Wie viel freie Zeit braucht der Mensch, Teresa Bücker?
Feb 28, 2023
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Teresa Bücker, Publizistin und Autorin des Buches "Alle_Zeit", spricht über die gesellschaftliche Relevanz von Zeit und deren Einfluss auf Freiheit. Sie beschreibt, wie Zeit oft verknüpft ist mit Machtlosigkeit, und diskutiert die Herausforderungen des kreativen Schreibens während familiärer Verpflichtungen. Bücker beleuchtet außerdem den Druck, beschäftigt zu sein, als Statussymbol und die Notwendigkeit eines Diskurses über die Wertigkeit von Freizeit. Ihre Erfahrungen reflektieren die wechselnde Beziehung zwischen Arbeit, Identität und Zeitgerechtigkeit.
Das Buch behandelt das Thema der Verteilung von freier Zeit als Dimension von Gerechtigkeit, was die gesellschaftlichen Ungleichheiten verdeutlicht.
Die Selbstständigkeit im Journalismus bietet sowohl Freiheit als auch Herausforderungen, was ein ausgewogenes Zeitmanagement erfordert.
Deep dives
Der Wandel im Journalismus
Der Eintritt in den Journalismus erfolgte in einer Zeit des Wandels, als die Digitalisierung noch in den Kinderschuhen steckte. Zu dieser Zeit gab es kaum Ausbildungsmöglichkeiten für Online-Journalisten, was es schwierig machte, den richtigen Weg im Beruf zu finden. Die Entwicklung von neuen Berufsbildern erforderte ein ständiges Ausprobieren und Anpassen, was als normal und notwendig empfunden wurde. Dies führte dazu, dass viele, einschließlich der Rednerin, ihren eigenen Weg im Journalismus finden mussten, oft ohne klare Vorbilder oder Leitfäden.
Das Thema Zeitgerechtigkeit
Das zentrale Thema des Buches behandelt die Verteilung von freier Zeit in der Gesellschaft als Dimension von Gerechtigkeit. Es wird argumentiert, dass Zeit und Geld stark korrelieren, jedoch nicht immer in der gleichen Richtung, da wohlhabende Menschen manchmal weniger Zeit für sich haben. Es wird auch betont, dass das Kaufen von Freizeit oft auf Kosten anderer Menschen geht, die für diese Freizeit arbeiten müssen. Diese Perspektive zeigt, wie wichtig es ist, Gerechtigkeit nicht nur in finanziellen, sondern auch in zeitlichen Dimensionen zu betrachten.
Herausforderungen der Selbstständigkeit
Die Selbstständigkeit im Journalismus bringt sowohl Freiheit als auch Herausforderungen mit sich, insbesondere in Bezug auf Zeitmanagement und Arbeitsorganisation. Es wird erläutert, dass unabhängig von äußeren Verpflichtungen, wie Kindern, das Verständnis für persönliche Grenzen zu einem besseren Arbeitsverhalten führen kann. Diese Freiheit erfordert jedoch auch die Bereitschaft, eigene Erwartungen an die Arbeit zu hinterfragen und anzupassen. Das angemessene Austarieren zwischen Arbeits- und Freizeit trägt zur kreativen Produktivität bei und wird als wertvoller Lernprozess angesehen.
Die gesellschaftliche Wahrnehmung von Arbeit
Die zentrale Rolle von Arbeit in der Identität vieler Menschen wird als besorgniserregend wahrgenommen, da sie oft mit Selbstwert und sozialer Teilhabe verknüpft ist. Dies führt dazu, dass viele Menschen Angst haben, nach der Karriere keine sinnvolle Rolle mehr im Leben zu spielen. Es wird argumentiert, dass eine breitere Definition von Arbeit, die auch Fürsorgearbeit und gesellschaftliches Engagement umfasst, notwendig ist. Eine solche Sichtweise könnte helfen, die Vorstellung zu verzerren, dass die eigene Wertigkeit ausschließlich von beruflichem Erfolg abhängt.
"Mit dem Thema Zeit ist es mir ähnlich gegangen wie bei der feministischen Perspektive: Wenn man einmal entdeckt hat, welche Rolle das spielt, sieht man es überall", sagt die Publizistin Teresa Bücker, die im vergangenen Jahr das Buch "Alle_Zeit – eine Frage von Macht und Freiheit" veröffentlicht hat. Ihre Theorie sei, dass Zeit immer da ist, aber der Mensch nicht viel Macht darüber hat, was er mit ihr machen kann, sagt Bücker.
Bücker, 38, begann nach der Schule zunächst Veterinärmedizin und dann Publizistik in Berlin zu studieren, brach beides aber ab. "Publizistik war kein schönes Studium, weil das Institut sehr ausgeblutet war, die Professor:innen eher depressiv unterwegs waren und uns auch gesagt haben: Ihr werdet auf keinen Fall Journalist:innen", erzählt Bücker im Podcast "Frisch an die Arbeit" von ZEIT ONLINE.
"Bei mir war es so, dass in den vergangenen Jahren immer wieder Verlage auf mich zugekommen sind und ein Buch mit mir machen wollten." Sie selbst sieht das kritisch. Im Buchmarkt würden die Personen immer wichtiger und die Themen immer unbedeutender, sagt sie. Deshalb habe sie erst einem Verlag zugesagt, als sie mit dem Buch über Zeit ein Thema gefunden hatte, von dem sie selbst überzeugt gewesen sei. "Eigentlich hätte ich gerne mal zwei Wochen am Stück nur für das Schreiben gehabt." Das aber, sagt Bücker, sei durch die Pandemie, ihre Kinder und die Personalprobleme in der Kita in Deutschland nie eingetreten.
"Beschäftigt sein ist ein Statussymbol", sagt Bücker. "Das kommt auch daher, dass sehr gute Arbeit in unseren Köpfen untrennbar verbunden ist mit sehr hohen Zeitaufwand." Sie selbst habe aber über sich gelernt, dass sie nur vier, fünf Stunden am Tag wirklich produktiv sein könne.
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