Wie ein bedingungsloses Grundeinkommen funktionieren könnte – #443
Dec 29, 2020
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Barbara Prainsack, Politikwissenschaftlerin und Autorin, setzt sich für ein bedingungsloses Grundeinkommen ein. Barbara Blaha, Leiterin des Momentum Instituts, und Franz Schellhorn, Ökonom der Agenda Austria, diskutieren mit ihr über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Akzeptanz des Grundeinkommens. Sie beleuchten, wie wirtschaftliche Unsicherheiten und soziale Utopien die öffentliche Meinung beeinflussen. Auch die Rolle des Grundeinkommens in der Bekämpfung von Armut und sozialer Ungleichheit kommt zur Sprache.
Die Corona-Pandemie hat zu einem Anstieg des Wunsches nach sozialer Sicherheit und Zustimmung zu einem bedingungslosen Grundeinkommen geführt.
Die öffentliche Unzufriedenheit mit der Regierungskommunikation während der Lockdowns reflektiert ein wachsendes Gefühl der Unsicherheit und Pessimismus in der Bevölkerung.
Die soziale Ungleichheit hat sich während der Pandemie verstärkt, was die Dringlichkeit einer gerechteren Verteilung der wirtschaftlichen Belastungen deutlich macht.
Deep dives
Gesellschaftliche Stimmung und Müdigkeit
Die öffentliche Stimmung in Österreich hat sich seit dem ersten Lockdown erheblich verändert. Während zu Beginn Optimismus herrschte und viele glauben, dass die Pandemie bald überwunden ist, hat sich diese Haltung zunehmend in Pessimismus und Ermüdung gewandelt. Rundum gibt es Anzeichen von 'Corona-Müdigkeit', was sich in einer sinkenden Zufriedenheit mit den Regierungsmaßnahmen zeigt. Die Menschen äußern Unzufriedenheit über unklare Kommunikation und das Gefühl, dass die Regierung in der Krisenbewältigung nicht genügend transparent agiert.
Der Drang nach sozialer Sicherheit
In der aktuellen Debatte um ein bedingungsloses Grundeinkommen gewinnt der Wunsch nach sozialer Sicherheit an Bedeutung. Die Zustimmung zu diesem Konzept scheint gestiegen zu sein, was sich in einer quantitativen Studie zeigt, die einen Anstieg der Unterstützung um etwa 7 Prozentpunkte dokumentiert. Diese Entwicklung könnte auf die wachsenden finanziellen Sorgen der Bevölkerung zurückzuführen sein, auch wenn die Menschen, die sich positiv äußern, nicht unbedingt von finanziellen Zuwendungen profitieren würden. Die Akzeptanz eines Grundeinkommens wird zunehmend als mögliche Lösung für die Herausforderungen gesehen, die durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie entstanden sind.
Unternehmensstimmung und wirtschaftliche Herausforderungen
Die wirtschaftliche Stimmung in Österreich ist von Unsicherheit und Pessimismus geprägt, insbesondere bei kleinen und mittelständischen Unternehmen. Der Handelssektor ist besonders betroffen, da er in dieser kritischen Phase vor großen Herausforderungen steht. Kleinere Betriebe zeigen sich besorgt über die eigene Zukunft und die Kommunikation der Regierung wird als unzureichend empfunden. Es gibt Bedenken, dass die Wirtschaft im dritten Lockdown noch weiter leiden könnte, während dennoch Hoffnung auf einen effektiven Impfstoff besteht.
Unterschiedliche Belastung durch die Pandemie
Die sozialen Ungleichheiten in der Gesellschaft werden durch die Pandemie verstärkt und sind im zweiten Lockdown besonders sichtbar. Berufe im Gesundheits- und Einzelhandelssektor tragen ein höheres Risiko und Schwierigkeiten, während andere Berufsgruppen vergleichsweise unbeschadet bleiben. Die Diskussion darum, wie die Belastungen gleichmäßiger verteilt werden können, gewinnt an Dringlichkeit. Kritiker weisen darauf hin, dass aus dem ersten Lockdown keine Lehren gezogen wurden, was zu einer ungleichen Verteilung der Kosten und Belastungen führt.
Impfbereitschaft und Skepsis
Die Bereitschaft der Bevölkerung, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen, scheint durch Skepsis beeinflusst zu sein. Obwohl ein Impfstoff in Aussicht steht, melden viele Menschen Bedenken, insbesondere aufgrund der schnellen Entwicklung und mangelnder Erfahrungswerte. Die Skepsis trifft nicht nur auf Menschen zu, die grundsätzlich kritisch gegenüber Impfungen eingestellt sind, sondern auch auf jene, die sonst positiv gegenüber Impfungen eingestellt sind. Diese Unsicherheiten deuten darauf hin, dass die Ankündigung eines Impfstoffs nicht automatisch zu einer hohen Impfbereitschaft führen wird.
Der zweite Lockdown, seine Folgen und Auswege – und was hat das mit dem Grundeinkommen zu tun? Im Cafe Brandstätter diskutieren mit FALTER-Redakteurin Barbara Tóth: die Politikwissenschaftlerin und Autorin Barbara Prainsack ("Vom Wert des Menschen"), Barbara Blaha, Leiterin des Momentum Institut, und Ökonom Franz Schellhorn (Agenda Austria)
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