Die Linke und das BSW: Totgesagte schlagen Shootingstar?
Feb 14, 2025
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Thorsten Faas ist Politikwissenschaftler und Wahlforscher an der Freien Universität Berlin. Er diskutiert die überraschende Wendung der Linkspartei, die von drei auf sechs Prozent in den Umfragen sprang. Faszinierend ist der Internet-Hype um die unbekannte Kandidatin Heidi Reichinnek und der Einfluss von Oskar Lafontaine. Faas erklärt auch, warum Sahra Wagenknecht an Strahlkraft verliert und die Herausforderungen der BSW im bevorstehenden Wahlkampf größer sind, als erwartet.
Die Linke zeigt einen überraschenden Umfrageanstieg aufgrund des Wechsels an der Parteispitze und der Rückkehr prominenter Figuren.
Das Bündnis Sahra Wagenknecht kämpft mit abnehmender Strahlkraft, da die Erwartungen an ihre politische Agenda nicht erfüllt werden konnten.
Die junge Wählerschaft gewinnt an Bedeutung für den Wahlerfolg, wobei Social Media eine Schlüsselrolle spielt, insbesondere durch Heidi Reichenegg.
Deep dives
Die Rolle der Hausärzte in Deutschland
In Deutschland gibt es eine tief verwurzelte Kultur des Besuchs von Arztpraxen, die für viele Menschen ein vertrauter und vertrauenswürdiger Ort ist. Hausärzte und Facharztpraxen bieten nicht nur medizinische Versorgung, sondern fungieren auch als Anlaufstelle, bei der die Patienten persönlich bekannt sind. Diese Form der medizinischen Betreuung steht jedoch zunehmend unter Druck, möglicherweise auf eine Art und Weise, die zu einem Verlust dieses vertrauten Systems führen könnte. Die Wichtigkeit von Hausärzten wird in der Debatte betont, da sie nicht nur medizinische, sondern auch soziale Funktionen in den Gemeinschaften erfüllen, in denen sie tätig sind.
Politische Verschiebungen und die Linke
Die politischen Landschaften in Deutschland verändern sich dramatisch, wie das Comeback der Partei Die Linke zeigt, die in Umfragen von drei auf bis zu sechs Prozent gestiegen ist. Dieser Anstieg wird teilweise auf den Wechsel an der Parteispitze und die Rückkehr prominenter Figuren wie Gregor Gysi zurückgeführt. Parallel dazu verzeichnet das Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW) einen Rückgang, da die Erwartungen an ihre politische Agenda nicht erfüllt werden konnten. Die gegenwärtigen politischen Strömungen haben das Wählerverhalten beeinflusst, wobei viele Wähler nach klaren Alternativen in der aktuellen politischen Landschaft suchen.
Einfluss junger Wähler und Social Media
Die junge Wählerschaft wird zunehmend als Schlüsselgruppe für den Wahlerfolg angesehen, wobei Parteien wie Die Linke auf Social Media Plattformen wie TikTok aktiv sind. Die Spitzenkandidatin Heidi Reichenegg hat sich als besonders effektiv erwiesen, diese Zielgruppe anzusprechen und verzeichnet große Erfolge in sozialen Netzwerken. Studien zeigen, dass junge Menschen mehr Interesse an parteipolitischen Inhalten haben, die soziale Gerechtigkeit thematisieren, und dass Reicheneggs Auftritte auf Social Media diesen Effekt noch verstärken. Dennoch bleibt die Frage zu klären, inwieweit diese Medialisierung tatsächlich zu mehr Stimmen führt oder ob sie lediglich eine Momentaufnahme darstellt.
