde eine KI machen, die wir danach fragen, die Welt zu retten? Dann kann es passieren, dass diese KI, die Muster und Zusammenhänge erkennt, nachvollzieht: Dem Planeten geht es schlecht, seit die Menschen sich so weit entwickelt haben. Die Klimakatastrophe ist Menschen verursacht. Und die KI schlägt folgegerecht vor: Um den Planeten zu retten, müssen wir die Menschen beseitigen. Eva konnte mich aber beruhigen, das wird nicht eintreten. KI hat keinen eigenen Willen. Aber für Eva sind die Gedankenspiele wichtig, auch um zu überlegen, was schiefgehen im Umgang mit KI? Ihr ist es daher wichtig, dass wir uns überlegen, was können böse Menschen mit KI Schlechtes machen? Und vor, was sollten wir mit KI nicht machen?
Eva führte hierzu das Beispiel aus den USA an, wo eine KI Richtern helfen sollte zu entscheiden, ob jemand früher aus der Haft entlassen wird. Auf Basis der heutigen (rassistischen) Welt hat diese KI beschlossen, dass die Hautfarbe relevant ist und Schwarze länger im Gefängnis bleiben sollten als Weiße. Diese Fehlbeurteilung wurde lange nicht bemerkt, die KI war real im Einsatz und hat Menschen rassistisch benachteiligt. Es war dann ProPublica, US-Journalisti:nnen, die das aufdeckten und dafür Sorge trugen, dass das System abgeschaltet wurde.
In ihrer Arbeit als Journalistin merkt Eva oft, wie wichtig es ist, z. B. die DSGVO nicht nur zu kennen, sondern angemeldete Verstöße gegen diese auch zu verfolgen. Zu oft, wenn Eva einen Datenschutzverstoß, zum Beispiel unsichere IT-Systeme im Gesundheitsbereich, in der Verwaltung, wo Daten von uns Bürger:innen an Kriminelle gelangen, weil sie nicht sicher sind – passiert oft wenig. Auch der AI-Act, der aktuell diskutiert worden ist im Europaparlament, hat sehr gute Ansätze, das auf ein nächstes Level zu heben. Trainingsdaten, müssen repräsentativ sein und kein Bias haben. Dokumentation von Gefahren, die von den Daten ausgehen können, ist Pflicht. Eva sieht die EU da als Vorreiterin. Aber: wird es am Ende auch so umgesetzt? Kommt es dann am Ende auch wirklich an und wird es auch verfolgt, wenn es Verstöße gibt?
Über die gesellschaftliche Abwehr von KI muss Eva immer wieder schmunzeln, denn fast alle nutzen Google Maps zur Navigation und genießen die Vorteile, obwohl das eine KI ist, die massenhaft Daten sammelt. Da sieht Eva auch ganz klar ihre Aufgabe, dafür zu sensibilisieren, was diese Firmen mit den Daten alles machen können. Was Google über uns weiß, wenn wir fast alles im Leben mit Google machen.
Was Eva noch wahrnimmt, ist eine (bei den Befürworter:innen) fast irrationale Angst, dass wir abgehängt werden im Vergleich zu anderen Ländern. Eva kann das nicht nachvollziehen, hat sogar das Gefühl, dass unser Vorgehen in Europa, Wert zu legen auf Erklärbarkeit, auf Robustheit, auf Datenschutz und Datensicherheit, international wichtig ist. Das macht die Systeme besser, die funktionieren und sind im Idealfall nicht diskriminierend, sondern für alle Menschen da. Daher wünscht sich Eva auch, dass alle sich mit diesen Systemen beschäftigen – und nicht immer nur die gleiche Gruppe von Menschen, sondern ein Abbild unserer Gesellschaft.
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Jan 14, 2024 • 36min
Ihr fragt, Katja antwortet. Eine Jahresbeginnepisode gegen Sprachlosig- und Gleichgültigkeit.
