Die Frauenbewegung – Vom Wahlrecht bis zur feministischen Außenpolitik | Hedwig Richter im Archivradio-Gespräch
May 18, 2023
auto_awesome
Hedwig Richter, Historikerin an der Universität der Bundeswehr in München, beleuchtet die Geschichte der Frauenbewegung und ihre Errungenschaften. Sie diskutiert den jahrzehntelangen Kampf um das Wahlrecht und die Rolle von Frauen im demokratischen Prozess. Der Einfluss der nationalsozialistischen Ära und die Herausforderungen der Nachkriegszeit werden thematisiert. Zudem wird die Bedeutung aktueller Bewegungen wie MeToo für die Gleichstellungsdebatte und die Integration von Frauen mit Migrationserfahrung hervorgehoben.
Die Frauenbewegung begann nicht nur im 19. Jahrhundert, sondern hatte schon während der Französischen Revolution wichtige Anfänge.
Der Kampf um das Frauenwahlrecht wurde 1919 mit der Einführung des Wahlrechts für Frauen in der Weimarer Republik belohnt.
Aktuelle Bewegungen wie MeToo zeigen, dass trotz Fortschritten Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung weiterhin zentrale Herausforderungen bleiben.
Deep dives
Die Geschichte der Frauenbewegung
Die Frauenbewegung hat eine lange und komplexe Geschichte, die über 100 Jahre zurückreicht. Sie begann nicht nur im 19. Jahrhundert, sondern hatte bereits vorherige Anfänge, etwa während der Französischen Revolution. Frauenrechtlerinnen, wie Christabel Pankhurst, setzten sich international für das Wahlrecht ein, wobei die erste internationale Organisation 1904 in Berlin gegründet wurde. Dieses frühe Engagement belegt, wie international vernetzt die Frauenbewegung schon von Anfang an war.
Zentrale Themen der ersten Frauenrechtlerinnen
Das Frauenwahlrecht stellte das zentrale Anliegen vieler frühe Frauenrechtlerinnen dar, doch es waren nicht die einzigen Themen, die beachtet wurden. Die Forderung nach gleichen Löhnen und Rechten erfreute sich ebenso großer Aufmerksamkeit, denn viele Frauen erkannten, dass politischer Einfluss auch eine Verbesserung ihrer sozialen Lage bewirken könnte. Historische Figuren wie August Bebel prangerten soziale Ungerechtigkeiten an und erkannten die essentielle Rolle der Frauen für die Gesellschaft. Der Kampf um das Frauenwahlrecht wurde schließlich 1919 mit der Einführung des Wahlrechts für Frauen in der Weimarer Republik belohnt.
Herausforderungen während des Nationalsozialismus
Die Zeit des Nationalsozialismus war eine dunkle Phase für die Frauenbewegung in Deutschland, da viele Frauenrechtlerinnen ins Exil fliehen mussten. In dieser Zeit erlebte die Bewegung eine schmerzliche Zerschlagung und einen doppelten Verlust ihrer Geschichte und Relevanz. Frauenvereine wurden aufgelöst und die Überlebenden sahen sich einem repressiven Regime gegenüber, das ihre Stimmen und Anliegen ignorierte. Dies führte dazu, dass viele Beiträge und Errungenschaften der Frauenbewegung aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwanden.
Der Beitrag von Frauen im politischen Diskurs
Im Laufe der Zeit begannen weibliche Stimmen in der politischen Arena an Bedeutung zu gewinnen. Marie Juchatz und Elisabeth Schwarzhaupt sind herausragende Beispiele von Politikern, die die politische Teilhabe von Frauen fördern und ihre Rolle in der Gesellschaft betonen. Sie verdeutlichten, dass Frauen vollwertige Staatsbürgerinnen sind und wie wichtig ihre Beiträge zur Volkswirtschaft sind. Diese Stimmen trugen dazu bei, Frauen als aktive Teilnehmerinnen in der politischen Landschaft zu etablieren und förderten verstärkt die Gleichstellung der Geschlechter.
Moderne Herausforderungen und feministische Bewegungen
Die aktuellen Bewegungen wie MeToo und der Hashtag Aufschrei haben das Bewusstsein für Sexismus und Machtmissbrauch in der Gesellschaft geschärft. Obwohl bedeutende Fortschritte seit den frühen Frauenkampfzeiten erzielt wurden, bleibt die Herausforderung bestehen, Geschlechtergerechtigkeit und die Selbstbestimmung über den eigenen Körper zu gewährleisten. Feministische Außenpolitik gewinnt zunehmend an Bedeutung, wobei Politikerinnen wie Annalena Baerbock die Notwendigkeit betonen, Geschlechterfragen in die politische Agenda zu integrieren. Auch wenn wir Fortschritte sehen, muss weiterhin gegen die tief verwurzelten patriarchalen Strukturen gekämpft werden.
Schon vor mehr als hundert Jahren kämpften Frauen um ihre Rechte. Historische Tonaufnahmen belegen: Sie hatten dabei keineswegs nur konservative Männer gegen sich. Lukas Meyer-Blankenburg im Gespräch mit Hedwig Richter. (SWR 2023) | Mehr zur Sendung: http://swr.li/frauenbewegung | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: wissen@swr2.de | Folgt uns auf Mastodon: https://ard.social/@SWR2Wissen
Remember Everything You Learn from Podcasts
Save insights instantly, chat with episodes, and build lasting knowledge - all powered by AI.