Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse und ehemaliger BCG-Partner, teilt seine spannenden Einsichten zu Innovationen im Gesundheitswesen. Er spricht über die Notwendigkeit von Reformen im deutschen Gesundheitssystem und das komplizierte Abrechnungssystem. Baas beleuchtet auch den Wettbewerb zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung sowie die Herausforderungen bei der Mitgliedergewinnung. Zudem thematisiert er die Rolle von Marketingstrategien, um sich im umkämpften Markt abzuheben.
Dr. Jens Baas hat durch seine duale Expertise als Arzt und Berater erfolgreich die Techniker Krankenkasse zur größten gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland entwickelt.
Er plädiert für grundlegende Reformen im deutschen Gesundheitssystem, um bestehende Ungleichheiten zu beheben und die Versorgungsstrukturen zu verbessern.
Die Digitalisierung und Implementierung von elektronischen Patientenakten stehen im Fokus, um die Kommunikation zu optimieren und den Service für die Versicherten zu verbessern.
Deep dives
Professioneller Werdegang von Dr. Jens Baas
Dr. Jens Baas hat eine bemerkenswerte Karriere, die ihn von der Chirurgie über eine Beratungstätigkeit bei BCG bis zur Leitung der Techniker Krankenkasse (TK) geführt hat. Sein ursprünglich angestrebter Traum, Chefarzt einer Uniklinik zu werden, wurde durch seinen Wechsel zur Beratung geprägt, wo er BWL-Kenntnisse er erwerben konnte. In dieser Rolle leitete er bedeutende Projekte im Gesundheitswesen und fand schließlich seinen Weg zur TK, als er aufgrund seiner dualen Expertise als Arzt und Berater in das Gesundheitsmanagement eintrat. Sein Wechsel zur TK war finanziell riskant, da er auf einen Großteil seines Gehalts verzichtete, aber er sah darin die Chance, einen wirklichen Einfluss auf das Gesundheitswesen auszuüben.
Die Techniker Krankenkasse als Marktführer
Unter der Führung von Dr. Baas ist die TK zur größten Krankenkasse in Deutschland avanciert, mit über elf Millionen Versicherten. Er hat erfolgreiche Strategien entwickelt, um das Unternehmen zu positionieren und als kostengünstigsten und wachstumsstärksten Anbieter im Gesundheitsmark zu etablieren. Die Erhöhung der Mitgliederzahl und die Optimierung der Verwaltungsprozesse führten zu erheblichen Kosteneinsparungen, die an die Versicherten weitergegeben werden konnten. Diese Erfolge basieren auf der Fähigkeit, in einem zunehmend kompetitiven Markt zu differenzieren und durch innovative Dienstleistungen und Serviceangebote die Zufriedenheit der Kunden zu steigern.
Herausforderungen im Gesundheitswesen
Das Gesundheitswesen steht vor großen Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf steigende Kosten und ineffiziente Systeme. Dr. Baas beschreibt die Komplexität, die entsteht, wenn unterschiedliche Akteure – Patienten, Ärzte und Krankenkassen – im Gesundheitsbetrieb miteinander interagieren. Er thematisiert, dass diese Komplexität dazu führen kann, dass das Gesundheitssystem oft schwerfällig und träge ist, insbesondere bei der Einführung notwendiger Reformen. Um eine wirkliche Verbesserung zu erreichen, ist eine grundlegende Reform des Abrechnungssystems erforderlich, die Anreize für Ärzte schaffen könnte, die im besten Interesse der Patienten handeln.
Die Notwendigkeit von Reformen
Dr. Jens Baas plädiert für grundlegende Reformen im deutschen Gesundheitssystem, insbesondere im Hinblick auf die gesetzliche und private Krankenversicherung. Seine Vision beinhaltet die Idee, die Stärken beider Systeme zu kombinieren, um eine gerechtere und effizientere Versorgungsstruktur zu schaffen. Eine Reform könnte die Förderung eines wettbewerbsfähigen Marktes für beide Versicherungsarten und damit auch faire Leistungsbedingungen für alle Versicherten beinhalten. Er betont, dass es wichtig ist, bestehende Ungleichheiten und Schwierigkeiten der Patienten im Zugang zur medizinischen Versorgung anzugehen.
Die Rolle der Digitalisierung im Gesundheitswesen
Die Digitalisierung stellt einen wesentlichen Fokus für die Zukunft des Gesundheitswesens dar, so Dr. Baas. Durch die Implementierung einer elektronischen Patientenakte und digitaler Gesundheitslösungen soll die Kommunikation unter den Akteuren verbessert werden. Baas sieht großes Potenzial darin, durch digitale Tools nicht nur den Service für die Versicherten zu verbessern, sondern auch die internen Prozesse der Krankenkasse zu optimieren. Der digitale Wandel in der TK zielt darauf ab, die Mitgliederbindung zu stärken und die allgemeine Versorgungsqualität zu erhöhen.
Markenstrategie und Mitgliederwachstum
Die Markenbildung spielt eine zentrale Rolle in der Strategie der Techniker Krankenkasse, um sich von anderen Anbietern abzuheben. Dr. Baas hat die Zusammenarbeit mit verschiedenen Kommunikationskanälen intensiviert, um ein positives Markenimage zu fördern und neue Mitglieder zu gewinnen. Diese Bemühungen umfassen die Überarbeitung des Unternehmensnamens zur einfachen Ansprache als "Techniker" sowie die Verstärkung von Marketingmaßnahmen, die sich auf digitale Dienstleistungen konzentrieren. Die hohen Empfehlungsraten und die Anerkennung durch die Versicherten zeigen, dass diese Strategien gut ankommen und die TK als vertrauenswürdige Wahl angesehen wird.
Jens Baas führt Deutschlands größte Krankenversicherung – und verzichtete dafür auf Millionen.
Jens Baas war Partner bei BCG und verdiente Millionen. Dann gab er den Job auf, um Chef einer Krankenkasse zu werden. 2012 übernahm der studierte Arzt die Führung bei der Techniker Krankenkasse, seitdem hat sie sich zur größten gesetzlichen Krankenversicherung des Landes entwickelt mit 12 Millionen Versicherten. Im OMR Podcast spricht Jens Baas darüber, wie man Innovationen in einem stark regulierten Markt vorantreibt, warum das Gesundheitssystem dringend reformiert werden muss – und wie bei der Abrechnung getrickst wird.
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