Wenn dir diese oder auch eine andere Folge gefällt, lass´ gern eine Bewertung da und/oder supporte mich per Ko-Fi oder PayPal. Meinen wöchentlichen Newsletter gibt es bei steady. Mein zweites Buch „Raus aus der AUTOkratie – rein in die Mobilität von morgen!“ kann ab sofort vorbestellt werden. Ich freue mich, wenn du das machst, denn das hilft nischigen Sachbüchern wie dem meinen, wahrgenommen zu werden. Ihr wisst schon: Kapitalismus – Carpitalism – und dann erst das Paradies für alle.
Ich habe seit einer Woche das Buch abgegeben – was für ein elend langer Ritt. Ich bin stolz darauf, „trotz“ 2023 dieses Werk erschaffen und so viele tolle Menschen im Projekt zu haben. Dennoch kam keine Feierlaune auf. Aus Erschöpfung der Strecke, aber vor allem auch aus dem Wissen heraus, dass im Faschismus sogar die Klimakrise das kleinere Problem sein wird. Ich habe die letzte Woche fiel zu allem rund um die Correctiv-Recherche (spendet denen!) gearbeitet – und so gar nicht zur Mobilität. Denn hier gibt es grad ein Momentum, das anscheinend der Schrecken der Deutlichkeit dieser Recherche auch bei den bisher Stillen oder sogar Gleichgültigen angekommen ist. Ihr findet diese Inhalte auf meinem Peertube-Kanal und auf meinem Blog.
Da mir aufgrund dieser Umstände alles, was ich an Ideen zum ersten Podcast 2024 hatte, hoch banal vorkam, habe ich auf verschiedenen Plattformen gefragt, ob es Fragen gibt, die ihr mir stellen wollt. Es kamen einige zusammen, vor allem aber auch einige wohlwollende Hinweise, dass ich auf mich aufpassen soll. Jetzt auch noch antifaschistische Arbeit, ich solle mich nicht übernehmen. Ich weiß, dass das liebgemeint ist, aber ich möchte gern zurückgeben, wenn wir alle antifaschistisch agieren, dann ist das weit weniger Arbeit für Einzelne. Dann ist das Konsens und entzieht Faschist:innen die Macht. Freue mich drauf, wenn ihr mitmacht!
Ich beantworte in dieser Folge eure Frage nach meiner Kraftquelle, meinem Weg aus der Konzerntätigkeit in die aktivistische, nehme euch mit in meinem 2023, in dem ich umarmen musste und durfte, dass das Thema intersektionale Mobilitätswende nicht nur größer ist als ich, sondern auch zu meiner Mission wurde. Im Guten wie im Bösen kann ich mir aktuell nichts anderes vorstellen, als an dieser täglich zu arbeiten.
Ich berichte euch daher auch von den Herausforderungen, die so ein „Amt“ finanziell, mental und persönich mit sich bringt. Teile euch meine Gedanken und Ideen, 2024 eine finanzielle Grundlage zu schaffen, die es mir erlaubt, direkt vor Ort, am liebsten ländlich beginnend die Mobilitätswende zu starten. Mein Netzwerk und meine Ideen in die Fläche zu bringen. Denn für die Mobilitätswende braucht es keine Bundespolitik, diese folgt uns, wenn wir zur Massenbewegung werden und uns aus der Autodiktatur befreien, um uns echter Freiheit zuzuwenden: Der Freiheit, mit jedem Verkehrsmittel sicher und komfortabel unterwegs sein zu können.
