Mit PEP® gegen Auftrittsstress - Interview mit Dr. Michael Bohne
Sep 15, 2024
auto_awesome
Dr. Michael Bohne, Facharzt für Psychiatrie und Unterstützung bei Auftritten, hat die innovative PEP®-Methode entwickelt. Er erklärt, wie man Blockaden überwindet und Ängste im Auftritt contextuell angeht. Selbstwertgefühl und Retouren auf Kritik sind zentrale Themen. Zudem wird die Bedeutung von Humor und Leichtigkeit in Therapie und Kunst angesprochen. Bohne ermutigt, Coaching und Mentoring in der Musikausbildung zu integrieren, um ein gesundes Umfeld zu schaffen und das volle Potential auszuschöpfen.
Dr. Michael Bohne erklärt, dass die Methode PEP® emotionale Blockaden durch innovative Techniken und integrierte neurobiologische Erkenntnisse überwindet.
Ein zentrales Thema ist der Selbstwert, da er direkte Auswirkungen auf die Leistung von Musikern in auftrittsbezogenen Situationen hat.
Die Entwicklung einer wertschätzenden Kommunikationskultur im Ensemble fördert das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Musikern entscheidend.
Deep dives
Prozess- und Embodiment-fokussierte Psychologie (PEPP)
Die Prozess- und Embodiment-fokussierte Psychologie (PEPP) ist eine innovative Methode zur Überwindung emotionaler Blockaden. Im Gegensatz zu traditionellen, narrativen Therapien konzentriert sich PEPP auf die unmittelbaren Elemente, die Menschen belasten und blockieren. Diese Technik basiert auf Klopftechniken, wurde jedoch durch weitere Erkenntnisse aus der Neurobiologie ergänzt, um effektiver zu sein. Dr. Michael Bohne, der PEPP entwickelt hat, stellte fest, dass das Klopfen zwar hilfreich ist, aber oft nicht ausreicht; daher integrierte er zusätzliche Ansätze zur schnelleren Transformation von Problembewältigungsmechanismen.
Die Big Five-Lösungsblockaden
Dr. Bohne identifizierte fünf zentrale Lösungsblockaden, die Menschen häufig daran hindern, ihre emotionalen Herausforderungen zu bewältigen. Diese Blockaden umfassen Selbst- und Fremdvorwürfe, unrealistische Erwartungen an andere, das Gefühl, in einer Problemtrance gefangen zu sein, und parafunktionale Loyalitäten zu nahestehenden Personen. Ein Beispiel für eine solche Loyalität könnte die unbewusste Entscheidung sein, nicht erfolgreicher als die Eltern zu sein, um deren Leiden nicht zu echokammel. Das Erkennen und Überwinden dieser Blockaden ist entscheidend für den persönlichen Fortschritt und die emotionale Stabilität.
Selbstwert und Auftrittscoaching
Ein zentrales Thema im Coaching-Prozess ist der Selbstwert, insbesondere im Kontext von Auftritten. Dr. Bohne betont, dass die Bühne oft als Vergrößerungsglas für Selbstwertgefühle wirkt und selbstsichere Personen leichter performen können. Wenn Musiker auf der Bühne stehen, kann selbst das geringste Selbstwertproblem dazu führen, dass sie sich unsicher fühlen und performative Angst entwickeln. Daher ist es wichtig, im Rahmen von Auftrittscoaching Strategien zu entwickeln, um das Selbstwertgefühl zu stärken, um eine optimale Leistung abzurufen.
Umgang mit Auftrittsangst sowie Stress
Auftrittsangst kann kontextabhängig sein und unterschiedliche Ausprägungen zeigen, je nach Situation und Selbstwahrnehmung der Musiker. Dr. Bohne erklärt, dass Musiker in manchen Situationen keine Probleme haben, während sie in anderen, wie etwa beim Probespiel, unter großer Anspannung leiden. Diese Unterschiede erfordern maßgeschneiderte Ansätze, um mit den spezifischen Ängsten umzugehen und eine positive Sichtweise auf die Auftrittssituation zu entwickeln. Wichtige Techniken umfassen das Klopfen zur Emotionsregulation und die Entwicklung positiver mentaler Strategien, um den Druck zu reduzieren.
Wertschätzende Kommunikationskultur
Eine wertschätzende Kommunikations- und Feedbackkultur ist entscheidend für den Erfolg und das Wohlbefinden von Musikern in Ensembles. Dr. Bohne empfiehlt, die Definition von Erfolg in Orchestern klarzustellen und ein Umfeld zu schaffen, in dem die Musiker Sicherheit und Wertschätzung erleben. Er betont, dass eine positive Atmosphäre und Anerkennung der Leistung unerlässlich sind, um die bestmöglichen Leistungen zu fördern. Dazu gehört auch, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Bedürfnisse der Musiker hinsichtlich wertschätzender Kommunikation zu berücksichtigen.
Dr. Michael Bohne ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und hat sich als einer der ersten Auftritts-Coaches in Deutschland einen Namen gemacht. Im therapeutischen Feld und im Coaching ist er sehr bekannt für seine Methode PEP®. Diese ist dem Bereich der bifokal-multisensorischen Interventionstechniken zuzuordnen, beinhaltet aber noch viel mehr, als nur das Klopfen. Dr. Bohne hat Strategien aus den anerkannten Therapieschulen kombiniert und Prozesse entwickelt, die sich in Therapie und Coaching integrieren lassen. Ein zentraler Aspekt ist auch die Haltung von Humor, Leichtigkeit und Zuversicht.
Ich habe ihn zur Entstehung der Methode befragt und wir haben uns u.a. über Fehlerkultur, Haltung und Selbstwert unterhalten.