Klassisch Gendern - Gottsched, Lessing, Goethe und ihre Bekanntinnen und Verwandtinnen
Dec 29, 2024
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Angela Steidele, Autorin des Essays "Klassisch Gendern", erforscht die geschichtlichen Wurzeln des Genderns in der deutschen Sprache. Sie argumentiert, dass Gendern keine moderne Erfindung ist, sondern schon bei Lessing und Goethe verbreitet war. Die Diskussion reicht von der Rolle der männlichen Dominanz bis zur Herausforderung der grammatikalischen Geschlechtergerechtigkeit. Steidele beleuchtet auch, wie weibliche Figuren in Goethes Werk behandelt werden und thematisiert die Entwicklung geschlechtergerechter Sprache durch die Jahrhunderte.
Die fruchtbringende Gesellschaft förderte bereits im 18. Jahrhundert die Entwicklung einer gendergerechten Sprache, die auf gesellschaftliche Transformation abzielte.
Die heutigen Bemühungen um genderneutrale Sprache stoßen auf Widerstand, doch kreative Ausdrucksformen streben nach mehr Gerechtigkeit für alle Geschlechter.
Deep dives
Die Geschichte der fruchtbringenden Gesellschaft
Die fruchtbringende Gesellschaft, gegründet 1617 in Köthen, hatte das Ziel, die deutsche Sprache zu fördern und zu verändern. Sie legte Wert auf eine klare deutsche Ausdrucksweise, die sich von der vorherrschenden lateinischen Dominanz abheben sollte. Diese Akademie schuf Kommunikationsstandards, die es ermöglichten, die deutsche Sprache für Literatur und Denkschriften zu nutzen, was eine bedeutende Wende in der Sprachgeschichte darstellt. Durch die Schaffung einer verbindlichen Grammatik und die Definition von Dialekten wollte die Gesellschaft die Volkssprache für alle Lebensbereiche zugänglich machen und damit eine gesellschaftliche Transformation herbeiführen.
Frühe Genderfragen in der deutschen Sprache
Bereits im 18. Jahrhundert wurden die Ungleichheiten der deutschen Sprache hinsichtlich Geschlecht und grammatikalischer Neutralität erkannt und angeprangert. Namhafte Persönlichkeiten wie Johann Christoph Gottsched und Goethe setzten sich aktiv mit gendergerechter Sprache auseinander. Gottsched etwa verwendete in seiner Frauenzeitschrift Pluralformen, die heute als feministisch gelten, und Goethe kämpfte mit grammatikalischen Ungerechtigkeiten, um das weibliche Geschlecht sprachlich sichtbar zu machen. Diese frühen Bemühungen zeigen, dass die Diskussion um gendergerechte Sprache in Deutschland tief verwurzelt ist und keineswegs neu ist.
Aktuelle Herausforderungen und Entwicklungen im Gendern
Die jüngsten Versuche, das Deutsche genderneutral zu gestalten, stoßen auf Widerstand und Vorurteile, ähnlich wie in der Vergangenheit. Die Einführung von Genderzeichen wie dem Genderstern wird von manchen als übertrieben und unsinnig angesehen, während andere die Notwendigkeit dieser Anpassungen betonen, um alle Geschlechter einzuschließen. In vielen Bundesländern wurden bereits Maßnahmen ergriffen, die das Gendern in Schulen verbieten, was als Rückschritt in den Diskurs um Geschlechtergerechtigkeit interpretiert werden kann. Trotz dieser Herausforderungen herrscht ein kreativer Umgang mit Sprache, der auf neue, sensitive Ausdrucksformen zielt, um eine gerechtere Gesellschaft zu fördern.
Viele betrachten Gendern als Verhunzung der Sprache, besonders bei Werken der Dichter und Denker. Dabei ist die Annahme, dass es sich hierbei um eine moderne Mode handelt, völlig falsch: Bereits in der deutschen Klassik wurde kräftig gegendert. Von Angela Steidele www.deutschlandfunk.de, Essay und Diskurs
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