"Nationaler Schulterschluss" und Autoritarismus – #301
Mar 19, 2020
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Stephan Schulmeister, ein führender Experte für Weltwirtschaft und Börsenentwicklung, und Barbara Tóth, Innenpolitikjournalistin und Biografin von Sebastian Kurz, diskutieren die Auswirkungen des Ausnahmezustands in Österreich. Sie beleuchten die Risiken eines autoritären Abgleitens und die unzureichende Solidarität während der Pandemie in Europa. Die Kontroversen um nationale Maßnahmen und deren Einfluss auf wirtschaftliche Herausforderungen stehen im Fokus, während sie auch die politischen Spannungen und die Rolle des demokratischen Sozialismus in Krisenzeiten analysieren.
Die Corona-Krise hat einen beispiellosen wirtschaftlichen Rückgang in Europa ausgelöst, dessen Auswirkungen möglicherweise gravierender sind als historische Krisen.
Trotz eines nationalen Schulterschlusses gibt es Bedenken hinsichtlich sozialer Ungleichheiten und der kritischen journalistischen Arbeit in Österreich.
Deep dives
Wirtschaftliche Auswirkungen der Corona-Krise
Die aktuelle Corona-Krise hat zu einem beispiellosen wirtschaftlichen Rückgang geführt, der schneller und drastischer ist als bei früheren wirtschaftlichen Krisen wie dem Crash von 1929 oder der Lehman-Pleite 2008. Die Politik in Europa reagiert zwar schnell auf die Situation, kann jedoch die Geschwindigkeit der Entwicklung nicht immer einholen. Es wird prognostiziert, dass das europäische Bruttoinlandsprodukt um bis zu 15 Prozent einbrechen könnte, was das schlimmste Jahr der Weltwirtschaftskrise übertreffen würde. Trotz der massiven finanziellen Hilfsprogramme bleibt die Unsicherheit über die tatsächliche Wirkung dieser Maßnahmen, da die Produktionskapazitäten stark eingeschränkt sind.
Soziale Ungleichheit und Bildungskrise
Die Schulschließungen während der Pandemie haben das bestehende Ungleichgewicht im Bildungssystem verstärkt, da privilegierte Familien oft besser in der Lage sind, Homeschooling zu bewältigen als sozial schwächere Familien. Kinder aus weniger privilegierten Verhältnissen haben möglicherweise keinen Zugang zu Computers oder zu einem stabilen Internet, was ihre Bildungschancen stark beeinträchtigt. Die Diskussion über die sozialen Auswirkungen dieser Krise fehlt oft in der öffentlichen Debatte. Es besteht die Sorge, dass die langfristigen Folgen für benachteiligte Familien gravierend sein könnten, während andere sich an die neuen Bedingungen anpassen können.
Nationaler Schulterschluss und politische Reaktionen
Die österreichische Regierung hat in Reaktion auf die Corona-Krise Gesetze eingeführt, die auf eine soziale Ausgewogenheit abzielen. Obwohl es einen nationalen Schulterschluss gibt, wird die kritische journalistische Arbeit als herausfordernd angesehen, da jegliche Form von Kritik oft abgewiesen wird. In der politischen Landschaft gibt es trotz allgemeiner Unterstützung für die Maßnahmen auch Bedenken, dass bestimmte soziale Gruppen nicht ausreichend Berücksichtigung finden. Es wird die Frage aufgeworfen, ob die Maßnahmen tatsächlich gerecht sind und jedem Bürger gerecht werden.
Europäische Reaktionen und Solidarität
In der aktuellen Krise zeigen viele europäische Staaten nationalistische Tendenzen, indem sie Grenzen schließen und nationale Interessen über die Solidarität mit anderen EU-Ländern stellen. Diese Reaktionen widersprechen dem europäischen Grundprinzip der Zusammenarbeit und Solidarität, da Länder wie Italien, die dringende Unterstützung benötigen, oft im Stich gelassen werden. Die Diskussion über ein gemeinsames Vorgehen der EU wird angestoßen, insbesondere hinsichtlich der finanziellen Unterstützung, um die Krise zu bewältigen. Angesichts der grenzüberschreitenden Natur von Epidemien gibt es die Hoffnung, dass diese Krise zu einer stärkeren Kooperation innerhalb Europas führen könnte.
Wir beleuchten die Folgen des Ausnahmezustandes in Österreich. Der Staat soll uns vor dem Coronavirus schützen. Wie riskant ist beim nationalen Schulterschluss ein autoritäres Abgleiten? Ist in Europa der wirtschaftliche Einbruch noch aufzuhalten? Zu hören: Ökonom Stephan Schulmeister, Innenpolitikjournalistin Barbara Tóth (FALTER) sowie FALTER-Außenpolitikkommentator Franz Kössler
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