Florian Klenk, Herausgeber von "Praktischer Journalismus" und Chefredakteur des Falter, spricht mit Stefan Niggemeier, einem renommierten Medienexperten. Sie diskutieren die Relevanz des Journalismus im digitalen Zeitalter und die Vertrauenskrise der Medien. Besonders thematisiert wird die Notwendigkeit einer ausgewogenen Berichterstattung und die Herausforderungen, die soziale Medien mit sich bringen. Auch die ökonomischen Aspekte und die Rolle von Bloggern im Journalismus werden beleuchtet.
Das Buch 'Praktischer Journalismus' behandelt sowohl klassische journalistische Techniken als auch moderne Themen wie Social Media und multimediales Storytelling.
Um das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen, müssen Journalisten die Bedürfnisse junger Zielgruppen besser verstehen und bedienen, besonders lokal.
Deep dives
Entstehung des Buches über praktischen Journalismus
Das Buch "Praktischer Journalismus" entstand aus der Erkentnis, dass ein ähnliches Werk, das in den 80er Jahren veröffentlicht wurde, heutzutage fehlt. Der Initiator des Projekts, Armin Wolf, wollte das ursprüngliche Konzept neu auflegen und zusammen mit weiteren prominenten Journalisten umsetzen. Die Herausgeber legten großen Wert auf eine ausgewogene Representation von Autorinnen und Autoren sowie auf eine Vielzahl von Themen, die sowohl traditionelle als auch moderne journalistische Praktiken abdecken. So enthält das neue Buch sowohl bewährte Kapitel über klassische journalistische Techniken als auch aktuelle Themen wie Social Media und multimediales Storytelling, die den Einfluss des Medienwandels widerspiegeln.
Vertrauen der Öffentlichkeit in Medien
Die Diskussion über einen Vertrauensverlust in die Medien, insbesondere seit der Berichterstattung über die Flüchtlingskrise und die Pandemie, zeigt, dass zahlreiche Journalisten mit Skepsis konfrontiert sind. Der ORF verzeichnet zwar ein weiteres hohes Vertrauen bei 60 Prozent, jedoch gibt es auch einen signifikanten Anteil von etwa 25 Prozent, die skeptisch gegenüber den Medien sind. Es wird betont, dass viele dieser Skeptiker mit einer zunehmend kritischen Haltung zu Medieninhalten aufgewachsen sind und oft Informationen ausblenden, die nicht ihrem Weltbild entsprechen. Um das Vertrauen zurückzugewinnen, ist es wichtig, die Zielgruppen besser zu verstehen und zu bedienen, besonders hinsichtlich lokaler Themen, die starke Bindungen und Identifikation fördern.
Anpassung an den Medienwandel für junge Menschen
Journalistische Inhalte müssen sich den Bedürfnissen und Kommunikationsgewohnheiten junger Menschen anpassen, was häufig einen Fokus auf Social Media mit einbezieht, um deren Aufmerksamkeit zu gewinnen. Die Gründerin des Mediums "die Chefredaktion" hebt hervor, dass diese Form des Journalismus einfach und direkt sein muss, um junge Menschen zu erreichen und Identifikationsfiguren zu präsentieren. Gleichzeitig wird auf die Herausforderungen hingewiesen, die junge Journalisten aufgrund finanzieller Hürden bei Praktika und dem Zugang zur Branche bewältigen müssen. Der Zugang zu den Medien ist demokratischer geworden, doch bleiben strukturelle Hürden bestehen, die es einigen jungen Talenten erschweren, eine Karriere im Journalismus aufzubauen.
Die Rolle der Medienökonomie im Journalismus
Die Medienlandschaft ist durch einen grundlegenden Wandel gekennzeichnet, der auch die Geschäftsmodelle der Medienunternehmen betrifft, was JournalistInnen zwingt, sich mit Fragen der Medienökonomie auseinanderzusetzen. Es ist wichtig, dass Journalisten ein Verständnis für die bestehenden Herausforderungen und Machtverhältnisse in der Branche entwickeln, um in einem zunehmend digitalen Umfeld erfolgreich zu sein. Die Trennung zwischen Inhaltsproduktion und wirtschaftlichen Aspekten wird als nicht mehr effektiv erachtet, da Führungskräfte sowohl in journalistischen als auch in wirtschaftlichen Fragen kompetent sein müssen. Das Überwinden dieser Trennung könnte für die gemeinsame Bewältigung der Krise in der Medienindustrie entscheidend sein.
Interviews führen wie Armin Wolf, Nachrichten machen wie Gabi Waldner oder investigieren wie Florian Klenk – aber wie geht das? Herausgeber und Autorinnen von “Praktischer Journalismus” präsentieren das Buch und ihre Arbeit: Mit Gabi Waldner, Armin Wolf, Florian Klenk, Nikolaus Koller, Stefan Niggemeier, Melisa Erkurt und Anita Zielina.
Das Buch "Praktischer Journalismus" ist im faltershop erhältlich: https://shop.falter.at/praktischer-journalismus.html