Meine Antreiberin ist nicht (nur) die Klimakatastrophe, sondern die schreiende Ungerechtigkeit in unserem völlig auf das Auto zentrierten Verkehrssystem. Das, was wir vorfinden, von einer maroden Bahn, fehlenden Radwegen bis hin zu Milliardensubventionen nur für Autos ist politisch gewollt und kein Naturzustand. Und das ist die gute Nachricht: Das können wir verändern! Die Veränderung kommt von uns, durch uns, mit uns. Sehr regional und lokal beginnend und dann immer weitere Kreise ziehen. Wer will ich gewesen sein und wie will ich in Zukunft leben? Diese Fragen gilt es ehrlich zu beantworten. Mal ehrlich: Wenn du all die Zeit, die du aktuell noch im Auto verbringen musst, ein Lenkrad haltend, mit deinen dir lieben Menschen verbringen könntest, würdest du das Auto dennoch behalten wollen? Oder wäre dir Mobilität lieber, die dir Zeit und Geld spart, dich selbstbestimmt mobil sein lässt und Kindern Spielen vor der eigenen Haustür erlaubt?
Mobilitätswende ist weiter mehr als nur die Veränderung von Antrieben. Sie ist die Chance auf eine neue gerechte Gemeinschaft
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Dec 31, 2023 • 1h 14min
Wie gehen wir trotz der Dunkelheit aus 2023 mit Hoffnung in das neue Jahr hinein, Tadzio?
Das erste Mal muss ich wohl eine gewisse Triggerwarnung aussprechen, bevor ihr diese Folge hört. Mein Freund Tadzio Müller, mit dem ich diese letzte Folge She Drives Mobility 2023 gestalte, neigt bekanntermaßen zu sehr deutlicher Sprache 🙂
Wenn dir diese oder auch eine andere Folge gefällt, lass´ gern eine Bewertung da und/oder supporte mich per Ko-Fi oder PayPal. Meinen wöchentlichen Newsletter gibt es bei steady. Mein zweites Buch „Raus aus der AUTOkratie – rein in die Mobilität von morgen!“ kann ab sofort vorbestellt werden. Ich freue mich, wenn du das machst, denn das hilft nischigen Sachbüchern wie dem meinen, wahrgenommen zu werden. Ihr wisst schon: Kapitalismus – Carpitalism – und dann erst das Paradies für alle.
Tadzio und ich haben diese Folge online vor den Augen und Ohren knapp 60 von unseren steady-Abonnent:innen aufgenommen, mit denen wir dann im Anschluss „off the records“ noch weiter persönliche Erfahrungen und Fragen besprochen haben. Wir feilen grad an einem Konzept, dieses Format einmal im Monat für unsere Abonnent:innen zu verstetigen. Stay tuned. 🙂
Wir beginnen mit dem Ereignis, das 2023 ziemlich schnell in Aktion geraten ließ: Die Räumung von Lützerath. Für Tadzio waren diese Tage vor der Zerstörung dieses Dorfes in einem der Reihenhäuser wohnend DER Moment, in dem er sich aus seinem ganz persönlichen Dunkel befreien konnte, das sich zuvor aufgebaut hatte, weil er nicht mehr an die Klimabewegung geglaubt hatte, die seine „Religion“ war. Ich wiederum hatte bereits Sekunden nach Abfahrt mit „meinem“ Bus gen Lützerath die erste Begegnung mit Polizeirepression, die letztlich dafür sorgte, dass wir die Demonstration verpassten, zu der wir gemeinsam fahren wollten.
Für Tadzio ist das beständige Eingeschränktsein in seinen Freiheitsrechten sehr viel mehr Teil seines linksradikalen Seins als es das meine bisher sein konnte, weil ich nicht zu den radikalen Linken gehöre. Seiner Beobachtung nach änderte sich das mit der Besetzung des Hambacher Forstes, wo sich die Legitimierung der Proteste änderte, „mittiger“ akzeptiert wurde. Lützerath war seiner Beobachtung nach ein Kristallisationspunkt auch für die Klimabewegung, radikaler zu agieren. Einen symbolischen und realen Ort zu verteidigen gegen fossile Konzerne und eine Staatsgewalt, die gegen Klimaschutz verstößt. In einer politischen Landschaft, in der verschiedene Bundesländer Polizeigesetze erlassen haben, die sich gegen „Terrorismus“ richten, aktuell aber nur gegen Klimabewegung zur Anwendung kommen. Stichwort Präventivhaft und eben das Erlebnis mit meiner Busfahrt.
