Johannes Preiser-Kapeller, ein Klimahistoriker an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Universität Wien, beleuchtet die faszinierenden Wechselwirkungen zwischen Klima und Gesellschaft im Mittelalter. Er erzählt von gewaltigen Heuschreckenschwärmen, die biblische Dimensionen annahmen und die Ernten vernichteten. Historische Erklärungen für Klimaphänomene waren oft mystisch, und Preiser-Kapeller verbindet dies mit sozialen Krisen und Kunst der Zeit. Ein eindrucksvolles Bild verdeutlicht, wie extreme Wetterlagen das Leben und die Gedanken der Menschen prägten.
Klimatische Veränderungen im Mittelalter, sowohl Warm- als auch Kaltphasen, hatten erhebliche Auswirkungen auf Landwirtschaft und Gesellschaft.
Religiöse Rituale und rechtliche Maßnahmen spiegelten die Versuche der Menschen wider, mit extremen Wetterereignissen und deren Ängsten umzugehen.
Deep dives
Der historische Klimawandel und seine Relevanz
Der Klimawandel der Vergangenheit ist entscheidend, um das heutige Klima besser zu verstehen. Historische Vergleiche zeigen, wie frühere Gesellschaften auf klimatische Veränderungen reagierten, ob sie sich anpassen konnten oder mit großen Herausforderungen konfrontiert waren. Aus den Ereignissen in der Geschichte können wertvolle Lektionen für den Umgang mit dem gegenwärtigen Klimawandel gezogen werden. Ein Beispiel ist die mittelalterliche Klimaanomalie, die wärmer war als zuvor, aber auch für einige Regionen problematisch war.
Ursachen historischer Klimaveränderungen
Die klimatischen Veränderungen im Mittelalter waren in erster Linie natürlichen Ursprungs, einschließlich Sonnenaktivität und vulkanischen Ausbrüchen. Zeiten mit geringer Sonnenaktivität führten zu kühleren Temperaturen, während große Vulkanausbrüche die Atmosphäre mit Aerosolen verunreinigten, was ebenfalls zu klimatischen Anomalien führte. Diese natürlichen Faktoren führten zu einer erhöhten Häufigkeit von extremen Wetterereignissen wie kühlen Sommern und harten Wintern. Der Einfluss regionaler Besonderheiten, wie der Nordatlantik-Oszillation, verstärkte diese klimatischen Schwankungen zusätzlich.
Reaktionen der Gesellschaft auf klimatische Extreme
Im Mittelalter wurden extreme Wetterereignisse häufig durch religiöse Rituale wie Bittprozessionen interpretiert, um Gott um Hilfe zu bitten. Gleichzeitig gab es juristische Versuche, wie Gerichtsverfahren gegen Heuschrecken, die als Schädlinge angesehen wurden. Diese Maßnahmen spiegeln den Versuch wider, mit Naturphänomenen umzugehen und die Gemeinschaft in Krisenzeiten zu stärken. Das Beispiel eines Heuschreckenschwarms, der von Kaiser Karl IV. beobachtet wurde, illustriert die tiefen Ängste der Menschen gegenüber Wetterextremen.
Literarische und künstlerische Reflexionen über das Klima
Literarische Werke wie das Buch der Natur von Konrad von Megenberg geben Einblick, wie Naturphänomene im Mittelalter erklärt wurden. Der Autor verbindet wissenschaftliche Überlegungen mit religiösen Deutungen und thematisiert dabei auch die sozialen Ängste, die mit Klimaphänomenen verbunden waren. Auch in der Kunst wurden wetterbedingte Ereignisse illustriert, wie in Bruegels „Die Heimkehr der Jäger“, das die extremen Winter darstellt. Diese Werke sind wichtige historische Quellen, die zeigen, wie tiefgreifend das Klima das Leben der Menschen beeinflusste.
: Das Mittelalter war geprägt von Warm- und von Kaltphasen, die das Leben der Menschen maßgeblich beeinflussten. Fielen ungewöhnliche Hitzeperioden und der Vermehrungszyklus der Heuschrecken zusammen, machten sich die Insektenschwärme von Nordafrika nach Mitteleuropa auf und fraßen hier alles weg. Ein historisch belegter Heuschrecken-Schwarm war zwanzig Kilometer lang. Ebenso setzten Kälte und Nässe der Landwirtschaft und den Menschen zu. Rationale Erklärungen für diese Klimaphänomene, die etwa von erhöhter Sonnenfleckenaktivität und stärkerem Vulkanismus ausgelöst wurden, gab es wenige. Manche verbanden kosmische Konstellationen mit seismischen Aktivitäten und Krankheitsausbrüchen wie der Pest. Der Klimahistoriker Johannes Preiser-Kapeller erzählt im Gespräch mit Mariella Gittler die spannendsten Geschichten aus unserer Klimahistorie.
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