Wie können wir dem Tod achtsam begegnen? - Interview mit Sterbebegleiterin Johanna Klug
Oct 22, 2023
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Johanna Klug, Autorin und erfahrene Sterbe- und Trauerbegleiterin, teilt ihre Einsichten aus der Palliativpflege. Sie spricht darüber, warum wir offener über Tod und Trauer kommunizieren sollten und wie Trauerprozesse achtsam gestaltet werden können. Klug beleuchtet, wie Loslassen nicht nur ein Abschied, sondern auch eine Form der Wertschätzung des Lebens ist. Sie ermutigt, emotionale Schwierigkeiten anzunehmen und die vielfältigen Möglichkeiten des Trauerns zu erkennen – und betont, dass der Tod als Übergang betrachtet werden kann.
Die Konfrontation mit dem Tod ermöglicht eine tiefere Wertschätzung des Lebens und fördert ein achtsames Miteinander.
Offene Gespräche über Trauer und Verlust helfen, Ängste abzubauen und den Umgang mit Sterben zu erleichtern.
Rituale sind entscheidend für den Trauerprozess, da sie helfen, die Verbindung zu Verstorbenen aufrechtzuerhalten und gemeinsam zu heilen.
Deep dives
Das Tabu um den Tod
Das Thema Tod wird in der Gesellschaft oft als Tabu betrachtet und gerne ausgeblendet. Diese gesellschaftliche Verdrängung führt dazu, dass viele Menschen nicht mit dem unvermeidlichen Ende des Lebens konfrontiert werden, bis sie persönlich betroffen sind. Eine häufige Antwort auf die Frage, was sich ändern würde, wenn der Tod kein Tabu mehr wäre, ist, dass die zwischenmenschliche Begegnung und das Miteinander viel ehrlicher und offener wären. Diese Auseinandersetzung könnte dazu führen, dass Menschen achtsamer mit ihrem Leben umgehen, da die konfrontierte Endlichkeit eine tiefere Wertschätzung für das Hier und Jetzt fördert.
Die Bedeutung von Achtsamkeit
Ein achtsamer Umgang mit dem Thema Tod wird als essenziell betrachtet, um die eigene Sterblichkeit und die damit verbundene Lebenskraft zu verstehen. Die Konfrontation mit dem Tod führt oft dazu, dass Menschen ein neues Bewusstsein für das Leben entwickeln, indem sie entdecken, dass der Tod ein natürlicher Bestandteil des Lebens ist. Diese Erkenntnis kann dazu führen, dass Menschen ihre Zeit mit bedeutenden Beziehungen und Aktivitäten bewusster gestalten. Letztlich wird die eigene Endlichkeit als Ansporn betrachtet, das Leben in vollen Zügen zu leben und sich aktiv mit Trauer und Verlust auseinanderzusetzen.
Angst vor dem Unbekannten überwinden
Die Angst vor dem Tod, dem Sterben und dem Verlust geliebter Menschen wird oft als Hauptursache angesehen, weshalb Menschen die Auseinandersetzung mit diesen Themen meiden. Diese Angst kann aus Unwissenheit über das, was nach dem Tod kommt, oder dem Verlust von Kontrolle über das eigene Leben resultieren. Die Geschichten und Erfahrungen von Menschen, die den sterbenden Prozess durchlebt haben, zeigen, dass die Konfrontation mit dieser Angst oft zu einem stärkeren Verständnis und einer tieferen Akzeptanz des Lebens führen kann. Diese Auseinandersetzung kann auch als Vorbereitung auf die eigenen Gefühle und Reaktionen beim Verlust von Angehörigen dienen.
Persönliche Auseinandersetzung mit Trauer
Der Umgang mit Trauer ist eine hochgradig persönliche Erfahrung, die für jede Person unterschiedlich sein kann. Die Erinnerungen an verstorbene Menschen können vielfältig sein und sich in unterschiedlichen Ritualen oder einfachen Gedanken zeigen. Viele Trauernde haben individuelle Methoden, um ihre Emotionen zu verarbeiten, sei es durch Erinnerungsstücke, Gespräche oder kleine Rituale. Der Austausch über diese emotionale oder körperliche Traurigkeit und die Unterstützung von Freunden und Familie sind entscheidend für die Heilung und Akzeptanz des Verlustes.
Rituale zur Erinnerung
Rituale spielen eine wichtige Rolle im Umgang mit Verlust und Trauer, da sie den Hinterbliebenen helfen, die Verbindung zu den Verstorbenen aufrechtzuerhalten. Dazu gehören das Anzünden von Kerzen, das Teilen von Erinnerungen oder das Besuchen von Orten, die eine Bedeutung für die verstorbene Person hatten. Diese Praktiken können als eine Art der Trauerarbeit gesehen werden, die nicht nur dem Einzelnen, sondern auch der Gemeinschaft hilft, den Verlust gemeinsam zu verarbeiten. In einigen Kulturen gibt es bereits fest etablierte Rituale, die dazu beitragen, den Tod zu feiern und den Verstorbenen zu gedenken.
Gespräche über den Tod anstoßen
Das Anstoßen von Gesprächen über den Tod kann schwierig sein, vor allem bei Menschen, die dem Thema aus Angst oder Unbehagen aus dem Weg gehen. Ein einfühlsames und bewusstes Setting, in dem offen über die eigenen Gedanken und Wünsche gesprochen werden kann, ist entscheidend. Viele Menschen haben positive Erfahrungen gemacht, wenn sie den ersten Schritt gewagt haben, um das Thema anzusprechen, oft mit der Überraschung, dass der andere ebenfalls an einer Diskussion über den Tod interessiert ist. Letztlich kann eine proaktive Herangehensweise dazu beitragen, Missverständnisse zu klären und einen Raum für ehrliche Kommunikation und gegenseitiges Verständnis zu schaffen.
Wie schaust du auf den Tod - in deinem Umfeld, sowie auf deinen eigenen? Verluste gehören unweigerlich zum Leben dazu. Jeden Tag nehmen wir Abschied von den kleinen und großen Dingen des Lebens. Und doch fühlen wir uns beim Loslassen und der Konfrontation mit dem Tod oft unheimlich überfordert und haltlos. In dieser Folge spricht René im Interview mit Autorin und Sterbebegleiterin Johanna Klug über die Arbeit mit sterbenden Menschen, Bedürfnisse und Empathie in Trauerprozessen und was uns Sterben über das Leben verrät. Außerdem:
❃ Warum wir offen über Tod und Trauer sprechen sollten
❃ Wie wir Trauerprozesse achtsam gestalten
❃ Was uns beim Loslassen unterstützt
☞ Möchtest du mehr über Johanna Klug und ihre Arbeit erfahren? Schau doch mal auf ihrem Instagram-Kanal vorbei. Ihre Bücher über Trauer und Geschichten von Sterbenden, findest du hier.
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Hinweis: Diese Folge wurde am 22.10.2023 veröffentlicht.
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