DATUM Studio #23: Die Paternoster-Gesellschaft – mit Irmgard Griss
Sep 4, 2020
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Irmgard Griss, Juristin und ehemalige Präsidentschaftskandidatin in Österreich, erörtert die tiefgreifenden Veränderungen der Mittelklasse und ihre Auswirkungen. Sie analysiert, warum wirtschaftlicher Aufschwung nicht automatisch Zufriedenheit bringt und diskutiert die Schlüsselrolle der Bildung. Griss beleuchtet auch die biologische Basis des Menschen, Erziehungsmethoden und deren Einfluss auf den Gemeinsinn. Zudem thematisiert sie, wie Angst von Politikern und Medien in Krisenzeiten als Machtinstrument genutzt wird und betont die Wichtigkeit von Bildung für kritisches Denken.
Irmgard Griss thematisiert den Wandel in der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Wohlstand, wobei eine Diskrepanz zwischen Erfolgserwartungen und realen Lebensbedingungen besteht.
Die Bildungsexplosion hat zwar die Anzahl der Akademiker erhöht, jedoch auch soziale Spaltungen vertieft und den Wettbewerb um gut bezahlte Jobs intensiviert.
Deep dives
Neues Konzept und Gastkuratoren
Das September-Heft von Datum präsentiert ein neues Konzept, das erstmals mit Gastkuratoren arbeitet. In dieser Ausgabe übernimmt Irmgard Chris die Kuration, gefolgt von Bestsellerautor Marc Elsberg im Oktober und Corinna Milborn im November. Diese Wechsel in der redaktionellen Leitung markieren einen bedeutenden Wandel in der Geschichte des Magazins und führen zu einer vielversprechenden Weiterentwicklung. Zudem wird Elisalex Henkel-Donnersmark als neue Redaktionsleiterin vorgestellt, die frische Impulse für die kommende Ausgaben bringen soll.
Veränderungen in der Mittelklasse
Irmgard Chris thematisiert die Entwicklungen innerhalb der Mittelklasse, insbesondere den Wandel in der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Wohlstand und Zukunft. Sie reflektiert über ihre eigenen Erwartungen aus ihrer Jugend, als der Aufstieg und die Chancen für junge Menschen gegeben schienen. Im Gegensatz dazu haben viele Menschen heute das Gefühl, immer mehr zu verlieren, obwohl die Gesellschaft insgesamt wohlhabender geworden ist. Diese Beobachtungen werfen Fragen auf, warum soziale Mobilität und Zufriedenheit so stark zurückgegangen sind.
Bildungsexplosion und ihre Folgen
Die Diskussion über Bildung nimmt in der Analyse von Irmgard Chris einen zentralen Platz ein, insbesondere in Bezug auf die Bildungsexplosion der letzten Jahrzehnte. Während die Anzahl der Akademiker gestiegen ist, bemerkt sie, dass dies auch zu einer stärkeren Spaltung innerhalb der Gesellschaft führt, da die, die keinen Hochschulabschluss haben, nun noch weiter zurückfallen. Chris beschreibt, wie der steigende Bildungsgrad zu einer Entwertung von Abschlüssen geführt hat, da immer mehr Menschen diesen erreichen und somit der Wettbewerb um gut bezahlte Jobs intensiver wird. Diese Dynamik hat tiefgreifende Auswirkungen auf die sozialen Strukturen und das Selbstwertgefühl derjenigen, die nicht mithalten können.