Herausforderungen für das Bündnis Sarah Wagenknecht
Das Bündnis Sarah Wagenknecht hatte anfänglich großes Potenzial, hat jedoch Schwierigkeiten, sich politisch zu etablieren und eine breitere Wählerschaft anzusprechen. Die Kombination von wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Positionen erweist sich als problematisch, besonders in einer Zeit, in der migrationspolitische Fragen im Vordergrund stehen. Der Rückgang in Umfragen zeigt, dass sich viele Wähler nicht mit den Positionen des BSW identifizieren können, was zur Unsicherheit über die politische Zukunft der Partei führt. Die Wählerschaft könnte sich nach klareren und konsistenteren politischen Positionen umsehen, was dem BSW schaden könnte.
Die Bedeutung von Koalitionen für die Zukunft
Die Möglichkeit,skraft entstehen zu lassen, die für die kommenden Koalitionsverhandlungen von zentraler Bedeutung sein wird, stellt eine der größten Herausforderungen dar. Die c wurde die Bildung von Koalitionen in der Vergangenheit erschwert, ist jedoch in der gegenwärtigen Situation relevanten. Die Tatsache, dass die Wählertradition sich zu verändern beginnt und sie eventuell zu neuen politischen Partnerschaften führen könnte, muss beobachtet werden. Die Endergebnisse der Wahl könnten erheblichen Einfluss darauf haben, wie sich die politische Landschaft in Zukunft entwickelt und welche Parteien an der Regierung beteiligt sind.
So schnell kann es gehen in der Politik: Die Linke war vor wenigen Wochen noch in den Umfragen bei drei Prozent eingemauert – und erreicht nun bis zu sechs Prozent. Meinungsforscher sagten dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) den sicheren Einzug in den Bundestag voraus – und nun schaut die Namensgeberin samt Anhang nervös der Wahl am 23. Februar entgegen. Was sind die Gründe für diese überraschende Entwicklung? Warum wirken die Totgesagten plötzlich so quicklebendig – und warum ist die Euphorie um den Shootingstar so rasch verpufft?
In der neuen Ausgabe von „Das Politikteil“ sprechen Ileana Grabitz und Peter Dausend mit dem Politikwissenschaftler und Wahlforscher Thorsten Faas über den Rollentausch im linken Lager – sofern man das BSW dazuzählen möchte. Faas analysiert den Internet-Hype um die neue Linken-Ikone Heidi Reichinnek („Keiner kennt sie und gleichzeitig ist sie ein Superstar“), Sinn und Unsinn der "Mission Silberlocke" („Die alten Männer braucht es nicht“), die Auswirkung des Wechsels an der Parteispitze und begründet, warum die Performance der Ampel ganz wesentlich zum Aufschwung der Linken beigetragen hat.
Beim BSW beschreibt Faas, wieso das politische Faszinosum Sahra Wagenknecht gerade an Strahlkraft verliert, welche Rolle Oskar Lafontaine spielt, wieso das Bündnis weniger AfD-Wähler gewinnen konnte als erwartet – und er geht der Frage nach, ob ein Scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde lediglich das Aus für Sahra Wagenknecht bedeuten würde oder für das gesamte Projekt.
Professor Dr. Thorsten Faas, Jahrgang 1975, hat Politikwissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und der London School of Economics studiert. 2008 wurde er mit einer Arbeit über „Arbeitslosigkeit und Wählerverhalten. Direkte und indirekte Wirkungen auf Wahlbeteiligung und Parteipräferenzen in Ost- und Westdeutschland“ an der Uni Duisburg-Essen promoviert. Nach Lehrtätigkeiten in Mannheim und Mainz ist er seit 2017 als Professor im Bereich Politische Soziologie der Bundesrepublik Deutschland am Otto-Suhr-Insitut der FU Berlin tätig. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit Wahlen, Wahlrecht, Wahlkämpfen und Wahlstudien.
Im Podcast "Das Politikteil" sprechen wir jede Woche über das, was die Politik beschäftigt, erklären die Hintergründe, diskutieren die Zusammenhänge. Immer freitags mit zwei Moderatoren, einem Gast – und einem Geräusch. Neben Ileana Grabitz und Peter Dausend sind auch Tina Hildebrandt und Heinrich Wefing als Gastgeber zu hören.
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