Nina Brnada, FALTER-Reporterin aus Belgrad, und Vedran Džihić, Balkanexperte, diskutieren die explosiven Spannungen zwischen Serbien und Kosovo. Sie beleuchten die autoritäre Herrschaft von Aleksandar Vučić und die massiven Proteste in Serbien. Der Konflikt wird durch nationale Identitäten angeheizt, während die Vergangenheit, einschließlich des Srebrenica-Massakers, nicht verarbeitet ist. Džihić analysiert die Herausforderungen der politischen Diplomatie und die wachsenden internen Spannungen in der Region. Die bedrohliche Lage erfordert dringend Aufmerksamkeit.
Der Konflikt um den Kosovo wird durch nationalistische Bestrebungen und die Unterstützung Belgrads für die serbische Minderheit im Norden verschärft.
Die öffentliche Unruhe in Serbien, bedingt durch Tragödien und Proteste, zeigt den Druck auf Präsident Vucic, politische Veränderungen herbeizuführen.
Deep dives
Nationalismus und Konflikt im Kosovo
Der aktuelle Konflikt um den Kosovo wird stark von nationalistischen Bestrebungen auf beiden Seiten geprägt. Serbien erkennt die Unabhängigkeit des Kosovo, die vor 25 Jahren erklärt wurde, nicht an, was zu Spannungen führt, insbesondere im Norden des Kosovo, wo eine serbische Minderheit lebt. Dort lehnen die Serben die Autorität der kosovarischen Regierung ab und werden von Belgrad aktiv unterstützt. Die Gewalt im Mai, als KFOR-Soldaten von serbischen Demonstranten angegriffen wurden, verdeutlicht die angespannte Lage und die Sorgen um eine Eskalation des gewaltsamen Nationalitätenkonflikts in der Region.
Rolle von Aleksandar Vucic
Aleksandar Vucic, der serbische Präsident, steht unter erheblichem Druck und versucht, durch nationalistische Inszenierungen seine Macht zu festigen. Sein jüngstes großes Treffen in Belgrad fiel zusammen mit der Eskalation der Situation im Kosovo, was ihm die Möglichkeit bot, sich als starker Führer zu präsentieren. Trotz seines autoritären Stils wird Vucic weiterhin als stabilisierende Figur in der Region wahrgenommen, während er gleichzeitig eine Politik verfolgt, die oft auf nationale Interessen abzielt. Seine Verwicklungen und die komplexe politische Landschaft in Serbien behindern einen klaren Weg zu einer Lösung für die Kosovo-Krise.
Die Stimmung auf der Straße
Die öffentliche Stimmung in Serbien ist angespannt, besonders in Anbetracht der jüngsten Tragödien, die zu großen Protesten gegen die Regierung geführt haben. Eine hohe Waffendichte in den Haushalten trägt zum Gefühl einer Gewaltkultur bei, die tief im serbischen Alltag verwurzelt ist. Während die Opposition vielfältig und teils uneins ist, fordern die Demonstranten vor allem Veränderungen im mediale System und ein Ende der Kontrolle durch Vucic. Es bleibt abzuwarten, ob dieser Druck von der Bevölkerung zu substantiellen politischen Veränderungen führen kann, während die Situation im Kosovo weiterhin kritisch bleibt.
Wie Serbiens Präsident Aleksandar Vučić und Kosovos Regierungschef Albin Kurti den Nationalitätenkonflikt am Kochen halten. In Belgrad protestieren Zehntausende. Sie hören Balkanexperten Vedran Džihić und FALTER-Reporterin Nina Brnada im Gespräch mit Raimund Löw.