Bisher waren Klimaaktivist:innen „beliebt“, wurden als „auf der richtigen Seite stehend“ wahrgenommen, Tadzio nahm hier 2023 eine zunehmende Abwertung bis Delegitimierung der Bewegung wahr, die bis heute nicht nur anhält, sondern sich immer wieder steigerte. Doch obwohl Lützerath als Dorf fiel und von der Landkarte gefegt, war Tadzio nach diesem Ereignis „aufgetankt“ – mit einer Kraft, die ihn durch das ganze Jahr getragen hat. Für mich war Lützerath der Beweis, dass, wenn ein Land (oder eine Region) in den Krisenmodus gerät, problematische Dinge auf Seiten der Polizei, der Medien geschehen. Und ein Ort, der mich mit Menschen zusammenführte, denen ich so nie begegnet wäre. Indigenen, die in Chile neben riesigen RWE-Minen leben müssen, Autonome, die jenseits von Lohnarbeits- und Miete-zahlen-Lebensläufen existieren.
Für Tadzio sind die Orte, wo sich die Bewegung trifft, weiterhin immer die besten Orte, weil dort Energie entsteht und in eine Richtung gegangen wird – auch wenn es auch in der Bewegung natürlich Konflikte gibt. Ein nächster Punkt, den wir vertieft haben, ist die öffentliche Debatte und vor allem das Niveau von dieser. Tadzios Highlight: Friedrich Merz und seine Definition von „CO2 als Chance“. Die Distanz zwischen dem, was in der Welt geschieht in Sachen Klimakatastrophe und dem, was an Narrativen statuiert wird, klafft immer weiter auseinander. So auch die Meldung, dass auf der COP28 der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen beschlossen wurde. Was de facto unmöglich ist, weil dort nur Wörter gewechselt werden. Aber keine Maßnahmen, die wirklich hart greifen und nach dem Ende der Konferenz zu ersten merklichen Effekten führen.
Tadzio ordnet vertiefend die Rolle der Klimakonferenzen in der Vergangenheit ein – und damit auch die COP28 in Dubai. Für Tadzio war diese Klimakonferenz aber auch Zeichen dafür, dass Teile der gemäßigten Klimabewegung mittlerweile Teil dieser Konferenzen sind und diese nicht mehr hinterfragen. Für Tadzio ist damit die einst große Klimabewegung sehr zusammengeschrumpft auf letztlich nur noch die radikalen Flügel, weil diese noch für Kommunikationsanlässe und das Hinterfragen des politischen Tuns sorgen – nicht jedoch mehr Bewegungen wie FFF. Die Letzte Generation wurde 2023 von Tadzio sehr auch in Sachen Öffentlichkeitsarbeit unterstützt, war jedoch ebenfalls nicht erfolgreich. Da die Gesellschaft aktuell in Verdrängung der Folgen der Klimakatastrophe und damit nicht empfänglich für rationale Darstellung ist. Das Fazit von 2023 ist für Tadzio, dass die Breite der Gesellschaft schlicht genervt von jedweder Klimabewegung ist – sich nicht verändern will und rational nicht zugänglich sei, um Verantwortung im Sinne auch des Hinterfragens des eigenen Lebensstil zu akzeptieren.
Als Politikwissenschaftler schaut er natürlich auch systemischer auf solche Entwicklungen. So auch auf Sprache, was ist sagbar, was macht den aktuellen Rechtsruck aus, welche Bedeutung übernahmen hier Menschen wie Claudia Pechstein und Hubert Aiwanger? Tadzio fand hier die Metapher des „Coming Out“, nicht im Sinne, wer wen wie liebt, sondern in dem Sinne, dass die Masken fallen bei Jenen, die bisher noch als bürgerliche Mitte missgelesen wurden, aber mittlerweile nicht nur AfD wählen, sondern auch AfD ohne jede Scham sprachlich in der Öffentlichkeit sind. Und die Grenzen zwischen dieser Partei und anderen Parteien schwammiger werden lassen. Hier gibt es eine offen gelebte Schamfreiheit, die sich in 2023 immer weiter steigerte und in immer größeren Stimmanteilen für diese Partei sich widerspiegelte.
