Karina Ansos – "Die Gen Z bringt sich ein und ist sehr kreativ"
Sep 5, 2023
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Karina Ansos, die Hoteldirektorin des renommierten Adlon Hotels in Berlin, teilt ihre Erfahrungen mit der Generation Z. Sie betont, dass persönliche Eigenschaften wichtiger sind als Zeugnisse. Fehlerkultur ist ihr ebenfalls ein großes Anliegen; sie hinterfragt, ob die Ursachen wirklich bei den Mitarbeitern liegen. Offenheit und flache Hierarchien sind für die Teamdynamik entscheidend. Besonders hervorhebt sie die kreative Einbringung junger Talente und die Notwendigkeit eines modernen, vergleichbaren Arbeitsumfelds.
Karina Ansos betont, dass die persönliche Einstellung der Bewerber für das Hotel Adlon entscheidend ist und traditionelle Zeugnisse nicht mehr im Fokus stehen.
Die offene Fehlerkultur im Hotel fördert das Lernen aus Fehlern und ermutigt Mitarbeiter, ihre Entscheidungen ohne Angst zu hinterfragen.
Die Generation Z beeinflusst die Unternehmenskultur durch ihre Erwartungen an Work-Life-Balance, Flexibilität und moderne Karriereentwicklungsmöglichkeiten im Hotel.
Deep dives
Die Vielfalt des Adlon-Teams
Das Hotel Adlon beschäftigt Mitarbeiter aus 60 verschiedenen Nationen, die insgesamt 49 unterschiedliche Sprachen sprechen. Diese Vielfalt prägt das Arbeitsumfeld und trägt zur Internationalität des Hotels bei. Besonders bemerkenswert ist die hohe Anzahl junger Mitarbeiter, die zur Generation Z gehören, mit 160 Beschäftigten, die zwischen 23 und 29 Jahre alt sind. Diese junge Belegschaft bringt neue Perspektiven und Ideen in die Unternehmenskultur ein, was für die Zukunft des Hotels von großer Bedeutung ist.
Recruiting-Strategien im Adlon
Im Adlon wird aktives Recruitment betrieben, wobei Social Media und Empfehlungen von bestehenden Mitarbeitern als Hauptmethoden genutzt werden. Die Mitarbeiter werden für erfolgreiche Empfehlungen, die zu Neueinstellungen führen, mit Prämien belohnt. Dies hat positive Auswirkungen auf die Qualität der Bewerber, da die Angestellten die Unternehmenskultur gut kennen und nur geeignete Kandidaten empfehlen. Die Suchstrategien passen sich zudem dem Fachkräftemangel in der Hotelbranche an, wodurch direkte Ansprache und hirer-für-Haltung verstärkt in den Fokus rücken.
Bewerbungsprozess und Unternehmenskultur
Im Auswahlprozess wird weniger Wert auf traditionelle Zeugnisse gelegt, dafür mehr auf die persönliche Einstellung der Bewerber. Der Schwerpunkt liegt auf der Attitude der Kandidaten, mit dem Ziel, die richtigen Mitarbeiter zu finden, die zur Unternehmenskultur passen. Die Gespräche zielen darauf ab, die Vorstellungen und Erwartungen beider Seiten offen zu kommunizieren. Der Einsatz von Probearbeitstagen wird als sinnvoll erachtet, um sicherzustellen, dass die Kandidaten die Normen und Erwartungen des Hotels verstehen und umgekehrt.
Führung und Fehlerkultur
Die Chefin des Adlon legt großen Wert auf eine transparente und offene Fehlerkultur, die es ermöglicht, aus Fehlern zu lernen. Mitarbeiter sollen die Möglichkeit haben, ihre Entscheidungen zu hinterfragen, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben. Die Führungskraft sieht sich selbst als authentisch und bereit, eigene Fehler einzugestehen, was eine positive Vorbildfunktion für die Mitarbeiter schaffen kann. Diese Art der Führung fördert ein Umfeld, in dem sich die Mitarbeiter wohlfühlen und auch ihre eigenen Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge einbringen können.
Herausforderungen der Generation Z
Die Generation Z bringt andere Erwartungen bezüglich Work-Life-Balance, Flexibilität und Karriereentwicklung mit. Diese Aspekte sind für das Recruiting im Adlon von zentraler Bedeutung, da die Chefin bestrebt ist, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, die den Bedürfnissen dieser Generation gerecht wird. Teilzeitarbeit, Sabbaticals und Homeoffice-Optionen werden daher verstärkt ermöglicht, um den Mitarbeitenden eine attraktive Work-Life-Balance zu bieten. Durch die Einbeziehung junger Ideen und Werte in den Betrieb wird nicht nur die Diversität gefördert, sondern auch die Innovationskraft des Hotels gestärkt.
Wie findet man als Chefin eines Hotels heraus, ob jemand auf die ausgeschriebene Stelle passt? Und woher weiß man als Bewerberin, dass das Unternehmen wirklich so ist, wie es sich darstellt? In der neuen Podcastfolge von "Was Chefinnen wirklich denken" ist Karina Ansos zu Gast. Sie ist seit einem Jahr die Hoteldirektorin des berühmten Adlon in Berlin. Im Gespräch mit den beiden Hosts Leonie Seifert und Moritz Müller-Wirth spricht sie über die Generation Z und wie sie diverse Teams zusammenstellt.
Karina Ansos sagt: "Ich persönlich schaue mir keine Zeugnisse mehr an, sondern die Person." Bei vielen Positionen im Hotel gehe es um die Attitude, das Benehmen. Denn das könne man – anders als Bettenmachen etwa – niemandem beibringen. "Wenn die Person nicht aufsteht und mir die Hand gibt, damit habe ich ein Problem. Das ist ein K.-o.-Kriterium."
Im Podcast geht es auch um Fehlerkultur. Grundsätzlich akzeptiere sie nicht, wenn Fehler zum dritten Mal passierten. Aber: "Wir müssen uns immer fragen: Liegt es am Mitarbeiter oder liegt es an uns? Nicht immer liegt es an der neuen Generation." Klassische Hierarchien hätten sie heute nur noch auf dem Papier. "Bei mir kann jeder ins Büro kommen, vom Azubi bis zum Manager", sagt sie.
Sie erreichen das Podcastteam unter chefinnen@zeit.de.