Fritz Simon, Autor und Berater mit Fokus auf Systemtheorie und Sprachgebrauch, diskutiert zusammen mit Andreas Kollar die Rolle der Sprache in Erkenntnisprozessen. Sie ergründen, wie Beschreibung, Bewertung und Erklärung verwoben sind und die Bedeutung der Wortwahl für Entscheidungen beeinflusst. Paradoxien in Sprache werden beleuchtet, unterstützt durch eine faszinierende Paradoxie-Maschine. Simon erklärt, wie Sprache Realität gestalten kann, und unterscheidet zwischen harter und weicher Realität, was tiefere Einblicke in Konflikte und Kommunikationsprozesse bietet.
38:48
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insights INSIGHT
Worte Als Bedeutungs-Pakete
Worte bündeln Beschreibung, Bewertung und Erklärung in einem Paket und sind daher mehrdeutig.
Fritz B. Simon betont, dass man nachfragen muss, weil man nie weiß, was genau mit einem Begriff gemeint ist.
volunteer_activism ADVICE
Dreifache Unterscheidung Anwenden
Unterscheide strikt Beschreibung, Erklärung und Bewertung in Gesprächen.
Als Berater kannst du an jeder dieser drei Ebenen gezielt intervenieren, um Veränderung zu ermöglichen.
insights INSIGHT
Erklärungen Bestimmen Handeln
Unterschiedliche Erklärungen führen zu unterschiedlichen Handlungsoptionen.
Wer Kausalität zuschreibt, bestimmt oft, ob Medikamente oder Verhaltensempfehlungen folgen.
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In Folge 6 vertiefen Fritz Simon und Andreas Kollar das Thema Sprache im Kontext von Erkenntnisprozessen. Was unterscheidet Beschreibung, Bewertung und Erklärung? Wie entstehen Bedeutungen im Gebrauch? Und warum braucht man für manche Worte eigentlich einen Waffenschein? Zwischen Paradoxie-Maschine, Busunfall und Wittgenstein geht es um die Frage, wie Sprache Realitäten erschafft, begrenzt – oder verflüssigt.
Inhalte der Episode
• Widerstand als Paketbegriff
Wie Begriffe in der Beratung Bedeutung verdichten: Beschreibung, Bewertung, Erklärung werden oft vermischt.
• Dreifache Unterscheidung
Wirklichkeitskonstruktionen lassen sich differenzieren: Beschreiben (Was geschieht?), Erklären (Warum?), Bewerten (Wie ist das?).
• Wirkung durch Wortwahl
Worte tragen implizite Bedeutungen. Die Zuschreibung von Kausalität beeinflusst Entscheidungen (Medikamente vs. neuer Job).
• Sprache schafft Wirklichkeit
Begriffe sind Rorschach-Tests. Bedeutung ist weder festgelegt noch beliebig – sie entsteht im Gebrauch.
• Konfliktebene Sprache
In Konflikten weiß man oft nicht, worauf der andere reagiert: auf das Gesagte, das Gemeinte oder das Gehörte?
• Die Logik der Sprache vs. die Logik des Lebens
Sprachliche Paradoxien führen zu Oszillationen. Prozesse verlaufen anders als Aussagen.
• Paradoxie-Maschine
Eine selbstgebaute Lampe mit Lichtsensor erzeugt eine technische Paradoxie: an-aus-an-aus. Wie viele Konflikte auch.
• Weiche vs. harte Realitäten
Psychische Realität ist veränderbarer als physische, aber nicht beliebig formbar. Veränderung braucht Kontext.
• Geschichten vs. Theorien
Theorien objektivieren. Geschichten erzeugen Identifikation. Beratung verändert oft die erzählte Dramaturgie.
• Sprachverkehr als Beziehungsgeschehen
Worte sind nie neutral. Sie treffen, verletzen, bewegen. Bedeutung entsteht relational, nicht lexikalisch.
Takeaways
• Sprache transportiert immer auch Bewertungen und Erklärungen – oft unbewusst.
• Beschreibung, Erklärung, Bewertung müssen unterschieden werden, um gezielt intervenieren zu können.
• Sprachlogik erzeugt Realitäten - auch paradoxe.
• Geschichten wirken länger als Theorien.
• Worte haben Wirkung: "Ein falsches Wort kann eine Beziehung beenden."
Markante Zitate
• "Begriffe sind wie Pakete. Man muss sie manchmal entwirren, bevor man sie verstehen kann."
• "Wenn ich meine Kinder positiver bewerte, erkläre ich ihr Verhalten anders."
• "Die Logik der Sprache erlaubt Paradoxien – die Logik der Zeit nicht."
• "Ein falsches Wort kann eine Beziehung beenden."
• "Der Gebrauch bestimmt die Bedeutung der Worte." (Wittgenstein)
Literatur / Erwähnte Bezugspunkte
Fritz B. Simon (2025): Formen. Zur Kopplung von Psyche, Organismus und sozialen Systemen. Carl-Auer.
Ludwig Wittgenstein (1953): Philosophische Untersuchungen. Suhrkamp.
Berghaus, B. (2020): Luhmann leicht gemacht. Eine Einführung in die Systemtheorie. UTB.
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