Judith Blage, Wissenschaftsredaktorin und Expertin für Blue Zones-Forschung, entlarvt Mythen rund um die Langlebigkeit. Sie diskutiert die kritische Perspektive eines australischen Forschers, der die Datenbasis über diese Regionen hinterfragt. Besonders die Lebensweise in Okinawa wird als widersprüchlich zu gängigen Annahmen über Ernährung und Soziales beleuchtet. Blage zeigt auf, wie ungenaue demografische Daten ein verzerrtes Bild von alten Menschen erzeugen und die gängige Vorstellung von gesunden Lebensgewohnheiten in Frage stellen.
Die Blue Zones, bekannt für hohe Lebenserwartung, beruhen auf fragwürdigen demografischen Daten und ungenauen historischen Aufzeichnungen.
Saul Newman kritisiert die Methodik zur Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Lebensstil und Langlebigkeit als nicht ausreichend wissenschaftlich fundiert.
Deep dives
Die Blue Zones und ihre Prinzipien
Die als Blue Zones bezeichneten Regionen sind bekannt für ihre hohe Lebenserwartung und Gesundheit der Bevölkerung. Zu diesen Orten gehören zum Beispiel Sardinien, Ikaria, Okinawa, Nikoya und Loma Linda, die alle bestimmte Lebensweisen teilen. Zu den grundlegenden Prinzipien, die für langes Leben verantwortlich gemacht werden, zählen eine pflanzenbasierte Ernährung, regelmäßige Bewegung, Gemeinschaftsaktivitäten und Stressreduktion. Allerdings basiert das Konzept auf den Beobachtungen eines Journalisten, der möglicherweise nicht alle wissenschaftlichen Grundlagen berücksichtigt hat.
Kritik an den Daten und ihrer Validität
Forschungen zu den Blue Zones basieren oft auf unzuverlässigen demografischen Daten, was Fragen zur Glaubwürdigkeit aufwirft. Ein australischer Wissenschaftler, Saul Newman, hebt hervor, dass viele Angaben über das Alter von Menschen in diesen Regionen nicht verifiziert werden können, da viele Geburtsurkunden fehlen oder falsche Altersangaben gemacht werden. Dies betrifft Orte wie Costa Rica und Okinawa, wo historische Aufzeichnungen und denographische Daten nicht akkurat sind. In Okinawa beispielsweise wurden während des Zweiten Weltkriegs Datensätze zerstört und die Bevölkerung gab oft ihr Alter schätzungsweise an.
Wissenschaftliche Fragestellungen und Marketingaspekte
Die Methodik zur Untersuchung der Lebensweisen in den Blue Zones wirft Fragen auf, da viele angenommenen Zusammenhänge nicht wissenschaftlich bewiesen sind. Randomisierte kontrollierte Studien, die die Kausalität zwischen Lebensstil und Langlebigkeit bestätigen könnten, sind in diesem Kontext nicht durchführbar. Zudem wurde festgestellt, dass die Vermarktung dieser Blue Zones durch Produkte und Zertifikate lukrativ ist, was die objektive Wahrnehmung der Ergebnisse beeinträchtigen könnte. Um fundierte Aussagen zu treffen, müsse also die Wissenschaft unvoreingenommen und kritisch hinterfragen, was tatsächlich zur Gesundheit und Langlebigkeit der Menschen in diesen Regionen führt.
Seit Jahrzehnten untersuchen Forscher Regionen, wo die Leute besonders alt werden. Ein australischer Forscher kritisiert die Datengrundlage – und stellt alles infrage.
Host: Alice Grosjean
Gast: Judith Blage, Wissenschafts-Redaktorin
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