Tessa Szyszkowitz, London-Korrespondentin, beleuchtet die scharfe Rechtswende Großbritanniens und die Machtverschiebungen durch Boris Johnsons Sieg. Misha Glenny, ehemaliger Guardian-Korrespondent und Autor, kritisiert die Labour Party für ihre Fehlstrategien im Brexit-Konflikt. Sie diskutieren, wie Johnsons Erfolg eine mögliche rechtspopulistische Ära einleitet und die politischen Dynamiken zwischen Trump und Johnson beeinflusst. Zudem wird die Rolle der Labour-Partei in der aktuellen politischen Landschaft und ihre internen Konflikte thematisiert.
Boris Johnsons Erdrutschsieg verschiebt die Machtverhältnisse in Großbritannien und eröffnet Möglichkeiten für weitreichende politische Entscheidungen.
Die Labour Party steht vor internen Konflikten und einer Identitätskrise, die ihre zukünftige Führung und Strategie stark belasten.
Deep dives
Boris Johnsons Machtposition
Boris Johnson hat durch seinen Erdrutschsieg eine historische Mehrheit im britischen Parlament erreicht, die seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen wurde. Diese absolute Mehrheit ermöglicht es ihm, weitreichende politische Entscheidungen zu treffen und die zuvor dominierenden Strömungen in der Konservativen Partei zu beeinflussen. Johnson hat es erfolgreich geschafft, Wähler der Labour Party, insbesondere aus Nordengland, für sich zu gewinnen, obwohl er ideologisch das Gegenteil von ihren bisherigen Anforderungen verkörpert. Ob er in der Lage sein wird, die tiefe Spaltung innerhalb der britischen Gesellschaft zu überwinden und die Wähler langfristig an sich zu binden, bleibt eine entscheidende Herausforderung für seine neue Regierung.
Der Zustand der Labour Party
Die Labour Party steht nach der Niederlage unter Jeremy Corbyn vor einem tiefgreifenden internen Konflikt und einem identitätsstiftenden Umbruch. Viele Mitglieder und Abgeordnete fordern eine klare Reaktion auf die Wahlen, während Corbyn sich zunächst gegen einen sofortigen Rücktritt wehrt. Diese Spaltung innerhalb der Partei wird durch verschiedene Flügel und deren Ansichten zur Europafrage weiter verschärft, was zu einem Bürgerkrieg innerhalb der Labour Party führt. Die Unsicherheit über die zukünftige Führung und Strategie zeigt, wie zerbrochen die Partei nach der Schlappe ist, und dass sie möglicherweise jahrelange Kämpfe durchleben muss, um sich neu zu definieren.
Einfluss der US-Politik
Die politische Partnerschaft zwischen Boris Johnson und Donald Trump könnte tiefgreifende Auswirkungen auf die britische und die europäische Politik haben. Johnson, der jetzt über eine bedeutende Machtposition verfügt, könnte versuchen, eine ähnliche nationalistische Agenda wie die von Trump zu fördern, was zu einer Destabilisierung traditioneller Allianzen führen kann. Dies könnte insbesondere in Bezug auf Handelsvereinbarungen problematisch werden, da Großbritannien sich in Verhandlungen um einen möglichen Freihandelsvertrag mit den USA befindet, die möglicherweise viele Standards und Werte untergraben. Die Verknüpfung dieser beiden nationalistischen Führer könnte daher sowohl für Großbritannien als auch für Europa erhebliche Herausforderungen mit sich bringen.
Brexit und seine Komplikationen
Der Brexit bleibt ein zentrales und komplexes Thema, das die britische Politik in den kommenden Jahren prägen wird. Johnsons Regierung steht vor der Herausforderung, die unterschiedlichen Interessen der Regionen und politischen Fraktionen zu balancieren, während sie gleichzeitig die Verhandlungen über zukünftige Handelsabkommen mit der EU führt. Insbesondere Fragen zu Fischereirechten und anderen wirtschaftlichen Belangen könnten schwerwiegende Spaltungen innerhalb des Vereinigten Königreichs verursachen. Der Verlauf dieser Verhandlungen wird entscheidend für die wirtschaftliche Stabilität und die politischen Beziehungen sowohl innerhalb des Landes als auch mit der EU sein.
Großbritannien rückt scharf nach rechts. Warum? Wie geht es weiter? Ein Versuch zu analysieren, ob mit Trump-Johnson eine rechtspopulistische Ära droht, wie unter Reagen und Thatcher, die die konservative Revolution der 1980er vorantrieben.
London-Korrespondentin Tessa Szyszkowitz erklärt, wie der Erfolg des Tories-Chefs die Machtverhältnisse verschiebt. Und der britische Autor Misha Glenny kritisiert die Labour Party. Sie ist gescheitert, weil sie geglaubt hat, sich aus der Europafrage heraushalten zu können.