Die Berliner Kongokonferenz - Der Wettlauf um Afrika
Nov 8, 2024
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Andreas Eckert, ein Kolonialismus-Experte, und Benedikt Stuchtey, Gesch_professor, beleuchten die Berliner Kongokonferenz von 1884. Sie diskutieren die politische Taktik von Otto von Bismarck und die Impact auf die Aufteilung Afrikas. Kulturelle Grenzen wurden ignoriert, was zu langfristigen Konflikten führte. Stuchtey analysiert die Folgen des Kolonialismus bis in die heutige Zeit und die Verantwortung der ehemals kolonialen Mächte. Diese Konferenz wird als Schlüsselmoment der kolonialen Geschichte betrachtet, mit weitreichenden Konsequenzen.
Die Kongo-Konferenz von 1884, ein Treffen unter der Leitung von Bismarck, ordnete die koloniale Aufteilung Afrikas ohne Rücksicht auf ethnische Grenzen.
Die willkürlichen Grenzen, die während der Konferenz festgelegt wurden, haben bis heute Auswirkungen auf Konflikte und geopolitische Spannungen in Afrika.
Deep dives
Die Kolonialisierung Afrikas
Die europäische Kolonialisierung Afrikas begann im 15. Jahrhundert, als europäische Mächte, insbesondere die Briten und Franzosen, an den Küsten Handel trieben und Rohstoffe wie Gewürze, Elfenbein und Sklaven gewannen. Anfangs waren die inneren Regionen Afrikas unerforscht, weshalb der Kontinent als 'dunkel' galt. Mit der Industrialisierung stieg die Nachfrage nach Rohstoffen, was dazu führte, dass Afrika zur Zielregion für koloniale Unternehmungen wurde. Der Sklavenhandel wurde zwar auf dem Papier verboten, doch der Handel mit verschiedenen Rohstoffen nahm zu, sodass europäische Länder zunehmend begannen, Afrika zu okkupieren.
Die Kongo-Konferenz von 1884
Die Kongo-Konferenz wurde am 15. November 1884 auf Einladung von Otto von Bismarck einberufen, um die kolonialen Ambitionen der europäischen Mächte zu ordnen und zu verhindern, dass es zu Konflikten über die afrikanischen Gebiete kam. Vertreter aus 14 Ländern, die Afrika nie bereist hatten, kamen zusammen, um die Einflusssphären zu bestimmen und verbindliche Regeln aufzustellen. Es wurde eine Kongo-Akte unterzeichnet, die zwar Prinzipien von Respekt und Menschenwürde enthielt, jedoch in der Praxis wertlos war, da die koloniale Ausbeutung ungehindert fortgesetzt wurde. Diese Konferenz markierte einen entscheidenden Schritt zur massiven Aufteilung und Ausbeutung Afrikas durch Europa.
Bismarcks Rolle und Motivation
Otto von Bismarck hatte zunächst kein Interesse an Kolonien für das Deutsche Reich, da er die Kosten als höher als den Nutzen betrachtete. Allerdings änderte sich dies, als Konflikte um Handelsinteressen, wie im Fall von Samoa, auftraten, die ihn dazu zwangen, auch wirtschaftliche Aspekte in die Außenpolitik einzubeziehen. Die Kongo-Konferenz diente ihm sowohl als innenpolitisches Mittel, um den Liberalen das Wasser abzugraben, als auch als Möglichkeit, die junge Großmacht Deutschland auf der internationalen Bühne zu präsentieren. Bismarcks Ziel war es, die Stabilität des Deutschen Reiches zu sichern und den Einfluss seiner kolonialen Politik zu legitimieren.
Langfristige Auswirkungen der Grenzen
Die auf der Kongo-Konferenz gezogenen Grenzen wurden willkürlich und ohne Berücksichtigung der ethnischen oder kulturellen Gegebenheiten festgelegt, was zu langanhaltenden Konflikten führte. Obwohl die Grenzen zunächst porös blieben und viele Menschen weiterhin Handel trieben, sind diese Linien bis heute relevant und beeinflussen die geopolitische Landschaft Afrikas. Nach den Unabhängigkeiten der afrikanischen Staaten entschied man sich, an diesen Grenzen festzuhalten, um Konflikte zu vermeiden. Diese Entscheidung führte dazu, dass die kolonialen Grenzen bis heute oft Grund für Spannungen und Konflikte innerhalb der ehemaligen Kolonien sind.
Ab Mitte November 1884 tagt auf Einladung des Reichskanzlers Otto von Bismarck in Berlin die Kongokonferenz. Die kolonialen Großmächte wollen den afrikanischen Kontinent unter sich "aufteilen". Kulturelle, sprachliche und ethnische Grenzen spielen keine Rolle.
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Ihr hört in dieser "Eine Stunde History":
00:10:35 - Andreas Eckert berichtet über den Verlauf der Konferenz.
00:21:53 - Christoph Nonn ist der Autor einer Biographie über Otto von Bismarck, Organisator und Gastgeber der Konferenz.
00:29:23 - Benedikt Stuchtey hat sich mit der Geschichte des Kolonialismus beschäftigt und seinen Folgen bis heute.