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Dec 17, 2023 • 47min
Grant: Why do we live in a nanny state and what role plays the disinformation of corporations that sell us sugar, cars and fossil energies?
If you like this or any other episode, please leave a review and/or support me via Ko-Fi oder PayPal. You can subscribe to my weekly german newsletter at steady.. My second book „Raus aus der AUTOkratie – rein in die Mobilität von morgen!“ can now be pre-ordered. I’m happy if you do this, because it helps niche non-fiction books like mine to get noticed. You know: capitalism – carpitalism – and then paradise for all.
Conservative to radical right-wing parties always warn against regulation, as otherwise we will end up in a nanny state in which individual responsibility and freedom will be lost. Grant, however, explains that we have been living in a nanny state for decades. With a nanny state that is in thrall to industries from sugar to cars. A nanny who is deliberately killing us as a population because the status quo of the industries is more important than the health of the voters. Even worse: World governments make citizens pay billions to destroy their own health.
Grant points out: Industries are focussing on profits, not killing people. But their highest turnover products ARE killing us, because our politicians are too weak to regulate them for a better future for all.
Grant lifts the lid on the nine devious frames contained within the cross-industry corporate disinformation playbook: through denialism, normalization, victim-blaming, multifactorialism, and a variety of other tried-and-tested tactics, corporations divert citizens’ attention away from the real causes of global problems, leading them into counter-productive blind-alley “solutions” like ethical consumerism and divestment.
Regarding my main topic, Grant explains, how regulations and policies establish the increase of distances between destinations of e. g. work and home, which lead to more car-dependancy and -fatalaties. We came from 15 minutes cities (which are now seen with conspiracy murmur) to a car default sprawl system. The low densitiy tripled car crash deaths and doubled the costs of government. The sprawl lobby from concrete to building houses is a powerful as the rifle lobby in the US. Even cities lost their density. „Funfact“: 1 % rising up of gas prices means 0,4 % less fatal road accidents.
We talked about some of the nine devious frames of misinfomration, Grant is showing in his book. Fraom (denialism – speed does not kill), post-denialism (wide roads & more roads are safe), normalization of road death as „accidents“ instead of crashes up to pseudo solutions that are preserving the status quo e. g. more safety IN cars up to the magic (autonomous cars), treatment trap (ambulances instad of prevention) and victim blaming of jay walking. But the best of all this is: Knowing is changing. Cutting the curtain down and dismantling the lies helps out to increase the pressure on our politicians – from local politics to that of our countries. We need to take to the streets together, not least because the three industries singled out by Grant – sugar, cars and fossil fuels – are so intertwined and similar. We need to strengthen our democracies by seeing ourselves as grassroots politics and rebelling.
“Dark PR is an enjoyable read. Importantly, it brings together a strong analytical view on many of the mechanisms critical to understanding transport and road injury.”Dr. Marco te Brömmelstroet, Professor, University of Amsterdam

Dec 3, 2023 • 50min
Gereon - 1,5 Grad Ziel können wir vergessen, oder?
