Jan Kusber, Historiker und Professor für osteuropäische Geschichte, beleuchtet Katharina II. als eine der einflussreichsten Frauen ihrer Zeit. Michael Schippan erklärt die Bedeutung des russischen Zarenreichs im 18. Jahrhundert und seine Rolle in der europäischen Politik. Martin Aust diskutiert den Aufstieg und die Herrschaft Katharinas, ihre Reformen und die aggressive Expansionspolitik, die das Zarenreich formten. Zudem wird der dramatische Sturz von Peter III. und der mysteriöse Tod des Zaren besprochen, was das Intrigennetz der damaligen Zeit verdeutlicht.
Katharina II., beeinflusst von den Ideen der Aufklärung, integrierte wichtige Reformen in die russische Verwaltung und Gesellschaft.
Durch strategische Kriege und diplomatische Manöver festigte Katharina II. den internationalen Einfluss Russlands und erweiterte das Zarenreich erheblich.
Deep dives
Katharina II. und ihre Herkunft
Katharina II. wurde 1729 als Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst in eine einflussreiche Adelsfamilie geboren. Ihr Vater war ein preußischer General, während ihre Mutter die Schwester des schwedischen Königs war, was Katharina bereits von Geburt an in eine bedeutende Position im osteuropäischen Raum brachte. Während ihrer Kindheit und Jugend in Stettin interessierte sie sich intensiv für die Aufklärung und die Ideen ihrer Zeit. Diese frühe Bildung legte den Grundstein für ihr späteres Streben nach Macht und Einfluss in Russland.
Der Sturz von Peter III.
Katharina hatte eine unglückliche Ehe mit Peter III., die auf einer arrangierten Heiratsvereinbarung beruhte. Als sie von der Absicht ihres Mannes erfuhr, sich scheiden zu lassen, sah sie ihre Macht in Gefahr und plante zusammen mit ihrem Geliebten Grigori Orlov einen Putsch. Am 28. Juni 1762 übernahm sie die Kontrolle, indem sie militärische Unterstützung und die Loyalität ihrer Verbündeten gewann und schließlich Peter III. absetzte. In der Folge trat sie selbst die Nachfolge als Zarin an und begann eine neue Ära in der russischen Geschichte.
Innenpolitische Reformen unter Katharina II.
Katharina II. wird oft als Herrscherin des aufgeklärten Absolutismus charakterisiert, da sie versuchte, die Regierung mit den Ideen der Aufklärung in Einklang zu bringen. Sie investierte in Bildung, Kunst und Wissenschaft und strebte an, das russische Zarenreich an europäische Standards heranzuführen. Trotz dieser Reformen behielt sie jedoch die absolute Kontrolle über die Politik und die Verwaltung des Landes. Ihre Herrschaft war geprägt von dem Bestreben, den Wohlstand ihres Volkes zu fördern, während sie gleichzeitig ihre eigene Machtfestigung im Blick behielt.
Expansionspolitik und Einfluss in Europa
Katharina II. richtete ihren Fokus auch auf die Expansion des russischen Reiches und führte mehrere Kriege gegen das Osmanische Reich, um den Zugang zum Schwarzen Meer zu sichern. Unter ihrer Herrschaft kam es zur ersten Teilung Polens, die die geopolitische Landschaft Europas veränderte und Russlands Einfluss erheblich verstärkte. Ihre bewusste Verzahnung diplomatischer und militärischer Strategien führte dazu, dass Russland zu einer der führenden Mächte in Europa aufstieg. Die Expansion und die damit verbundenen territorialen Gewinne trugen dazu bei, Katharinas Ruf als 'Katharina die Große' zu festigen.
Zar Peter III. geht und Katharina II. nimmt sich seinen Platz – aber wie? Den Beinamen "Die Große" trägt sie mit gutem Grund. Manche Effekte ihrer Herrschaft gelten als modern, aber sie wird auch zur weiblichen Ikone des Absolutismus.
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Ihr hört in dieser "Eine Stunde History":
00:11:11 - Jan Kusber, der Historiker und Osteuropaexperte beschreibt Katharina II.
00:20:05 - Michael Schippan, der Historiker erläutert die Bedeutung Russlands für die Geschichte Europas im 18. Jahrhundert.
00:27:41 - Martin Aust, der Bonner Osteuropahistoriker erklärt das russische Zarentum.