Stefan Hördler, Historiker und Buchautor, beleuchtet die Rolle ziviler Angestellter im Nationalsozialismus, insbesondere die von Irmgard Furchner, die als Sekretärin im KZ Stutthof arbeitete. Die Diskussion thematisiert ihre direkten Verbindungen zu brutalem Mord und die moralische Verantwortung solcher Mitarbeiter. Hördler erklärt, wie das System der Konzentrationslager funktionierte und die vielen Facetten von Mittäterschaft aufzeigt. Auch die gesellschaftlichen Folgen der Verdrängung von NS-Verbrechen werden kritisch reflektiert.
50:47
forum Ask episode
web_stories AI Snips
view_agenda Chapters
menu_book Books
auto_awesome Transcript
info_circle Episode notes
insights INSIGHT
Irmgard Dirksens Täterrolle
Irmgard Dirksen war 1943 bis 1945 eine zivile Angestellte im KZ Stutthof und arbeitete als Sekretärin des Lagerkommandanten.
Sie wurde 2022 wegen Beihilfe zum Mord verurteilt, ein ungewöhnlicher Fall für Zivilangestellte in NS-Lagern.
insights INSIGHT
Sozialisation im Nationalsozialismus
Irmgard Dirksen wuchs in der NS-Zeit auf und war sozialisiert in einem nationalsozialistischen Umfeld.
Ihre berufliche Laufbahn war stark geprägt durch die Ideologie und Gesellschaft des Nationalsozialismus.
insights INSIGHT
Transformation und Massenmord in Stutthof
Im KZ Stutthof expandierte das Lager 1943, was zu einer Überfüllung und einem Massensterben führte.
Irmgard Dirksen war Zeugin und Teil der Organisation systematischer Morde, etwa durch Erschießen und Zyklon B.
Get the Snipd Podcast app to discover more snips from this episode
Mit 18 Jahren begann Irmgard Furchner, geb. Dirksen, als Sekretärin im KZ Stutthof bei Danzig. Knapp zwei Jahre lang arbeitete sie für den KZ-Kommandanten Paul-Werner Hoppe. Erst Jahrzehnte später, als sie weit über 90 Jahre alt war, verurteilte sie ein Gericht wegen Beihilfe zum Mord in mehr als 10.000 Fällen. Es war das erste Urteil gegen eine zivile Angestellte eines KZ. Warum war sie "Täterin"? Welche Aufgaben hatten zivile Angestellte wie Irmgard Furchner in einem Konzentrationslager? Und was hat das mit Mord und Terror zu tun?Die Wissenschaftsjournalistin Janine Funke spricht mit dem Historiker Dr. Stefan Hördler über Biografien von Menschen, die uns als Täter heute kaum bekannt sind. Und die zeigen, wie vernetzt das verbrecherische System der Konzentrationslager war.Die zweite Staffel des ARD-Podcast "NS-Cliquen – Von Menschen und Mördern", ab dem 24. April jede Woche eine neue Folge in der ARD-Audiothek.https://www.mdr.de/geschichte/ns-zeit/politik-gesellschaft/ns-cliquen-hitlers-volk-doku-podcast-100.htmlhttps://www.mdr.de/geschichte/ns-zeit/zweiter-weltkrieg/ns-cliquen-guenther-adolphi-chemiker-professor-merseburg-auschwitz-100.htmlIhr hört: "NS Cliquen – Von Menschen und Mördern", Staffel 2 / Folge 1: Irmgard und die SchreibmaschineUnsere Empfehlung für die ARD-Mediathek:Neben den Tätern und Vollstreckern gab es viele Deutsche, die entweder begeistert, schweigend oder resignierend Macht, Terror und Ausgrenzung wahrnahmen. Überlieferte Tagebücher aus der Zeit zwischen 1933 und dem Kriegsende 1945 geben Einblicke. Welche Hoffnungen, Sorgen und Ängste gingen den Menschen in dieser Zeit durch den Kopf? In der ARD-Mediathek ist dazu jetzt die vierteilige Serie "Hitlers Volk – ein deutsches Tagebuch" zu sehen.https://1.ard.de/hitlers-volkUnsere Hörempfehlungen:"Stolpertexte" – Mehr als ein Name auf einem Stein: Die "Stolpertexte" lassen Erinnerungen aufleben – von Jüdinnen und Juden, die zur NS-Zeit verfolgt wurden.https://www.ardaudiothek.de/episode/stolpertexte/jetzt-in-der-ard-audiothek-stolpertexte/mdr-kultur/14290193/Unsere Buchempfehlungen:Stefan Hördler: "Ordnung und Inferno – Das KZ-System im letzten Kriegsjahr"Wallstein, ISBN 978-3-8353-1404-7Christopher R. Browning: "Ganz normale Männer – das Reservebataillon 101"RoRoRo, ISBN 978-3-499-00247-2Credits:Der Podcast "NS-Cliquen – Von Menschen und Mördern" ist eine Produktion von Studio Schumann im Auftrag des Mitteldeutschen Rundfunks.Autorin: Susann ReichModeration: Janine FunkeUnser Gesprächsgast: Dr. Stefan HördlerWir danken dem Bundesarchiv für die freundliche Unterstützung. Ebenso dem Stadtarchiv Cottbus, dem hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, dem Landesarchiv Baden-Württemberg, dem Staatsarchiv Ludwigsburg sowie den National Archives und dem United States Holocaust Memorial Museum.