Michael Hagner, Zürcher Wissenschaftshistoriker und Mitherausgeber von Paul Feyerabends Vorlesungen, diskutiert die radikale Philosophie Feyerabends, der als kritischer Beobachter der Wissenschaft gilt. Er beleuchtet die Idee, dass es keine einzige wissenschaftliche Methode gibt und fordert eine basisdemokratische Regulierung der Naturwissenschaften. Hagner beschreibt den Einfluss von Feyerabends Pluralismus auf unsere Gegenwart und hinterfragt die Grenzen zwischen Wissenschaft und Pseudowissenschaft, während er die Verantwortung der Bürger im demokratischen Prozess betont.
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insights INSIGHT
Anything Goes - Methodenpluralismus
Wissenschaft folgt nicht einer einzigen Methode, sondern einem Methodenpluralismus. - Feyerabend nennt das Prinzip "Anything Goes" als Anerkennung für vielfältige Erkenntniswege.
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Wissenschaft ist "schmutzig"
Wissenschaft ist oft "schmutzig" und benutzt neben rationalen Methoden auch Rhetorik und pragmatische Mittel. - Galileo Galilei ist ein klassisches Beispiel für diese vielfältige, weniger klare Vorgehensweise.
insights INSIGHT
Paradigmenwechsel statt Fortschritt
Wissenschaftliche Revolutionen bedeuten keine einfache Fortschrittsgeschichte, sondern Paradigmenwechsel. - Neue Weltbilder können das Alte nicht direkt ersetzen, sondern schaffen neue Perspektiven.
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In diesem Buch untersucht Thomas S. Kuhn die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen und zeigt, wie wissenschaftliche Paradigmen sich im Laufe der Zeit verändern. Er argumentiert, dass wissenschaftliche Fortschritte oft durch radikale Veränderungen in der Art und Weise erfolgen, wie Wissenschaftler die Welt verstehen. Das Buch ist ein grundlegender Beitrag zur Wissenschaftsphilosophie und hat die Diskussion über den wissenschaftlichen Fortschritt maßgeblich beeinflusst.
Wendezeit
Fritjof Capra
Fritjof Capras "Wendezeit" ist ein einflussreiches Werk, das wissenschaftliche Erkenntnisse mit ökologischen und philosophischen Perspektiven verbindet. Capra argumentiert für ein ganzheitliches Denken, das die Interdependenz aller Lebensformen und Systeme betont. Er kritisiert den reduktionistischen Ansatz der modernen Wissenschaft und plädiert für eine neue Sichtweise, die die Komplexität und die Vernetzung der Welt berücksichtigt. Das Buch ist ein wichtiger Beitrag zur Debatte über Nachhaltigkeit und die Notwendigkeit einer ökologischen Transformation. Capra verbindet wissenschaftliche Erkenntnisse mit philosophischen und spirituellen Perspektiven und regt zum Nachdenken über die Rolle des Menschen in der Natur an. Sein Werk hat viele Menschen inspiriert, sich für ökologische und soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Capra plädiert für eine neue wissenschaftliche und gesellschaftliche Ordnung, die auf ganzheitlichem Denken und ökologischer Verantwortung basiert.
Erkenntnis für freie Menschen
Erkenntnis für freie Menschen
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Paul Feyerabend
In "Erkenntnis für freie Menschen" setzt sich Paul Feyerabend mit dem Verhältnis von Demokratie und Wissenschaft auseinander. Er kritisiert die zunehmende Macht und den Einfluss von Wissenschaftlern und plädiert für eine demokratische Kontrolle und Regulierung wissenschaftlicher Forschung. Feyerabend argumentiert, dass wissenschaftliche Erkenntnisse nicht als absolute Wahrheiten betrachtet werden sollten, sondern im demokratischen Diskurs diskutiert und bewertet werden müssen. Das Buch ist ein wichtiger Beitrag zur Debatte über die gesellschaftliche Verantwortung von Wissenschaft und die Notwendigkeit einer demokratischen Gestaltung wissenschaftlicher Prozesse. Es betont die Bedeutung von Pluralismus und Offenheit im Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und fordert eine kritische Reflexion der Machtstrukturen in der Wissenschaft. Feyerabends Werk regt zum Nachdenken über die Grenzen und Möglichkeiten wissenschaftlicher Erkenntnis an und fordert eine kritische Auseinandersetzung mit den etablierten Methoden.
Wider den Methodenzwang
Wider den Methodenzwang
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Paul Feyerabend
In "Wider den Methodenzwang" kritisiert Paul Feyerabend die Vorstellung einer einheitlichen wissenschaftlichen Methode. Er argumentiert, dass der wissenschaftliche Fortschritt nicht durch die strikte Befolgung von Regeln, sondern durch einen kreativen und anarchischen Ansatz entsteht. Feyerabend plädiert für einen Methodischen Pluralismus und betont die Bedeutung von Intuition, Spekulation und sogar Irrtümern im wissenschaftlichen Prozess. Das Buch ist einflussreich und provokativ, da es die traditionellen Vorstellungen von Wissenschaft in Frage stellt und neue Perspektiven eröffnet. Es regt zum Nachdenken über die Grenzen und Möglichkeiten wissenschaftlicher Erkenntnis an und fordert eine kritische Auseinandersetzung mit den etablierten Methoden. Feyerabends Werk hat die Wissenschaftsphilosophie nachhaltig beeinflusst und die Debatte über die Natur der Wissenschaft bereichert.
Die wissenschaftliche Methode: gibt es nicht! Und auch keinen Erkenntnisfortschritt zu der Wahrheit. Höchste Zeit deshalb, die Naturwissenschaft basisdemokratisch zu regulieren! So der vor 100 Jahren geborene Philosoph Paul Feyerabend. Welche Bedeutung haben seine Thesen für unsere Gegenwart?
Für viele ist er einer der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Für andere gilt der 1924 in Wien geborene Paul Feyerabend „als grösster Feind der Wissenschaft, ja als Vordenker heutiger Querdenker. Sich selbst bezeichnete Feyerabend, langjähriger Professor an der ETH Zürich, als erkenntnistheoretischen Anarchisten und Pluralisten.
Mit Werken wie „Wider den Methodenzwang oder „Erkenntnis für freie Menschen stieg er in den 1970er Jahren vom kalifornischen Berkeley aus zu einer Ikone linker Gegenkultur auf. Und er wirkte mit seinen genialen Polemiken und Performances über Jahrzehnte als lebendig gewordener Alptraum akademischer Philosophie. Zum 100. Geburtstag des 1994 in der Schweiz verstorbenen Selbstdenkers spricht Wolfram Eilenberger mit dem Zürcher Wissenschaftshistoriker Michael Hagner über die Wichtigkeit von Feyerabends Impulsen für unsere wissenschaftsdurchdrungene Gegenwart.