#11 - Die besten Strategien zur Therapie & Prävention von Rückenschmerzen | Robin Nürnberg
Aug 8, 2024
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Robin Nürnberg, Physiotherapeut und Schmerzcoach, beleuchtet die vielfältigen Ursachen von Rückenschmerzen und deren gesellschaftliche Auswirkungen. Er erklärt den Unterschied zwischen spezifischen und unspezifischen Rückenschmerzen und geht auf die Risiken von MRT-Bildern ein. Zudem diskutiert er die Rolle von psychosozialen Faktoren und betont die Bedeutung von Bewegung und Krafttraining zur Schmerzbewältigung. Ernährung und Körperhaltung werden ebenfalls thematisiert, während er spezifische Übungen zur Stärkung des Rückens vorstellt.
Rückenschmerzen sind häufig unspezifisch und verschwinden oft ohne therapeutische Intervention innerhalb von sechs bis zwölf Wochen.
Ein aktiver Therapieansatz ist entscheidend, um Patienten zur Rückkehr zu Aktivitäten und zur Wiederherstellung des Vertrauens in ihren Körper zu ermutigen.
Psychosoziale Faktoren, wie Ängste und Überzeugungen über den eigenen Körper, sind wichtig für die Schmerzwahrnehmung und sollten in der Therapie berücksichtigt werden.
Deep dives
Häufige Ursachen von Rückenschmerzen
Rückenschmerzen betreffen viele Menschen und resultieren häufig aus einer Vielzahl von Mythen und Missverständnissen. Der Großteil der Rückenschmerzen ist unspezifisch und lässt sich oft nicht auf eine klare Ursache zurückführen, was bedeutet, dass in der Regel keine schwerwiegenden Pathologien vorliegen. Schätzungen zufolge verschwinden etwa 85 bis 90 Prozent aller unspezifischen Rückenschmerzen innerhalb von sechs bis zwölf Wochen ohne therapeutische Intervention. Das bedeutet, dass eine Unterscheidung zwischen spezifischen und unspezifischen Rückenschmerzen von zentraler Bedeutung ist, um die richtige Therapie zu planen und schnellstmöglich eine Rückkehr zur Aktivität zu ermöglichen.
Der Einfluss von Lebensstil und Arbeitsunfähigkeit
Lebensstilfaktoren spielen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Rückenschmerzen, wobei eine hohe Anzahl an Arbeitsunfähigkeitsfällen aufgrund dieser Beschwerden festzustellen ist. In Deutschland führt die Herangehensweise, Symptome durch passives Behandeln wie Massagen zu lindern, häufig dazu, dass Betroffene länger aus dem Arbeitsleben ausgeschlossen bleiben. Eine proaktive Rückführung der Patienten in ihre beruflichen Tätigkeiten wird als vorrangiges Ziel von Gesundheitsfachkräften angesehen. Dennoch zeigt die Realität oft, dass diese Methodiken nicht zielführend sind, was zu einer gesellschaftlichen Herausforderung wird.
Die Bedeutung von körperlicher Aktivität
Um Rückenschmerzen effektiv zu behandeln, wird empfohlen, Patienten zu aktivem Handeln zu ermutigen, anstatt sie zur Schonung zu verleiten. Ein aktiver Thermaplan, der zunächst eine Beruhigung der schmerzenden Strukturen umfasst und anschließend schrittweise die Aktivität wieder steigert, ist entscheidend für den Heilungsverlauf. Programmiertes, sanftes Krafttraining und gezielte Bewegungsübungen können helfen, das Vertrauen der Betroffenen in ihren Körper wiederherzustellen. Methoden wie Pacing, bei denen Aktivitäten an den jeweiligen Schmerzlevels angepasst werden, sind von großer Bedeutung für die langfristige Behandlung von Rückenschmerzen.
Die Rolle von Bildgebung und Diagnostik
Frühzeitige Bildgebung wie MRTs kann bei der Diagnose von Rückenschmerzen kontraproduktiv sein, insbesondere wenn keine klaren Indikationen dafür bestehen. Es besteht die Gefahr, dass Patienten durch vermeintliche Befunde wie beispielsweise Bandscheibenvorfälle verunsichert werden, obwohl viele Menschen ohne Schmerzen ähnliche Bilder aufweisen. Ein MRT sollte nur dann durchgeführt werden, wenn klare klinische Symptome für schwerwiegendere Pathologien vorliegen, da falsche Interpretationen der Bilder zu einer Verzögerung des Heilungsprozesses führen können. Eine umfassende Kommunikation der Befunde im klinischen Kontext ist ebenfalls entscheidend, um Ängste und falsche Vorstellungen bei den Patienten zu vermeiden.
Psychosoziale Faktoren und Rückenschmerzen
Psychosoziale Komponenten spielen eine entscheidende Rolle im Umgang mit Rückenschmerzen, da Gedankenmuster und emotionale Zustände die Schmerzwahrnehmung beeinflussen können. Faktoren wie Angst vor Bewegung oder die Überzeugung, dass der Rücken fragil ist, tragen zur Chronifizierung von Schmerzen bei. Fragebögen zur Evaluierung dieser Aspekte, wie der Start Back Questionnaire, helfen Fachleuten, das Schmerzwahrnehmung-Risiko von Patienten besser einzuschätzen. Daher ist die integrierte Betrachtung von psychologischen und biologischen Faktoren wichtig, um eine ganzheitliche Therapie anzubieten und den Patienten ein besseres Verständnis ihrer Beschwerden zu ermöglichen.