Was soll ich sagen? Natürlich versuche auch ich, jeden Tag aufs Neue daran zu erinnern, dass alle Lösungen vorhanden sind und wir einfach nur loslegen müssten. Aber meine Güte… Manchmal gerate auch ich an nicht nur das Ende meiner Kräfte – steigende Emissionen im Verkehrssektor, Aufgabe der Sektorziele, steigende Zulassungszahlen, der Bundesrat entscheidet, dass 60 Milliarden im Covid-Säckel, die nicht benötigt wurden, nicht umzuwidmen sind auf Klima, und in Hannover steigt die SPD aus der Koalition aus, weil ihnen die Verkehrswende, die Oberbürgermeister Belit Onay gestalten will, zu progressiv ist. Natürlich haben sie keine eigenen Ideen. Sie sind einfach nur dagegen. In all dieses Wirrwarr in meinem Kopf trat Gereon Asmuth von der taz mit seinem Artikel zu Hannover – und eventuell hat er verhindert, dass ich meinen Podcast aufgebe 😀
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Nov 19, 2023 • 48min
Anna (Grüne) und Jan-Christoph (FDP) über efuels, Technologieoffenheit und europäische Bahnen
Ich habe mich sehr gefreut, dass Anna und Jan-Christoph zusagten, mit mir gemeinsam auf Mobilität in Europa zu schauen. Natürlich waren sie sich nicht immer einig, was den Umgang z. B. mit efuels und Technologieoffenheit angeht. Aber genau darum geht es ja: Wertschätzender Diskurs beim Aushandeln der Zukunft aller.
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Efuels
Für Anna ist es klar: Der Pkw der Zukunft muss vollelektrisch fahren. Nur das macht unabhängig von fossilen Brennstoffen, zumal die Energie vom eigenen Dach kommen kann. Jan-Christoph hingegen hat hohe Wertschätzung für den Verbrennermotor. Hier ist die deutsche Industrie Weltmeisterin. Diese Technologie möchte er nicht abmoderiert sehen. Daher hat er sich mit seiner FDP dafür stark gemacht, dass auch Neuwagen zugelassen werden können, die nachweislich nur mit efuels gefahren werden.
Technologieoffenheit
Anna hat hier die Haltung, dass Technologieoffenheit definitiv eine gute Sache ist – wenn sie irgendwann in eine valide Entscheidung mündet. Denn es hilft der Industrie nicht, wenn Politik keine Rahmenbedingungen schafft, um sich auf eine bestimmte Richtung zumindest fokussieren zu können. Jan-Christoph hat ein sehr positives Verhältnis zur Technologieoffenheit. Er sieht in Sachen Motortechnik auch keinen Druck, sich hier nur für einen Antrieb zu konzentrieren. Wer weiß schon, was in ein paar Jahren die beste Technik ist? Gut fand ich seine Aussage, dass die bisherige Entwicklung überhaupt nicht technologieoffen, sondern zu stark auf das Auto fokussiert war. DAS sehe ich natürlich genauso.
Europäische Bahnen
Hier herrscht bei Anna und Jan-Christoph große Einigkeit – zusammen mit vielen anderen haben sie hier nahezu parteiübergreifend grad einen gemeinsamen Brief an die Europäische Kommission geschrieben. Ein Ausschnitt:
Die europäischen Institutionen erkennen zunehmend das Potenzial von Nachtzügen an, beispielsweise im Initiativbericht des Parlaments zum Aktionsplan für den Schienenverkehr sowie in den zehn Pilotprojekten der Kommission zur Förderung des grenzüberschreitenden Schienenverkehrs. Das Comeback der Nachtzüge wird jedoch durch hohe Trassenpreise, die finanziellen Risiken von Investitionen in Nachtzug-Rollmaterial, technische Barrieren zwischen den Mitgliedstaaten, keine angemessene Koordinierung der Fahrpläne zwischen den Mitgliedstaaten, keine langfristige Sicherung des Schienenzugangs in Form von Rahmenverträgen und das Fehlen umfassender Buchungsplattformen stark behindert. Wir fordern Sie daher dringend auf, eine europäische Nachtzugstrategie vorzulegen, um:
erhebliche europäische und nationale Finanzmittel über die CEF und andere Finanzinstrumente bereitzustellen, um die bestehende Eisenbahninfrastruktur zu modernisieren und fehlende Verbindungen im Einklang mit der TEN-V-Revision zu schließen sowie die Einführung von ERTMS sicherzustellen. Grenzüberschreitende Abschnitte sollten den Schwerpunkt der Investitionen bilden.
