#340 deep dive: ChatGPT, was sollen wir noch lernen? Mit Elke Höfler
Mar 18, 2025
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Elke Höfler, Assistenzprofessorin für Mediendidaktik an der Universität Graz, diskutiert die Herausforderungen und Chancen, die KI wie ChatGPT im Bildungsbereich mit sich bringt. Sie betont die Notwendigkeit für mehr als nur Grundkompetenzen: Kritisches Denken, Medienkompetenz und emotionale Intelligenz sind entscheidend. Das Gespräch beleuchtet, wie soziale Medien unsere Lernprozesse beeinflussen und die Verantwortung der Nutzer im Umgang mit KI. Höfler fordert ein lebenslanges Lernen, um die Potenziale von KI sinnvoll zu nutzen.
Künstliche Intelligenz verändert die Bildung und fordert ein Umdenken, um Lernmethoden und Inhalte den Anforderungen der modernen Gesellschaft anzupassen.
Kritisches Denken wird zur Schlüsselkompetenz, da Nutzer lernen müssen, die von KI generierten Informationen zu hinterfragen und einzuschätzen.
Zukünftige Schulen könnten durch die Zusammenarbeit von Lehrkräften und KI individuelle Lernansätze fördern, die Schülern mehr Selbstständigkeit bieten.
Deep dives
Die Rolle der KI in der Bildung
Künstliche Intelligenz (KI) ist zunehmend in der Bildung relevant geworden und hat das Potenzial, das traditionelle Bildungssystem zu transformieren. Historisch gesehen wurde KI seit den 1960er Jahren ignoriert, während andere Bereiche wie Medizin schneller Fortschritte machten. Durch den Aufstieg von Werkzeugen wie ChatGPT erkennen Bildungseinrichtungen, dass das aktuelle System nicht mehr ausreicht, um den Anforderungen einer modernen Gesellschaft gerecht zu werden. KI zeigt Schwächen im Bildungssystem auf und fordert zu einem grundlegenden Umdenken auf, um nicht nur das Lernen zu optimieren, sondern auch die Lehrmethoden zu revolutionieren.
Die Unterschiede zu herkömmlichen Technologien
ChatGPT und ähnliche KI-Modelle unterscheiden sich grundlegend von herkömmlichen Informationsquellen wie Wikipedia, da sie auf der Generierung von Inhalten basieren und nicht einfach Fakten wiedergeben. Diese KI-Modelle können menschenähnliche Texte generieren, was ihnen die Fähigkeit verleiht, komplexe Interaktionen zu ermöglichen. Beispielsweise kann ChatGPT bei der Erstellung von Rezepten helfen, indem es auf Basis einer Eingabe von vorhandenen Zutaten Gerichte vorschlägt. Diese interaktive Funktion kommt vielen NutzerInnen zugute, ermöglicht aber auch potenzielle Missverständnisse und Verzerrungen, wenn die generierte Information nicht kritisch hinterfragt wird.
Kritisches Denken als neue Kompetenz
In einer Welt, in der KI eine zentrale Rolle spielt, müssen Individuen lernen, die von der KI generierten Informationen kritisch zu hinterfragen. Dabei spielt kritisches Denken eine Schlüsselrolle, da kreative Problemlösungen und das Erkennen von Mustern in den Daten Fähigkeiten sind, die auch weiterhin gefragt sein werden. Die Notwendigkeit, Entscheidungen zu begründen und Quellen kritisch zu prüfen, wird immer wichtiger, um Falschinformationen vorzubeugen. Diese neue Denkweise wird auch in der Schule als eine fundamental notwendige Kompetenz angesehen, die in den Lehrplan integriert werden muss.
Ko-Kreativität zwischen Lehrern und KI
In der Schule der Zukunft besteht die Möglichkeit, dass LehrerInnen und KI zusammenarbeiten, um einen individuelleren Lernansatz zu ermöglichen. Lehrpersonen können KI verwenden, um Lehrinhalte zu generieren, flexibel mit den Bedürfnissen der SchülerInnen umzugehen und den Lernprozess zu begleiten. Das Ziel ist eine ko-kreative Beziehung zwischen Technologie und menschlicher Interaktion, die es den SchülerInnen ermöglicht, selbstständiger zu lernen und gleichzeitig die Unterstützung und Anleitung zu erhalten, die sie benötigen. Diese Änderung könnte dazu führen, dass traditionelle Produktorientierung durch eine prozessorientierte Methodik ersetzt wird.
Herausforderungen im Bildungssystem
Das traditionelle Bildungssystem steht vor großen Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die Integration von KI in den Unterricht. LehrerInnen fühlen sich oft überfordert, da sie nicht ausreichend vorbereitet sind, um mit den neuen Technologien umzugehen. Zudem ist es schwierig, kleinere Klassengrößen zu schaffen, um individualisierte Lernprozesse zu fördern, was die Betreuung von SchülerInnen erschwert. Ein Mangel an Wertschätzung für Lehrkräfte und gleichzeitig steigende Erwartungen an ihren Engagements schaffen ein belastendes Umfeld, das grundlegende Reformen erfordert.
Zukunftsausblick für Berufsbildung
Die Integration von KI in die Bildung wirft Fragen bezüglich zukünftiger Berufsfelder auf. Man erwartet, dass neue Berufsbilder entstehen, während alte verschwinden, was ein kontinuierliches Lernen und Anpassen erforderlich macht. Flexibilität und die Bereitschaft, neue Fähigkeiten zu entwickeln, sind unerlässlich, um in einer sich schnell verändernden Arbeitswelt erfolgreich zu sein. Das Lernen muss in den Alltag integriert werden, um nicht nur einen Job zu erlernen, sondern auch um ein lebenslanges Lernen zu fördern.
Wenn ChatGPT und die KI bald alles besser kann als wir, was sollen wir dann noch lernen? Das habe ich Elke Höfler von der Uni Graz gefragt. Über KI, Kreativität, Menschsein. Und Lernen, Schule und Weiterbildung. Ein deep dive.
🙆 Elke Höfler ist Assistenzprofessorin für Mediendidaktik und Sprachendidaktik (Schwerpunkt Romanistik) am Institut für Romanistik an der Universität Graz.
Diese Bücher empfiehlt Elke:
Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne, Hartmut Rosa
Wir müssen mehr wissen, nicht weniger. Auch wenn ChatGPT und KI uns viele Dinge abnimmt, brauchen wir für die Jobs der Zukunft und für unsere Bildung als Bürger:innen nicht nur die Grundkompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen, sondern auch Faktenwissen, kritisches Denken, Medienkompetenz und emotionale und soziale Intelligenz.
ChatGPT & Co gehen nicht mehr weg. Auch wenn das Thema KI gerade sehr gehypt wird, erwarten de facto alle Expert:innen, dass sich die Technologie langfristig durchsetzt und zu unserem Alltag, Job und Leben dazu gehören wird. Jede:r muss sich damit beschäftigen, genauso wie das mit dem Internet oder Computer war.
KI wird auch die Schule verändern. Schule wird sich weniger darauf konzentrieren, ein bestimmtes Produkt zu erstellen, wie etwa einen Text. Sondern es geht darum, Kinder und Jugendliche beim Prozess zu begleiten, wie sie etwa einen Text produzieren, der dann gut wird. KI macht die Arbeit nicht für uns, sondern mit uns, wir setzen sie ko-kreativ ein.
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