Senkung der Trassenpreise für internationale Züge, insbesondere für Nachtzüge, einschließlich eines angemessenen Ausgleichs durch Förderung und Ermöglichung der Zusammenarbeit und Standardisierung zwischen den Mitgliedstaaten
eine schnelle und kosteneffiziente EU-Zulassung von Schienenfahrzeugen, einschließlich Nachtzügen, für den Einsatz auf dem TEN-V-Schienennetz, das auf einen gemeinsamen Standard umgerüstet wurde, sicherzustellen
attraktivere Darlehen der Europäischen Investitionsbank unabhängig von der Größe des Antragstellers und der Eigentümerstruktur zu ermöglichen, um das Risiko von Investitionen in Nachtzug-Rollmaterial zu verringern
die Freigabe des Datenaustauschs im europäischen Eisenbahnsystem in Übereinstimmung mit dem Sektor, wodurch die Buchung von Fahrkarten für Nachtzüge und Anschlusszüge für Fahrgäste und Unternehmen gleichermaßen erleichtert wird
Stärkung der Fahrgastrechte im Eisenbahnverkehr durch Unterstützung und Verbesserung bestehender Initiativen wie HOTNAT (Hop on the next available train) und AJC (Agreement on Journey Continuation), damit diese auch zwischen den Eisenbahnunternehmen funktionieren.
Mit diesen Maßnahmen können wir den Nachtzugverkehr in unserer Union wieder einführen, den nachhaltigen Tourismus ankurbeln, Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen, unsere europäische Eisenbahnindustrie stärken und eine klimafreundliche alternative Reisemöglichkeit bieten. Ein umfassendes europäisches Nachtzugnetz wird den europäischen Bürgern erhebliche Vorteile bringen und unsere europäischen Werte und unsere Einheit stärken, indem es die Europäer einander näher bringt.
Wir fordern den Kommissionspräsidenten, den Exekutivvizepräsidenten für den Grünen Deal und das für Verkehr zuständige Kommissionsmitglied auf, bei den Bemühungen um ein umweltfreundlicheres, stärker vernetztes Europa durch ein umfassendes europäisches Nachtzugnetz eine Führungsrolle zu übernehmen.
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Nov 5, 2023 • 50min
Matthias Heskamp: Wie wird aus dem Hochbahnviadukt der U1 die "Radbahn" - und warum ist das Reallabor und nicht Utopie?
Schön, dass du reinhörst!Wenn dir diese oder auch eine andere Folge gefällt, lass´ gern eine Bewertung da und/oder supporte mich per Ko-Fi oder PayPal. Meinen wöchentlichen Newsletter gibt es bei steady.
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Städte sind Orte der ständigen Veränderung, wo immer wieder neue und vor allem unterschiedliche Perspektiven sich vermischen. Als solche sind Städte geeignete Laboratorien für zukunftsweisende Innovationen. Doch in der Moderne hat das Streben nach technologischem Fortschritt zu einer Entfremdung von unserer Umwelt, unseren Mitmenschen und sogar von uns selbst geführt. Mit Blick auf unsere Städte wird das besonders deutlich. Der öffentliche Raum wird zu einem Ort der Isolation, denn häufig befahren wir die Straßen in Autos oder rauschen mit dem Roller oder Fahrrad an unseren Mitmenschen vorbei. So kommen nur selten zufällige Begegnungen und Gespräche zustande. Das menschliche Bedürfnis, mit anderen in Austausch zu stehen und gemeinsame Erfahrungen zu machen, braucht es eine bewusste Form der Fortbewegung, die den derzeitigen Status quo der Auto-Prävalenz und der Selbstisolierung im öffentlichen Raum durchbricht.
Der Mann, der mit anderen zusammen hier unter dem Vereinsnamen paperplanes Dinge vorantreibt, ist Matthias Heskamp, gelernter Architekt mit zehn Jahren Ausbildung in Portugal beim Pritzker-Preisträger Álvaro Siza in Porto. Von ihm lernte er, „sich in Räume weit reinzubeugen“ und zu schauen, wie Menschen diese nutzen – und wie Räume den Menschen dienlich sein können. Denn davon haben wir uns wegen unserer Autozentrierung leider massiv entfernt.
Ich spreche mit ihm über das Glück, das uns „droht“, wenn wir Städte den Menschen wieder zurückgeben. Matthias hat dieses Glück selbst erzeugt, indem er vor seinem Büro Autoabstellplätze in Begegnungszonen verwandelte. Innerhalb kurzer Zeit lernte er so das Zigfache an Nachbar:innen kennen, als er zuvor getroffen hatte. Sogar Geschäftliches hat er vor dem Büro abgeschlossen. Und das zeigt den Zauber, den zufällige Begegnungen haben: Sie erzeugen Mehrwerte, die wir uns aktuell nehmen lassen, weil wir Autos priorisiert haben.
Wenn die Autos weg sind, kommen auch Kinder wieder zum Spielen: Visualisierung aus dem „Manifest der freien Straße“. © paper planes e.V.
Das Manifest der freien Straße hat sieben Thesen:
Die Straße ist unser Treffpunkt mit dem Fremden. Verändern wir Straße – verändern wir Gesellschaft.
Die Nutzung des Stadtraums als Parkplatz ist ein fundamentales Missverständnis. Echte Freiheit beginnt jenseits unserer privaten Autos. Befreien wir uns von ihnen!
Befreite Straßen sind Lebensadern des Fortschritts. Sie versorgen uns zuverlässig und schaffen neue Räume für Kreativität und Innovation.
Befreite Straßen sind charmante Einladungen.Befreite Straßen sind charmante Einladungen. Auf ihnen sind alle Menschen sicher, gesund und gerne unterwegs.
Befreite Straßen schützen unser Leben und das der kommenden Generationen. Mit ihnen lassen sich Extremwetterlagen besser bewältigen.
Um Straßen zu befreien, braucht es politischen Willen. Konflikte müssen ausgehalten, Neues muss gewagt und manches auch wieder verworfen werden.
Um Straßen zu befreien, braucht es Pioniere. Wir alle können diesen Kulturwandel mitgestalten.
Hier erfahrt ihr mehr über das Manifest der freien Straße.
Leitbild der Radbahn von Lena Kunstmann.
Ein Projekt in und für die Stadt, in der Matthias lebt, ist die Radbahn. Die Vision entwickelte sich 2014 ausgehend von der Idee, dem weitgehend vergessenen Raum unter dem denkmalgeschützten Hochbahn-Viadukt der Berliner U-Bahn-Linie U1 neues Leben einzuhauchen. Dieser Raum soll vor dem Hintergrund dringlicher städtischer Herausforderungen wie der Verkehrswende und nachhaltiger Stadtentwicklung neu erleb- und buchstäblich erfahrbar gemacht werden.
Geschützt vor Wind und Wetter soll ein circa neun Kilometer langer Radweg teils unter, teils entlang der U-Bahn-Linie, vom Bahnhof Zoo im Westen der Stadt bis zur Oberbaumbrücke im Osten der Stadt führen. Hier können Groß und Klein sicher – und größtenteils getrennt vom restlichen Verkehr – durch drei Berliner Bezirke rollen und deren Charakter erkunden. Die Radbahn ist dabei nicht „nur“ ein Radweg, sondern ein vielfach erfahrbarer Stadtraum, der die unterschiedlichen Bedarfe vieler Bürger:innen adressiert. Ein erster Teil der Radbahn wird am 1. April 2024 in Kreuzberg eingeweiht.
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